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FDP-General­sekretärin Linda TeutebergTeilt kräftig nach links aus

Bei der Kemmerich-Wahl in Thüringen war nichts von der FDP-Generalsekretärin zu hören. Geht es um die Linken, schlägt sie mit scharfen Worten zu.

Mag die Linken nicht: Linda Teuteberg, die Generalsekretärin der FDP Foto: Georg Wendt/dpa

Berlin taz | „Die Funktion Generalsekretär umfasst vor allem, hörbare Stimme zu sein in gesellschaftlichen Debatten, die Partei in allen wichtigen Themen zu positionieren“, sagte Linda Teuteberg in einem Fernsehinterview auf dem FDP-Parteitag im April letzten Jahres. Kurz zuvor war die 38-Jährige zur Generalsekretärin ihrer Partei gewählt worden. Ein knappes Jahr später kommen Zweifel auf, ob Teuteberg ihrer eigenen Jobbeschreibung zur Genüge nachkommt: Nach dem Kemmerich-Wahldebakel in Thüringen war aus dem Hans-Dietrich-Genscher-Haus erstaunlich wenig von der Generalsekretärin zu hören.

Stattdessen machte die Liberale nun mit einem Zeitungsinterview Schlagzeilen. In einem Gespräch mit der Welt teilte die Juristin und Bundestagsabgeordnete Teuteberg gegen den ehemaligen Ministerpräsidenten Thüringens, Bodo Ramelow, aus: Der beliebte Landesvater sei „nicht so harmlos und moderat, wie es häufig heißt“. Die gebürtige Brandenburgerin begründet dies unter anderem damit, dass Ramelow den Begriff „Unrechtsstaat“ für die DDR ablehne.

Dass dieser lieber von einer Diktatur spricht, da er den Begriff des Unrechtsstaats mit der Nazi-Herrschaft verbindet, klammert Teuteberg dabei aus. Scharfe Angriffe auf politische Gegner gehören schließlich auch zum Aufgabenprofil einer Generalsekretärin.

Die überzeugte Antikommunistin ist in ihrer Partei so etwas wie das Gesicht des Ostens. 1981 in Königs Wusterhausen geboren und in Görsdorf bei Storkow aufgewachsen, kennt die verheiratete Protestantin die ostdeutsche Lebensrealität gut. In Brandenburg begann auch ihre politische Karriere: Bereits mit 17 Jahren trat sie den Jungen Liberalen bei, zwei Jahre später wurde sie Mitglied in der FDP. 2009 kandidierte Teuteburg als Spitzenkandidatin der Julis für den Brandenburger Landtag, in dem sie in den Folgejahren als Mitglied einer Enquetekommission zur Aufarbeitung der SED-Diktatur aktiv war.

Wurde Teuteberg 2009 noch von einer Illustrierten als „Guidos neue Geheimwaffe“ betitelt, stieg die ambitionierte Politikerin schnell in ihrer Partei auf: Seit 2017 sitzt die Landesvorsitzende der FDP Brandenburg für ihre Partei im Bundestag – und schärft dort als Obfrau im Innenausschuss und migrationspolitische Sprecherin das Profil der FDP-Fraktion. Teuteberg spricht sich für eine klar geregelte Zuwanderung und konsequente Abschiebungen aus. Sie fordert, die Maghrebstaaten Tunesien, Marokko und Algerien sowie Georgien zu sicheren Herkunftsländern zu erklären, damit „Asylverfahren schneller entschieden und abgelehnte Asylbewerber zügig abgeschoben werden“.

Als Frau in der Führungsriege der Liberalen ist sie allein auf weiter Flur: Im Fraktionsvorstand sitzt mit Katja Suding nur eine Frau, weniger als ein Viertel der FDP-Bundestagsabgeordneten sind weiblich. Frauen in ihrer Partei zu fördern, machte sich Teuteberg bei ihrem Amtsantritt zur „Führungsaufgabe“. Ob die entschiedene Gegnerin einer Frauen-Quote damit Erfolg haben wird, bleibt abzuwarten.

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30 Kommentare

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  • WAS!! Ramelow hat die DDR eine Diktatur genannt!!?

    Ist der nun zu den Rechten übergelaufen? :-)

    • @Rudolf Fissner:

      Tun fast alle LINKEN. Kommt nur im Bereich "links ist böse" nicht an :-)

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Stimmt "Diktatur des Proletariats" heißt das Gedöns bei den jenen Linken von Vor-Vor-Gestern. War aber nie ein Anti-Diktatur-Begriff bei denen.

