Flucht im Libanon: Gleicher Schutz für alle
Im Libanon herrscht Krieg, Tausende Menschen sind jetzt auf der Flucht. Europa muss für sie Verantwortung übernehmen.
B eirut ist seit Freitag zur Kriegszone geworden. Das ist unstrittig. Fest steht auch: Israel hat das dichtbesiedelte Stadtgebiet der Millionen-Metropole am östlichen Mittelmeer mit einer Vielzahl bunkerbrechender Bomben weitläufig angegriffen. Von einer ausschließlich „chirurgischen“ Operation, um den sich in einem unterirdischen Bunker versteckenden verhassten Hisbollah-Führer Hasan Nasrallah mit allerhöchster Akribie zu „eliminieren“, kann keine Rede sein. Hunderte Bewohner von Beirut, nicht nur jene in den Wohnblöcken direkt über dem Bunker mit Nasrallah, sind in der Angriffswelle ums Leben gekommen.
Der Libanonkrieg steht vor einer Eskalation. Eine groß angelegte Bodenoffensive der israelischen Armee auf dem Staatsgebiet des Libanon steht bevor. UNO-Generalsekretär António Guterres warnte schon davor, der Libanon drohe zu einem „neuen Gaza“ zu werden. Hunderttausende Zivilisten, die zu Recht um Leib und Leben fürchten, werden sich mit Kind und Kegel auf die Flucht begeben.
Europa muss den Kriegsflüchtlingen aus dem Libanon Schutz gewähren. Ohne Wenn und Aber. Das gilt auch für die fast eine Million registrierten syrischen Flüchtlinge sowie die fast eine halbe Million palästinensischen Flüchtlinge, die bisher im Libanon mit seinen insgesamt rund sechs Millionen Einwohnern Zuflucht gesucht haben. Das Land steht kurz vor dem Kollaps.
Dem Erstarken der Rechtsradikalen, wie jetzt wieder in Österreich, zum Trotz: Europa darf jetzt nicht zaudern. Die EU hat nach Russlands Invasion Millionen Ukrainer:innen sofort als Kriegsflüchtlinge aufgenommen. Zu Recht! Nun muss sie im Fall Libanon das Gleiche tun. Jeder Kriegsflüchtling braucht Schutz. Die Hautfarbe, Religion und Herkunft dürfen nicht zu einer Ungleichbehandlung führen. Das Motto muss lauten: „Schutz ohne Triage“. Alles andere wäre reiner Rassismus. Eine so unerträgliche wie unverzeihliche Diskriminierung haben die Menschen nicht verdient – weder im leidenden Libanon noch anderswo.
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