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Deutsches EU-Votum zu GlyphosatEmpörung über den CSU-Alleingang

Der CSU-Agrarminister hat der Glyphosat-Zulassung zugestimmt, obwohl er sich hätte enthalten sollen. Nun ist Koalitionspartner SPD empört, wie auch Grüne und FDP.

Macht offenbar was er will, Koalitionsabsprachen zum Trotz: Landwirtschaftsminister Christian Schmidt Foto: dpa

Berlin dpa | Die SPD reagiert empört auf das überraschende Ja von Agrarminister Christian Schmidt (CSU) zu einer weiteren Zulassung des umstrittenen Unkrautgifts Glyphosat in der EU. Schmidts Votum sei ein „glatter Vertrauensbruch“ und widerspreche auch der Geschäftsordnung der Bundesregierung, sagte Vize-Chef Ralf Stegner am Montag in den ARD-„Tagesthemen“. Er sprach von einem „ordentlichen Schlag ins Kontor“. Da die SPD vorher klar Nein zu einer weiteren Zulassung gesagt habe, hätte Schmidt sich in dem EU-Gremium enthalten müssen.

Die SPD frage sich, ob Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) davon gewusst habe, sagte Stegner. Der Vertrauensbruch diene nicht den laufenden Gesprächen, die jetzt auf Wunsch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zwischen den Parteien geführt werden, um eine Regierungsbildung zu ermöglichen.

An diesem Donnerstag treffen sich die Vorsitzenden von CDU, CSU und SPD auf Einladung des Staatsoberhaupts im Berliner Schloss Bellevue. Bereits am Dienstagmorgen empfängt Steinmeier die SPD-Fraktionsvorsitzende Andrea Nahles.

Schmidt hatte sein Ja zu einer weiteren Zulassung des Unkrautgifts für fünf Jahre mit „wichtigen Verbesserungen zum Schutze der Pflanzen- und Tierwelt“ gerechtfertigt.

Die SPD lehnt eine Zulassung des Gifts dagegen ab, unter anderem wegen möglicher Krebsrisiken. Nahles hatte ebenfalls von einem „schweren Vertrauensbruch“ in der geschäftsführenden Bundesregierung gesprochen. Sie frage sich, ob die Kanzlerin ihre Leute noch im Griff habe.

Grüne und FDP fordern Aufklärung

Die Grünen fordern nun Aufklärung. Die frühere Ressortchefin Renate Künast nannte es einen „ungeheuren Vorgang“, dass Schmidt mit Ja gestimmt habe, obwohl das SPD-geführte Umweltministerium dagegen war. Sie möchte wissen, ob das mit Wissen Merkels passiert sei. Ansonsten müsse die Kanzlerin Schmidt entlassen, sagte Künast.

Schmidt selbst sagte auf Fragen, inwiefern Merkel einbezogen war: „Der Fachminister, der federführend in dieser Frage ist, muss im Laufe von Beratungen in Brüssel in der Lage sein, an der Sache orientierte Entscheidungen zu treffen.“ Merkel hatte zuvor aber grundsätzlich befürwortet, den Wirkstoff weiter anzuwenden. Aus Regierungskreisen hieß es, Schmidt habe aus eigener Initiative heraus entschieden. Ob Merkel informiert war, blieb zunächst offen.

Die FDP forderte Merkel auf, die Unstimmigkeiten rasch aufzuklären. „Die vorsätzliche Verletzung der gemeinsamen Geschäftsordnung der Bundesregierung stellt die Koalitionsfähigkeit als solche in Frage“, sagte der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Fraktion, Marco Buschmann. Die Bundeskanzlerin und Kanzleramtschef Peter Altmaier (CDU) „müssen nun schnell aufklären, was sie davon wussten und welche Konsequenzen dieser Verstoß nach sich zieht“.

Glyphosat ist der meistverkaufte Pestizidwirkstoff. Im März 2015 stufte ihn die Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation (IARC) als „wahrscheinlich krebserregend“ ein. Die Wissenschaftler beriefen sich insbesondere auf beunruhigende Ergebnisse von Tierversuchen. Rückstände der Chemikalie finden sich immer wieder in Lebensmitteln. Auch die Artenvielfalt ist gefährdet: Glyphosat zerstört so gut wie alle nicht gentechnisch veränderten Pflanzen auf dem Feld und damit laut Umweltbundesamt auch Nahrung beispielsweise für Vögel.

