piwik no script img

Kaputte Fahrstühle und unvollständige Lautsprecherdurchsagen: nur zwei von vielen Barrieren, die Menschen die Bahnreise erschweren Foto: Arnulf Hettrich/imago

Deutsche Bahn in der KriseWie der Staatskonzern wieder fit wird

Die Bahn verkündet erneut tiefrote Zahlen und der Bund will sie mit Milliardeninvestitionen retten. Drei Aufgaben sind dabei zentral.

M ehr als 6,5 Millionen Menschen fahren täglich mit der Deutschen Bahn: zur Arbeit, in den Urlaub, zu ihren Liebsten. Dem Konzern selbst geht es dabei alles andere als gut. Auf der jährlichen Bilanz-Pressekonferenz am Donnerstag sagte Vorstand Richard Lutz: „Die Deutsche Bahn befindet sich in der größten Krise seit 30 Jahren.“

Mit dem kürzlich vom Bund beschlossenen milliardenschweren Infrastrukturpaket winkt dem Unternehmen nun die Möglichkeit zur umfassenden Sanierung. Doch wohin mit dem ganzen Geld? Welche Barrieren gilt es einzureißen? Und wie steht es ums Personal? Die taz blickt auf drei zentrale Aufgaben, um die Bahn flott für morgen zu machen – und nutzbar für möglichst viele Menschen.

Neue Kol­le­g*in­nen für Schlüsselpositionen gewinnen

Fehlt in Schlüsselpositionen der Bahn Personal, gerät das öffentliche Leben schnell ins Stocken. Zum Beispiel, wenn Fahr­dienst­lei­te­r*in­nen in den bundesweit etwa 2.800 Stellwerken fehlen. Sie erteilen Zügen grünes Licht zur Durchfahrt auf bestimmte Streckenabschnitte oder in Bahnhöfe. „Sind die Stellwerke nicht besetzt, fährt kein Zug“, sagt Dirk Flege, Geschäftsführer des Verkehrsbündnisses Allianz pro Schiene.

Auf taz-Anfrage weist die Bundesnetzagentur aus, dass die Bahn die ihr vorgeschriebene Personalquote in den Stellwerken zum 31.12.2024 in vier von sechs Regionen verfehlt hat. Der Mangel an Fahr­dienst­lei­te­r*in­nen ist eine der Hauptursachen für die chronische Unzuverlässigkeit der Bahn.

Deutsche Bahn-Bilanz 2024

Verlust Auch 2024 hat das Unternehmen wieder rote Zahlen geschrieben. Immerhin ist das Minus mit 330 Millionen Euro deutlich kleiner als die 2,2 Milliarden Euro im Vorjahr. Ohne die Ausgleichszahlungen des Bundes beträgt der Verlust für 2024 jedoch 1,8 Milliarden Euro. Besonders verlustreich ist der Fernverkehr (minus 96 Millionen). Profitabel sind der Regionalverkehr (plus 108 Millionen) und die Infrastruktursparte InfraGo (plus 226 Millionen).

Zuverlässigkeit Mit einer Pünktlichkeit von 62,5 Prozent im Fernverkehr hat das Unternehmen den Tiefstwert vom Vorjahr (64 Prozent) noch einmal unterboten. Der Regionalverkehr „glänzt“ hingegen mit einer Pünktlichkeit von 90,7 Prozent, hat sich aber ebenfalls im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert.

Investitionsbedarf 2024 hat die Bahn 18 Milliarden Euro in das Schienennetz investiert, ein Rekordwert. Laut Bahnchef Richard Lutz hat sich der Zustand des Bahnnetzes damit zum ersten Mal seit Jahrzehnten verbessert und nicht verschlechtert. Bis 2027 benötigt das Unternehmen 150 Milliarden Euro an Investitionen. (wah)

