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Berliner WohnungsmarktVergesellschaftung finanziert sich selbst

Eine neue Studie zeigt: Vergesellschaftung von Wohnungen lässt sich über Mieteinannahmen refinanzieren. Es ginge also ganz ohne öffentliche Zuschüsse.

In Feierstimmung: Ak­ti­vis­t:in­nen der DWE Foto: Andreas Rabenstein/dpa

Aus Berlin

Clara Dünkler

Eine von der Initiative „Deutsche Wohnen & Co enteignen“ (DWE) beauftragte Studie kommt zum Ergebnis, dass die für die Vergesellschaftung großer Wohnungsbestände benötigte Enteignungssumme durch Mieteinnahmen refinanziert werden könnte. Der nach verschiedenen Modellen berechnete Finanzierungskorridor liegt der Studie nach zwischen 10 und 17 Milliarden Euro. Damit würde die Summe nahe an den auf den Gebäudewerten basierenden Berechnungen von 8 bis 18 Milliarden Euro als Entschädigungswert liegen.

„Das zeigt, dass die Enteignung ohne langfristige Mittel aus dem Landeshaushalt bezahlt werden kann“, sagt Firdes Firat, Sprecherin von DWE. Die Initiative fordert, große, private Immobilienfirmen in Berlin, die mehr als 3.000 Wohnungen besitzen, zu enteignen. Anschließend sollen die Wohnungen vergesellschaftet werden. Grundlage bietet GG Artikel 15, der Vergesellschaftung von Grund und Boden, Naturschätzen und Produktionsmitteln regelt. In der Geschichte der Bundesrepublik wurde der aber noch nie angewendet.

Realistische Entschädigungssumme

Bereits 2021 stimmten die Ber­li­ne­r:in­nen in einem Volksentscheid für das Vorhaben. Umgesetzt ist es immer noch nicht – obwohl der Senat eigentlich dazu verpflichtet ist. In der Debatte stellte etwa die Politik immer wieder die Frage, wie hoch die Entschädigungssumme für die Enteigneten sein müsste und wie diese aufgebracht werden soll. Damit beschäftigt sich die jetzt veröffentlichte Studie mit dem Titel „Refinanzierungsoptionen in vergesellschafteten Wohnungsbeständen“. Zentral ist die Frage, wie hoch eine Entschädigungssumme angesetzt werden kann, damit sie dauerhaft und ohne öffentliche Zuschüsse aus den Mieteineinnahmen refinanziert werden kann.

Durchgeführt hat die aktuelle Studie ein Team um Sozialwissenschaftler Andrej Holm und Friedrike Thonke. Letztere arbeitet bei der Triodos Bank im Bereich wertorientierte Immobilienfinanzierung. Die Ver­fas­sie­r:in­nen gehen für ihre Berechnungen davon aus, dass 240.000 Wohnungen vergesellschaftet werden. Auf dieser Annahme führen sie verschiedenen Modelle zur Berechnung der möglichen Mieteinnahmen durch. Das Spektrum an möglichen Entschädigungsbeträgen basiert dabei auf drei einander beeinflussenden Faktoren: Miethöhe, Bewirtschaftungsausgaben und Finanzierung der Schulden.

Verschiedene Modelle ergeben ein Spektrum

Bei konservativen Annahmen – also niedrigen Mieteinnahmen, hohen Bewirtschaftungskosten und kurzen Laufzeiten für die Rückzahlung von Krediten – gehen die Stu­di­en­au­to­r:in­nen von einem möglichen Entschädigungswert von 9 bis 11 Milliarden Euro aus. In einem mittleren Bereich liege der Wert zwischen 10 und 17 Milliarden Euro. Das betrachten die Au­to­r:in­nen als realistischste Berechnung. Bei sehr günstigen Konditionen könnte laut der Studie sogar ein Betrag bis zu 25 Milliarden Euro erreicht werden.

DWE-Sprecherin Firat sieht mit dieser Studie die notwendige Grundlage geschaffen, um die Vergesellschaftung weiter voranzutreiben: „Mit dieser Studie liefern wir den klaren Nachweis: Vergesellschaftung ist finanzierbar ohne dauerhafte Zuschüsse aus dem Haushalt – und das bei dauerhaft bezahlbaren Mieten und einer funktionierenden Bewirtschaftung“, sagt Firat. Über eine konkrete Miethöhe könne man trotzdem noch keine Aussage treffen. Das könne erst die zukünftige Anstalt öffentlichen Rechts festlegen, die die Wohnungen dann verwaltet, sagt Firat der taz.

Keine höheren Mieten durch Vergesellschaftung

„Wir verfolgen weiter das Ziel, Mieten langfristig zu stabilisieren und unterhalb des derzeitigen Mietniveaus der großen, privaten Wohnkonzerne zu halten“, sagt die DW-Sprecherin weiter. Auch die neue Studie geht davon aus, dass die durchschnittlichen Mietpreise nach der Vergesellschaftung nicht über denen der „Vergesellschaftungskandidatinnen“ liegen werden – also den Wohnungen, die DWE vergesellschaften möchte.

Auch Grünen-Abgeordnete Katrin Schmidberger, Sprecherin für Bauen und Wohnen, sieht in der Studie eine wichtige Ergänzung der bisherigen Debatte: Die Studie schließe eine entscheidende Lücke im Bericht des Berliner Rechnungshofs von 2024, der lediglich Extremwerte betrachtet habe und so keine Aussage zur tatsächlichen Refinanzierbarkeit bieten konnte. Schmidberger fordert die Landesregierung dazu auf, zur neuen Studie Stellung zu beziehen: „Senat und Landesrechnungshof müssen sich dem deutlichen Ergebnis des Volksentscheids verpflichtet fühlen und die neuen belastbaren Daten ernsthaft prüfen“, sagt Schmidberger.

Trotz des erfolgreichen Volksentscheids 2021 hat der Berliner Senat bisher keine Bestrebungen gezeigt, die Vergesellschaftung großer, privater Wohnungsbestände umzusetzen. Deswegen verfolgt DWE mittlerweile ein neues Ziel: ein weiterer Volksentscheid, dieses Mal gleich mit einem Vergesellschaftungsgesetz. Einen entsprechenden Entwurf stellte die Initiative Ende September vor. Vielleicht darf DWE hoffen: Vergangenes Wochenende kündigte Tobias Schulze, Linken-Fraktionsvorsitzender, beim Parteitag an, den Gesetzesentwurf noch vor der Wahl 2026 ins Abgeordnetenhaus zu bringen.