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54 Kommentare

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  • Neben dem Entsetzen über Schmidt kommt aber auch hinzu, dass die EU sich mal wieder als Scheiß-Organisation outet.

     

    Wieso können solche Entscheidungen von Landwirtschaftsministern alleine getroffen werden und wieso werden dazu, wenn schon nicht die EU-Abgeordneten (Demokratie in der EU wäre nun wirklich zu viel verlangt) wenigstens die Umwelt- und Verbraucherminister befragt?

     

    Es zeigt, dass die EU überhaupt kein Umweltbewusstsein besitzt und nach wie vor nur eine kapitalistische Internationale ist, die gegen die Gesundheit der eigenen Bürger und gegen die Erhaltung von Natur gerichtet ist.

     

    Keine Gespräche über Regierungsbildungen mehr mit der CSU, solange die durch Ausschluß von Herrn Schmidt nicht bewiesen hat, dass sie sich an demokratische Regeln halten kann.

    • @Age Krüger:

      Sag ich doch ! Minderheitsregierung.

      Kein CSU-Minister darf künftig seine bayerische Hiasl-Politik dem Rest der Republik aufdrücken.

      Schmidt ist gut auf Anugas und sonstigen Veranstaltungen, da gibt es finger Food und das in rauhen Mengen. Spart Haushaltsgeld, Herr Schmidt, gell ?

  • Es lebe der Größenwahn.

    Es lebe die Gier.

    (Oder wird Schmidt von der Glyphosat-Mafia bedroht und deshalb diese Entscheidung aus Angst getroffen?)

    • @chillbill:

      Der ist mit Sicherheit nur sekundär bedroht. Denkt sich, das bisserl Glyphosat halte ich aus bis zum Ende.

  • Um den Bienenschutz zu fördern, hat sich der HORNBACH-Konzern dazu entschieden, auch Pflanzenschutzmittel mit Neonicotinoiden komplett auszulisten. Genau wie Glyphosat - Roundup. http://www.hornbach.de/cms/de/de/´projekte/garten_gestalten_/garten_bepflanzen_pflegen/schaedlinge_und_ungeziefer_im_garten/tipps_zum_Pflanzenschutz/tipps_zum_Pflanzenschutz_1.html

  • Glyphosat steht im Verdacht Krebs erregend zu sein.

    Ist es bewiesen oder nicht ?

    Es gibt soviele Sachen und Stoffe über die es heißt das sie Krebs erregen.

    Was ist mit Handystrahlung, Elektrosmog, Genveränderte Lebensmitteln, Zusatzstoffe im Essen, der Sonne (Hautkrebs), usw.usw.

    Hätten wir die selbe Stimmung, wenn es diese Diskussionen über die Handy's gäbe ?

    • @Günter Witte:

      tolle Argumentation, pffft

      • @chillbill:

        Die WHO hat Handys als möglicherweise Krebserregend eingestuft, also in die selbe Kategorie wie Glyphosat.

        Warum werden Deutsche Politiker nicht angegriffen, weil sie die Bevölkerung nicht davor schützen ?

        • @Günter Witte:

          Ich esse mein Handy eigentlich nicht und als Insektizid habe ich es auch noch nicht entlarvt. Im Übrigen: wie wäre es, sich ganz eigenmächtig vor dem Handy zu schützen?

        • @Günter Witte:

          Ich kann als Handynutzer selber entscheiden, wie ich mein Handy nutze.

           

          Hat Schmidt auch für eine Kennzeichnungspflicht für alle Waren gestimmt, die mit Glyphosat behandelt wurden, damit ich als Verbraucher auf diese verzichten kann?

          Ja, dann ist ja alles in Ordnung.

