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Diskussion um FleischpreisDas Märchen von den Dinkelmullahs

Anja Maier
Kommentar von Anja Maier

Der Spin der Union in der Fleisch-Debatte: Widersteh den grünen Ideologen, indem du in grellen Farben mariniertes Steak brätst. Was für ein Unsinn!

Den Grünen wird unterstellt, den braven Steuerzahlern das Steak vom Teller fegen zu wollen Foto: Schöning/imago

I nteressant an der aktuellen Debatte über Fleischkonsum ist die Erzählung vom dräuenden Verbot. Die Unionsparteien schrauben dabei munter an ihrer Rolle der Möglichmacher, während sie versuchen, die erstarkenden Grünen wie Dinkelmullahs ausschauen zu lassen, die dem braven Steuerzahler das fleißig erarbeitete Nackensteak vom Teller fegen wollen.

Das ist als persönliche Freiheit getarnte Geringschätzung von Bürgern, denen nahegelegt wird, Billigfleisch zu essen sei ein staatsbürgerlicher Akt. Der Spin: Widersteh den grünen Ideologen, indem du in grellen Farben mariniertes Nackensteak brätst.

Was für ein Unsinn. Wahr ist, dass längst auch Facharbeiter oder Auszubildende keine Lust mehr haben auf Discounterfleisch, das der pfennigfuchsende Handel ihnen zugedenkt. Auch Menschen ohne Hochschulabschluss wissen, wie die Landwirte von der Lebensmittelindustrie geknebelt werden. Und auch Arbeitslose lieben ihre Kinder und möchten, dass sie gesund essen.

Ungesunde Ernährung zum Distinktions­gewinn zu verklären ist eine perverse Logik. Aber genau das scheint die Intention der Bundesregierung zu sein. Nach dem Treffen der Handelsriesen mit der Kanzlerin und ihrer Bundesagrarministerin war außer „Du, du!“-Rhetorik nichts zu vernehmen.

De Grünen lassen sich nicht festnageln

Butterweich fabulierte Angela Merkel von „fairen Beziehungen“ zwischen den Akteuren am Markt. Sie verwies auf eine „gewachsene Sensibilität“ bei den Verbrauchern. Und, nein, natürlich werde es keine staatlich verordneten Mindestpreise geben.

Damit schloss Angela Merkel rhetorisch den Kreis zu den scheinbar restriktiven Grünen, als ob die außer Tofubratlingen und Hafermilch nichts kennen würden. Die Grünen sind aber bislang schlau genug, sich nicht auf die ihnen zugedachte Rolle der Spaßverderber festnageln zu lassen. Gerade hat Parteichef Robert Habeck in einem BamS-Interview erklärt, für ihn sei Politik keine „Lebensstil-Frage“. Die Leute sollten ruhig Nackensteaks essen; wirklich dringend sei die Verbesserung des Tierschutzes durch die Politik. Habeck schlägt dafür einen „Tierschutz-Cent“ vor.

Es ist kein abwegiger Gedanke, die Grünen könnten Teil der nächsten Bundesregierung sein. Insofern ist es gut, zu wissen, wofür sie ernährungs- und agrarpolitisch stehen. CDU und CSU täten gut daran, sich das genau anzuschauen und gegebenenfalls daraus zu lernen

Dass Nackensteak-Esser „das Rückgrat der Gesellschaft“ sind, mag auf weite Teile zutreffen. Dass die allerdings weiter die inkonsequenten Unionsparteien wählen, ist damit nicht gesagt. Fleisch zu essen bedeutet nicht, der Politik jeden Quatsch durchgehen zu lassen.

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Anja Maier
Korrespondentin Parlamentsbüro
1965, ist taz-Parlamentsredakteurin. Sie berichtet vor allem über die Unionsparteien und die Bundeskanzlerin.
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37 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Warum nicht einfach die Sätze von Hartz4 und Grundsicherung erhöhen? Nach den jetzigen Regelungen sind Discounterpreise in den Sätzen eingepreist, egal ob ein Discounter überhaupt in der Nähe ist oder nicht.

  • Wollen Sie denn gar nichts ändern?



    Die Fleischindustrie muss abgeschafft werden!



    1x 200g Biofleisch pro Nase in 4 Wochen muss reichen. Die Tierbestände müssen auf einen Bruchteil verkleinert werden.



