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Gendergerechtigkeit in DeutschlandObjektiv messbar

Simone Schmollack
Kommentar von Simone Schmollack

Nie zuvor hatten Frauen so viele Möglichkeiten, selbstbestimmt zu leben. Trotzdem hat der Feminismus sein Ziel noch längst nicht erreicht.

Auf drei Hochzeiten folgt rechnerisch eine Scheidung Foto: René Traut/imago

I st der Feminismus überflüssig? Steile Frage. Gestellt von Martin Schröder, Soziologie-Professor an der Universität des Saarlandes. Er beantwortet sie gleich selbst, in seinem neuen Buch „Wann sind Frauen wirklich zufrieden“. Darin folgt er den Spuren des Gleichstellungskampfes, wühlt sich durch Glücksstudien und Datenmengen zu weiblicher Erwerbstätigkeit, befragt sein persönliches Umfeld. Dann nimmt er all diese Ergebnisse auseinander und setzt sie auf seine Weise wieder zusammen.

Herausgekommen ist ein überraschendes Fazit: Frauen geht es heute so gut wie nie zuvor, sie sind mit ihren Jobs genauso zufrieden oder unzufrieden wie Männer, bei Bewerbungen würden sie sogar bevorzugt berücksichtigt, und viele Mütter kleiner Kinder finden es richtig, dass vor allem sie und nicht die Väter die Betreuuung übernehmen. Brauchen wir also dieses Gendergedöns noch, wenn Frauen alles haben, alles machen und alles erreichen können, was sie wollen?

Martin Schröder sagt – das überrascht jetzt nicht – nein. Denn Diskriminierung von Frauen, so der Soziologe, sei heute nicht mehr objektiv messbar, Ungleichbehandlung dürfe man heute nicht mehr pauschal unterstellen. So ganz unrecht hat Schröder nicht. Frauen hatten in Deutschland tatsächlich noch nie so viele Möglichkeiten wie heute, selbstbestimmt und frei zu leben.

Sie können studieren oder eine Lehre beginnen, sich für einen Mann oder für eine Frau oder für niemanden als Le­bens­part­ne­r:in entscheiden, sie können Kinder bekommen oder darauf verzichten. Sie können heiraten, sich scheiden lassen, alleine leben, abtreiben – ohne dass ihnen dabei das Gesetz oder die Gesellschaft ihnen im Wege stehen. Noch nie waren so viele Frauen berufstätig wie jetzt. Von allen Erwerbstätigen in Deutschland sind dem Statistischen Bundesamt zufolge rund 47 Prozent Frauen.

10 Millionen Frauen leben allein

Seit Mitte der 90er Jahre ist die Zahl der alleinstehenden und allein lebenden Frauen um fast 16 Prozent auf knapp 10 Millionen gestiegen. Jede fünfte Frau hierzulande bleibt kinderlos – manche tragischerweise ungewollt, aber nicht wenige verzichten bewusst auf Nachwuchs. So hat die sozialwissenschaftliche Fakultät der Dualen Hochschule Gera im vergangenen Herbst in einer Studie herausgefunden, dass sich junge Frauen vielfach nicht wegen „der Umstände“ gegen Kinder entscheiden, sondern aus „individuellen Überzeugungen“, wie Studienleiterin Claudia Rahnfeld sagt.

Als häufige Gründe gaben die Frauen an, ohne Kinder mehr Zeit für Selbstverwirklichung zu haben. Kann man aus all dem nun schlussfolgern, dass Frauen in Deutschland tatsächlich gleichberechtigt, nicht mehr benachteiligt sind? Ein Blick auf das Manager Barometer, das regelmäßig Führungskräfte befragt, sagt Folgendes: Nur jede dritte Führungskraft ist eine Frau, nach wie vor müssen sich Frauen in Führungspositionen stärker beweisen als Männer, ohne Kinder haben Frauen bessere Aufstiegschancen.

