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Kritik am Deutschen EthikratBisschen viel Gott

Im Ethikrat sitzen auffällig viele Leute mit religiösem Hintergrund. Das ist bei Themen wie Sterbehilfe bedenklich. Ist das Gremium noch zeitgemäß?

Die ehemalige Vorsitzende des Deutschen Ethikrates Prof. Dr. Alena Buyx Foto: Political-Moments/imago

Monatelang war der Deutsche Ethikrat nicht arbeitsfähig, da es die Bundesregierung versäumt hatte, neue Mitglieder für das Gremium vorzuschlagen, obwohl dies mehrfach angemahnt wurde. Erst im Oktober 2024 berief Bundestagspräsidentin Bärbel Bas die neuen Mitglieder für vier Jahre.

Doch wer sind eigentlich die Personen, die, wie vom Gesetzgeber gefordert, über „ethische, gesellschaftliche, naturwissenschaftliche, medizinische und rechtliche Fragen sowie die voraussichtlichen Folgen für Individuum und Gesellschaft“ beraten, „die sich im Zusammenhang mit der Forschung und den Entwicklungen insbesondere auf dem Gebiet der Lebenswissenschaften und ihrer Anwendung auf den Menschen ergeben“?

Ursprünglich als Nationaler Ethikrat gegründet, agiert der Deutsche Ethikrat auf Grundlage des 2007 verabschiedeten Ethikratgesetzes.

Die Mitglieder sind unabhängig und werden je zur Hälfte vom Bundestag sowie von der Bundesregierung für höchstens zwei Amtsperioden berufen.

Da die Mitglieder von den im Bundestag vertretenen Parteien vorgeschlagen werden, fällt die Wahl meistens auf Personen, die die jeweiligen parteipolitischen Interessen vertreten und ähnliche Weltanschauungen teilen.

Schließlich steht die ethische Deutungshoheit der Bundesrepublik auf dem Spiel. Egal ob Juristen, Naturwissenschaftler, Informatiker oder Mediziner – die Politik nutzt stets ihr Vorschlagsrecht, um Einfluss auf die Zusammensetzung und damit die Empfehlungen des Ethikrates sicherzustellen.

Bundestag und Bundesregierung berufen jeweils zur Hälfte die Mitglieder des Ethikrates Foto: Michael Kappeler/dpa

Heftige Kon­troversen in Covid-19-Pandemie

Das Verfahren erinnert dabei an die Entscheidungen der Richterwahlausschüsse auf Landes- und Bundesebene. Da der von der AfD vorgeschlagene Gynäkologe Ronald Weikl vom Bundestag abgelehnt wurde, umfasst der Ethikrat gegenwärtig nur 25 statt der vorgesehenen 26 Mitglieder.

Der Ethikrat beschäftigte sich in den letzten Jahren immer wieder mit wichtigen gesellschaftspolitischen Fragen wie Inzestverbot, Suizidalität, Klimagerechtigkeit, aber auch mit Themen wie künstliche Intelligenz und Impfpflicht – Letzteres führte während der Covid-19-Pandemie zu heftigen Kon­troversen.

Im Deutschen Ethikrat sollten laut Gesetzgeber unterschiedliche ethische Ansätze und ein plurales Meinungsspektrum vertreten sein. Ein Blick auf die 25 Mitglieder zeigt jedoch, dass dieser Anspruch auch in der aktuellen Besetzung des Gremiums nur unzureichend erfüllt wird. Auffallend ist, dass weiterhin eine große Anzahl Theologen vertreten ist, während mit Mark Schweda nur ein einziger Philosoph im Gremium sitzt. Das wirft die Frage auf, ob der Ethikrat noch zeitgemäß und repräsentativ für die deutsche Gesellschaft ist.

Zu den für eine erste oder zweite Amtszeit berufenen Mitgliedern gehören die Regionalbischöfin Petra Bahr, die Theologin Kerstin Schlögl-Flierl sowie Muna Tatari, eine islamische Theologin, die mit einer Arbeit zum Thema Gott und Mensch im Spannungsverhältnis von Gerechtigkeit und Barmherzigkeit promoviert hat.

