Georgiens Ex-Präsident festgenommen: Saakaschwili nach Polen abgeschoben
Beim Mittagsessen verhaften Grenzschutz, Polizei und Migrationsdienst Saakaschwili. Dann wurde Georgiens Ex-Präsident nach Polen abgeschoben.
Saakaschwili, so Slobodjan, sei am 22. September 2017 von einem ukrainischen Gericht des illegalen Grenzübertritts für schuldig gesprochen worden. Am 3. Januar habe ein Kiewer Verwaltungsgericht dessen Klage gegen die Migrationsbehörde, die ihm einen Flüchtlingsstatus verweigert hatte, zurückgewiesen. Am 6. Februar sei diese Entscheidung von einer weiteren Instanz bestätigt worden. Deswegen, so Slobodjan, sei die Abschiebung des Politikers in das Land, aus dem er eingereist sei, rechtmäßig.
Sofort nach Bekanntwerden der Verhaftung Saakaschwilis hatten sich zahlreiche Anhänger des Oppositionspolitikers auf den Weg zum Kiewer Flughafen Borispil gemacht, weil sie davon ausgegangen waren, dass sich Saakaschwili noch auf dem Flughafen befände. Dabei war es teilweise zu tumultartigen Szenen gekommen. Erst mit Bekanntwerden der bereits vollzogenen Abschiebung traten die Anhänger des Politikers ihren Rückzug in die Innenstadt an.
Am frühen Abend bestätigte Saakaschwili telefonisch aus Warschau in einem Gespräch mit seinen Anhängern die Abschiebung. Gleichzeitig rief der Chef der „Bewegung neuer Kräfte“ seine Anhänger von Warschau aus zu Ruhe und Gelassenheit auf. „Wir müssen auf deren Schwäche mit der Stärke unserer Seele reagieren“ erklärte er telefonisch. Gleichzeitig bezeichnete er Präsident Poroschenko als „kleinen, verängstigten Politiker“. Dieser sei kein Mann, sondern ein Feigling, der die Ukraine zerstören wolle, zitiert ihn die Ukrainska Prawda.
„Wir werden auf jeden Fall gewinnen, das war heute ihre Niederlage“, sagte Saakaschwili am Ende des Gesprächs. Zuvor hatte Slobodjan erklärt, dass man nun keinen rechtlichen Grund sehe, um Saakaschwili erneut eine Einreise in die Ukraine zu gestatten, denn dieser habe sich rechtswidrig auf dem Gebiet der Ukraine aufgehalten.
Wenige Stunden vor der Verhaftung des georgischen Oppositionspolitikers hatten ukrainische Medien aus einem Interview Poroschenkos, das dieser der österreichischen Zeitung Profil gegeben hatte, zitiert, dass Saakaschwili kein ukrainischer Staatsbürger und auch kein ukrainischer Politiker sei. Saakaschwili habe das ukrainische Gesetz gebrochen. Und so könne er sich durchaus eine Ausweisung von Saakaschwili vorstellen. Dies sei jedoch Sache der staatlichen Grenzbehörde.
Abschiebung stillschweigend akzeptieren
Dieses Poroschenko-Interview war von Beobachtern als Hinweis gewertet worden, dass die Präsidialadministration eine Abschiebung des Oppositionspolitikers stillschweigend akzeptieren würde.
In einer ersten Reaktion erklärte die Oppositionspolitikerin Julia Timoschenko, das Vorgehen gegenüber Saakaschwili sei eine Erniedrigung für die Ukraine und eine Abrechnung mit dem ehemaligen Präsidenten Georgiens. Die Verhaftung habe nur mit Zustimmung des Präsidenten geschehen können, ist sich Timoschenko sicher.
Noch am Abend versammelten sich Dutzende Anhänger von Saakaschwili vor der Präsidialadministration, um gegen die Abschiebung des Politikers zu protestieren. Für den 18. Februar ist eine große Protestkundgebung auf dem Maidan angesagt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Pelicot-Prozess und Rape Culture
Der Vergewaltiger sind wir
++ Nachrichten zum Umsturz in Syrien ++
Baerbock warnt „Assads Folterknechte“
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt
Trendvokabel 2024
Gelebte Demutkratie
100 Jahre Verkehrsampeln
Wider das gängelnde Rot
Bundestagswahlkampf der Berliner Grünen
Vorwürfe gegen Parlamentarier