Forderung von Kapitänin Carola Rackete: Flüchtlinge aus Libyen rausholen
Libyen sei ein unsicheres Land für Migranten, sagt „Sea Watch“-Kapitänin Carola Rackete. Sie sieht Europa in der Pflicht, die Menschen aufzunehmen.
epd/dpa | Die „Sea Watch“-Kapitänin Carola Rackete hat Europa zur Aufnahme von Migranten aufgefordert, die sich in Libyen in der Hand von Schleppern oder in Flüchtlingslagern befinden. Rackete sagte der Bild-Zeitung: „Wir hören von einer halben Million Menschen, die in den Händen von Schleppern sind oder in libyschen Flüchtlingslagern, die wir rausholen müssen.“ Ihnen müsse mit einer sicheren Überfahrt nach Europa geholfen werden.
„Sie müssen in ein sicheres Land“, sagte die Kapitänin der Sea-Watch-Seenotretter, die international bekannt geworden ist, weil sie gegen den Widerstand italienischer Behörden gerettete Flüchtlinge in Lampedusa an Land gebracht hat.
Rackete sagte, Europa habe eine besondere Verantwortung gegenüber Afrika. „Es wird in einigen Ländern Afrikas, verursacht durch industriereiche Länder in Europa, die Nahrungsgrundlage zerstört“, sagte sie: „Wir kommen jetzt zu einem Punkt, wo es ‚forced migration‘ gibt, also eine durch äußere Umstände wie Klima erzwungene Migration.“
Europa beute Afrika aus, und damit entstehe eine Spirale, die zur Flucht führt. „Deshalb gibt es eine historische Verantwortung, Flüchtlinge aufzunehmen, die wegen der Machtverhältnisse oder auch der Klimasituation nicht mehr in ihren Ländern leben können“, sagte Rackete und verwies dabei auch auf die Kolonialgeschichte.
Carola Rackete
Sie nannte die Debatte über die Flüchtlingszahlen in Europa „teilweise absurd“. „Die Zahl an Menschen, die wir aufgenommen haben, ist ja immer noch gering, wenn Sie das mit dem Libanon, Jordanien oder anderen afrikanischen Ländern vergleichen“, sagte Rackete. Man müsse das besser erklären und dürfe das Thema nicht den rechtspopulistischen Parteien überlassen.
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