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Verteidigung gegen Russlands AngriffeWie es um die Ukraine steht

Die Ukrai­ne­r:in­nen wehren sich beharrlich gegen die russische Invasion, trotz nachlassender Kräfte. Wie geht es weiter?

Training für den Nahkampf: ukrainische Soldaten bei der Ausbildung in der Nähe von Charkiw Foto: Vyacheslav Madiyevskyy/reuters

Wie ist die Lage an der Front?

Der Fall der Kleinstadt Awdijiwka Mitte Februar war eine schwere Niederlage für die Ukraine, seitdem rückt Russland langsam, aber stetig vor. Die Situation an der 1.500 Kilometer langen Front, da sind sich alle Militärexperten einig, ist für die Ukraine zurzeit extrem schwierig. Russland will den Gegner mit einer „1.000-Schnitte-Taktik“ mürbe machen. Statt einem Großangriff an einer Stelle sollen die ukrainischen Kräfte durch eine Vielzahl kleiner Operationen aufgerieben werden.

Franz-Stefan Gady ist ein unabhängiger Militärexperte, der seine Analysen des Kriegsgeschehens immer auch auf eigene Recherchen an der Front stützt. Anfang März war er zuletzt in der Ukraine. Er hat Artilleriesoldaten besucht, Verteidigungsstellungen besichtigt, viel Zeit mit Drohneneinheiten verbracht. Gady warnt davor, dass es zu einem umgedrehten Charkiw-2022-Szenario kommen könnte. Im Herbst 2022 war die russische Frontlinie im Raum Charkiw kollabiert. Die Ukraine konnte damals innerhalb weniger Tage über 12.000 Quadratkilometer ihres Territoriums befreien. Jetzt könnte es in die andere Richtung gehen.

Das Zusammenkommen von drei Defiziten der Ukraine bereite ihm Sorge, sagt Gady. „Der Ukraine mangelt es an Munition, Soldaten und durchgängig gut ausgebauten Verteidigungsanlagen.“ Zurzeit habe Russland bei der täglich verschossenen Artilleriemunition einen Überhang von fünf zu eins, an manchen Frontabschnitten sechs zu eins. Dies sei aber noch nicht kriegsentscheidend, sagt Gady. In der Frühphase des Kriegs lag das Verhältnis auch schon mal bei zehn zu eins zugunsten Russlands.

wochentaz

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Es kommen weiterhin Munitionslieferungen an, teils auch erste Lieferungen aus einer tschechischen Munitionsinitiative. Das Ausbleiben der US-Hilfe, die die Republikaner im Kongress blockieren, macht sich aber immer schmerzhafter bemerkbar.

Die Ukraine setzt deshalb stark auf Angriffe mit kleinen, einfachen Drohnen, die per Kamera und Fernsteuerung von einem Piloten ins Ziel gelenkt werden. Durch russische Störsender werden viele Drohnen aber schon vorher zum Absturz gebracht. „Es gibt ein falsches Bild, das durch Drohnenvideos entsteht, die über ukrainische und russische Kanäle ausgespielt werden“, sagt Gady. „Die Trefferquote dieser Drohnen ist niedriger, als man durch die sozialen Medien glauben würde – und wenn, ist die Wirkung oft nicht so groß. Auf absehbare Zeit werden sie nicht die Artillerie als dominante Waffe auf dem Schlachtfeld ersetzen können.“

Schwerwiegender noch als der Munitionsmangel sei der Mangel an Soldaten. Bisher zögern Präsident Wolodymyr Selenskij und das Parlament, ein neues Gesetz zur Mobilisierung zu verabschieden. Gady sieht da einen Wettlauf gegen die Zeit: „Würde das jetzt beschlossen und abgesegnet werden, würden drei bis fünf Monate oder vielleicht sogar mehr Zeit vergehen, bis dann wirklich neue Soldaten an der Front wären. Wir reden hier von Spätsommer, Frühherbst, bis dann zusätzliche Verbände zur Verfügung stehen.“ Die Gefahr sei groß, dass in der Zwischenzeit auf ukrainischer Seite durch weitere Tote und Verwundete größere Lücken in der Frontlinie entstehen.