Eine weitere zu knapp besetzte Schlüsselposition im Bahn-Kosmos sei die der Abnahmeprüfer*in, sagt Flege. Sie prüft zum Beispiel, ob Gleisanlagen sicher funktionieren. Erst wenn sie ihre Freigabe erteilt, dürfen im Alltagsbetrieb die Züge rollen. Etwa 300 dieser hochqualifizierten In­ge­nieu­r*in­nen habe die Bahn. „Sie braucht jedoch 100 bis 200 weitere“, schätzt Flege, „besonders in Zeiten umfassender Sanierungsmaßnahmen.“

Auch Lok­füh­re­r*in­nen sind für einen funktionierenden Bahnbetrieb zentral – und rar. In 2024 kamen auf 100 freie Stellen 75 arbeitsuchende Lok­füh­re­r*in­nen. „Es ist nicht so, dass den Job keiner machen will“, sagt Flege. Viele Menschen würden jährlich dazu ausgebildet, doch die Nachfrage wachse schneller. „Die Bahnbranche ist im Aufschwung.“ Um gegen den Fachkräftemangel anzukommen, sei es zentral, weiter ausländische Fachkräfte anzuwerben und mehr Frauen für die gesuchten Positionen zu begeistern, erklärt Flege.

„Will die Bahn am Arbeitsmarkt bestehen, muss sie ihre Systemprobleme lösen“, sagt Kristian Loroch, stellvertretender Vorsitzender der Eisenbahngewerkschaft EVG. „Wer arbeitet gerne für einen kriselnden Arbeitgeber?“ Auch für das bestehende Personal sei der Zustand des Konzerns eine herbe Belastung, „zusätzlich zum Stress, den Bahnjobs im Schichtbetrieb ohnehin mit sich bringen“. Das erschwere den Kolleg*innen, sich positiv mit der Bahn zu identifizieren und müsse sich dringend ändern, so Loroch.

Die Infrastruktur mit Weitsicht sanieren und ausbauen

Der Bahn steht ein Geldregen bevor. Ein Großteil des 500 Milliarden Euro schweren Sondervermögens, das Union und SPD kürzlich auf den Weg gebracht haben, soll in den Staatskonzern fließen. Das ist auch nötig, denn der Investitionsstau der Bahn ist enorm: Stellwerke sind veraltet, Gleisbetten marode, vielen Strecken fehlen Oberleitungen, wodurch der Güterverkehr noch oft auf Dieselloks angewiesen ist.

In ihren Koalitionsverhandlungen diskutieren Union und SPD aktuell, wie sie die Baustellen der Bahn angehen wollen. Einem geleakten Entwurfspapier der Arbeitsgruppe Verkehr und Infrastruktur, Bauen und Wohnen zufolge planen die Koalitionspartner unter anderem, einen gesetzlich bindenden, langfristigen Plan zur Erneuerung der Infrastruktur zu verabschieden und einen Fonds zu dessen Finanzierung – den Schieneninfrastrukturfonds – aus dem Sondervermögen aufzulegen.

Dass die Einnahmen aus der Lkw-Maut nicht mehr in die Schiene fließen sollen, ist dramatisch.

Lena Donat, Mobilitätsexpertin von greenpeace

Beide Maßnahmen seien wichtig, sagt Lena Donat, Mobilitätsexpertin von Greenpeace. „Die nächste Bundesregierung muss die Bahn besser steuern.“ Die Bahn und auch die Baubranche hingegen bräuchten „Planungssicherheit über die nächsten 10, 15 Jahre, um Kapazitäten für die Sanierung und den Ausbau der Infrastruktur aufzubauen“, so Donat.

Doch das Entwurfspapier der Koalitionspartner weise auch gravierende Schwächen auf. „Dass die Einnahmen aus der Lkw-Maut nicht mehr in die Schiene fließen sollen, ist dramatisch“, sagt ­Donat. Auch würde dem Papier das klare Bekenntnis zur Verkehrswende fehlen. Diese sei jedoch zentral, um Deutschland klimaneutral zu machen.

