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Chef des DIW warnt vor AfD-Politik„Deutschland ist nicht das Paradies“

DIW-Präsident Marcel Fratzscher kritisiert die fehlende Willkommenskultur in Deutschland. Er warnt vor der migrationsfeindlichen Politik der AfD.

Bald gähnende Leere? Sommerfest der AfD in Soemmerda bei Erfurt im August 2024 Foto: Fritz Engel/Zenit
Simon Poelchau
Interview von Simon Poelchau

taz: Herr Fratzscher, welche Folgen hat der AfD-Wahlerfolg für die Wirtschaft in Thüringen und Sachsen?

Marcel Fratzscher: Es sind große Auswirkungen zu befürchten – vor allem wegen des Umgangs mit Mi­gran­t*in­nen und Geflüchteten. Es entsteht mittlerweile eine sehr ausländerfeindliche und intolerante Stimmung. Und dies wird vor allem in Regionen, in denen die AfD stark ist, die Wirtschaft negativ beeinflussen. Nicht nur ausländische Fachkräfte und Unternehmen meiden diese Regionen, auch viele gut ausgebildete Deutsche wollen dort nicht leben und arbeiten, weil ihnen die Stimmung zu intolerant und rassistisch ist. Das ist das Dilemma einiger dieser Regionen.

taz: Was heißt das genau?

Fratzscher: Wir sehen in unseren Studien, dass die AfD besonders stark in Regionen ist, wo junge, gut ausgebildete Menschen abwandern. Gleichzeitig führt die rechte Stimmung dazu, dass noch mehr abwandern und Unternehmen sich nicht ansiedeln wollen. Und damit geht häufig ein großes Stück öffentlicher Daseinsfürsorge verloren, weil Schulen schließen, Ärzte fehlen und Geschäfte sowie Kneipen dichtmachen. So setzt sich ein Teufelskreislauf aus zunehmender Wirtschaftsschwäche und gesellschaftlicher Polarisierung in Gang. Und insofern ist es auch gefährlich, wenn die demokratischen Parteien versuchen, die AfD zu kopieren und migrationsfeindliche Politik machen.

Im Interview: Marcel Fratzscher

ist seit 2013 Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Der Ökonom lehrt zudem Makroökonomie an der Humboldt-Universität.

taz: Wie wirkt sich die Politik der AfD auf Gesamtdeutschland aus?

Fratzscher: Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt haben zwar die größten demografischen Probleme. Sie werden auch künftig am meisten unter Geburtenrückgang und Bevölkerungsexodus leiden. Aber Überalterung und Fachkräftemangel sind im gesamten Bundesgebiet ein Problem. In den nächsten zehn Jahren werden 5 Millionen Beschäftigte mehr in den Ruhestand gehen als junge Menschen neu in den Arbeitsmarkt kommen. Diese Lücke wird nicht allein durch eine stärkere Frauenerwerbstätigkeit oder die Mobilisierung von Arbeitslosen geschlossen werden können.

taz: Deutschland muss also ein Einwanderungsland bleiben?

Fratzscher: Deutschland hatte noch nie eine sehr ausgeprägte Willkommenskultur. Deutschlands Zukunft und sein Wohlstand hängen davon ab, ob es gelingt, genügend Fachkräfte nach Deutschland zu bringen. Und das Land braucht nicht nur hochqualifizierte Fachkräfte. Überall fehlen Arbeitskräfte. Es braucht auch geringqualifizierte Menschen für den Dienstleistungsbereich oder die Bauindustrie. Wenn Deutschland sich nicht für Zuwanderung öffnet, wird sehr viel Wohlstand verloren gehen. Besonders strukturschwache Regionen, in denen die AfD stark ist, und besonders geringqualifizierte Menschen im ländlichen Raum werden unter diesem Wohlstandsverlust leiden.

taz: Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) beziffert den jährlichen Bedarf an Nettozuwanderung für den Arbeitsmarkt auf 400.000 Menschen. Also müssten demnach 400.000 Menschen mehr ins Land kommen als es verlassen. Halten Sie diese Zahl für korrekt?