Auch bei den ukrainischen Verteidigungsstellungen sieht Gady Probleme. Es gebe Stellen an der Front, wo diese massiv ausgebaut seien. Aber auch Stellen, an denen erst jetzt damit begonnen werde, eine zweite und dritte Verteidigungslinie zu errichten.

Der Zusammenbruch der Front stehe nicht direkt bevor, sagt Franz-Stefan Gady. Wenn die Defizite aber nicht angegangen würden, könnte es im Sommer oder Frühherbst zu einer Situation kommen, bei der Russland ein größerer Durchbruch gelingen könnte. Jan Pfaff

Wie ist die Stimmung in der Bevölkerung?

Typische Morgennachrichten in der Ukraine. Irgendwo wurde Luftalarm gemeldet. Schreckliche Explosionen in Charkiw, Krywyj Rih oder Saporischschja. Jede Nacht feuern die Russen Raketen und Shahed-Drohnen auf ukrainische Städte ab. Täglich werden Zivilisten durch Angriffe getötet.

Da ist der Terror, da sind all die Nachrichten von Leid. Wenn ihre Armee ein russisches Kriegsschiff versenkt, ein Flugzeug abschießt oder eine russische Ölraffinerie angreift, hellt sich die Stimmung der Mehrheit der Ukrai­ne­r*in­nen aber auf. Dieses Wechselbad der Gefühle geht nun schon in das dritte Jahr. Besonders augenfällig ist das in sozialen Medien.

Op­ti­mis­t*in­nen erinnern sich daran, dass am Vorabend der groß angelegten Invasion – im Dezember 2021 – nur 39 Prozent der Ukrai­ne­r*in­nen zuversichtlich im Hinblick auf die Zukunft des Landes waren. Im Mai 2022 gab es trotz der völkermörderischen Aktionen der Russen 88 Prozent Optimist*innen. Im November 2023 sank ihre Zahl auf 77 Prozent, was für einen Krieg immer noch ein unglaublich hoher Wert ist.

Im ersten Jahr der Invasion herrschte unter äußerst schwierigen Bedingungen ein bedingungsloser Optimismus. Im zweiten Jahr war eine zunehmende Bereitschaft zu Zugeständnissen aufgrund unerfüllter Erwartungen und der schwankenden Positionen des Westens festzustellen.

Daten des Kyjiwer Internationalen Instituts für Soziologie (KMIS) zeigen: Eine Mehrheit der Ukrai­ne­r*in­nen glaubt immer noch an den Sieg – im Februar waren 60 Prozent definitiv davon überzeugt. 73 Prozent der Ukrai­ne­r*in­nen sind bereit, den Krieg so lange wie nötig zu ertragen, aber 72 Prozent (Stand: Februar 2024) akzeptieren die Suche nach einem diplomatischen Weg zur Beendigung des Kriegs. Gefragt wurde konkret nach Verhandlungen, nicht nach Zugeständnissen gegenüber Russland.

Vor dem Hintergrund der russischen Offensive im Osten und der Raketenangriffe auf die Infrastruktur fällt es den Menschen aber schwer, die andauernde Debatte im Westen über die Lieferung von Langstreckenwaffen und andere Hilfe zu verstehen. Trotz der täglichen Angriffe auf ihre Städte soll die Ukraine den Grad der „Konflikteskalation“ berücksichtigen. Die Vereinigten Staaten wollen nicht, dass die Ukraine russische Ölfabriken angreift, sie stellen keine Atacms-Raketen zur Verfügung und die 60-Milliarden-Dollar-Hilfe wurde sechs Monate lang ausgesetzt. Bundeskanzler Olaf Scholz sagt, Wladimir Putin dürfe nicht gewinnen. Aber die Taurus-Raketen sind immer noch nicht in der Ukraine.

Bisher hat kein einziger Politiker oder General in der Ukraine eine Antwort auf die Frage gefunden, wie man unter solchen Bedingungen überleben kann. Juri Konkewitsch, Luzk

Wie sieht es mit der Unterstützung aus?

