Homopolitik der AfD: Die Antiqueerte
Sie ist lesbisch und die Frontfrau der homophoben AfD. Wie geht das zusammen? Gar nicht. Alice Weidel ist eine Schande für die lesbische Bewegung.
![Alice Weidel Alice Weidel](/picture/7129065/624/35537237-1.jpeg)
Möglich, dass es nicht notwendig ist, Geschichtsbewusstsein zu haben als Lesbe: Die AFD-Vorsitzdende Alice Weidel Foto: Annegret Hilse/reuters
Am 7. Juli verbrannten drei Rechte nach einer Veranstaltung des rechtsextremen Verlags Compact in Dresden eine Regenbogenflagge. Damit sagten diese Männer, einer war der ehemalige AfD-Chef von Sachsen-Anhalt, ganz klar, was sie nicht wollen: Eine Gesellschaft, in der alle nach ihrer Façon selig werden dürfen. Denn bei ihrer Attacke machten sie auch Witze über die LGBT-Community. Compact, lange vom Verfassungsschutz beobachtet, wurde in dieser Woche übrigens verboten.
Am selben Tag wie in Dresden skandierten Anhänger der AfD im sächsischen Freiberg bei einer Kundgebung die verbotene Naziparole der SA „Alles für Deutschland“. Björn Höcke wurde bereits zwei Mal verurteilt, weil er die Parole in seine Reden einbaute. Jetzt also brüllt der rechte Mob den Nazi-Spruch.
Die Moderatorin der Veranstaltung ist irritiert, stockt, und sagt dann: „‚Alice für Deutschland‘, die haben wir dann gleich hier.“ Darauf Gelächter. „Alice“ und „alles“ klingen fast gleich. Weidel, die AfD-Vorsitzende, ist eine der SprecherInnen bei der Veranstaltung. Vor Ort werden AfD-Plakate mit „Alice für Deutschland“ gezeigt.
So entstehen Memes. Denn nun wissen alle: „Alice für Deutschland“ steht für einen ganz anderen Spruch, der die direkte Verbindung zu den Nazis im Dritten Reich herstellt. Wer jetzt „Alice für Deutschland“ sagt, meint genau deren Parole.
Eine nützliche Idiotin in der AfD
Wie die beiden Situationen in Dresden und Freiberg zusammenhängen? Nun, Alice Weidel lebt mit einer Frau in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft. Alice Weidel ist eine Lesbe und gehört der LGBT-Zielgruppe an.
So eine ist in der AfD bestenfalls nützliche Idiotin, bis die Partei ihr Ziel, die Macht, erreicht hat. In ihren Parteiprogrammen steht nichts von queerer Lebensweise. „Gender“ und „Feminismus“ werden gebasht. An erster Stelle steht die Vater-Mutter-Kind-Familie – sofern sie nicht zugewandert ist. Im Programm für die EU-Wahl taucht das Wort „Homosexualität“ ein einziges Mal auf – in einem Zusammenhang, der den Islam diskreditiert. Die Ehe für alle soll es nicht geben. Wer unverheiratet zusammenleben will, kann es tun – aber ohne Rechtsform.
Möglich, dass es nicht notwendig ist, Geschichtsbewusstsein zu haben als Lesbe, besser allerdings wäre es. Vor allem, wenn sich Lesben als Politikerinnen geben.
Weidel profitiert und hölt aus
Dass Homosexuelle, also auch Lesben, heute sichtbar sind in der Öffentlichkeit, ist nicht einfach so gekommen. Es ist das Ergebnis eines langen zivilgesellschaftlichen Kampfes. Von dem profitiert Alice Weidel und lässt gleichzeitig zu, dass das Erreichte von innen wieder ausgehöhlt wird.
Alice Weidel hat nicht dazu beigetragen, dass lesbisches Leben heute normal ist. Aber sie tut alles, damit es zukünftig wieder unmöglich wird
Die Faschisten im Dritten Reich gingen nicht per se gegen lesbische Frauen vor, nur gegen homosexuelle Männer. Lesbische Sexualität schien ihnen womöglich nicht vorstellbar. Trotzdem wurde die lesbische Infrastruktur zerschlagen, Lesben verschwanden aus der Öffentlichkeit, auch wurden einige lesbische Frauen, wenn sie politisch oder jüdisch waren, verhaftet und in Arbeits- oder Konzentrationslager gesteckt. Erst im Zuge der Homosexuellenbewegung in den siebziger Jahren erkämpften sich die Lesben ihre Sichtbarkeit neu.
