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Eskalation in NahostIran feuert nach israelischem Großangriff Raketen auf Israel

Als Reaktion auf einen beispiellosen Großangriff der israelischen Armee hat der Iran am Freitagabend dutzende Raketen auf Israel abgefeuert.

Die Bevölkerung Israels wurde vor den iranischen Angriffen aufgerufen, Schutz zu suchen Foto: ITAY COHEN/rtr

Teheran afp | Die israelische Armee griff nach eigenen Angaben mehr als 200 Ziele im Iran an, darunter Atom- und Militäranlagen. Mehrere Generäle wurden getötet, unter ihnen die Befehlshaber der iranischen Armee und der Revolutionsgarden. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu kündigte weitere Angriffe an.

Am Abend schrillten in ganz Israel die Alarmsirenen. Die Bevölkerung wurde aufgerufen, sich in Schutzräume zu begeben, rund eineinhalb Stunden später gab die Armee dann vorerst Entwarnung.

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Nach Angaben eines israelischen Armeesprechers feuerte der Iran „dutzende“ Raketen Richtung Israel ab. Im Himmel über Jerusalem waren Detonationen zu hören, wie AFP-Journalisten berichteten. Über der Küstenstadt Tel Aviv waren Rauchwolken zu sehen. Der Rettungsdienst Magen David Adom meldete sieben Verletzte nach einem mutmaßlichen Raketeneinschlag im Zentrum Israels. Die israelische Feuerwehr berichtete von mehreren „schweren“ Zwischenfällen.

Der Iran hatte zuvor bereits Drohnen in Richtung Israel abgefeuert. Nach israelischen Angaben wurden die meisten der rund hundert Drohnen außerhalb des israelischen Staatsgebiets angefangen.

Einer der größten Militäreinsätze Israels

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sprach von „einem der größten Militäreinsätze“ in der Geschichte seines Landes. Er rief die Menschen im Iran in einer Videobotschaft dazu auf, sich gegen das „böse und unterdrückerische Regime“ in Teheran zu erheben.

Fakten und Standorte des iranischen Atomprogramms

WO LIEGEN DIE IRANISCHEN ATOMANLAGEN? Das iranische Atomprogramm erstreckt sich über viele Standorte. Obwohl die Gefahr israelischer Luftangriffe seit Jahrzehnten besteht, sind nur einige der Anlagen unterirdisch angelegt.

HAT DER IRAN EIN ATOMWAFFENPROGRAMM? Die USA und die Atomaufsichtsbehörde der Vereinten Nationen IAEA gehen davon aus, dass der Iran über ein koordiniertes, geheimes Atomwaffenprogramm verfügt hat, das er 2003 stoppte. Die Führung in Teheran bestreitet, jemals ein solches Programm gehabt zu haben oder dies zu planen.

Im Gegenzug für die Aufhebung internationaler Sanktionen im Rahmen des Atomabkommens mit sechs Staaten aus dem Jahr 2015 stimmte der Iran Beschränkungen seiner Atomaktivitäten zu. Diese Vereinbarung zwischen dem Iran, den USA, Russland, China, Frankreich, Großbritannien und Deutschland scheiterte jedoch 2018. Damals stiegen die USA unter Trumps erster Präsidentschaft aus dem Abkommen aus und verhängten wieder Sanktionen gegen den Iran. Dieser begann ein Jahr später wie angekündigt damit, gegen die Beschränkungen zu verstoßen – insbesondere bei der Urananreicherung.

ERHÖHT DER IRAN SEINE URANANREICHERUNG? Ja. Der Iran hat sein Urananreicherungsprogramm nach dem Scheitern des Atomabkommens von 2015 ausgeweitet. Die sogenannte Breakout-Time, die benötigt wird, um genügend waffentaugliches Uran für eine Atombombe zu produzieren, hat sich auf wenige Tage oder etwas mehr als eine Woche verkürzt. Unter dem Abkommen von 2015 betrug die Zeit mindestens ein Jahr. Tatsächlich würde der Bau einer Bombe aus diesem Material aber länger dauern. Wie lange, ist weniger klar und Gegenstand von Debatten.

