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Experte über EU-Verteidigungspolitik„Amerika behandelt uns als Beute“

Verteidigungsexperte Pierre Servent warnt vor der gefährlich werdenden Weltpolitik. Deutschland und Frankreich spielten in Europa eine zentrale Rolle.

Eine Gedenkfeier in Chicago erinnert zum dritten Jahrestag an die Toten des russischen Angriffskriegs Foto: Vincent Alban/reuters
Interview von Barbara Oertel

taz: Herr Servent, seit über einem Monat sitzt Donald Trump wieder im Weißen Haus. In welchem Universum bewegen wir uns gerade?

Pierre Servent: Die Europäer, Amerikaner, ja die ganze Welt durchläuft eine Periode großer Brutalität. Trump reiht sich ein in eine Gruppe von Charakteren wie Wladimir Putin, Xi Jinping und Recep Erdoğan. Sie gehen davon aus, dass das Recht etwas für die Schwachen ist und Stärke die Welt dominieren soll.

taz: Was ist die Ukraine für Trump?

Im Interview: Pierre Servent ​

Jahrgang 1954, Historiker, Verteidigungsexperte, Autor. Er war Sprecher des französischen Verteidigungsministeriums.

Ser­vent: Ein Nichts. Für Trump gibt es Gewinner und Verlierer. Die Ukraine ist ein Land der Verlierer. Washington will sich dieses Problems so schnell wie möglich entledigen und auf dem Weg dorthin maximal abkassieren. Und dabei wird gelogen wie gedruckt. Trumps Verhalten gegenüber der Ukraine grenzt an Erpressung.

taz: Was halten Sie vom Rohstoffabkommen zwischen den USA und der Ukraine?

Servent: Das Abkommen könnte trotz allem eine gute Nachricht sein, denn Trump würde zweifellos seine Investitionen schützen wollen. Ich weiß zwar, dass Moral bei diplomatischen Fragen oder Lösungen von Konflikten selten eine Rolle spielt, aber ich finde die Haltung der amerikanischen Regierung besonders unmoralisch, insbesondere wenn wir sehen, dass Präsident Trump die Narrative von Russlands Präsidenten Wladimir Putin vollständig übernommen hat. Kurz gesagt: Dies alles symbolisiert eine Welt, die immer härter wird, in der die Beziehungen immer gewalttätiger werden. Amerika behandelt uns, die Europäer, nicht als Verbündete, sondern einfach als eine Beute, als Kunden.

taz: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat sich mit Trump getroffen. Hat das etwas bewirkt?

Ser­ven­t: Es gibt kein konkretes Ergebnis, Trump hat sich zu nichts Konkretem verpflichtet. Er blieb äußerst ausweichend und deshalb kann auf dieser Ebene von einem Wendepunkt keine Rede sein. Einen solchen gab es jedoch trotzdem: Washingtons Abstimmungsverhalten in der UNO. Historiker werden diesen Punkt in 20 Jahren als eine Form des Verrats seitens unserer amerikanischen Verbündeten bezeichnen.

taz: Sie sprechen die russlandfreundliche Resolution an, die die USA in den UN-Sicherheitsrat eingebracht haben, Frankreich hatte sich dabei enthalten. Macron hatte 2021/22 auch noch eine andere Sicht auf die Ukraine …

Ser­ven­t: Er hatte Illusionen und ließ sich von der Natur des russischen Regimes und Putins strategischen Zielen täuschen. Macron hatte vor dem Ausbruch des Krieges geglaubt, Putin davon überzeugen könnten, nicht einzumarschieren. Nach dem 24. Februar 2022 hing er noch dem Glauben an, bei Verhandlungen vermitteln zu können. Das war ein schwerwiegender Irrtum. Und dann kamen die abscheulichen Verbrechen in Butscha, sie öffneten denen im Élysée die Augen. Jetzt gibt es kein Vertun mehr: Frankreich unter Macron gehört zum Lager der Freiheit, dem das Lager der Barbarei, der Putin’schen Administration gegenüber steht. Und eins noch: Ich denke, dass die EU Frankreich noch nie so sehr gebraucht hat wie jetzt.

taz: Warum?