Die Amtszeit von Elisabeth Gräb-Schmidt, einer weiteren Theologin, ist noch nicht abgelaufen. Zudem soll der katholische Moraltheologe Jochen Sautermeister im Februar kommenden Jahres dem dann ausscheidenden Armin Grunwald nachfolgen.

Abgesehen von diesen fünf Theologen gibt es noch mehrere Mitglieder, die explizit dem religiösen Spektrum zuzuordnen sind. So studierte der von der FDP vorgeschlagene Nils Goldschmidt Theologie und Wirtschaftswissenschaften, war Gastprofessor für christliche Sozialethik an der Theologischen Fakultät der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und ist Vorstandsmitglied der Görres-Gesellschaft.

Diese Gesellschaft hat es sich zum Ziel gesetzt, wissenschaftliches Leben in verschiedenen Fachgebieten zu fördern, „im Bewusstsein ihres im katholischen Glauben wurzelnden Gründungsauftrages“.

Annette Riedel hat an der Evangelischen Fachhochschule für Sozialwesen in Freiburg im Breisgau studiert, leitete später eine evangelische Berufsschule und ist seit 2018 Mitglied in der Ethikkommission des Johanniterordens. Der Mediziner Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden, betrachtet ethische Fragen ebenfalls aus einer religiösen Perspektive.

Das religiöse Spektrum geht noch weiter: Der von der CDU vorgeschlagene Bonner Arbeitsrechtler Gregor Thüsing hat die Besonderheiten des Arbeitsrechts, wie es für kirchliche Arbeitgeber, die Diakonie und die Caritas gilt, wiederholt erklärend verteidigt. Er hat an der Ausarbeitung der liberalisierten „Grundordnung des kirchlichen Dienstes“ mitgewirkt.

Der Palliativmediziner Winfried Hardinghaus, der vor allem an katholischen Krankenhäusern tätig war, lehnt Suizidbeihilfe entschieden ab. Der Soziologe Armin Nassehi, ein bekennender Christ, ist überzeugt: „Es war aber eben auch Gottes Wille, dass der Mensch frei ist. Gott hat so der Zeit und der Geschichte einen unvorhersagbaren Verlauf gegeben. So ist eine von dem Allmächtigen gewollte Unbestimmtheit in seine Schöpfung gekommen.“

Die Kölner Strafrechtlerin Frauke Rostalski hat zwar keinen explizit religiösen Hintergrund, vertritt jedoch eine strikte Position gegen die Streichung des § 218 (Abtreibungsparagraf) aus dem Strafgesetzbuch. Zudem hat sie wiederholt Einwände gegen das geplante Verbot der sogenannten Gehsteigbelästigung formuliert, das Aktivisten gesetzlich verbieten soll, Frauen auf dem Weg zu einer Abtreibung auf der Straße anzusprechen, um sie von ihrem Vorhaben abzubringen. By the way: Frauke Rostalski zog auf dem FDP-Ticket in den Ethikrat ein.

Teile der Bevölkerung unberücksichtigt

Nahezu die Hälfte der Bundesbürger ist gegenwärtig konfessionslos. Dieser Umstand wird bei der Besetzung des Deutschen Ethikrats jedoch völlig ignoriert. Gerade bei kontroversen Themen wie der Sterbehilfe oder Fragen zu reproduktiven Rechten sollte auch die Perspektive konfessionsloser und säkularer Menschen vertreten sein.

Ulla Wessels, die Praktische Philosophie an der Universität des Saarlandes lehrt und Vorstandsmitglied der Giordano-Bruno-Stiftung ist, wäre beispielsweise eine gute Wahl gewesen. Ohne die Berücksichtigung dieser Stimmen entsteht das Risiko ethischer Empfehlungen, die die Interessen und Überzeugungen eines großen Teils der Bevölkerung unberücksichtigt lässt.