Auch der frisch gekürte SPD-Spitzenkandidat Steffen Krach kündigte am Samstag beim Parteitag der SPD an, jetzt mal gegen die „Mieten-Mafia“ vorgehen zu wollen.

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77 Kommentare

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  • Ja, dann werden sich doch sicher gemeinnützige Genossenschaftsbanken finden, die das ganz ohne staatliche Garantien finanzieren werden, oder? Und danach leben sicher alle Mieter gerne, gut und günstig in ihren permanent in Schuss gehaltenen Häusern.



    Oder erinnert sich vielleicht doch noch jemand an das Desaster der gewerkschaftseigenen „Neuen Heimat“, die Finanznöte nicht weniger öffentlicher Wohnungsbauunternehmen, ungeliebte, leerstehende Großsiedlungen und soziale Brennpunkte ganz ohne gierige private Vermieter?



    Ich finde auch, es sollte viel mehr private Mietgenossenschaften geben, aber wenn die sich so einfach lohnen würden, hätten die schon heute einen wesentlich größeren Bestand. Und wenn man die öffentliche Hand mit hineinnimmt, bleibt immer die Frage ob damit nicht zu viele Verwaltungstaschen gestopft werden, ob nicht neue teure und unflexible Strukturen entstehen- und wieviel Geld hinterher wirklich vor Ort zur Verfügung steht. Aber versuchen kann man es ja mal.

  • Woher kommt der Finanzierungskorridor von 10-17 Mrd? 240 000 Wohnungen á 300 000 € liefern überschlagsmäßig einen Finanzierungsbedarf in der Größenordnung 72 Mrd.

  • Womöglich 120 Milliarden mit einer eher noch zurückhaltenden Vermögenssteuer - damit sind eine Menge Wohnungen drin, die man zurückholen könnte, und man bräuchte keine Neubauten.

  • Dieser Volksentscheid, basierend auf Wunschdenken und irrealen Wertansätzen, ist mit dem Brexit zusammen ein gutes Beispiel gegen direkte Demokratie.

  • Wer nach Stuttgart 21 und BER glaubt, der Staat ist in Immobiliensachen fähig, der glaubt auch an den Weihnachtsmann.

  • Ende vom Lied wird seien man muss für 200% Marktwert enteignen, aufgrund der Gleichbehandlung verklagen dann eine Menge Vermieter die Stadt das man dann auch ihre Bruchbude kaufen muss und Berlin ist danach faktisch pleite. Eine völlig überforderte Bürokratie soll dann die Häuser managen und nach zwei Jahren kommt raus das die ganzen energetischen Sanierungen fällig sind und die Kosten explodieren. Dann geht Berlin pleite und muss die Wohnungen für billig verkaufen um irgendwie über Wasser zu bleiben oder die Mieten so erhöhen das die Leute der Venovia etc bittere Tränen nachweinen.

  • Durch Hin- oder Herkaufen von bestehenden Wohnungen löst man gar nichts, denn es gibt einfach ingesamt zu wenig Wohnungen!

    Das selbe Geld aus der öffentlichen Hand sollte also lieber verwendet werden, um schnell viele neue Wohnungen zu bauen. So entstünde ein Überangebot an bezahlbaren Wohnungen auf dem Wohnungsmarkt und auch die bestehenden Mieten gerieten durch die Kräfte des Marktes unter Konkurrenzdruck.

    Die selbe Logik gilt auch für jede Förderung von Eigentum. Es sollte immer nur Neubau gefördert werden. Eine Förderung des Erwerbs von Bestand führt zu einer öffentlich geförderten Preisspirale, weil diese einfach auf die Kaufpreise draufgeschlagen wird.

    • @Winnetaz:

      Ich widerspreche grundsätzlich. Mangel, wie Sie ihn wohl meinen, dürfte es in Ballungszentren geben. Wir können nicht dem Markt dauernd von Hip-Ort zu Hop-Ort hinterherbauen, damit, ein Markt kann sich nämlich auch widerstandsfähig zeigen, irgendwann die Wohnungsmasse kritisch wird und der Preis fällt. Es muss sich ferner aufdrängen, dass dafür auch weder ausreichend Material, noch Klimamasse vorhanden ist. Ich meine nicht Sie, aber wer vom Bauen Bauen Bauen spricht, dem brennt vor lauter Dummheit schon die Gehirnwindung unter seinem Fluffi. Zumindest Wohnen und Arbeiten müssen folglich zusammen gedacht werden. Ich denke als Ökonom selbstverständlich ebenfalls, dass, könnte man nach Herzenslust bauen, es sich um den besten Twist für eine Stabilisierung des Bausektors handeln könnte. Jedoch wenn dann der Preis sinken würde, dann würde auch nicht mehr gebaut. Es geht also folglich ebenfalls um Einkommen als anderes Wort für "Arbeitsplatz". Entsprechend muss hier, weil wir Bauen vermeiden müssten, auch hier anders gedacht werden. Das ist möglich, schon auch über, Achtung, "Reizwort", eine andere Verrentungs- (nötigenfalls großzügig), Urlaubs- (bezahlt) und Bildungsstrategie.

    • @Winnetaz:

      Klar, das ist das Grundproblem, aber selbstverständlich löst man durch vergesellschaftung etwas: Die Wertsteigerung der Wohnungen verbleiben in öffentlicher Hand und die Mieteinnahmen, von denen ein guter Teil bis dato 1 zu 1 in Profite und Aktionärsdividenden überführt wurden, können gesenkt oder zumindest niedrig gehalten werden - Das senkt selbstverständlich die Mieten. Die Wohnungen wären immer noch teuer genug - weil (wie Sie ja andeuten) - der Wohnungsmarkt durch einen Angebotsmangel in Schieflage ist. Aber dass zumindest die Profite on-top verschwinden würde deutliche Linderung verschaffen. Ist doch nicht so schwer zu verstehen, oder?! An den Marktpreisen für Wohnungen würde sich übrigens durch die Vergesellschaftung auch wenig lösen - oder haben sie jemals davon gehört, dass die Vonovia einzelne Wohneinheiten auf den Markt schmeißt? Und der Wohnungsbau, den sie beflissentlich fordern, den kann man dann ja mit den öffentlichen Geldern bewerkstelligen, von denen man bisher jammervoll meinte, sie als Auslöse für die Konzerne zu brauchen.