Um die Verkehrswende zu schaffen, müsse neben den umfassenden Sanierungsmaßnahmen das Schienennetz ausgebaut werden, sagt Donat. „Nur so können der Güterverkehr auf die Schiene und Menschen im ländlichen Raum besser an den ÖPNV angeschlossen werden.“ Auf vielen Strecken brauche es zusätzliche Gleise, damit schnelle Züge überholen können. Auch Umleitungsstrecken müssten gebaut werden, sodass Züge nicht stillstehen, wenn ein Baum sturmbedingt auf die Gleise gestürzt ist, sagt Donat. Und die Bahn müsse viel mehr Strecke reaktivieren als bislang. Machbarkeitsstudien zufolge eignen sich 1.357 Kilometer dafür.

In ihrem Entwurf zur Erneuerung der Bahn diskutieren Union und SPD auch, den Bahnvorstand um Richard Lutz austauschen. Kristian Loroch von der EVG begrüßt das. Zwar sei die Politik für den desolaten Zustand der Bahn mitverantwortlich, jedoch habe das Management die Bahn gegen die Wand gefahren. „Ein Austausch des Vorstands wird nicht wie durch Zauberhand alle Probleme der Bahn lösen. Aber wenn die Mitarbeitenden wieder ernst- und mitgenommen werden, ist das eine echte Chance, die Bahn wieder nach vorne zu bringen.“

Historisch gewachsene Barrieren abbauen

Etwa 10 Prozent der deutschen Bevölkerung sind Menschen mit Schwerbehinderung. Wollen sie die Bahn nutzen, müssen sie vielfältige Barrieren überwinden. Zum Beispiel kaputte Fahrstühle oder komplizierte Ticketautomaten, die oft zu hoch sind, um sie aus einem Rollstuhl heraus zu bedienen. Auch für ältere Menschen, Eltern mit Kinderwagen und temporär eingeschränkte Personen sind solche Barrieren ein Problem.

Eberhard Tölke vom Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband kritisiert, dass die zunehmende Digitalisierung die Probleme verschärfe. Er selbst ist blind und fordert, dass die Bahn all ihre Dienstleistungen auch analog anbietet, zum Beispiel das Deutschlandticket. Zudem müsse sie die Lautsprecherdurchsagen am Bahnsteig verbessern, vor allem bei Zugdurchfahrten. Die Durchsagen seien häufig unklar und unvollständig: ein Sicherheitsrisiko für Blinde und Sehbeeinträchtigte.

Zwar sind laut Bahn 87 Prozent aller Bahnsteige in Deutschland auch ohne Stufen erreichbar – wenn die Fahrstühle funktionieren –, doch damit ist die Bahn nicht annähernd barrierefrei. Laut Definition des Behindertengleichstellungsgesetzes bedeutet „barrierefrei“, dass Menschen mit Behinderung grundsätzlich auch ohne fremde Hilfe die Verkehrsmittel nutzen können.

Eine DB-Sprecherin räumt im Gespräch mit der taz ein: „Es gibt noch viel nachzuholen in den nächsten Jahren.“ Bei der Modernisierung der Bahn spiele das Thema Barrierefreiheit stets eine Rolle und werde von einer Arbeitsgruppe begleitet, in der sich Personen aus verschiedenen Behindertenverbänden treffen, um passende Lösungen zu suchen.

„Früher wurden Bahnhöfe gebaut, ohne Barrierefreiheit mitzudenken“, sagt Alexander Kaas Elias, Experte für die Bahn beim Verkehrsclub Deutschland. Jetzt müsse viel nachgerüstet werden. Dafür brauche es finanzielle Mittel und politischen Willen: „Auch wenn momentan viel über Infrastruktur gesprochen wird, Barrierefreiheit steht nicht oben auf der Agenda.“ Die Koalitionsparteien müssten ihre Planungen nachschärfen und sicherstellen, dass Investitionen von Beginn an in barrierefreie Infrastruktur fließen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

24 Kommentare

 / 
  • taz: *Etwa 300 dieser hochqualifizierten In­ge­nieu­r*in­nen habe die Bahn. „Sie braucht jedoch 100 bis 200 weitere“, sagt Dirk Flege, Geschäftsführer des Verkehrsbündnisses Allianz pro Schiene.*

    Das ist doch ganz einfach. Man muss nur die überbezahlten Bahnmanager rauswerfen und dafür mehr Ingenieure einstellen.

