Einschränkungen von Junkfood-Werbung: Mehr Kinderschutz gefordert
Die FDP blockiert einen Gesetzentwurf. Nun schreiten Organisationen für Gesundheit und Kinderschutz ein.
Das vom Bundesernährungsminister Cem Özdemir (Grüne) geplante Gesetz sieht Einschränkungen bei der Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- oder Salzgehalt vor, die sich vor allem an Kinder richtet. Die Regelungen sollen dazu beitragen, Kinder vor einer ungesunden Ernährung und den Folgen zu schützen.
Aus den Reihen der FDP gab es immer wieder Kritik an dem Entwurf. Die Partei halte die Pläne des Ministers für falsch, erklärte Vizechef Wolfgang Kubicki im Juni der Rheinischen Post. Sie würden nicht helfen, „das eigentliche Gesundheitsproblem, nämlich den Bewegungsmangel der Kinder, zu beheben“, so Kubicki.
Mit dieser Ablehnung stelle sich die Partei „gegen den einhelligen Konsens in der Wissenschaft und unter Fachorganisationen“, heißt es in dem offenen Brief. „Die allgegenwärtige Werbung für unausgewogene Lebensmittel beeinflusst nachweislich die Präferenzen, das Kaufverhalten und das Essverhalten von Kindern in negativer Weise.“
92 Prozent der Werbung vermarktet Junkfood
Unterzeichnet wurde das von der Organisation foodwatch initiierte Schreiben von insgesamt 61 Organisationen, darunter die Deutsche Adipositas-Gesellschaft, der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte, die Bundeszahnärztekammer und das Deutsche Kinderhilfswerk. Würden Kinder und Jugendliche weniger Werbung für ungesunde Lebensmittel ausgesetzt, stärke das die Ernährungsentscheidungen der Familien, heißt es weiter.
Laut einer Studie der Universität Hamburg werden in 92 Prozent der gesamten Werbung ungesunde Lebensmittel wie Fastfood oder Süßigkeiten vermarktet. Der Änderungsvorschlag der FDP, das Werbeverbot auf reine Kindersendungen zu beschränken, würde daher das Ziel verfehlen, so die Verbände. „Kinder schauen nicht nur das Kinderprogramm“, sagt Andreas Winkler von foodwatch der taz. „Große Teile dieser Werbung für Junkfood kommt überall und zu jeder Uhrzeit an Kinder ran.“
„Das BMEL begrüßt die breite Unterstützung und den großen Rückhalt in der Bevölkerung“, schreibt ein Sprecher auf Anfrage. Die FDP gab gegenüber der taz an, bei ihrer Ablehnung von Özdemirs Gesetzentwurf zu bleiben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen