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Das Verhältnis zwischen Mensch und TierMännchen sind fast immer kleiner

Klischees und Vorurteile bestimmen vielfach unseren Blick auf Tiere. Abhilfe schafft der Band „Tiere und Geschlecht“.

Rotfußfalken zu Tisch: Das größere Weibchen bekommt vom Männchen eine Wühlmaus Foto: Dickie Duckett/imagebroker/imago

Der kleine Berliner Neofelis Verlag betreibt ein ambitioniertes kulturwissenschaftliches Nischenprogramm, innerhalb dessen die Beschäftigung mit dem Mensch-Tier-Verhältnis einen wichtigen Bereich darstellt. Seit 2012 gibt Neofelis die Schriftenreihe „Tierstudien“ heraus. Jede Nummer steht unter einer übergreifenden inhaltlichen Klammer, etwa „Tiere auf Reisen“, „Tiere und Tod“ oder „Tiere und Emotionen“. Mittlerweile ist man bei Nummer 24 angekommen; der aktuelle Band heißt „Tiere und Geschlecht“.

Das ist ein weites Feld. Weit ist auch die thematische Bandbreite der Beiträge, ebenso die stilistische. Zum Glück ist der deutsch-akademische Bullshit-Sprech deutlich in der Minderheit, aber ein Mindeststandard an sprachästhetisch zumutbarer Lesbarkeit scheint nicht unbedingt ein Kriterium bei der Auswahl der Texte gewesen zu sein. Nicht so schlimm, die wenigen stilistischen Ausreißer lassen sich auch querlesen. Die bunte Vielfalt der Ansätze macht die Lektüre dieser Textsammlung auf jeden Fall anregend.

Mit „Geschlecht“ ist je nach Perspektive alles Mögliche gemeint – mal biologisches Geschlecht, mal Gender; mal bezieht sich der Begriff auf das nichtmenschliche Tier, mal auf den Menschen. Dass Menschen die anderen Tiere gewohnheitsmäßig auf der Grundlage menschlicher Genderzuschreibungen einordnen, wird in vielen Beiträgen thematisiert.

Die Hühner und die Hysterie

Hühner etwa wurden vor wenigen Jahrzehnten in Animationsfilmen standardmäßig als Prototyp einer hysterischen, untergeordneten Weiblichkeit dargestellt – ein Genderklischee, das inzwischen so überholt ist, dass es auch im fiktionalen Tierfilm nicht mehr zur Anwendung kommt.

Das Buch

Jessica Ullrich, Mieke Roscher (Hg.): „Tiere und Geschlecht“. Neofelis Verlag, Berlin 2023, 198 Seiten, 16 Euro

Noch gravierender zeigt sich die Tendenz, die Tierwelt nach Kriterien der eigenen Art zu beurteilen, in der allgemeineren „mammal bias“, dem Säugetier-Vorurteil. Nur bei Säugetieren ist es der Fall, dass Männchen größer werden als Weibchen; insgesamt ist bei 80 Prozent aller lebenden Arten das Verhältnis aber genau umgekehrt.

Dieser Umstand, der mit der Fortpflanzungsfähigkeit von Arten zu tun hat, sei im menschlichen Bewusstsein jedoch nicht wirklich verankert und werde, schreibt Johannes Müller, „auch in der Wissenschaft immer noch nicht ernst genug genommen“.

Mit am interessantesten oder am zugänglichsten sind die historisch orientierten Beiträge. Dazu gehört etwa Nadir Webers Artikel über „Geschlechterkonstellationen in der höfischen Falknerei“. Auch bei den Falken sind Weibchen deutlich größer als Männchen, weshalb in der Falknerei meist mit weiblichen Tieren gearbeitet wird und wurde, was der Beziehung zwischen Vogel und Falkner durchaus erotische Züge verleihen konnte.

Stärkende Begleitung

Aspekte der menschlichen Selbstdarstellung stehen im Zentrum zweier Beiträge zum Thema „Mensch und Hund“: Philine Helas schreibt über die mittelalterliche Schriftstellerin Christine de Pizan, die sich mit Hund auf Gemälden verewigen ließ und damit selbstbewusst ihre Unabhängigkeit und ihren hohen sozialen Stand anzeigte.