        • @Rudolf Fissner:

          Ah. Heute ganz verbohrt?

          Von der "Diktatur des Proletariats" ist aber nicht die Rede. Nach diesem Universum leben wir nämlich in der "Diktatur des Finanzkapitals". Also bitte nicht im Vergangenen buddeln :-)

          Bleiben wir bei der aktuellen Bedeutung des Wortes. So wie es LINKE (und alle anderen) heute verwenden.

          Oder bleiben wir ganz aktuell. CDU und FDP haben mit Faschisten paktiert und weigern sich, das schnellstmöglich gerade zu biegen.

  • Das traurige an dem Debakel mit der FDP in Thüringen ist die Möglichkeit, dass eine FDP-geführte Minderheitsregierung von allen Beteiligten getragen worden wäre.

    Die FDP hätte als halbwegs neutraler Akteur glaubwürdig zwischen den Lagern vermitteln können, Staatsräson bewiesen und sich durch Kompetenz als echte Alternative für Thüringen zu positionieren vermocht.

    Dafür hätte man aber mit allen Demokraten auch mal im Vorfeld reden müssen.

    Weil die Chance vertan wurde, versucht sich die Generalsekräterin in Schadensbegrenzung und Framing für das eigene Klientel. Alle Anderen brauchen sowas nicht wirklich ernst nehmen.

    • @@couru:

      "Das traurige an dem Debakel mit der FDP in Thüringen ist die Möglichkeit, dass eine FDP-geführte Minderheitsregierung von allen Beteiligten getragen worden wäre."

      Wenn die schwächste Fraktion den MP stellt, wird Demokratie zum Witz.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        "Schwächste Fraktion" ist in Thüringen nicht diejenige mit den wenigsten Stimmen. Das sollte mittlerweile klar sein.

  • Liebe taz und auch alle anderen Betroffenen!



    Ist das Ihr Ernst?



    Ich habe den Artikel aufgerufen, weil es mich interessiert hat, mit welch scharfen Worten Frau Teuteberg gegen die Linke zugeschlagen haben soll.



    Jetzt lese ich, dass sie in Bezug auf Herrn Ramelow gesagt habe, er sei „nicht so harmlos und moderat, wie es häufig heißt“, weil er den Begriff „Unrechtsstaat“ für die DDR ablehne.



    DAS ist ein "kräftig nach links"-Austeilen?



    DAS sind "scharfe" Worte?



    DAS ist ein "zuschlagen"?



    Ist die Haut so dünn? Liegen die Nerven so blank? Rechtfertigt das eine so reißerische Aufmachung?



    Meiner Meinung nach nicht.



    Aber Frau Teuteberg bekommt damit immerhin auch bei Ihnen ein Podium...

    • 9G
      90118 (Profil gelöscht)
      @Ein_interessierter_Leser:

      vielleicht selbst etwas dünnhäutig?



      reißerisch trifft es gut, bezüglich dieses kommentares.

    • @Ein_interessierter_Leser:

      Wenn man jemanden als "nicht harmlos" bezeichnet, unterstellt man, dass er gefährlich ist. Das IST ein massiver Angriff.

      Die Begründung ist natürlich sehr dünn. Es ist Unfug, jemanden als Gefahr darzustellen, weil er ein bestimmtes Wort nicht verwenden will. In der Sache selbst gibt es ja nichts zu bemängeln.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Dass die Linkspartei nicht nur in liberalen Kreisen den Verdacht schwer abschütteln kann, sammelbecken der Ostalgiker zu sein und daher eine gewisse Rechtfertigungskultur für die DDR zu pflegen ("Es war nicht Alles schlecht, und das wird man ja wohl auch mal sagen dürfen..."), sollte jetzt eigentlich keinen Aufschrei wert sein. Dass Antikommunisten diese Haltung nicht als "harmlos" akzeptieren, ist ebenfalls eher selbstverständlich als skandalös.