      • @Sav:

        "Die Wertsteigerung der Wohnungen verbleiben in öffentlicher Hand"



        Und was hat die öffentliche Hand davon? Wertsteigerungen sind reine Buchwerte - Geld wird daraus erst, wenn man die Wohnungen verkauft. Und das will man doch eigentlich gerade nicht.

        "Mieteinnahmen, von denen ein guter Teil bis dato 1 zu 1 in Profite und Aktionärsdividenden überführt wurden"



        Stimmt - das Geld, das man für den Bau und die Reparatur der Wohnungen an Handwerker bezahlen muss, sind ja "Peanuts" - die älteren hier erinnern sich noch an Hilmar Kopper...

        "Aber dass zumindest die Profite on-top verschwinden würde deutliche Linderung verschaffen."

        Bei den Margen, die man mit Vermietung erzielt, würde ich das Wort 'deutlich' weglassen.

        "Und der Wohnungsbau, den sie beflissentlich fordern, den kann man dann ja mit den öffentlichen Geldern bewerkstelligen, von denen man bisher jammervoll meinte, sie als Auslöse für die Konzerne zu brauchen."



        'Keine Auslöse' bedeutet, die Wohnungen fallen ohne finanzielle Aufwendungen vom Himmel. Diese Kalkulation funktioniert nur dann, wenn die öffentliche Hand vorhat, keine weiteren Wohnungen zu bauen (oder bei zukünftigem Neubau die Handwerker zu prellen...)

  • Interessant finde ich diverse Kommentare, in denen behauptet wird, das Wohnungsneubau in Berlin nicht erforderlich ist, weil der zu einem Überangebot an Wohnungen in Berlin führt.

    Wem dem so ist, dann. frage ich mich, wieso Holm die dafür veranschlagten & frei werdenden Gelder nicht mit einberechnet hat und wieso die Initiative keinen Stop des Wohnungsbaus fordert? 🤪

  • Warum kauft und baut die tolle Initiative nicht einfach Wohnungen, wenn Geld nicht das Problem ist? Warum auf komplexe Enteignungen warten?

  • 15 Mrd : 240.000 Wohnungen = 62500 Euro pro Wohnung.

    Das klingt irgendwie nicht seriös, oder bekommt man für das Geld eine Wohnung in Berlin? Das muss doch eine sehr kleine und sehr brüchige Bude mit großem Renovierungsbedarf sein.

    Oder ist die Studie unseriös und setzt die Zahlen um den Faktor 10 zu gering an?

    Von gutem Journalismus erwarte ich da ein bisschen Skepsis und eine kleine Überschlagsrechnung.

    • @Otto Mohl:

      In der Studie wurde in verschiedenen Szenarien auf Einnahmen und Ausgabenseite untersucht, wie hoch die maximale Entschädigungssumme sein darf, wenn die Wohnungen zukünftig "gemeinwohlorientiert" und ohne Zuschüsse vermietet werden sollen.



      Daher die großen Abweichungen vom Verkehrswert.



      Inwiefern das jedoch durchsetzbar ist, darf bezweifelt werden.



      Die Mietpreissteigerungen möchte man bspw. stark begrenzen. Im Umkehrschluss würde das bei einem enteigneten Neubau bedeuten, dass die Wohngesellschaft ggfls einen Verlust erleiden würde, da der Wirtschaftsplan nicht erfüllt und Gläubiger bedient werden müssen.

  • Das ist der selbe Andrej Holm, der 2021 der unumstößlichen Überzeugung war, dass der Berliner Mietendeckel verfassungskonform sei. Das sah das BVerfG bekanntlich komplett anders, was absehbar war. Nun auch hier: Dass die betroffenen Unternehmen bei einer Vergesellschaftung nach den Regeln einer Enteignung zu entschädigen sind, steht in Art. 15 GG genau so drin. Und alle Urteile des BVerfG hierzu besagen, dass bei der Entschädigung der Verkehrswert (als untere Grenze) zu Grunde gelegt werden muss. Diese "Studie" ist das Papier nicht wert auf dem sie steht und man sollte aufhören den Soziologen Holm Fragen zu unserer Verfassung zu stellen, da kennt er sich absolut nicht aus

  • Wenn sich das alles durch die Miete finanziert, warum kaufen dann die Mieter nicht einfach. Nach Ablauf der Zeit gehört ihnen die Wohnung und sie können sie verkaufen. Banken geben da sicher Kredit. Ist ja quasi ein gutes Geschäft. Bei so einer Schlagzeile muss man ein Störgefühl bekommen.

    • @Strolch:

      Es geht aber 250.000 Wohnungen die durch Enteignung der öffentlichen Hand übergeben werden sollen und nicht um private Immobilienfinanzierung.

      • @Andreas J:

        Der Gedanke von @Strolch geht wohl dahin, dass dieses Vorhaben von einer eher theoretischen Machbarkeit ist und WENN es so einfach wäre, wahrscheinlich mehr Mieter in der Praxis auf die Idee kämen, das Modell mal für sich selbst zu fahren. Ist hingegen die "cost of ownership" in Wirklichkeit deutlich höher als diese Studie das herrechnet, ist das Modell der "sich selbst finanzierenden Enteignung" eben NICHT so gangbar.

        Man darf jedenfalls nicht annehmen, dass die öffentliche Hand bei Enteignungen einen "Mengenrabatt" bekäme. Sie wird im Zweifel jedem Vermieter für jede Wohnung so viel auszahlen müssen, wie der durch die Enteignung geschädigt ist. Es gibt auch sehr wohl jetzt schon Enteignungen (z. B. wenn Immobilien Tagebauen oder Verkehrstrassen im Weg stehen) und entsprechende Berechnungsmethoden dazu. Die nehmen natürlich wenig Rücksicht darauf, wie der Enteigner sich refinanzieren will und lassen im Zweifel die Annahmen in der Studie, die ausschließlich das als Maßstab heranziehen, ein wenig zu rosarot aussehen.

      • @Andreas J:

        Ja, aber warum? Das war doch die Frage.