Der Iran reichert derzeit an zwei Standorten Uran auf eine Reinheit von bis zu 60 Prozent an, das ist nahe an den 90 Prozent, die für Waffen benötigt werden. Theoretisch verfügt der Iran nach einem Maßstab der IAEA über Material, das – falls es weiter angereichert würde – für sechs Bomben reichen würde.

NATANS: Natans steht im Zentrum des iranischen Anreicherungsprogramms. Der Komplex befindet sich auf einer Ebene zwischen Bergen, außerhalb der den Schiiten heiligen Stadt Ghom und südlich von Teheran. Natans beherbergt mehrere Anlagen, darunter zwei Anreicherungsanlagen: die riesige unterirdische Brennstoffanreicherungsanlage (Fuel Enrichment Plant, FEP) und die oberirdische Pilotbrennstoffanreicherungsanlage (Pilot Fuel Enrichment Plant, PFEP).

Eine iranische Oppositionsgruppe, die sich im Exil aufhält, erklärte 2002, der Iran errichte heimlich den Komplex Natans. Dies führte zu einem diplomatischen Patt zwischen dem Westen und dem Iran über dessen Atomabsichten, das bis heute anhält.

Die FEP wurde für die Anreicherung im kommerziellen Maßstab gebaut und bietet Platz für 50.000 Zentrifugen. Derzeit sind dort rund 16.000 Zentrifugen installiert, von denen etwa 13.000 in Betrieb sind und Uran auf eine Reinheit von bis zu fünf Prozent raffinieren.

Diplomaten mit Kenntnissen über Natans zufolge liegt die FEP etwa drei Stockwerke unter der Erde. Es wird seit langem darüber diskutiert, wie viel Schaden israelische Luftangriffe dort anrichten könnten. An den Zentrifugen der FEP kam es auch auf andere Weise zu Schäden, unter anderem durch eine Explosion und einen Stromausfall im April 2021, die laut Iran auf einen Angriff Israels zurückzuführen waren.

Die oberirdische PFEP beherbergt nur mehrere Hundert Zentrifugen, doch der Iran reichert dort Uran auf eine Reinheit von bis zu 60 Prozent an.

FORDOW: Auf der gegenüberliegenden Seite von Ghom befindet sich Fordow, eine in einen Berg gegrabene Anreicherungsanlage, die daher wahrscheinlich besser vor möglichen Bombardierungen geschützt ist als die FEP. Das Atomabkommen von 2015 erlaubte dem Iran die Anreicherung in Fordow überhaupt nicht. Dort sind nun rund 2000 Zentrifugen in Betrieb, die meisten von ihnen moderne IR-6-Maschinen. Bis zu 350 davon reichern bis zu 60 Prozent an.

Die USA, Großbritannien und Frankreich erklärten 2009, der Iran baue Fordow seit Jahren heimlich und habe die IAEA nicht informiert. US-Präsident Barack Obama sagte damals: „Größe und Konfiguration dieser Anlage sind mit einem friedlichen Programm unvereinbar.“

ISFAHAN: Der Iran verfügt am Stadtrand von Isfahan, seiner zweitgrößten Stadt, über ein großes Zentrum für Nukleartechnologie. Es umfasst eine Anlage zur Herstellung von Brennelementen und eine Uranumwandlungsanlage, in der Uran zu Uranhexafluorid verarbeitet werden kann, das in Zentrifugen eingespeist wird.

Diplomaten zufolge lagert der Iran in Isfahan auch angereichertes Uran. In Isfahan gibt es Anlagen zur Herstellung von Uranmetall, ein Verfahren, das besonders relevant für die Verbreitung von Atomwaffen ist, da es zur Herstellung des Kerns einer Atombombe verwendet werden könnte.

Die IAEA erklärte, in Isfahan gebe es Maschinen zur Herstellung von Zentrifugenteilen und bezeichnete es im Jahr 2022 als „neuen Standort“.