    Ja, Sie leben über Ihre Verhältnisse!

  • „Und auch Arbeitslose lieben ihre Kinder und möchten, dass sie gesund essen„

    Heul!

    Essen Discounter Unsere Kinder?

  • *Dinkelmullahs* - wie geil ist das denn 😂

  • Sich selbst nicht schwer schuldig zu machen oder sogar zu entmenschlichen,



    ist auch für Fleisch-/Milchprodukte Fetischisten möglich!

    Einfach die Produkte aus Tiermisshandlung weglassen und mit dem gesparten Geld nur noch "menschenmöglich" leidminimierte Fleisch-/Milchprodukte konsumieren.

    Es gibt so viele Menschen die Jahrzehnte



    lang vegetarisch oder sogar vegan leben.

    Mit erfolgreicher Selbstbeherrschung unterstreicht jede/r ihre/sein Menschsein und braucht sich später auf dem Sterbebett keine schwere Schuld vorzuwerfen!

    • @tsitra:

      "Entmenschlichung" ist es Andere auf ihr Ermährungsgewohnheiten zu reduzieren, ihnen das Menschliche abzusprechen und sie pauschal zu "Schuldigen" abzuqualifizieren.

      Ich ernähre mich ebenfalls seit Jahren vegetarisch bis vegan. Aber überheblich-selbstgerechte "meat is murder" Parolen halte ich für gleichermaßen ignorant wie dumpfbackiges " ich brauch 3mal täglich mein Fleisch" Geschwätz.

      Das dient nur der eigenen Beweihräucherung und überzeugt absolut Niemanden von einer fleischlosen Ernährung.

      • @Deep South:

        Sie äußern hier oberflächliche(n) Unsinn/Vermutungen/Unterstellungen.

        Es kann keine einheitliche Definition des Menschseins geben. Das macht den Disput unmöglich.



        Meine Definition von Menschlichkeit ist:



        Durch Mitgefühl und Anteilnahme sich selbst nicht zur Unterstützung(!) von Greueltaten verleiten lassen, sondern durch Selbstbeherrschung und Selbstüberwindung dagegen ankämpfen.

        Viele begreifen nicht ihre Schuld, insbesondere nicht die Größe ihrer Schuld die sie bei unkritschen Tierproduktekonsum auf sich laden!

        Mein Beirag ist sinnvoll, weil er Menschen vor der üblen Tragweite des unkritschen T ierprodukte-konsums bewahren möchte/kann



        und weil er für die misshandelten Tiere eintritt.

  • Früher bezeichnete man dieses Thema als Nebenwiderspruch. Warum kauft denn der von Frau Maier so kumpelhaft zitierte "Facharbeiter oder Auszubildende" kein "Biofleisch"? Doch nicht, weil es keines gibt. Es ist einfach vergleichsweise teuer. Statt dem Tierschutzcent (was soll das realistisch bringen? Von welchen Summen reden die um was zu tun?), ist ein Arbeiter- und Angestellten-Euro zu fordern. Oder zwei.

    • @Ignaz Wrobel:

      Und wenn alles nochmal die Hälfte kosten würde wäre es immer noch „vergleichsweise“ teuer.

      Der Anteil der Ausgaben für Lebensmittel sinkt in den Industriestaaten kontinuierlich.

      Das Argument Armut zieht irgendwie nicht und wird nicht zufällig von den großen Discountern angeführt. Erst recht mich wenn Übergewicht Volkskrankheit Nr. 1 ist.

    • @Ignaz Wrobel:

      Danke, genau das wollte ich auch hier schreiben, aber ... egal. Es ist good old Klassenkampf, nur grün angemalt.

  • Tierquälerei ist konventionelle Tiermast heute immer. Die Biolandwirte sind die einzigen, die auf Nutztierethnologie achten und langsames Fleischwachstum zulassen. Ansonsten sind die Unterschiede bei



    Rindfleisch im Geschmack sehr gering. Ein Jungbullensteak QS aus Oberschale der Hüfte für 15-18 Euro per Kilo zu verkaufen, ist ein Spottpreis. Höhere Qualität ist nicht vorstellbar für unter 20 Euro. Nach meinem Geschmack sollte man nie Kalb oder konventionelles Geflügel essen, aber Putendoener passiert mir schon manchmal. Schweinefleisch oder Rindfleisch ist ja auch eine Frage.