Aggressor Wladimir Putin scheint nach seiner Machtsicherung mittels Scheinwahlen nun mit neuer Härte gegen die Ukraine vorzugehen. Die Hauptstadt Kyjiw blieb zuletzt rund sechs Wochen lang von heftigeren Raketenangriffen verschont. Bis zum Ende dieser Woche. Dutzende Menschen wurden nämlich bei massivem russischen Raketenbeschuss verletzt, etliche Wohngebäude zerstört.

Das Beispiel zeigt eindrücklich: Die Ukraine hat keine Zeit zu verlieren. Zeit, die sich vor allem der stärkste Verbündete – die USA – derzeit nimmt. Seit Wochen hängt ein 60 Milliarden US-Dollar schweres Hilfspaket an Waffen für die Ukraine im Kongress fest, blockiert durch die Republikaner. Wann es auf die Tagesordnung kommt, ist völlig offen. Vermutlich wird es zum Dauerkampf­thema im Vorfeld der US-Wahlen. Auf dem Rücken der Ukrainer*innen.

Seit Wochen appelliert Präsident Selenskij von Washington über Brüssel bis Berlin an die Unterstützerstaaten, bei ihren Hilfen nicht nachzulassen. „As long as it takes“ – dieser Satz erscheint farbloser denn je. Auch größere Teile der EU-Staaten halten sich bei der Unterstützung sehr zurück. Ausnahmen sind die baltischen Staaten, Polen sowie die Nato-Neumitglieder Schweden und Finnland. Fällt Kyjiw, sind auch sie selbst unmittelbar bedroht. Allein durch ihre geografische Nähe.

Zeit ist der entscheidende Faktor bei der Unterstützung, denn jedes Zögern nutzt Russland, auf dem Boden Fakten zu schaffen. Die entschiedenen Unterstützer setzen auf eigene Bündnisse im Bündnis. Und auf Geldgeber wie Deutschland und Frankreich.

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) kündigte gemeinsam mit seinem polnischen Amtskollegen in Warschau in dieser Woche eine Initiative für die Ausbildung ukrainischer Sol­da­t:in­nen an, im Militärsprech „Fähigkeitskoalition“ genannt. Allerdings soll diese erst im Sommer kommen. Auch eine mittelfristige Raketenkoalition ist geplant – initiiert vom wiederbelebten Weimarer Dreieck, bestehend aus Polen, Frankreich und Deutschland. Die Planungen laufen erst an. Auch das wird also dauern, obwohl Polen Druck macht.

Schnellere Entwicklungen gibt es bei Munitionslieferungen. In Ramstein kündigte Pistorius am Dienstag an, 10.000 Schuss aus deutschen Bundeswehrbeständen sollten in Kürze kommen. Die tschechische Initiative von 800.000 Granaten kommt nach und nach. Deutschland will sie mitfinanzieren, Dänemark plant seine gesamte Artilleriemunition an die Ukraine zu übergeben. Die estnische Ministerpräsidentin Kaja Kallas will 0,25 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für die Verteidigung der ukrainischen Armee einplanen.

Deutschland wird von vielen allerdings als unsicherer Kantonist gesehen. Den Marschflugkörper Taurus will Kanzler Scholz weiter nicht liefern, und jetzt sorgte SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich mit seinem Gedankenspiel, den Krieg doch „einzufrieren“, für erhebliche Irritationen. Nicht nur im politischen Berlin, sondern vor allem auch außenpolitisch. Wie groß die Verstimmung bei internationalen Partnern ist, bekam Verteidigungsminister Pistorius bei seinem Besuch in Warschau zu spüren. „Ungünstig“ nannte Amtskollege Władysław Kosiniak-Kamysz den Vorstoß.

Pistorius distanzierte sich vor Ort von Mützenichs Äußerungen und wollte die Debatte mit einem „Das würde Putin nur in die Hände spielen“ beenden. Für die „Einfrier-Variante“ gibt es derzeit weder auf ukrainischer noch auf russischer Seite Akzeptanz, da waren sich in Warschau alle Militärvertreter einig. Man betonte lieber die enge Kooperation zwischen Deutschland und Polen bei Panzerlieferungen.