CHONDAB: Der Iran verfügt über einen teilweise fertiggestellten Schwerwasser-Forschungsreaktor, der ursprünglich Arak hieß und heute Chondab genannt wird. Schwerwasserreaktoren bergen ein Risiko für die Verbreitung von Atomwaffen, da sie leicht Plutonium produzieren können, das wie angereichertes Uran zum Bau des Kerns einer Atombombe verwendet werden kann.

Im Rahmen des Abkommens von 2015 wurde der Bau gestoppt, der Reaktorkern entfernt und mit Beton verfüllt, um ihn unbrauchbar zu machen. Der Reaktor sollte umgestaltet werden, „um die Plutoniumproduktion zu minimieren und im Normalbetrieb kein waffentaugliches Plutonium herzustellen“. Der Iran hat der IAEA mitgeteilt, dass er plant, den Reaktor 2026 in Betrieb zu nehmen.

FORSCHUNGSZENTRUM TEHERAN: Zu den iranischen Atomforschungsanlagen in der Hauptstadt Teheran gehört ein Forschungsreaktor.

BUSCHEHR: Buschehr ist das einzige noch in Betrieb befindliche Atomkraftwerk des Landes und liegt an der Küste des Persischen Golfes. Dort wird russischer Brennstoff verwendet, den Russland nach Verbrauch zurücknimmt. Dadurch wird das Risiko der Verbreitung von Atomwaffen verringert. (rtr)

Die israelische Armee habe ranghohe Militärs und Atom-Wissenschaftler in Iran sowie „die wichtigste Anreicherungsanlage“ des Landes und „einen großen Teil seines ballistischen Raketenarsenals ausgeschaltet“, sagte Netanjahu und fügte hinzu: „Es wird noch mehr kommen.“ Israels Armeechef Ejal Samir erklärte, der Einsatz werde „mit voller Kraft und in großer Geschwindigkeit“ fortgesetzt.

Im Zuge des Großangriffs „Rising Lion“ (sich erhebender Löwe) hatten am frühen Morgen israelische Kampfflugzeuge Ziele in der iranischen Hauptstadt Teheran, die Atomanlage Natans und mehrere Militäranlagen im Iran bombardiert. In Natans wurden unterirdische Anlagen zur Urananreicherung angegriffen, laut iranischem Staatsfernsehen wurde der Großteil des Schadens jedoch nur an der Oberfläche angerichtet.

Auch Atomanlagen wurden zerstört

Später meldete das israelische Militär einen Angriff auf die Atomanlage in der iranischen Stadt Isfahan. Dabei seien „eine Anlage zur Herstellung von metallischem Uran, Infrastruktur zur Umwandlung angereicherten Urans, Labore und weitere Infrastruktur zerstört worden“.

Nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) meldete Teheran außerdem einen Angriff auf die Atomanlage Fordo. Die iranische Atomorganisation erklärte jedoch, dort und in Isfahan seien lediglich kleinere Schäden entstanden.

Bei den israelischen Angriffen wurden der iranische Armeechef Mohammed Bagheri und der Chef der mächtigen Revolutionsgarden, Hussein Salami, getötet. Das israelische Verteidigungsministerium erklärte, auch fast der gesamte Führungsstab der Luftwaffe der Revolutionsgarden sei „während einer Sitzung in ihrem unterirdischen Hauptquartier neutralisiert“ worden. Nach Angaben der israelischen Armee hatten sich die Kommandeure dort versammelt, „um einen Angriff auf den Staat Israel vorzubereiten“.

Am Freitagabend waren erneut Explosionen in Teheran und Umgebung zu hören, wie iranische Medien berichteten. Im Nordwesten des Iran wurden bei israelischen Angriffen nach Angaben von Staatsmedien 18 Menschen getötet.

Israel begründete seinen „Präventivschlag“ gegen den Iran mit dem weit fortgeschrittenen iranischen Atomprogramm. Die Islamische Republik habe sich bei ihrem Atomprogramm einem „unumkehrbaren Punkt“ genähert, erklärte die israelische Armee. Geheimdienstinformationen hätten Beweise dafür geliefert, dass Teheran inzwischen „Uran auf militärisches Niveau anreichern“ und „innerhalb kurzer Zeit eine Atomwaffe“ bauen könne.