    • @Nik...:

      Sehen Sie, so unterschiedlich sind auch bei diesem Thema die Meinungen.

      Puten und Hähnchen geht für mich eigentlich gar nicht, weil die armen Viecher rassebedingt nicht mal beschwerdefrei leben können.

      Mir ist Rindfleisch am liebsten.



      Ich kenne persönlich Leute, die Mutterkuhhaltung ohne Bio-Label betreiben. Die Kälber springen da wirklich mehrere Monate über die grüne Koppel. Die Kühe und der Bulle stehen von Mai bis Oktober/November auf der Weide und freuen sich ihres Lebens.



      Mutterkuhhaltung hat durchaus eine gewisse Verbreitung.



      Mir ist natürlich bewusst, dass nicht jedes Rind vor dem Schlachthof so ein Leben hatte, aber es gibt eine gewisse Chance, dass dem so ist.

    • @Nik...:

      Sie haben grundsätzlich Recht. Leider gibt es auch bei Bio schwarze Schafe, aber Bio ist in der Regel schon besser, am Besten Demeter. Bei EU- Bio bin ich ein wenig skeptisch.

    • @Nik...:

      Argrinisches Hüftsteak kostet regelmässig unter 9€ da gebe ich doch kein15€ für deutschen Jungbullen aus.



      Kalb schmeck wirklich ziemlich fad

  • Genau. Die Typen von der Union haben es auf unsere Gesundheit abgesehen. Billig- Essen macht krank. Krank- werden- sollen, das könnte auch der Grund dafür sein, dass wir per e Scooter den Verkehr wenden dürfen. Die Dinger sind gefährlich und machen somit auch krank.

  • Das Thema Fleisch und der Unions-Spin die Grünen damit wieder in die Ecke zu stellen, natürlich erneut mit dem bösen V-Wort, das hat Methode.

    Bei Klima, Mobilität läuft dieselbe Schiene. Platter geht's natürlich nur noch bei Steuern. Da werden Linke und wie immer die SPD gleich mit diffamiert mit dem gröbsten Klötzen "wo gibt".

    Bei Klima und Essen ist das der Ersatzgrabenkampf für die CSU/CDU, weil beim Thema Migration ansonsten die eigene Nähe zum AfD-Kloakenvokabular doch zu offensichtlich wäre.

    Wenn man die Kampagnen der BLÖD, aufmunitioniert vom Oberschmieranten Reichelt parallel dazu verfolgt, weiß man bereits wie die restlichen Monate bis zur Bundestagswahl 2021 (oder eher) aussehen werden.

  • Fakt ist das Billigst- Discounterfleisch nur unter erbärmlichen Tierquälereien in Agrarfabriken hergestellt werden kann.



    Tierschützende Bauern haben da null Chancen mehr.



    Wenn den Konsumenten das wirklich bewußt wäre würden diese auf den Kauf verzichten.



    Wer dagegen das Wort Tierquälerei in Verbindung mit Billigfleisch- und Kuhbabymilch in den Mund nimmt, der wird ablenkend gerne als Moralist beschimpft.



    Es ist aber eben nicht nur eine Preisfrage, sondern auch eine Frage der Moral, auf dem unser Rechtswesen in vieler Hinsicht ja aufbaut. So wie wir unsere geliebten Haustiere wie Hunde und Katzen niemals quälen würden ist es eben nicht richtig, Nutztiere, die genauso fühlen wie Hunde und Katzen, zu quälen.



    Zumindest Massentierhaltung ist Massentierquälerei. Wer Billigtierprodukte kauft unterstützt dieses System. Und gerade Massentierhaltung wird politisch auch noch gefördert. Merkel, Klöckner und Co. wissen das, aber verschweigen es. Das ist ein Verbrechen and der Schöpfung.



    Ein Verbrechen schon deswegen weil Tiere nach dem strengen deutschen Tierschutzgesetz nicht gequält werden dürfen. Massentierhaltung ist Gesetzesverstoß. Das ist die traurige Realität.



    Und die Diskussion beschränkt sich verharmlosend auf die reine Preisfrage. Wie kann das sein.

    • @Traverso:

      Waren Sie schon mal auf einem Landwirtschaftlichen Betrieb ? haben Sie schon mal Tierhaltung vor Ort gesehen ?



      Wer Dümmliche Schlagworte ( Massentierhaltung, Kuhbabymilch, Agrarfabriken ) benutzen muss, um eine Sache zu diffamieren , lässt geistig die Hose runter.



      Ihre Ansichten sind das, was der Handel will. Das aufteilen der Landwirte in Gute und Böse, macht es erst dem Handel möglich, sie gegeneinander auszuspielen und im Preis zu drücken.



      Anzahl von Tieren je Betrieb, Bio oder Konventionell, Haltungsform hin oder her, sagt nicht aus, wie es den Tieren geht.



      Lockern Sie mal ihre Scheuklappen ein wenig, und Sie werden sehen, das es nicht nur Schwarz und Weiß gibt !!!

      • @Günter Witte:

        Lesen Sie richtig bevor Sie polemisieren.



        Googeln Sie Massentierhaltung / Bilder.



        Wer das nicht versteht, dem ist kaum noch zu helfen.



        Auch habe ich geschrieben: "Tierschützende Bauern haben null Chancen".



        Nochmal übersetzt für Sie: Bauern, die artgerecht mit Tieren umgehen wollen, haben gegen Agrarfabriken mit Massentierhaltung keine Chancen was den Preis angeht.



        Ja, was Sie trinken ist Kuhbabymilch, was den sonst. Agrarfabriken sind Massentierhalter, schauen Sie sich die gegoogelnden Bilder an.



        Sie verwenden kein einziges Argument, einzig allein nur Polemik gegen meine Argumente.



        Wer hat den hier die Scheuklappen wohl ?

        • @Traverso:

          Massentierhaltung ist laut Wikipedia über 10 GV/ha, gibt es solche Betriebe in Deutschland ?



          Jeder Landwirt der erfolgreich sein will, ist um das Tierwohl besorgt, weil nur wenn es den Tieren gut geht, geht es seinem Betrieb gut.



          Haben Sie mitbekommen, das sich die Technik in den letzten 50 Jahren weiterentwickelt hat, auch in der Landwirtschaft ? Wo ist ihr Beweis das es Kühen, 100, 200 in einem modernen Laufstall schlechter geht, als 5 Kühen vor 50 Jahren in einem alten Stall. Wer so argumentiert hat noch nie einen Stall von innen gesehen.

          • @Günter Witte:

            Bitte, bitte, bitte: Schauen Sie sich die Bilder über Googe Eingabebegiff Massentierhaltung an. Das meine ich.



            Verstehen Sie das ? Die Bilder zeigen die Tierquälereien. Darauf beziehe ich mich. Nicht auf das was Sie hier beschreiben. Bitte schauen Sie sich die Bilder an und schalten die auch Ihnen angeborene Empathie an.



            Dann würden Sie anders reden, bin ich mir sicher.



            Ihnen alles Gute.

            • @Traverso:

              Ja, ich kenne die Bilder über Massentierhaltung, und ja, es sind sehr schlimme Bilder dabei.



              Dort, wo sowas vorfällt, gehört entschieden durchgegriffen, ( Tierhaltungsverbot, Geldstrafen in Existenz gefährdenden Rahmen ) weil diese alle Betriebe in den Schmutz ziehen.



              Und trotzdem ist ihre inflationäre Benutzung von Schlagwörtern und Phrasen pauschal gegen jede Landwirtschaft die nicht Bio ist, herabwürdigend für eine ganze Berufsgruppe.



              Ich weis ja nicht als was Sie Arbeiten, aber ich bin überzeugt, Sie währen nicht glücklich wenn jemand, der ihre Arbeit noch nie getan hat, sagt, Sie machen grundsätzlich alles verkehrt und sind eigentlich ein Verbrecher.



              Es wird überall ein fairer Umgang verlangt, doch sind Landwirte davon anscheinend ausgenommen.

  • Die CSU ist eigentlich nur parteigewordene Bild-Zeitung, oder?

  • Merkels Reaktion ist ein Armutszeugnis, ausser nichtssagenden Absichtbekundungen kam nur eine völlige Handlungsohnmacht zutage.

    Wer den Film "Das System Milch" aus der ARD-Mediathek:



    www.ardmediathek.d...W9ubGluZS82NTAxNA/

    gesehen hat, weiss, warum die Grossbetriebe gepampert werden und jeglicher Appell an Fairness nur hohle, dumme Worte sind.