Ser­ven­t: Ich sage das ohne Arroganz, aber Frankreich ist ein ständiges Mitglied des UN-Sicherheitsrates, eine Atommacht und wir haben eine einsatzbereite kampferprobte Armee.

taz: Wenn wir auf die Innenpolitik blicken, sitzt die Regierung von François Bayrou nicht gerade fest im Sattel …

Servent: Das genau ist das Paradox. Seit dem Bestehen der Fünften Republik hatten wir noch nie so instabile politische Verhältnisse. Sich ständig zu fragen, ob die Regierung Bayrou am nächsten Morgen noch im Amt ist oder nicht, das ist ein echter Schwachpunkt.

taz: Was können Sie über Russlands Strategie und Taktik sagen?

Ser­vent: Ei­ne Strategie der Beherrschung dessen, was Moskau sein nahes Ausland nennt. Dazu gehören die Ukraine, Moldau, Georgien und morgen die baltischen Staaten. Sollten sich die Amerikaner aus der Nato zurückziehen, dann wird Putin eine Art neues Zarenreich wiederherstellen wollen. Ein Ziel, das gottgegeben ist. Was die Taktik angeht, da ist Putin in Schwierigkeiten. Zwei Beispiele: 700.000 tote oder verletzte russische Soldaten, ein kolossaler Preis, stehen überschaubaren Gebietsgewinnen gegenüber, so tragisch diese für die Ukrai­ne auch sind. Der russischen Wirtschaft geht es schlecht, die Kriegswirtschaft zerstört alle anderen Wirtschaftszweige des Landes, die Inflation steigt. Aus diesen Gründen könnte Putin an einem Waffenstillstand interessiert sein.

taz: Zunächst ein Waffenstillstand, dann vielleicht ein Friedensabkommen. Könnte das über die Köpfe von Kyjiw und den anderen europäischen Staaten hinweg ausgehandelt werden?

Servent: Selbst wenn Trump versucht sein sollte, das zu tun, halte ich das für absolut unmöglich. Die Europäer und die Ukrai­ner werden standhaft bleiben werden, denn unsere Sicherheit steht auf dem Spiel.

taz: Würde Putin auf ein ­Friedensabkommen überhaupt eingehen?

Servent: Er braucht einen Waffenstillstand, der ihm einen Wiederaufbau und die Schaffung einer Armee ermöglicht, die wieder angreifen kann. Gleichzeitig gilt es zu verhindern, dass europäische Truppen in der Ukraine stationiert werden, insbesondere wenn diese Soldaten auch von den Atommächten Frankreich und Großbritannien gestellt werden und die Einhaltung eines Friedensabkommens durchsetzen müssten. Deshalb wird Putin ein solches Abkommen nicht unterzeichnen.

taz: Wie könnten Sicherheitsgarantien konkret aussehen?

Ser­v­ent:­ Die Sicherheit in der Ukraine könnten europäische Armeen unter Führung der Franzosen und Briten gewährleisten. Diese Truppen wären in der Ukraine präsent, nicht auf der alten Konfrontationslinie an der Seite der Ukrainer. Im Falle eines Friedensschlusses wird es um die aktuelle Konfrontationslinie geben. Daher werden die europäischen Truppen weiter im Hinterland stehen, um die Russen davon abzuhalten, den Frieden zu brechen. Denn niemand glaubt Putins Wort. Der Beitrag der USA könnte darin bestehen, die Europäer in der Ukraine beim Transportwesen, der Logistik und mit geheimdienstlichen Erkenntnissen zu unterstützen. Damit würde die Glaubwürdigkeit der Garantien erhöht.

taz: Welche Rolle spielt Polen, das sich mit Deutschland und Frankreich in dem Konsultationsforum Weimarer Dreieck zusammengeschlossen hat?

Servent: Polen erscheint mir außerordentlich wichtig. Mit Donald Tusk gibt es dort einen Regierungschef, der ein bemerkenswerter Europäer ist. Aber das Land muss einen ideologischen Wandel durchlaufen.

taz: Nicht nur das Engagement in der Ukraine, sondern auch die Verteidigung der europäischen Staaten kostet Geld. Kann Europa das ohne die USA leisten?

Servent: Die letzten Militärhilfen unter Biden reichen noch für maximal sechs bis acht Monate. Danach werden die Hilfen Europas allein nicht mehr ausreichen. Eine Lösung könnte ein Kredit in Höhe von 500 bis 600 Milliarden Euro sein sowie 250 Milliarden Euro aus eingefrorenen russischen Vermögen. Bisher werden nur die Zinsen verwendet, aber ich bin für Konfiskation. Übrigens: Zu Beginn des Krieges hat die Ukraine zwischen 5 und 10 Prozent dessen, was militärisch benötigt wurde, aus eigener Kraft gestemmt. Heute liegt dieser Werte schon bei 30 Prozent, und da geht noch mehr. Angesichts des amerikanischen Rückzuges müssen wir trotzdem tun, was wir nur können. Das wird europäischen Politikern viel Mut und der Bevölkerung viel Klarsicht abverlangen.

taz: Hat der wohl nächste deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz diesen Mut?