        • 2G
          2097 (Profil gelöscht)
          @Günter Witte:

          Das Krebsrisiko lässt sich senken, wenn Sie die Freisprechfunktion nutzen und die Empfehlungen des BfS beachten. Bei Glyphosat bleibt Ihnen nur Bioqualität und die kann sich nicht jeder leisten und ob es bei Bio nicht auch Betrug gibt, bleibt ungewiss. Welches Produkt nun ein höheres Krebsrisiko verursacht, muss jeder selbst entscheiden, da die Studienlage nicht eindeutig ist bzw. für den den Normalverbraucher schwer nachvollziehbar ist. Ein Großteil der Verbraucher stuft halt Glyphosat kritischer ein. Und da ja immer mal wieder Wahlen anstehen, will auch niemand auf die Stimmen dieser skeptischen Verbraucher verzichten!

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...wie könnte 'Mutti' ihm da böse sein, Schmidt hat doch nur DAS getan, was von ihm verlangt wurde: Kurz vor knapp noch eine Verlängerung. Letztendlich wurden von der CDU/CSU nur die Vorgaben der Fa. Bayer umgesetzt.

    • @81331 (Profil gelöscht):

      eben

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...der Herr Schmidt und sein Coming-out.

    • @81331 (Profil gelöscht):

      wenn schon Allerwelts-Name, dann wenigstens so einen Coup im Lebenslauf

  • Mit Korruption hat das alles natürlich gar nichts zu tun. Sowas gibt es doch nur in Afrika, wo die Bananen wachsen (;-))

    • 8G
      81331 (Profil gelöscht)
      @Rainer B.:

      ...und ich dachte immer die wachsen in Südamerika, dem Land des unbegrenzten Pestizideinsatzes.

      • @81331 (Profil gelöscht):

        „Die etwa 70 Arten stammen – bis auf eine Art in Tansania – alle aus dem tropischen bis subtropischen Asien und westlichen Pazifikraum.“ (Wikipedia)

  • 4G
    4932 (Profil gelöscht)

    Und ebenso schlimm ist es, daß Merkel heute in der Pressekonferenz (nach dem Dieselgipfel 2) immer noch nicht kapiert, was da so katastrophal schief gelaufen ist, weder bei Glyphosat, noch daß ein Minister seine Selbstverwirklichung praktiziert, noch beim Monsterbetrug der Kfz-Hersteller.

    Jahrzehntealtes Hausrezept:

    Wenn man sich jeden Abend ein paar Portionen Diesel, Glyphosat und Gülle auf das Kopfhaar schmiert, soll dies ja das klare und verantwortungsvolle Denkvermögen wieder aktivieren.

    Los, Frau Merkel, probierens Sie es einfach.

  • Ein Skandal - aber es würde mich nicht wundern, wenn die SPD sich da klammheimlich verkauft hat. Den Wählerinnen und Wählern zu liebe wird dagegen opponiert und insgeheim wird signalisiert, dass Schmidt schon zustimmen kann. Gabriel hat bei CETA genauso gehandelt - aber in einer Person. Das ist SPD-Politik seit Jahrzehnten. Wenn es anders ist, so müsste die SPD nun Konsequenzen ziehen. Tut sie das nicht, so ist das für mich eine Bestätigung für dieses schmutzige Spiel.

  • Ja OK dann nenne ich es mal so: W.....r !!! Es denkt jeder das selbe ! Dann sollte Schmidt auch das Recht haben es zu erfahren ! Die meisten versuchen hier auf Comedy Art und Weise den kontext zwischen Schmidt und eines der größten Umweltsünden zu kommentieren ! Schmidt's handeln ist unumkehrbar, macht einfach nur wütend und schädigt nicht nur die Artenvielfalt sondern macht eines der größten Firmen mit Mafiösen Struckturen noch reicher ! Ich frage mich in welchem Verhältnis dazu meine 2 Buchstaben stehen ? Man könnter die Buchstaben und Leerpunkte auch so Intepretieren : WAS FÜR EIN GROßER UND TOLLER RECHTSSCHAFFENDER !!!

  • In den 70er Jahren hätten diese Typen sich das nicht getraut, aus Angst vor Besuch, der mal nach dem Rechten sieht.

    • @s0r:

      Nein, meintest du nicht, das wissen alle.

      Du sehnst dich allen Ernstes nach den politischen Morden von "linker" Seite zurück?