Fratzscher: Das ist eine realistische Zahl. Wir haben heute schon 1,7 Millionen offene Jobs. Und wenn in den nächsten zehn Jahren 5 Millionen Menschen in den Ruhestand gehen, dann braucht es jährliche eine halbe Million neuer Arbeitskräfte. Und die Arbeitskräfte wollen nicht allein kommen. Sie wollen ihre Kinder und Part­ne­r*in­nen mitbringen. Das wird eine gigantische Herausforderung sein. Will Deutschland sie meistern, muss es sich ändern und öffnen.

taz: Was muss passieren?

Fratzscher: Deutschland ist nicht das Paradies auf Erden. Hochqualifizierte Fachkräfte wollen häufig nicht hierherkommen. Schließlich herrscht hier eine schlechte Willkommenskultur, die Sprache ist schwierig, die Bürokratie groß und die Anerkennung ihrer Abschlüsse und Qualifikationen umständlich.

taz: Wurden bei der Integration in der Vergangenheit Fehler gemacht?

Fratzscher: Man muss sich erst mal eingestehen, dass die Integration eine große Herausforderung ist. Und dass auch viel richtig gemacht wurde und wird. So ist die Mehrheit der damals Geflüchteten heute in Arbeit, deutlich mehr als was damals realistisch erwartet werden konnte. Als 2015 im Zuge des Willkommens-Sommer die Zahl der Schutzsuchenden sprunghaft stieg, waren insbesondere die Kommunen nicht darauf vorbereitet. Man hat zwar daraufhin Kapazitäten zur Versorgung von Geflüchteten aufgebaut – sie aber gleich wieder abgebaut. Jetzt fehlen diese Kapazitäten wieder. Gleichzeitig wurde verpasst, auf europäischer Ebene eine Lösung zu finden. Und letztlich ist auch die Mentalität in Deutschland mit schuld.

taz: Was hat Integration mit Mentalität zu tun?

Fratzscher: Im Diskurs heute geht es fast ausschließlich um Abschiebungen und Grenzschließungen. Die ungleich wichtigere und dringendere Frage ist jedoch, wie die Integration der über 3 Millionen Schutzsuchenden in Arbeitsmarkt und Gesellschaft schneller und besser gelingen kann. Ein Teil der Gesellschaft und auch der demokratischen Parteien will verhindern, dass Deutschland ein Einwanderungsland bleibt. Diesen Menschen sind wirtschaftliche Argumente nicht so wichtig. Sie verzichten lieber auf Wohlstand, wenn Deutschland dafür eine weißere, autochtonere Gesellschaft bleibt. Dadurch werden die Menschen, die nach Deutschland kommen, nicht so gut integriert, wie es eigentlich nötig und möglich wäre.

taz: Was muss jetzt geschehen?

Fratzscher: Die gegenwärtige Krise der Demokratie und die zunehmende Polarisierung in Deutschland können nur durch einen ehrlichen Dialog über die Frage gelöst werden, was wir als Gesellschaft wollen. Forderungen nach Einschränkung des Asylrechts hingegen sind nichts als Populismus. Stattdessen sollten wir unsere Anstrengungen auf die Integration der hier Schutz Suchenden fokussieren und nicht so tun, als wären alle Probleme gelöst, wenn wir ihr Menschenrecht auf Asyl beschränken.

taz: Müsste der Staat für die Integration mehr Geld in die Hand nehmen?

Fratzscher: Nicht nur für die Integration. Der Sparkurs der vergangenen Jahre war schädlich. Der gesamte Bildungsbereich ist deutlich unterfinanziert. Es fehlt in Kitas und Schulen an Personal. Wenn geflüchtete Kinder integriert werden sollen, ist das eine zusätzliche Belastung. Gleichzeitig muss auch in anderen Bereichen der öffentlichen Daseinsfürsorge wie der Verkehrsinfrastruktur und dem Wohnungsbau wieder mehr investiert werden. Dafür muss der Staat mehr Geld in die Hand nehmen und vor allem auch die Kommunen besser ausstatten. Es braucht auch eine Wende in der Finanzpolitik und eine Reform der Schuldenbremse.

taz: Hat die Sparpolitik auch zum Wahlerfolg der AfD beigetragen?