Iran wertet den Angriff als „Kriegserklärung“

Die Angriffe richteten sich auch gegen Atomforscher. Nach Angaben der iranischen Nachrichtenagentur Tasmin wurden sechs Wissenschaftler getötet. Iranische Staatsmedien berichteten, auch Zivilisten, darunter Frauen und Kinder, seien bei den Angriffen getötet worden, 95 weitere Menschen seien verletzt worden.

Irans Außenminister Abbas Araghtschi bezeichnete den israelischen Angriff als „Kriegserklärung“. Er wies nach Angaben seines Ministeriums Aufrufe an den Iran zurück, „angesichts der israelischen Aggression Zurückhaltung zu üben“. Das geistliche Oberhaupt des Iran, Ali Chamenei, drohte Israel mit massiver Vergeltung. Die Folgen des israelischen Angriffs würden das Land „in den Ruin“ treiben, sagte er in einer Fernsehansprache.

In Washington hieß es, die USA seien an dem israelischen Vorgehen nicht beteiligt gewesen. Trump forderte den Iran zu einem „Deal“ auf und warnte vor weiteren israelischen Angriffen, die „noch brutaler sein werden“.

Israel sieht seine Existenz seit langem durch den Iran bedroht. Die westlichen Staaten werfen Teheran vor, den Bau von Atomwaffen anzustreben. Ein internationales Abkommen zur Eindämmung des iranischen Atomprogramms aus dem Jahr 2015 hat keine Gültigkeit mehr.

International löste Israels Vorgehen größte Besorgnis aus. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) rief die Konfliktparteien zur Zurückhaltung auf und warnte vor einer Destabilisierung der gesamten Region. Auch Länder wie Saudi-Arabien, China und die Türkei warnten vor einer Eskalation.

Der russische Präsident Wladimir Putin verurteilte den israelischen Angriff auf den Iran. In einem Telefonat mit Netanjahu bot Putin nach Kreml-Angaben an, „Vermittlungsarbeit zu leisten“, um eine weitere Eskalation zu verhindern. Der UN-Sicherheitsrat sollte noch am Freitag auf Antrag Teherans zu einer Dringlichkeitssitzung zusammenkommen.

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31 Kommentare

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  • Wer ein Auto mit Verbrenner fährt, unterstützt Länder, die Israel feindlich gegenüber eingestellt ist. Bitte weitersagen.

  • Keine Verurteilung durch Brüssel

    Der ECFR ruft die EU auf, „die israelische Aggression“ zu verurteilen:

    „In the immediate days ahead, European actors should Understand that Israel initiated and designed this attack to up the ante against Tehran—and drag the wider region into confrontation. Such aggression is a threat to regional peace and security, derailing hopes of a diplomatic pathway to resolve Iran’s nuclear crisis and risking a deep regional war, both of which directly threaten core European interests. An unwillingness to acknowledge and condemn Israeli aggression will act as a green light for an escalated and dangerous military campaign. (Ellie Geranmayeh, Deputy Director, Middle East and North Africa programme; Quelle: ECFR-Website)“

    Demgegenüber kommt Kritik an Israel, gar eine Verurteilung der Sprecherin von EU-Kommissionschefin von der Leyen in der gestrigen Pressekonferenz nicht über die Lippen.

    • @Reinhardt Gutsche:

      Okay. Was genau gibt es denn zu bedauern oder zu verurteilen? Dass ein Schurkenstaat wie der Iran keine Atomwaffen mehr bauen kann? Oder dass der Anführer der Revolutionsgarde keine Iraner und Juden mehr schwächen oder bedrohen kann?

      Klären Sie mich bitte auf: Was genau stört Sie jetzt konkret?

  • Putin als Vermittler. Mehr böse Ironie geht wirklich nicht mehr.

    • @Minelle:

      Wenn sonst noch wer einen guten Draht in den Iran hat, löst man das sicher auch ohne Putin.