Alice Weidel, 1979 geboren, hat nichts zu diesem Kampf beigetragen. Wohl aber ruht sie sich darauf aus und lässt sich im gleichen Atemzug vor den Karren einer rassistischen, nationalistischen, ausgrenzenden, Wissenschaft negierenden, Klimawandel leugnenden, antifeministischen Ideologie spannen, die mit Homosexualität nichts am Hut haben will. Schlimmer noch, sie zieht den Karren mit. Sie ist die Frontfrau testosterongeschwängerter Alt- und Jungmänner, deren politische Tagesordnung sich in Hetze und Propaganda erschöpft.
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Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.
Lösungen für die in ihren populistischen Reden stets wiederholten Probleme hat sie keine, wie im „Sommerinterview“ des ZDF etwa deutlich wird. Ihre Ideen sind nur in einer Diktatur denkbar, die Ausgrenzung fördert sowie Zivilgesellschaft und Meinungsfreiheit untergräbt. Und deutsche Frauen wären dann, siehe AfD-Programme, dazu da, deutsche Kinder zu gebären.
Alice Weidel ist eine Schande für die lesbische Bewegung. Sie hat nicht dazu beigetragen, dass lesbisches Leben heute normal ist. Aber sie tut alles, damit das zukünftig wieder unmöglich wird.
Leser*innenkommentare
mats
Warum biedert sich eine lesbische Frau mit Regenbogenfamilie einer Partei an, die Minderheitenhatz und Sündenbockstempeln zugunsten eines faschistoiden völkischen Wahns betreibt?
Ganz einfach: Weil sie das zum Star dieser Blase macht. Mehr Gründe braucht es nicht.
Mondschaf
Es ist alles richtig und ehrenwert, was Waltraud Schwab schreibt. Die Folge ist aber, dass Personen wie Weidel und/oder z.B. Lindner (remember "Nius"/taz), sich für jede ausgelöste Empörung eine Kerbe in den Coltgriff schnitzen.
Axel Schäfer
Die AgD an sich ist eine Schande, Chrupalla, Höcke, Gauland und Krah sind auch eine Schande für binäre weiße Männer, sie sind ein Ata
LeKikerikrit
"Alice Weidel, 1979 geboren, hat nichts zu diesem Kampf beigetragen. Wohl aber ruht sie sich darauf aus und lässt sich im gleichen Atemzug vor den Karren einer rassistischen, nationalistischen, ausgrenzenden, Wissenschaft negierenden, Klimawandel leugnenden, antifeministischen Ideologie spannen, die mit Homosexualität nichts am Hut haben will. Schlimmer noch, sie zieht den Karren mit. Sie ist die Frontfrau testosterongeschwängerter Alt- und Jungmänner, deren politische Tagesordnung sich in Hetze und Propaganda erschöpft."
Das ist Fakt.
Ansonsten darf Frau Weidel, wie jede andere lesbische oder schwule Person auch, tun und lassen was sie möchte, wobei sie sich in ihrem Privatleben alles andere als AfD-konform verhält.
Spricht das nun für die Toleranz innerhalb der AfD? Ich sage nein. Sie wird bei der nächsten und besten Gelegenheit abserviert werden.
warum_denkt_keiner_nach?
Frau Weidel vertritt eine furchtbare Politik.
Aber was hat das mit ihrer sexuellen Orientierung zu tun? Das Eine hat doch nichts mit dem Anderen zu tun.
Oder gibt es Vorschriften, wie sich Lesben zu verhalten haben? Dann bitte veröffentlichen. Ich möchte nicht riskieren, etwas falsch zu machen...
Troll Eulenspiegel
@warum_denkt_keiner_nach? Ja, es gibt "Vorschriften".
Zum Beispiel, sich nicht heuchlerisch zu verhalten. Homosexuell sein, aber Zustände von vor 1945 haben wollen ist ein Widerspruch.
Weidels Parteimitglieder wollen offenbar wieder Zustände und Kriminalisierung, wie im Text ersichtlich ist.
Uns Uwe
Mit Klischees sollte man vorsichtig sein. Der heutige Neoliberalismus akzeptiert nicht nur, sondern fördert in den profitgetriebenen Betrieben und Konzernen geradezu eine identitäre Vielfalt, fast so wie die LGBT-Bewegung - einfach, weil es egal ist, welche sexuelle Orientierung, Hautfarbe, Ethnie oder Herkunft dessen Arbeiter oder Führungskräfte haben, solange diese nur ihre Funktion so ausüben, dass es die Gewinne in die Höhe treibt. Ähnliches gilt für politische oder verwaltende Akteure im Staatsapparat.
Die AfD ist eine dem Neoliberalismus tief verpflichtete Partei. Genau genommen ist das sogar ihr eigentlicher Kern.