        • @Querbeet:

          Womöglich weil es sich, bleiben wir bei einem Immo-Verkäufer und einem Immo-Käufer, um einen (Kauf-)Vertrag zwischen zwei privatautonomen Rechtssubjekten handelte, dessen Konditionen jeweils auszuhandeln wären. Außerdem, ein User sprach es an, müsste der Kaufpreis sehr wahrscheinlich durch Kredit einer Bank (wieder ein Vertrag, der beidseitige Zustimmung erfordert), wohl eher nicht einer Nichtbank, erzeugt werden (Bilanzverlängerung) unter Berücksichtigung der Seriösität der Finanzierung/Kreditvergabe für beide Parteien. "Sie" lösen ferner voraussichtlich eine Nachfrage-Preisbewegungsbeziehung aus und oder packen den Banken mehr oder weniger künstlich Risiken ins Portfolio. Die Logik lässt sich bis zur feindlichen Übernahmen der (von) Bank(en) weiterziehen.

    • @Strolch:

      Warum nicht? Es setzt Zugang zu Krediten voraus, denselben Zinssatz, wie ein staatlicher Akteur ihn nun einmal hat, die Verkaufsoption überhaupt.



      Diese Überlegung hat mein Störgefühl wieder beruhigt.

      • @Janix:

        Nach den Planungen der Enteignungsinitiative soll ja gerade kein Kredit aufgenommen werden, sondern der Kaufpreis an den jetzigen Eigentümer zu einem festen Zinssatz ohne Sicherheiten abgestottert werden (über eine Laufzeit von 100 Jahren mit dem Recht auf vorzeitige Tilgung).

        Unter diesen Bedingungen schafft das wohl jeder normalsolvente Mieter.

        • @DiMa:

          Ja, ich hatte die ursprüngliche Frage anders aufgefasst, warum die Mieter nicht dann [sowieso & längst] kaufen würden, wenn das doch so günstig ist.



          Weil die Konditionen und Chancen andere sind im normalen Alltag.

  • Warum kaufen dann die Initiativen keine Wohnungen?

    • @Rudolf Fissner:

      Selbst geblecht ist schlecht

    • @Rudolf Fissner:

      Geben Sie oderjemand anderer aus dem Forum denen mal eben einen solchen Kredit? Solche Summen laufen in ganz anderen Kreisen. Verkauft jemand denen die Wohnungen mal eben, wenn Wohnungsvermietung das Kerngeschäft ist? Ohne staatlichen Hebel sehe ich da schwarz.

      Offen bleibt dabei die Bewertung des Ganzen, denn Enteignung geschieht, Grundgesetz, gegen Ersatz des Wertes. Natürlich werden Immobilien nicht zuletzt durch die Infrastrukturmaßnahmen der Öffentlichen Hand so gesteigert geldbringend, doch sieht das der durchschnittliche deutsche Richter m/w/d auch so?

  • Eine Studie von André Holm kann man kaum als unabhängig bezeichnen. Entschädigungssummen werden zweifelsfrei von Gerichten bis zum EuGh festgelegt. Da sind unangenehme Überraschungen drin. Zudem müssen die Schuldverschreibungen ja bei den Banken abgesichert werde. Ohne Senatsbürgschaft wird das nicht gehen. Wenneine der enteigneten Wohnungskonzerne durch Enteignung oder andere Gründe in finanzielle Schieflage kommt oder insolvent wird werden die Schuldvershreibenden sofort fällig. Entweder zahlt dann der Senat oder die Wohnungen gehen an die Gläubiger. So etwas bezeichnet man als Milchmädchenrechnung.

  • Es wird eine zweistellige Milliardensumme ausgegeben, und es gibt nicht eine einzige Wohnung mehr - daran krankt die ganze Idee. Die hohen Mieten sind als erstes eine Folge des Mangels an Wohnungen.

    Wenn man diese Milliarden ausgeben würde, um Wohnungen zu bauen, sinken die Mieten von ganz alleine. Dazu könnte man die beiden alten Flugplätze bebauen, ganz oder teilweise; außerdem gibt es in Berlin wahrscheinlich zehntausende Altbauten, in denen man die Dachgeschosse ausbauen könnte.

    Innerhalb von zehn Jahren könnten 100.000 Wohnungen entstehen, vll noch sehr viel mehr - private Vermieter bekommen zinslose Kredite und/oder Zuschüsse/Sonder-AfA, wenn sie das DG ausbauen (ggf. müssen sie eine Art Fehlbelegungsabgabe zahlen, wenn sie sich weigern).

    Stattdessen überlegt man, den kommerziellen Wohnungsunternehmen die Wohnungen für astronomische Preise abzukaufen - aus reinem Dogmatismus, wider jede Vernunft.

    • @Debaser:

      Gute Gegenrechnung, Kompliment.

    • @Debaser:

      Sie irren sich...zumindest im letzten Satz.



      Ansonsten würde Ihr Vorschlag den Wohnungsmangel stark abmildern und die Mieten senken. Aber will man das?



      Enteignungen und Wohnraummangel sind emotionale Kernthemen einiger Parteien.



      Was passiert, wenn solche Kernthemen wegfallen, kann man an den Wahlergebnissen der Grünen sehen, nachdem der Atomausstieg vollzogen war.

    • @Debaser:

      selbst wenn Ihr alternativvorschlag umsetzbar wäre (was er nicht ist), würde er nicht weniger bedeuten als das größte umverteilungsprogramm gesellschaftlichen reichtums von unten nach oben in berlin seit der privatisierungswelle der 1990er/2000er jahre, die uns die vonovia-misere erst eingebrockt hat (unter beteiligung der linken, wie alle wissen). Sie schlagen damit das genaue gegenteil einer vergesellschaftung vor, durch die gesellschaftlicher reichtum wieder in die kontrolle der allgemeinheit überführt werden soll.

      und dann das problem mit den zahlen: selbst wenn Ihr völlig hypothetisches modell umsetzbar wäre (was es nicht ist) landen wir bei sehr konservativer rechnung von 4.000 € baukosten (inkl. baunebenkosten) pro quadratmeter wohnraum in berlin für eine erstellung von 100.000 wohnungen bei 28 mrd. euro. und damit bei einem x-fachen der veranschlagten vergesellschaftungssummen. und das ist noch ohne baupreisindexierung für die nächsten 10 jahre gerechnet und ohne die profitmarge, die sie bei privaten entwicklern mit drauf schlagen müssen. und natürlich ohne die kaufkraftverluste durch stiegende bodenpreise und baukosten, die die nachfrage nach 100.000 whg mit sich brächte.

      • @Pflasterstrand:

        Das zeigt, wie daneben die Vergesellschaftungssummen liegen (die noch nicht einmal die energetische Sanierung der Wohnungen mit eingeplant haben).



