Gegendemo zu Wagenknecht und Co.: Friedenstauben statt Russenbroiler
Abseits der großen Bewegung gab es auch alternative Friedensdemos in Berlin. Sie fordern Frieden – aber ohne „Putin-Propaganda“.

Unter dem Banner vor der russischen Botschaft liegen Müllsäcke, die wie Leichensäcke aussehen sollen. Die DFG-VK kritisiert das Bündnis um „Nie wieder Krieg“ scharf: Es stelle Russland als Opfer dar und nehme rechte Akteur:innen, die AfD und Akteur:innen aus dem Querdenken-Milieu bereitwillig in seinen Reihen auf. „Frau Wagenknecht, Herr Gauweiler und andere inszenieren sich als Friedensengel, benennen aber nicht die Kriegsursachen. Die Kriegsursache in der Ukraine ist das autoritäre russische Regime um Putin“, sagt Toni Schmitz, Sprecher der DFG-VK. „Stattdessen versuchen sie rechtes und reaktionäres Gedankengut zu normalisieren und erweisen sich damit als weitere Steigbügelhalter der AfD“, so Schmitz. Es ist früh und kalt an diesem Morgen, und nur wenige Passanten bleiben stehen, um die Kundgebung zu verfolgen.
Für später hat auch das Bündnis „Vitsche – Activists Empowering Ukraine“ zum Gegenprotest aufgerufen. „Wir demonstrieren, um der deutschen Gesellschaft die Möglichkeit zu geben, sich klar gegen russische Narrative und Bedrohungen zu positionieren und Solidarität mit der Ukraine zu zeigen“, sagt Kateryna Demerza, Sprecherin von Vitsche, der taz.
Direkt neben der Friedensdemo am Großen Stern protestieren sie unter dem Motto: „Euer Frieden ist unser Todesurteil“. Menschen tragen die ukrainische Flagge um die Schultern und halten Schilder mit Aufschriften wie „Victory for Peace“ oder „Your indifference is death for others“. Auf einem steht: „Eure Friedenstauben sind nur Russenbroiler“. Unter den Redner:innen sind an diesem Tag Michael Roth (SPD) und Sebastian Schäfer (Grüne).
Ukraine sei kein zu verkaufendes „Geschäft“
Vitsche bezeichnet „Nie wieder Krieg“ als „Pseudopazifismus“. Das Bündnis der Friedensbewegung spiele Putin in die Hände und sei gefährlich für Europa. Freiheit und Demokratie stünden auf dem Spiel und es sei wichtig, die Ukraine weiter in ihrem Kampf gegen Russland zu unterstützen. Eine Unterwerfung könne nicht zu Frieden führen: „Stellen Sie sich vor, die Ukraine gibt auf: Glauben Sie wirklich, dass Russland einfach aufhören würde? Dieses Land hetzt ständig gegen Europa und hat sich stark militarisiert. Zudem hat die Ukraine 1994 auf Atomwaffen verzichtet – und was haben wir jetzt? Wenn wir Russland für seinen Angriff belohnen, indem wir nichts dagegen tun und nur das geben, was Russland will, dann erhalten wir keinen Frieden, sondern mehr Krieg“, so Demerza.
Die Sprecherin fordert, dass „die deutsche Gesellschaft endlich begreift, dass es nicht nur um die Ukraine geht und dass die Ukraine kein Geschäft ist, das wir an Russland verkaufen können, um uns ein paar stabilere Jahre zu erkaufen“. Das Bündnis Vitsche lehne die Vorstellung ab, dass Verhandlungen mit einem Aggressor möglich seien: „Die Geschichte, von Syrien bis Georgien, zeigt: Nur entschlossener Widerstand kann den russischen Expansionsdrang stoppen.“
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Wahlverhalten junger Menschen
Misstrauensvotum gegen die Alten
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden
Donald Trump zu Ukraine
Trump bezeichnet Selenskyj als Diktator
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Berlinale-Rückblick
Verleugnung der Gegenwart