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Gemeinderat für FabrikerweiterungTesla siegt, Demokratie verliert

Niederlage für die Tesla-Gegner: Der Gemeinderat von Grünheide votiert trotz Protesten und Volksabstimmung für eine größere Elektroautofabrik.

Bürgerprotest während der Gemeinderatssitzung Foto: Patrick Pleul/dpa

Grünheide taz | Dass das Votum so deutlich sein würde, war nicht abzusehen. Doch dann stimmten nach zwei Stunden Diskussion elf Ver­tre­te­r*in­nen im Gemeinderat von Grünheide für den neuen Bebauungsplan, sechs dagegen, zwei enthielten sich.

Damit hat der US-Autobauer Tesla seit Donnerstagabend die Erlaubnis, sein Werk im Südosten von Berlin noch einmal um 118 Hektar zu erweitern und einen Güterbahnhof und Logistikanlagen zu bauen. Dafür sollen weitere rund 50 Hektar Wald gerodet werden.

Ursprünglich hatte Tesla geplant, sein 300 Hektar großes Betriebsgelände um weitere 110 Hektar nach Osten hin zu erweitern und dafür weitere 100 Hektar Wald im Landschaftsschutzgebiet zu roden. Aber das hatte zu massiven Protesten geführt.

Zuletzt war der Widerstand gegen die Erweiterung der Elektroautofabrik, die zum Großteil im Wasserschutzgebiet liegt, immer stärker geworden. Im Februar noch hatten sich über 60 Prozent der Bür­ge­r*in­nen der Gemeinde Grünheide in einer nicht bindenden Abstimmung gegen die Erweiterung ausgesprochen. Erst vor einer Woche fand eine Protestdemo mit bis zu 2.000 Menschen gegen Tesla statt.

Werkskindergarten und Logistikflächen fallen weg

Zur Abstimmung kam nun ein geänderter Bebauungsplan: Während der Güterbahnhof weiterhin auf dem Gelände entstehen kann, fallen Werkskindergarten und einige Lagerflächen weg.

Es sollte eine turbulente Gemeinderatssitzung werden. Am Nachmittag hatte das Protestbündnis „Tesla den Hahn abdrehen“ noch mit etwa 40 Personen vor der Müggelspreehalle, dem Ort der Gemeinderatssitzung im Grünheider Ortsteil Hangelsberg, demonstriert. Der Saal in der von Polizei und Security bewachten Veranstaltung war randvoll, die Stimmung angespannt. Ortsvorsteherin und Sitzungsleiterin Pamela Eichmann (SPD) hatte oftmals Mühe, die zahlreichen Zwischenrufe, Beifall und Unmutsbekundungen unter Kontrolle zu bringen.

Zwar regte Thomas Wötzel vom Bürgerbündnis eine erneute Einwohnerbefragung über den abgeänderten Bebauungsplan an. Dies wurde jedoch trotz viel Beifall im Publikum von den Ge­mein­de­ver­tre­te­r*in­nen abgelehnt. Neben dem überparteilichen Bürgerbündnis, das sich klar gegen rechts abgrenzt, und einzelnen Ratsmitgliedern lehnte auch die AfD-Fraktion den Bebauungsplan ab.

Von den An­woh­ne­r*in­nen im Publikum schien die Mehrzahl gegen die Annahme des „B-Plans“ zu sein, es gab aber auch nicht wenige Befürworter*innen. Auch Tesla war mit einigen Ver­tre­te­r*in­nen rund um Manager Alexander Riederer vertreten, optisch verstärkt durch einen bulligen Security-Mann. Auch ein Sprecher der Landesregierung sowie Bahn-Projektleiter Peter Schulze waren anwesend.

Fangschleuse „nicht der Nabel der Welt“.