        Was das Wort "Unrechtsstaat" betrifft, kann man auch unterschiedlicher Ansicht sein. Selbstverständlich hat es neben seiner historischen Verwendung für den Nazi-Staat auch eine eigene Bedeutung, die durchaus NICHT zwangsläufig nur auf NS-Deutschland zutrifft sondern auch auf die DDR ziemlich gut passt (der NS-Staat wird übrigens nebenbei auch häufiger als "Diktatur" bezeichnet - warum ist dieses Wort dadurch nicht auch verbrannt?). Von daher weiß jeder Linke, dass er sich angreifbar macht, wenn er sich ausdrücklich weigert "unrechtsstaat" auf die DDR zu verwenden.

        Ramelow sollte zumindest anerkennen, dass "Diktatur" nur sehr lückenhaft erfasst, was der SED-Staat - vom Staatsrat bis runter zum kleinen (heute noch Linke wählenden?) IM - seinen Bewohnern angetan hat. Die Flucht in die Gleichsetzung "Unrechtsstaat = Nazis" kann man ihm auch als kalkulierte Umschiffung dieses Eingeständnisses auslegen. Und genau darauf hinzuweisen, ist durchaus der Job einer FDP-Generalsekretärin.

        • @Normalo:

          Leider hat man in der Bundesrepublik das NS-Regime in der Praxis nicht als Unrechtsregime gesehen. Das Personal der Nazijustiz wurde fast vollständig übernommen und die Opfer dieser Täter mussten Jahrzehnte lang um Rehabilitation kämpfen. In so fern bedeutet das Rumreiten auf dem Begriff eine deutliche schlechter Stellung der DDR.

          Aber mit Nazis kann die "bürgerliche Mitte" eben besser. Sieht man gerade in Thüringen.

  • Auch wenn das jetzt sexistisch klingen mag: Ich kann weder im Bild eine erfahrene Frau erkennen, noch in der Argumentation. Das ist alles furchtbar dünn von ihr. An einer Wortklauberei die politische Überzeugung festzumachen, ist an Kindlichkeit nicht zu übertreffen. Eines muss man ihr zugestehen: Sie weiß sehr wohl, dass sie Ramelow aber auch nicht ansatzweise das Wasser reichen kann - FDP gegen Linke nach Wahlprognosen 1 zu 10 - . Das ist auch etwa das, was sie Ramelow gegenüber in die Waagschale werfen kann. Das Verhältnis zwanghaft ändern zu wollen lässt den Schuss nach hinten los gehen. Sind es in HH 100 Stimmen über der 5%-Hürde, dann hat die FDP Dusel gehabt, verdient hätte sie weniger.

    • @Sarg Kuss Möder:

      so ist es: sie versucht an "einer Wortklauberei die politische Überzeugung festzumachen."

    • @Sarg Kuss Möder:

      Erkenne da keinerlei Sexismus, sondern eine Beurteilung einer Frau, die sich nicht im Ansatz auf ihre Geschlechtszugehörigkeit bezieht. Vielleicht auf ihr Alter, was zwar auch nebensächlich ist, aber eben nichts mit Sexismus zu tun hat.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Ach, die Frau Teuteberg.

    Ihr Problem mit Bodo Ramelow: sein Erfolg und ihre (FDP) Erfolglosigkeit ... trotz Zockereien.

    Wenn hier der Begriff Ansehnlichkeit in die Debatte geworfen wird: mal kurz innehalten. Und darüber nachdenken, was Form und was Inhalt sind.

    FDP: der Appendix deutscher Politik. Schnipp, schnapp ...

  • Wie verlogen Frau Teuteberg in dem Interview agiert, zeigt eine Passage:

    "WELT: ...Haben Sie das Szenario vor der Wahl Kemmerichs selbst einmal für sich durchgespielt, oder sind Sie überrascht worden?

    Teuteberg: ...Die perfide Taktik einer Scheinkandidatur der AfD haben wir leider nicht vorhergesehen. ...

    WELT: Annegret Kramp-Karrenbauer hat Christian Lindner vor der Wahl per SMS vor dem Szenario gewarnt, das dann eingetreten ist. Lindner hat die Nachricht an Kemmerich weitergeleitet. Wussten Sie davon?

    Teuteberg: Ich betone gern noch einmal, damit das jeder versteht: Mit diesem Falschspiel der AfD haben wir alle nicht gerechnet."

    Für wie dumm hält sie die Leser? Die FDP wurde explizit darauf hingewiesen. Aber natürlich hat sie nicht damit gerechnet...

    In Wahrheit hat mir Führungsclique der FDP nicht mit so viel Protest (auch in den eigenen Reihen) gerechnet.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Sie meinen die Linkspartei wusste VORHER schon Bescheid?!!