Es ist zweifellos wichtig, ethische Fragen aus naturwissenschaftlicher und medizinischer Perspektive zu beurteilen, doch ebenso bedeutsam sind philosophische Diskurse, die frei von religiösem Einfluss sind und sich auf eine rationale, überkonfessionelle Basis stützen.

Die Ethik ist ein Teilbereich der Philosophie. Sie setzt sich rational mit den Grundlagen und Bewertungen menschlichen Handelns auseinander. Gerade angesichts der komplexen und oft polarisierten Debatten unserer Zeit – von Sterbehilfe und Embryonenforschung bis hin zu digitalen Rechten und künstlicher Intelligenz – bedarf es eines Ethikrats, der unterschiedliche weltanschaulichen Ansätze ausgewogen berücksichtigt.

Nur so kann das Gremium wirklich als Stimme der Gesellschaft agieren und fundierte Empfehlungen bieten, die sowohl Mitglieder religiöser Gemeinschaften als auch säkulare Teile der Bevölkerung ansprechen.

Wenn die Parteien bei der Kandidatenkür zum Ethikrat jedoch weiterhin ausschließlich eigene Interessen verfolgen und konfessionelle Positionen übergewichten, läuft dieses bedeutende Gremium Gefahr, seine Legitimation und gesellschaftliche Akzeptanz zu verlieren.

Um in einer pluralistischen Gesellschaft wirklich repräsentativ und glaubwürdig zu sein, sollte der Ethikrat die Vielfalt ethischer Standpunkte umfassender widerspiegeln.

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40 Kommentare

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  • Soweit ich weiß, besteht der Ethikrat aus insgesamt 26 Mitgliedern und hier wird sich an 8 Personen mit religiösem Hintergrund abgearbeitet. Bisschen dünne....

  • Ein fälliger Artikel. Ich persönlich würde sogar annehmen, dass weit mehr als die Hälfte der Deutschen faktisch a-religiös ist. Zweitens muss man mittlerweile an der moralischen Integrität vieler Abgeordneten zweifeln, die die Auwahl der Personen treffen. Wir haben es in den letzten Jahren erleben müssen. Und wieso sind es immer hochbezahlte Spitzenjobs, die vertreten sind. Haben Menschen darunter etwa keine Moral?

  • Herr Nestmeyer beklagt, dass fünf Theologen nur einem Philosophen gegenüberstehen.



    Was sagt es eigentlich über Ethik aus, wenn der Ethikrat repräsentativen Ansprüchen genügen muss? Steckt nicht in der Ethik selbst schon ein Plebiszit drin, das morgen die ‘Todesstrafe für Kinderschänder‘ fordern könnte?



    Der Philosoph Schweda sitzt im Gremien, weil er sich mit Bio- und Medizinethik auskennt. Auf welchem philosophischen Fundament steht er? Hat er eine Moral (eine individuelle ‘Opposition des Gewissens‘) oder befehdet er sie als konservativ und verstockt?



    Bei einer Philosophenmehrheit stellten sich jenseits der Repräsentation noch ganz andere Fragen.



    Da sind mir Theologen lieber. Deren Quellen sind bekannt, sie sind daran zu messen und bieten hoffentlich! ein Bollwerk gegen so genannte “Identitätspolitiken“. Auf letzteres liefe die Repräsentationsfrage nämlich hinaus.

  • Dann haben wir vielleicht demnächst auch wieder die Schöpfungsgeschichte als Alternative zur Evolution in den Geschichtsbüchern... Herr Merz/Söder/Höcke würden es wahrscheinlich begrüßen...

  • Offensichtlich muss man mindestens ein Studium absolviert haben, um als Mitglied dieses famosen Rates in Betracht gezogen zu werden.

    "Die Ethik ist jener Teilbereich der Philosophie, der sich mit den Voraussetzungen und der Bewertung menschlichen Handelns befasst."

    Das ist wohl nichts für DHL-Fahrer und Supermarktkassiererinnen.



