Geiseldeal in Nahost: Hamas bricht den Deal
Die Terrororganisation hat die für Samstag geplante Freilassung israelischer Geiseln ausgesetzt. Die Ankündigung folgte auf neue Trump-Äußerungen.
![Hamas Kämpfer stehen uniformiert, bewaffnet und vermummt in einer Reihe Hamas Kämpfer stehen uniformiert, bewaffnet und vermummt in einer Reihe](https://taz.de/picture/7523204/14/37646602-1.jpeg)
Das ohnehin brüchige Waffenstillstandsabkommen zwischen der radikalislamischen Hamas und Israel hängt nun am seidenen Faden. Am Montagabend kündigte die Hamas an, den für Samstag geplanten Austausch von Geiseln und Gefangenen auf unbestimmte Zeit zu verschieben.
Israel habe in den vergangenen drei Wochen angeblich seine im Waffenstillstandsabkommen festgelegten Verpflichtungen nicht erfüllt, so der Sprecher des militanten Flügels der Hamas, der Al-Kassam-Brigaden, Abu Obeida. Ihm zufolge behindere die israelische Armee den Fluss humanitärer Hilfe nach Gaza und nehme Palästinenser ins Visier, die in den Norden des Streifens zurückkehren.
Die Hamas fordert eine „rückwirkende Entschädigung“ für die angeblichen Verstöße Israels gegen den Waffenstillstand, andernfalls werde sie bis auf Weiteres keine Geiseln mehr freilassen.
Ob der Schritt der Hamas auch eine Antwort auf Trumps jüngste Äußerungen zu seinen Gaza-Plänen ist, bleibt vorerst Spekulation. Der US-Präsident hatte in einem Interview mit dem US-amerikanischen Sender Fox News auf die Frage, ob die Palästinenser das Recht haben würden, in das Küstengebiet zurückzukehren, gesagt: „Nein, das würden sie nicht, denn sie werden viel bessere Unterkünfte haben.“
Trumps „Rivierapläne“ schuld?
Laut Trumps Ansinnen soll Gaza zukünftig im Besitz der USA sein. Aus dem Küstenstreifen will er die „Riviera des Nahen Ostens“ machen und die Palästinenser*innen zwangsumsiedeln. Er geht davon aus, einen Deal mit Israels Nachbarn Ägypten und Jordanien schließen zu können. Beide Länder lehnen die Unterbringung von Palästinensern aus dem Gazastreifen aber vehement ab.
Bislang wurden seit dem Inkrafttreten der Waffenruhe fünfmal Geiseln gegen palästinensische Gefangene ausgetauscht. Der nächste Austausch war für Samstag geplant. Dabei hatten drei israelische Geiseln im Gegenzug für Hunderte palästinensische Häftlinge freikommen sollen.
Nach der Freilassung drei weiterer israelischer Geiseln am vergangenen Samstag im Gazastreifen sind erschreckende Details über die Umstände ihrer Geiselhaft bekannt geworden. Der Bruder des freigelassenen Or Levy berichtete, der 34-Jährige sei „16 Monate lang hungrig, barfuß und in ständiger Angst“ gewesen. Einer der Männer sei angekettet gewesen und habe weder gerade stehen noch gehen können.
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