  • Dieser Krieg ist ein Wahnsinn. Über Tausende Kilometer hinweg beschließt man sich. Aber es gibt einen Plan: Die USA sollen in den Konflikt hineingezogen werden, denn nur die USA haben militärisch die Möglichkeit, im Iran einen Regime-Change herbeizuführen - nach dem Muster von Iraq und Afghanistan. Was dabei herausgekommen ist, ist leidlich bekannt

    • @NormalNull:

      Das ist sogar eine gute Idee, um Demokratie und Menschenrechte einzuführen, ähnlich wie in Deutschland oder Südkorea.

      Aber bitte BITTE den Kapitalismus raushalten. Das wollen Muslime in diesem Land nicht. Und es hilft den im Regime unterdrückten Frauen noch weniger. Weil die Menschen traumatisiert werden, wenn ihre Kultur durch McDonalds, Starbucks oder Nike verunstaltet wird.

      • @Troll Eulenspiegel:

        Ja klar so wie es eine Gute Idee war durch Kriege ein Regime Change in Afghanistan, Syrien, Irak, Libyen, Somalia durchzuführen (von allen anderen Staaten in Afrika und Südamerika wo die USA das gemacht haben gar nicht zu reden). Sind ja alles blühende Demokratien heute... nicht! Das einzig positive davon war, dass Bin Laden, Gaddafi und Saddam Hussein tot sind und Assad im Exil ist- alles andere war die reinste Katastrophe vor allem für Frauen und Kinder- wo wurden bei diesen Kriegen deren Menschenrechte geschützt? Seit 9/11 gab es im "Kampf gegen den Terror" 940.000 direkt getötete, 3.6-3.8 Millionen indirekt getötete und 38 Millionen Flüchtlinge, ganze Länder in Schutt und Asche, Kinder traumatisiert, Armut und Hunger, Tausende mit lebensverändernden Verletzungen (Amputationen). Und genau diese Zahlen werden sich bei einem Krieg mit dem Iran noch erhöhen. Brown University: Cost of War (Langzeitstudie die man sich zur Gemüte führen sollte)



        Und noch eine Tatsache daraus: "Post-9/11 war veterans are suffering a mental health crisis. At least four times as many active duty personnel and war veterans of post-9/11 conflicts have died of suicide than in combat."

      • @Troll Eulenspiegel:

        Wenn Sie das westliche Demokratiemodell im Iran durchsetzen wollen, wird das nicht OHNE den Kapitalismus gehen - der wird in vielen islamischen Gesellschaften ja auch nicht als Problem gesehen, sondern auf vielerlei Weise amalgamiert.



        Das Problem sind eher die offensichtlichen verlogenen Doppelstandards dieses westlichen Demokratieverständnisses, die vielen Muslimen durchaus ins Auge springen.



        Wenn im Iran ein Regimewechsel also als denkbar erscheint, dann nur, weil die Mullah-Herrschaft nach Jahrzehnten verbraucht ist, die Leute schlicht genug von deren hohlen Phrasen haben, ohne dass sich der allgemeine Lebensstandard zum Besseren entwickelt.



        Mag sein, dass Israel (mit US-Unterstützung) jetzt auf einen solchen Regimewechsel setzt, nicht bloß auf die Ausschaltung des iranischen Atomprogramms - sicherer wird die Existenz Israels im Nahen Osten damit freilich nicht. Denn Israels Existenz wird nicht durch die „Bombe“ bedroht, sondern durch viele kleine Nadelstiche und Terrorakte - und die werden nicht weniger, wenn Israel mit seiner derzeitigen Politik fortfährt.

  • Laut israelischer Darstellung ist der Iran nur noch wenige Wochen vom Bau der Bombe entfernt. Ein Präventivschlag sei daher unvermeidbar.

    Diese wenigen Wochen entsprechen offenbar nicht unserer Zeitrechnung. Denn ich höre diese Aussage seit vielen Jahren.

    Was mich wundert, ist, dass Israel einen völkerrechtswidrigen Krieg führt und wir weiterhin Waffen liefern.