Fratzscher: Die AfD-Wähler*innen haben durchaus reale Sorgen. Nicht umsonst ist die Partei in strukturschwachen Regionen stark, wo Schulen schließen und Firmen abwandern. Deswegen brauchen diese Regionen neue wirtschaftliche Impulse. Die Po­li­ti­ke­r*in­nen müssen nicht nur ehrlicher kommunizieren, was die Politik leisten kann. Es muss auch wieder mehr in öffentliche Infrastruktur und neue Strukturen investiert werden.

taz: Braucht es also einen neuen Aufbauplan Ostdeutschland?

Fratzscher: Es braucht einen neuen Aufbauplan Gesamtdeutschland. Auch in Westdeutschland gibt es Regionen wie das Ruhrgebiet oder Teile von Rheinland-Pfalz, die strukturschwach sind. Deswegen ist eine Strukturpolitik notwendig, die gezielt in Regionen wirtschaftliche Impulse setzt. Es muss wieder das im Grundgesetz festgeschriebene Versprechen der gleichwertigen Lebensverhältnisse im gesamten Bundesgebiet gelten.

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26 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Endlich mal ein Artikel, der sachlich über das Thema berichtet. Ich wünsche mir, dass endlich mal ein Politiker das offen und laut ausspricht. Und keine dummen populistischen Sprüche.....

  • Ja, das ist schön, dass einheitlich alle für alle wirtschaftlichen Probleme auf die Migration starren: Entweder sie ist die Wurzel allen Übels, was Markenkern der AfD ist und mittlerweile auch von den etablierten Parteien übernommen wird. Oder sie löst auf magische Art und Weise alle Probleme. Tatsächlich geht's aber der Wirtschaft einfach schlecht, mittlerweise seit drei Jahren in Folge sogar an-den-Rand-der-Rezssion- schlecht - Ursachen dafür sind Infrastrukturprobleme, verschlafene Digitalisierung, schlechte Binnennachfrage, unsere Abhängigkeit vom Export, und über allem thronend die Schuldenbremse. Auch wenn der Fachkräftemangel gebetsmühlenhaftig immer wieder als Ursache genannt wird: Die Wirtschaft sucht nicht nach Fachkräften, sondern nach billigen Fachkräften. Migration kommt da gerade recht: Einwanderung erfolgt vor allem in den Niedriglohnsektor, die Zahlen im Bürgergeld zeigen, dass Migrationshintergrund in Deutschland Armutsrisiko Nummer Eins ist. Wirtschaftlich ist die Migration ein absolutes Nebenthema, dass nur verschleiert, dass die Hauptthemen nicht angegangen werden.

  • Schaut man sich das Lohnniveau in der Region so an, sind da auch jetzt keine nennenswerten Unternehmen, die für AN irgendwie attraktiv wären. Wie der auch schon vor der AfD bestehende Abwanderungstrend zeigt.

    Ob da die AfD wirklich noch eine weitere Verschlechterung bewirken kann?

  • Der Chef des DIW wettert gegen Sparpolitik, aka Schuldenbremse oder das Kernthema für FDP und CDU. Nimmt wirtschaftspolitische Positionen ein, die eher bei den Linken zu finden sind. Das ist interessant. Auf der anderen Seite braucht man in einem Land mit weniger Menschen auch weniger Arbeitskräfte. Dann schrumpft man halt ein bißchen: undenkbar für einen heutigen Ökonomen. Er will den besten Niedriglohnsektor der Welt, damit die Löhne weiter sinken und der shareholder value weiter wachsen kann. Dafür kommen die Klimaflüchtlinge ja ganz gelegen. Die Welt ist kompliziert. Ich bin übrigens für eine humane Einwanderungspolitik, aber aus anderen Gründen.

  • Verstehe ja, dass wirtschaftlich gesehen vor allem manager und vermieter von flüchtlingskrisen profitieren um menschen umzusiedeln und auf staatskosten zu integrieren um löhne zu drücken und mieten zu steigern profitieren, aber die afd wählen nicht die manager sondern die, die von der konkurenz im job und wohnmarkt nachteilig getroffen werden.



    Dazu kommt noch die spziale komponente, dass die einfachen, die in den öffentlich durch die stadt müssen und in deren nähe wohnen, denn asyl extremisten ausgesetzt sind.



    Während die einen doppelt profitieren verlieren die anderen also dreifach.