Das heißt nicht, dass es dort keine Diskriminierungen gegen bestimmte Gruppen der Bevölkerung mehr geben würde. Aber es sind z.T. andere Gruppen als beim historischen deutschen Faschismus. Die diskriminierten Gruppen sind nämlich austauschbar, solange sie die Funktionen der Sündenböcke zwecks "völkischen Zusammenhalts" erfüllen. Gestern waren das Juden, sexuell abweichende Männer und zum Teil Frauen, Menschen anderer Hautfarbe, etc. Heute sind es eben u.a. Muslime, Umweltaktivisten und kritische Journalisten.
Rechte Diskriminierer sind hier anpassungsfähig.
Jim Hawkins
Tja, die gute Frau Weidel ist eben nicht nur Lesbe, sondern auch Rassistin.
So etwas soll es geben. Eine sexuelle Orientierung macht einen noch nicht zur Heiligen.
Michael Kühnen war in den 80-er-Jahren einer der führenden Neonazis in Deutschland. Und zwar ein eisenharter. Er sagte unter anderem:
"Ohne Lösung der Judenfrage, keine Erlösung der Menschheit“
Und er lebte offen schwul. Er veröffentlichte sogar einen längeren Text mit dem Titel "Nationalsozialismus und Homosexualität".
"Nach 60 Seiten akribischer Argumentation kommt Kühnen zu dem Schluß, daß die Homosexualität - gemeint ist immer nur die der Männer - „weit davon entfernt, eine perverse Entartung zu sein - tatsächlich erst die Kultur– und Staatswerdung der Gattung Mensch ermöglicht hat“.
taz.de/Michael-Kue...taetigen/!1876514/
Troll Eulenspiegel
@Jim Hawkins Kühnen geht davon aus, dass knallharte Männer nur knallharten Männern nacheifern sollen, weil Frauen das schwache Geschlecht seien. Frauenverachtung hoch zehn.
Homosexualität bedeutet aber mehr als nur Stahlarbeiter mit dicken Muskeln. Es bedeutet auch zierliche Personen, heutzutage genannt "Femboys" oder "Twinks", die gerne rosa tragen oder Frauenkleider.
Diese werden rigoros unter den Teppich gekehrt, wie wenn es solche Leute nicht gäbe.
Und dann verdreht dein netter Kühnen den Fakt, dass auch seine "Auserwählten" mit dem rosa Winkel ausgestattet waren. Also diejenigen Männern, die Nazis "lieben dürfen", weil die ja so wild und stark seien und so richtig arisch. Ernst Röhm damals wäre, wenn er nicht vorher gestorben wäre, sicherlich ins KZ gelandet.
Jim Hawkins
@Troll Eulenspiegel Also erstens ist es nicht "mein" Kühnen und ich wollte lediglich aufzeigen das Homosexuelle auch Verbrecher sein können.
Und Röhm ist nicht gestorben, sondern wurde ermordet. Nicht weil er schwul war, sondern weil die SA zu mächtig und zu sozialrevolutinär war.
Chris McZott
Dieser Artikel schadet eher den Anliegen der Lesben bzw. Homosexuellen.
Sie leugnen dass Homosexuelle "Menschen wie du und ich" sind, mit exakt den gleichen Fehlern und Schwächen, und eben dem selben politischen Einstellungen, wie die Mehrheitsbevölkerung.
Damit unterstellen Sie die grundlegende "Andersartigkeit" von Schwulen und Lesben.
Das ist falsch und gefährlich.
Aëlla
@Chris McZott Als Lesbe kann ich in dem Artikel nichts erkennen, wovon ich mich diskriminiert fühle.
Bitte ein Beispiel für ihre Aussage.
Sam Spade
Ein Widerspruch ist nur dann ersichtlich, wenn die Argumentationslinie auf der Perspektive einer Gruppenzugehörigkeit basiert.
Die Liste prominenter homosexueller Rechtsradikaler ist lang. Ebenso wählen auch Afroamerikaner einen Rassisten wie Trump.
Es sind halt verschiedene Aspekte welche die Menschen zu ihren Entscheidungen veranlassen und über die sie ihre Zugehörigkeit definieren. Alice Weidel bildet da keine Ausnahme.
Farang
"Sie ist lesbisch und die Frontfrau der homophoben AfD. Wie geht das zusammen?"
So wie bei jedem anderen Menschen auch 🤷♂️ - man wählt oder arbeitet für die Partei, mit der man die meisten Schnittpunkte teilt.