    taz: *Vorstand Richard Lutz: „Die Deutsche Bahn befindet sich in der größten Krise seit 30 Jahren.“*

    Kein Wunder, denn alles bei der Deutschen Bahn (DB) ist jahrzehntelang kaputtgespart worden, weil man unbedingt eine Aktiengesellschaft sein wollte. Die Bahnhöfe in den Kleinstädten sehen aus wie heruntergekommene Häuser aus einem alten Hitchcock-Thriller und viele Schienenstrecken hat man auch stillgelegt ('sogar oftmals komplett herausgerissen') und dann auch noch massiv Personal abgebaut. Was die DB-Aktiengesellschaft allerdings "sehr gut" gemacht hat, war für ihre Manager zu sorgen, denn die Bahnmanagergehälter wurden auf 2 Millionen Euro/Jahr erhöht, und diesen "sehr kompetenten DB-Managern" werden sogar noch "fette" Boni gezahlt, während die Zugbegleiter den Frust der Fahrgäste täglich abbekommen.

  • Die Barrieren für Behinderte sind nicht nur historisch gewachsen. In einem Bahnhof in Schleswig-Holstein wurde kürzlich der Zugang zu einem Bahnsteig umgebaut. Es wurden eine kleine Treppe und eine Rampe für Rollstuhlfahrer gebaut. Aber: Als erstes wurde die Treppe gebaut, und die Stelle, an der die Rampe entstehen sollte, wurde wegen der anstehenden Bauarbeiten gesperrt. Für Rollstuhlfahrer war der Bahnsteig dadurch ohne fremde Hilfe nicht mehr erreichbar.

    An demselben Bahnhof wurde die Bahnhofstoilette übrigens jahrelang immer um 19:30 Uhr geschlossen, obwohl die Züge dort auch nach Mitternacht noch halten...

  • Ganz offenbar möchte die Bahn sich auch durch den Abbau von 30.000 Stellen sanieren.



    Das steht in krassem Widerspruch zu den oben beschriebenen Engpässen.



    Insofern wäre es in der Tat auch mal ein kluger Gedanke, das offenbar überforderte Management auszutauschen.

  • Ich finde das Framing „Staatskonzern“ problematisch.



    Der Niedergang der Bahn begann mit ihrer Privatisierung. Durch die Überschrift wird aber angedeutet, dass sie weiterhin staatlich wäre und keine AG im Staatsbesitz. Es wird somit wieder ein Beispiel konstruiert, dass der Staat etwas schlechter könne als die Privatwirtschaft, was hier aber genau umgekehrt ist.

    • @Henne Solo:

      Die Bahn ist in einer ungesunden Misch-Position. CSU- und auch SPD-Verkehrsminister konnten ihr ein autofreundliches Gebaren diktieren, aber sie sollte Geld ausschütten, was nur mit Immobilienverkäufen (viel zu billig) und Investitionsstau gelang.



      Bahn/Bus/Rad/Fuß ist die Grundversorgung - da gibt es viele Gründe für eine rein staatliche Lösung nach volks-, nicht betriebswirtschaftlichen Maßstäben.



      Ceterum censeo: Auto & Flug sollen endlich ihre Kosten auch zahlen, das ist mehrfach sinnvoll.

    • @Henne Solo:

      Die Bahn war zum Zeitpunkt der Privatisierung so dermaßen am Ende. Es brauchte die Privatisierung allein schon deshalb um die horrenden Pensionslasten und die Altlasten der ostdeutschen Reichsbahn an den Bundeshaushalt abzugeben um ohne diesem Mühlstein neu zu starten. Ohne Privatisierung wäre die Bahn nichtmal in der Lage gewesen die Pensionsansprüche zu bedienen. Soviel zur Überlegenheit von Staatskonzernen.

      • @Šarru-kīnu:

        Die Bahn war defizitär und das Schienennetz war marode. Die Züge waren aber pünktlich, bezahlbar und vor allem gab es nicht diese krassen Preisschwankungen, je nach Buchungstag.