Innenpolitisch unterzieht sich die Ampelkoalition mit ihrer Haltung zur Ukraine einem Stresstest, der erneut Zeit kostet. Pistorius und auch die Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) müssen nun beweisen, dass die deutsche Unterstützung für die Ukraine doch ungebrochen ist. Tanja Tricarico

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34 Kommentare

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  • Ich denke, Waffen müssten nicht das Problem sein. Wenn der Westen kräftig produziert kann hier viel geholfen werden. Langfristig sehe ich das Problem bei den Soldaten. Hier hat Putin eindeutig mehr Ressourcen. Wenn also der kritische Punkt erreicht werden sollte ist es zu spät für Verhandlungen, dann Bahn frei für Putin. Oder französische bzw.Nato-Gruppen.

  • Ich bin mal gespannt, ob mein Kommentar zugelassen wird.



    Aber wer sich auf den Westen verlässt, der kann leicht verlassen sein.



    Südvietnam als Beispiel. Auf einmal doch nicht wichtig.



    Afghanistan? Gleich zweimal. Da haben sie die UdSSR besiegt. Oh, Aufbauhilfe? Wer braucht denn sowas. Und dann 2021: Erst ganz wichtig. Dann: Ach, dann doch egal. Und weg war der Westen und hat nicht mal seine Helfer evakuiert.



    Und die Ukraine scheint mir für viele auch nur ein Vehikel zu ein, um Putin zu stürzen oder Russland zu schwächen.



    Sobald der Zweck erfüllt ist oder nicht mehr erreichbar ist, wird die Ukraine fallen gelassen.



    So schätze ich ungefähr den Westen ein.

  • Wenn man ein Land militärisch in einem konventionellen Krieg unterstützt, dann sollte es nicht an Bedingungen geknüpft sein, wie dieses Land den Krieg zu führen hat. Das ist halbherzig. Wenn die Ukraine vom Westen gelieferte Langstreckenwaffen nutzt um die Krimbrücke zu zerstören oder Nachschubwege auf russischen Territorium anzugreifen, so ist das eine souveräne Entscheidung der ukrainischen Führung. Sie trägt dafür die Verantwortung. Nicht der Lieferant. Und selbst wenn Russland das anders sieht, sollte es bei den Überlegungen keine große Rolle spielen. Bisher wird der Krieg einzig auf dem Rücken der Ukrainer*innen ausgetragen und daher sollte man ihnen auch den größtmöglichen Handlungsspielraum zubilligen und nicht erst bei jeder neuen Lieferung monatelang eruieren und hin und her debattieren, ob man dadurch zur Kriegspartei wird.

    Der Konflikt ist eh in der Welt und ob er sich über die Ukraine ausbreiten wird, liegt in der Hand des Aggressors. Nicht bei den Ukrainer*innen oder deren Bündnispartnern.

    Und wenn jemand der Meinung ist, eine konkrete Lösung für einen dauerhaften Frieden parat zu haben, dann soll er sich doch auf dem diplomatischen Parkett dafür einsetzen. Aber bitte keine "Scheindiskussionen" in der Öffentlichkeit führen und konzeptlos ins "Blaue hinein" philosophieren.

    Und jeder der Protagonisten weiß doch, dass immer mehr Waffenlieferungen nicht der Lösung letzter Schluss sein können, nur derzeit ist es das einzig Machbare, um die Ukraine in ihrem Abwehrkampf zu unterstützen.

    Deswegen kann ich auch das Anliegen von AFD oder BSW nicht verstehen, keine Waffen mehr zu liefern. Zumal sie nicht ansatzweise über einen realistischen (bedeutet in diesem Sinne, akzeptabel für die Ukraine und Russland) Plan verfügen um überhaupt die Kampfhandlungen einzustellen, von der Lösung des Konfliktes ganz zu schweigen. Und ich frage mich jedesmal aufs Neue, was das ware Anliegen dieser Parteien ist?



    Das Wohl der Ukrainer werden sie eher nicht im Sinn haben.

    • @Sam Spade:

      "Wenn man ein Land militärisch in einem konventionellen Krieg unterstützt, dann sollte es nicht an Bedingungen geknüpft sein, wie dieses Land den Krieg zu führen hat."

      Umgedreht wird ein Schuh draus. Wenn man ein Land unterstützt, muss man sicherstellen, dass es Bedingungen einhält. Bedingungslose Unterstützung ist dumm und unverantwortlich.