Sie schreiben es ja selbst, die AfD ist neben homophob auch noch rassistisch, nationalistisch, ausgrenzend, Wissenschaft negierend, Klimawandel leugnen, etc... - da sind anscheinend genügend Unappetitlichkeiten für Frau Weidel dabei die sie sonst nirgends geboten kriegt 😮💨
KatholischerVerbindungsstudent
Es ist immer wieder erstaunlich, daß davon ausgegangen wird, daß nur auf Grund der Sexualität eine bestimmte politische Einstellung als gesetzt angenommen werden kann. Der schwule Sohn "aus gutem Hause" in Berlin-Charlottenburg hat nun einmal mit einem heterosexuellen Wirtschaftsanwalt mehr gemein als mit einem schwulen türkischen Barber aus Berlin-Kreuzberg. Sexualität ist ein kleiner, nicht einmal unbedingt entscheidender Teil der Gesamtpersönlichkeit und der Gesamtidentität - familiäre Herkunft, schulisch-universitäre Bildung, Beruf, Glaube, soziales Umfeld, das sind die entscheidenden Faktoren für die Entwicklung eines (gesellschafts)politischen Standpunktes, nicht aber die Frage, mit wem man Sex hat.
Troll Eulenspiegel
@KatholischerVerbindungsstudent Sollte ein Homosexueller denn nicht ein bisschen sich in der Geschichte rumtümmeln?
Wenn er/sie von Verbrechen liest und denkt: "Ohje, die Nazis haben Homosexuelle verfolgt und hingerichtet!" dann kann doch nur als Reaktion erfolgen: "Ich darf niemals so werden, wie diese Verbrecher damals! Pro Israel! Pro Behinderte Menschen! Pro Ausländer!"
Eigentlich sollte also schon davon ausgegangen werden.
Ardaga
@KatholischerVerbindungsstudent Allein, der Bezug zum - sehr guten danke! - Kurzessay von Waltraud Schwab bleibt mir verborgen.
rero
@Ardaga Echt?
Mir springt er ins Auge.
Frau Schwab erwartet, dass sich Alice Weidel auf Grund der Wahl ihrer Sexualpartnerin in einer anderen Partei engagieren müsste.
KATHOLISCHERVERBINDUNGSSTUDENT meint, bei vielen sind andere Identitäten wichtiger.
Dürfte er recht haben.
Ardaga
@rero Na ja, dem einen der fleissig vor dem Rechner sitzt, springt was ins Auge (bis zu 13 Mal an einem Tag, wie vergangenen Freitag), dem anderen, der nicht so viel Zeit hat, sich dafür Bedenkzeit gestattet, bleibt auch der Sinn der vermeintlichen Nachhilfe verborgen.
Waltraud Schwab will meiner Meinung/Verstehensweise nach darauf hinweisen, dass wer – und sei es nur in einer Facette – zu einer Gruppe gehört, die von einer zweiten Gruppe als unwertes Leben verunglimpft wird, und in jüngerer Geschichte auch schon mal in Vernichtungslager gesteckt wurde (www.dhm.de/lemo/ka...enverfolgung.html), nicht in jener zweiten seine sozialpolitische Heimat haben kann (oder sollte, so kongruent mit sich selbst und solidarisch mit den Runtergemachten und Verfolgten derselben Orientierung).
Das erwarten wir, übrigens, beide, Waltraud Schwab und ich. Und keine süffisant-pseudojoviale Zack-Zack-Besserwisserei.
Nachtsonne
Dazu einige kritische Anmerkungen. Alice Weidel wurde innerhalb der AFD zur Parteivorsitzenden gewählt. Wie ist ist das möglich in einer Partei, die die Regenbogenfahne ablehnt? Zunächst einmal ist die Regenbogenfahne nicht die alleinige Vertreterin der Homosexuellen. Darüber hinaus steht die Regenbogenfahne für mehr als "jeder Möge nach seiner Facon glücklich" werden. Es ist also durchaus möglich, Homosexualität völlig in Ordnung zu finden und gleichzeitig die Regenbogenfahne in ihrer heutigen Bedeutung abzulehnen.
mats
@Nachtsonne Ach so? Und was ist die "heutige Bedeutung" der Regenbogenfahne Ihrer Meinung nach?
fhirsch
@Nachtsonne Es nennt sich "kognitive Dissonanz".
Man_muss_auch_jönne_könne
@fhirsch Aber "Kognition" kann man doch der AfD nun wirklich nicht vorwerfen! Und dann auch noch in Konsonanz mit Dissonanz?
cazzimma
@Nachtsonne Wofür steht die Regenbogenfahne denn sonst, als für die unterschiedlichen Lebensentwürfe?