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Ser­v­ent:­ Las­sen Sie mich ein paar Worte zu Olaf Scholz sagen. Sein Problem war Angst vor einem dritten Weltkrieg und Angst um sein Volk. Er erinnerte mich eher an einen Notar. Merz scheint das Gegenteil von Scholz zu sein. Er kann die deutsch-französische Partnerschaft neu beleben. Die EU braucht den deutsch-französischen Motor, übrigens genauso, wie sie auch die Briten braucht.

taz: Sollte Deutschland in Europa ein wichtigere Rolle spielen?

Servent: Wir brauchen Deutschland, allerdings mit einer Armee, die fähig ist zu kämpfen. Und verzeihen Sie mir, ich sage es etwas unverblümt: Das demokratische Deutschland darf keine Angst vor einer Konfrontation haben, weil es das Dritte Reich gab. Die nächsten vier bis fünf Jahre werden entscheidend sein. Entweder werden wir in Stücke gerissen, oder es gelingt uns, die Werte, an denen wir hängen, zu bewahren.

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29 Kommentare

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  • ""Die EU braucht den deutsch-französischen Motor, übrigens genauso, wie sie auch die Briten braucht.""



    ==



    Starmer ist zurückhaltend was den Rückbau des Brexits in Richtung EU angeht - trotzdem in England klar ist, das die Lösung von der EU die Ursache und das dickste Problem in der Entwicklung des Landes darstellt.

    Starmer strebt die Rolle des Vermittlers zwischen USA & Europa an auch in der Hoffnung endlich mit Trump einen Handelsvertrag vereinbaren zu können. Ob Trump das will ist unklar - Starmer und sein politisches & wirtschaftliches Ziel wieder die alte Rolle als Tor



    in die EU einzunehmen ist derzeit nichts anderes als eine Luftnummer.

    In der militärischen Zusammenarbeit zwischen GB und den NATO - Staaten in Europa werden die dicksten Schwierigkeiten noch nicht einmal diskutiert. Militärisch ist GB hochgradig von den USA abhängig. Insbesondere was die strategische Planung/Pflege der Atomwaffen angeht - aber auch z.B. im Bereich Nachrichten



    (5 eyes) - wovon auch Kontinentaleuropa fast zu 100% abhängig ist.

    Die Zukunft Europas liegt in Europa selbst - aber diese Erkenntnis hilft auch nicht weiter solange nicht klar ist wird wo die Bruchkante zu den USA verläuft.

  • Heute morgen in NDR ein Interview mit Herrn Gysi im NDR gehört.



    Die Linke lehnt ein Sondervermögen für die Bundeswehr zur



    Erhöhung der Verteidigungsfähigkeit ab. Offensichtlich teilt sie



    die Einschätzung Trumps, Putin sei ein vertrauenswürdiger



    Verhandlungspartner. Teile der SPD scheinen die gleiche



    Einschätzung zu haben. So lehnte die SPD bis vor gar nicht langer Zeit die Anschaffung bewaffneter Drohnen, eines der wirksamsten



    Verteidigungsmittel im Kampf der Ukraine gegen den Angriffskrieg



    Russlands vehement ab, insbesondere der bisherige Fraktionsführer



    der SPD.

  • Ist der moralische Zeigefinger unserer Zivilgesellschaft berechtigt! Wir beuten andere Länder aus und benutzen sie als Absatzmärkte! Unsere Zivilgesellschaft interessiert sich nicht für die alle 5 Sekunden verhungernden Kinder!



    Der allergrößte Teil unserer Zivilgesellschaft (vor allem die Mitte unserer Zivilgesellschaft) hat seit dem 8.5.45 komplett versagt! Es dürfte die Tafeln, die Arche Einrichtungen, Obdachlose schon lange nicht mehr geben, genauso wie das „NIE WIEDER!“

    Egon Bahrs Aussage:

    „In der internationalen Politik geht es nie um Demokratie oder Menschenrechte. Es geht um die Interessen von Staaten. Merken Sie sich das, egal, was man Ihnen im Geschichtsunterricht erzählt.“

    besitzt Allgemeingültigkeit!

