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Forderung von Kapitänin Carola RacketeFlüchtlinge aus Libyen rausholen

Libyen sei ein unsicheres Land für Migranten, sagt „Sea Watch“-Kapitänin Carola Rackete. Sie sieht Europa in der Pflicht, die Menschen aufzunehmen.

Legte sich mit Italiens Innenminister Salvini an: Carola Rackete, Kapitänin der „Sea Watch“ Foto: dpa

Berlin epd/dpa | Die „Sea Watch“-Kapitänin Carola Rackete hat Europa zur Aufnahme von Migranten aufgefordert, die sich in Libyen in der Hand von Schleppern oder in Flüchtlingslagern befinden. Rackete sagte der Bild-Zeitung: „Wir hören von einer halben Million Menschen, die in den Händen von Schleppern sind oder in libyschen Flüchtlingslagern, die wir rausholen müssen.“ Ihnen müsse mit einer sicheren Überfahrt nach Europa geholfen werden.

„Sie müssen in ein sicheres Land“, sagte die Kapitänin der Sea-Watch-Seenotretter, die international bekannt geworden ist, weil sie gegen den Widerstand italienischer Behörden gerettete Flüchtlinge in Lampedusa an Land gebracht hat.

Rackete sagte, Europa habe eine besondere Verantwortung gegenüber Afrika. „Es wird in einigen Ländern Afrikas, verursacht durch industriereiche Länder in Europa, die Nahrungsgrundlage zerstört“, sagte sie: „Wir kommen jetzt zu einem Punkt, wo es ‚forced migration‘ gibt, also eine durch äußere Umstände wie Klima erzwungene Migration.“

Europa beute Afrika aus, und damit entstehe eine Spirale, die zur Flucht führt. „Deshalb gibt es eine historische Verantwortung, Flüchtlinge aufzunehmen, die wegen der Machtverhältnisse oder auch der Klimasituation nicht mehr in ihren Ländern leben können“, sagte Rackete und verwies dabei auch auf die Kolonialgeschichte.

Europa hat eine besondere Verantwortung gegenüber Afrika

Carola Rackete

Sie nannte die Debatte über die Flüchtlingszahlen in Europa „teilweise absurd“. „Die Zahl an Menschen, die wir aufgenommen haben, ist ja immer noch gering, wenn Sie das mit dem Libanon, Jordanien oder anderen afrikanischen Ländern vergleichen“, sagte Rackete. Man müsse das besser erklären und dürfe das Thema nicht den rechtspopulistischen Parteien überlassen.

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34 Kommentare

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  • Ich kann das Statement der Frau Rackete weder verstehen noch gutheißen.



    Was bedeutet es denn, "alle Flüchtlinge aus Libyen herauszuholen?"



    Die, die jetzt da sind da sind oder alle, die in Zukunft noch kommen werden?



    Frau Rackete hat kein politisches Mandat. Was soll das alles? Soll das eine neue "Einladung" an Migranten sein sein, nach Europa zu kommen?



    - Die afrikanischen Länder bzw. die Bevölkerung muss und sollte endlich mal in der Lage sein, ihre Probleme und Fluchtursachen selbst zu lösen.



    Warum ist es nicht möglich, die Familien in afrikanischen Staaten davon zu überzeugen, nur so viele Kinder zu bekommen, die auch ernährt werden können? Das Bevölkerungswachstum ist gerade in "ärmeren" Ländern eklatant! Der UNHR beklagt gerade die Kindersterblichkeit schon im Säuglingsalter und fordert Maßnahmen von uns zu helfen. Der bessere Weg wäre, die Menschen mit Verhütung aufzuklären.



    Betr. "Klimaflüchtlinge": Wir alle wissen, dass auch in Europa das Wasser und die Ernährungsgrundlagen in der Zukunft knapp werden und auch Europa unter dem Klimawandel leidet. Und dieses Europa, dessen Städte immer mehr zugebaut werden, weil der Wohnraum knapp wird, soll das Ziel der "Klimaflüchtlinge" sein?