      • @Rudolf Fissner:

        Jeder, der etwas Hirn hat, wusste, dass die Gefahr sehr groß ist, dass es so kommt. Wie gesagt. eine Warnung kam von AKK...

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      "Für wie dumm hält sie die Leser? Die FDP wurde explizit darauf hingewiesen. Aber natürlich hat sie nicht damit gerechnet...

      In Wahrheit hat mir Führungsclique der FDP nicht mit so viel Protest (auch in den eigenen Reihen) gerechnet."

      Das trifft den Punkt. Schade, dass der/die Interviewer/in hier nicht nachgehakt hat.

      • @Leo Brux:

        War ein Interview der WELT. Was erwarten Sie?

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Beantwortet doch auch die Frage

          "Für wie dumm hält sie die Leser?"

          wenn man die Kommentatoren auf Welt Online sehr gut kennt. Ist meistens schon ein Wunder, wenn die den Artikel überhaupt überflogen haben, den sie kommentieren.

  • Wen kümmert es denn eigentlich noch, was bei der FDP so abgepustet wird? „Geh doch zu Hause, FDP!“ (frei nach Mickie Krause)

  • Linda Teuteberg ist eine wohl überlegt diskutierende und agierende Frau mit klaren Standpunkten, die frei von dem Verdacht ist, extremistische Positionen zu vertreten oder mit Extremisten zu agieren. Warum sollte man die Zuwanderung nicht regeln dürfen ? Warum sollte man Abschiebungen bei Ausreisepflichtigen nicht kosequent verfolgen dürfen ? Die Diktion des Herrn Ramelow, dass nur der Nazi-Staat ein Unrechtsstaat gewesen sein soll, die DDR jedoch nicht, muss man/frau nicht übernehmen. Dafür dass Frau Teuteberg eine recht ansehnliche Politikerin ist, trägt sie keine Schuld. Dies ist naturgegeben.

    • 8G
      82286 (Profil gelöscht)
      @Nicolai Nikitin:

      “Linda Teuteberg ist eine wohl überlegt diskutierende und agierende Frau mit klaren Standpunkten, die frei von dem Verdacht ist, extremistische Positionen zu vertreten oder mit Extremisten zu agieren.”



      Diesen Satz lesen Sie sich bitte noch einmal genau durch. Und das vor dem Hintergrund (ich verwende jetzt einen harmlosen Begriff) der Geschehnisse in Thüringen.



      Und die beiden letzten Sätze Ihres Kommentars …



      Auweia … No comment

      • @82286 (Profil gelöscht):

        Wenn Sie hier die "Geschehnisse von Thüringen" ins Spiel bringen, unterstellen Sie, dass Frau Teuteberg hier persönlich involviert war ohne jedoch einen Beweis dafür zu haben. Ansonsten gilt nach wie vor "in dubio pro reo". Zu den beiden letzten Sätzen stehe ich.

        • @Nicolai Nikitin:

          Haben Sie den Artikel gelesen? Es geht eben darum, dass Frau Teuteberg keine Position in der Thüringendebatte bezog, entgegen ihrer eigenen Aussage zu ihrer Funktion innerhalb der Partei „Die Funktion Generalsekretär umfasst vor allem, hörbare Stimme zu sein in gesellschaftlichen Debatten, die Partei in allen wichtigen Themen zu positionieren“.

    • @Nicolai Nikitin:

      Moment mal. Ramelow diktiert nicht, sondern meint nur selbst, dass vor allem dem NS-Regime der Titel Unrechtsstaat gebührt (btw: Fritz Bauer wollte lediglich Hitlers und Stalins Regime, aber schon nicht mehr das von Mussolini, als Unrechtsregime bezeichnen). Vorgeworfen wird ihm doch, dass er sich nicht der Diktion "Die DDR war ein Unrechtsstaat" beugt. Oder meinen Sie, man/frau muss diese übernehmen? Und ganz nebenbei: Ramelow vorzuwerfen, er würde die DDR verharmlosen, nachdem er sie selbst Diktatur nannte, zeugt nun mal nicht von einer entschiedenen Ablehnung jeder Diktatur...

      • @Ewald der Etrusker:

        Ganz richtig. Ramelow lehnt nicht jede Diktatur als Unrechtstaat ab.