White_Chocobo
Ich glaube, man kann Weidels Positionierung nur vor einem hochgradig individualistisch-neoliberalen Weltbild verstehen. In diesem geht es in erster Linie um ihren bisherigen und zukünftigen Erfolg und der hat sich gerade_wegen der Ressentiments ggü. der LGBTIQ-Szene eingestellt und das spielt sie eben so lange, wie es geht. Sie zählt sich ja gerade nicht zu dieser Community, deshalb wird sie nicht vor einen Karren gespannt, sondern zieht diesen (wie im Artikel kurz angedeutet) auch und solange deshalb selbst mit, wie es ihr eben nützt.
Die Nationalsozialist:innen haben mMn. vor allem auch deshalb Lesben weniger verfolgt als homosexuelle Männer, weil sich das Lesbische viel einfacher in einer heteronormativen Ideologie einhegen lässt. Das ist auch einer der Gründe, warum hetero-cis-Männer in der Pornografie wenig Probleme mit 'lesbischen' Frauen haben.
Der Text zeigt mMn. deutlich, dass eben nicht alle Schwestern in einem feministischen Sinne sind, sondern manche 'Schwestern' dezidiert Gegnerinnen sind und sich auch als solche sehen.
cazzimma
@White_Chocobo Lesbische Frauen wurden vor allem deshalb im Nationalsozialismus weniger verfolgt, weil weibliche Homosexualität grundsätzlich und bis heute für patriarchale Strukturen weniger bedrohlich erscheint und auch weniger ernstgenommen wird.
Männliche Homosexualität wurde (und wird) quasi als "Verrat" an der Männlichkeit empfunden, von homophoben Leuten, und was Frauen so machen ist tendenziell weniger wichtig.
Man kann das aktuell gerade auch im Fußball sehen, wo in der Öffentlichkeit mit weiblicher und männlicher Homosexualität völlig unterschiedlich umgegangen wird.
Chris McZott
@White_Chocobo "individualistisch-neoliberalen Weltbild" OK.
Ist die römisch-katholische Kirche, mit ihrer auffällig schwulen Priesterschaft, eigentlich auch eine "individualistisch-neoliberale" Organisation.
Und wie ordnen Sie eigentlich den schwulen SA-Chef Ernst Röhm ein?
gyakusou
Ich finde es nicht so schockierend, dass auch Schwule und Lesben konservativ denken und wählen und sogar ganz Rechtsaußen aktiv sein können.
Bei einer Umfrage der männer* Redaktion Anfang des Jahres, bei der Nutzer der Datingplattform ROMEO teilnahmen, landete die AfD auf Platz 1.
Menschen aus der LGBT-Community sind nicht Single Issue Voters und haben bei bestimmten Themen teilweise andere Ansichten als linke Parteien, denen man sie aus dem Bauch heraus eher zurechnen würde.
Genauso sind die Leute immer wieder davon überrascht, dass viele Einwanderer/Latinos/Schwarze in den USA Trump und seinen Republikanern ihre Stimme geben.
Einar Loftsson
@gyakusou Ja ich verstehe auch nicht wieso man als homosexueller nicht auch rechtsradikal sein könnte: Pim fortyn, Jörg Haider, Ernst Röhm, die NSU Uwes und viele andere lassen grüßen.
DiMa
Ich finde es immer wieder höchst konträr, wenn sogenannte Feminisitinnen anderen Frauen vorwerfen, wie sie sich richtig zu verhalten haben. Was frührer das Patriarchat war ist heute das Matriarchat. Das ist übrigens eine Entwicklung, die es nur unter Frauen zu geben scheint. Mir ist nicht bekannt, dass es solche Anwürfe unter homosexuellen Männern gibt.
In der Sache selbst wird doch eher andersherum ein Schuh draus. Seht her, wie weit es mit der Gleichberechtigung steht; auch Lesben dürfen ranghohe NeonazisInnen sein.
gyakusou
@DiMa Ich finde es auch immer wieder erstaunlich, wie unterschiedlich Männer und Frauen behandelt werden, selbst innerhalb vermeintlich progressiver Gruppen wie der LGBT-Community.
Oliver Korn-Choodee
"Homopolitik der AfD"
Echt jetzt? - Homopolitik?!
Was soll das denn bitte sein, liebe taz?
Diskriminierender könnte es die AfD nicht formulieren!
Aëlla
@Oliver Korn-Choodee Was soll an dem Begriff diskriminierend sein? Manche Kommentare lassen mich ratlos zurück.
Zitat: "Homopolitik bezieht sich auf politische Maßnahmen und Diskussionen, die sich mit den Rechten und der Gleichstellung von homosexuellen Menschen befassen."