    Das Einzige, was Frau Rackete im Plan hat, ist ihre eigensinnige und nicht zu Ende gedachte Haltung, weil sie den Innenminister von Italien im Blick hat. Hat sie eine einzige realistische Idee geäußert, wer die Aufnahme Tausender finanziert und umgesetzt werden kann? Nein, hat sie nicht, und es interssiert sie auch nicht.

  • "Flüchtlinge aus Libyen rausholen" hört sich toll an.

    Leider wird Frau Rackete nicht sehr konkret, wie sie sich das vorstellt.

    Wenn die EU morgen beginnt, per Luftbrücke alle Flüchtlinge aus Libyen rauszuholen, könnte es für das Geschäft der Schlepper nichts besseres geben.

    Libyen wird als Durchgangsland noch attraktiver.

    Die Nachfrage wird steigen, die Zahl der Toten in der Sahara und der Flüchtlinge in den Lagern, die von ihren Verwandten freigekauft werden müssen, ebenfalls.

    Die Schlepper können nun auch höhere Preise verlangen, weil sie ja nun Zugang zu einer sicheren Reise nach Europa im Angebot haben, nicht mehr nur seeuntaugliche Schlauchboote.

    Schade, dass Frau Rackete nicht deutlicher sagt, was ihr vorschwebt.

    • @rero:

      Ja , wir können der Frau Rackete Anerkennung zollen , für ihren gelebten und aktiven Humanismus.. für ihren beispiellosen Idealismus für die U.N.O. Allgemeinen Menschenrechte !



      ..für das "Prinzip Hoffnung" !



      Ist ja anzunehmen , dass die `Entvölkerung´ der äquatorialen Regionen Afrikas , durch Dürre und Hitze , ( ..die Gegenden werden "unbewohnbar"..) weiter zunehmen wird ! ..und so dürfte Libyen , mit den eigenen politischen Wirren , mit der inhumanen , brutalen Praxis der Schlepperkultur.. weiterhin die Rolle eines `höllischen Durchgangslandes´ spielen !



      Das Leiden der (eigentlichen) Klima-



      Flüchtlinge in Libyen wird m.E. so lange weitergehen , wie Libyen im Zustand der Barbarei gefangen ist !



      -------------



      Es stehen ja gigantisch anmutende , zu lösende Probleme im Raum , mit diversen Strategien ihrer Lösung !



      -------------



      Hoffnungsvoll ist m.E. dass die Idee des "Fortress Europa" mit den ökonomischen Begrenzungen der "Allgemeinen Menschenrechte" , mit dem "NEIN" zur NGO Lebensrettung (oder mit dem "JA" zum Ertrinken ) .. wesentlich sekundarisiert wurde.. durch die internationale Aufmerksamkeit auf die NGO Lebensrettung , der "YACHTFLEET" und das human mutige agieren von Frau Kapitän Carola Rackete mit der "SEAWATCH 3" ..nach mehr als 14tägiger Odysee .. aus Seenot gerettete Menschen in einen sicheren Hafen zu bringen..



      Nun fruchtet (siehe Herrn Heiko Maas) erstmal die Idee der "SEEBRÜCKE" !

  • Vielleicht sollte Frau Rackete mal die Menschen fragen, bevor sie sie zwangsweise nach Europa verfrachtet, was sie selbst wollen. Und vielleicht sollte man den Menschen, bevor man sie fragt, ausreichend informieren ,was sie in Europa erwartet (häufig Arbeitsbedingungen, die an Sklaverei erinnern). Menschen zwangsweise nach Europa verfrachten um sie dann als billige Arbeitskräfte einzusetzen wäre nämlich auch ziemlich kolonialistisch.



