Covid-19 und die Kosten: Keine Angst vor neuen Schulden
Der deutsche Staat muss jetzt hohe, aber günstige Kredite aufnehmen. Langfristig wird Corona zu Wachstum führen.
D er deutsche Staat rutscht tief ins Minus. Täglich verkündet Finanzminister Olaf Scholz neue Milliardenausgaben, um die ökonomischen Folgen der Corona-Epidemie aufzufangen. Die Bundesregierung rechnet momentan damit, dass die Wirtschaftsleistung in diesem Jahr um 5 Prozent einbricht. Von der „schwarzen Null“ ist nicht mehr die Rede, stattdessen erwartet Scholz nun ein Haushaltsdefizit von 150 Milliarden Euro. Dieser Betrag ist jedoch nur eine Schätzung.
Jeder Tag lässt die Steuereinnahmen weiter einbrechen, während immer mehr Betriebe schließen, Kurzarbeiter zu versorgen sind und Selbstständige Hartz IV beantragen. Das Defizit könnte am Ende auch 500 Milliarden Euro betragen. Diese Summen kann sich der deutsche Staat mühelos leisten. Momentan muss die Bundesregierung für einen zehnjährigen Kredit minus 0,32 Prozent Zinsen zahlen. Der Finanzminister bekommt also noch Geld geschenkt, wenn er Darlehen aufnimmt.
Trotzdem fragen sich viele Deutsche besorgt, was mit dem neuen Schuldenberg passiert, wenn die Corona-Krise überstanden ist. Werden dann die Steuern erhöht, um die Darlehen zurückzahlen zu können? Dieses Szenario ist unwahrscheinlich, wie die Vergangenheit zeigt: Die Corona-Epidemie lässt sich mit der Finanzkrise vergleichen, denn 2009 schrumpfte die deutsche Wirtschaftsleistung um 5,7 Prozent, während zeitgleich die Staatsverschuldung in die Höhe schoss.
Trotzdem wurden die Steuern hinterher nicht erhöht. Stattdessen hoffte der Staat auf Wachstum, und dieses Kalkül ging auf. Nach der Finanzkrise legte die deutsche Wirtschaft in nur zwei Jahren um insgesamt 8,3 Prozent zu. Ein derartiger Schub ist auch nach der Corona-Epidemie zu erwarten. Millionen Menschen werden ihren Urlaub nachholen und die Hotels beleben, Firmen werden investieren. Sobald die Wirtschaftsleistung steigt, nimmt aber die Last der Schulden relativ ab. Die Kredite werden nicht zurückgezahlt, sondern verlieren an Bedeutung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Social-Media-Verbot für Jugendliche
Generation Gammelhirn
Krieg in der Ukraine
USA will Ukraine Anti-Personen-Minen liefern