  • Die Migration hat einen anderen Grund!

    Was hier geäußert wird ist, wie immer, der Wunsch und die Sichtweise der Wirtschaft. Politik ist aber mehr als eine Gesellschaft wie ein Unternehmen oder, wie in Vorzeiten, wie eine Armee regiert zu werden.



    Migration erschließt sich primär aus der Globalisierung, und der kann sich kein Land entziehen. Den schmale Grad, einerseits die Besitzstände der angestammten Gesellschaft zu bewahren, andererseits den Neuakömmlingen Chancen zu verschaffen, muss die Pokitik gehen. Aber was tun die Politiker? Viel Gedöns und Angst mit Geschrei und Panik kennzeichet Pokitik in der Republik und zeigt eher eine Überforderung die Dilettanten wie Höcke auf den Plan rufen. Dabei stehen wir alle vor weitreichenden technischen Umbrüchen die in ihren positiven Auswirkungen kaum kommuniziert werden. Wahrscheinlich, weil die Politik diese selbst nicht versteht. So sollte sich die Politik mehr verwissenschaftlichen! Dilettanten gibts überall die skrupellos versuchen Politik für sich zu nutzen.



    Migration wird in einer zusammmen wachsenden Welt nicht enden und ist notwendig weil wir alle gemeinsame Interessen haben: nämlich das Weiterexistieren in diesem Universum!

  • Der Mann hat sowas von recht.



    Und es passiert fast überall. Viele Länder werden immer isolationstischer.

  • Das Argument für Einwanderung ist also der Erhalt des eigenen Wohlstands. Schauen wir doch mal: Durch den ab 2000 von RotGrün geschaffenen Niedriglohnsektor und zig weitere Deregulierungen und Privatisierungen, die Weichen wurden 20 Jahre vorher gestellt, lebt ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung NICHT im Wohlstand, 30%? Jedenfall viel zu viele für eins der reichsten Länder der Erde, wenn man nicht das Gesellschaftskonzept der USA auf die Welt übertragen will. Sieht so aus, als ob das auch hier seit langem der Plan ist.

    Welchen Wohlstand, fragen diese 30%. Die können Einwanderer nur als Konkurrenz um die verbleibenden Krümel in ihrer Klasse wahrnehmen. Wie will man die überzeugen, da der Ukrainer im Amazon-Lager kein Problem mit den Arbeitsbedingungen und der Bezahlung hat und den Job kriegt?

    Weiter: Asyl und Einwanderung sind zwei völlig verschiedene Dinge, die oft nicht differenziert werden. Asyl ist temporär angelegt und durch eine Notlage begründet. Einwanderung nicht.

    Und schließlich: Wieso ist in einem Land, in das alle wollen, die Geburtenrate so niedrig? Neben zig anderen unnötigen Gründen auch, weil junge Familien oft nicht mal mehr bezahlbare Wohnungen finden.

  • "Deutschland ist nicht das Paradies auf Erden. Hochqualifizierte Fachkräfte wollen häufig nicht hierherkommen. Schließlich herrscht hier eine schlechte Willkommenskultur, die Sprache ist schwierig, die Bürokratie groß und die Anerkennung ihrer Abschlüsse und Qualifikationen umständlich."

    Jo, und wir sind auch noch in der internat. Spitzengruppe bei Steuern und Abgaben, dafür aber nur mittelmaß bei den Bruttolöhnen, die Schulen waren auch mal besser, die Kriminalitätsrate spricht eher für China oder Dubai, usw...

  • Ich halte es für ein Grundübel der aktuellen Migrationsdiskussion, das grundsätzlich alle Arten von Migration in einen Topf geworfen werden. Arbeitsmigration, Fluchtmigration im Sinne des Asylrechtes und sonstige, teils illegale, Immigration sind völlig verschiedene Dinge und Problematiken. Wenn man immer nur sagt: "Wir brauchen Migration, weil wir Fachkräfte brauchen", ist das erst mal richtig, aber eben auch ungenau. Erstens weil viele Arten von Migration unterschiedlich nützlich sind - und zweitens, weil der Schutz genuiner Fluchtimmigranten (also legitimer Asylbewerber*innen) nicht davon abhängen sollte, ob sie uns nützen.

