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Fridays-for-Future-Aktivistin wehrt sichNeubauer geht gegen Hater vor

Die Klimaaktivistin erwirkt eine einstweilige Verfügung gegen rechten Blogger, der sie sexistisch beleidigt hatte. Von der Politik fordert Luisa Neubauer mehr Einsatz.

Kritischer Blick nicht nur bei Klimawandelleugner*innen: Luisa Neubauer geht gegen Hass im Netz vor Foto: Kay Nietfeld/dpa

Berlin taz | Das Landgericht Frankfurt am Main hat gegen den rechtspopulistischen Autor Akif Pirinçci eine einstweilige Verfügung wegen eines Facebook-Posts erlassen. Das berichtet der Spiegel unter Berufung auf Gerichtsdokumente. Pirinçci hatte ein Foto der Fridays-for-Future-Aktivistin Luisa Neubauer mit einer sexistischen Erniedrigung kommentiert. Pirinçci musste aufgrund des Gerichtsbeschlusses bereits die Gerichts- und Anwaltskosten vorläufig übernehmen.

Vor dem Landgericht Göttingen hat Neubauer ebenfalls einen Erfolg errungen. Hier hatte sie gegen Facebook wegen eines sexistisch beleidigenden Posts geklagt. Der Konzern wurde verpflichtet, die Daten des Posters herauszugeben.

Im Spiegel-Interview erklärte Neubauer, dass sie sich auch juristisch gegen Hasspostings wehre, um zu zeigen, dass unzulässige Posts auch rechtliche Konsequenzen haben können. Die Aktivistin forderte von den Techkonzernen mehr Einsatz gegen Hatespeech, sieht allerdings speziell bei Facebook nur wenig Fortschritt: „Wenn ich mir anschaue, wie schleppend Mark Zuckerberg seit Jahren auf die Kritik an seinem Unternehmen reagiert, dann fehlt mir der Glauben, dass sich die Situation auf Facebook in naher Zukunft verbessert.“

Zudem habe es zu lange gedauert, bis die Politik auf die Gefahr durch Hatespeech reagiert habe. „Onlinehass hat Folgen weit über das Internet hinaus“, sagte Neubauer „Wir reden hier nicht über einen Konflikt zwischen mir und dem Hater, sondern über strukturellen Frauenhass, Sexismus und Misogynie, die überall und immer radikaler zum Ausdruck gebracht werden.“

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9 Kommentare

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  • Würde Tag für Tag ein weiterer Fall eines / einer Facebook-Geschädigten durch die Gazetten gehen und die Fälle nicht alle unter dem Teppich verschwinden würde sich sicher auch ein "Zack" bewegen.

    Aber mit FB ist es wie mit dem Rauchen: Unnötig, krankmachend und nur Dank Werbung überhaupt marktfähig.



    Und Dank Lobbyarbeit und Lügen trotzdem gesetzlich legitimiert.

    Bei der Gelegenheit fällt mir noch eine Branche ein bei der Ähnliches gilt (und die gleichen Marktmechansimen wirken) : Die Branche der (Spiel-) Automatenaufsteller ...

  • Und wieder ist ein Aktivist der sog. "Mahnwachen für den Frieden" durch Hasskommentare auffällig geworden .



    Diese Leute bilden auch einen wesentlichen Kern der Corona-Leugner - Szene .

  • Good for you, Lisa!

    Es ist eigentlich beschämend, dass sich da jede(r) einzelne(r) unter Einsatz der eigenen Lebensenergie (und nicht ohne Risiko!) zur Wehr setzen muss. Nachhaltig ist das auch nicht.

    Hass als Geschäftsmodell.

    Während der Covid-19 Zeit ist das BIP der USA um 32.9% zurückgegangen, während Amazons Umsatz um 40% zugelegt hat. Die Marktkapitalisierung der GAFA [0] hat während dieser kurzen Zeit um 250 Milliarden Dollar [1]. Gleichzeitig drücken sich genau die darum, irgendwo Steuern zu zahlen -- nein, sie saugen auch noch das Gewebe aus, das unsere Gesellschaft ausmacht.

    Wollen wir die wirklich?

    [0] Google, Amazon, Facebook, Apple



    [1] Le Monde 1. August 2020, S. 14

    • @tomás zerolo:

      Bin da völlig bei Ihnen.

  • Gut so junge Dame. Und weiter so. Die Welt braucht Menschen wie Luisa ! Die Rechte bekommt immer mehr Möglichkeiten gegen Menschlichkeit und Freiheit zu agieren. Frauenfeindlichkeit ist ja ein Beispiel. Sogar in Ländern, wo rechte Gedanken und Rasissmus bislang noch wenig auftraten, wie bei uns in Portugal, kommen diese immer stärker zum Erscheinen, wie hier die Chega-Partei. Die wollen sogar international mit AfD und den italienischen Rechten zusammen kommen um damit in Europa mehr Gewicht zu bekommen. Dieser Tendenz muss und kann nur durch den Willen solcher bekannter Menschen wie Luisa entgegen gewirkt werden.