Fazit des Managerbarometers: „Karriere geht für Frauen immer noch auf Kosten der eigenen Familie.“ Apropos Familie: 66 Prozent der berufstätigen Mütter arbeiten in einem Teilzeitjob. Bei den Vätern sind das nur 7 Prozent. Dabei würden viele Mütter mit Teil- oder keinem Job lieber öfter im Betrieb sein, als zu Hause Staub zu wischen, können das aber nicht, weil sie keinen Kita- oder Hortplatz haben. Bundesweit fehlen schon jetzt fast 400.000 Kitaplätze, Tendenz steigend. Frauen möchten genauso viel verdienen und dieselben Möglichkeiten auf Führungsjobs wie Männer haben.

Doch machen wir uns nichts vor. Natürlich gibt es auch die anderen, die Frauen, die freiwillig und gern zu Hause bei den Kindern bleiben. Keine Frau heute ist dazu verdammt, Karriere zu machen. Auch das ist ein feministscher Erfolg: Jede Frau kann einem Job nachgehen, sie muss es aber nicht. Ebenso gut können Frauen vorübergehend oder dauerhaft eine Teilzeitstelle annehmen. All diese Entscheidungen können Frauen in der Regel selbst treffen.

Geringere Rente nach Teilzeitarbeit

Allerdings sollten sie sich der Konsequenzen, auf die seit Jahren nicht nur Feminist:innen, sondern vor allem Öko­no­m:in­nen hinweisen, bewusst sein: Frauen, die weniger lohnarbeiten, verdienen logischerweise weniger Geld und haben später eine geringere Rente. Jede fünfte Frau ab 65 Jahren ist armutsgefährdet, bei den Männern sind es nicht einmal 18 Prozent.

Auch weil sogenannte Frauenjobs beispielsweise in der Pflege, im Gesundheitswesen, in der Bildung nach wie vor schlechter bezahlt werden als vermeintliche Männerberufe. Und weil die geschlechterspezifische Lohnlücke trotz Transparenzgesetz – Parameter wie Teilzeit, Elternmonate, weniger Führungspositionen abgezogen – noch immer bei 8 Prozent liegt.

Nicht wenige Ehepaare versuchen die finanziellen Teilzeitjob-Einbußen mit dem Ehegattensplitting aufzufangen. Dieses Steuermodell erhöht das Familieneinkommen signifikant, wenn die Einkommensunterschiede zwischen Mann und Frau hoch sind – und mag dadurch zunächst gerecht wirken. Warum sollte eine Frau, die trotz geringer Erwerbsarbeit auf ein vordergründig ausgewogenes Familieneinkommen blickt, sich bemüßigt fühlen, dieses Lebensmodell aufzugeben?

Ganz einfach: Weil ein großer Einkommensunterschied zwischen Part­ne­r:in­nen ein Machtgefälle innerhalb der Beziehung erzeugen kann. Der Historiker und Finanzexperte Nikolaus Braun erzählt in seinem neuen Buch „Geld oder Leben“ unter anderem davon, wie Männer mit „ihrem Geld ihre Familien tyrannisieren“. Außerdem kann sich keine Frau sicher sein, dass der aktuelle Lebensentwurf bis in alle Ewigkeit hält. Das Statistische Bundesamt hat im Jahr 2021 eine Scheidungsrate von rund 40 Prozent ermittelt.

Auf drei Hochzeiten folgt damit rechnerisch eine Scheidung. Auf der sozialen Verliererseite stehen dann in der Regel die Frauen. Die Frage, ob Feminismus überflüssig ist, beantwortet sich von selbst.

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Simone Schmollack
Ressortleiterin Meinung
Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es immer wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.
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23 Kommentare

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  • "Bundesweit fehlen schon jetzt fast 400.000 Kitaplätze, Tendenz steigend. Frauen möchten genauso viel verdienen und dieselben Möglichkeiten auf Führungsjobs wie Männer haben"

    Ähm. Haben Kinder keine Väter?

