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Generation X schafft es nichtSatz mit X

Matthias Kalle
Essay von Matthias Kalle

Der Boomer Friedrich Merz wird Kanzlerkandidat der Union. Die Generation X um Hendrik Wüst steht doof da. Und daran wird sich nie etwas ändern.

Hendrik Wüst im Jahr 2007, damals Generalsekretär der CDU in Nordrhein-Westfalen Foto: photothek/imago

D ie eigentliche Tragik des Hendrik Wüst besteht nicht darin, dass er 2025 auf gar keinen Fall Bundeskanzler wird. Sie besteht darin, dass er niemals Bundeskanzler werden wird. Wahrscheinlich nicht einmal Kanzlerkandidat. Vielleicht wird er Bundesminister, Justiz oder so. Mehr wird für ihn aber nicht drin sein.

Das liegt nicht an seinen Fähigkeiten – der Mann ist seit drei Jahren Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, regiert jetzt also auch kein ganz kleines Land. Dort hat Wüst übrigens gemeinsam mit seinen grünen Partnern im Koalitionsvertrag das Prinzip „Bleiberecht vor Abschiebung“ verankert, und das klingt ja auch erst einmal besser als so ziemlich alles, was man in den vergangenen 30 Jahren von Friedrich Merz gehört hat. Vor allem in den letzten Tagen, als er versucht hat, die AfD mit Karacho rechts zu überholen.

Hendrik Wüst jedenfalls wird niemals Kanzler werden, weil er im falschen Jahr geboren wurde, 1975 nämlich. Wüst gehört damit zur Generation X, der wahrscheinlich enttäuschendsten Generation der Bundesrepublik. Ich darf dieses Urteil fällen, denn Wüst und ich sind derselbe Jahrgang. Wir teilen, wenn man so will, das gleiche Schicksal. Da, wo wir hinwollen, sitzt schon ein Boomer, und im Vorzimmer dieses Boomers sitzt schon ein Millennial, der auf seinen Posten geiert und davon ausgeht, dass wir frustriert aufgeben. Die Generation X wird es niemals ganz nach oben schaffen.

Dazu eine kurze Begriffserklärung: „Generation“ bezeichnet Menschen, die „als Altersgruppe in ihrer Gesellschaft oder aufgrund der gemeinsamen Prägung durch eine spezifische historische oder kulturelle Konstellation eine zeitbezogene Ähnlichkeit aufweisen“ (Wikipedia). In der Bundesrepublik haben wir es zurzeit im Großen und Ganzen mit folgenden Generationen zu tun: den Boomern (1946–1964), der Generation X (1965–1980), den Millennials (1980–1996), Generation Z (1997–2012) und Generation Alpha (ab 2013).

Friedrich Merz wurde 1955 geboren, ein Boomer, wie er im Buche steht. Boomer sind wie Schwämme, aus denen man noch den letzten Rest Flüssigkeit rauspresst, und wenn sie schon fast trocken in der Ecke liegen, versucht man noch mal, das Konrad-Adenauer-Haus mit ihnen zum Glänzen zu bringen.

Wüst ist ein Prototyp der Generation X

Die Boomer sind nach wie vor die Generation, die das Land prägt. Sie sitzen im Kanzleramt (Olaf Scholz ist Jahrgang 1958), in den Chefredaktionen und Aufsichtsräten – manche teilweise länger, als sie sollten. Es könnte deshalb sehr gut sein, dass sie nicht von Vertretern der Generation X abgelöst werden, sondern gleich von den Millennials. Die Gen X ist nämlich die verlorene Generation. Das schien mal anders zu sein, aber auch damals war es eine Lüge. Eine Lüge der Boomer, die sie der Generation X erzählt haben. Die Lüge geht so: Ihr seid die hoffnungsvollste Generation, die dieses Land jemals hatte! Ihr werdet einmal alles anders und alles besser machen als wir. Ihr kennt weder Mangel noch Krieg! Ihr habt alles, was ihr braucht, um glücklich und erfolgreich zu werden!