  • 6G
    6028 (Profil gelöscht)

    Wer was von der erlegten Jagdbeute bekommt, hat schon immer Machtstrukturen abgebildet.



    In Zeiten industrieller Fleischproduktion funktioniert das allerdings nicht mehr so eindeutig: des Hipsters von Hand totgestreicheltes Steak aus dem schwäbisch-halleschen Nacken ist vermutlich dreimal so teuer, wie das tiefgefrorene Filet vom Aldi.



    Natürlich weckt das Thema klassenkämpferische Instinkte "Was, wir Steckrübensuppe -- und die Herrschaft isst Braten?"



    Die CDU hat das instinktsicher erkannt und den Ball ins Feld der Grünen gespielt; die sind nach ihrem Versuch, uns allen einen Veggie-Tag aufzuoktroyieren, aber schlauer geworden und spielen den Ball lässig zurück.



    Trotzdem ist der Umgang mit dem Thema klassenspezifisch: aus vegetarischen Produkten ein wirklich wohlschmeckendes Essen zu kreieren, ist nun mal ziemlich aufwendig und erfordert verfeinerte Zubereitungstechniken; z.B. Ricotta-Spinat-Klösschen mit Bechamel-Sosse überbacken und gerösteten Pinienkernen. Ein Nackensteak schön braun brutzeln, ordentlich salzen und vielleicht noch etwas BBQ-Sauce drüber ist definitiv einfacher.

    • @6028 (Profil gelöscht):

      Entsschuldigen Sie: Mit ihrer Aussage ..."vegetarischen Produkten ein wirklich wohlschmeckendes Essen zu kreieren, ist nun mal ziemlich aufwendig ..." verbreiten Sie hier schlichtweg Unfug.



      Wer vegetarisch oder vegan kochen kann der zaubert in kürzester Zeit ein Essen, was jedem Fleischesser auch schmecken würde. Hab ixh wie oft selber erlebt.



      Das vegetarisches oder veganes Essen aufwändig, teuer und weniger schmackhaft ist behaupten in der Regel die, die diese Küche als eingeschworene Fleischesser ideologisch ablehnen.



      Wissen Sie , früher als Fleischjunkie hab ich oft so schlechte Gerichte gegessen, die einfach schlecht waren wegen fehlender Kochkubst. Genauso ist es bei vegetarisch oder vegan. Wer nicht kochen kann der produziert geschmacklich bestimmt kein Highlight. Und auch hier gilt: Übung macht den Meister !

      • 0G
        08439 (Profil gelöscht)
        @Traverso:

        Ich habe am Wochenende einer Frau in den 70ern, die das erste Mal bei uns zu Gast war, ein 4-Gang-Menü gekocht:

        1. Favabohnenmus mit Grünkern, darüber eine "Sauce" aus Mangold und Tomate.

        2. einen Salat aus Endivien, Raddichio, Frühlingszwiebeln Tomate mit einer Vinaigrette aus Senf, Haselnussöl, Johannisbeersirup und Quittenessig.

        3. Ein Potpourri von in Olivenöl gebratenen Möhren, Rosenkohl, Lauch mit Curry und Kokosmilch, dazu Reis.

        4. Eine Scheibe Halwa unter einer Scheibe Marmelada (portugiesische) mit einem Schuss Johannisbeersirup.

        Das ganze hat genau eine Stunde Vorbereitungszeit gebraucht, wobei das Favabohnenmus und der Grünkern schon vorbereitet waren, ebenso wie der Halwa und die Marmelada (nicht selbstgemacht).

        Als ich der Dame eröffnete, dass sie ein veganes Mahl gegessen hatte, sagte sie, das hätte sie nicht die Favabohne gemerkt. Und das ist nicht das erste Mal passiert.

        Jenen Gäste, die dem vegetarischen/veganen Gedanken skeptisch bis feindselig gegenüberstehen, hat das nicht gefallen, dass ihnen das "vegane Dreckszeug" geschmeckt hat. Die anderen haben es als Anlass genommen, das Vorurteil zu überdenken, dem gemäß "Pflanzenfresser" aufwendig und teuer kochen müssten.

        • @08439 (Profil gelöscht):

          Vielen Dank, klingt echt lecker.



          Wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg.

          • 0G
            08439 (Profil gelöscht)
            @Traverso:

            Da nich für! :-)

            Hauptsache, ein bisschen Verwirrung ist gestiftet. Vieles braucht lange, bis es zum Durchbruch kommt. War bei mir nicht anders.

