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Streit um GebäudeenergiegesetzWann die Heizung wegmuss

Das Gebäudeenergiegesetz von Wirtschaftsminister Robert Habeck sorgt in der Ampel für Streit und wurde vertagt. Worum es geht – ein FAQ.

Hier kommt Nachschub: In diesem Haus wird mit Öl geheizt. Wie lange noch? Foto: Christian Charisius

Müsste laut GEG je­de:r ab 2024 sofort die Gasheizung austauschen?

Nein. Das geplante Gebäudeenergiegesetz (GEG) besagt, dass jede Heizung, die ab 2024 neu eingebaut wird, zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden muss. Bestehende Heizungen sollen demnach auch nach 2024 betrieben werden, und zwar bis zu 30 Jahre oder bis sie irreparabel kaputtgehen. Ist die Heizung nicht mehr reparierbar, gilt eine Übergangsfrist von drei Jahren. In dieser Zeit dürften Ver­mie­te­r:in­nen neue oder gebrauchte fossile Heizungen einbauen. Danach muss ein nachhaltiges Modell her. In Form von Hybridheizungen, also in Kombinationen mit anderen Heizformen wie Solarthermie oder Wärmepumpen, dürfen Gasheizungen sogar langfristig weiter eingesetzt werden – solange sie sich an die besagte Bedingung halten, dass 65 Prozent der erzeugten Energie aus nachhaltigen Energiequellen stammt. Verpflichtend soll der Heizungstausch ab 2044 sein, dann müssten laut GEG alle Heizungen zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden.

Was würde die Umrüstung auf Wärmepumpen kosten?

Die Anschaffung einer Wärmepumpe kann je nach Typ zwischen 12.000 und 50.000 Euro kosten. Die Betriebskosten schwanken je nach Strompreis und Wärmedämmung des Gebäudes. Bei kleineren, gut gedämmten Häusern liegen die jährlichen Betriebskosten vielleicht bei 200 Euro, bei größeren, schlecht gedämmten Häusern können es mehr als 2.000 Euro werden.

Muss je­de:r den Umbau komplett selbst bezahlen?

Schon jetzt, vor der Verabschiedung des geplanten GEG, gibt es eine sogenannte Grundförderung von 30 Prozent für alle Immobilieneigentümer:innen, die fossile Heizungen gegen neue, klimafreundliche Modelle austauschen. Darüber hinaus soll es bald Klimaboni geben, die den Umbau nochmal 10 bis 20 Prozent günstiger machen. Vom Klimabonus I in Höhe von 20 Prozent profitieren zum Beispiel alle Ver­mie­te­r:in­nen, die ihre Heizung austauschen, obwohl noch gar keine rechtliche Pflicht dazu besteht. Auch Menschen, die Wohngeld, Kinderzuschlag oder Bürgergeld erhalten, sollen diese Förderung bekommen.

Der Klimabonus II, in Höhe von 10 Prozent, soll laut Gesetzentwurf ausgezahlt werden, wenn Ver­mie­te­r:in­nen die fossile Heizung mindestens fünf Jahre vor der 30-Jahre-Frist eintauschen oder Heizungen einbauen, die zu einem besonders hohen Anteil mit erneuerbaren Energien betrieben werden.

Was, wenn man sich eine Wärmepumpe trotzdem nicht leisten kann?

Der Gesetzentwurf sieht zwei zentrale Möglichkeiten vor, um die Kosten abzufedern: Übergangsfristen und Härtefallregelungen. Übergangsfristen ermöglichen es Eigentümer:innen, eine fossile Übergangslösung einzubauen, für den Fall, dass die Heizung nicht repariert werden kann. Diese Übergangslösung darf maximal drei Jahre im Einsatz sein, unter bestimmten Bedingungen auch zehn Jahre. Außerdem soll es die Möglichkeit geben, zinsgünstige Kredite für den Heizungstausch aufzunehmen.

Auch die Härtefallregelungen sollen Ausnahmen ermöglichen – etwa für Menschen, die solche Investitionen aus wirtschaftlichen Gründen trotz Förderungen nicht tätigen können. Oder wenn der Ertrag einer neuen Heizung nicht in angemessenem Verhältnis zur Investition steht. Das entscheiden die Länder nach Einzelfällen. Grundsätzlich von der geplanten Heizungstauschpflicht ausgenommen wären Immobilieneigentümer:innen, die ihre Wohnung oder ihr Haus selbst nutzen und über 80 Jahre alt sind. Erst wenn solche Immobilien die Ei­gen­tü­me­r:in­nen wechseln, etwa bei einer Erbschaft, müssten Öl- und Gasheizungen, die älter als 30 Jahre sind, innerhalb von zwei Jahren ersetzt werden.