    • @Dr. Enseleit Jürgen:

      "„In der internationalen Politik geht es nie um Demokratie oder Menschenrechte. Es geht um die Interessen von Staaten. Merken Sie sich das, egal, was man Ihnen im Geschichtsunterricht erzählt.“

      besitzt Allgemeingültigkeit!"

      Nein tut es nicht, dieser vulgär-Realismus wurde von der Wissenschaft schon lange verworfen, es geht auch um Glauben, Ideale, Prägung, Ambitionen, Habitus etc. Der Homo Economicus macht in der Politik genauso wenig Sinn wie in der Wirtschaft. Menschen werden nicht zu 100% rationalen Akteuren nur weil sie Staatschef sind, sie haben die gleichen Irrationalitäten wie andere Menschen auch.

  • Mir fallen nur noch zwei Filme ein, die die derzeitige US-Politik gut treffen. Damals hielt man sie für Dystopien:



    „Mad Max“ und „Idiocracy“

    Außerdem lässt George Orwell grüßen.

    • @Daniel Düsentrieb:

      Lieber Daniel Düsentrieb, deine Erfindungen habe mir stets viel Freude bereitet. In deinem Metier bist du eine wirkliche Konifere.



      Die politischen Einschätzungen solltest du aber auch den Menschen überlassen, welche in diesem Fach versiert sind.

      • @paul meder:

        Lieber Paul Meder, dann lassen Sie doch mal Ihre geneigte Einschätzung der jetzigen Situation verlauten, ohne hier andere User herunterzumachen.

  • Der Rückhalt der EU ist wichtig. Trotzdem soll Ukraine versuchen, bessere Beziehung zu China aufzubauen. Mittelfristig wird für China von Bedeutung sein, sich der EU anzunähern.

  • Die Entwicklung des heutigen Tages hat den Inhalt des Interviews überholt.



    Ich glaube nicht, dass Trump sich jetzt noch in Irgendeiner Weise für die Ukraine einsetzen wird.



    Möglicherweise werden USA und Russland erneut Wirtschaftsbeziehungen knüpfen, doch das geht auch ohne Friedensschluss in der Ukraine.



    Wenn sich dies so entwickelt, wird die USA zum Unterstützer Putins.



    Wir brauchen jetzt weitreichende



    Entscheidungen. Dumm, dass Deutschland gerade einen Praktikanten zum Kanzler will.



    Olaf Scholz wäre, als alter Hase, der verlässlichere Fels in der Brandung gewesen.



    Nun müssen wir hoffen, dass die Wirrköpfe in CDU/CSU mal innehalten und sich der Situation bewusst werden.



    Das bedeutet, wir sind bedroht und mit unserer Unterstützung steht und fällt die Ukraine.



    Das lässt sich nicht mit ein paar Umschichtungen finanzieren.



    Der Umbau der Schuldenbremse hat höchste Priorität um für Alles, was aus Russland oder der USA kommt, wenigstens finanziell gewappnet zu sein.



    Es ist Zeit für Realisten, nicht für Propaganda und Parteipolitik.



    Es bleibt zu hoffen, dass beim nächsten Treffen im UK die Realisten den Ton angeben.

    • @Philippo1000:

      Wieso Praktikant? Merz hat ja jahrelang in der Wirtschaft erfolgrech gearbeitet und Versteht die Sprache von Trump.



      Wenn ich mir den Elbtower anschaue war dort wohl nur ein Praktikant am Werke und hat sich solange über den Tisch ziehen lassen bis er die Reibungswärme als schön empfand.

    • @Philippo1000:

      Hoffentlich lesen das die Granden der CSDU auch.....

  • Ich sehe folgendes sehr anderes. Neben den Kräften die zu Gewaltherrschaft tendieren gibt es auch ein sehr großes Bewusstsein Landesgrenzen übergreifend, das Parzifismus die einzige nicht tötliche Waffe ist. Gandi, Martin Luther King, die Feministische Bewegung, die 68ger ... Große Freiheitsbewegungen die uns prägen und auf Friedlichen Protesten basieren. Zivieler Ungehorsam war vor allem mit selbst Opferung verbunden. Also, NS Zeit hin oder her. Der Pazifismus ist weder nobel noch schwach, er ist Teil des Generationen Bewusstseins jetzt. Stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin. wäre für die meisten Menschen Europa weit, die erste Wahl. Ich möchte meinen, es ist auch die Einzige.

