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Bewegungstermine in BerlinDen Widerstand hochleben lassen

Trotz aller Zermürbungen durch Staat und Kapital halten einige Hausprojekte die Stellung. Das kann auch einfach mal gefeiert werden.

Der Wagenplatz wurde geräumt, doch die Köpi lebt weiter! Foto: dpa | Paul Zinken

A m 15. Oktober jährt sich der Tag X, die Räumung des Køpi-Wagenplatzes, zum zweiten Mal. Während der Wagenplatz als Opfer kapitalistischer Profitgier niemals in Frieden ruhen wird, ist man in Räumlichkeiten des Køpi-Hauses weiterhin aktiv mit dem Betrieb der Kellerbar Koma F und der Veranstaltungsräume im Erdgeschoss, welche das AGH Kollektiv betreibt. Dort finden seit nun 30 Jahren, dank zahlreicher freiwilliger Helfer:innen, unzählige DIY Events aus der ganzen Welt statt.

Das Køpi AGH-Kollektiv feiert runden Geburtstag und zelebriert seine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in seinen geschätzten Räumlichkeiten an gleich zwei Abenden mit Konzerten. Zum AGH Jeburtstach am Freitag spielen „Svaveldioxid“ (Käng Råpunk, Stockholm) und „WüT“ (Metalic Crust Punk, Berlin) (Freitag, 6. 10. Köpenicker Straße 137, 21 Uhr).

Am Samstag stehen zum zweiten Abend der Geburtstagssause „Kara“ (Raging Hardcore Punk, Warschau), „Ex-Dom“ (Ufta Ufta Charged Hardcore, Bremen) und „Usura“ (D-Beat Hardcore, Mallorca) auf der Bühne (Samstag, 7. 10., Köpenicker Straße 137, 21 Uhr).

Noch eine Geburtstagsparty!

Hausgeburtstag feiert auch die Scharni38. 1990 gegründet und 2005 über das Mietshäuser Syndikat gekauft, ist das Hausprojekt im Friedrichshainer Südkiez unter anderem ein Ort für Soli-Projekte, politische Arbeit und Parties. Auch die Initiative Togo Action Plus (ITAP e. V.,), die kostenlose Sprachkurse anbietet, hat hier ihr Zuhause gefunden.

Die Geburtstagsparty soll auch Anlass bieten zur Vernetzung mit anderen Häusern. Die Bars werden von der GoMokry Crew vom Hausprojekt GoMokry* aus Hamburg-Wilhelmsburg und der AZ Kim Hubert Gang vom Autonomen Zentrum Kim Hubert Salzwedel betrieben. Neben Soli-Getränken und regionalen Spezialitäten werden die Gäste Infomaterial zu ihren Projekten mitbringen. Es wird eine Freebox geben und die ITAP-Sprachschule lädt mit Kaffee und Kuchen zum Tag der offenen Tür ein. Auch der Garten mit Live Piano ist geöffnet.

Rehzi Malzahn gibt außerdem einen Workshop zum Thema „restorative justice“. An diesem kann nur nach vorheriger Anmeldung unter scharni@systemli.org teilgenommen werden. Live Acts sind unter anderem „Dauerwille“ und „Ponys auf Pump“. Im Anschluss legen mehrere DJs auf. (Samstag, 7. 10., Scharnweberstraße 38, 16 Uhr).

Niemand ist vergessen!

Wem nicht nach Feiern zumute ist, kann das Wochenende auch antifaschistisch aktiv werden und Opfern von rechtsextremer und polizeilicher Gewalt (still) gedenken.

Am Mahnmal für die Opfer von Rassismus und Polizeigewalt in Kreuzberg wird am Freitag (06. 10., Oranienplatz, 16:30 Uhr) dem grausamen Tod von Kupa Ilunga Medard Mutombo gedacht, der 2022 durch brutale Polizeigewalt und ihren Folgen gestorben ist. Er hatte in einem Heim für seelisch und psychisch kranke Menschen in Spandau gewohnt und sollte in ein Krankenhaus verlegt werden. Als er die Polizei sah, geriet er in Panik und wehrte sich gegen seine Verlegung. Er erlag am 6. Oktober 2022 in der Charité den Verletzungen, die ihm die am Einsatz beteiligten Po­li­zis­t:in­nen zugefügt hatten.

Ebenfalls am Freitag (06. 10., Rudolf-Reusch-Straße 8, 18 Uhr) soll auch Kurt Schneider mit Blumen und Kerzen gedacht werden. Vor 24 Jahren wurde der damals 38-jährige Maurer im ehemaligen Urnenhain in Lichtenberg von Neonazis ausgeraubt und ermordet. Die vier Täter hatten zuvor erfolglos versucht, in einem besetzten Haus in der Samariterstraße provozieren. Auf ihrem Heimweg trafen sie auf Schneider, den sie mit Schlägen und Tritten traktierten und anschließlend schwer verletzt liegen ließen. Sozialchauvinismus tötet! Niemand ist vergessen!

tazplan

Der taz plan erscheint auf taz.de/tazplan und immer Mittwochs und Freitags in der Printausgabe der taz.

Beim offenen Antifa Tresen im Bandito Rosso gibt es dieses Mal einen Vortrag zum Thema Autismus-Konversionstherapie (Applied Behavior Analysis/ ABA). Es gibt daher eine Inhaltswarnung bezüglich Ableismus, Folter, Mord und Suizid. Die Räumlichkeiten sind nicht barrierearm (Samstag, 7. 10., Lottumstraße 10A, 19 Uhr).

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Desiree Fischbach
Jahrgang 1984, Magistra Artium Kunstgeschichte/ Theaterwissenschaft, FU Berlin. In der taz seit 2011: Webentwicklung Abteilungsleiterin. Hauptthemen Subkultur und soziale/ politische Bewegungen in Berlin.
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