    Viele Menschen (vor allem aus Westafrika), die über Libyen gekommen sind, haben mir berichtet, daß ihr Wunsch nur gewesen sei, Libyen zu verlassen, sie aber nicht die Möglichkeit gehabt hätten zurück zu kehre, da die Schlepperrouten aus Libyen raus nur in Richtung Europa gehen. Und daß sie, wenn sie gewusst hätten, was sie hier in Europa erwartet, das investierte Geld lieber im Heimatland eingesetzt hätten. Aber sie sind falschen Versprechungen aufgesessen und hatten dann in Libyen nur noch die Wahl, sich dort mißhandeln zu lassen oder übers Mittelmeer nach Europa zu fahren.

    • @meinereine:

      Selbstverständlich ist die hier zur Rede stehende PRAXIS für die Kapitänen Rackete steht als DEFENSIVE zu bezeichnen. Einmal mehr in der Weltgeschichte sind Leute mit der Verteidigung von Grund- und Menschenrechten, den basics von zusammen Leben, Nachbarschaft, dem Gemeinwesen beschäftigt. Selbstverständlich beseitigen "Die Tafeln" nicht die Ursachen der Armut jener, die bei ihnen Essensrationen abholen. Auch die Rettungssanitäterin muss sich für ihr Rettungswesen nicht rechtfertigen, noch darf sie es interessieren, das der rasende Autofahrer in seinem Wrack selbst schuld ist. Noch ob er drive by Unbeteiligte tötete.



      Offenbar möchten interessierte Kreise hinter die Prinzipien im zivilgesellschaftlichen Rettungs- und Sozialwesen zurück, die im 19.Jhrdt (!) einmal zur Gründung der NGO´s Rotes Kreuz, Arbeiter Samariter Bund, DGzRS etc. geführt hatten. Möglich das mehr als 3 Millionen in Wehrmachts-Kriegsgefangenschaft ermordete russische Soldaten bis heute formal nicht als Kriegsverbrechen gelten. Schliesslich war die Stalin-SU dem Kriegsvölkerrecht nicht beigetreten. Weltanschauungskrieger unter sich.



      Soll heissen: Vom sozusagen kurzsichtigen Standpunkt des Rettungs und Hilfswesens gesehen, kann Frau Rackete gar nichts anderes fordern, als die Evakuierung aus den Gefahrenzonen. Das ist ihr Job.



      Wollen Sie eine faire Weltwirtschaftsordnung über Fluchtursachen, über eine Weltinnen- Weltaussenpolitik sprechen, ist Frau Rackete nicht wirklich zuständig. Ist weder ihre Schuld, noch glaube ich das ihr gefällt im Zentrum einer Realitätsverweigerung zu stehen. Niemand ist "Für Migration" glaubt "das alle kommen können" Das ist das Framing der Völkischen. Die über Fluchtursachen nicht sprechen möchten. Es bedeutete über teilen zu sprechen. Und darüber das man nicht schon deshalb etwas ist, weil man zufällig irgendwo geboren ist. Aber Ihr Kommentar atmet die zynische Schläue der Argumentation völkischer Burschenschaftsbürschen. Die ihr Herrenmenschentum "Identität" nennen.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @meinereine:

      Einzelnen Aussagen Ihres Posts kann ich durchaus zustimmen. Bei den Verknüpfungen habe ich erhebliche Einwände.

      Ich weiß nicht, ob Sie den bei 'Panorama' gesendeten Bericht gesehen haben. Der hat eine klare Sprache zu Racketes Vorgehen und den Wirkungen bei den unmittelbar Betroffenen gezeigt.

      Und das sollte doch wohl zunächst einmal zählen. Oder möchten Sie gerne an der Rettung von Menschenleben herumnörgeln?

      Bei der gegenwärtig stattfindenden Ikonisierung Racketes ist indes zu unterscheiden, WER WAS dazu beiträgt. Die Interessen von Rackete müssen nicht zwangsläufig die der Medienleute sein.

      Dass sie BLÖD Interviews gibt, ist in meinen Augen allerdings kein Hinweis auf besonderen Weitblick.

      • @76530 (Profil gelöscht):

        "Dass sie BLÖD Interviews gibt, ist in meinen Augen allerdings kein Hinweis auf besonderen Weitblick."

