Freihandelsabkommen Mercosur: Gegen die Isolation
Gegen das geplante Freihandelsabkommen mit Südamerika regt sich viel Protest. Dabei überwiegen die Vorteile – gerade in unsicheren Zeiten.
D ie Welt treibt auseinander. Die Wirtschaftsmächte USA, China und Europa bekämpfen sich zunehmend mit Zöllen. Ökonomische und politische Spannungen steigen. Dabei wäre das Gegenteil – mehr Kooperation – eine gute Sache. Zum Beispiel mittels Mercosur, dem geplanten Handelsabkommens zwischen der Europäischen Union und Südamerika.
Der Vertrag mit den Staaten Brasilien, Argentinien, Uruguay, Bolivien und Paraguay soll unter anderem die gegenseitigen Zölle senken und dafür sorgen, dass mehr Produkte zwischen den Partnern im Norden und Süden gehandelt werden. Nach langen Debatten scheinen die Mercosur-Regierungen und die EU-Kommission bereit zu sein, das Abkommen Ende dieser Woche zu besiegeln. Ursula von der Leyen würde mit einem außenpolitischen Erfolg in ihre zweite Amtszeit starten.
Doch in Frankreich protestieren viele Landwirte, die politische Mehrheit dort ist gegen das Abkommen, die polnische Regierung ebenfalls. Auch hunderte Menschenrechts- und Entwicklungsorganisationen lehnen den Vertrag ab. Ihre Argumente sind nicht von der Hand zu weisen. Hiesige Bauern könnten beispielsweise Marktanteile verlieren, wenn zusätzliches Fleisch aus Südamerika in die Geschäfte kommt.
Emanzipation von China und USA
Doch die Vorteile überwiegen. Indem das Abkommen den Handel insgesamt erleichtert, dürften mehr Branchen profitieren als leiden. Die Chancen stehen gut, dass die Wohlstandsgewinne die Verluste für einzelne Gruppen unter dem Strich überwiegen. Um in der Konkurrenz mit den USA und China zu bestehen, ist es für Deutschland und Europa im Übrigen unbedingt nötig, bessere Handelsbeziehungen zu knüpfen. Fatal wäre es, Südamerika den chinesischen Konzernen zu überlassen.
Sollte das Mercosur-Abkommen platzen, wäre dies ein Schritt in Richtung Abkapselung, Isolation und Rückzug in die Festung. Er hätte dann nicht nur Wohlstand, sondern auch Sicherheit gekostet. Bei Staaten ist es wie im Privaten: Wenn man zusammenrückt und mehr kooperiert, lassen sich Konflikte leichter lösen.
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