Enquete-Kommission zu Erdbeben: Massive Vorwürfe nach Gasförderung

Jetzt gibt es politische Konsequenzen: Die Erdgasgewinnung in der niederländischen Provinz Groningen hatte ein Erdbeben zur Folge.

Großer Riss in Backsteinhaus.

Hof im Ort Huizinge: Kaputt nach dem Erdbeben

AMSTERDAM taz | Die Interessen der Be­woh­ne­r*in­nen der niederländischen Provinz Groningen wurden jahrzehntelang systematisch vernachlässigt, und ihre Sicherheit dem Streben nach maximalem Profit untergeordnet. Dieses vernichtende Urteil steht im Zentrum des Abschlussberichts einer parlamentarischen Untersuchungskommission, der Ende vergangener Woche präsentiert wurde. Thema: die Erdgasgewinnung im größten Gasfeld Europas, die in der Region rund 1.600 Erdbeben verursacht und zahllose Häuser beschädigt hat.

Der 1.900 Seiten lange Bericht erhebt schwere Vorwürfe gegen Shell und Exxonmobil, die als Aktionäre der Niederländischen Erdöl- Gesellschaft NAM möglichst lange von der Gasförderung profitieren wollten, gegen mehrere Minister, hohe Beamte und Premier Mark Rutte, der “Ernst und Dringlichkeit der Situation in Groningen lange Zeit schwer unterschätzt“ habe.

Unterschätzt worden sei in der Debatte zum Thema zudem die Schwere der Beben sowie der Schaden, den sie anrichteten. Die Verstärkung erdebebenunsicherer Häuser sei unzureichend, die Prozeduren zur Reparatur von Schäden und ihrer Erstattung nicht angemessen und zu langwierig. Von 267.000 Schadensmeldungen waren Ende letzten Jahres 230.000 abgehandelt. Dass die Fördermenge, erst ab 2018 reduziert, just nach einem schweren Beben von 2012 noch erhöht worden sei, wird als „schwere Verletzung der Interessen der Groninger*innen“ bezeichnet.

Unter dem Strich spricht die Kommission von einem „beispiellosen Systemversagen“ und folgert, der niederländische Staat, der 363 Milliarden Euro an der Gasförderung verdiente, habe gegenüber der Groninger Bevölkerung eine „Ehrenschuld “. In einer ersten Reaktion sagte Premier Rutte, der Bericht treffe ihn persönlich schwer.

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