    Kitaplätze müssen für beide. Elternteile verfügbar sein. Wer Kitaplätze nur als Mittel zur Erreichung der Gleichberechtigung sieht hat nich verstanden, dass Kinderbetreuung nicht nur eine Aufgabe der Frauen ist.

    Zum Umgang mit dem Mangel an Kitaplätzen gehört immer auch ein Tritt in den Allerwertesten des Allerwertesten.

  • Liebe Frau Schmollack,

    Sie erkennen an, dass Frauen heute mehr Entwicklungs- und Entscheidungsmöglichkeiten, Freiheiten etc. haben als je zuvor - und dann erklären sie die unvermeidlichen Folgen dieser Entscheidungen für inakzeptabel. Beispiel: WENN nunmal mehr Frauen als Männer, vor die freie Entscheidung gestellt, vorziehen, weniger Zeit mit Arbeit und mehr mit Familie zu verbringen, dann ist es doch auch völlig logisch, dass in der Berufswelt die männliche Präsenz - gerade in Jobs, die hohen Zeiteinsatz erfordern - nach wie vor stärker ist. Gleiches gilt für eine Berufswahl, die eben NICHT nach den bestmöglichen Verdienstaussichten getroffen wird und dann wenig überraschend auch zu einem niedrigeren Einkommen führt.

    Dann gestehen Sie Frauen, die Möglichkeit und Fähigkeit zu, sich ihren Lebensentwurf auszusuchen, unterstellen ihnen aber zumindest indierkt, dass sie diese Entscheisungen flasch - nämlich zu Lasten ihrer Altersvorsorge träfen. Da fehlt mir ganz massiv das Vertrauen in die eigenen Geschlechtsgenossinnen, vorausschauend zu denken und materielle und immaterielle Lebensqualität adäquat abzuwägen - etwas, was man von Männern mit absoluter Selbstverständlichkeit erwartet.

    Will sagen: Wenn Sie von Gleichstellung reden, dann sollte das eben auch eine Gleichstellung von (Selbst-)Verantwortung sein. Ein Mann, der sich gegen einen "einkommensmaximierenden" Lebensweg entscheidet, hat AUCH mit den Folgen dieser Entscheidung zu leben - wird sie aber auch gegebenenfalls bewusst treffen, weil er eben andere Prioritäten hat als der Karrierehengs nebenan. Wo ist das Problem, Frauen IHRE Prioritäten auch leben zu lassen?

    Einmal mehr wabert diese Form des Feminismus in meinen Augen zwischen dem Wunsch nach Ermächtigung und der gleichzeitigen Aberkennung der Fähigkeit, Entscheidungsmacht auch verantwortlich zu nutzen.

  • 6G
    669190 (Profil gelöscht)

    Rätsel:



    Wenn Männer über Frauen Bücher schreiben und mal wieder meinen alles besser zu wissen - was ist das?

    Braucht dieser Herr vielleicht noch Silikon zum Abdichten einer rot umrandeten Körperöffnung zwischen Kinn und Nasenspitze?

    • @669190 (Profil gelöscht):

      "Wenn Männer über Frauen Bücher schreiben und mal wieder meinen alles besser zu wissen - was ist das?"



      Da gibt es mehrere Möglichkeiten. Eine davon wäre 'ein distanzierter, neutraler Blick von außen'. Was wäre Ihre Interpretation?



      "Braucht dieser Herr vielleicht noch Silikon zum Abdichten einer rot umrandeten Körperöffnung zwischen Kinn und Nasenspitze?"



      Gewaltfantasien sprechen natürlich immer für eine gepflegte Debattenkultur.

  • vor einigen jahren wurde ich im rahmen einer diplomarbeit zu meiner kinderlosigkeit interviewt. das war damals noch was sehr seltenes - selbst gewählte kinderlosigkeit.



    bin immer noch froh über die entscheidung.



    verstehe nicht, wie frau angesichts der sich verschlimmernden klimakatastrophe nachwuchs auf die welt setzt. wozu? weil babies so süß sind + erst kinderwagengeschiebe aus einer frau eine frau=mutter macht?



    das verarmungsprogramm wählen - mit offenen augen? die chance vor augen, veprügelt zu werden?



    frauen - euch ist nicht zu helfen.

