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Bahnstrecke Hamburg – HannoverFür die Verkehrswende katastrophal

André Zuschlag
Kommentar von André Zuschlag

Zwischen Hamburg und Hannover soll keine neue Bahnstrecke gebaut werden. Dass sich die die Neubau-Gegner:innen durchgesetzt haben, ist ein Debakel.

Not in my backyard: Protest gegen den Trassenbau zwischen Hamburg und Hannover Foto: Jonas Walzberg/dpa

E in paar ganz gute Argumente der nun jubelnden niedersächsischen Neubau-Gegner:innen gibt es durchaus: Eine zweite zusätzliche Bahntrasse zwischen Hamburg und Hannover nur für ein paar Minuten gewonnene Zeit klingt wirklich etwas mickrig. Die Fläche der durch einen Neubau zerstörten Natur ist auf diese Distanz – Luftlinie 133 Kilometer – schon enorm, wie vor allem der Umweltverband Nabu anführt.

Und dass der Ausbau des Bahnverkehrs nicht ausschließlich darauf fokussiert sein sollte, superschnelle ICE-Strecken zu schaffen, stimmt absolut – da hat die Denkfabrik Bürgerbahn vollkommen recht. Der Regionalverkehr und die bestehenden Strecken können auch elementar dazu beitragen, dass es mit dem Deutschland-Takt eines Tages klappt. Dennoch: Dass sich die Neubau-Gegner:innen samt ihrer Not-In-My-Backyard-Fraktion durchgesetzt haben, ist katastrophal für die Verkehrswende.

Was tummelt sich nicht alles schon jetzt auf der bestehenden Strecke: Da sind zunächst die Schnellzüge von/nach Basel, München, Stuttgart oder Karlsruhe, die damit die bundesweite Nord-Süd-Achse bilden. Hinzu kommen die Regionalbahnen, die einerseits eine günstige Alternative zwischen Hamburg und Hannover darstellen, die aber auch das Pendeln vom Umland in die beiden Großstädte ermöglichen.

Und dann der Güterverkehr: Was im Hamburger Hafen auf dem Schiff ankommt und auf den Güterzug geworfen wird, geht schon jetzt vor allem auf dieser Strecke gen Süden.

Wutbürgerlicher Protest der An­woh­ne­r:in­nen

Und das soll ja noch stark zunehmen, um endlich wegzukommen vom Straßenverkehr: Wir reden hier von einer Verdopplung der Verkehrsleistung im Personenverkehr und der Steigerung des Marktanteils im Güterverkehr von 19 auf 25 Prozent, wie der Fahrgastverband Pro Bahn betont. Heißt etwa konkret: Nicht mehr zwei bis drei Fernzüge pro Stunde und Richtung sollen hier bald fahren, sondern vier bis fünf.

Hinzu warten die Regionalbahnen schon jetzt ständig, um die anderen Züge überholen zu lassen. Und dieser ganze Verkehr, ökologisch um ein vielfaches sinnvoller als der Straßenverkehr, soll sich weiter auf dieser einen Strecke fortbewegen, die ab Ende des Jahrzehnts ein bisschen saniert und ein ganz klein bisschen erweitert werden soll? Ernsthaft?

Hinzu kommt noch, dass eine zweite Trasse, die entlang der Autobahn führen würde, das Argument der Naturzerstörung und der vom Nabu angeführten „Zerschneidung der Landschaft“ ziemlich entkräftet. Und diese wichtige Bahnverbindung ist ohnehin schon durch viele Faktoren störanfällig. Da würde eine zweite Trasse zu für mehr Resilienz sorgen.

Richtig ärgerlich ist, dass sich nun die wutbürgerliche Fraktion der Anwohner:innen-­Initiativen durchgesetzt hat. Mit Argumenten, die über Partikularinteressen hinausgehen, kamen die nicht um die Ecke. Dafür aber hatten sie einen einflussreichen Fürsprecher: SPD-Chef Lars Klingbeil hat schließlich seinen Wahlkreis in der Heide und somit an einer möglichen Neubaustrecke. Und wenn da ein paar Un­ter­neh­me­r:in­nen aus dem Industriegebiet an der Autobahn aufheulen, weil sie zugunsten der Bahnstrecke umziehen müssten, konnten immerhin die sich auf Klingbeil verlassen.