    • @Sam Spade:

      Nur zu Ihrem letzten Absatz:

      Natürlich haben AfD und BSW nicht das Wohl der Ukrainer im Sinn.

      Beides sind deutsche Parteien.

      Dementsprechend haben sie das Wohl der Deutschen im Sinn, oder zumindest deren Interessen und deren politischer Wille.

      Letzterer ist vielfältig, die anderen beiden Punkte bedürfen der Auslegung.

      Es gibt gar nicht so wenige Menschen in diesem Land, die auf Deivel komm raus Friedensverhandlungen wollen.

      Im Zweifelsfall soll die Ukraine wohl kapitulieren.

      Ich teile diese Position nicht.

      Aber es ist gut, wenn diese Meinung sich im politischen Spektrum wiederfindet.

      Sie ist nicht per se illegitim.

      Wenn es die AfD und das BSW nicht gäbe, musste man sie erfinden.

      Selbst wenn beide Parteien Spenden aus Russland erhalten würden, würde das aus meiner Sicht gelten.

      Was soll denn bitte das "wahre Anliegen" irgendeiner Partei sein?

      Es ist der Job einer Oppositionspartei in einer Demokratie, die Regierung kritisch zu begleiten.

      (Bei einem der Kriegsparteien für dortige Fakewahlen Legitimationen zu verteilen, gehört dann aber nicht mehr zu dem Job einer Oppositionspartei.

      Aber das fand ja nun wohl schon in der AfD nicht jeder gut.)

  • Schön, dass es zunehmend auch Beiträge in den Kommentaren gibt, die nicht nur in der Fortsetzung das Krieges die Lösung für die Ukraine sehen, sondern Gedanken zur Beendigung duch Verhandlungen - nicht Kapitulation - diskutieren.

    • @KielerSprotte:

      Noch schöner wäre es, wenn sie und ihre "Mitstreiter" sich bequemen würden, die Kommentare etwas produktiver zu begleiten und in konkreter Form schildern würden, auf welcher Basis und unter welchen Voraussetzungen Verhandlungen stattfinden und was sie zum Inhalt haben könnten. Je konkreter und realitätsbezogener desto besser.

      Denn mir fehlt ehrlich gesagt die Vorstellungungskraft, auf welche Weise in der derzeitigen Lage, Verhandlungen überhaupt möglich sein sollten.Da bräuchte ich einige Inspirationen.

      Ich erinnere hier an meinen letzten Einwand bezgl. der Verhandlungsmasse, den sie lapidar kommentierten mit dem Satz (Gedächtniszitat) " ist es nicht Verandlungsmasse genug, dass das Morden beendet wird". Mit solchen Antworten kann man nicht arbeiten. Zu unpräzise, zu dürftig und nicht konstruktiv. Und das zieht sich wie ein roter Faden durch die Kommentare der Befürworter von Verhandlungen.

      Dafür sein ist einfach, wer wäre nicht dafür, aber wenn es dann darum geht Wege aufzuzeigen und diese noch zu präzisieren, wird es schon schwieriger.

      Ich lasse mich überraschen. Vielleicht sind sie ja in der Lage und willens vorzulegen.

  • Danke für diesen Artikel und die drei Perspektiven!



    Gemeinsam ist den Aussagen, dass es momentan nicht gut um die militärische Situation der Ukraine steht.



    Es ist aber auch interessant, dass es widersprüchliche Ansichten gibt.



    Das sollte auch in der Diskussion hierzulande möglich bleiben.



    Einerseits wird der Vorstoß Mützenichs kritisiert.



    Das z.B. von Polen.



    Polen stellt allerdings auch kein einheitliches Bild zu Ukrainepolitik dar: Seit langem protestieren polnische Bauern gegen die Einfuhr ukrainischer Produkte und blockieren die Grenzübergänge.



    Der polnische Außenminister kann sich polnische Bodentruppen vorstellen, der Verteidigungsminister nicht.



    Eine interessante neue Informationen zu Mützenichs Vorschlag, über Alternativen zu bloßen Waffenlieferungen nachzudenken, kommt direkt aus der Ukraine: 72 % der BürgerInnen können sich, nach der zitierten Umfrage, eine diplomatische Suche nach dem Ende des Konflikts vorstellen.