Wie viele Menschen wären betroffen?

Laut Statistischem Bundesamt und Umweltbundesamt gibt es in Deutschland 41 Millionen Haushalte, in denen durchschnittlich zwei Personen leben. Fast die Hälfte dieser Haushalte besitzt eine Immobilie. Drei von vier Gebäuden werden aktuell noch mit Erdgas und Heizöl beheizt. Anhand dieser Zahlen kann man schlussfolgern, dass etwa 15 Millionen Haushalte von den geplanten Regelungen betroffen wären und ihre Heizungen umrüsten müssten.

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18 Kommentare

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  • "Ist die Heizung nicht mehr reparierbar, gilt eine Übergangsfrist von drei Jahren."

    Wer will von Seiten des Staates denn in die Keller schauen? Klar, wenn man Zuschüsse haben will, dann schon.



    Bei Neubauten ist eh alles klar.



    Vor ein paar Jahren hat man Pellet-Heizungen noch als umweltfreundlich angepriesen. War wohl ein Schuss in den Ofen!

    Bestimmte Schmierblätter mit den großen Buchstaben machen Stimmung - das ist meist unbegründet.

  • Jetzt gilt es schnell einen (oder besser mehrere) Ü-80-jährigen Menschen zu finden, die pro forma die Eigentümerschaft über das schnuckelige Eigenheim oder das überteuerte Ex-Industrie-Loft übernehmen.



    Auch wer einfach nur eine Verbrennungsofenheizung betreibt, wird bald öfter Seniorenheime besuchen müssen. >;)

  • Die Dänen haben in den Städten die Fernwärmenetze ausgebaut,ich kann mir auch nicht vorstellen, daß in engen Altstädten Wärmepumpen einsetzbar sind,wohin damit?

  • Danke für diese Klarstellungen.!!

    ich kann mich an keine Debatte erinnern (außer bei Corona) bei der soviel Halbwahrheiten, Verdrehungen abwegige Vergleiche und Lügen unterwegs waren, wie jetzt beim GEG.

    Es ist irgendwo zwischen erstaunlich und erschreckend, was so eine Kampagne für Verwirrung und Verunsicherung auslöst.

    Da werden dann die wirrsten Dinge behauptet, gerade so als wenn in Scandinavien andere Gesetze der Physik gelten würden, oder nur Wärmepumpen gaanz schnell kaputt gingen, und das das ja sowieso alles nur Ideologie wäre...OMG.

    Dabei hat kaum eine technische Innovation soviel Einsparpotenzial wie die Wärmepumpe. Das jetzt kaputt zu reden ist scchon irgendwie grenzdebil..Aber gut, wir können das Einsparpotenzial natürlich auch ignorieren, dann müssten wir allerdings zum Ausgleich sofort alle Autos still legen...was.??..das gefällt Ihnen auch nicht..??

    Hinzu kommt, wer sich heute eine Wärmepumpe einbaut, wird in aller Regel über den Einspareffekt ein sehr gutes Geschäft machen..und all diejenigen, die sich jetzt noch schnell eine Gasheizung einbauen, werden sich in spätestens zehn Jahren schwarz (oder gelb) ärgern..

    Das ganze erinnert leider an eine russiche Geheimdienststrategie, bei der soviele Halbwahrheiten in Umlauf gebracht werden, bis keiner mehr durchblickt..weil dann setzt sich eben derjenige mit der "lautesten Stimme" durch, derjenige mit den einfachen Lösungen und der "starken Hand"..

    Naja..nehmen wir es mit Humor und..so hoffe ich..schauen, wenn das allgemeine Gegacker vorbei ist, nochmal was da eigentlich von wem verbreitet wurde und welche Fake-News so im Umlauf waren und wie das die Debatte vom eigentlichen Ziel entfernt hat.

    In diesem Sinne ist dieser Artikel dann schon mal ein guter Anfang..

  • Na ja. Ich glaube nicht dass dieses Gesetz Bestand haben wird. Da stecken zu viele grüne Ideologien drin und das tut Land und Bürger nicht gut!

    • @Gerdi Franke:

      Welche grünen Ideologien meinen Sie genau?