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André Zuschlag
Redakteur taz nord
Jahrgang 1991, hat Politik und Geschichte in Göttingen, Bologna und Hamburg studiert. Von 2020 bis August 2022 Volontär der taz nord in Hamburg, seither dort Redakteur und Chef vom Dienst. Schreibt meist über Politik und Soziales in Hamburg und Norddeutschland.
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38 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Schon Alpha E als Kompromiss zu bezeichnen war Polemik der Blockade-Nimbys Es war ein Belagerungsdiktat. Sicher hätten Senat und Bürgerschaft von Hamburg da stärker auf die Pauke hauen müssen, um die Bahn durchzusetzen.



    Die Anwohner fahren alle Autos. ÖPNV gibt es dort weniger.

  • Das müssen diese "Wendepunkt-Phase" und "der soziale Kippunkt" zugunsten der Verkehrswende in der Bevölkerung sein von dem Torben Ritzinger von der LG zuletzt sprach...



    taz.de/Letzte-Gene...otest-an/!5956757/



    Güter und EC/IC/ICE auf die Neubaustrecke fernab der besiedelten Gebiete, RB/RE/IRE und lokale Betreiber auf die alte Strecke durch die Dörfer. Flüsterweichen und -schwellen innerhalb der Ortschaften, fertig.



    Egal, bauen wir halt noch ne Spur mehr an die Autobahn dran - obs nun 6 oder 8spurig durch die Lüneburger Heide is auch schon egal...



    Ich errinere mich noch an eine Sendung - ich meine in der ARD - die ich zur Jahrtausendwende gesehen habe. Dort wurde prophezeit das im Jahre 2030 die Autobahnen zurückgebaut wurden, der Verkehr sich halbiert habe, Magnetschwebebahnen zischen beinahe lautlos durchs Land, Inlandsflüge gibt es nicht mehr, Hamburg - München in 3 Stunden, etc...



    Sie hätten nicht falscher liegen können 😂



    ...während wir unsere ICEs von 320 auf 250 und neuerdings immer öfter auf 200 ständig weiter runterbremsen düsen weltweit Züge mit 400 plus x über die Schienen und China testet seine Magnetschwebebahn mit 1000km/h - Regelbetrieb in naher Zukunft geplant...



    www.basicthinking....mal%20zu%20schnell.



    German engineering ⚰️ - Technologieoffenheit nützt nur wenn man sie auch umsetzt...💡

  • Ist eine Maßnahme politisch opportun, sind deren Gegner Nimbys mit Partikularinteressen.

    Ist eine Maßnahme nicht opportun, sind deren Gegner Helden der (inklusiven) Zivilgesellschaft.

  • Es gibt zwei Optionen: viergleisiger Ausbau Maschen-Celle mit Entwurfsgeschwindigkeit 250 km/h für den Fernverkehr und 160 km/h für den Regional- und Güterverkehr oder einen Neubau an der A7. Wird der Neubau an der A7 ebenfalls für 250 km/h bzw. 200 km/h für den Abzweig Richtung Bremen ausgelegt, kann mit einem Mindestkurvenradius von 2500m die Trasse direkt neben der Autobahn platziert werden, wer will kann es auf Google Earth selbst testen. Die A7 verläuft kaum durch dicht besiedeltes Gebiet, die Bestandsstrecke mitten durch die Ortschaften. Bei einem Ausbau müssten da ganze Häuserreihen abgerissen werden und der Lärm durch den Güterverkehr würde ebenfalls in den Ortschaften bleiben. Und bei Lüneburg und Uelzen werden die ganz großen Abrissbirnen benötigt, um die Kurven dort auf 2500m Radius aufzuweiten.

    • 3G
      31841 (Profil gelöscht)
      @Luftfahrer:

      Wer will das so genau wissen? ;-(

      Wie viele potenziell betroffene Naturschutzgebiete lägen denn an welcher Trassenvariante? Auch FFH-Gebiete? Bericht in der taz??