Und in ihrem Text „Queering Bulldogs“ schildern Christiane Keim und Astrid Silvia Schönhagen, wie eine Selbstdarstellung mit Bulldogge in der Weimarer Republik die Trennlinien zwischen den Geschlechtern verschwimmen ließ.

Einige künstlerische Annäherungen ans Thema „Tier und Geschlecht“ runden, inklusive Bildmaterial, den Band ab, der gerade durch die scheinbare Disparität seiner Inhalte zeigt, wie groß das Thema ist, das er umkreist.

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10 Kommentare

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  • Das muss der geheime Rindviehlevel sein.

  • Man ist bei der taz schon etwas geschlechtsfixiert? Erotische Beziehung zwischen Vogel und Mensch?

  • Ach was! ©️ Vagel Bülow 💯 vxxlte!!

    “ Das Verhältnis zwischen Mensch und Tier: Männchen sind fast immer kleiner“



    Biologismus light dedicated by taz-female-front!

    Sorry. Aber auf welchem Planeten Ihrerseits geruhens zu leben!



    Wen wollense denn mit diesem steinalt schwerst abgehangenen Morbidhühnchen hinterm Ofen hervorlocken - 🥱 😜🥹🥱🤯 -

    kurz - Es ist immer wieder und so auch hier so unfaßbar verblüffend, daß sich immer Zeitgenossinnen ohne Not flacheisig finden:



    Die es sich wie weiland das Tapfere Schneiderlein angedeihen lassen!



    Aus einem volldrüschen Magerkäse - zwei magere Dröppche for Dröppche -



    Kwaleteit - mit Ächsen und Stöhnen aber sowas vonn voll bedeutsam - rauszuquälen! Newahr.



    Na aber S’icher dat. Dat wüßt ich ever. Da mähtste nix!



    Voll normal! Ey!

    Na Mahlzeit

    • @Lowandorder:

      What bitte?



      Imposant formuliert.. "Volldrüscher Magerkäse"...

      Ich finde den Artikel interessant und weiß nun mehr als vorher.



      Bin ich womöglich ein "steinalt schwerst abgehangenes Morbidhühnchen das hinterm Ofen hervorgelockt wurde" hahahaha?! Pffffhhhahaha!

    • @Lowandorder:

      Zustimmung. Dachte eigentlich, mit dem "chillende Ameisen" Artikel wär hier schon die Grenze der Tragbarkeit gefrorenem Wassersbodens ausgereizt. Aber jetzt, nach dem mich das Kulturresort aufgeklärt hat, dass „Dieser Umstand, der mit der Fortpflanzungsfähigkeit von Arten zu tun hat.....auch in der Wissenschaft immer noch nicht ernst genug genommen“ wird, bin ich erstmal froh, dass es bislang noch kein Mädel ernsthaft in Erwägung gezogen hat, mich während der Paarung zu verspeisen.

      • @Deep South:

        Nicht nur, dass die Männchen kleiner sind, auch das Gehirn ist bei den allermeisten Viechern kleiner. Geschlechtsunabhängig. Verrückt.

  • Gefälligkeitsliteratur. Anscheinend hat noch niemand der Schaffenden eine Hühnergruppe bei habichtüberflug beobachtet.



    Statt dessen wird alles möglich phantasiert.



    Unglaublich

    • @Demokrat:

      Ich fürchte, die Kritik geht fehl, weil Sie den Satz im Artikel nicht verstanden haben. Es ging um die allegorische Darstellung von Frauen durch Hühner in der animierten Fabel, also nicht darum wie sich echte Hühner verhalten, sondern ob menschliche Frauen sich so verhalten. Wenn Sie dieses Verhalten regelmäßig an menschlichen Frauen beobachten, machen Sie etwas falsch.

      • @Zangler:

        Hühner sind nun mal die weiblichen Gepflügelten. Wenn die Literaten des Artikels dies als Frauen interpretieren, können die das gerne tun., aber das ist schon ganz schön abgehoben.

      • @Zangler:

        Siehe die meistens hysterische Hühnergruppe bei Petterson & Findus. I like them. Aber ist naklar nicht ganz zeitgemäß.