      • @0 Substanz:

        Dass man schlechte Lösungen par ordre du Mufti verordnen kann, weil für die guten Lösungen keine Zeit da war.

        • @u62:

          Was meinen Sie mit schlechter und guter Lösung genau?

  • Wenn drei Viertel der Wohnungen Öl oder Gasheizung haben, dann heißt das das 30 Millionen Wohnungen betroffen sind. Dafür ist es doch unerheblich ob Miete oder Eigentum.



    Dieser Anteil dürfte im Osten sogar noch höher sein, da die meisten nach der Wende in den 90er saniert und die Heizung gewechselt haben (auf Öl und Gas). Die sind jetzt alle fällig und müssen sowieso gewechselt werden. Jetzt wird es nur noch teurer. Daher ist auch der Unmut im Osten höher.



    Keine Frage, der Wechsel zu Erneuerbaren ist mehr als überfällig, aber so wie es gerade angefangen wird, treibt man Viele direkt zur AfD. Die hat zwar auch keine Lösungen, tut aber so, als würde sie die Leute verstehen.

    • @Diana Klingelstein:

      So einfach ist das nicht. Gerade in ostdeutschen Städten gibt es öfter Fernwärmesysteme aus DDR-Zeiten (gut isolierte Heisswasserkreisläufe vom großer Ausdehnung), welche besonders "anfällig" für alternative Energiequellen sind. Dieses Konzept sollte vielleicht hier und da als Anstoss gelten können. Wie man liest, ist das auch in Nordeuropa erfolgreich.



      Auch wenn es nicht immer gilt, aber meistens gilt das Gesetz der großen Maschine. Eine zentrale Einrichtung, die gut organisiert von Fachkräften bedient wird und ihre Nutzleistung verlustarm weit verteilen kann ist energetisch besser als viele kleine Machinen, die jede für sich einen schlechteren Wirkungsgrad haben, und die miteinander in einem Netz in Einklang gebracht werden müssen, soll sich aus ihrer Interaktion ein Mehrwert ergeben (Smart Energy Grid).

      Auf dem ostdeutschen Lande allerdings... oh weh, da wird mit dem Gag, ähm GEG kein Blumentopf zu holen sein.

      • @Fabian Wetzel:

        Ja im Osten gibt es viele Fernwärmesysteme.



        Die haben auch vor 20-25 Jahren von Braunkohle auf Öl oder Gas umgestellt.

        Ich sehe nicht wie die jetzt schnell und bezahlbar auf Öko umstellen können.

        Und was die großen Maschinen betrifft haben sie natürlich auch Recht. Im Prinzip müsste man sich immer jeden Einzelfall anschauen und dann entscheiden was ökologisch, aber auch ökonomisch sinnvoll ist. Und man bräuchte einen Planungshorizont, der über die nächste Bundes- oder Landtagswahl hinausgeht.

  • Ich habe ein konkrete Frage: wie sieht es mit dem Denkmalschutz aus? Tritt der endlich zu Gunsten von Solardächern zurück? Falls dazu bei der Recherche etwas zutage kam, würde es mich freuen mehr zu wissen.



    Vor ein paar Jahren noch wurde uns das Solardach noch untersagt, obwohl nichts davon von der Straße aus sichtbar wäre. Es wäre ein Traum, wenn sich das ändern würde, weil damit das System im Haus wohl "hybridisierbar" wäre.

  • Zu behaupten, Wärmepumpen würden 8000 bis 16000 Euro kosten, ohne einen Bezug zu Hausgröße und Wärmebedarf herzustellen, ist einfach nur dumm. Für mein denkmalgeschütztes Mehrfamilienhaus mit 86 kW Wärmebedarf für 750 Quadratmeter Wohnfläche gibt es aktuell noch gar keine Wärmepumpe. Davon mal abgesehen, müsste ich für eine Niedertemperaturheizung eine Fußbodenheizung einbauen und dafür die bis zu 250 Jahre alten Holzdielen und das Parkett entfernen, was wegen des Denkmalschutzes gar nicht möglich ist. Und wenn doch, und falls es doch einmal eine Wärmepumpe in dieser Größe geben sollte, bin ich bei geschätzten mindestens 200000 Euro Kosten, und habe mein schönes historisches Haus zerstört.