Und tatsächlich: Keine Generation (es geht in diesem Fall um Westdeutschland, weil die Protagonisten, um die es geht, westdeutsch sozialisiert sind) fand bessere Startbedingungen vor. Die Xler wuchsen ohne Not, Krieg und Leid in einer der stabilsten und reichsten Demokratien der Welt auf. Die Bildungschancen waren fast optimal, Generationenkämpfe nicht mehr zu ­erwarten. Wenn die Generation X für etwas war (Umweltschutz) oder dagegen (Neonazis, Irakkrieg), dann demonstrierte sie friedlich und kreativ und passte auf, dass sie nichts kaputt machte. Sie verstand sich mit ihren Eltern, mit ihren Lehrern und Dozenten.

Wüst scheint ein Prototyp der Generation X zu sein. Er wuchs in Rhede auf, wo er heute noch lebt. 20.000 Einwohner zwischen Borken und Bocholt, es geht kaum westfälischer. Wüst sagt „mach“, wenn er „mag“ meint. In einem Fernsehporträt, das der Journalist Markus Feldenkirchen im Sommer über Wüst angefertigt hat, kommt eine CDU-Weggefährtin aus Wüsts Jugend zu Wort. Forsch sei er gewesen, ein „kleiner Rebell“, ein „Frechdachs“, dabei immer im Anzug. Aktentasche mit 14, Junge Union mit 15, Jagdschein mit 16. Das ist eine typische Jugend in der westfälischen Provinz Ende der 80er Jahre. Christian Lindner ist ähnlich aufgewachsen, nur den Jagdschein hat er später gemacht.

Friedrich Merz erzählte mal von seiner wilden Jugend im Sauerland, Mofas hätten für ihn eine große Rolle gespielt. Wüst erzählt stattdessen, dass er selbst kein Mofa gehabt habe, aber Freunde von ihm. Manchmal, wenn er selbst auf dem Fahrrad saß, habe er sich mit der Hand auf der Schulter eines Freundes ziehen lassen. Das ist so seine Art von Rebellentum. Wüst spielte Handball und warf in sechs Jahren ein einziges Tor – das ist, als wäre man gar nicht auf dem Platz gewesen. Sein Abitur machte er mit 2,5.

Es scheint nicht so, als habe Wüst sich in seiner Jugend groß angestrengt, aber das hat ja auch kaum jemand aus der Generation X – die Zukunft lag ja golden schimmernd vor ihr.

Millennials sind die lustigen Enkel

Der Soziologe Heinz Bude sagte einmal, bei der Generation X sei alles ein bisschen müder, ein bisschen kleiner, ein bisschen langweiliger. Hinzu käme eine Art „ewige Postadoleszenz“. Nun ja. Bude, geboren 1954, ist selbstverständlich auch ein Boomer, und Boomer haben ihre Nachfolgegeneration nie sonderlich gemocht. Vielleicht schwingt auch ein bisschen Angst mit – Angst, wir könnten ihnen die Jobs wegnehmen oder ihr Geld oder ihre Macht.

Boomer mögen Millennials lieber, weil die Millennials die lustigen Enkel und nicht die verzogenen Kinder sind. Millennials haben sich diese verrückten Social Media ausgedacht, und man gesteht ihnen eigene Kompetenzen zu. Die Xler sind zu nah dran an den Boomern und gleichzeitig zu verschieden. Wie ein Sohn, den man Friedrich junior nennt und sich dann wundert, dass er ein eigener Mensch ist.

Auch wenn Friedrich Merz eine angstgetriebene Politik macht, strahlt er die Arroganz der Macht aus, wie sie weißen Boomermännern eigen ist. Man muss davon ausgehen, dass Friedrich Merz im kommenden Jahr Bundeskanzler wird. Dann wird der Mann 69 Jahre alt sein. Bei einem CDU-Kanzler muss man mit dem Schlimmsten rechnen, nämlich damit, dass er mindestens zwei Legislaturperioden durchhält.

Wüst ist „strebsam“, „nett“ und „artig“

Dann wären wir im Jahr 2033. Wüst, Söder, Günther und Linnemann wären dann zwischen 56 und 66. Aber die ersten Millennials wären auch schon 53 Jahre alt und würden völlig zu Recht eigene Ansprüche formulieren. Und sie wären auf diesen Moment besser vorbereitet, das waren sie schon immer.

Als die Grünen vor drei Jahren eine Person ins Kanzlerrennen schicken wollten, trat der Xler Robert Habeck gegen die Millennial Annalena Baerbock an. Die Entscheidung lag bei Baerbock, und sie entschied sich – klassischer, skrupelloser Millennialmove – für sich selbst, obwohl Habeck mit großer Wahrscheinlichkeit die bessere Wahl gewesen wäre. Habeck kämpfte nicht, er nahm es hin und ließ Baerbock den Vortritt.