Im Publikum wurde der Vorwurf laut, Tesla und die DB hätten gedroht, die Bahnhöfe Fangschleuse und Hangelsberg zu schließen, sollte die Genehmigung nicht kommen. Peter Schulze versuchte diese Gerüchte zu zerstreuen, und zwar ausgerechnet mit dem Argument, diese beiden Bahnhöfe seien „nicht der Nabel der Welt“. In einer früheren Planung schien ein Güterbahnhof an anderer Stelle noch möglich, jetzt aber nicht mehr.

Der Güterbahnhof müsse nun in Abstimmung mit der DB realisiert werden, man brauche Planungssicherheit, sagte Tesla-Mann Riederer. Er versprach, den Verkehr „mittel- bis langfristig“ auf die Schiene zu legen. „Verräter“, murmelte jemand, „so werden wir über den Tisch gezogen“, rief ein anderer. „Ich möchte Sie um Ruhe bewahren“, verhaspelte sich Frau Eichmann. Die Szenerie erinnerte an die Buchverfilmung von „Unter Leuten“.

Mit dem Votum für den Bebauungsplan Nr. 60 habe die Gemeinde den Weg für den Infrastrukturausbau in Grünheide freigemacht, zeigte sich Tesla nachher erfreut. „Der nun beschlossene Bebauungsplan geht in zentralen Punkten auf die Bedenken aus der Gemeinde ein“, so ein Tesla-Sprecher. „So werden mit der geänderten Planung mehr als 70 Hektar Wald erhalten, darunter auch der überwiegende Teil der besonders erhaltenswerten Flächen. Vor allem ermöglicht der Bebauungsplan nun den weiteren Ausbau einer nachhaltigen und umweltfreundlichen öffentlichen Infrastruktur. Damit kann der Lkw-Verkehr in der Region reduziert werden.“

„Das ist ein herber Schlag für den Wasserschutz und die Demokratie“, urteilte hingegen Karolina Drzewo, Pressesprecherin von „Tesla den Hahn abdrehen“. „Die Mehrheit der Menschen in Grünheide hat gegen die Erweiterung gestimmt. Die Mehrheit der Ortsbeiräte hat gegen die Erweiterung gestimmt, und dennoch hat die Gemeindevertretung jetzt wahrscheinlich durch den massiven Druck des Konzerns Tesla und der Bundes- und der Landesregierung gegen das Votum der Bür­ge­r*in­nen hier gestimmt.“

„Schaden für die Gemeinde“

Es sei „gefährlich in einer Region mit Politikverdrossenheit, dass der Mehrheit der Menschen nicht zugehört wurde“, ergänzte sie. Das Bündnis hat angekündigt, den Protest für Wasserschutz und gegen die Erweiterung der Autofabrik in einem Trinkwasserschutzgebiet fortsetzen zu wollen. Auch die Aktivisten im Protestcamp nahe der Tesla-Fabrik in Grünheide stellen sich auf einen längeren Aufenthalt ein. „Wir bleiben vielleicht über den Sommer hinweg“, sagte eine Sprecherin der Initiative „Tesla stoppen“ am Freitagmorgen. Aktuell beratschlage man über das weitere Vorgehen. Eine Verlängerung der Versammlung über den 20. Mai hinaus sei schon beantragt worden.

„Das Votum hat mich nicht überrascht“, sagte Marten Lange-Siebenthaler vom Bürgerbündnis. Er geht davon aus, dass alles bereits vorher ausgezählt war. „Aber der Schaden ist da, für die Gemeinde und natürlich auch für die Demokratie“, so Lange-Siebenthaler mit Verweis darauf, dass die Bür­ge­r*in­nen die Pläne zuvor mehrheitlich abgelehnt hatten. „Die Gesellschaft ist zunehmend polarisiert, und wenn wir dann solche Entscheidungen haben, die den Bürgerwillen nicht ausreichend berücksichtigen, erweisen wir der Demokratie einen Bärendienst. Und das äußert sich in der Regel dann in den Wahlergebnissen.“