  • Also Zufriedenheit als Kriterium ist einfach lächerlich. Leider benutzen aber nicht nur Männer diesem Unsinn um die Ungleichbehandlungen zu tarnen, nein Frauen spielen da leider mit. Die subjekive Gefühlslage ist aber nicht nur nicht relevant, für andere Frauen schon mal gar nicht, sie ist auch eine Selbtäuschungs- Falle. Wer will schon Opfer sein? Niemand! Also redet man sich die Verhältnisse schön und verweist auf irgendwelche theoretischen Möglichkeiten. Leider ist das nicht nur ein individuelles Problem, sondern eines des ganzen Feminismus. Da werden gelegentliche symbolische Erfolge gefeiert, da berauscht man sich an Selbstermächtigungsphantasien, die Wirklichkeit wird ausgeblendet. Und die Wirklichkeit ist: weniger Geld für gleiche Arbeit, weniger Geld weil soziale Berufe schlechter bezahlt werden, mehr Haushalts- und Erziehungsarbeit, als Bonus noch die Gewalt gegen Frauen. Wer auf Chancengleichheit verweist ist nicht nur ein Blender, sondern zudem noch ein Zyniker, der den Frauen letztendlich selber die Schuld zuweist. Und Frauen, die an ihre vermeindlichen Möglichkeiten glauben wollen, landen mit zuemlicher Sicherheit in Überforderung und Selbstausbeutung. Aber selbst wenn alles gelingt, solidarisch ist es auch nicht eben, so zu tun, als könne jede Frau was einzelne Frauen ja können mögen. Also: anderer Feminismus, weg von Subjektivität, Individualität und Selbstbetrug.

    • @Benedikt Bräutigam:

      Da erklärt also jetzt ein Mann diesen verblendeten Frauen, dass sie einfach nicht wissen, was sie wollen sollten. Das ist mal wahre, respektgetragene Emanzipation...

      Lieber Herr Bräutigam,



      am Ende sollte sich auch der durchblickenste Durchblicker mal fragen, für was oder für wen er eigentlich kämpft. Frau Schmollack hat natürlich Recht, wenn sie auf die Spätfolgen eines weniger auf Einkommensmaximierung gerichteten Lebensentwurfs hinweist. Aber wo steht geschrieben, dass Gleichberechtigung und Wahlfreiheit da aufhören? Wer zufrieden ist mit seinem Leben, auch wenn er weiß, das andere mehr Rente kriegen, ist nicht notwendigerweise einem Selbstbetrug aufgesessen. Würden Sie auch jemanden, der lieber in Urlaub fährt oder teuer auswärts isst, als sein Geld in die Altersvorsorge zu stecken, für "irrelevant zufrieden" erklären? Oder waren Sie imstande, diesem Jemand zuzutrauen, dass er das halt nach seinen Prioritäten so entscheidet? Falls ja, würden Sie es diesem Jemand auch zutrauen, wenn er gar kein "Er" ist?

  • Ich kann nicht verstehen warum die Zahl der rel. Altersarmut in dem Artikel verwendet wurde.

    So wie es in dem Artikel steht wirkt es so als sei der Unterschied 18% zu 20%.

    Es sind jedoch 17.5% zu 20.9%

    Aussagekräftiger finde ich:

    Durchschnittliche Alterseinkünfte M/F

    25 407 zu 17 814 also 29.99%

    Unterschied bei der eigenen Rente ist sogar rund 42,6%.

    Dagegen wirkt sogar der Gender Pay Gap geradezu niedlich.

    15,4% der Frauen geben, im Alter von 65Jahren +, über 40% Iher Einkünfte für Miete aus, bei den Männern sind es 11%.