    • @Thomas Morgenroth:

      Wenden Sie sich an das Ingenieurbüro Ihres Vertrauens, die planen Ihnen auch eine Wärmepumpe mit der Heizleistung von 86 kW. Mit den wenigen Angaben die Sie machen kann man wenig sagen, aber eine Fußbodenheizung ist nicht erforderlich, oft lassen sich die meist ohnehin überdimensionierten Heizkörper durch weitere Heizflächen ergänzen. Vielleicht erkundigen Sie sich bei Ihrer Gemeine, eventuell ist ja ein Fernwärmenetz vorhanden/geplant. Bis 2044 ist ja auch noch einwenig Zeit.

    • @Thomas Morgenroth:

      Ja, die Kosten werden kleingerechnet,



      die Arbeitszahl zu hoch geschätzt.

      Vielen Dank für ein konkretes Beispiel.

      Die Grundidee ist gut, die gesetzliche Umsetzung einfach ohne Rücksicht auf die Realität gemacht - damit scheitert man zu recht.

  • Die genannten Kosten für eine Wärmepumpe (incl. Einbau) sind absolut unrealistisch und viel zu niedrig.



    Die Kostenschätzung zweier Heizungsbauer für ein freistehendes Einfamilienhaus, BJ 1962 (ja, das ist nicht ungewöhnlich für einen Altbau und Häuser mit diesem BJ oder früher stellen zumindest in Süddeutschland ~30% der Ein- und Mehrfamilienhäuser), komplett neue Fenster, keine Fußbodenheizung, keine Fassadendämmung, 140 m2 Wohnfläche, incl. Warmwasser beträgt übereinstimmend 40000 - 50000 Euro und das bei 9 - 12 Monate Wartezeit.

    Wie sie zu ihrer Kostenaussage von 8000 bis 16000 Euro kommen, erschliesst sich mir nicht. Wovon sind sie ausgegangen, Wohnung / Einfamilienhaus, BJ, Wohnfläche, mit oder ohne Warmwasser, mit oder ohne Einbau, Entsorgung Altanlage?

    Allein die Entsorgung von z.B. Ölheizung und Tanks kostet ja schon mehr als 2000 Euro. Die notwendigen Anpassungen an den Heizkörpern habe ich mal vernachlässigt, die sind in den Kostenschätzungen nicht enthalten. Auch nicht eingerechnet der für die Förderung notwendige größere Pufferspeicher (auch nötig zur Überbrückung bei entsprechenden Wärmepumpenstromtarifen, die bis zu 3x2 Stunden Strombezugsunterbrechungen pro Tag erlauben.)

    www.suewag.de/priv...ostrom-waermepumpe

    Bei den Betriebskosten gehen sie wohl von einer Sole / Wasser Wärmepumpe aus, die bessere SCOP Werte erreicht. Dafür kommen bei dieser noch die Kosten für die Erdbohrung und das Genehmigungsverfahren dazu.

    Damit will ich nicht sagen, dass sich die Wärmepumpe nicht rechnen kann. Bei Neubauten, wenn der Energieversorger mitspielt, sicher eine gute Option. Beim Austausch im Bestand hilft es aber niemandem, wenn man die Kosten und die Dauer des Einbaus komplett falsch einschätzt und falsche Erwartungen weckt.

  • Die Hälfte von zwei Drittel



    Wenn der Strom, der ZU EINEM BIS (BEI WINTERKÄLTE) AUCH MAL ZWEI DRITTELN zur wärmegepumpten Heizleistung beträgt, ZUR HÄLFTE AUS FOSSILEN erzeugt wird (vor allem aus Braunkohle), müssen wir erst ne neue hyperbolische Algebra erfinden, bis da übers Jahr gerechnet auch garantiert ZWEI DRITTEL ERNEUERBARE hinterm Istgleich-Zeichen stehen. Und: Wird der Illusionstanz des "Ich kauf Ökostrom" beim Heizen angerechnet, oder gilt der Bundesdurchschnitt (je nach Jahr 40 bis 50 Prozent Erneuerbare im Strommix) ?



    *Außerdem: Mit wieviel Prozent franzöischem Atomstrom heizen wir uns dann durch die kommenden Jahrzehnte ?

    • @lesnmachtdumm:

      1/3 * 1/2 = 1/6 Fossil bei Nichtwinterkälte



      2/3 * 1/2 = 2/6 Fossil bei Winterkälte

      Aus beidem folgt im Umkehrschluß Anteil erneuerbare Energie >= 2/3

      Falls sie ein Wort für mich einlegen, ich würde die Fields-Medaille annehmen.