    • @Sarah Weller:

      "Stell dir vor du wirst überfallen, bist aber gerade nicht da"

    • @Sarah Weller:

      Problem: Die von Ihnen erwähnten Freiheitsbewegungen fanden in Demokratien statt, in einer rechtsextremistischen Diktatur wie Russland, würden diese Menschen einmal auf die Straße gehen und später in einem Gulag verenden.

      Ähnlich verhält es sich mit Krieg. Putin hat geglaubt, dass die Menschen in der Ukraine nicht hingehen und er sie ohne Gegenwehr in sein Terrorregime assimilieren kann.

      Ich als Pazifist der sich eine Welt wünscht, in der alle Menschen in friedlicher Koexistenz leben, würde dafür kämpfen, dass die Menschen die ich liebe in Freiheit und ohne Angst und Unterdrückung leben können. Leider sehe ich aufgrund der politischen Weltlage nur eine sehr geringe Chance auf Erfolg, zumal wir demnächst eine ReGIERung haben werden, die (minimal durch die Beteiligung der SPD abgefedert) eine Politik für die Reichsten etablieren wird.



      Merz hat ja schon angekündigt, dass er keine Politik für die demokratischen Menschen machen wird, die er als "Linke und Grüne Spinner" diffamiert hat. Meine Prognose ist, dass diese Politik aufgrund fehlender Bildung und Reflektionsfähigkeit der Mehrheit der Wählenden leider dazu führen wird, dass die AgD bei den nächsten Wahlen noch stärker wird.

  • Wie wäre es mit etwas Wirklichkeitsnähe?



    Sie können ein Interview mit Général André Coustou finden, der erklärt, dass die französische Armee auf einer Frontlänge von 80 km, drei Tage die Front halten könnte. Und die BW ist in einer noch schlechteren Verfassung.

    Daran wird sich auch nichts ändern, weil wir kein Geld haben. Der Energiewendewahn und die Anweisungen von Biden & Co haben zur Deindustrialisierung geführt, mit fast 3 Millionen Arbeitslosen geführt.



    Kein Geld für Wohnungen, Bildung und Gesundheit, aber für die Rüstung? Wie will man damit Wahlen gewinnen?

    Frankreich hat noch weniger Geld für diesen Wahnsinn. Mit Mühe und Not konnte ein Haushalt verabschiedet werden und weitere Kürzungen stehen an. Kein Geld für Soziales und die Rente, aber für die Ukraine, das kommt in Frankreich auch nicht gut an.

    Hat die taz nicht immer wieder erklärt, dass die Ukraine siegt und Russland kurz vor dem Ende ist? Wenn dem so ist, dann brauchen sie ja keine Hilfe, oder sollte dem nicht so sein?



    Entweder, oder?

    • @Octarine:

      Das können Sie sicher verlinken, wo die TAZ das behauptet hat?



      Zudem geht es hier nicht nur um den Ukraine Konflikt, sondern um eine drastische Veränderung der Weltlage. Unser wichtigster Verbündeter und Sicherheitsgarant bricht gerade weg und paktiert mit unseren Feinden.



      Und nicht nur Russland, auch China wird sich darüber freuen, wie Trump gerade jegliche Strukturen und Institutionen zerstört, die für Ordnung und Sicherheit gesorgt haben.

    • @Octarine:

      Danke schön, Octarine. Ganz meine Meinung.

  • Wir sollten uns endlich so wichtig nehmen, wie die anderen Europäer es tun. Nicht mehr, aber eben auch nicht weniger. Da fehlte Scholz sicher der internationale Blick. Er ist ja beruflich und politisch nie rausgekommen aus der Bundesrepublik.

  • Europa hat eine neue Achse des Bösen: Russland, China und nun auch die USA! In Deutschland haben wir den Feind im eigenen Bett; die AFD wird uns für ein Ei und ein Butterbrot, beliebig, an Putin oder Trump verkaufen. Lasst uns endlich diesen Feind im eigenen Land auf allen Ebenen bekämpfen, bevor er uns genüsslich an die Plutokraten verfüttert!

  • Gutes Interview, auf den Punkt gebracht. Bei allem noblen Pazifismus muss man so stark sein, dass nicht verhandeln für die andere Seite keine Option ist.