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Über Hendrik Wüst heißt es oft, er sei „strebsam“, „nett“ und „artig“, eine Art „Musterschüler“. Vor einem Jahr schrieb Wüst einen Gastbeitrag für die FAZ, in dem er Friedrich Merz und dessen Grundsatzprogramm mehr oder weniger offen angriff. Tja – so sind sie halt, die Xler. Kritisieren die Boomer, aber eher hintenrum. Die offene Konfrontation ist nicht ihre Sache, das ist eher ein Ding der Millennials, die weniger furchtsam sind. Und sie stehen auch nicht so unter dem Beliebigkeitsverdacht wie die Xler und ihr Klassensprecher Hendrik Wüst. Der ist zwar ein Konservativer, aber progressiv. Der hat in seinem Büro in der Düsseldorfer Staatskanzlei ein Böll-Zitat an der Wand hinter seinem penibel aufgeräumten Schreibtisch. Und im Sommer antwortete er auf die Frage, ob er eigentlich gerne Bundeskanzler wäre: „Ich bin gerade gerne Ministerpräsident.“

Friedrich Merz wäre seit 30 Jahren gerne Bundeskanzler. Jetzt, 2024, ist er schon mal Kandidat. Außerdem gehen Oasis wieder auf Tour, und Stefan Raab kehrt zurück. Das fühlt sich alles ein bisschen an wie 2001, als Hendrik Wüst 26 Jahre alt war und wie so viele andere aus seiner Generation von einer glorreichen Zukunft träumte. Der Traum ist aus.

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Matthias Kalle
Ressortleiter wochentaz
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37 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Ich hab noch'n kleinen Aufreger.



    Wagenknecht ist auch Gen. X.

  • Es kommt noch schlimmer, das lauert nämlich noch eine lang anhaltende Wirtschaftskrise induziert aus Leistungsbilanzdefizit und Nachfragerückgang. Weil sich wesentliche Teile der Boomer mit einem 100k+-Wohnmobil und fetten Alterbezügen ins schönere Ausland absetzen. Und das dreist als passende Belohnung für ihre "Lebensleistung" betrachten.



    Die im wesentlichen daraus besteht mit dem vorherrschenden Wirtschafts - und Politiksystem das Klima des Planeten an die Wand gefahren zu haben. Auf die wahrhaft revolutionäre Idee, diesen Anspruch zu negieren und zu sagen: Du willst Rente? Wofür, wenn es nach Leistung geht, dem "was hinten raus kommt", dann ist Schadenersatz fällig!... Auf diese Idee kommt niemand. Noch nicht. Das wäre zuviel der Zeitenwende für die Generationen "die Rente ist sicher"....

  • Ich könnte nun sagen, dass die Grenzen eigentlich nicht zwischen den Alterskohorten verlaufen. Oder einfach: Viele Boomer sind reichlich eingebildet - ein verschwindend kleiner Teil der Menschheit - ein paar Jahrgänge, eigentlich auch nur auf die herkömmliche "1. Welt" bezogen, wohl ziemlich gegen Ende der Hegemonie, welche von Europa und später auch (vom ehemaligen Ableger) Nordamerika aus immerhin gut 500 Jahre lang ausgeübt wurde. Wo? Auf einem nicht sonderlich großen Planeten, ziemlich am Rand des Universums (ja, ich weiß, den gibt's nicht). Bevor ich nun endgültig wie Douglas Adams zu klingen versuche, beende ich den Kommentar ganz abru...

  • "In Deutschland werden die im Zeitraum von 1955 bis 1969 Geborenen von Statistikern als geburtenstarke Jahrgänge bezeichnet (meist bezogen auf Westdeutschland). Es gab zwar bereits in den Jahren 1947–1950 einen leichten Anstieg der Geburtenrate. Zwischen 1950 und 1955 hingegen stagnierte die Geburtenrate wieder. 1962 bis 1967 waren die geburtenstärksten Jahrgänge in der damaligen Bundesrepublik Deutschland mit jeweils über einer Million Geburten."

    de.m.wikipedia.org/wiki/Baby-Boomer

  • Schöner Artike! Enthält einiges, was ich gerne glauben würde, aber:



    "Obwohl die geburtenstarke Generation einen zahlenmächtigen demografischen Faktor darstellt, existieren über ihr Lebensgefühl und ihren Sozialisationstyp keine Untersuchungen mit eindeutigen Ergebnissen. Demgegenüber finden sich in den Medien und in der Wirtschaft viele Aussagen, die sich auf Vermutungen, Spekulationen und Deutungen stützen."