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41 Kommentare

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  • ***Für die Verlegung des Bahnhofs Fangschleuse in der Nähe der Tesla-Autofabrik Grünheide sind die ersten Bäume gefällt worden. Das Eisenbahn-Bundesamt teilte am 25. Oktober 2023 mit, es habe auf Antrag der Deutschen Bahn am 19. Oktober eine vorläufige Anordnung für eine vorgezogene Fällung von Bäumen erlassen.*** [ZEIT online, Oktober 2023]

    So ist es eben, denn wenn der Multimilliardär Elon Musk etwas möchte, dann wird es auch ausgeführt. Zweifelt noch irgendjemand daran, dass das Kapital bei uns nur noch das Sagen hat? Weiter unten ist es ja schon in einem Kommentar gesagt worden, dass "Tesla"-Elon einen Bahnhof nur mal so eben "aus Spaß" baut, obwohl der Bahnhof wohl gar nicht wirklich nötig ist. Elon Musk kommt mir ohnehin vor, wie ein reicher "Junge" der gerne spielt, da Geld verbrennen und den Planeten damit anzünden, für ihn nur ein Spiel ist. Das passt auch sehr gut zu einem anderen "Spiel" von Elon Musk. 2018 entschied sich Elon Musk einen Tesla Roadster ins Weltall zu schießen und der Sportwagen schwebt immer noch im Weltraum herum. Ein Mann der so etwas nur als 'Werbegag' tut, sollte man ohnehin nicht mit Umwelt- und Klimaschutz in Verbindung bringen.

  • Sowohl bei der demokratischen Wahl zum Gemeinderat als auch bei der demokratischen, aber nicht bindenden Befragung war allen vorher klar, dass eine Satzung selbstverständlich nur vom Gemeinderat beschlossen werden darf. Ob bei einem direktdemokratischen Verfahren das Ergebnis so ausgefallen wäre wie bei der jetzt durchgeführten Befragung, ist völlig unklar. Die Befürworter:innen des Ausbaus haben mit ca. 40% ein ziemlich gutes Ergebnis erzielt bei einer von der Gegenseite initiierten Befragung.

  • Der Gemeinderat hat demokratisch abgestimmt und der Bebauungsplan geht in zentralen Punkten auf die Bedenken aus der Gemeinde ein. Was ist da undemokratisch?

    • @Der Cleo Patra:

      Hier geht es um Grundbedürfnisse wie dem nach ausreichenden Trinkwassermengen. Solche elementare Einwände sollten nicht anhand (einfacher?) Mehrheit beiseite geschoben werden können.



      Fabriken gehören nicht in Wasserschutzgebiete! Gefahr durch Verseuchung durch Chemikalien und Schwermetalle usw.. Eigentlich ganz einfach.

      • @Uranus:

        Naja, sie haben hier erklärt warum ihnen das Ergebnis nicht gefällt, echte Argumente warum der Prozess dahin undemokratisch sein soll haben sie nicht geliefert.

        • @Volker Racho:

          Ich dachte, das wäre deutlich geworden. Ausführlicher:



          Allgemein zum Thema: Es gibt verschiedene Abstimmungsformen:



          # relative Mehrheit



          # einfache Mehrheit



          # absolute Mehrheit



          # qualifizierte Mehrheit bspw. ⅔



          # Konsens - 100%



          Je wichtiger die bzw. bei existenziellen Entscheidungen, desto größer sollten die zu erreichenden Ergebnisse sein. Mehrheit können auch als Diktatur der Mehrheit betrachtet werden. Es kann kritisch, fatal sein, wenn 50 % der Stimmen ignoriert werden und ohne diese Beschlüsse gefasst werden können.



          Konkret zum Thema: Bei der Entscheidung über die Tesla-Erweiterung musste offenbar kein Konsens erreicht werden. In Meldungen ist bloß von Mehrheit die Rede. Ich gebe zu, tatsächlich weiß ich nicht, was hier für ein Quorum erreicht werden musste. In Meldungen habe ich keine genauere Info dazu gefunden. Meine Annahme ist bisher, es war nicht mal eine ⅔ Mehrheit. Wer das weiß, bitte hier rein schreiben.



