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Frauen an UnternehmensspitzenMännerfestspiele

Simone Schmollack
Kommentar von Simone Schmollack

Über die Hälfte der börsennotierten Unternehmen haben keine Frauen im Vorstand, so eine Studie. Zum Glück kommt bald ein verpflichtendes Gesetz.

Keine Frau im Vorstand ist für die Hälfte der börsennotierten Unternehmen normal Foto: Digital Vision/getty images

M it Frauen in Führungspositionen ist es wie mit dem Gender Pay Gap: Seit Jahrzehnten wird beklagt, dass die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern viel zu groß sei. So verdienen Frauen in Deutschland – trotz leichter Verbesserungen – noch immer etwa 18 Prozent weniger als Männer.

Ähnlich verhält es sich mit den Topjobs: Frauen sitzen noch immer sehr viel seltener in Che­f:in­nen­ses­seln als ihre männlichen Kollegen. In Zahlen ausgedrückt liest sich das so: Von den 186 großen börsennotierten Unternehmen in Deutschland haben 103 keine Frau im Vorstand – das sind mehr als die Hälfte. Das hat die Lobbyorganisation „Frauen in die Aufsichtsräte“ (FidAR), die sich seit Jahren dem Thema widmet, in einer aktuellen Erhebung herausgefunden.

Das traurige Zahlenspiel lässt sich fortsetzen. 62 Großfirmen wollen auch weiterhin ihre frauenfreie Führungsetage behalten. Dabei hatte die Große Koalition erst im Januar einen Gesetzentwurf beschlossen, nach dem in Vorständen börsennotierter und paritätisch mitbestimmter Unternehmen mindestens eine Frau sitzen muss. Großfirmen mit Männerfestspielen im Vorstand zeigen also deutlich, was sie davon halten: nichts.

Aber sie werden sich beugen müssen; das Gesetz soll noch in diesem Jahr kommen. Da mögen Quo­ten­kri­ti­ke­r:in­nen auch noch so oft ihr Mantra von den ach so unfähigen Frauen singen.

Dass Unternehmen weder pleitegehen noch schlechtere Bilanzen haben, sobald Frauen sie mitführen, zeigt allein die Quote für Aufsichtsräte. Die gilt seit 2016 – und die betroffenen Firmen sind nach wie vor bestens aufgestellt. Mehr noch: Je nach Unternehmensorganisation beträgt der Frauenanteil in Aufsichtsräten dank der Quotenpflicht heute zwischen 33 und 36 Prozent. Auch wenn er sich aktuell nicht erhöht und Frauen in anderen Entscheidungsgremien nach wie vor unterrepräsentiert sind.

Das Gerede von der Quotenfrau ist Mumpitz

Frauen, so argumentieren Quo­ten­skep­ti­ke­r:in­nen gern weiter, würden nur in den Vorstand, in den Aufsichtsrat, auf den Managementposten gehoben, weil sie Frauen sind. Dadurch würden sie als Quotenfrauen abqualifiziert, was keine Frau will. Das ist natürlich Mumpitz. Frauen werden berufen, gewählt, gesucht, weil sie für die Posten bestens geeignet sind.

Und das hier nur ganz nebenbei: „Ganz oben“ wird ihnen nichts geschenkt. Führungspositionen sind mit Kraftanstrengung, Zeitaufwand, Entbehrungen, dem Willen zu Macht und Entscheidungen verbunden. Das müssen Frauen können und wollen. Und das können und wollen sie. Punkt.

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Simone Schmollack
Ressortleiterin Meinung
Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es immer wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.
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13 Kommentare

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  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Ich kämpfe nicht für Vorstände.

    Ob nun Frauen oder Männer bei Bayer die Umwelt vergiften ist nicht relevant.

  • Feminismus als PR, Frauen endlich auch im Kapital-Himmel.. so ham sich das alle vorgestellt, die gekämpft und gelitten und gezittert und gestorben. Bäh.

    • @KOronja:

      Ich würde sagen, Quoten bringen ein bisschen mehr Fairness innerhalb des Systems, was das System allerdings nicht fairer macht. Von Linker Position aus müsste soziale Ungleichheit und damit die Klassengesellschaft kritisiert und bekämpft werden.

      • @Uranus:

        Linken Feminismus würde ich entsprechend so verstehen, dass die geschlechtergerechte Verteilung von gesellschaftlichen Positionen ein Punkt wäre, ein weiterer die materielle Beteiligung bzw. Teilhabe hinsichtlich von Gleichheit aller Menschen in der Gesellschaft wäre.

  • Warum werden überwiegend die ganz wenigen Posten in den Vorständen börsennotierter AGs erörtert? Das sind wenige hundert Positionen bei der eher kleinen Zahl der AGs in Deutschland.

    Wäre es nicht ein Gebot der Vernunft, dort zu beginnen, wo der Mißstand besonders schlimm ist? In der Branche der Gerüstbauer gibt es überhaupt keine Frauen. Das ist doch der viel schlimmere Skandal.

    • @Crawler:

      Dann wählen Sie doch die Grünen im September! Wir hatten jetzt nämlich sieben Männer als Kanzlerin und erst eine Frau, da gilt es also noch dringend eine Menge aufzuholen. Packen Sie's an!

  • "Steigen heißt: auf andre steigen / Und das nach dem Oben Greifen / Ist zugleich ein Tritt nach unten." B. Brecht, Die Heilige Johanna der Schlachthöfe

    • @sollndas:

      Chapeau … dass Sie nach #MeToo, Harvey Weinstein, Jeffery Epstein und Jürgen T. noch Bert Brecht als Referenz für irgendetwas benennen; Ihre Sicht auf die Welt muss eine sehr männliche sein.