    Zumindest ist noch keiner auf die Idee gekommen, eine oder einen von denen mal zu fragen.

    • @Jim Hawkins:

      Dit jefällt ma wat se sagen!



      Aber nicht zu viele davon, sonst haben wir morgen die ‘Todesstrafe für Kinderschänder‘ am Hals.

    • @Jim Hawkins:

      Dankeschön, das habe ich mir auch gedacht. Ein gut situierter Akademikerzirkel, der zukünftig seine Ratschläge gerne für sich behalten darf.

  • Und studierte Philosophen sind repräsentativer für die Gesellschaft?



    Wohl eher im Gegenteil ...

    Der Ethikrat ist lediglich ein Instrument der Regierung bzw. der Bundestagsmehrheit, Verantwortung billig auszulagern.



    Das sieht man auch am Besetzungsverfahren.



    Ehrlicher wäre es, sich der Kritik zu den eigenen politischen Entscheidungen direkt zu stellen.

    Welche sinnvollen Anstöße sind jemals vom Ethikrat ausgegangen?



    Das größte ethische Versagen Deutschlands der letzten Jahrzehnte war die überstürzte Preisgabe Afghanistans und allem, was daran hängt. Mit dem Einsatz hat sich der Ethikrat nie befasst - weder währenddessen noch bei der Abzugsplanung noch danach.

    Daher kann er ersatzlos wegfallen.



    Schlechter werden politische Entscheidung dadurch wohl kaum.

    • @Frauke Z:

      Da haben Sie einen wichtigen Punkt. - Dass wir uns möglicherweise Befürworter der "Todesstrafe für Kinderschänder" anlachen, kein Argument - die können genauso im BT sitzen, wir sind ja nicht dabei und die kommen vielleicht nicht zur Geltung. Wenn ich sehe, wie viele auch BT Abgeordnete, von dem alltäglichen Volk ganz zu schweigen, die B*** Zeitung lesen - derartiges affektgetriebes "Denken" ist weitest verbreitet. - Wieso hat der Bundestag ausgelagert, Gesetzesentscheidungen an Ethik zu messen? Was für eine Ethik treibt uns zur Finanzierung von Frontex? Ist es nicht auch eine genuine Aufgabe für uns und für die von uns gewählten Repräsentanten, sich über ethische Maßstäbe klar zu werden?

  • "Im Ethikrat sitzen auffällig viele Leute mit religiösem Hintergrund."



    Man könnte fast meinen, dass sich Religion mit ethischen Fragen befasst.

  • Religionsgemeinschaften sind, auf rationale Prinzipchen heruntergebrochen, Vereine zur Moralföderung. So Immanuel Kant in seiner Schrift "Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft" ... kein Wunder, dass sie sich so selbst als Ethik-Spezialisten sehen.

    Sie sehen sich aber auch als Spezialisten in Fargen der Kinderbetreuung ...

  • Auch wenn es in den Kommentaren schon erwähnt wurde, eine Diskrepanz ist so offensichtlich, dass man sich fragt, warum das nicht berücksichtigt wurde:



    "..die die Interessen und Überzeugungen eines großen Teils der Bevölkerung unberücksichtigt lässt.."



    Der große Teil des Bevölkerung besteht nicht aus studierten Philosophinnen, ob religös oder nicht. Und damit ist man wieder bei der Problematik von (Bürger)räten - nur eine Quotenauslosung würde repräsentativ sein können.

    • @fly:

      Sollen da Bauern und Maurer sitzen?

  • "Nahezu die Hälfte der Bundesbürger ist gegenwärtig konfessionslos"



    Von der Konfessionslosigkeit auf Atheisten zu schließen ist ein steiler Sprung. Es gibt sehr viele Menschen, mich eingeschlossen, die aus der Kirche ausgetreten sind weil sie die zusätzliche steuerliche Belastung einsparen wollen - gerade bei Besserverdienenden ist das häufig ein Anlass.



    Andere sind mit dem Umgang der Kirchen im Hinblick auf die Missbrauchsskandale unzufrieden.