          Davon ab, offenbar gibt es auch das Problem, dass die "Volks"abstimmung ignoriert wurde.

  • "Vernunft siegt, NIMBYs verlieren" wäre passender gewesen.

    Der Gemeinderat hat als demokratisch gewähltes Gremium ALLE Aspekte einer Entscheidung abzuwägen. Das Ergebnis der Volksbefragung ist nur einer davon. Das Kommunalrecht würde verbindliche Befragungen für solche Fälle vorsehen, wenn es ihm diese Aufgabe abnehmen wollte.

    Warum das so ist, kann man bequem daran messen, wie immer ausgerechnet Jene die Heiligkeit der direktdemokratischen Entscheidung einfordern, denen das jeweilige Ergebnis in den eigenen Kram passt. Wer von den Gemeinrat-Verächtern ehrlich von sich sagen kann, dass er genauso die Entscheidung FÜR eine Erweiterung der Fabrik für demokratisch zwingend gehalten hätte, wenn die Volksbefragung andersherum ausgegangen wäre, werfe den ersten Stein auf die repräsentative Demokratie...

  • @FLY, @JKHH62

    Wenn Sie aufgepasst hätten, dann hätten Sie mitbekommen, dass es vorher einen Volksentscheid gab.

    Mensch könnte also formal sagen: repräsentative Demokratie: 1, partizipative Demokratie: 0.

    Inhaltlich jedoch,und angesichts der vielen negativen Erzählungen derzeit ("die da oben", etc.) dürfte der ganze Vorgang eher ein Nettoverlust für die Demokratie sein.

    • @tomás zerolo:

      Es gibt keine Volksentscheide in Deutschland, und das aus gutem Grund. Da gewinnt immer der, der am lautesten schreit.

      Die Befragung war nicht bindend, was jedem klar war.

      • @Thomas Schnitzer:

        So "gewinnen" sog. Fortschritt und Arbeitsplätze. Verlierer ist das Öko- System Erde, also das Leben: Wir alle! Nur nicht unmittelbar, aber die Illusion vom "ewigen Wachstum" bleibt. Aber auch die Hoffnung stirbt, wenn auch zu letzt.

  • Sehr passendes Foto. Jedesmal wenn ich das blaue Friedenstäubchen sehe, kommen bei mir die Bilder der prorussischen Demonstrationen die von Rechten organisiert werden hoch.

    Ich frage mich glatt, ob die "Freunde der E-Mobilität" von der AfD auch hier hinter den Protesten stecken.

  • Der größte Witz ist, dass die vorhandene Fabrik nicht ausgelastet und sogar Personalabbau geplant ist. Die Erweiterung ist also völlig sinnlos. Herr Musk soll seinen Güterbahnhof etc. dort bauen, wo er schon genehmigt ist. Wenn dann mal Bedarf für einen Vergrößerung der Fabrik tatsächlich vorhanden sein sollte, kann man ja noch mal reden...

  • Der demokratisch gewählte Gemeinderat hat demokratisch entschieden. Alles bestens.

  • Naive Frage, ich weiß: besteht die Möglichkeit, das Tesla die Fabrik unter ökologisch sinnvollen Umständen betreiben kann?



    .



    Wir wissen, dass Tesla im deutschen Rechtssystem nicht "performt", also gemaßregelt werden muss. Aber deren Autos sind effizient – verglichen mit Produkten von Herstellern, die auch auf deutschem Boden produzieren.



    .



    Wäre ein ökologischer Gewinn möglich, wenn man Tesla endlich gem. gelt. Gesetze reguliere?

    • @THu:

      Ja, natürlich besteht diese Möglichkeit. Der Wasserverbrauch ist bereits jetzt weit unter den Erwartungen geblieben, und es sind weitere Kläranlagen im Bau, die die Wiederverwendung weiter steigern.