        Warum soll sie denen kein Interview geben. Sie erreicht damit bei einer Bildauflage von ca. 1,5 Mio. verkauften Exemplaren und den Mitlesern das 30fache an Lesern wie bei der taz.

        Zumal sie hier bei Lesern für ihr Anliegen argumentieren und werben kann die bislang anderer oder keiner Meinung waren.



        Im Gegensatz zu den tazLesern die grossteils eh schon mit ihr im Einklang sind.

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @meinereine:

      "Viele Menschen (vor allem aus Westafrika), die über Libyen gekommen sind, haben mir berichtet, daß ihr Wunsch nur gewesen sei, Libyen zu verlassen, sie aber nicht die Möglichkeit gehabt hätten zurück zu kehre, da die Schlepperrouten aus Libyen raus nur in Richtung Europa gehen."

      Wenn Sie das nächste Mal mit diesen Menschen sprechen, können Sie sie auf die Rückkehrprogramme der IOM hinweisen. Beratungen dazu gibts in jeder größeren Stadt.

      germany.iom.int/de...-und-reintegration

      Die IOM ist übrigens auch in Lybien aktiv, deshalb kann ich mir nicht ganz erklären, warum Ihre Bekannten für eine teure Überfahrt nach Europa bezahlen.

    • @meinereine:

      Frau Rackete und den Rettern Sklavenhandel und zu bezichtigen ist wohl der verkehrteste Kommentar, den ich hier gelesen habe. Sie haben die Rhetorik der Kriminalisierung der italienischen Regierung ausgezeichnet bereichert, und dies mit antikolonialismus gemischt, in einer Weise, dass Frau Wagenknecht selbt nicht erfunden hätte. Ein rotbraunes Meisterwerk. Gratulierung.

  • taz: "Europa beute Afrika aus, und damit entstehe eine Spirale, die zur Flucht führt."

    Richtig, denn auf der Seite 'Deine Stimme gegen Armut' steht: "Aufgrund finanzieller Unterstützungen aus der gemeinsamen EU-Agrarpolitik (GAP) produzieren die europäischen Landwirte mehr Getreide, Fleisch, Milcherzeugnisse, Obst und Gemüse, als in der EU verbraucht werden. Diese Überschüsse werden häufig zu Dumpingpreisen - also unter dem Niveau der Weltmarktpreise - in die ganze Welt verkauft. Damit sind die Verkaufspreise oft niedriger als die eigentlichen Produktionskosten. Vor allem die Bauern in Afrika können nicht mit den künstlich billig gehaltenen Agrarprodukten konkurrieren. Die Händler in Afrika kaufen die billigen EU-Güter und die lokalen Bauern können ihre Produkte nicht mehr verkaufen. Ohne diese Verkaufseinnahmen brechen die ländlichen Existenzen zusammen."

    "Die einen bekommen Fisch im Überfluss, die anderen gehen leer aus: Weil die EU Millionen Euro an korrupte Staaten zahlt, dürfen europäische Trawler die Fanggründe vor der Küste Afrikas plündern. "Cash for Fish" heißt das fragwürdige Geschäft - für die Einheimischen bleibt fast nichts übrig." [Spiegel online - 2010]

    Einem armen Land nach dem anderen wurden "Freihandelsabkommen" diktiert, die ihre heimische Produktion vernichtet und ihre Märkte zur Beute westlicher Agrarmultis und Industriekonzerne gemacht haben. Das spricht aber kein Politiker in Europa an, sonst müssten die Politiker nämlich zugeben, dass die vielen Flüchtlinge, die in Europa Schutz suchen, ein Ergebnis dieser kapitalistischen Politik sind. Eine Politik, die nur dafür sorgt, dass die Reichen noch reicher werden und Menschen ihr Heimatland verlassen müssen, um nicht zu verhungern.

    Und dann dürfen wir auch nicht den IWF und die Weltbank vergessen. Früher hatten die Kolonialherren in den afrikanischen Staaten das Sagen, heute ist es für die Afrikaner nicht besser geworden, denn Afrika gehört eigentlich dem IWF und der Weltbank.