    Und wieder andere wollen das mit Gott und sich im Privaten ausmachen gänzlich ohne Zugehörigkeit zu einer Kirche.



    Es gibt sehr viele Beweggründe konfessionslos und trotzdem kein Atheist zu sein.



    www.handelsblatt.c...024-/25300246.html

    • @Farang:

      Man sollte also die Zahl der Konfessionslosen in u.a. Ungetaufte und (nennen wir das mal so) Wirtschaftsapostaten herunterbrechen?

    • @Farang:

      „Von der Konfessionslosigkeit auf Atheisten zu schließen ist ein steiler Sprung.“ Das behauptet der Satz, den Sie zitieren, auch nicht.

      Ansonsten haben Sie natürlich recht. Insbesondere Menschen in Freikirchen werden dabei vergessen und von denen gibt es bei uns sehr viele.

      Umgekehrt gilt das aber: viele Menschen sind Mitglied in der Kirche und glauben nicht. Insbesondere Agnostiker.



      Die Kirchen zu verlassen ist in vielen Ländern nur mit Urlaubstag möglich.



      Ich selbst war ewig Mitglied in dem Verein, obwohl ich Atheist bin.

  • Nicht nachbesetzen ist schon mal der erste richtige Schritt und nun bitte den zweiten und den Blödsinn auflösen. Kein Mensch hat die Unterbesetzung bemerkt, bestenfalls in den einschlägigen selbstreferenziellen Kreisen. Bullshitjobs, finanziert aus der überordnenden Steuerlast.

    Es gibt keinen Bedarf an einem Ethikrat, die Parlamente repräsentieren die Gesellschaft und damit auch deren ethische Einstellung, es gibt hier kein Problem auf ethische Fragen die dem eigenen Gewissen nach richtige Antwort zu finden.

    Dafür braucht es keine studierten Beisitzer. Wäre ich Parlamentarier, wäre der Bericht das erste, was bei mir ungelesen, regelmäßig im Reißwolf landen würde.

  • Also ich habe jetzt gezählt und komme auf 8 Personen, die der Autor als religiös identifiziert hat. Dazu noch eine Person (Rostalski), deren Auffassung er inhaltlich nicht teilt (was hat das mit Religion zu tun?). Wenn die Hälfte der Bürger konfessionslos ist, hat die andere Hälfte eine. Also müssten doch mindestens 13 Personen einen religiösen Hintergrund haben?

    Ganz nebenbei finde ich es erstaunlich naiv, dass der Autor annimmt, die "westliche" Philosophie ist von der Religion unbeeinflusst. Der Grundsatz der Nächstenliebe und der Gleichheit* findet sich bei ganz vielen Philosophen wieder - die aber auf die christliche Glaubenslehre zurückgehen und als "richtig" in Deutschland nahezu unstreitig sind. In anderen Religionen wird der Wert des Menschen nicht als "gleich" beziffert. Man nehme das "Kastensystem", in dem Menschen einen ganz unterschiedlichen Wert haben.

    *Ja, mir ist bewusst, dass die katholische Kirche ihre Probleme mit der Gleichheit von Mann und Frau hat.

    • @Strolch:

      Ich möchte noch ergänzen, das unser gesamtes Wertesystem -nicht nur in Deutschland, sondern in der gesamten freien Welt des Westens auf christlichen Werten aufgebaut ist. Darauf basiert unser Grundgesetz, die Charta der Vereinten Nationen und ganz allgemein unsere Vorstellung von Anstand und Moral. Deshalb sind gerade in Fragen des Ethikrates Theologen unverzichtbar. Der kirchliche Machtmissbrauch ist dabei klar zu trennen. Darüber haben andere zu richten.

      • @Krumbeere:

        Weder unser Grundgesetz und schon gar nicht die UN Charta haben auch nur irgendetwas mit dem Christentum oder dessen Werten zu tun.

        Der Großteil beruht aus den Erkenntnissen der Aufklärung. Kants Schrift vom Frieden ist zum Beispiel eine Art Blaupause für die UN Charta.