            Ich finde es halt schade, dass nicht mehr Leute (z.B. in Kantinen) am eigenen Leibe erfahren können, dass rein pflanzliches Essen nicht fade oder aufwendig sein muss.

            Obwohl "Vegan" ja geradezu zu einem Hype geworden ist, hat die traditionelle Gastronomie den Ball noch nicht wirklich aufgenommen. Dabei könnten die ohne viel Aufwand auch pflanzliches Essen kochen und würde dabei vielleicht noch so manch "junges Gemüse" anlocken...

    • @6028 (Profil gelöscht):

      Einfach mal kochen lernen, dann klappt das auch ohne gequälte Tiere. Übrigens kann man sich auch auf Hartz4-Niveau rein aus biologischem Anbau vielseitig ernähren, allerdings ohne tote Tiere und teure Fertigfresschen in viel Verpackungsmüll. Kompetenzen erwerben kann man in jeder "Klasse".

    • 0G
      08439 (Profil gelöscht)
      @6028 (Profil gelöscht):

      Es ist total leicht, sich aus "vegetarischen" Produkten ein wohlschmeckendes Essen zu zaubern, z.B. Rosenkohl in kleine Scheiben schneiden, Zwiebeln ebenfalls, in Olivenöl braten, Kümmel, Pfeffer und Salz hinzugeben, anschließend mit Sojasahne oder Kokosmilch ablöschen und auf gekochtem Grünkern servieren. Dauert vielleicht ein wenig länger als das Nackensteak, ist aber in keiner Weise aufwendig oder benötigte verfeinerte Zubereitungstechniken.

      Fleisch dient ja zudem keineswegs nur als Steak, sondern auch als Geschmacksträger, etwa bei Hackfleisch. Und jetzt erzählen sie mir mal, eine Hackfleisch-Lasagne wäre weniger aufwendig als eine ohne Hack...!?

      Aufwendig kochen mag was mit der Klasse zu tun haben, aber nicht mit den Zutaten. Weißen Tofu könnte man ja ebenfalls in die Pfanne werfen und so behandeln wie das Nackensteak.

      • 6G
        6028 (Profil gelöscht)
        @08439 (Profil gelöscht):

        ... ich würde keinen Kümmel nehmen; dafür etwas Zitronensaft -- dann noch etwas leicht angeröstete Mandelstifte drüber, damit das knusprige Element nicht fehlt.



        Aber ansonsten ist das genau das typische 'einfache' vegane Rezept das mir beim Abfassen der Mail vorgeschwebt hatte.

        • 0G
          08439 (Profil gelöscht)
          @6028 (Profil gelöscht):

          Das Gericht kennt viele Ausprägungen bei mir. Oft nehme ich Kreuzkümmel oder nur Oregano, pflanzliche Brühe oder mache einen Schuss Essig oder Zitronen/Limonensaft rein, nehme als Beilagen Bratkartoffeln, Süßkartoffeln, Reis oder was sich sonst gerade anbietet. Die Rosenkohlsaison will schließlich ausgenutzt sein. Das mit den Mandeln ist eine gute Idee!

      • @08439 (Profil gelöscht):

        Sorry, aber das von Ihnen beschriebene Rezept IST sogar deutlich aufwändiger als einfach nur ein Steak zu braten mit Ketchup drüber. Punkt.

        Es ist auch unbestritten, das wir biologisch auf "geil auf Fleisch" konditioniert sind. Was bedeutet, das man für die unbestritten mögliche Überwindung etwas Disziplin braucht.

        Mehr hat DR. ROBERT eigentlich nicht geschrieben und warum kann man das nicht einfach mal stehen lassen?



        nerv..

  • RS
    Ria Sauter

    Sehr guter Artikel.



    Dinkelmullahs - köstlich.



    Danke für den Lacher am Morgen!



    Bin, glaube ich, selbst einer.

    • @Ria Sauter:

      Aber auf welchen Sturm in Wasserglas bezieht sich der Artikel?



      Wo gab es denn Demos gegen ein Fleischverbot? Wo drohten die Dinkelmullahs?

  • ... „Mullah“ wo kommt das denn her? Was haben muslimische Intellektuelle/Geistliche mit der Thematik zu tun? Wunder...