  • Verloren hat die Demokratie. Für was bedarf es denn vorher einer Bürgerbefragung mit Ablehnung der Erweiterung und hinterher entscheidet der Gemeinderat anders? Was ist das für ein absurdes Verhalten? Wenn ein Gemeinderat das nicht akzeptieren kann, dass die Bürgerinnen und Bürger von Grünheide es anders sehen, dann gibt´s nur einen Weg: Rücktritt.

    • @Ernie:

      Der Bebauungsplan wurde doch nach der Bürgerbefragung geändert, um den Kritikern entgegenzukommen. Das heißt, das Ergebnis der Bürgerbefragung wurde akzeptiert, gegen andere Aspekte abgewogen, ein Kompromiss erarbeitet und dieser durch ein demokratisch legitimiertes Gremium beschlossen. Was ist daran bitte absurd? Das ist Demokratie aus dem Lehrbuch.

    • @Ernie:

      Das ist nicht absurd, die Abstimmung war nicht bindend aber man hätte sie aus diesem Grund besser gar nicht erst nicht durchgeführt.

      Es kann nicht sein, dass ein paar Nachbarn der Baustelle den Fortschritt für das ganze Land aufhalten, und dann sollte man damit auch keine falsche Hoffnungen wecken. Bürgerbeteiligung auf kommunaler Ebene ist nur machbar, wenn ein Projekt auch nur kommunale Auswirkung hat.

      Es sind halt extrem gute Gründe, warum Volksabstimmungen in Deutschland nicht vorgesehen sind, weil es dabei immer nur darauf ankommt, welche Seite mehr Protest generieren kann.

      Insofern ist es kein Grund für einen Rücktritt, wenn die Politiker vor Ort die Zukunft im Blick haben, und nicht an ihrem eigenen Tellerrand aufhören zu denken.

      • @Thomas Schnitzer:

        Die Abstimmung/Bürgerbefragung war demokratisch mit eindeutigen Ergebnis. Das gilt es zu respektieren. Wer danach anderer Meinung ist, der sollte sein Amt niederlegen.

  • Warum die Demokratie verlieren soll, wenn ein GemeindeRAT eine Abstimmung durchführt, ist nicht so ganz klar. Die Mitglieder wurden demokratisch gewählt und werden auch die Bürgerbefragung berücksichtigt haben, aber nicht übernommen.

    Oder ist gemeint, dass die Sitzung unter Polizeischutz stattfinden musste?

    • @fly:

      Danke. Selbiges irritierte mich auch sehr.

  • Also die Überschrift "Demokratie verliert" finde ich schon ein starkes Stück. Der Gemeinderat ist das demokratisch gewähltes Entscheidungsgremium für die geltende Wahlperiode.

    Es kann nicht sein, dass Entscheidungen danach getroffen werden, wer mehr Besucher einer Ratssitzung oder mehr Demonstranten mobilisiert.

    So herum hat hat für mich hier die Demokratie gewonnen, weil es nach einer durchaus kontroversen öffentlichen Diskussionen klare Entscheidung gegeben hat.

  • "Demokratie verliert"? Nein, im Gegenteil.



    Ein Gemeinderat ist ein zu 100% vom Volk gewählter Rat und somit eine repräsentative Volksvertretung. Bei der nächsten Wahl kann das Volk dann wieder demokratisch entscheiden, ob es diesen Gemeinderat noch mag. So geht Demokratie.



    Und wer dem Wald nachweint, sollte ihn sich mal ansehen. Mit "Wald" hat dieses Nutzholzspalier wenig zu tun, selbst eine zugewachsene Betonmauer ist ökologischer.

    • @Rudi Hamm:

      Zwischendurch wurde aber das Volk gefragt...

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Achso, nadenn! Warum führen wir dann überhaupt Wahlen durch?

        • @Samvim:

          Ignorieren wir, wenn die, die den Gemeinderat gewählt haben, in einer Einzelfrage anderer Meinung sind?

