Corona-Infektionen durch EM-Spiele: Risikogruppe Fußballfan
Bei der EM ist es zu Masseninfektionen mit Corona gekommen. Wegen der Gefahr neuer Mutationen nimmt die Uefa so weitere Tote in Kauf.

Z ehntausende Fußballfans dicht gedrängt, grölend und ohne Masken im Londoner Wembley-Stadion – diese Fernsehbilder wirken nach anderthalb Jahren der Pandemie befremdlich. So schlimm wird es schon nicht kommen, dachte sich wohl manch einer. Genau das tut es jetzt aber.
Den schottischen Gesundheitsbehörden zufolge haben sich beim Vorrundenspiel am 18. Juni gegen England fast 2.000 schottische Fans mit der besonders aggressiven Deltavariante angesteckt. Knapp 400 von ihnen waren im Wembley-Stadion, die meisten anderen steckten sich beim „Public Viewing“ in Londons Innenstadt an.
Und auch an anderen Austragungsorten lässt sich ein Zusammenhang feststellen. Die finnischen Gesundheitsbehörden berichten von mindestens 300 Fans, die mit dem Coronavirus angesteckt waren, nachdem sie sich das Spiel in St. Petersburg angesehen hatten. Auch in Russland grassiert die Deltavariante.
Das ist ärgerlich für die Finnen. Angesichts der steigenden Infektionszahlen sieht sich die dortige Regierung gezwungen, die lang ersehnten Lockerungspläne wieder zurückzunehmen. Für einige Hundert unbeherrschter Fußballfans muss also ein ganzes Land herhalten. Ähnliches droht Großbritannien und mit weiteren Rückkehrern womöglich den meisten Ländern Europas.
Einige wenden ein, mit so vielen Geimpften insbesondere in den Risikogruppen seien steigende Infektionszahlen nicht weiter schlimm – zumal die bislang verwendeten Impfstoffe schließlich wirken. Doch das unterschätzt die Gefahr weiterer Mutationen. Denn je mehr Infizierte es wieder gibt, desto größer ist die Gefahr, dass noch gefährlichere Varianten entstehen, bei denen die jetzigen Impfstoffe dann womöglich nicht mehr wirken.
Volle Orte in Pandemiezeiten sind generell ein Fehler, Abstandsregeln bleiben das A und O. Wenn SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach der Uefa die Schuld gibt für weitere Coronatote, dann hat er leider nur recht.
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