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Gipfel zu Lebensmittelpreisen bei MerkelDumpingwerbung verbieten

Gastkommentar von Mona Neubaur

Wir brauchen ein gesetzliches Verbot der Werbung mit Dumpingpreisen für bestimmte Fleischprodukte, fordert die NRW-Grüne Mona Neubaur.

Auf dem Milchbauerntag in Güstrow Ende Januar Foto: dpa

A m Montag empfängt die Kanzlerin die großen deutschen Lebensmittelhändler zum Krisengipfel. Thema: Deren Dumpingpreise zerstören das Geschäftsmodell vieler Landwirt*innen. Einen großen Wurf erwartet dabei kaum jemand. Dabei wäre der notwendiger denn je – für uns Verbraucher*innen und für die Menschen auf dem Land.

Aktuell sind die Machtverhältnisse eindeutig. Vier große Einzelhandelskonzerne beherrschen den Markt und diktieren den Bauern die Preise. Konsequenz: Seit Jahren sinkt die Zahl der bewirtschafteten Höfe. Die Alternativen heißen: Wachse oder weiche. Vergrößer deine Ställe und Äcker, produzier immer mehr, immer billiger – oder verabschiede dich vom Hof.

Alles, was der zuständigen Bundeslandwirtschaftsministerin und dem Präsidenten des Bauernverbandes dazu einfällt, ist eine Kampagne, die an die Verbraucher*innen appelliert, künftig faire Preise für Lebensmittel zu zahlen. Das ist das Gegenteil von Politik und eine Flucht aus der Verantwortung. Das System produziert Lebensmittel auf Kosten unserer Lebensgrundlagen, auf Kosten der Landwirt*innen, des Tierwohls, der Qualität unseres Grundwassers.

Wir brauchen ein gesetzliches Verbot der Werbung mit Dumpingpreisen für Putenschnitzel, Hackfleisch & Co. Wer Fleisch kaufen will, muss klar erkennen können, was drin ist. Genau das muss auf der Verpackung stehen. Wir brauchen eine Verbesserung der Haltungsbedingungen und eine Kennzeichnung dieser per Gesetz. Was bei Eiern funktioniert, klappt auch beim Nackensteak.

Wir müssen den Landwirt*innen neue – alte – Märkte eröffnen, Märkte vor der eigenen Haustür. Im Moment produzieren viele für den Weltmarkt – wie gut wäre es, wenn sie durch regionale Erzeuger-, Vermarktungs- und Vertriebszusammenschlüsse die Menschen mit regional und fair produzierten Lebensmitteln versorgen. Wenn es dann noch gelingt, die Lebensmittelverschwendung durch die Legalisierung von „Containern“ oder über Foodsharing zu verringern, dann wäre allen geholfen.

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20 Kommentare

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  • In Frankreich beispielsweise verdienen die Leute ähnlich wie hier, aber sie geben einen signifikant höheren Anteil ihres Geldes für qualitativ hochwertigere Lebensmittel aus als wir. "Der Franzose" zelebriert Essen als Kulturgut, "der Deutsche" betankt den Magen und mampft sich satt. Ob nun bio oder nicht bio.

  • Ich sach's mal so: Wer mit 280 PS Treckern, die bis zu 350.000 Euro kosten, tagelang durch die Städte dieselt, dem kann es hier so ganz schlecht doch gar nicht gehen.

    www.agrarheute.com...348075-euro-542744

    • @Rainer B.:

      Heute haben Reeder auch keine Segler mehr für 100.000 Reichsmark, sondern Frachtschiffe für hunderte Millionen Dollar. Deshalb ist der Kram bei uns auch so billig und nicht andersherum.

    • @Rainer B.:

      Schätze mal, die Teile gehören der Bank.

      Ungeachtet dessen ist die Kritik an der Landwirtschaft, vor allem an der Massentierhaltung natürlich richtig.

      Aber ob der hätte, sollte, müsste Kommentar da weiterhilft, da bin ich mir nicht so sicher.

      • @Jim Hawkins:

        Banken brauchen doch immer auch Sicherheiten. Wenn die nie was übrig hätten, würden die sicher auch keine Kredite bekommen.

  • Die EU subventioniert die Landwirtschaft aus dem Topf der "Gemeinsamen Agrarpolitik" mit ca. 60 Mrd. € jährlich, der größte Teil davon Direktzahlungen an Landwirte. Fast die Hälfte des EU Budgets fließt in Agrarsubventionen. Davon profitieren am Ende aber nicht die Landwirte sondern die Einzelhandelskonzerne und Verbraucher, wohin die Subventionen über niedrige Preise weitergereicht werden.



    Es ist aber nicht einzusehen warum alle Agrarprodukte so massiv subventioniert werden müssen. Man könnte für Vieles auch realistischere Marktpreise verlangen.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Bauern am Hungertuch: welch ein Frevel.

    HartzIVler und Armutsrentner am Hungertuch: ihre Bestimmung.

    Deut-schland. Noch Fragen?

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Beide Gruppen werden subventioniert. Noch Fragen?

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @eicke81:

        Willkommen im Club 50.000 plus.

        Sie möchten die Reihen der Vereinfacher und Plattitüden-Freunde verstärken? Nur zu. Die schwächeln gerade ziemlich.

        Um mich zu einer Antwort herauszufordern, bedarf es jedoch anderer Kaliber.

        Also: üben, üben, üben ...

  • Ein weiterer Lobbyisten-Gipfel im Kanzleramt. Gespannt warten wir auf den Durchbruch..., große Übereinstimmung in ..., Zufriedenheit auf allen Seiten..., das gute Geprächsklima..., die Bereitschaft der Konzerne..., die 'freiwillige' Selbstverpflichtungen... Die üblichen Nebelkerzen für Medienvertreter und Öffentlichkeit.

    Wir warten auf das nächste Siegel/Logo oder freiwillige Meter-Regale: "Mit Spendenanteil für Hersteller". Für die dafür bereitgestellte Ladenfläche erhalten Unternehmen steuerliche Entlastung, Zuschüsse und einen Beraterposten im Verbraucherministerium.

    Der Kanzlerin wird gesteckt werden, dass sie sich als Vertreterin der marktkonformen Demokratie und Vertreterin der freien Marktwirtschaft ansonsten aus der Preisgestaltung und der Wirtschaft rauszuhalten habe. Dass sie gefälligst, wie üblich, die Steuerzahler in die Pflicht nehmen soll, um die Differenz zwischen den Einkaufspreisen der Konzerne und den Existenz sichernden Preisen für die Produzenten zu begleichen.

    PS: Ein generelles Verbot von Werbung - nicht nur für Lebensmittel - wäre für Umwelt und Klima ein Gewinn.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Drabiniok Dieter:

      Auch wenn ich nicht wirklich annehme, dass Sie es SO meinen:

      Ein generelles Verbot für Lebensmittel hat etwas. Es löst langfristig alle, wirklich alle Probleme zwischen Himmel und Erde.

      Btw: Wissen Sie, wie ich zur Liste für den nächsten Friedensnobelpreis komme???

      :-)

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Kommentar entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich.

        Die Moderation

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @Drabiniok Dieter:

          Kommentar entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich.

          Die Moderation

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @Drabiniok Dieter:

          Kommentar entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich.

          Die Moderation

  • "Dumpingpreise zerstören das Geschäftsmodell vieler Landwirt*innen"

    Das Geschäftsmodell, viel zu viel zu produzieren und sich dann so lang bei der Politik zu beklagen, bis ihnen noch mehr Steuergelder zugeschoben werden als bisher schon, je weniger ökologisch sie wirtschaften, um so mehr?

    Dumpingpreise entstehen doch überhaupt nur bei einem Überangebot.

  • Gesunde Lebensmittel nur für Reiche?

    »Lebensmittel-Gipfel im Kanzleramt. Rewe-Chef verteidigt niedrige Preise. Vor einem Spitzengespräch mit der Kanzlerin rechtfertigt Rewe-Chef Souque niedrige Lebensmittelpreise des Handels. Diese nützten "rund 13 Millionen Menschen in Armut oder an der Armutsgrenze".« – Vgl. Spiegel-Wirtschaft

    Wer arm ist, stirbt früher!

    In Analogie von GB auch zu Deutschland:







    Bei der Lebenserwartung zwischen den reichsten und ärmsten Teilen der Gesellschaft in Großbritannien nimmt die Kluft laut einer Studie des Imperial College London weiter zu.

    Die Kluft zwischen den Reichsten und den Ärmsten erhöhte sich bei Frauen von 6,1 Jahren 2001 auf 7,9 Jahren 2016. Bei Männern kam es zu einem Anstieg von neun auf 9,7 Jahre.

    2016 lag die Lebenserwartung der ärmsten Frauen bei 78,8 Jahren. Bei den reichsten Frauen lag sie bei 86,7 Jahren. Die ärmsten Männer verfügten über eine Lebenserwartung von 74 Jahren. Die reichsten Männer erreichten durchschnittlich ein Alter von 83,8 Jahren.

    Das Einkommen durch Arbeit stagniere, die Unterstützung wurde reduziert. Zahlreiche Familien sind daher bei der Ernährung auf Unterstützung angewiesen. Der Preis von gesunden Lebensmitteln wie frischem Obst und Gemüse ist im Vergleich zu ungesunderen Nahrungsmitteln gestiegen. Damit haben diese Menschen keinen Zugang mehr.

    Die Lebenserwartung armer Menschen wurde vor allem durch Todesfälle bei Neugeborenen, Kinderkranheiten, Erkrankungen der Atemwege, Herz- und Krebserekrankungen der Lunge sowie der Verdauungsorgane und Demenz verringert. 2016 starben die Kinder der ärmsten Gemeinden 2,5 Mal so wahrscheinlich wie die der reichsten Eltern. Laut Ezzati sterben die Armen in Großbritannien an Krankheiten, die verhindert und behandelt werden können.

    Quelle: Imperial College/pressetext

    • @Reinhold Schramm:

      "2016 starben die Kinder der ärmsten Gemeinden 2,5 Mal so wahrscheinlich wie die der reichsten Eltern."

      Hoffentlich ist das nur eine Verkürzung der ursprünglichen Aussage des Imperial College. Ansonsten gilt nach wie vor, dass die Wahrscheinlichkeit zu Sterben gleich hoch ist. Außer beim Highlander.

  • Höhere Lebensmittelpreise? Schon jetzt müssen viele zur "Tafel" weil das Geld nicht reicht, mit kleinen Renten oder Harzt IV sind nun mal keine teuren Lebensmittel möglich, schon gar nicht die teuren Bioläden, die sich vielleicht das "grüne" Lehrer-Klientel und Abgeordnete leisten können. Mit ständig steigenden Mieten und Energiekosten nun auch noch teure Lebensmittel? Da setzt man den Hebel um zu sozialen Unruhen.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Schon in den Frühnachrichten hörte und las ich von diesem Gipfel. Ein Nachbar meinte soeben, dass Gipfel mal bestiegen wurden.

    Was heutzutage alles Gipfel heißt. Selbst ein Blubber-Treffen von Merkel-Klöckner-Altmaier.

    Ob es einen kausalen Zusammenhang zum Zeitpunkt dieser Verunstaltung gibt? Es geht schließlich mit Riesenschritten auf Fasching zu. Da müssen sich die 'Feierbiester' für die Bütt warmreden und -saufen.

    Glänzend passt dazu der regierungsamtliche Hinweis, Verbraucher könnten auf angemessene Bepreisung regionaler Produkte Einfluss nehmen.

    Latürnisch, latürnisch. Ganz besonders die, die am Rande oder unterhalb des Mindestlohns arbeiten. Von alimentierten Menschen ganz zu schweigen.

    Es gab einmal Zeiten, in denen Dreggsägge und -sägginnen bei manchen Themen einfach nur betreten geschwiegen haben. Heute werden Schuldgefühle und schlechtes Gewissen mit lautem Dummsprech garniert.

    Lissbett, isch muss gerbe ...

  • Ja, bitte!

    Und... "Wenn es dann noch gelingt, die Lebensmittelverschwendung durch die Legalisierung von 'Containern' oder über Foodsharing zu verringern, dann wäre allen geholfen."

    Sie sind zu freundlich. Wegwerfen von Lebensmitteln sollte strafbar sein. Eine Ordnungspolitik die es fertigbringt (fast unwidersprochen) alle dazu zu zwingen, ihren Kassenschnipsel mitzunehmen sollte das auch noch hinkriegen.