    Wikipedia "Baby-Boomer"

  • "Wüst ist „strebsam“, „nett“ und „artig“"

    "Wüst ist ein Prototyp der Generation X"

    Aha. Gar nicht sooo lange her, da wars noch Kurt Cobain. Und Generation X stand für No Future und Nihilismus.



    Und keine Chance auf höhere Posten? Gilt das dann auch für Linnemann? Der ist gerade mal 2 Jahre jünger als Wüst.



    Soviel mal zur Substanz dieses ganzen Generationengedöns.

    • @Deep South:

      Exakt - Generation X Douglas Copeland. Der Autor Kalle benutzt den Begriff Generation X sehr unbedarft.

    • @Deep South:

      Das stimmt doch nicht! Erwin Lindemann war schon 66 Jahre alt, als er zusammen mit dem Papst seine Herrenboutique in Wuppertal eröffnete.

      • @Nairam:

        Und dann ist er als Frontmann bei Rammstein eingestiegen....

  • Zum Foto - und aus der Sub-Headline: „... Hendrik Wüst steht doof da. Und daran wird sich nie etwas ändern."



    Zitieren ist das neue Kommentieren...

    • @starsheep:

      :-))))

  • Es gibt eine ganze Reihe von Gründen, warum Wüst auf gar keinen Fall Kanzler werden sollte.

    Seinen Jahrgang zähle ich nicht dazu.

  • Ich gehöre zu keiner Kategorie weil ich zum einen Vereinfachungen als nicht funktionsfähig ansehe und Künstler bin und in paraguay aufgewachsen bin und bei den Zeugen Jehovas. Also eure schöne Vereinfachung klingt toll ist aber so übel schlecht.

  • "Der Soziologe Heinz Bude sagte einmal, bei der Generation X sei alles ein bisschen müder, ein bisschen kleiner, ein bisschen langweiliger. Hinzu käme eine Art „ewige Postadoleszenz“. Nun ja. Bude, geboren 1954, ist selbstverständlich auch ein Boomer, und Boomer haben ihre ..."



    Selbsteinschätzung etwa wie die von Heinz Bude, der uns den Leistungs-Fanatismus als Eigenschaft verbal schlagwortartig ins Stammbuch geschrieben hat: Betonung auf Fanatismus, was bei Merz unschwer in eine gewisse Verbissenheit gemündet hat. Wir werden sehen, ob die BoomerInnen mit ihren "stimmkräftigen" Jahrgängen wie '64, 1,3 Millionen, einem in der Regierungspolitik unerfahrenen Vollsenior mehr trauen als den wahrscheinlichen Kandidaten anderer Parteien. Bei einem Kandidaten Boris Pistorius könnte es für Merz eventuell nicht mehr reichen, weshalb Rochade kein schlechter Schachzug wäre.



    Heinz Bude hat die Ursachen des Leistungs-Fanatismus auch benannt, die Geburt liegt Jahrzehnte vor den BoomerInnen in ihrer Elterngeneration. Insofern sind die XerInnen EnkelInnen, die ein belastendes Erbe erfolgreich ausgeschlagen haben. Das tut der Gesellschaft gut, wie auch andere MP mit ihrer Kommunikation darstellen.

  • Wüst ist bereits einmal wg. Korruption von allen seinen Ämtern zurückgetreten. Dass so einer in NRW Ministerpräsident werden kann, ist der Dummheit und Vergesslichkeit der CDU-Wählerinnen und vielleicht auch deren moralischer Verkommenheit (soweit es nicht Vergesslichkeit ist) zuzurechnen. Ein Ministerpräsidenten-Job im Bevölkerungsreichsten Bundesland für einen zuvor wegen Bestechlichkeit zurückgetretenen Politiker ist wirklich genug der Ehre. Sich so einen als Bundesminister der Justiz vorstellen zu müssen, dreht im Rechtsstaat jedem den Magen um.