    • 9G
      98589 (Profil gelöscht)
      @Ricky-13:

      Genau da liegt das Problem.



      Afrika ist nun ausgelaugt und geht es Richtung Brasilien mit dem nächsten Freihandelsabkommen.

    • @Ricky-13:

      Das problem wird weiter verschärft, insofern die Ausfuhr nach Afrika von billigen Lebensmittel von der EU oder von den europäischen Staaten (Frankreich) subventioniert ist, was die örtliche Bauern definitiv konkurrenzunfähig macht. So sind manche Entwicklungprojekte, Geflügelzucht am Ort als nebenverdienst für Frauen oder Kleinbauer vernichtet worden.

    • @Ricky-13:

      In der Kürze haben Sie das Problem wirklich gut auf den Punkt gebracht. Die Eurolobbyisten interessieren sich nicht für die negativen und teils katastrophalen Folgen für Afrika, die durch die Eurokratie skrupellos durchgesetzt werden.

      Fazit: Die EU wird weder hinsichtlich einer humanen Migrationspolitik und erst recht nicht durch eine notwendige Klimapolitik und auch nicht durch eine wirksame Sozial- oder Friedenspolitik punkten. Einzig die Militarisierung der EU wird erfolgreich verfolgt.

    • @Ricky-13:

      Meinen Sie wirklich, es sei "Ausbeutung" eines Landes A durch ein Land B, wenn aus Land B billige Produkte in das Land A exportiert werden? Dann müssten Sie konsequenterweise auch behaupten, dass z. B. China, Indien, Bangladesh und andere Länder mit weit niedrigeren Produktionskosten Deutschland "ausbeuten", wenn sie ihre billigen Produkte nach Deutschland liefern (und in Deutschland diese Produkte nicht mehr rentabel produziert werden können, so dass Arbeitsplätze in den betreffenden Branchen wegfallen, was ja in zahlreichen Branchen längst geschehen ist). Eine derartige steile These habe ich aber noch nie gehört. Bisher dachte ich immer, die reichen Länder beuten die ärmeren dadurch aus, dass sie dort billig produzieren lassen.

      Und: Nicht alle Afrikaner sind Lebensmittelproduzenten. Aber alle benötigen Lebensmittel, und zwar solche, die sie auch bezahlen können. Wer nicht ausreichend Lebensmittel kaufen kann, weil ihm das Geld fehlt, der hungert. Wer hingegen genug Geld hat, hungert nirgends, egal, ob einheimische oder importierte Produkte auf dem Markt sind. Insofern stellt sich die Frage, ob sich die Anzahl der Menschen, die in Afrika hungern, nicht noch vergrößern würde, wenn es dort keine Billig-Lebensmittelimporte aus Europa mehr gäbe. Wenn einheimische Landwirte vor ausländischer Preiskonkurrenz geschützt werden, was beim Hühnerfleisch in einigen afrikanischen Ländern, z. B. Kamerun, Senegal und Nigeria der Fall ist, nützt das denjenigen, die auf bezahlbare Lebensmittel angewiesen sind, gar nichts, wenn sie sich die einheimischen Produkte nicht kaufen können. In Kamerun z. B. kostet Hühnerfleisch nach dem Importstopp nicht weniger als in Deutschland; das können sich die meisten dort nicht leisten.

      • @Budzylein:

        "Dann müssten Sie konsequenterweise auch behaupten, dass …"

        Zunächst einmal habe ich nichts behauptet, sondern nur aus der Seite 'Deine Stimme gegen Armut' zitiert.

        Momentan haben wir "nur" die Armutsflüchtlinge aus Afrika, aber der Klimawandel wird das alles noch verschärfen. Spätestens wenn sich 100 Millionen Afrikaner auf den Weg nach Europa machen, weil ihre Süßwasserquellen versiegt sind, werden die Industrieländer - die den Klimawandel mit ihrer Gier nach immer mehr "Wirtschaftswachstum" zu verantworten haben - nicht mehr so einfach "wegschauen" können.