        Auch der Einfluß des Kirchenrechts auf unser Rechtswesen ist marginal.

    • @Strolch:

      Genau das. Insbesondere die Kritik an Rostalski zeigt das Problem: Dass jemand 218 aus säkularen Gründen verteidigt, kann gar nicht sein, folglich ist die auch religiös, also ungeeignet. Das ist schon unseriös.

    • @Strolch:

      "Der Grundsatz der Nächstenliebe und der Gleichheit* findet sich bei ganz vielen Philosophen wieder - die aber auf die christliche Glaubenslehre zurückgehen."

      Vielleicht wird es sie überraschen, aber man kann auch auf vergleichbare ethische Überzeugungen kommen, ganz ohne dass diese den Vorfahren von magischen Elfen, einem Mann mit Rauschebart oder einem dreiäugigen Einhorn diktiert wurden oder dass sie von dort abgeschrieben wären. Eine solche Vereinnahmung von Ethik durch Religionen - mit zumindest suggeriertem in abrede stellen von nicht-religiöser Ethik - ist doch genau was der Artikel kritisiert.

      • @Nik H.:

        Vielleicht wird es sie überraschen, aber man kann auch auf vergleichbare ethische Überzeugungen kommen, ganz ohne

        Kann man. Muss man aber nicht. Warum gehen Sie nicht auf andere Ethiklehren ein? Müsste doch einfach sein, mich zu widerlegen oder etwa nicht?

        Ethik ist immer religiös. Auch der Atheist hat einen Glauben. Lediglich der Agnostiker kann sich dem eventuell zur Wehr setzen. Aber ich sehe schon anhand Ihrer weiteren Ausführungen "magische Elfen", dass Sie kein Interesse an einem Diskurs haben. Ist ok, muss man nicht.

        • @Strolch:

          "Ethik ist immer religiös."



          Das ist, mit Verlaub, totaler Unsinn und anmaßend. Ethik als Gedankenkonstrukt zur Bewertung und Reflexion des menschlichen Handelns hat erstmal gar nichts mit Religion zu tun, sondern kann auch ganz rational hergeleitet werden. Zu "Nächstenliebe" und Gleichheit, oder allgemeiner: Formen des Humanismus, kann auch ausgehend von Bausteinen wie "wie kann ein friedliches soziales Miteinander funktionieren" oder "behandle andere Menschen wie du selbst gern behandelt werden möchtest" gelangt werden. Sprich es sind Konzepten, die auch Kinder oder Menschen ohne Berührung mit Bildung verstehen können. Religion kodifiziert Ethik, und kann so eine Hilfe sein. Kann, nicht muss. Im Gegenteil, wenn ich mir in den USA moderne Evangelikale anschaue, führt hier die Religion zu Hass, Ausgrenzung und etwas was ich allgemein unethisches Verhalten nennen würde.

    • @Strolch:

      Ein freundliches Miteinander hat seinen Ursprung in der Religion, soso. Oder es hat sich aus gutem Grund bei sozialen Wesen entwickelt, damit man in einer Gemeinschaft leben kann. Das nur vorneweg, weil es mich doch immer noch überrascht auf was die Religiösen alles Anspruch erheben. Im Übrigen hat die westliche Philosophie den Bruch mit Gott vollzogen, als man keine Hinweise auf seine Existenz fand.



      Zur Sache: Im letzten Satz möchtest du ja gleich die Kritik vorwegnehmen, allerdings scheint dir ja selbst Bewusst zu sein, dass Religionen keine humanistischen-moralischen Standards setzen können, alles was sie haben ist eine verklärte Weltsicht und in jedem einzelnen Fall diverse Gruppen, welche durch sie abgewertet werden: Homosexuelle, Frauen, Kinder, Andersgläubige, Freier Meinung...



      Und genau deshalb sollte man solchen Gruppen kein Mitspracherechte geben, wenn man wichtige Fragen heutiger Zeit klären möchte.