  • Den Ministerpräsidenten des bevölkerungsreichsten Bundeslandes als tragische Figur in Sachen Karriere darzustellen hat aber auch was Komisches...

  • Schade, dass der Artikel hier nicht in der Zeitungsform zu lesen ist. Das ist dann noch ein Abenteuer für sich, diesen exzellenten Artikel zu lesen. Ein wunderbarer Artikel. Ich gehöre zu den Boomern. Ja so war es, kein Gedanke an irgendeine Zukunft, keine Probleme, gefühlt ein immer nach oben offener blauer Himmel. Das war das Gefühl.

  • Nach den Boomern, bekommen die Xler große Probleme.



    Eine vorsichtige Prognose, deutet darauf hin, dass eben immer Weniger viel haben werden und Viele Ältere Xler, immer weniger.



    Nicht nur dadurch, dass man die hohen Stufen für viele unerreichbar werden, nein durch wage Anstellungen und Teilzeitjobs, werden im Grunde auch keine Rentenpunkte in unserem Sozialsystem generiert. Festanstellung war Boomer und wird die Kaufkraft in Zukunft auch noch stark beeinflussen.

    Wir Xler, werden lernen müssen mit weniger glücklich zu sein und Millanials dabei zusehen oder helfen ihren Weg attraktiver und besser zu bestreiten.

    Habeck hat den Rückzieher auch einen Rückzieher machen müssen, weil es zum politischen Ehrgeiz der Grünen gehört der GenderPayGap zu zerstören. Da kann man kein Kanzler werden, wenn man als Xler auch noch das falsche Geschlecht hat. - So bitter die Wendung ist. Die Xler, kämpfen eigentlich gleich an mehreren Fronten um ihr Dasein, das war kaum ein Thema der Boomer.

  • Ich habe mir mal die kleine Mühe gemacht, bei Wikipedia die "Geb. 1975"-Rubrik durchzuscollen. Es stimmt: Wenn es die Möglichkeit gäbe, dort alle Leistungssportler und Rapper rauszufiltern, bliebe nicht mehr viel übrig. Aber woran liegt das? Vielleicht an der falschen Berufswahl?



    Ich selbst bin aus einem der letzten großen Boomer-Jahrgänge. Deshalb fällt mir zu dem Text oben eigentlich nur ein: Heult doch!

    • @Vigoleis:

      genau.

  • Das Generationengeschwafel ist doch einfach nur ein Hilfsmittel um die eigene Meinung zu untermauern.

  • Die Generationenproblematik gab es schon immer und wird es immer geben.



    Es kommt so rüber, als wäre den Boomern quasi alles so zugefallen. Wer da nach oben wollte, hatte viel Konkurrenz. In jungen Jahren musste diese Menschen froh sein, einen Ausbildungs- oder Studienplatz zu ergattern, der zumindest halbwegs in ihrem Interessenprofil lag.



    Sage ich als 75er



    Im übrigen, warum sollten Konservative und Rechtsliberale die Union mit einem Kanzlerkandidaten Wüst wählen? Dann doch gleich besser das Kreuz beim Original setzen. Oder wohl doch eher bei der zukünftig größten Oppositionspartei?

  • Es kann neue Einsichten bringen, wenn man Vorgänge mal mit einem ganz anderen Raster analysiert. Aber hier sehe ich gleich mehrere Annahmen, die ziemlich herbeikonstruiert wirken.

    Zunächst die Grundidee - nach Alter zu diskriminieren. Ageism, klar, aber was soll's. Ungefähr so sinnvoll wie die Annahme, dass die "Boomer" bessere Musik als die "GenX" oder die "Millenials" gemacht haben. Oder die Idee, dass Frauen bessere Politik machen. Ist halt immer einfach, inhaltsfremde Merkmale zur Deutung von irgendwas zu benutzen.

    In Parteien setzen sich meistens die durch, die sich schon länger erfolgreich durch Seilschaften nach oben gearbeitet und Konkurrenz weggebissen haben, Ältere werden zwangsläufig begünstigt durch dieses System.

    Dann die Einteilung selbst: "Boomer" von 1946 - 1964? Das hat weder mit Wirtschaftsboom noch Babyboom zu tun. Jemand Jhg 64 ist von völlig anderen Lebensumständen geprägt worden als ein Mensch Jhg 46.