  • Ich bleibe dabei, den genannten "Starken" ist die Demokratie im Wege, weil es auf der Welt in einigen Jahren ungemütlich(er) wird. Die Konservativen, zumeist unanständig reich, wollen sich nicht ändern. Hierdurch stört jedes Beispiel von humanitären (Grund-)Rechten in einer Demokratie, wie wir sie heute noch kennen. Die zerstörerischen Bevölkerungskräfte bekommen daher etwas Wirtschaftswachstum und ihre 'Verbrenner', sowie ein 'wenig' Ausländerhass. Dann schnappt die Falle zu.

  • Unseren „kalten Kriegern“ fällt die eigene Überheblichkeit und Arroganz nicht nur auf die eigenen Füße, wir werden alle betroffen sein. Nach 1945 haben sich der „Westen“ und das „befreite Deutschland“ auf die Allianz mit der Weltmacht USA verlassen und ihre hegemonialen Ansprüche gegen den „Ostblock“ durchgesetzt. Dass mit wettbewerbsgetriebener Ideologe, Politik und Wirtschaft auf Dauer kein Frieden zu gewinnen ist, dass Widerspruch und Konkurrenz damit herausgefordert werden, dass vermeintliche Partner zugleich immer auch Konkurrenten sind, hat man übersehen. Gerade im „Siegesrausch“ nach 1989/90 glaubt man „Gewinner am Ende der Geschichte“ zu sein.

    Wer objektiv auf eine Karte globaler Strategien blickt, wird feststellen, dass die USA die Großmacht sind, die die Welt am effektivsten „umzingelt“ hat. Die eurasische Konkurrenz wurde in die Zange genommen und ein weltweites Netzwerk von operativen Geheimdienst- und Militäreinheiten erlaubt gezielte Aktionen in fast jedem Winkel der Welt.

    Karte: www.eurocontinent....orde-entre-allies/

    • @DemokratischeZelleEins:

      Na dann ist es doch gut, dass jetzt die USA der Feind Europas ist, oder etwa nicht?

  • Ein kleiner Schritt

    Zitat „Amerika behandelt uns als Beute“

    Eine zutreffende Feststellung. Nur war dies nie anders: Die USA, wie die alten Kolonialmächte zuvor, haben andere Länder seit der Monroe-Doktrin immer als ihre Beute betrachtet, immer. Die Wilson-Doktrin 1917 hat diesen Jagdinstinkt mit einem „Werte“-Kostüm aus Menschenrechts- und Selbstbestimmungsrhetorik sublimiert. Aber schon Napoléon war klar: „Du sublime au ridicule il n’y a qu’un pas.“

  • Ramstein schließen.

  • Falls jemand das "Gespräch" zwischen Trump, Vance und Selensky verfolgt hat ... Es macht fassungslos und zornig. Der US-Präsident und sein Vuize führen sich auf wie zwei Rotzjungen im Sandkasten. Ich befürchte, dass, außer Macron, kaum ein europäischer Staatschef die Eier in der Hose und das Rückgrat hat, diesem Duo Infernale Paroli zu bieten. Friedrich Merz wird, ganz im Gegenteil, diesen beiden - und Elon Musk - in den Hintern kriechen. Geld will schließlich zu Geld. Moral? Anstand? Längst an der Garderobe abgegeben. Die Zeichen für Europa stehen auf Sturm.

  • "Das demokratische Deutschland darf keine Angst vor einer Konfrontation haben, weil es das dritte Reich gab."



    Ich befürchte, genau das ist der Kern des deutschen Traumas. Und das lässt sich nicht überwinden, indem man mal schnell eine Zeitenwende ausruft.



    Das Problem:Zeit zur Bewältigung haben wir nicht.

    • @poesietotal:

      Das ist die zentrale Aussage in diesem Interview. Alle, restlos alle, Kanzler der BRD bisher haben aus Respekt vor der Geschichte oder schlicht Bequemlichkeit ihre Hausaufgaben zu diesem Thema vernachlässigt. Scholzes/Lambrechts Angebot der 5000 Helme ist eine Schande für jeden Deutschen. Natürlich hat Deutschland viel gegeben, aber es war immer wie Zähneziehen, eigentlich immer zu spät.

  • Der amerikanische Präsident und sein Vize leben nicht mehr in der Wirklichkeit, wollen die Wahrheit nicht hören und wollen Untergebene keine Verbündeten. Europa muss jetzt die Ukraine alleine unterstützen und massiv eigene Fähigkeiten aufbauen: insb. Raketenabwehr und Zweitschlagfähigkeiten.