  • "Jede fünfte Frau ab 65 Jahren ist armutsgefährdet, bei den Männern sind es nicht einmal 18 Prozent."

    Liebe taz,



    was soll mir dieser Satz sagen? Es besteht ein Unterschied von zwei Prozentpunkten zwischen Männern und Frauen? Das ist doch kein guter Journalismus, so ein Satz.

    Außerdem: Wieso wird Feminismus hier so eng eingegrenzt verstanden? Natürlich brauchen wir Feminismus, ganz offensichtlich - wenn man sich die fortlaufende Diskriminierung von Queers anschaut, wenn Schwarze Frauen Rassismus erfahren, die Liste ist lang. Und selbst wenn man nur die im Artikel implizit angenommene Definition von Feminismus verwendet: Was ist mit Femiziden? Was ist mit sexueller Belästigung, durch die angesprochenen ungleichen Machtverhältnisse begünstigt?

    Das hat mir hier gefehlt. Die genannten Statistiken sind gut und richtig. Aber sie sind zu sehr dem angepasst, was der eingangs erwähnte Mensch in seinem Buch behauptet. Ohne die meiner Ansicht nach fehlenden Punkte könnten Menschen auch nach Lesen dieses Artikels denken, der Feminismus sei "ja nicht mehr so wichtig".

  • " Jede fünfte Frau ab 65 Jahren ist armutsgefährdet, bei den Männern sind es nicht einmal 18 Prozent."

    Heißt also 20% im Vergleich zu 18%.

    • @Nobodys Hero:

      20.9% zu 17,5% um genau zu sein, wenn man die Quelle ließt.

      Also nicht 2% sondern 3,4%

      Aus der Selben Quelle heißt es aber auch:

      Rentenunterschied M und F: 29.9 %

      Dabei ist sogar die Hinterbliebenen Rente mit eingerechnet, die statistisch fast nur Frauen bekommen.

      Ohne diese ist der Unterschied: 42,6 %

      Überlastung durch Wohkosten:



      15,4% bei Frauen, 11,5% bei Männern.

      Das sind allesammt deutlich erschreckendere Zahlen als es der kleine Unterscheid bei der generellen Altersarmut zunächst scheinen lässt.

      • @sociajizzm:

        Vielen Dank für deine Bemühungen und die zusätzlichen Infos!

  • "Nicht wenige Ehepaare versuchen die finanziellen Teilzeitjob-Einbußen mit dem Ehegattensplitting aufzufangen. Dieses Steuermodell erhöht das Familieneinkommen signifikant, wenn die Einkommensunterschiede zwischen Mann und Frau hoch sind – "

    das gibt die Statistik nicht her, besonders bei Gutverdienern ist der Anteil des Ehegattensplittings gering. Vielmehr ist der größte Anteil des Ehegattensplittings in geringverdienenden Haushalten zu finden, da wo 2 niedrige Einkommen keine Haushaltshilfe und/oder Kinderbetreuung finanzieren können, die aber notwendig wäre , so dass beide arbeiten können.

    "und mag dadurch zunächst gerecht wirken. Warum sollte eine Frau, die trotz geringer Erwerbsarbeit auf ein vordergründig ausgewogenes Familieneinkommen blickt, sich bemüßigt fühlen, dieses Lebensmodell aufzugeben?"



    Das ist die übliche Interpretation. Die Zahlen (Gutverdiener - wenig Splitting Geringverdiener - viel Splitting) sprechen aber dagegen. Eine Managerfrau hätte wahrlich keinen Zwang zu arbeiten, anscheinend ist aber gerade bei gut ausgebildeten Menschen, der Wunsch selbst tätig zu sein größer, als der finanzielle Anreiz zu Hause zu bleiben.



    Es ist in meinen Augen keine fortschrittlich, familienfreundliche und auch nicht frauenfördernde Politik alle auf ein gleich schlechtes finanzielles Niveau zu bringen, fortschrittlich wäre alle auf ein gleich gutes Niveau zu bringen, z.B. in dem Familienerziehungszeiten anerkannt werden.