  • Wir müssen helfen, dass verhandelt wird. Je eher, desto besser.

    • @Frankenjunge:

      "Wenn mit Hilfe allerdings AUSSCHLIESSLICH ein Mehr an Waffen- und Munitionslieferungen gemeint sein sollte, berücksichtigt das nicht, dass es dafür auch immer genügend Menschen braucht, die im Dreck der Schützengräben liegend, unter Einsatz ihres Lebens die Waffen bedienen." Und um genau das zu vermeiden, werden die weitreichenden Waffen wie die Taurus benötigt, die es erlauben, den russischen Nachschub abzuschneiden bzw. zu zerstören, ohne sich dabei zu opfern.

    • @Frankenjunge:

      Was in Konsequenz bedeutet, der Ukraine alles zu liefern, was sie braucht, um die russischen Truppen soweit zu schwächen, dass Verhandlungen auf Augenhöhe möglich sind. Aus einer Position der Schwäche in Verhandlungen zu gehen (wenn diese denn überhaupt von der russischen Seite gewollt wären) wäre Unsinn.

    • @Frankenjunge:

      Also free the Taurus?

    • @Frankenjunge:

      Wie soll das gehen wenn Putin nicht verhandeln will?

      • @schnarchnase:

        Natürlich kann Putin, der einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg vom Zaun gebrochen hat, nicht gerade unterstellt werden, dass er ein integerer "Partner" ist und das ist " vorsichtig formuliert".



        Allerdings hat Putin, in den letzten 6 Wochen, zweimal seine Bereitschaft zu Verhandlungen geäußert.

  • Es hilft nix, wir müssen helfen um uns selbst zu helfen. Da hilft auch keine Alternative Sicht der Putinknechte.

    • @vieldenker:

      Nun weiß ich nicht, wen sie mit "Putinknechten" meinen - allerdings glaube ich, dass verbale Abrüstung in deutschen Kommentarspalten schon mal ein wichtiger Schritt zu einem friedlicheren Miteinander im eigenen Landund wäre.

      Gegen Hilfen für die von Russland angegriffene Ukraine hat wohl kaum jemand etwas einzuwenden.

      Wenn mit Hilfe allerdings AUSSCHLIESSLICH ein Mehr an Waffen- und Munitionslieferungen gemeint sein sollte, berücksichtigt das nicht, dass es dafür auch immer genügend Menschen braucht, die im Dreck der Schützengräben liegend, unter Einsatz ihres Lebens die Waffen bedienen.

      Die hohe Zahl, der bisher getöteten oder schwer verwundeten Ukrainischen Soldaten macht deutlich, dass der Ukraine irgendwann schlicht das "Menschenmaterial" ausgehen wird.



      Diese Formulierung mag zynisch klingen, spiegelt aber ehrlicher wider, dass jede Medaille zwei Seiten hat.

      Mag ja sein, dass es gute Gründe gibt in Europa die Rüstungsproduktion hochzufahren um so auch die Ukraine besser unterstützen zu können.

      Es führt unweigerlich in eine Sackgasse, wenn wir das ganze Thema auf einer rein technischen Ebene abhandeln ohne dabei AUCH im Blick zu haben, dass allein dadurch das tägliche Sterben und Leiden kurzfristig nicht beendet werden kann.



      Von einer dauerhaften friedlichen Lösung mal ganz abgesehen.

      Alternative Sichtweisen - egal von wem - können da sehr hilfreich sein.

      • @Bürger L.:

        Natürlich ist die notwendige Hilfe kein rein (waffen-) technischer Vorgang, sondern in erster Linie ein klares Bekenntnis zur uneingeschränkten Souveränität der Ukraine- unabhängig von den waffenstarrenden kolonialen Ansprüchen ewiggestriger russischer Machtphantasten. Genau diese Solidarität ist es, die Wagenknecht und die anderen vorgeblichen Alternativen vermissen lassen. Russland hatvschlicht und ergreifend kein (Völker-) Recht zur territorialen Aggression gegenüber seinem Nachbarstaat. An dem Punkt gibt es nichts zu verhandeln, sondern nur zu bewegen. Da geht es nicht um Salonsozialismus, oder Nostalgie der ehemaligen Internationale, sondern um die notwendende Entwicklung zu einem gut nachbarschaftlichen Miteinander.