        Heute ist das Schienennetz weiterhin marode und teilweise kurz vor dem Zusammenbruch. Die Bahn ist auf massive Zuschüsse vom Bund angewiesen und muss sich bei diesem Verschulden, was die Ticketpreise weiter erhöht. Die Unpünktlichkeit und Unzuverlässigkeit sind legendär. In Anbetracht der Opportunitätskosten durch ein nicht hinreichend Leistungsfähiges Bahnnetz, bin ich unsicher, ob wir jetzt wirklich besser dastehen.

    • @Henne Solo:

      Ein Staatskonzern ist genau das. Ansonsten wäre es eine Behörde oder eine Anstalt öffentlichen Rechts etc.

  • Ein gutes Beispiel für " Krise als Chance"!



    Was soll das ewige Gejammer?!



    Warum wird gerade das größte Infrastrukturprojekt der letzten 30 Jahre aufgelegt? Weil es nötig ist .



    Weil die CDU nicht allein regieren kann, konnte sich die SPD mit diesem Schritt in die Zukunft durchsetzen.



    Geht es mal, dass ein bisschen weniger deutsch berichtet wird?



    Gerade in linken Kreisen gibt man/ frau sich doch gerne international!



    Einfach mal konstruktiv!



    Das Problem ist erkannt. Geld steht zur Verfügung.



    Jedem, der schon mal Irgendwas geplant hat, sollte dämmern, dass ein solches Infrastrukturprojekt nicht zwischen 12 und Mittag geplant werden kann.



    Wie wäre es, das Glas mal als halbvoll zu betrachten?!



    Bisher scheiterte Vieles am fehlenden Geld. Die Klippe ist jetzt genommen. Zuerst steht jetzt Sanierung an.



    Irgendwelche "Umgehungsschienen " bei umgestürzten Bäumen gehören ins Wolkenkuckucksheim.



    Klar ist hingegen, dass Barrierefreiheit mitgedacht werden muss.



    Im öffentlichen Bau entstehen gerade überall abgesenkte Bordsteine, in Kombination mit Pflastersteinen, die erkennen lassen wo man/frau ist.



    Statt die Bahn schlecht zu reden sollten Menschen für Arbeit bei der Bahn motiviert werden.

  • Kein Plan ist auch keine Lösung und die Paarung von Arroganz und Unfähigkeit macht auch keine Hoffnung.

    Bis heute hat die Politik noch keinen Plan, welche Rolle die Bahn in Zukunft überhaupt spielen soll und darum auch keine Ahnung, wie sie dahin kommen sollen. Die DB Manager glauben seit den 1990er, als sie die DB Consulting Sparte ausbauten, sie wären Weltspitze, dabei verwalten sie eher schlecht als recht die Zuschüsse des Bundes . Mit dem Verkauf von DB Schenker wurde das einzige profitable Geschäft verramscht. Die Operation am offenen Herzen eines an das System Schiene gebundenen Dienstleisters für Güter-, Personenfern- und Personennahverkehrs hat nur eine Chance, wenn man die Integration mit anderen Verkehrsträgern und -mitteln mitdenkt.

  • Meiner Meinung nach müsste man endlich von der Idee Abstand nehmen, dass die Bahn Gewinn abwerfen muss. Stattdessen müsste man die Bahn gemeinsam mit dem öffentlichen Nahverkehr als "Grundversorgung für die Bevölkerung" definieren.



    Denn eine funktionierende Bahn in Verbindung mit einem guten Nahverkehr hat ja einen enormen volkswirtschaftlichen Nutzen:



    Weniger Schwerlast - bzw PKW Verkehr auf den Autobahnen, Bundesstraßen und in der Stadt, weniger Unfälle, weniger Abgase, weniger Lärm mit all den volkswirtschaftlichen Vorteilen.



    Das kann man schön in der Schweiz beobachten, die 70% der Schwerlast- Durchgangsverkehrs auf der Schiene haben.



    Oder auch in Japan oder China, wo die Großstädte mit modernen Schnellzugstrecken verbunden sind, und somit Inlandsflüge bzw Autoverkehr zwischen den Großstädten unattraktiv machen.