    • @Ertugrul Gazi:

      Nun gab es die eine oder andere geopolitische Entwicklung, die den Vau der Atombombe im Iran beschleunigt haben könnte.

      Das Völkerrecht sieht Präventivkriege vor.

      Eventuell sind Sie da suboptimal informiert?

      • @rero:

        Googeln Sie doch bitte einmal nach einem Zeit-Artikel aus dem Jahr 2010, in dem auch Aussagen der IAEA enthalten waren. Die Behauptungen sind nahezu identisch und der Alarmismus ähnlich.

    • @Ertugrul Gazi:

      Nicht nur Israel

      "Auch die Internationale Atomenergiebehörde zeigte sich zuletzt „ernsthaft besorgt“ über die Entwicklungen. In einem Bericht von Ende Mai stellte die IAEA fest, dass der Iran seine Produktion von nahezu waffentauglichem Uran zuletzt stark ausgeweitet hatte."

      www.derwesten.de/p...t-id301630028.html

      Aber Israel an allem die Schuld zu geben liegt ja im Trend....

  • Ich wünsche den Menschen, vor allem den Frauen im Iran, dass dies die Chance ihres Lebens ist, sich von den alten islamistischen Männern zu befreien.

    • @Passionsblumenstrauß:

      Anschließe mich. Sie sind es, die den überfälligen Regime Change herbeiführen werden. Mit israelischer Unterstützung.

  • "Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) rief die Konfliktparteien zur Zurückhaltung auf und warnte vor einer Destabilisierung der gesamten Region"

    Die alte Leier aus dem Kanzleramt ignoriert geflissentlich wer seit Jahrzehnten zur Destabilisierung in der Region beiträgt und den Terror unterstützt. Huthi im Jemen, Hisbollah im Libanon oder Hamas in Gaza dazu Terror Schergen im Irak und ehemals in Syrien.

    Die Hisbollah ist entmachtet, die Hamas weitgehend zerschlagen, der Irak militärisch schwer angeschlagen und das nicht durch Worte oder Lippenbekentnisse sondern durch Tatkraft und militärische Cleverness. Und es sollte auch nicht vergessen werden, wer maßgeblich die Vorabeit zum Sturz des Assad Regimes geleistet hat.

    Gerade jetzt könnte Deutschland die Staatsräson einmal in der Praxis umsetzen und Israel dabei unterstützen das Mullahregime in Teheran zu stürzen. Der Dank insbesondere von Seiten der iranischen Frauen wären Merz und Co. sicherlich gewiss.

    • @Sam Spade:

      Die Hisbollah im Libanon entstand in den 1980er Jahren als Folge der israelischen Besetzung des Südlibanons, unter dort vor allem auch die schiitische Bevölkerungsgrppe zu leiden hatte. Und Israel würde den Südlibanon no h immer besetzt halten, wenn die Hisbollah nicht dagegen gekämpft hätte.



      Die Entstehung der Huthi-Miliz im Jemen ist entsprechend eine Folge der Diskriminierung der Schiiten durch die sunnitische Regierung.

      • @Francesco:

        Israel besetzte den Südlibanon, um seine Grenze zu schützen, Angriffe zu verhindern und die Präsenz feindlicher Gruppen zu beenden. Insbesondere die PLO nutzte den Südlibanon immer wieder für Terroranschläge in und Raketenbeschuss auf Israel.

        Was der Raketenbeschuss Israels durch die Huthi"Rebellen" mit deren Diskriminierung durch die Sunniten zu hat, erschließt sich mir nicht.

      • @Francesco:

        Genau, alles demokratische Menschwenrechts- und Widerstandsbewegungen, die mit iranischen Imperialismus nichts zu tun haben ... meinen Sie das ernst?

        • @dites-mois:

          Was ich geschrieben habe, meine ich so, wie es da steht. Nicht, was Sie hineinlesen.

        • @dites-mois:

          Ohne entsprechenden Nährboden hätte dieser iranische „Imperialismus“ auch keine Chance, sich auszubreiten, nicht in mehrheitlich sunnitischen Gesellschaften wie in Syrien und in Gaza/Westjordanland.