        Wie es zu privaten Kaufkraftverlusten durch Wohnungsbau kommen soll, habe ich nicht verstanden. Geld, das in den Wohnungsbau gesteckt wird ist gleichzeitig auch eine Spritze für die Wirtschaft, die zu mehr Kaufkraft bei allen daran verdienenden führt, vom Maurer bis zum Architekten.

      • @Pflasterstrand:

        Die veranschlagte Entschädigungssumme ist aber auch komplett an der Realität vorbei

      • @Pflasterstrand:

        Mir ist nicht so wichtig, wie man es sehen kann und ob es eine Umverteilung von unten nach oben oder umgekehrt ist - mich interessiert das Ergebnis. Und wenn das aufgeht, die Mieten durch das steigende Angebot an Wohnraum nachhaltig sinken, ist mir egal, ob sich ein paar Leute daran eine goldene Nase verdient haben.

        Im übrigen: Gerade der von mir vorgeschlagene DG-Ausbau ist deutlich günstiger: Man rechnet dabei mit Kosten von ca. 1.000 bis 2.000 pro qm. Einen Teil sollen zudem die Eigentümer bezahlen, die ja am Ende auch die Mieten einnehmen.

        Und außerdem: Was soll der Rückkauf der Wohnungen bringen? Glauben Sie im Ernst, die städtischen Wohnungsbaugesellschaften, die diese Bestände dann übernehmen, würden die Mieten senken? Nie im Leben, die arbeiten auch wirtschaftlich und wollen/sollen/dürfen keine Verluste machen. Und bei den Kaufpreisen müssen die Mieten hoch bleiben, damit bei den Gesellschaften am Ende eine schwarze Null in den Büchern steht.

        Es ist einzig eine ideologiegetriebene Aktion mit idealistischen Zielen, die aber an der Realität scheitert.

  • Auszurechnen,wie hoch die noch selbsttragende Entschädigungssumme für die Immobilienbesitzer sein kann und diese dann nach schneller Verabschiedung eines Gesetzes einfach durchzudrücken wird krachend an der Realität zerschellen. Jahrzehntelange Präzedenzfälle aus Tagebau, Straßenbau etc. sagen: 150% Marktwert plus voll erschlossenes Baugrundstück in der Nähe ist der faire Preis. Nachdem der erste Enteignete das eingeklagt hat werden Hausbesitzer flächendeckend darauf klagen, dass die Verwaltung zu ihrer Verpflichtung steht und sie alle sofort enteignet.

    • @TheBox:

      Korrekt, wir bewegen uns eher in Richtung von 40-50 Milliarden (konservativ geschätzt).

      DW-Enteignen rechnet sich die Kosten regelmäßig schön, fernab der gelebten Praxis für Enteignungen.

  • "Über eine konkrete Miethöhe könne man trotzdem noch keine Aussage treffen. (...) „Wir verfolgen weiter das Ziel, Mieten langfristig zu stabilisieren und unterhalb des derzeitigen Mietniveaus der großen, privaten Wohnkonzerne zu halten“, sagt die DW-Sprecherin weiter. Auch die neue Studie geht davon aus, dass die durchschnittlichen Mietpreise nach der Vergesellschaftung nicht über denen der „Vergesellschaftungskandidatinnen“ liegen werden"



    Na hoppla, es wird also gar nicht billiger???



    Das ist wieder mal typisch. Wien wurde immer als großes Vorbild angepriesen - in Wien kosten aber 100qm im Schnitt 450€ kalt.



    "Wir verfolgen das Ziel" ist eine Floskel die du in Deutschland fast schon gepflegt die Toilette runterspülen kannst.



    Ich fasse mal zusammen: es wird bestenfalls nicht teurer als jetzt.



    Und das sind die Aussagen von den Befürwortern...



    Prost Mahlzeit.



    Problem: es ist ja schon jetzt zu teuer. Außer Bestandsmietern ächzen alle unter der Mietlast.



    Ich bin kein Fan der Vergesellschaftung. Es entsteht kein einziger qm neue Wohnfläche.



    Man muss Konkurrenz schaffen. Ein Wohnflächenüberangebot. Konkurrenz belebt das Geschäft, ein Mangel ist immer preistreibend.

    • @Saskia Brehn:

      Ein Mangel entsteht aber auch durch RBNB, oder durch "Sanierung". Es gibt längst Plattformen über die Vermieter die höhe der Miete absprechen können. Ein Algorithmus berechnet die optimale Miete und welche Maßnahmen den Profit erhöhen. Natürlich auch den Marktwert umliegender Immobilien und wie lange es dauert den Kredit abzubezahlen nach deren Kauf. Habe mich Mal für ein Unternehmen beworben die sowas machen, brauchte das 💰 (und das Angebot war leider gut). Musste deren ganzen Dienste und services für die Bewerbung lernen und da wird einem schon echt übel.



      .



      Ohne ausreichend staatliche Kontrolle des Mietmarkts gibt es keine günstigen Mieten.

    • @Saskia Brehn:

      "Das ist wieder mal typisch. Wien wurde immer als großes Vorbild angepriesen - in Wien kosten aber 100qm im Schnitt 450€ kalt."



      Die durchschnittliche Kaltmiete pro Quadratmeter in Wien liegt laut Schätzungen im Jahr 2025 bei etwa 20,14 €. Die genauen Kosten variieren jedoch stark je nach Bezirk, Größe der Wohnung und anderen Faktoren; in manchen Bezirken sind die Mieten deutlich höher, in anderen niedriger.



      Beispiele nach Bezirken: Innere Stadt: 26,34 €/m², Donaustadt: 26,63 €/m², Favoriten: 21,39 €/m², Meidling: 18,52 €/m².



      Ich weiß nicht warum diese "billigen" Mieten immer wieder genannt werden.

      • @Hans Dampf:

        Wien hat wohnungstechnisch eine Zweiklassengesellschaft, weil sich grob 2/3 der Mietwohnungen in öffentlichem, genossenschaftlichen oder gemeinnützigen Eigentum befinden. Die dortigen Mietverhältnisse werden oftmals ad infinitum zu Spottpreisen um die 5 bis 6 Euro/m² weitergeführt bzw. regelrecht "vererbt", während der Rest der Stadt zu normalen europäischen Metropolenpreisen wohnt (und natürlich die Bewohner der "Gemeindebauten" mit subventionieren darf). Beste Qualifikation für den Zugang zu einem Gemeindebau: Vitamin B.