      Oh ja, bitte. Abgesehen von Toten würde eine (von dir wohl gewünschte) Neuauflage dieser ja nur eine Pauschalisierung aller Linken und einen neuen Wahlerfolg der Rechten (auf der selben Basis) auslösen. Das ist deiner Ansicht nach wohl ertragbar, wenn man stattdessen endlich wieder Menschen, die man nicht leiden kann, mit ihrem Leben erpressen kann.

    • @s0r:

      Ich meinte natürlich den Nikolaus...

  • Es kommt Christian Schmidt bestimmt zu gute, dass es in Deutschland keine wirksamen anti Korruptionsgesetze gibt.

    • @Marc T.:

      Dass es diese Gesetze nicht gibt, ist wesentlicher Bestandteil einer Herrschaftsform, die ausschließlich den Interessen des Kapitals zu dienen hat.

  • Wie hoch beläuft sich die Amtshaftpflichtversicherung des CSU-Ministers ? Oder greift diese nicht bei solchem eklatanten Fehlverhalten ?

  • 4G
    41069 (Profil gelöscht)

    taz schreibt

    Die SPD ist empört, wie auch Grüne und FDP.

    der taz ist mal wieder entgangen

    Auch die Linke verurteilt das Stimmverhalten.

  • 7G
    74450 (Profil gelöscht)

    Deutschland muss sterben, damit der WuMi verdienen kann!

  • Kommentar entfernt. Bitte halten Sie sich an die Netiquette.

    Die Moderation

    • @Bodo Klimmek:

      Er isst so gerne finger Food auf Ausstellungen und Messen. Da braucht er kein Besteck; hat er von seiner Chefin in B abgekuckt.

  • Genau einen solchen ähnlichen Fall hatten wir vor ca. 4 Jahren. Es ging um die EU-Zulassung von genmanipuliertes Saatgut und Pflanzen mit denen der Chemiekonzern Monsanto jedes Jahr Milliarden Dollar macht. Deutschland hätte sich in der EU Abstimmung dagegen stimmen müssen, es wurde nur eine Stimmenthaltung und die Zulassungsabstimmung war für Monsanto gewonnen.

    Und schon immer waren unsere CSU Landwirtschaftsminister gern gesehene Gäste auf Monsantolobby – Veranstaltungen.

    Das Verhalten von Herrn Minister Schmidt ist demokratie –und bürgerfeindlich und ist deshalb genug Indiz, anzunehmen, dass Schmiergelder an die CSU bzw. an den Minister geflossen sind. Deshalb sollte das Parlament jetzt einen Schmiergeld – Untersuchungsausschuss einrichten und den Fall genau untersuchen.

     

    Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Herr Minister Schmidt aus Staatsverantwortung gehandelt hat.

    • @Nico Frank:

      Der Fall ist so wie Sie ihn schildern nicht vergleichbar. Die zwischen den Parteien der GroKo vereinbarte Regelung sieht vor, dass sich Deutschland bei Abstimmungen zu enthalten hat, wenn es im Kabinett keine Einigkeit gibt. Demnach wäre das Abstimmungsverhalten des Ministers vor vier Jahren nicht zu beanstanden und eine Demokratie- und Bürgerfeindlichkeit damals nicht gegeben.

      • 8G
        85198 (Profil gelöscht)
        @DiMa:

        Es war auch schon vor vier Jahren die Mehrheit der Wähler*innen gegen die Legalisierung von genmanipulierten Pflanzen.

        • @85198 (Profil gelöscht):

          Was die Mehrheit der Wähler in Einzelfragen (soweit sich diese ohne Volksabstimmung überhaupt eindeutig feststellen lässt) möchte ist in einer repräsentativen Demokratie doch vollkommen unerheblich. Die gewählte Regierung hat die Entscheidung zu treffen. Ich war und bin auch ebenfalls gegen die Einführung von genmanipulierten Pflanzen.

           

          Die Frage ist jedoch lediglich, ob sich der Verteter bei der Abstimmung regelkonform verhalten hat oder nicht. Damals dürtfe das der Fall gewesen sein.