    • @sollndas:

      Schreiben Sie das doch bitte mal unter jeden Artikel in der FAZ, da passt das doch viel besser hin.

  • Ja wie?

    “ Aber sie werden sich beugen müssen;…“



    Wer‘s glaubt - Zahlt‘n Thaler •



    & Däh!



    Das zirkeln die Boygroups genau hin a Gesetz!



    Und Kaffeekochen mit BWL-Examen bleibt halt:



    Kaffeekochen. Newahr.



    Normal.

    unterm—— servíce — mal kl. Tipp entre nous —-



    Es gibt halt keine StudiVerbindungen - außer mit Sektdamen - für Frauen!



    Frauen - Netzwerken jaja! But - Männer - haben/sind in Verbindungen & Seilschaften.

  • Der Aufsichtsrat einer AG führt nicht das Tagesgeschäft sondern kontrolliert v.a. nur, im Gegensatz zum Vorstand. Dadurch ist ein Aufsichtsrat wesentlich einfacher mit Quotenposten aufzufüllen. Da kann man problemlos jemanden reinsetzen der das Unternehmen überhaupt nicht kennt und nur aus Proporzgründen den Sessel füllt, solange die anderen die Kontrollfunktion noch ausfüllen. Im Vorstand dagegen kann das schnell zu Problemen führen.

    • @Descartes:

      So isset - der Rest - s.o. •

      kurz - Wenn frauman von Concernstrukturen keinen blassen Schimmer hat - sollte frau den Mund nicht so voll nehmen. Gelle.

      Mit den Worten “Meine Herren!



      Sie wissen - Warum ICH - hier sitze.“



      Nahm der vergleichsweise Jungspund Alfred Herrhausen den Vorstandsprecher-Sessel ein.



      “… Herrhausen besuchte in seiner Kindheit das Carl-Humann-Gymnasium in Essen-Steele und die NS-Ausleseschule Reichsschule Feldafing der NSDAP. Nach dem Zweiten Weltkrieg studierte er Betriebs- und Volkswirtschaftslehre in Köln, wo er sich dem Corps Hansea anschloss.“



      (paar Straßen weiter;)



      de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Herrhausen



      & Däh! - Da geht‘s lang -



      zwischen Kapital und Arbeit

      Die 1960er-Jahre waren dagegen von einem allmählichen Abschied von autoritären Konzepten gekennzeichnet. Nun prägten Sozialwissenschaftler den Diskurs. Insbesondere das Buch des deutsch-amerikanischen Soziologen Heinz Hartmann sorgte unter deutschen Unternehmern für Furore, weil er ihnen ein "charismatisches Führungsverständnis" und ein "elitäres Selbstverständnis" attestierte. Während einige die Thesen Hartmanns als überholt disqualifizierten, sahen sich andere doch veranlasst, ihre Konzepte zu überdenken. Vor allem jüngere "Führungskräfte" wie etwa Alfred Herrhausen plädierten für eine stärkere Orientierung am gesellschaftlichen Wandel. Altmodische Führungskonzepte, wie sie insbesondere die "Harzburger Akademie" des ehemaligen SS-Mitglieds Reinhard Höhn praktizierte, verloren an Boden: "Der Führer ist tot", konstatierte die Zeitschrift Capital 1971. Die Ereignisse um das Jahr 1968 bedeuteten für die Unternehmerschaft zwar eine politische Provokation, auf die zunächst "mit kämpferischer Rhetorik" reagiert wurde - aber etwas später eben auch "mit Dialogbereitschaft, Absorption von Kritik und professionalisierter Öffentlichkeitsarbeit". In den 1970er-Jahren suchten die Manager mit Nachdruck ihren Platz zwischen Kapital und Arbeit. …ff

      • @Lowandorder:

        ff

        Auch das seit 1971 im Spiegel-Verlag erscheinende Manager Magazin trug entscheidend zur wachsenden Akzeptanz des Managerbegriffs und zur Modernisierung und Demokratisierung der Konzepte zur betrieblichen Führung bei. Im letzten Kapitel zeigt Dietz, wie sich der allseits konstatierte Wertewandel in den 1980er-Jahren auf die Ausbildung des Unternehmernachwuchses und die Arbeitswelt und ganz konkret auf die Personalpolitik und das Arbeitszeitregime bei BMW - Stichwort "Flexibilisierung" - auswirkte.…“



        www.sueddeutsche.d...rikanten-1.5169950



        & uns Ulrike Herrmann - Däh -



        Überfälliger Denkmalssturz



        : Ein Profiteur der Nazis



        Ludwig Erhard wird bis heute gefeiert – dabei hat er eng mit Gauleitern und NS-Behörden kooperiert. Und bestens daran verdient.



        taz.de/Ueberfaelli...urz/!5624636/?s=09

        Zeigt - Wo der Hammer hängt. Gelle



        &



        kurz - Wer glaubt - daß derartige gewachsenen Strukturen - personelle&strukturelle Orga-Verflechtungen durch gegenderte Gesetze nachhaltig beeinflusst würden.



        Der lügt sich erkennbar & orgsoziologisch x-fach belegt - wie bei der Polizei & ähnlichen Orgas in die eigene Tasche. Allenfalls holt frau - & auch misfits-man - an den gläsernen Wänden sich ne blutige Nase!



        Brief&Siegel •

        So geht das