    Der Druck, dass bei 2 Menschen, die beide im unteren Einkommensbereich arbeiten, dass einer die Kinder übernehmen muß, wird nicht durch Abschaffung des Splittings verschwinden.



    Zum Gegenargument, es gibt doch kostenfreie Kitaplätze: Viele Kitaplätze sind zu kurz (von 8 bis 12:30 z.B.) und Kitaplätze sind keine Rundum-Versorgung, die Verpflichtungen, die aus Kitaplätzen erwächst ist nicht mit den Betreuungszeiten getan. Bring/Abholzeiten und Organisation gehören auch dazu, eine 2te Vollzeitstelle ist schon mit 6h Betreuung knapp..

      • @nutzer:

        Warum legt man sich Kinder zu, wenn man sie dann nicht selbst betreuen will?

        Partner, Großeltern, Geschwister ... Wenn wir in größeren Gemeinschaften leben würden, wäre viele dieser "Probleme" gar nicht vorhanden. Aber da wir die Familien immer mehr vereinzeln und das für normal und erstrebenswert halten, sehe ich nicht wie es besser werden soll.

        • @Diana Klingelstein:

          Menschen sind unterschiedlich. Niemand verpflichtet Kinder 100% der Zeit betreuen zu müssen.

          • @nutzer:

            In unserer Zeit und unserer Gesellschaft braucht quasi niemand ein Kind zu haben, der dies nicht will.

            Aber wenn ich ein Kind will, warum will ich dann eine Ganztagskita?

        • @Diana Klingelstein:

          wie es besser werden Soll?

          Bsp:



          Indem Kindererziehung und Pflege und andere unbezahlte Care Arbeit vom Staar entlohnt wird.

          Dabei handelt es sich um wichtige Aufgaben in der Gesellschaft.



          Und anders als "Lohnarbeit", wird diese nicht ausreichend honoriert.

          Das ist vermutlich etwas zu komliziert.

          Einfacher:



          Wie wäre es mit BGE?

          + mehr Geld für Pfegende, alleinerziehende?

          Alleine damit ließe sich die faktisch Altersarmut ausradieren.

          • @sociajizzm:

            Warum soll der Staat Kindererziehung etc. bezahlen? Dann will er vielleicht auch noch mitreden?

            BGE wäre was anders. Da wäre ich auch dafür. Das hat aber mit Kindern nur mittelbar etwas zu tun.

          • @sociajizzm:

            Sie wollen ernsthaft Steuergelder dafür Ihre eigenen Kinder zu betreuen?



            Ich denke auch nicht das wir noch zusätzliche finanzielle Anreize schaffen sollten Kinder als alleinerziehendes Elternteil großzuziehen. Eine schlechtere Ausgangsposition ins Leben gibt es statistisch für Kinder in unserer Gesellschaft fast nicht.

            • @Šarru-kīnu:

              Ja, in der Form von Kindergeld, Elterngeld? Wird das nicht aus Steuergeldern finanziert?



              Müsste halt mehr sein und mehr Anrechnung bei der Rente.



              Warum sollte der Staat das Aufziehen von Kindern nicht honorieren? Man möchte eine nächste Generation, die gesund, sozialtauglich und arbeitsfähig ist. Man möchte den Staat ja erhalten. Da muss man investieren. Aus reiner Nächstenliebe natürlich nicht...

  • Niemand kann je alle Ziele erreichen (selbst Elon Musk ist nie zufrieden). Der Anspruch steigt mit dem Erreichten !. Man sagt auch Egozentrismus dazu. Aber auch weil sich innerhalb des Erreichten sofort Grüppchen bilden die NOCH mehr haben wollen oder etwas anderes brauchen.

    • @Fakta Füchsin:

      "Genau, jetzt muß aber auch mal gut sein."



      Zynismus ist das glaub ich...