      "Rügen vom EuGH



      Deutschland hat nicht genug für Naturschutz getan"



      www.tagesschau.de/...turschutz-100.html

  • Entlang der Autobahn? Bitte mal genau recherchieren, die Trasse sollte mitnichten entlang der Autobahn verlaufen sondern quer durch Wald und Wiesen!

    • @Eulenauge:

      Ja, und? Das ist da, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Und die gehen nicht wählen.



      Entweder Verkehrswende, aber richtig, oder auf Frau Bärs Flugtaxis warten!

  • Die selben Pappnasen werden die ersten sein, die sich beschweren wenn die Straßen noch voller werden mit Lieferverkehr und Pendlern, wenn selbst der Regionalverkehr nicht mehr zuverlässig funktioniert. Glückwunsch!

    • @Mopsfidel:

      Da kann man dann ja den Autobahnausbau fordern, weil das ist ja was ganz anderes und mit eAuto auch ökologisch. /s

      • @Jasmin Reeh:

        Autobahnausbau ist in einer wie Deutschland verfassten Ordnung mit starken Widerstandsmöglichkeiten leichter umzusetzen als Bahnausbau, vor allem Ausbau von ICE- und Güterstrecken. Denn die Autobahn können die Anrainer selber nutzen, müssen dazu nirgens umsteigen, ist wesentlich praktischer. Die Schnellfahrstrecke hat keinen direkten Nutzen, die braust zwischen den Metropolen. Da der Nutzen einer neuen Eisenbahnroute viel Überregionaler ist als als die einer Autobahn, müssten auch die Einspruchsregelungen anders/geringer gestaltet werden.

        • @FancyBeard:

          Haben Sie schon einmal die Planung für eine Umgehungsstraße mitverfolgt? Zuerst protestieren die Anwohner*innen, dass die Stadt durch den Autoverkehr erstickt und nicht mehr lebenswert ist. Nach Jahren kommt dann der Vorschlag einer Umgehung. Doch dann kommen Naturschutzverbände, welche hier und da die Natur in Gefahr sehen. Danach kommen Landwirte und Anwohner, welche alle 500 Meter eine Kreuzungsmöglichkeit oder gar eine Zufahrt wünschen. Und den einen ist die Umgehung zu nah, den anderen zu weit weg. Nach vielen weiteren Jahren kommt es dann vielleicht mal zu einem Beschluss.

  • Eine Spur der Autobahnen sollten für Zugverkehr genutzt werde und schon haben wir ohne viel zusätzliche Belastung Auto und Bahn vereint, verbessert und in viele Regionen die Bahn erweitert.

    • @StefanMaria:

      Man kann nicht einfach eine Bahntrasse auf eine Autobahn setzen. Der Sicherheitsabstand zwischen Straßenverkehr und Gleisanlagen wäre nicht einzuhalten, der Unterbau ist ein anderer, in Tunneln würde wahrscheinlich die Druckwelle zu einem Problem etc.. Parallel daneben ist schon die machbarere Lösung.

    • @StefanMaria:

      Weisheit der Trainokee

      Eine Eisenbahn ohne Weichen und Schienen zu den Ortschaften links und rechts der Autoeisenbahn ist so tot wie ein ein Baum ohne Äste und Blätter

    • @StefanMaria:

      Das ist mal eine sehtr gute Idee. Dass es nie in Betracht gezogen wird, liegt womöglich nicht an Schwierigkeiten der Umsetzbarkeit, sondern wieder nur daran, dass man dem Autoverkehr nie auch nur einen Meter Platz nehmen möchte.

    • @StefanMaria:

      Für den Regionalverkehr verlaufen die Autobahnen zu weit abseits der Ortschaften, für den Fernverkehr sind die Kurvenradien zu gering und für den Güterverkehr ist die Steigung zu groß.

    • @StefanMaria:

      Ganz so einfach ist das auch nicht. Grad Regionalverkehr ist völlig unvereinbar mit "Strecken nur auf Autobahnen führen". Die liegen dann abseits da wo man die braucht.



      Höchstens Güterverkehr könnte hier eine große Rolle spielen, aber der findet auch heute schon überwiegend Nachts statt wenn der Personenverkehr niedrig ist.



      Ausschließlich für Nahverkehr optimierte und gebaute Strecken bringen wirklich Entlastung weil da der Flaschenhals ist, und die müssen halt direkt an die Ortschaften ran, und eigentlich am besten Mitten durch.

      • @Jasmin Reeh:

        In Hamburg und Umland führen genug Autobahnen mitten durch Städte und Ortschaften. Ein weiterer Ausbau ist halt oft nur möglich, indem man Gärten enteignet und Wohnhäuser abreißt. Sollte aber kein Problem sein; für neue Autobahnen geht das schließlich auch.



        Spaß beiseite: Man könnte also die bestehenden Strecken für den Personen-(Nah-)Verkehr nutzen und die neuen Strecken auf den Autobahnen für den Güter-und Fernverkehr. Speziell Hamburg bräuchte aber auch einen Schienenring und zwei weitere Elbquerungen auf der Schiene, weil die Strecke Hamburg-Harburg bis Hauptbahnhof das Problem ist und die beiden völlig überlasteten Knoten am Ende.



        Nicht umsonst plant Hamburg gerade einen Ausbau des Hauptbahnhofs, eine Verlegung des Bahnhofs Hamburg-Altona und die U5 bzw. alternativ die Straßenbahn: Es besteht Einigkeit, dass der Hauptbahnhof ertüchtigt UND entlastet werden muss.



        Auch spielt die Ertüchtigung/Entlastung des Bahnhofs Hamburg-Harburg in der Diskussion über Neubau oder Streckenausbau im Hamburger Süden eine entscheidende Rolle. Das Problem lässt sich allerdings nicht mit der Autobahn lösen, weil Staus ausgehend vom Maschener Kreuz und Horster Dreieck nun auch nicht gerade selten sind.



        Wo wir gerade bei Maschen sind. Für den größtenteils nördlich der Norderelbe gelegenen Hafen gibt es südlich der Süderelbe noch den größten Rangierbahnhof des Kontinents und dazwischen ein Gelände, das mal als Olympiagelände gedacht war, dann für die Internationale Bauausstellung genutzt wurde und jetzt Behördenzentrum mit entsprechend viel Pendelverkehr ist. Auch dafür sind neue Regionalbahnen und Schienen auf Autobahnen keine Lösung.



        Letzten Endes verursacht Hamburg durch die Hafenpolitik den Verkehrskollaps selbst und könnte mit einer zukunftsweisenden Verlagerung des Hafens aus seiner Innenstadt heraus diesen auch irgendwann beenden.

        • @Zangler:

          Also soviel Phantasie:



          Ich habe auf der BuGa in Mannheim die Seilbahn gesehen und denke die könnte umweltschonend sehr oft eingesetzt werden: als Anregung von den Autobahnkreuzen bis in die Innenstadt, oder von Raststätten - so eine Seilbahn hat viele Vorteile.

  • Das ist halt das Dilemma bürgerlicher Partizipation an Großprojekten und den rechtlichen Einspruchsmöglichkeiten.

    Großprojekte sind vorbei, also gibt es halt in Deutschland irgendetwas zwischen Baum und Birke zu futtern…

  • Nein. Es ist nicht ärgerlich, dass sich die Gegner*innen des Neubaus durchgesetzt haben. Ja, es mag sein, dass die Strecke extrem stark belastet wird, doch gibt es denn überhaupt keine Alternative von der Küste gen Süden? Unsinn! Man muss es nur wollen und dann klappt das auch. Es ist sehr, sehr gut dass sich der Naturschutz durchgesetzt hat.

    • @Perkele:

      Was uns in Deutschland einfach fehlt, ist eine anständige Wüste zwischen den Ballungszentren.

      Da beschwert sich nämlich kaum jemand, wenn man was durch- oder reinbaut. In allen anderen Fällen bekommt man leider egal wo dieses - so verständliche wie kurzsichtige - "Muss doch nicht ausgerechnet HIER sein"-Argument zu hören. Ich habe habe dafür das ebenso abgegriffene "Wenn Alle das täten..."-Argument - mit dem Zusatz, dass es Alle tatsächlich tun.

