Raketenangriff auf den Golanhöhen: Die Drahtzieher sitzen in Teheran

An fünf Fronten kämpft Iran selbst oder über Handlanger gegen Israel. Ohne Teherans Zutun hätten Israel und Libanon längst Frieden schließen können.

Trauerfeier in Madsch al-Schams für die jungen drusischen Todesopfer des Raketenangriffs

Trauerfeier in Madsch al-Schams für die jungen drusischen Todesopfer des Raketenangriffs Foto: Leo Correa/ap

Die zwölf Kinder und Jugendlichen, die beim Fußballspiel auf den Golanhöhen von einer Rakete aus dem Libanon getötet wurden, gehen auf das Konto von Teheran. Egal, ob der Angriff von der Hisbollah kam, ob gezielt oder aus Versehen: Iran hält die Zügel der Terroristen im Libanon und im Jemen, die iranische Luftwaffe bedroht Israel von Syrien aus, Iran unterstützt die palästinensischen Islamisten im Gazastreifen. All das aus einer Entfernung von über 2.000 Kilometern und aus nur einem Grund: Hass auf die Zionisten.

Iran und Israel haben keine Grenzkonflikte, keiner von beiden hält das jeweils andere Volk unter Besatzung, das um Selbstbestimmung kämpfen müsste. Tatsächlich leben bis heute noch rund 20.000 Juden und Jüdinnen im Iran, wo sie völlige Religionsfreiheit genießen. Bis zur iranischen Revolution 1979 unterhielten Iran und Israel sogar enge diplomatische Beziehungen.

Der iranische Kampf gegen Israel ist so wenig nachvollziehbar wie der Angriff auf das Dorf Madschd al-Schams, handelt es sich doch um eine drusische Ortschaft auf den annektierten Golanhöhen. Die Drusen dort sind zur großen Mehrheit dem syrischen Tyrannen Baschar al-Assad treu und verweigern die Annahme der israelischen Staatsbürgerschaft, die ihnen zusteht. An der Seite von al-Assad kämpften auch Milizen der Hisbollah während des Bürgerkrieges.

Der Angriff auf Madschd al-Schams richtete sich damit indirekt gegen Verbündete und macht entsprechend wenig Sinn. Die Gefahr einer weiteren Eskalation rückt jetzt noch näher. Ein Krieg wäre nicht zuletzt angesichts der bis an den Rand gefüllten Raketenlager der Hisbollah für Israel gefährlicher als alles je da Gewesene und damit auch für den Libanon. Dabei müsste einem Frieden der beiden Nachbarn nichts entgegenstehen.

Ausbaufähige Rückendeckung

Bis auf eine kleine Farm, die vermutlich ohnehin zu Syrien gehört, streiten Libanon und Israel weder um Land noch für die Befreiung von einer Besatzung. Israel ist vor 24 Jahren aus dem Südlibanon abgezogen, wo die Truppen sta­tioniert waren, um Israels Norden zu schützen. Angesichts der heutigen Lage dort fragt man sich, ob sie nicht besser dort geblieben wären.

Einem Frieden stehen einzig die Hisbollah im Weg und ihre Drahtzieher in Teheran. Israel sollte nicht alleingelassen werden. Die militärische Front der USA, Englands und Jordaniens, die Israel gegen die iranischen Luftangriffe im April beigestanden haben, war ein klares Signal und ein guter Start. Die Allianz ist allerdings ausbaufähig. Vor allem mit Saudi-Arabien. Doch um Riad mit ins Boot zu kriegen, muss erst der Krieg im Gaza­streifen enden.

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1961 in Berlin geboren und seit 2021 Redakteurin der Meinungsredaktion. Von 1999 bis 2019 taz-Nahostkorrespondentin in Israel und Palästina.

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