    • @Heinz Kuntze:

      Den Durchgangsverkehr mit LKW können Sie vielleicht auf die Bahn verlagern. Geht bei einem kleinen Transitland wie der Schweiz ganz gut. Auf Bundesstraßen und in den Ortschaften finden Sie jedoch die "JustinTime" Lieferungen an die örtlichen/regionalen Industriegebiete. Und diese haben fast alle (und wollen auch nicht mehr) keinen Gleisanschluß.



      Selbst wenn Sie den Personennahverkehr als "öffentliche Grundversorgung" bereitstellen, wird sich vorerst an der Autonutzung nichts ändern. Dafür ist der Takt zu weit und die Zuverlässigkeit bzw. Pünktlichkeit unter aller S....



      Ich selbst fahre ja auch mit dem Pkw zur Arbeit. Vom Stadtrand auf die vierspurige Bundesstraße und an der übernächsten Abfahrt wieder runter. macht höchsten 15 Minuten (mit stockendem Verkehr). Würde ich den Bus und dann die Tram nehmen wäre ich mindestens 55 Minuten unterwegs, wenn alles pünktlich verkehrt und nicht wieder wegen Personalmangel ausfällt.

  • Die Bahn ist nur wegen der geplanten Privatisierung eine Deutsche Bahn AG. Bei unserem Straßennetz redet niemand von "Verlusten" sondern von Investitionen.

    Also wie viel "Verlust" hat eigentlich leztes Jahr das deutsch Straßennetz eingefahren?

    Bundesfernstraßen 12,8 Milliarden Euro

    Autobahn GmbH des Bundes 8,32 Milliarden Euro

    Bedarfsplanmaßnahmen an Bundesstraßen 523,84 Millionen Euro

    Erhalt der Bundesstraßen 1,31 Milliarden Euro

    Dem gegenüber stehen 15,14 Milliarden Euro Einnahmen aus der LKW-Maut

    Das sind dann ca, 15 Millarden - 23 Milliarden = 8 Milliarden Verlust im Jahr.

    Also für mich ist dieser "Verlust"-Quatsch reine Propaganda gegen die Bahn.

    • @Semon:

      Finde ich gut, ihren Gedankenansatz.



      Eigentlich ist dann nur fliegen noch schöner 😉

    • @Semon:

      Da fehlen jetzt irgendwie die 10 Mrd. Euro Kfz- und die 37 Mrd. Energiesteuer (bis 2006 Mineralölsteuer). Auch wenn Steuern nicht zweckgebunden sind, gehen diese ha zweifelsohne zum Einnahmesystem dazu.

  • Ich glaube, der Artikel ist viel zu kurz gedacht.



    -Bahnfahren muss kostenlos werden. Das Geld dafür muss über Steuern eingenommen werden, insgesamt wird genau so viel für die Bahn bezahlt, die Kosten können aber besser auf die Reichsten abgewälzt werden. Personal zum Kontrollieren und Infrastruktur für Tickets kann eingespart werden.



    -Züge müssen selbstfahrend werden. Es braucht dann immernoch Personal um das von der Zentrale aus zu überwachen, aber viel weniger.



    Stellwerke und alle anderen Anlagen soweit wie möglich automatisieren.



    -Alle Städte ab 100.000 Einwohnern an ein echtes Hochgeschwindigkeitsnetz anbinden das komplett für Geschwindigkeiten von 350 km/h ausgebaut ist mit entsprechenden Zügen, wie in Japan. Inklusive Fernstreckennetz mit Direktverbindungen München-Leipzig-Berlin-Hamburg-Duisburg-Stuttgard. Sternförmige Anbindung von Fern-Hochgeschwindigkeits-und Regionalnetz mit Umsteigezeiten unter 5 Minuten.



    -Ausweichgleis auf allen Stecken.



    -separates Güternetz



    -alle Bahnhöfe und Züge Barrierefrei



    => Das ganze als 10-Jahres-Gesamtplan umsetzen.



    Ungefähr da müsste die Reise hingehen.



    1,5 Billionen kann der Bund noch an Schulden aufnehmen, bis zum EU Durchschnitt.