        • @Ricky-13:

          Ich kann den ersten Teil Ihrer Antwort nicht recht nachvollziehen. Ja, Sie haben die Behauptung nicht selbst aufgestellt, sondern aus der Seite 'Deine Stimme gegen Armut' zitiert. Aber Sie haben aus der Seite zitiert, um zu begründen, dass die These, Europa beute Afrika aus, richtig sei. Damit haben Sie sich doch die Aussagen dort zu eigen gemacht.

          Damit keine Missverständnisse aufkommen: Natürlich gibt es Ausbeutung afrikanischer Länder durch europäische, insbesondere in Bezug auf Rohstoffe. Aber das Liefern billiger Konsumgüter ist keine Ausbeutung, und zwar auch dann nicht, wenn es einheimischen Produzenten schadet.

  • Hmmm. Nord(afrika) ist von den Arabern kolonisiert worden. Und immer noch besetzt. Warum dann Europa?

  • die private seenotrettung darf nicht kriminalisiert werden und ist durch eine zuverlässige staatliche seenotrettung überflüssig zu machen.wir dürfen keine menschen mehr im mittelmeer umkommen lassen.und es muss für alle menschen die fliehen wollen oder müssen sichere fluchtwege geben.das ist eine frage der humanität. und die hat vorrang gegenüber der legalität



    eine andere frage ist es ob wir alle flüchtlinge in europa aufnehmen müssen um das menschenrecht auf sichere flucht weltweit zu garantieren .die welt ist gross und nicht nur europa kann und soll flüchtlinge aufnehmen.,sondern jeder rechtssstaat der welt



    die frage der finanzierung der versorgung der flüchtlige und die frage der verteilung sollten voneinander getrennt werden.



    die kosten sind nach dem leistungsfähigkeitsprinzip zu verteilen und die verteilung der flüchtlinge sollte ungefähr nach der bevölkerungsgrösse erfolgen.



    diesbezüglich sollte ein verbindlicher internationaler vertrag geschlossen werden.



    alle staaten die flüchtlinge aufnehmen können sind auch dazu verpflichtet diese ihren staatsbürger*innen rechtlich gleichzustellen und ihnen die möglichkeit zu eröffnen die staatsbürgerschaft zu erwerben



    eine selektion von menschen nach dem kriterium der ökonomischen nützlichkeit darf es nicht geben.das menschenrecht auf sichere flucht darf nicht vom geldbeutel oder wirtschaftlichen interessen abhängig gemacht werden.es ist bedingungslos zu achten und zu schützen.

    • @satgurupseudologos:

      "die private seenotrettung darf nicht kriminalisiert werden und ist durch eine zuverlässige staatliche seenotrettung überflüssig zu machen.wir dürfen keine menschen mehr im mittelmeer umkommen lassen.und es muss für alle menschen die fliehen wollen oder müssen sichere fluchtwege geben.das ist eine frage der humanität. und die hat vorrang gegenüber der legalität"

      Das ist gut zu erinnnern, und es ist ganz schlimm, es hier erinnern zu müssen gegen die, die rechtliche oder wirtschaftliche Einwände erwähnen, oder gegen die, die Morale und Moralisierung verwechseln. Ausreden.

      Aber was Sie nachher schreiben stimmt nicht: der grösste Teil der heutigen Wanderungsbewegunge mit bleibt bei weitem im Süden. Die Welle, die nach Europa zielt ist demographisch und zahlenmässig unbedeutend. Ein paar hunderttausende Syrer in der BRD, Millionen in der Türkei, in Libanon, in Jordanien.



      Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen über Migration: es gäbe heute etwa 200 0000 Migranten weltweit, ein drittel davon ist nach einem "entwickelten" Land gegangen, die anderen sind im Süden geblieben und oft im Nachbarland. Was Flüchtlinge betrifft ist es noch verstärkt : zwischen 75 und 93% der Fluchtlinge sind in der ursprünglichen Region (oder im eigenen Land) geblieben.