  • Ich geh ja Großteil mit dem Artikel mit, nur dass vielen der Wohlstand nicht so wichtig ist und sie drauf verzichten können, kann ich mit nur schwer vorstellen. Vieles dreht sich ja darum zu kurz zu kommen.



    Was ich eher sehe, dass viele sehend durch die Welt laufen ohne sie wahrzunehmen. Wer wirklich drauf achtet wie oft er täglich Menschen mit Migrationshintergrund arbeiten sieht, kann unmöglich Abends heim kommen und sagen diese Menschen arbeiten nicht oder sind wegen dem sozialsystem hier. Vorallem da viele Berufe Deutsche nur mit Widerwillen machen würden oder gar nicht... Wahrscheinlich würden wir verhungern, weil die Sachen auf den Feldern verrotten.

    Mag ja nicht Representativ sein, aber hier ist viel Landwirtschaft und die Deutschen die ich da



    arbeiten gesehen habe, kann ich wohl an einer Hand abzählen.

  • "...auch viele gut ausgebildete Deutsche wollen dort nicht leben und arbeiten, weil ihnen die Stimmung zu intolerant und rassistisch ist" - so ist es. Besonders wer eine Familie gründen will, überlegt sich, in den Osten zu ziehen. Zumindest war es bei uns so: wir sind, trotz Angebot von Superjobs, nicht zurück in den Osten gegangen. Wir wussten beide aus biographischer Erfahrung, dass man ab einem gewissen Alter kaum noch Einfluss auf die Kinder hat. Und dann hat man zu Hause rechtsgerichtete Jugendliche am Küchentisch sitzen. Diesen Abgrund an Hilflosigkeit kenne ich noch von einigen Eltern, die in den 90er Jahren völlig hilflos dem Abgleiten ihrer Kinder in den rechten Sumpf zusehen mussten. Wir wollten das nicht.

  • Die Fakten sind seit langem bekannt und es ist unglaublich viel Geld in den maroden Osten geflossen. Hat‘s was gebracht für die



    Erkenntnisentwicklung der Einheimischen? Da könnte man gerade so seine Zweifel haben.

  • "Wir sehen in unseren Studien, dass die AfD besonders stark in Regionen ist, wo junge, gut ausgebildete Menschen abwandern."

    Sicher zeigen diese Studien auch, daß die großen Abwanderungswellen der 1990er Jahre durch die AfD verursacht wurde und Partei Hauptverursacher des Ozonloch ist, welches in den Folgejahren durch grüne Politik zugekleistert wurde.

  • Deutschland wird in ein paar Jahren als Museum für Verbrennermotoren, Leitzordner und Faxgeräte anderen Ländern eine große Warnung sein.

    Dafür aber stramm rechts und an Putins Leine.

  • Das AgD hat ja so eine Art Morgenthauplan im Angebot. Man könnte ja jetzt einige Gebiete wo die Faschisten die Oberhand haben von Demokraten evakuieren und ihnen die Verwaltung überlassen. Ich schätze mal nach ein paar Monaten werden die Ortsbauernführer und Gauleiter von Ausreisanträgen überschwemmt.

  • Die im Artikel genannten Zahlen sollten die "das Boot ist voll" Fraktion einmal zum Nachdenken bewegen. Es ist überfällig, die Diskussion über Zuwanderung wieder auf sachlicher Ebene zu führen.

    Leider hat Deutschland nicht nur keine Willkommenskultur sondern mittlerweile auch keine Debattenkultur mehr. Einzelvorfälle wie in Solingen oder Mannheim werden hochstilisiert mit dem Hang zur Verallgemeinerung. Straftätern werden die Grundrechte abgesprochen und selbst Menschenrechte sind auf einmal abwägbar. Zudem wird die ganze Diskussion losgelöst von jeglichen Fakten geführt.

    Es scheint so, als sei einer Nation die Rationalität abhanden gekommen und durch reine Emotionalität ersetzt worden, denn sachlich ist an der Asyldebatte rein gar nichts, Abwertung und Ausgrenzung prägen ein höchst menschenfeindliches Bild. Höchste Zeit sich umzubesinnen und gegenzusteuern.

    • @Sam Spade:

      Es betrifft viele Nationen. Aber das Widerliche hier sehen wir von Nahem. Und es greift um sich in der Bevölkerung.