        • @vieldenker:

          Sie beziehen sich auf meine Antwort und schreiben über Wagenknecht und Salonsozialisten.... den Zusammenhang mit dem von mir geschriebenen verstehe ich nicht.

          Außerdem schreiben sie über Recht, Unrecht und Völkerrecht... bezüglich der Einordnung des Russischen Überfalls sind wir vermutlich sogar ähnlicher Meinung.

          Ich habe allerdings auf einer ganz anderen Ebene geantwortet auf der es konkret um die Menschen in der Ukraine geht.... und da gilt nunmal unabhängig von Recht oder Unrecht,,so bedauerlich das auch ist:



          Tot ist tot und verwundet an Leib und Seele lässt sich auch nicht mehr kämpfen.



          Man kann sich ja vieles wünschen, aber die Grenzen des Machbaren ändern sich dadurch nicht.

          • @Bürger L.:

            Die Grenzen des Machbaren sind oftmals andere, als man von außen meint. Sonst wären die Sowjetunion, der Warschauer Pakt und die Berliner Mauer nicht Geschichte. Von daher würde ich es für vermessen halten, den Menschen in der Ukraine unsere notwendigerweise auch begrenzte Sicht als vermeintlich einzigen Heilsweg vorzugeben. Das haben wir vielleicht schon zu lange, auch aus Eigeninteresse versucht - und manche Multiplikatoren machen das nach meiner Einschätzung immer noch. Warum auch immer.

      • @Bürger L.:

        Danke! Gerade das "Menschenmaterial" ist snscheinend vielen völlig egal. Sie liegen ja nicht im Schützengraben.

    • @vieldenker:

      Ich finde Diffamierungen immer unpassend, auch wenn ich das aus Mangel von Argumenten durchaus nachempfinden kann. Trotzdem finde ich es befremdlich, dass Sie gefühlt in jedem dritten Beitrag auf Wagenknecht Bezug nehmen.

      • @Alexander Schulz:

        Putins fünfte Kolonne ist halt überall präsent. Auch hier bei der Taz und in den Kommentaren verfängt das Märchen das Putin nur an den Verhandlungstisch gebeten werden müsste um einen stabilen Frieden zu erhalten. Obwohl das mit der Realität nichts zu tun hat.

        • @schnarchnase:

          Diese unpassende Diffamierungen entstehen vielfach auf Grund fehlender Argumente. Natürlich habe ich dafür ein gewisses Verständnis. Trotzdem würde ich mir wünschen, dass Menschen, die hier leben mehr die Pluralität und Meinungsvielfalt schätzten würden. Dass das keine Stelverständlichkeit ist sieht man ja zb sehr gut bei unserem großen Nachbarn im Osten: Russland.

      • @Alexander Schulz:

        Ich finde es auch befremdlich, dass Sie in fast jedem Beitrag versuchen die Positionen von Sahras Bündnis schön zu schreiben, indem Sie allen anderen mangelnde Argumente unterstellen .

        • @vieldenker:

          Nehmen wir Mal an es wäre so; das ist also Ihre Begründung für Diffamierung und unsachliche Argumentation?

          • @Alexander Schulz:

            "Nehmen wir Mal an es wäre so; ..."

            Es ist exakt so. Sie haben in zahlreichen Beiträge völlig faktenfrei SW zu einer Putinkritikerin stilisieren wollen.

            Sie vertreten hier konsequent die Linie AfD-BSW. Das dürfen Sie auch, denn es ist Teil der Meinungsfreiheit. Sie darauf hinzuweisen, ist aber weder diffamierend noch unsachlich.

            • @Schalamow:

              Haben Sie überhaupt den Ausgangspost gelesen, wenn ich fragen darf? Diese fehlende Differenziertheit kritisiere ich ja immer wieder. Sie äußert sich auch in der Gleichsetzung von BSW und AFD. Und so zu tun als wenn ich BSW konsequent vertrete ist auch falsch. Ich weise lediglich darauf hin, dass die Thesen zutreffenden sind als die von den "Falken". Das ich persönlich den Thesen von den Moderaten wie zb Mützenich am nächsten stehe, sollte eigentlich an Hand meiner Beiträge deutlich sein.