      .

    • @satgurupseudologos:

      Das sind wirklich gute Vorschläge. Leider (könnte ich mir vorstellen) können aber Jahrzehnte vergehen, bis es eine solche weltweite Einigung gibt.

  • Das Problem ist, dass es sich nicht nur um 500.000 Menschen handelt sondern dass es sich im Moment um 500.000 Menschen handelt und schon jetzt ist kaum ein Staat in Europa bereit Menschen aufzunehmen. Mir fehlt bei der Diskussion eine ehrliche Debatte über die langfristige Lösung des Problems

  • Sie hat ja recht. Europa ist an vielem Schuld. Aber Europa kann Afrikanern in nennenswertem Umfang keine Perspektive geben.

    Caritas - mildtätige Gaben ohne Eigennutz - macht man besser und effektiver in Afrika als die Bedürftigen nach Europa - in die "Ankerzentren"? - zu holen.

    Afrika hat ein offensichtliches Problem mit zu hohen Geburtenraten. Da kann Europa nicht helfen.

    • @A. Müllermilch:

      Überleben ist eine schöne Perspektive.

    • 8G
      83492 (Profil gelöscht)
      @A. Müllermilch:

      "Afrika hat ein offensichtliches Problem mit zu hohen Geburtenraten. Da kann Europa nicht helfen."



      Doch, könnte es. Z.B. (Berufsaus)Bildung für Frauen vor Ort, kostenlose Verhütungsmittel. Dazu müssten wohl massive Widerstände von den örtlichen Herren der Schöpfung gebrochen werden, aber möglich wäre, Wille und Entschlossenheit vorausgesetzt.

      • @83492 (Profil gelöscht):

        Naja...dieses „Brechen der Widerstände von den örtlichen Herren“: Das würde von diesen womöglich wiederum als neokoloniale Einmischung in innere Angelegenheiten wahrgenommen werden...

        • @Saile:

          Ja, die Armen und die niedrigeren Rassen machen bekanntlich zuviel Kindern. Malthus und andere wussten schon, dass es mit einer tierischen Sexualität zu tun hatte.

          Verlasse man solche Klischeen oder die modernisierte Fassungen, die es der Kultur zurückführen, entdeckt man, dass die Armen den Lohn oder der Arbeitskraft der Kinder zum blossen Überleben nötig haben, oder dass ohne krankenversicherung oder Renten Kinder Lebensunterstützer im Alter werden.

  • 9G
    90857 (Profil gelöscht)

    Bezüglich der Analyse, der historischen Verantwortung Europas gegenüber Afrika stimme ich mit Frau Rackete absolut überein. Wobei diese Verantwortung mindestens bis 2011 reichen sollte, als (auch) Nato-Staaten unter Führung der USA eben gerade Libyen in die dort anhaltenden Steinzeit zurück bombten.

    Nun die Zustände gerade dort zu kritisieren ist wohlfeil, gar zynisch.

    In der Konklusion bin ich jedoch nicht ganz der Meinung von Rackete, weil es das sich der Verantwortung bewußt seiende Europa nicht gibt.

    Zur jüngsten Initiative von Heiko Maas, welche an die bereits im Herbst 2015 gescheiterten Versuche einer "gerechten" Verteilung der Flüchtlinge anschließt, hätte ich auch hier gern Namen von potentiellen Staaten gelesen, welche grundsätzlich und dann mehr als eine lediglich symbolische, geringe Zahl an Menschen aufnehmen wollten.

    • @90857 (Profil gelöscht):

      Ja , werter Herr @EBERTUS2...! Das "Wohlstandseuropa" kann sich, m.E. ohne weiteres ein humanes Bewusstsein leisten, ohne befürchten zu müssen, die eigene Identität des Lebensstils zu gefährden ! Die Tragik des Zerfalls ziviler Ordnung in Libyen , wodurch viele der Flüchtlinge , die selber Fremde sind in Libyen (!) , in inhumane Bedingungen gepfercht sind.. ist wohl nur ein Teil in der Begründung die gefährliche Flucht übers Mittelmeer zu wagen ? (siehe auch die Situation in Marokko !)