          Beides muss sich ergänzen. Dann funktioniert Demokratie wirklich richtig.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            "Ergänzen" heißt in dem Fall, dass der Gemeinderat das Ergebnis der Volksbefragung in seiner Entscheidung berücksichtigt - nicht dass er ihm sklavisch folgt.

  • Das soll ein Schlag gegen die Demokratie sein?

    Befragt wurden nur die Anwohner von Grünheide. Aber z.B. nicht die Mitarbeiter von Tesla. Hier wurde die Meinung von bis zu 12.000 Menschen nicht gehört. Wenn man nur direkte Nachbarn befragt, ist das Ergebnis wahrscheinlich nicht repräsentativ für eine ganze Region. Es wird verfälscht durch die Reduzierung auf eine kleinen Kreis mit starken Eigeninteressen.

    Es gibt verschiedene Formen der Demokratie. Hier hat sich die repräsentative Demokratie bewährt. Es ist nicht Aufgabe von Politikern sich auf eine Seite zu schlagen. Ihre Aufgabe ist es, Interessen auszutarieren und Gesamtlösungen zu finden. Wenn Politik Gestaltung bedeutet, dann können Entscheidungen nicht nur dem Erhalt des aktuellen Zustands dienen.

  • Ich verstehe nicht, wo das Problem ist. Der Gemeinderat (demokratisch gewählte Vertreter) hat doch mit einer großen Mehrheit dafür gestimmt, oder?

    • @Conrad Budde:

      Die, die den Gemeinderat gewählt hatten, haben aber dagegen gestimmt.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Ja, aber daran ist der Gemeinderat doch nicht gebunden. Oder habe ich das falsch verstanden?

        Da kann man sich drüber ärgern, ist aber recht sinnlos. Gesetzeslage ändern und das Volk solche Entscheidungen überstimmen lassen, wäre evtl. eine Lösung - ginge aber wohl zu Lasten der Planungssicherheit für die gewählten Volksvertreter.

        Aber wäre auf Bundesebene evtl. schon spannend, wenn zB Regierende an die Macht kommen und ihre Wahlversprechen brechen ... könnte ziemlich schnell in einem schönen Chaos enden.

        Man muss halt wissen, was man will: parlamentarische "Demokratie" oder "echte" Demokratie mit Einbindung der Bevölkerung. Aber letzteres könnte zu extrem instabilen Zuständen führen.

        • @Conrad Budde:

          "Ja, aber daran ist der Gemeinderat doch nicht gebunden. Oder habe ich das falsch verstanden?"

          Genau das ist der Webfehler.

  • Es ist doch noch demokratisch wenn die vorwiegend im Rentenalter befindlichen Anwohner ihr Ruhebedürfnis gegen die Arbeitenden aus der Fabrik durchsetzen wollen. Lasst mal beim nächsten Mal die Beschäftigten mit abstimmen und nicht nur die NIMBYs.

    • @Šarru-kīnu:

      Was sind den NIMBYS?

      • @Matt Gekachelt:

        NIMBY= Not In My Backyard= Nicht hinter meinem Haus und Hof.

        Auf deutsch, das St.Florians Prinzip= „Heiliger Sankt Florian / Verschon’ mein Haus, zünd’ and’re an!“

  • Dass der Gemeinderat von Grünheide dem Ausbau der Tesla-Fabrik zugestimmt hat, ist gut so. Die Intelligenz hat gesiegt.

    Der "Wald", von dem in diesem Zusammenhang öfters gesprochen wird, ist eher eine Nutzholzplantage. Wer einen richtigen Wald sehen will, sollte vielleicht eher im Spessart danach suchen.

    • @Aurego:

      Welche Intelligenz hat denn gewonnen?