              Das natürlich auch die Moderaten vielfach verleumdet werden ist zwar traurig, aber verständlich, wenn einem die plausiblen Argumente ausgehen.



              Ich persönlich unterstelle trotzdem den meisten Bürgern (ausser den Anhängern der AFD) eine gute Intention; übrigens auch Ihnen!

              • @Alexander Schulz:

                Nein, so einfach, wie Sie sich das machen ist es nicht. Da gibt es nicht die bösen Falken und die guten Moderaten. Das ist einfach nur ein untauglicher Versuch der moralischen Diskreditierung.

                • @vieldenker:

                  Mir fehlt der Zusammenhang bei Ihrem Beitrag.



                  Sie beziehen sich nicht auf meinen Beitrag wo ich auch den "Falken" in der Regel eine gute Intention unterstelle, oder?

  • Es ist schon sehr realitätsfremd, denn mit Abstand größten Unterstützer der Ukraine, nämlich Deutschland, als unsicheren Kantonisten zu bezeichnen. Der Artikel ist schon sehr einseitig, wenn Polen und Finnland, wie auch die baltischen Staaten als Unterstützer gelobt werden, dazu aber Deutschland keines Wortes gewürdigt wird.



    Wenn das international so gesehen wird, dann sollten wir uns das Geld gefälligst sparen.

    • @KritikderreiunenVernunft:

      Relativ zum BIP investieren die Staaten die als nächstes dran sind am meisten in die Hilfe der Ukraine und in ihr Militär. Deutschland tut absolut einiges aber gemessen am BIP und den weltfremden Debatten bzw. Scholzs Zögerlichkeit und Lindners Schuldenbremse lassen nichts gutes erahnen.

    • @KritikderreiunenVernunft:

      Da ist was dran.



      Auch wenn Deutschland bisher nur an Platz Zwei der militärischen Unterstützung stand, wir führen sie fort, während die USA ausfallen.



      Dennoch ist die Annahme, wir könnten ohne die USA den Grad der Unterstützung aufrecht erhalten, nur ein frommer Wunsch.

  • Russland führt diesen Krieg so erfolgreich, weil es von westlichen Kapitalisten und in ihrem Auftrag auch von westlichen Regierungen massiv unterstützt wird!



    Noch heute lassen westliche Kapitalisten in hunderten Betrieben in Russland wichtige Güter für den russischen Markt produzieren. Angeblich vor allem für die Lebensmittel- und Gesundheitsindustrie. Selbst wenn es nur dafür wäre, ist das eine direkte Unterstützung der russischen Kriegswirtschaft, da ja sonst russische Betriebe diese Produkte herstellen müssten. Dank der Profitgier westlicher Kapitalisten können sich also russische Betriebe auf die Kriegsproduktion konzentrieren.



    Zum anderen fließen monatlich viele westliche Milliarden direkt in den Krieg Russlands, die nach wie vor für die enormen Energieexporte Russlands in den Westen gezahlt werden. Angeblich wegen einzuhaltenden Verträge. (Gegenüber einem Aggressor, der sämtliche Verträge gebrochen hat hält man selbst jedes Vertragskomma genauesten ein?) Welch ein Unfug! Es geht einzig und allein um den Profit westlicher Kapitalisten mit billiger Energie.



    Dieser Krieg ist wie viele andere nur das Medium, um Profite in die Kassen von Kapitalisten/ Imperialisten auf beiden Seiten der Fronten zu spülen.



    Leid tun können einem dabei nur die Menschen in der Ukraine und die russischen Soldaten, die für diesen Profit ihr Leben und ihre Gesundheit hergeben müssen und die am Ende nur Not und Elend davontragen.

    • @Tiene Wiecherts:

      Wenn man schon auf die "westlichen Kapitalisten" schimpft, sollte man auch erwähnen, dass sie sich im Zuge der Unterstützung der Ukraine auch eine goldene Nase verdienen.