    • @Saskia Brehn:

      Müssten die Milliarden an Entschädigung nicht finanziert werden, könnten die Mieten ähnlich niedrig sein. Hier ist der Vergleich mit Wien einfach polemisch. Die betreffenden Wiener-Wohnungen sind schon immer in öffentlicher Hand, wurden nie verkauft und mussten ergo an keinem Punkt ihrer Geschichte eine „Rendite“ im Sinne des Wertzuwachses für private Akteure erwirtschaften. Wenn der diese Hürde in ein paar Jahrzehnten genommen ist, dann können die Mieten sinken. Natürlich muss jede solche Enteignung ein Verkaufsverbot der Kommune enthalten. Sonst finanzieren die Mieter:innen die nächsten Jahrzehnte die Entschädigung, damit die Kommune dann zur Sanierung der Finanzen wieder verlauft….

      • @Maxime Musterfrau:

        Wäre eine Mietsenkung geplant, wäre es im Artikel erwähnt worden - davon ist auszugehen, oder?

      • @Maxime Musterfrau:

        Da haben Sie das Hauptproblem, dass die Enteignungspläne in Berlin plagt, recht gut umrissen (ja, die Wohnungen gehören nicht der Stadt und müssen bei Enteigfenung bezahlt werden). Nur gilt ja die hiesige Diskussion ja nicht der Frage, obe der Vergleich zu Wien fair ist, sondern ob es für dieses Problem eine LÖSUNG gibt, deren Resultate tatsächlich mit den Verhältnissen im gepriesenen Vorbild mithalten kann.

        Ergebnis: Nein, gibt es wohl nicht - zumindest ist das hier keine. Der Wohnraum würde nicht mehr, und die Mieten der vergesellschafteten Wohnungen lägen bis auf Weiteres leglich "nicht über" den privatwirtschaftlich aufgerufenen. Udn das auch nur, wenn man die Wünsch-Dir-Was-Bewertung des Enteignungsgutes, die der Kalkulation zugrunde liegt, locker durchbekommt.

        Mit anderen Worten: Der enteignungsbegeisterte "Wir machen das wie in (Tusch:) WIEN!"-Tiger springt los und landet als Plus-Minus-Null-Bettvorleger. Dass es "unfair" wäre, ihn an seinem Tiger-Selbstverständnis ernsthaft zu messen, ändert an dieser Diagnose rein gar nichts - es bleibt die Frage: Wer will den Tigersprung versuchen, um am Ende, wenn's vor Gericht gut läuft, einen Bettvorleger zu bekommen?

    • @Saskia Brehn:

      es ist völlig absurd, immer wieder der fantasie nachzuhängen, es sei möglich ,der krise bezahlbaren wohnens mit der schaffung eines wohnflächenüberangebots zu begegnen. wer das fordert, argumentiert in technischer, ökonomischer, rechtlicher, logistischer und sozialer hinsicht weitgehend evidenzbefreit und plädiert letztlich auch für eine zuspitzung der klimakrise, die durch die bauindustrie in erheblichem ausmaß mitverursacht wird. ganz im ernst: wir befinden uns hier in realen gesellschaftlichen verhältnissen und nicht bei simcity. und ganz nebenbei: wer den mangel an bezahlbarem wohnraum verstehen will, der muß mit blick auf einen bestand von mehr als zwei millionen wohnungen in berlin selbstverständlich die struktur und die bewirtschaftungsstrategien der angebotsseite in den blick nehmen: ganz am anfang von mangel und verknappung von wohnraum stehen deregulierung und privatisierung der wohnungswesens und die nachhaltige stärkung des privaten verwertungsmonopols auf grund und boden. also ziemlich genau das, was hier "konkurrenz" genannt wird.

      • @Pflasterstrand:

        Zumindest der Dachgeschoss Ausbau dürfte wenig klimaschädlich sein. Zudem gehört in die Bilanz der Schädlichkeit auch die Strecken die bei Wohnungsmangel zusätzlich gefahren werden und die geringeren Emissionen im Betrieb der Neubauten

      • @Pflasterstrand:

        Die lösung ist doch ganz einfach! Jeder hat Anspruch auf 25m2 Wohnraum in Berlin. Und wer mehr hat bekommt Mieter zugeteilt. Das ging ja auch nach dem Krieg gut.



        Dann müste nicht mehr gebaut werden, die Umwelt würde geschont und alle wären glücklich!



        Bis auf meinen Bruder - der lebt als Oberstudienrat seit jahrzenten in einer 130m2 Altbauwohnung - den Platz braucht er zum Nachdenken - sagt er und ist Grün.



        Aber man muss ja auch mal verzichten können für eine bessere Welt!

      • @Pflasterstrand:

        Es ist völlig absurd, immer wieder der Phantasie nachzuhängen, es sei möglich, der Krise bezahlbaren Wohnens ohne Schaffung eines Wohnflächenüberangebots zu begegnen...

      • @Pflasterstrand:

        Man kann mit Holz bauen und es stehen hunderttausende qm Büroflächen in Berlin leer.



        Für 25 Milliarden könnte man unzählige Wohnungen relativ billig in diesen Gebäuden schaffen.



        Zudem könnten diese Wohnungen modular sein, das gibt die Statik von Bürohäusern her, heißt, es könnten Wohnungen entstehen, bei denen fluchs Räume zwischen Wohnungen hin und her geschoben werden könnten - SO könnte man der Problematik begegnen, dass Menschen zu unterschiedlichen Zeiten im Leben unterschiedlich viel Wohnraum brauchen UND könnte Menschen garantieren, ein Leben lang am Kiez wohnen bleiben zu können und keine Sozialkontakte verlieren zu müssen UND man hätte ein tatsächliches MEHR an Wohnraum geschaffen für 25 Milliarden und nicht nur ein paar tausend Wohnungen aus den Beständen gekauft und mit einem Mietendeckel versehen.



        Mehr ist immer preissenkend. Schauen Sie nach Singapur. Die haben extrem viel Wohnraum staatlich geschaffen und ermöglichen jedem Einheimischen den Kauf einer Wohnung zu extrem günstigen Konditionen.