        • @85198 (Profil gelöscht):

          Ich wusste gar nicht, dass es damals eine Volksabstimmung gegeben hat...

      • @DiMa:

        Der Fall um das genmanipuliertes Saatgut ist mit dem Fall Glyphosat, beide Produkte vom Chemiekonzern Mansanto sind sehr wohl vergleichbar. Beide Fälle zeigen nämlich, dass Konzerninteressen das Maß aller Dinge sind bei unseren sog. Volksvertretern.

        LINK>>>

        //http://www.zeit.de/politik/deutschland/2014-02/eu-genmais-abstimmung

        • @Nico Frank:

          Das Kabinett hat sich damals nicht einigen können und die deutsche Vertreterin hat sich entsprechend der dafür getroffenen Vereinbarungen enthalten (dem von Ihnen geposteten Zeitungsbericht zufolge war es damals die Bundeskanzlerin und nicht der Minister; der jetzt betroffene Minister war damals ausdrücklich dagegen). Insoweit hätte Deutschland entgegen Ihrer Aussage nicht gegen den Genmais votieren müssen.

  • Die Aktion von Schmidt ist vollkommen unverständlich und die Reaktionen der SPD wegen des Verstoßes gegen die internen Absprachen sind gut nachvollziehbar. Wenn die FDP mit Blick auf eine mögliche Koalitionsbeteiligung Aufklärung fordert auch OK. Die Union kann entscheiden, ob Sie Auskunft gibt oder nicht.

     

    Und was machen die Grünen? Warum fordern diese Entlassung bzw. Rücktritt des Amtsinhabers? Deren Rechte sind in keiner Weise verletzt. Das Abstimmungsverhalten wird ausschließlich im Kabinett beschlossen. Die Grünen waren an dieser Entscheidung also garnicht beteiligt..

  • Sehen wir's doch mal so; allzu viele Möglichkeiten gibt es ja nicht.

    Ein Hilfsminister wie Christian Schmidt wird sich nie im Leben trauen, ohne Rückendeckung zu handeln - in Frage kommen hier nur Merkel oder Seehofer.

    Oder, auch das ist möglich, er weiß, daß seine Zeit als Minister vorbei ist und sorgt schon mal vor - für eine Beschäftigung in glyphosat-gewogenen Kreisen.

    Eine an der Sache orientierte Entscheidung können wir wohl ausschließen.

  • Herr Schmidt hat die Entscheidung "für sich" getroffen, wie er im Morgenmagazin berichtet hat. Was das bedeutet, würden Lobbyisten vermutlich erklären können.

    Seine Wortwahl ist auch durchaus so zu interpretieren, dass er den eigenen Rauswurf (so er in einem neuen Kabinett überhaupt gesessen hätte) billigend in Kauf nimmt.

    Also fragen wir uns doch, wo Herr Schmidt in fünf Jahren sitzt.

    Cui bono. Komplizierter isses selten.

    • @Brobdignag:

      Na bei BAYER oder einem Tochter von BAYER, die den Hersteller von Glyphosat Monsanto übernehmen werden. Oder getarnt als Experte als jährlicher Gastredner mit horrendem Honorar. Die Agrarindustrie wird ihn schon versorgen. Lächerlich, dass die Industriekanzlerin nichts wissen soll.

      • @balaban:

        Herr Schmidt ist von der CSU. Die möchte demnächst wieder Bayern abräumen. Da wär's ganz blöd, wenn die Bauern AfD wählen.

        Deswegen würde ich weniger die Kanzlerin als vielmehr den Horst als informiert vermuten.

  • Die Netiquette erlaubt keine Verschwörungstheorien.

    Lobbyismus und Drehtür-Prinzip sind jedoch Realität.

    Warum hat Herr Schmidt so gehandelt? Wer profitiert von dieser Entscheidung am meisten. Wie profitiert Herr Schmidt persönlich? Welche Drehtür steht Herrn Schmidt nun offen? Das wäre doch mal spannend zu erfahren ... Vielleicht bleibt die TAZ dran ...