      Vor dem Bau der Tesla-Fabrik wurde immer wieder auf die beschränkte Resourcenverfügbarkeit hingewiesen, siehe Wasser. Warum wohl haben die Einwohner gegen die Erweiterung gestimmt? Übrigens sollte laut ursprünglichen Plänen die Fabrik so groß sein wie sie jetzt ist.



      Und was den Wald betrifft, ja das dort ist eine Nutzholzplantage. Echter Wld sieht anders aus. Aber auch das ist kein Grund, die Flächen zu betonieren. Nach der Abholzung kann man da ja auch wieder Nutzbäume wachsen lassen, Holz wird auch immer benötigt werden. Aber was verspricht mehr Profit? Im Übrigen werden beim Streben nach schnellem Profit gerne alle später anfallenden Kosten außer Acht gelassen, da wären zu nennen der Rückbau, oder auch die Beseitigung von Umweltschäden (z.B. durch Grundwasserabsenkung). Das wird dann späteren Generationen der Gemeinschaft aufgebürdet. Intelligente Politik sieht aber anders aus, und betrachtet auch, ob wir in Zukunft weiter die immense Autoflut benötigen, die wir derzeit haben, siehe zukünftige Verkehrspolitik. Also, welche Intelligenz hat denn hier nun gewonnen?

      • @Minion68:

        Den Individualverkehr werden wir nicht mehr los. Als Erstes wird der Weg also weg von Verbrennern zu KFZ gehen, die mit Erneuerbaren betrieben werden können (ist im Falle des E-Motors auch effizienter).

        Wasser kann man ganz gut recyclen bzw. in einem geschlossenen Kreislauf nutzen, ist halt teurer. Was mit eventuellen Umweltschäden geschieht, sollte in den entsprechenden Verträgen festgehalten werden. Da hilft vielleicht ein Blick auf stillgelegte Bergwerke im Ruhrgebiet. So viele Altlasten wie dort wird Tesla gar nicht erst schaffen zu erzeugen.

        Brandenburg ist groß. Da gibt's eine Menge Stellen, wo man noch mehr Bäume anpflanzen kann, wenn man Holz benötigt. I. d. R. wird jedoch skandinavisches Holz für viele Dinge bevorzugt, weil das deutsche nicht dieselbe Qualität hat. Das in Grünheide war, so weit ich mich erinnere, für die Papierproduktion gedacht.

        • @Aurego:

          "Den Individualverkehr werden wir nicht mehr los."*



          Wenn weiterhin ...



          # die Verkehrswende in Antriebswende umgedeutet wird ...



          # neue Straßen gebaut werden ...



          # Bequemlichkeit und Luxus nicht hinterfragt werden ...



          # Autos und zugehörige Infratruktur weiter subventioniert werden ...



          ... dann ja. Eben dort müsste allerdings angesetzt werden, wenn mensch sich und andere nicht belügen wollte. Es gibt bereits zu viele Fabriken und Autos. Klima und Umwelt sind bereits beträchtlich geschädigt. Da helfen nicht noch mehr Autos und Fabriken sondern weniger. Was es braucht, ist ausgebaute, vergünstigte ÖPNV und Bahn und weniger Autos. Statt neue Autos zu bauen könnte wenn dann eine kleine Menge bestehender Autos auf E-Antrieb umgerüstet werden. Die vorherrschende Debatte ist schon irre - die Lebensgrundlagen "gehen vor die Hunde" und dennoch geht es vielen Leuten um neue Autos ...



          *In der Annahme, Sie meinen motorisierten (!) Individualverkehr. Individualverkehr wie Fahrrad und Handbike hingegen ist ne feine Sache! ;-)

      • @Minion68:

        > Warum wohl haben die Einwohner gegen die Erweiterung gestimmt?

        NIMBY. Es läuft eigentlich immer auf NIMBY hinaus. Seien es Windräder, Kernkraftwerke, Flüchtlingsunterkünfte, Wegfallen von Parkmöglichkeiten usw. Sobald es die Leute persönlich betrifft, ändert sich ihre Meinung zu Dingen drastisch.