      Es ist ein psychologisches Ding, dass Leute Lügen glauben, wenn sie nur oft genug wiederholt werden, vor allem, wenn die Lüge auf mehreren Kanälen bestätigt wird.



      AfD-Mitglieder, die im Namen der Pluralität zu TV-Gesprächskreisen eingeladen werden, reißerische BILD-Schlagzeilen, ein Kumpel in der Kneipe, es summiert sich. Irgendwann wird aus einer Person mit vagen Ressentiments eine Person, die lautstark wettert: "Nur, weil man was gegen Ausländer hat, ist man doch kein Nazi. Aber sowas darf man ja hier nicht sagen." Wahrer wird die Lüge nicht, aber sie wird von immer mehr Leuten geglaubt. 50.000 KI-generierte Hassposts wirken Wunder.

    • @Sam Spade:

      Soso, sie meinen also, nur die 30% in Deutschland, die Ihre Meinung zu Migration und Zuwanderung vertreten, diskutieren sachlich?

    • @Sam Spade:

      Danke. Vollste Zustimmung meinerseits.

    • @Sam Spade:

      Für mich wird es nicht mehr, für mich wird es eben nun endlich offensichtlicher. Anhänger der Volksparteien lernten irgendwann im letzten Jahrhundert es heimlich auszuüben. Besorgt sollte man sein, wo das Epizentrum dieses Gedankenguts steckt. Darüber kann man nicht unbesorgt offen reden. Erst Recht nicht mit einschlägigen Vorerfahrungen.

    • @Sam Spade:

      Sehr gut auf den Punkt gebracht, vielen Dank!



      Volle Zustimmung!

      Die "DeutschlandTrend"-Umfrage heute bot mir leider wieder wenig Grund zur Hoffnung: 77% der Befragten antworten mit "Wir brauchen eine Wende in der Asyl- und Flüchtlingspolitik". Ich befürchte, den meisten der Antwortenden schwebt dabei keineswegs eine solche Fokussierung auf Integrationsbemühungen vor, wie sie Herr Fratscher dankenswerterweise hier und andernorts immer wieder skizziert.

    • @Sam Spade:

      Sehr genau und richtig beobachtet, das Niveau ist erbärmlich.

      Es gibt auch diese seltsamen Gruppendynamiken, wo auf einmal alle faktenbefreit dasselbe reden.

    • @Sam Spade:

      Knapp 30 durchgeführte oder geplante islamistische Terroranschläge in Westeuropa allein seit letztem Oktober kann man nicht als "Einzelfälle" bezeichnen.

      Zunächst einmal ist die Regierung gefragt, Vertrauen wieder herzustellen und die negativen Folgen und Herausforderungen der Migration zu bewältigen.

      Dann kann man auch wieder von der Bevölkerung erwarten, dass sie eine bessere "Mentalität" zeigt beim Thema Migeat.

    • @Sam Spade:

      Toller Kommentar, danke!

  • Ich werfe jetzt einmal meinen Hut in den Ring. Die AfD wird bei den Landtagswahlen in BaWü in 1,5 Jahren über 25% der Stimmen holen. Und jetzt darf sich jeder selbst ausmalen, was ich von der These mit den strukturschwachen Regionen halte. Die Strukturschwäche ist zwar ein Brandbeschleuniger, aber damit der wirkt, muss es halt bereits brennen…

    Herr Fratzscher täte gut daran, eine ausgedehnte Bildungsreise durchs Land zu machen, vorzugsweise mit der Bahn, Besuch aller Hauptbahnhöfe, Besichtigung der Vorplätze, Besuch der nicht ganz so reichen Viertel spätabends, gerne Testweise mit Kippa. Besuch der Wartebereiche der Arbeitsämter und wenn das zu anstrengend wird, ab ins Freibad. Gespräche mit dem Lehrerverband, der gerade heute Sicherheitspersonal in Schulen gefordert hat. Besuch bei den VW-Arbeitern, in den Braunkohlerevieren, bei den Landwirten, bei der energieintensiven Wirtschaft, usw… Schlicht und einfach die persönliche Inaugenscheinnahme all dessen, was gerade simultan hochkocht…