      • @Normalo:

        An der Wüste arbeiten die industrialisierteren Länder ja bereits seit einer Weile mit Nachdruck, auch wenn dies womöglich ein Langzeitprojekt ist. Gut, teils wird eine Wüste wohl der Meeresspiegelanstieg verhindern können, durch den küstennähe Gebiete dauerhaft überschwemmt werden. ;-)

        • @Uranus:

          Aber bis es soweit ist, haben wir halt das Problem, dass jeder Quadratmeter Nicht-Wüste irgendwem heilig ist. Und DAS ist wahrscheinlich der Hauptfaktor für Ihre "hoffnungsfrohe" Vision: Klimaschutz wollen Alle, aber bitte nur den, der sie und ihre Besitzstände nicht stört - vom auf das BGE hoffenden Bürgergeldempfänger üder den Landwirt bis zum stadtpanzerfahrenden Yuppie. Genau da hakt's.

          Übrigens würde ich den "Nachdruck" nicht auf die Industreiländer beschränken: Der Rest der Welt bläst auch nach Kräften Treibhausgase in die Luft. Es fehlt allein an den Mitteln, die Emissionsmengen der Industrieländer zu erreichen. Industrie muss es auch gar nicht mal sein: Gib ihnen gutes Weideland und genug Wasser, und sie holen mit Methan auf, was sie beim CO2 zurückliegen...

          • @Normalo:

            Puh, was für ein Glück, dass wir demnach nicht alleine da stünden! Und klar, Kiribati würde sicher auch gerne - und wie!. ;-| An wen da wohl viel vom Fleisch, Soja, Holz, ... geht?

            • @Uranus:

              Kiribati hat heute einen CO2-Ausstoß pro Dollar BSP von etwas weniger als dem Doppelten einer Industrienation wie Italien. Sie mögen schön rumpolemisieren, aber dass der "globale Süden" sich emissionsmäßig zurückhalten wird, wenn er die Chance bekommt, wirtschaftlich aufzuschließen (was auch für die Möglichkeit gilt, andere dafür zu bezahlen, dass sie die Rohstoffe für den eigenen Markt produzieren), machen Sie dadurch nicht glaubhafter.

              • @Normalo:

                Ja? Quelle dafür? Nachdem, was ich gerade auftat, hat Kiribati pro Kopf CO2 von 0,6 t - Deutschland hingegen 8,1 t.[1] Historisch sieht das sicher auch noch mal extremer aus. Aber hey, nen Relativierungsversuch könnte kurzweilig das eigene Gewissen beruhigen. ;-)



                Wo hakt's denn Ihrer Ansicht nach? Bei meiner "hoffnungsvollen Vision" oder ...?



                Zum Glück hält der Norden den Süden ja auf Abstand. Seit einer Weile auch durch mehr Repression an den Grenzen.



                Weniger sarkastisch - sie übersehen womöglich, dass die negativen Folgen der ökologischen Krisen vielerorts im Globalen Süden bereits seit einer Weile nicht nur sichtbar sind sondern immer stärker werden und Menschen zu Flucht zwingt/motiviert. Das dürfte jene Länder auch zu mehr Umweltschutz motivieren. Und da viele kaum Geld dafür haben, fordern sie dies vom (ausbeutenden) Norden ein. Da ist Ihr Gedankenspielchen - was wäre wenn - unerheblich.



                [1] www.klimabilanz.eu/land/kiribati/

                • @Uranus:

                  Es hakt bei der Bereitschaft der meisten Menschen, für Klimaschutz Verzicht zu üben - und natürlich der Tatsache, dass das nicht nur störrische NIMBYs sind, die hemmende Bürgerinitiativen starten, sondern auch Wähler. Klingbeils Engagement gegen die neue Trasse ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich das auf die Politik auswirkt. Und dieser Effekt ist recht universell in Demokratien - nicht nur in Deutschland.

                  Die Zahlen zum CO2-Ausstoß pro Dollar GDP können Sie bei der Weltbank abrufen. Ich bin sehr dafür, den globalen Süden dabei zu unterstützen, auch Richtung Klimaneutralität zu arbeiten. Nur muss das eben sehr zielgerichtet passieren, denn die natürliche Tendenz, vorhandene Mittel lieber in Richtung emissionsintensiven Wohlstands zu verwenden, gibt es auch dort - genau wie die, erstmal moralische Rückzugsgebiete zu schaffen, von denen aus man auf Andere zeigen kann, die mit der Selbstbeschränkung gefälligst anzufangen haben. Letzteres mag ja stimmen, aber am Ende findet so ziemlich Jeder für sich so eine bequeme Nische, wenn er will.