          Vielleicht sollten wir besser über diesen Nährboden nachdenken, der in der Nahostregion seit einigen Jahrzehnten die iranische Propaganda so überaus erfolgreich machen konnte.

    • @Sam Spade:

      Immer noch die alte Strategie vom "Regime Change" ? Hat ja in der Vergangenheit schon immer super funktioniert (die USA haben das jahrzehntelang praktiziert). Und Russland versucht das gerade in der Ukraine. Wohin das führt, sieht man ja.



      Vielleicht doch mal besser andere Alternativen in Erwägung ziehen.

    • @Sam Spade:

      So sehr ich das Mulla-Regime im Iran weg haben möchte - in wie weit rechtfertigt es was die Israelische Regierung gemacht hat?

      Und bitte kommen Sie mir nicht wieder mit "ja aber die unterstützen xyz".



      《- diese Argumentation hat man von diversen Seiten auch schon gehört und wurden auch von Ihnen verneint.

      Das war ein Angriff auf einen Souveränen Staat und das nicht zum ersten Mal.

      Selbstverteidigung gilt für alle Staaten, nicht nur für jene welche uns lieber sind.

      • @Keine Sonne:

        Aber es ist doch ein Akt der Selbstverteidigung von Israel. Schließlich ist es Staatsziel des Iran, Israel vollständig zu vernichten. Also würden Sie an Stelle Israels warten bis es soweit ist und der Iran die Atombombe einsatzbereit hat? Ist sicher auch für die gesamte Weltbevölkerung besser, wenn dieser Terrorstaat nicht über Atomwaffen verfügt.

      • @Keine Sonne:

        Nun ja, der Iran wird sich auch verteidigen und hat sogar ein legitimes Recht darauf.

      • @Keine Sonne:

        Das Staatsziel des Irans ist die Vernichtung Israels und da der Iran offenbar daran arbeitet sich Atomwaffen zu beschaffen, muss Israel das unterbinden.

      • @Keine Sonne:

        Es ist natürlich entscheidend, was der IRAN die letzten Jahrzehnte über Israel angetan hat. Dieser Krieg ist doch nicht neu, sondern wird vom IRAN seit Jahrzehnten schon geführt. Hamas, Huthi, Hisbollah usw. haben die ganzen Waffen ja nicht zufällig auf der Straße gefunden.

        Der IRAN hat Jahrzehnte immer weiter eskaliert. Es ist wohlfeil, den IRAN jetzt als Opfer darzustellen.

        Was wir erleben ist das Ergebnis, wenn auf beiden Seiten die rechten Extremisten an die Macht kommen. Dann eskaliert die Situation.

        Der IRAN hat genau das erreicht, was er immer wollte. Den heißen direkten Krieg mit Israel.

        Die Iranische Staatsdoktrin ist die Zerstörung Israels. Das können sie jetzt ganz offiziell machen. Wenn sie es schaffen, ist Israel Geschichte, ansonsten ist vielleicht der IRAN in seiner jetzigen Form Geschichte.

      • @Keine Sonne:

        "Das war ein Angriff auf einen Souveränen Staat und das nicht zum ersten Mal."

        Stimmt.



        Was Sie und die meisten Kritiker des Angriffs unterschlagen ist, dass es das Staatsziel des Iran ist, Israel auszulöschen und auch darauf hinarbeitet.



        Von daher ist jeder Angriff auf strategische Ziele im Iran, als Selbstverteidigung zu sehen.

    • @Sam Spade:

      Gut geschrieben. Stimme ich voll und ganz zu

    • @Sam Spade:

      Besser mal kurz innehalten und überlegen wer gerade Aggressor ist. "Zurückgeschossen" hat auch Putin gerne. Als Widerstand im Iran aufkam, wurde dieser weitgehend international ignoriert. Cui bono deutet kräftig auf Netanjahu und seine Schergen, die jetzt wieder am moralischen Hebel sitzen.