      Der Grossteil der Flüchtlinge stammt (wenn die Nachrichten darüber richtig sind..) aus der Äquatorialen Region Afrikas, wo Hitze und Dürre die Gegend unbewohnbar machen ?



      Frau Rackete appelliert gegen die EU Wohlstandsarroganz und deren Ökonomisierung der "Allgemeinen Menschenrechte der U.N.O." !



      ..und der Herr Heiko Maas öffnet die Möglichkeiten der "SEEBRÜCKE" für die `human willigen´ EU Staaten und Städte.. wodurch die NGO Seenotrettung legalisiert , sowie Odysseen ( wie die der "SEAWATCH 3" und anderer NGO Schiffe..) verhindert werden..

      • 9G
        90857 (Profil gelöscht)
        @vergessene Liebe:

        Zur "Verantwortung" habe ich angeblich bereits einen Denkfehler gemacht (siehe weiter unten).

        Und nun also auch zur Herkunft.

        Frage:

        Ändern Verantwortung oder Herkunft auch nur das Geringste an der offensichtlich nicht vorhandenen Bereitschaft (fast) aller europäischen Staaten in Sachen einer zahlenmäßig substantiellen Aufnahme von Flüchtlingen?

    • @90857 (Profil gelöscht):

      Man hat Verantwortung , weil man sie eben hat, nicht weil man sie akzeptiert.

      Das ist Ihr klitzekleiner Denkfehler.

      Gäbe es dieses Europa, müsste Frau Rackete überhaupt nicht unbezahlt durch das Mittelmeer schippern.

      • 9G
        90857 (Profil gelöscht)
        @Sonntagssegler:

        Habe ich bezüglich meines kleinen "Denkfehlers" von Verantwortung geschrieben?

        Oder wollten Sie mir lediglich bestätigen, dass es dieses Europa nicht mal im Kleinen, nicht mal zu sehr geringen Größenordnungen an Flüchtlingen gibt?

        Die Seawatch 3 ist ja nach der Aufnahme der Flüchtlinge nicht sofort nach Lampedusa gefahren. Es, hat sich während langer 14 Tage offensichtlich kein Staat, auch nicht Deutschland zu dieser Verantwortung bekannt.

    • @90857 (Profil gelöscht):

      Das Internet ist voller guter Referenzen. Die kurze Antwort: Deutschland, Schweden, Italien, Frankreich [1] (bezogen auf die sogenannte "Flüchtlingskrise" infolge des Kriegs in Syrien).

      Andere Links zu Ihrer Erbauung: [2], [3].

      [1] "The EU countries who granted protection to the highest number of asylum seekers were Germany (who granted protection to 148,200 people), Sweden (34,500), Italy (29,600) and France (26,000)"



      en.wikipedia.org/w...ean_migrant_crisis

      [2] www.euronews.com/2...u-country-taken-in

      [3] www.unhcr.org/europe.html

      • 9G
        90857 (Profil gelöscht)
        @tomás zerolo:

        Ich benötige kaum Erbauung; bin dahingehend lediglich ein kritisch hinterfragender Beobachter

        Und in meinem Umfeld in Italien ist sogar ein junger Bootsflüchtlich (2017) aus Mali mit einer jungen Italienerin liiert.

        Es dürfte auch nicht am bösen Salvini&Co scheitern, wenn sich die guten Europäer seit 2015 nicht auf verbindliche Quoten einigen können.

        Schlimmer noch, haben sich in den letzten Jahren in vielen europäischen Staaten gar die Vorzeichen geändert, ist Dänemark unter seiner neuen, sozialdemokratischen Ministerpräsidentin vielleicht nur die Spitze der Bigotterie. Vorher kommt noch das seit einiger Zeit ebenfalls sozialdemokratisch regierte Spanien:

        www.heise.de/tp/fe...ttung-4469705.html