                  • @Normalo:

                    Okay, das eine scheinen wir gleich zu sehen. Davon wie auch, dass ich da nicht besonders optimistisch bin, dass die Menschen ihr Handeln schnell und umfangreich umstellen, schreibe ich hier ja häufig. Gerne genommenes Beispiel ist ja China, das von der "Die Andern soll'n mal"-Fraktion genannt wird. Wobei jene unerwähnt lassen, dass Deutschland selbst Reformen verwässert und sabotiert und Klimaziele verfehlt. Und ja, offenbar wird die Haltung Klimaschutz auch bei Wahlen von vielen nicht ausgedrückt. Womöglich lassen sich auch viele von der Propaganda der eigentlich offensichtlichen "Klimazerstörer"-Parteien einwickeln.



                    Zum Komplex "Selbstbeschränkung" - obgleich die meisten wissen, welche Handlungen klima- und umweltfreundlich sind, beschäftigen sich die wenigsten wohl mit ihren eigenen Handlungen und machen sich weniger bewusst, wie schädlich diese sind. Da geht es wohl um unhinterfragte Selbstverständlichkeiten, die sich über Jahr(zehnt)e als Normalität eingeschliffen haben. Und sicher - der Fingerzeig auf Andere, wird gerne bemüht, um zu meinen, bei sich nichts ändern zu müssen. Teils werden (lächerliche) kleine Veränderungen angeführt, die mensch bereits vorgenommen habe. Der Elefant im Raum, das eigene hohe Konsumniveau und Begrenztheit von Ressourcen sowie von Belastbarkeit der Ökosysteme will nicht wahrgenommen werden.



                    Meist betrachte ich und schreibe ich von Deutschland/Deutschen. Da ich davon mehr mitbekomme und weiß, kann ich noch eher was drüber aussagen. Über andere Gesellschaften fehlt doch meist das Wissen und so rutscht mensch schnell in Annahmen und Vorurteile ab. Außerdem kann das Schreiben über andere Gesellschaften den Effekt der Ablenkung und Relativierung verstärken.



                    Und Ihr Kommentar eröffnet die Deutung ja auch. Sie begannen ja hier mit dem Verweis auf andere Länder, dass viele bereits Umwelt zerstören würden. Wobei Sie zum einen die Bezüge und Profiteure außenvor ließen und auch die Relationen von Emissionsmengen beiseiteschoben.

                    • @Uranus:

                      Nein, ich begann mit dem Hinweis, dass der "Nachdruck" bei der Zerstörung des Klimas nicht so exklusiv auf die Industrieländer beschränkt ist,wie Sie das in Ihrem Posting spezifiziert hatten.

                      Mir ging es darum, Scheuklappen zu entfernen: Zu schauen, dass die Umwelt, wenn sie sich schon nicht selbst schützt, Einen mit ihrem Schutzbedürfnis wenigstens nicht in den eigenen Kreisen stört ist, nicht "typisch Kapitalisten", "typisch Reiche" oder "typisch deutsch" etc, sondern schlichtweg menschlich. Wenn man irgendwas gegen diese Tendenz tun will, reicht es also nicht, irgendwelche Schubladen für die pösen Klimaschädiger zu bauen und die dann moralinsauer in irgendwelche Ecken zu stellen. Das ist ein Maulwurfspiel: Egal wo Sie draufhauen, das nächste Exemplar des Störers steckt schon seine frech grinsende Rübe aus der Erde.

                      Der Weg geht darüber, die Moralkeule wegzustecken und klimafreundliche Alternativen gangbar oder sogar attraktiver darzustellen.