  • Frau Merkel hat im Plenum auf einen Zwischenruf der SPD, zur "Rente mit 63", erklärt, daß aufgrund ihrer Richtlinienkompetenz, keine Regierungsentscheidungen ohne ihre Zustimmung getroffen werden können. Demnach hat sie auch für diese Entscheidung ihre Zustimmung erteilt.

  • Mit solchen "Christen" ist kein langes Leben vorhergesagt!

    Katechismus der Katholischen Kirche: 2465 Inder Wahrheit leben ist unter 2469 vorausgesagt: "Die Menschen können nicht in Gemeinschaft miteinander leben, wenn sie sich nicht gegenseitig glaubten, als solche, die einander die Wahrheit offenbaren" (Thomas von Aquin)

    Mit solchen "Christen" würde ich keinen Vertrag schließen, nicht einmal die zehn Pfennig BILD teilen!

  • Das die CSU hier einen "Alleingang" mit Merkels Segen macht ist eine Sache -- das ist halt ein Haufen "komischer Käuze" und "Leute fürs Grobe" der CDU, daran hat man sich schon gewöhnt.

    ABER: Jedes EU-Mitgliedsland darf strengere Vorgaben (zB ein komplettes Verbot) für Glyphosat festlegen.

    Wenn das wirklich ein "Alleingang" war, gegen den eigentlich "alle Parteien" sind, warum findet sich dann im deutschen Parlament keine Mehrheit für ein Verbot zumindest auf Bundesebene?

    Diese Heuchelei ist es, mich stört. Alle Parteien sind doch Froh, dass sie der CSU den schwarzen Peter zuschieben können und so fein raus sind und nicht öffentlich zugeben müssen, dass sie eigentlich auch für Glyphosat sind.

    Die beste Demokratie die man für Geld kaufen kann!

  • CDU/CSU - Alleingang. Schmidt hat hier gegen die SPD, aber für die CDU und CSU gehandelt. Warum schützt die Taz Merkel?

  • Wussten Sie, dass Bio-Lebensmittel nicht teurer sein müssen, als konventionelle? Oftmals werden sie nur teurer verkauft, um "authentisch" zu wirken.

     

    Stellen Sie sich mal vor, Sie haben zwei äußerlich gleiche Äpfel vor sich liegen. Einer ist bio, der andere voller Glyphosat (im gesetzlichen Rahmen). Welchen würden Sie essen?

    Oder würden Sie im Restaurant den Kellner einmal mit der Sprühflasche Glyphosat auf ihren Teller spritzen lassen, um das Essen 50 Cent billiger zu bekommen?

     

    Dass Glyphosat den Tieren in freier Natur die Lebensgrundlage entzieht ist doch offensichtlich. Man kann in der Nahrungskette nicht einfach die Grundlage (Pflanzen) vernichten und erwarten, dass oben noch alle was zu essen haben.

    Gehen Sie mal auf dem Land zwischen den Feldern spazieren. Früher hat man dort die Vögel zwitschern gehört und überall waren Insekten. Heute sind selbst die mickrigen Grünstreifen nur spärlich bewohnt. Alles was man hört sind der Wind und die Traktoren. Von wegen "grünes Deutschland".

  • So so, das Abstimmungsverhalten des Ministers sei also ein "Vertrauensbruch" und widerspräche der "Geschäftsordnung der Bundesregierung".

    Die derzeitige Bundesregierung ist lediglich geschäftsführend, nach dem noch bestehenden "Nein" zu einer erneuten Koalition ist kein Vertrauen vorhanden und was den "Rechtsbruch" betrifft:

    Die SPD Länderchefs Wowereit und Stolpe haben aus Parteigehorsam bei der Abstimmung zum Zuwanderungsgesetz 2002 im Bundesrat das Recht gebrochen. Das hat auch das Bundesverfassungsgericht so gesehen.

    Das Stimmrecht lag bei den abstimmenden Minister. Eine Regierungskoalition existiert derzeit nicht. So ist das nun mal wenn die Zusammenarbeit kategorisch abgelehnt wird.

    • @Saccharomyces cerevisiae:

      @ "cursed with a brain"

      @ "dhimitry"

       

      Ungeachtet der sonstigen Vorwürfe gegen meine Aussagen:

      Die "ab Morgen gibt es in die Fresse" Aussage der SPD-Fraktionschefin Nahles ist Ausdruck einer kategorischen Ablehnung weiterer Zusammenarbeit.