    Schwer zu sagen, ob Generationen mehrheitlich unterschiedlich gekämpft haben. In den späten 60er/70ern wurde vieles abgeräumt. Dann kam Thatcher und das Gift des Neoliberalismus. Depression war die Folge. Manche kannten nichts anderes mehr.

  • Ja, da ist was dran. Diesen Gedanken hatte ich auch schon gegenüber meiner Mitmenschen formuliert.

  • Wenn Herr Merz 30 Jahre braucht, ist ja noch Zeit.

  • Waren Boomer nicht auch schon mal als die geburtenstarken Jahrgänge definiert? Jedenfalls die von 1946 mit denen von 1964 wegen angeblich gleicher Lebensumstände gleichzusetzen, erscheint zumindest zweifelhaft. Die Kinder von 46 haben durch die Eltern starke Traumata erlebt , dann noch die Hungerwinter und der langsame Wiederaufbau. Das kann nicht mit 1964 vergleichbar sein.

    • @fly:

      Das mit 1946-64 ist die Definition Babyboomer für die USA, auch ein Problem der Generation X, die schulisch sozialisiert nach der "geistig moralischen" Wende nur oberflächlich recherchieren und nicht wissen, dass das bei uns erst mit dem "Wirtschaftswunder" ab Mitte der 1950 losging und etwas länger dauerte als in den USA.



      .... schreibt ein besserwisserischer deutscher Boomer Jg.1965.

      • @Axel Schäfer:

        Nur ein klein wenig besserwisserisch, auf jeden Fall guter Punkt, denn wenn diese komischen Generationsbezeichnungen überhaupt irgendwelchen analytischen Wert haben, dann sollten sie wenigstens stimmen.

  • Äh nein. Das hat nix mit dem Alter zu tun. Sondern damit das Wüst in der falschen Partei ist. Er wäre ein guter Kanzlerkandidat für die Grünen. Oder halt die "Liste Angela Merkel", was im Grunde das gleiche ist.



    Aber eben nicht für eine Partei die nach allem was man von den Basis-Mitgliedern und den Wählern weiß halt ne komservativ-bürgerliche Partei sein will und eben nicht "grün, nur mit weniger gender und bisschen langsamer um das Wahlvieh nicht zu überfordern".



    Merz macht so langsam mal dass, wofür er zum Parteichef gemacht wurde: mit def Ära Merkel brechen.

  • Damn! Dieser Artikel...spricht mir aus der Seele. Und breitet die ganze Misere vor mir aus. Bin auch Gen X. Meine Rede ist immer, wir befinden uns im Windschatten der Boomer, am Anfang unserer Berufskarriere waren wir die Generation Praktikum. 6 Monate und mehr unbezahlt mitarbeiten und sich wie Bolle darüber freuen, dass etwas im Lebenslauf steht. Von wegen zu nett, zu artig, das hat uns geformt! Damn. Und jetzt sitzen tatsächlich viele absolut dämlichen, selbstgefälligen, machtgierigen Boomer auf den Posten. Wir müssen aushalten, dass sie nach alten und neuen Maßstäben inkompetent sind, zu leiten, einfach nicht in die Zukunft denken, unflexibel sind und sich auf ihre baldige, pralle Rente freuen können. Und genau: danach kommen die digital Natives auf die Posten, die gleich ganz was Neues bringen. Wir sind einfach zu lange einfach nur mitgelaufen. Damn! Einziger Trost: wir werden ohnehin bis 70 arbeiten und auf die letzten Meter wird der demographische Wandel uns noch Räume verschaffen - also fit- und durchhalten, Altersgenoss:innen!

    • @rosa :

      Danke, für die aufmunternden Worte.

      Ich habe jetzt schon Chefs vor der Nase, die sind gute 10 Jahre jünger sind und besetzen Posten, auf die ich schon seit 20 Jahren hinarbeite.



      Ein ausbrechen aus diesem System ist leider sehr risikobehaftet.



      Durch die vielen männlichen Boomer, hat man bei gleicher Leistung gegenüber Frauen oder Behinderten, gleich kaum Chancen sich weiter zu entwickeln.



      Lehrgänge, werden zudem auch eher gerne an jüngere Mitarbeiter vergeben, weil man selbst, mit Kindern, sehr unflexibel erscheint.