                      • @Normalo:

                        Naja, das eine ist eine Beobachtung teils ja auch Ergebnisse von Messungen, das andere die Wertung des Beobachteten und das Heranziehen der Haltungen der Beobachteten. Den Menschen sollte mensch neben den Lösungen schon den Spiegel vorhalten und auf Widersprüche hinweisen. Letztlich müssten die Leute sich aber selbst ehrlich machen (welchen Schäden sie im Verhältnis zu "Durschnitts-Inder*innen" anrichten) und damit aufhören, sich mit ihren aus den Grünen Kapitalimus-Märchen resultierenden Scheinlösungen (bspw. neues E-Auto) selbst zu belügen. Aktuell sieht es ja nicht danach aus, dass die Menschen (hierzulande) zu ihrem "Glück gezwungen" werden. Das werden wohl spätestens die immer stärker zu vernehmende, womöglich als Unglück beklagten Folgen wie soziale Instabilitäten (aufgrund Fluchtbewegungen, Kriege o.ä., die aus Dürre, Stürme, Überschwemmungen, Flächenbrände ... -> Ernteausfall -> steigende Lebensmittelpreise usw. usf. entstehen und dies bereits jetzt und stärker im globalen Süden) ökologischen Krisen "erzwingen".



                        Um da mal von diesem Moral-Ding wegzukommen - eigentlich geht es um Interessen und Bedürfnisse. Grundlegende sind eigentlich die nach Erhalt der Lebensgrundlagen. Jeder Mensch will morgen ein Dach über den Kopf, genug zu essen und zu trinken usw. und dies auch für die eigenen Kinder und Enkelkinder. Und doch handeln viele Menschen faktisch gegen diese, indem sie sich an Verschwendung, Zerstörung usw. beteiligen und die Krisen noch weiter befeuern.



                        Ich denke, angesichts der Geschwindigkeit und Ausmaße der Zunahme der Folgen der Krisen, dürfte ein Werben für positives kaum mehr reichen und ein Vorgeben per Gesetzeseinführungen dürfte schwerlich umsetzbar sein. Die achso aufgeklärte Gesellschaft ist offenbar dabei, an ihrer eigenen, fehlgeleiteten Kultur und Ansprüchen zu scheitern.

                • @Uranus:

                  "Zum Glück hält der Norden den Süden ja auf Abstand. Seit einer Weile auch durch mehr Repression an den Grenzen."

                  Was ist ihre Schlussfolgerung? Den Süden auf den Konsumstandard des Nordens heben oder umgekehrt. Hier den Konsum drastisch zurückschrauben? Sie müssen sich da schon auch entscheiden.

    • @Perkele:

      Aber irgendwie doch komisch, dass sich Autobahnausbau immer wieder durchsetzen kann. Nur sinnvolle Bauprojekte können anscheinend immer wieder abgeschmettert werden. Naja.

      • @mwanamke:

        Dafür ist die Lobbytruppe aka Ex-Partei FDP zuständig.

    • @Perkele:

      Nur das es Nimbys nicht um Naturschutz geht. Und an jeder Alternativen Streckenführung wird man Nimbys vorfinden. Es hat schon seinen Grund warum im Artikel von Partikularinteressen die Rede ist. Ich übersetz das mal: Egoismus, bedeutet das in dem Fall. Es ging und geht nie darum eine bessere Lösung zu finden, sondern lediglich die eigenen egoistischen Interessen zu verfolgen. Und diese sind idr irgendwelche "Schutzgedanken" wegen Dingen die nicht existieren, oder im greater Picture irrelevant sind.

      • @Jasmin Reeh:

        "Nur das es Nimbys nicht um Naturschutz geht."

        Und? Ist es nicht auch dann immer noch gut, wenn sich der Naturschutz durchsetzt?

      • @Jasmin Reeh:

        Sehr gut und prägnant zusammengefasst!



        Entweder Verkehrswende, aber richtig, oder auf die Flugtaxis vom CSU-Shooting Star Bär warten.

  • Sehr detailliert hat sich der Fahrgastverband "PRO BAHN" in seiner Mitgliederzeitschrift "Der Fahrgast 3/2023" mit diesen Thema auseinandergesetzt, leider nicht Online verfügbar.



    Fazit: Die Kosten eines Neubaus sind geringer und er wäre schneller durchfürbar, billiger und ökologischer. Das Problem sind die NIMBY-Bürgerinitiativen sowie die SPD.