      "Ich persönlich mache das nicht, Gespenst XY hat es von mir verlangt" darf ja dann jeder für sich selbst entscheiden.

      • @Genosse Luzifer:

        Oder es hat sich aus gutem Grund bei sozialen Wesen entwickelt, damit man in einer Gemeinschaft leben kann.

        Es hat sich sehr unterschiedlich entwickelt, das ist Ihnen bewusst, hoffe ich. Es ist schon interessant. Die großen Trennlinien, vor allem bei Freiheitsbegriff laufen durch Länder mit verschiedenen ethischen Vorstellungen von richtig und falsch. Nehmen Sie China, Indien, den nahem Osten und den Westen. Und jetzt bitte sagen Sie mir: Welchen Freiheitsbegriff und welchen Begriff von Nächstenliebe haben die einzelnen "Regionen/Länder". Und in welchen der Länder finden wir den Begriff der Gleichheit, der Freiheit ähnlich definiert und wo unterschiedlich. Das ist keine "natürliche" Freundlichkeit, die sich von selbst entwickelt hat. Kant hat die göttlichen Gebote auch nicht in Abrede gestellt, er hat sie nur mittels "Vernunft" zu begründen versucht und dies als nichts göttliches angesehen. Gleichwohl hat er deren Inhalt akzeptiert und übernommen. Und Sie meinen jetzt, Kant hätte die gleiche Philosophische Lehre entwickelt, wenn er im Hinduismus aufgewachsen wäre?

    • @Strolch:

      Ein Kastensystem haben Sie im Islam auch.

      Sind Sie nicht männlich und Muslim, sind Sie ziemlich wertlos. Die Wertlosigkeit hat da natürlich ganz eigene Hierarchien. Dann nochmal Sunnit vs. Schiit.

      Da bleiben über 90 Prozent der Weltbevölkerung außen vor.

      • @shantivanille:

        Die Unterscheidung zwischen Gläubigen und Ungläubigen gibt es in jeder Religion (auch im von Ihnen gerne gepriesenen Buddhismus - und zwar schon in der klassischen Pali-Literatur, übrigens auch, um Gewalt gegen Nicht-Buddhisten zu legitimieren); ähnliches gilt für konfessionelle Differenzen und Konflikte. Mit einem Kastensystem (das fixe soziale Hierarchien innerhalb der eigenen Religionsgruppe definiert) hat das allerdings nichts zu tun (und die Aussage, als Nicht-Muslim/Frau wäre man "im Islam" ziemlich wertlos, ist haarsträubend stereotyp und zeugt von einer vollkommenen Unkenntnis islamischen Denkens und realer islamischer Lebenswelten.

      • @shantivanille:

        Es ist in Ordnung, nicht genau zu wissen, was ein Kastensystem ist.



        Es wäre freilich dann noch mehr in Ordnung, das vor einem Posten kurz nachzulesen.



        Danke.

        Ansonsten gibt es Gleichheits- wie Ungleichheitsideen bei verschiedenen Religionen wie Atheismusspielarten. Die Schublade Glauben ist meist einfach genau das: nur eine Schublade.

  • Vielen Dank für die Aufschlüsselung.



    In meinen Augen gehört dieser "Rat" komplett abgeschafft da er keine Legitimation besitzt irgendwas zu entscheiden - oder auch nur die Debatte in eine Richtung zu lenken.



    Dafür ist der Bundestag da mit seinen gewählten Vertretern.

    • @hkj2314:

      "In meinen Augen gehört dieser "Rat" komplett abgeschafft da er keine Legitimation besitzt irgendwas zu entscheiden"



      Tut er ja auch nicht. Wie kommen Sie darauf?

    • @hkj2314:

      Dem kann ich nur zustimmen. Ähnliches sollte auch mit den Wirtschaftsweisen geschehen, deren Ergebnisse eher der Spökenkiekerei nahekommen als ernsthafter Auseinandersetzung mit wirtschaftlichen Abläufen im Spätkapitalismus. Rausgeworfenes Geld.