      Eigentlich arbeite ich schon jetzt, obwohl ich noch mehr als 20 Jahre arbeiten werden darf, auf meinen Ruhestand hin. - Und eigentlich, möchte ich dann fliehen, weil ich mich dann über 50 Jahre lang in meinem Job und meiner seltsamen Umwelt, nur geärgert habe.

      Man hat sich als Xler, leider nicht getraut, die Mauern der Ungerechtigkeit, früh genug einzureißen, weil man immer die Angst der Rezession und geringer Arbeitsplätze nach der Wiedervereinigung im Westen im Nacken hatte.

      Ihnen und mir, wünsche ich eine glückliche und wunderbare Zukunft.

  • Wüst wird nicht Kanzler weil er mit den Grünen koaliert und weiter koalieren will. Das hat mit dem Geburtsjahr nix zu tun. Auch viele CDU-Wähler wollen die Grünen nicht mehr an den Schlathebeln nzw den Futtertrögen haben, und würden abspringen (insbesondere im Osten aber auch in BW und die CDSU-Wähler Bayern) wenn diese Gefahr besteht. Und zum Teil wohl AfD wählen. Darum gehts hier. Und selbst die CDU mit März kann von der Schwäche der Ampel kaum profitieren weil Merz sich eben auich ein Hintertürchen für eine Koaltion mit den Grünen, und die Voerdertür für SW offenhält...

  • Bei Wikipedia steht über Wüst:

    "Wüst arbeitete von 2000 bis 2005 bei der Lobbyagentur Eutop International GmbH in Berlin, ab 2004 als deren Syndikus und Bevollmächtigter. Klienten sind Unternehmen, die mithilfe von Eutop Einfluss auf Ministerien ausüben wollen."

    Ich weiß, warum ich die CDU nicht wähle.

  • Etwas übertrieben, aber dadurch nicht minder interessant.



    Ich glaube persönlich nicht an solch starre Generationsmuster, aber finde es durchaus lesenwert, wenn es jemand tut. Mal sehen wie es ausgeht... :)

  • "Hendrik Wüst jedenfalls wird niemals Kanzler werden, weil er im falschen Jahr geboren wurde, 1975 nämlich. Wüst gehört damit zur Generation X, der wahrscheinlich enttäuschendsten Generation der Bundesrepublik."

    Aber ist das nicht Generationsklassismus?

    • @Ice-T:

      Wenn auch, zumindest mal Wert auch angesprochen zu werden. Als Xler, musste man sich schon sehr viel gefallen lassen, ohne dass man gelebte Ungerechtigkeit ansprechen durfte.



      Regeln auf die man sich verlassen hat und die damals galten, die dann plötzlich eben mal politisch geändert worden. Das fängt schon an mit Rente ab 63, jetzt 70. Den Genuss, den Boomern haben oder hatten, ist die Karotte die nur den Xlern vor der Nase baumelt und eben selten bis gar nicht erreicht werden. Jemand der bereits mit dieser Änderung schon von Anfang an konfrontiert wird, richtet sich auch dementsprechend aus und hat oft weniger Probleme darin, eine Ungerechtigkeit zu erkennen oder zu empfinden.

      • @Kühlbox:

        Auch ich bin als Jahrgang 1961 eine "böser Boomer", aber auch für duesen und andere Jahrgänge gelten längere Arbeitszeiten.



        Ich werde bis Mai 2028 arbeiten müssen, um die volle Rente bekommen zu können. Dafür sind auch Fehlentscheidungen meinerseits verantwortlich, aber in meinem beruflichen oder privaten Umfeld gehen die Gleichaltrigen nur dann früher in Rente, wenn sie 45 Jahre und mehr eingezahlt haben, ober wenn ihnen ihr Einkommen oder eine Erbschaft ermöglichen, die Abzüge auszugleichen.

        Nebenbei: Leuten, die älter sind als ich, wurde noch die volle Studienzeit auf die Rente angerechnet, bei mir nur die Regelstudienzeit. Und viele der "bösen Boomer" hatten auch mit Zeitverträgen und Scheinselbständigkeit zu kämpfen. Wir waren so viele, da konngten sich das viele Arbeitgeber erlauben.

        Ich will damit nicht sagen, daß Sie und Ihre Generation kein Recht auf Kritik hätten, aber so glatt und rosig war das Boomerdasein auch nicht für alle dieser Generationen.