    • @coeersie:

      Wieso denn Duisburg?

    • @coeersie:

      Keine schlechten Ideen aber sehr utopisch. Vor allem autonomes Fahren wird an den selben rückwärts gerichteten Argumenten wie beim Auto scheitern.



      Eine zweckgebundene Steuer für Reiche? Wird kassiert wenn sie überhaupt durchgewunken würde.



      Mehr Schienennetz bedeutet mehr zerstörte Natur, Flächenverschluss und Platzbedarf in Städten die eh schon Wohnungsnot haben.



      Nebenbei wollen wir ja noch haufenweise Asphalt für Straßen nutzen denn vom Auto trennt sich hier niemand freiwillig.

  • An manchen Bahnhöfen sind die Bahnsteige zu schmal für viele Reisende. Ebenso gibt es oft gerade mal einen schmalen Verbindungsgang zwischen den Gleisen und nach draußen, gern auch nur in Richtung Hauptgebäude, während das Gelände hinter dem Bahnhof unerreichbare Brache ist.



    Als noch Dampfloks fuhren, gab es nicht so viele Reisende wie heute.

  • Solange für Stuttgart21 weiter völlig sinnlos Geld vergraben wird, ist die Bahn nicht zu retten. Daß das Loch in wenigen Jahren befahrbar sein wird, heißt doch nicht daß das fertig ist und daß das Faß ohne Boden keine weiteren Milliarden verschluckt. Schon heute ist absehbar, es wird mindestens doppelt so teuer wie bisher bereits ausgegeben wurde. Unsere "demokratischen" Parteien sind unfähig ihren eigenen Mist aufzuhalten, wie wollen die eigentlich die wirklichen Probleme Putin, Trump, Alice, Klima, Natur aufhalten?

    • @onoyx:

      Bei Stuttgart 21 gab es am Ort die Grünen und kleine linke Parteien im Rat, die auf alles hinwiesen, was jetzt aufkommt. SPD, CDU und FDP waren hingegen hierbei eingesackt. Differenzieren wir bitte also auch hier statt auffällig wohlfeiler Verallgemeinerung!



      Auch, dass durch ein kaum verhülltes Immobilienprojekt alle Bau-Ressourcen für die Oberrheinstrecke und die Langsamstrecken ausgesogen würde, war benannt (u.a. Boris Palmer).



      Ohne die Diskussion wieder zu eröffnen: eine Verirrung trotz besserem Wissensstand, ausgelöst von einer schwarz-roten Schwabenkamarilla, wo man leider auch später nicht mehr die Kurve bekommen hat, es à la Zürich oder entlang des Bestehenden zu korrigieren.



      Was bei anderem hingegen ja durchaus mal funktioniert - siehe Habeck/Graichens beherztes Anpacken gegen die Altmaierdelle bei Erneuerbaren.

      • @Janix:

        Die Grünen haben das Fähnchen schneller gewechselt als der Wind dreht und sind wie die Restparteien für mich eben nicht mehr wählbar. Ein Bahnhof ist ein absolut sachliches Projekt und wer das nicht kann, kann die echten Probleme auch nicht. Ich diskutier schon lange nicht mehr. Dr Käs isch gesse.

  • Und nicht vergessen: irgendwann sind wir fast alle mal schlecht sehend, humpelnd, am Rollator.



    Wer die Bahn als Grundversorgung schätzt, sollte die verzerrende Päppelung hierzulande von Auto und Flug einstellen. Das Geld brauchen wir bei Rad, Bus und Schiene.

  • Nachdem die ganz normale Fahrgastgruppe von Menschen mit Behinderung solange ignoriert und von der Bahn "behindert" wurde, sollten alle Menschen mit Schwerbehindertenausweis ab jetzt kostenlos Bahnfahren dürfen. Als kleine Entschädigung. Oft genug müssen sie ihre Reisen verschieben, weil am Wunschtag keine Umstiegshilfe vorhanden ist, Züge mit hohem Einstieg fahren, Aufzüge kaputt sind, etc. oder können nur mit selbst organisierter Assistenz die Barrieren der Bahn überwinden.