      • @Dodoist:

        Und dann bitte noch das RKI abschaffen. Und die Sachverständigen für Klima- und Umweltfragen. Kann alles das Parlament machen.

  • Tatsächlich ein bisschen viel Gott.

    Und da es den vermutlich nicht gibt - "Glauben" heißt bekanntlich "Nicht Wissen" - landen wir irgendwann bei den Atheisten, die aber auch keine Ahnung haben.

    Landen wir bei den erfahrungsorientierten Religionen. Kein Gott, dafür theoretischer Überbau plus Übungen, sprich Meditation.

    Landen wir beim Buddhismus und Taoismus.

    Der Buddhismusmus gibt da die konkreteren und praktischen Anleitungen. Zum Beispiel:

    "Das tibetische Buch vom Leben und vom Sterben: Ein Schlüssel zum tieferen Verständnis von Leben und Tod" von Sogyal Rinpoche.

    Pflichtlektüre. Dann kann man weiter reden.

    • @shantivanille:

      Atheisten haben keine Ahnung von Abtreibungen?



      Religiöse Bücher würde ich nicht als Pflichtlektüre bezeichnen, vielleicht ein paar Studien?

    • @shantivanille:

      - "Glauben" heißt bekanntlich "Nicht Wissen" -



      der Ausdruck geht 1. am Thema vorbei und 2. würde die ganz große Mehrheit der Gläubigen (Christen) dem widersprechen. Für diese Gruppe ist der persönliche Glaube eine tägliche Realität.



      Der christliche Glaube ist die Basis des Wertesystems vieler Gesellschaften. Er hat diesen Gesellschaften in den vergangenen Jahrhunderten einen beispiellosen Wohlstand, Freiheit und Selbstbestimmung gegeben. Einzig zu bemeckern wäre, dass auch die christliche Kirche sich immer wieder häutet und damit vielleicht der vergleichsweise hohe katholische Anteil nicht mehr angebracht ist.

      • @maxwaldo:

        "Er hat diesen Gesellschaften in den vergangenen Jahrhunderten einen beispiellosen Wohlstand, Freiheit und Selbstbestimmung gegeben."

        In der Gesellschaft, in der ich lebe, hat die Aufklärung den Kirchen die Freiheit und Selbstbestimmung gegen erbitterten Widerstand abgerungen. Freiheit und Wohlstand beruhen auf der Säkularisierung, nicht auf christlichem Glauben.

  • Die Hälfte der Bevölkerung mag konfessionslos sein, trotzallem aber christliche Grundsätze haben. Und repräsentativ, wenn alles Studierte sind? Wohl kaum.

  • Das Thema lässt sich kaum "naturwissenschaftlich" oder machtpolitisch lösen oder moderieren. Hier geht es um tief empfundene Werte in einer Gesellschaft, deren Grundgesetz von der Würde des Menschen ausgeht, nicht von dem, was einem praktisch, pragmatisch oder bequem vorkommen mag.



    Der Mensch müsse z.B. nicht "nützlich" früher sterben oder dazu ermuntern werden, oder sei gar nicht ggf. lästiger Bestandteil des Mutterbauchs. Der Hinweis ist ein Argument, das eben auch in die Debatte gehört. Nur neoliberale Technokraten im Gremium werden das Argument kaum bringen.

    Warum will ich dennoch keine Kirchenleute im Gremium? Damit Kirchen sich nicht so wohlfeil einbinden lassen und ggf. klare Kante auch gegen staatliches Handeln behalten.

    • @Janix:

      Es freut mich, Ihnen ohne Einschränkung zustimmen zu können. Allerdings ist die Verzahnung der Kirchen (v.a. der de facto Staatskirche EKD) mit der öffentlichen Hand und faktisch allen Bereichen der Daseinsvorsorge derart ausgeprägt, dass der Aufwand für eine Entflechtung in keinerlei Verhältnis zu deren (ungewissen?) Nutzen stünde.