        So funktioniert staatliches Eingreifen ohne die Wirtschaft auf den Kopf zu stellen - Enteignungen würden jegliche Investoren verschrecken, dann baut niemand mehr in Berlin

        • @Saskia Brehn:

          holz ist einer der teuersten baustoffe und – aufgrund seiner konstruktiven eigenschaften – nicht für alle bauteile geeignet.

          leerstand bekämpfen finde ich gut. zu Ihren einschätzungen, was das modulare umbauen und die statik leerstehender bürogebäude angeht, liegen allerdings keine zahlen vor. das dürfte von fall zu fall unterschiedlich sein. ein überangebot an wohnflächen, dass sich preissenkend auf den berliner wohnungsmarkt auswirkt, läßt sich mit dieser strategie nicht herstellen. ob eine investition von 25 mrd. euro gleichzeitig als "relativ billig" zu betrachten ist, sei dahingestellt.

          einen technokratischen gelenkten stadtstaat wie singapur zum vergleich heranzuziehen, der mit seiner quasi-staatspartei pap eine art kapitalistischer planwirtschaft top down betreibt und in dem meinungs-, versammlungs- und pressefreiheit stark eingeschränkt sind: interessant. immerhin werden 80 prozent der wohnungen in singapur vom staat direkt oder über großzügige kredite subventioniert und strengstens reguliert, sonst würde sich der "traum vom eigenheim" nicht realisieren lassen. dagegen wäre die vergesellschaftung in berlin ordnungs- und fiskalpolitisch ein kinkerlitzchen.

      • @Pflasterstrand:

        Ok schauen wir drauf: Wo wurde in Berlin Wohnraum verknappt und wieviel?

        Oder ist es möglicherweise am Ende der Zuzug, der für die Übernachfrage verantwortlich ist? Bei 600.000 mehr Einwohnern als 2011 (und das sind die eine Wohnung gefunden haben) wäre das vieleicht mal eine Überlegung?? Oder ist die schlicht zu unideologisch, um auf Berlin passen zu können?

        • @Normalo:

          Sie haben sich um gut 100.000 personen verrechnet aber fair enough: die stadt wächst rasant, gar keine frage und die steigende nachfrage bietet die grundlage, auf der sich ein überhöhtes preisangebot auf dem privaten wohnungsmarkt realisieren läßt. ein gutes argument, für mehr gemeinwohlwirtschaft im wohnungswesen: durch vergesellschaftung und wirksame kappungsgrenzen im bestand und eine planvolle wohnbauoffensive, bei der ausschließlich landeseigene unternehmen und genossenschaften zum zuge kommen sollten bzw. private entwickler zu mietpreisobergrenzen verpflichtet werden.

          • @Pflasterstrand:

            Ich hatte bei statista 3,3 Mio in 2011 und beim Amt für Statistik Berlin-Brandenburg ca. 3,9 Mio zum Stand Juni 2025 gelesen. Die Zahlen mögen vielleicht fehlerhaft sein, aber der Mathematik bin ich mir einigermaßen sicher... ;-)

            Und mit dem "Der Staat baut dann schon" wäre ich vorsichtig. Zum Einen ist das überhaupt nicht gesagt, das er das tut, zum Zweiten hilft ihm die Enteignung der Vermieter bereits bestehender Bebauung (und das ist im Zweifel schon ziemlich hoch verdichtete) wenig dabei, das dafür benötigte Land zu "erschaffen" und zum Dritten möchte ich nicht Wissen wie hoch die Kosten- und Bauzeitüberschreitungen ausfallen, wenn sich dieser (sorry, aber:) UNFÄHIGSTE Bauherr von allen daran macht, ganze Wohnviertel zu erstellen.

            • @Normalo:

              ps meine Frage haben Sie leider nicht beantwortet: Wer hat wo wieviel Wohnraum verknappt?

      • @Pflasterstrand:

        Zum Thema Evidenz:



        Ein großer Teil des Wohnraum haben die Unternehmen vom Land Berlin selbst gekauft. Warum? Abwanderungsbewegungen, dadurch zu viel Wohnraum, dadurch abstürzende Mieten, dadurch nicht mehr finanzierbar. Ganze Wohnkomplexe wurden damals abgerissen. Ansonsten: Angebot-Nachfrage-Preisbildung ist auf jedem Wochenmarkt zu besichtigen.

      • @Pflasterstrand:

        "evidenzbefreit"

        ... ist lustig als Vorwurf bei 100 Bewerbern für eine freie Mietwohnung 🤪

        • @Rudolf Fissner:

          nee, ist gar nicht lustig. ändert aber auch nichts daran, dass die vorstellung, die krise bezahlbaren wohnens ließe sich durch schaffung eines wohnflächenüberangebots lösen, in technischer, ökonomischer, rechtlicher, logistischer und sozialer hinsicht weitgehend evidenzbefreit ist. und diese feststellung ist im übrigen kein argument gegen neubau.

    • @Saskia Brehn:

      Statistica Austria sagt zum Wiener Mietpreis folgendes:

      Ohne Betriebskosten lag die Durchschnittsmiete pro Quadratmeter im 3. Quartal 2024 bei 7,40 €.

      • @Zippism:

        Das ist der Gesamtdurchschnitt. Die kommunalen liegen bei unter 5€ auf 100qm

        • @Saskia Brehn:

          Bei denen selbst laut offiziellen Angaben die Wartezeit mindestens 1 1/2 Jahre beträgt. Damit dürfte die Realität Wartezeiten von mindestens drei Jahren für den Normalverbraucher bedeuten.

          • @Zippism:

            Was glauben Sie wieviel Jahre in Berlin die Wartezeit sein wird, wenn die tatsächlich ein paar tausend Wohnungen zwangsenteignen sollten...



            Ich gebe Ihnen einen Tipp, schauen Sie mal die Erfahrungswerte im Internet bezüglich Wohnungsbaugesellschaften an. Da tauschen sich Menschen aus - wer nur wohnen will, egal wie, egal wo, kommt mit einigen Monaten bis 3 Jahren hin, wer zentral eine großere Wohnung mit Kinderzimmern sucht, wartet bis zu 10 Jahre, Reihenhäuser mit kleinem Garten, bspw in Hermsdorf oben, da melden Großeltern ihre Enkel bei der Geburt an und zahlen den Beitrag...