      Wowereit und Stolpe haben Recht gebrochen, Schmidt hat sich (evt.) nicht an Weisungen der Kanzlerin gehalten. das ist ein großer Unterschied. Stolpes "Stimmführerschaft", die hier angeführt wird, hatte in diesem Fall nichts zu bedeuten.

      Ich muss mir von ideologisch verblendeten wie Ihnen keinen "Mangel an Allgemeinbildung" vorwerfen lassen wenn ich ihre realitätsfernen Ansichten nicht teile.

      • @Saccharomyces cerevisiae:

        Sie verstehen nicht mal Ironie. Ab einem Lebensalter von etwa zehn, elf Jahren wird dieser Mangel psychologisch als "Fehlentwicklung" bzw. "geistige Minderbegabung" eingestuft.

         

        Da ist jede weitere Diskussion überflüssig und zwecklos.

         

        Stolpe hat kein "Recht gebrochen", denn es gibt kein Gesetz, dass ihm seine Meinung verbietet.

         

        Wowereit hat das Recht falsch ausgelegt, und dies vermutlich sogar wissentlich getan. Die politische Absicht dahinter war offenkundig, dass die rechtskonservativen vor das BVerfG "getrieben" werden sollten. Denn dass man dort unterliegen würde war wohl jedem Beteiligten der SPD klar, andererseits wollte man so verdeutlichen, dass lediglich die sture Borniertheit eines kleinen deutschtümelnd rückwartsgewandten Kreises einer weltoffenen Politik im Wege stand.

         

        Auch dieses Manöver haben Sie weder durchschaut noch in seiner Aussage verstanden. Ideologisch verblendet sind somit auch nur Sie selbst.

    • @Saccharomyces cerevisiae:

      Ihre Darstellung ist Unfug.

       

      Stolpe hat als Stimmführer für Brandenburg ein "Ja" für sein Bundesland zum Zuwanderungsgesetz abgegeben. Das entsprach zwar nicht dem Vertrag mit seinem Koalitionspartner, aber er kann das tun. Aus den Reihen der brandenburgischen Delegierten der CDU kam daraufhin eine gegensätzliche Stimme. Damit hätte die Stimmabgabe Brandenburgs nicht gewertet werden dürfen. Der Vorsitzende des Bundesrates, Wowereit tat dies dennoch. Durch diesen Fehler wurde das Gesetz 10 Monate später vom Bundesverfassungsgericht für nichtig erklärt.

       

      Bis hierhin war der Ablauf für alle Beteiligten vorhersehbar und "politisches Theater". Das Gesetz musste somit neu verhandelt werden, und verlor dabei wesentliche Bestandteile. Die nachteiligen Folgen dieser völkisch motivierten Intervention der berüchtigten "Stahlhelmfraktion" zu Lasten des Landes spüren wir bis heute.

       

      Immerhin hat die CDU inzwischen mehrheitlich dazugelernt. Die Lernverweigerer sitzen heute größtenteils bei der AfD.

       

      Der entscheidende Unterschied zum Alleingang des Landwirtschaftsministers besteht darin, dass sein Vorgehen juristisch unumkehrbare Tatsachen geschaffen hat. Das BVerfG kann in die Entscheidung auf europäischer Ebene nicht mehr eingreifen und sie im Nachhinein für nichtig erklären.

       

      Ihr übriger Quatsch, dass eine geschäftsführende Regierung keine Geschäftsordnung mehr habe und Zusammenarbeit "kategorisch abgelehnt" werde, ist offenbar Ihrem Mangel an Information oder/und Allgemeinbildung zuzuschreiben.

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @Saccharomyces cerevisiae:

      "So ist das nun mal wenn die Zusammenarbeit kategorisch abgelehnt wird."

       

      Wissen Sie, was das Wort "kategorisch" bedeutet?

       

      "Die derzeitige Bundesregierung ist lediglich geschäftsführend"

       

      Hat eine geschäftsführende Regierung keine Geschäftsordnung?