    • @joaquim:

      "Die Rechte bekommt immer mehr Möglichkeiten

      gegen Menschlichkeit und Freiheit

      zu agieren"

      der satz gefällt mir nicht.

      wenn man davon ausgeht dass der kapitalismus als system strukturell zur unmenschlichkeit tendiert wird man sicher nicht glauben können oder wollen dass ein freierer kapitalismus dies weniger tut.

      freiheit und menschlichkeit sind im kapitalismus gegensätze- und einander entgegengesetzt -sie schliessen sich zwar nicht absolut sondern nur relativ aus aber .mehr freiheit bedeutet fast immer mehr unmenschlichkeit

      dies ist unabhängig von der ideologie so

      es stimmt aber auch nicht dass rechtspopulisten oder gar faschist*innen gegen die freiheit kämpfen.sie führten und führen deren namen vielmehr stets im munde-und wollen sowohl individuell-also auf dem markt als auch kollektiv-also im staat und im hinblick auf dessen von diesem definierte staatsnation und deren verhältnis und verhalten gegen andere nationen anderer staaten und diese oder gegen noch nicht verstaatlichte gesellschaften eine brutalere und totalere weniger beschränkte freiheit

      oder was dasselbe ist-eine möglichst weitgehende und rücksichtslose freie realisierung des rechtes des stärkeren

      gegen die menschlichkeit haben sie oft und immer wieder polemisert -gegen die freiheit nur wenig oder gar nicht

      Aristoteles kritisiert an der sklavenhaltenden und auch durch sklavenhandel und die ausbeutung von sklavenarbeit (z.b in den silberminen) reichgewordenen demokratie der athener dass ihr die freiheit das höchste sei



      als die freiheit andere menschen als sklaven zu verkaufen und auszubeuten in der neuzeit abgeschafft werden sollte waren die liberalen dagegen



      und haben eine entschädigung der sklavenhalter gefordert als sie das verbot der sklaverei und des sklvenhandels nicht mehr verhindern konnten



      im hinblick auf den handel mit tieren und deren ausbeutung sind die liberalen heute genauso parteisch für die freiheit

      • 8G
        8190 (Profil gelöscht)
        @satgurupseudologos:

        Ja, SATGURUPSEUDOLOGOS, schön, dass es die Freiheit gibt, die Tastatur nach Gutdünken zu nutzen, nur: Vielleicht wäre es wäre ETWAS menschlicher, mit Hilfe guter Zeichensetzung und freundlicher angemessener G*roßschreibung Ihren Beitrag lesefreundlich zu halten.

      • @satgurupseudologos:

        Freiheit und Menschlichkeit stehen nur in einem links-rechts Schema im Gegensatz. Sonst gibt es hier kaum Gegensätzlichkeit. Freiheit steht hauptsächlich im Gegensatz zu Konventionen. Anarchisten & Co sind die typischen "freiheitliche" Vertreter auf der linken Seite. Jedoch steht Menschlichkeit oftmals im Widerspruch zu Geld. Des einen Wohlstand des anderen Unglück. Grosser Reichtum wird immer auf Kosten von anderen erreicht. Niemand auf dieser Welt könnte 1'000'000€ nur dank purer, eigenen Arbeit verdienen. Entweder Sie verdienen am Kapital, Arbeit von anderen, sie haben eine Idee (z. B. Google), ihnen wird deshalb viel Kapital zugeschoben oder sie können unverschämte Preise einkassieren (Monopol Rockefeller oder Microsoft).



        Haben Sie einen prekären Job, sind sie oft auf dem anderen Ende der Skala.



        In einem Punkt gebe ich Ihnen aber recht, (politische) Freiheit fördert oftmals die Kluft zwischen arm und reich. Es ist der Staat als politische Macht, der, als wichtigster Faktor, die Schere zwischen reich und arm verkleinern kann.

        • @biketraveller:

          "Niemand auf dieser Welt könnte 1'000'000€ nur dank purer, eigenen Arbeit verdienen. "

          Doch, das geht. Sind aber natürlich nur wenige.



          Künstler wie Gerhard Richter können das mit Malerei, Schauspieler aus Hollywood mit unglaublichen Gagen und Autoren wie Stephen King mit dem Schreiben von Büchern. Alle diese Bespiele funktionieren selbstverständlich auch ein paar Nummern kleiner.



          Aber auch in der Industrie kann das Funktionieren. Wenn ich eine gute Idee habe, diese schütze und gut vermarkte, kann ich damit auch reich werden ohne gleich andere ausnutzen zu müssen.



          Das ändert natürlich nichts, dass man mit einem prekären Job eher die Arschkarte gezogen hat.