      • @Zippism:

        Die waren fies und haben das geschätzte Drittel Wohnmietraum mitberechnet, das es neben den geschützten Gefilden der Gemeindebau-Altverträge (die von ihren Besitzern wie erworbenes, vererbbares Vermögen behandelt werden und ohne Vitamin B kaum zu bekommen sind) AUCH noch gibt. Da werden dann nämlich auf einmal ganz normale europäische Metropolenpreise aufgerufen, die Berlin noch recht günstig dastehen lassen. Aber das sind lästige Details, wenn man Idealbilder zu verteidigen hat...

  • "...obwohl der Senat eigentlich dazu verpflichtet ist."

    Diese Aussage ist schlichtweg falsch. Der Volksentscheid hat keinerlei Bindungswirkung.

    • @DiMa:

      der nächste volkentscheid in berlin wird bindende wirkung haben, sollte er angenommen werden...

      • @Pflasterstrand:

        Das ändert nur nix an der Falschheit der gemachten Aussage. Und gerade weil ein neuer Volksendscheid in Planung ist, sollte die fehlende Bindungswirkung des alten eigentlich hinreichend bekannt sein.

  • Wieder Argumente dafür, eine Koalition aus Linken und Grünen ins Amt zu wählen. Sobald die überzogenen Renditewünsche der Finanzhaie und deren Kurzfrist"optimierungen" entfallen (Briefkastenstreichen reicht), wird es auch volkswirtschaftlich effektiver.

    • @Janix:

      Man sollte Bedenken, dass eine rot-rote Landesregierung unter einem Klaus W. hundertausende landeseigene Wohnungen verhökert hat. Es ist unredlich, sich jetzt zu beschweren, dass die Käufer ihr Geld wieder raus haben wollen

    • @Janix:

      "Wieder Argumente dafür, eine Koalition aus Linken und Grünen ins Amt zu wählen"



      So, so … die Linke soll's also richten. Die Linke, ok 2004 war es noch die PDS, die federführend (Wirtschaftssenator Wolf) vor gerade mal knapp 20 Jahren 660000 kommunale Wohnungen an private Investoren mehr oder weniger verschenkt und damit in nicht geringem Maße zur heutigen Situation beigetragen haben. Und weil's so schön war, haben sie das 2006 in Dresden gleich nochmal durchgezogen.

    • @Janix:

      Im Artikel steht dass die Mieten nach der Vergesellschaftung nicht steigen sollen. Ich sehe hier keine überzogenen Renditewünsche der Finanzhaie, wenn es nicht möglich ist die Mieten der vergesellschafteten Wohnungen deutlich im Preis zu senken.

      • @MK:

        Natürlich wäre es theoretisch möglich die Mieten zu senken. Der Erhalt und Betrieb scheint ja nicht so teuer. Die Milliarden an Entschädigung sind es, die verhindern, dass die Mieten gesenkt werden können. Der Unterschied ist nur, dass die Mieter:innen nach einer Enteignung nur noch einmalig die private Bereicherung zahlen und nicht unbefristet. Sobald die Entschädigung bezahlt ist, können die Mieten sinken.

        • @Maxime Musterfrau:

          "Sobald die Entschädigung bezahlt ist, können die Mieten sinken."



          Klingt gut. Berlin hat ca. 370.000 landeseigene Wohnungen, die müssten dann ja zu einem Spottpreis zu mieten sein...



          Warum das nicht so ist hat die gleiche Ursache, weshalb ein staatlich durchgeführtes Projekt zum Bau eines Flughafens am Ende deutlich teurer wurde als die Durchführung durch einen Konzern inkl. "privater Bereicherung".

    • @Janix:

      Waren nicht Linke und Grüne vor schwarz-rot 7 Jahre mit an der Macht?



      Und Die Linke überhaupt fast 20 Jahre seit der Wende Regierungspartei in Berlin?



      Was lässt Sie glauben, dass die diesmal mehr schaffen (wollen) als bisher?



      Unter Die Linke und Grüne wurde die Baugenehmigung für den Amazon-Tower durchgewunken - was hat die da abgehalten im großen Stil kommunal zu bauen?



      Die SPD?

      • @Saskia Brehn:

        Ich schrieb Links-Grün (oder auch anders herum), _ohne die SPD, die sich dann erst mal erholen könnte - unrealistisch noch, doch als Gedankenspiel vorgebracht.

        • @Janix:

          Weder Links noch Grün haben diese Forderungen aus gutem Grund jemals ernsthaft in Koalitionsgespräche mit der SPD eingebracht. Wie kommen Sie dazu, dass diese Parteien das dann entstehende Fiasko alleine tragen würden?

        • @Janix:

          Stimmt, links-grün, das gab's tatsächlich noch nicht. Und das die irgendwo mal ne Mehrheit alleine kriegen, seh ich ähnlich skeptisch wie Sie.



          Wobei ich das wirklich mal gerne sehen würde. Nicht aus Sympathie, aber um zu sehen ob die tatsächlich neue Wege umgesetzt bekämen und auch gehen würden.



          Dennoch bleibe ich bei meiner Kritik, dass man von Grünen und vor allem der Linken wenig sieht in Berlin - die Ausrede, dass es nur an der SPD lag, finde ich halt immer schräg, weil eine Koalition heißt ja, dass man Kompromisse macht...



          Wenn es dann hinterher heißt, Die Linke bekam keins ihrer Anliegen umgesetzt weil die SPD dabei war, dann sind sie entweder zu durchsetzungschwach oder zu unmotiviert.



          "Immer sind die anderen schuld" ließ ich schon meinen Kindern nicht durchgehen und finde ich auch bei Parteien nicht akzeptabel.

  • Was man mit der ganzen Kohle an neuem Wohnraum schaffen könnte! Da hätten dann neben denen, die schon Wohnraum gefunden haben, auch andere noch was von. Und ein höheres Angebot würde zu fallen Mieten führen. Eigentlich Win-Win, aber befriedigt halt keine ideologischen Gelüste.



    Und mal grob überschlagen: In der "positivsten" Variante (9 Mrd. Euro für 240.000 Wohnungen) kostet eine Wohnung dann im Schnitt 37.500 Euro. Klingt für mich nicht nach einem realistischen Szenario.

  • kleine korrektur: der volksentscheid fand nicht 2023 sondern im herbst 2021 statt – berlins regierungen verschleppen seine umsetzung also bereits seit mehr als vier jahren und machen so die demokratie verächtlich.

    • @Pflasterstrand:

      Das Verschleppen hält die jetzige Noch-Koalition wohl überhaupt zusammen, mit Giffeys Nöten.