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Geleakte Chatnachrichten bei SpringerUnser Trump

Stefan Reinecke
Kommentar von Stefan Reinecke

Springer-Chef Mathias Döpfner verkörpert ein Großbürgertum im Verfallsstadium – noch dumpfer und bösartiger, als zu befürchten war.

Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender von Axel Springer Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

W enn man die von der Zeit kolportierten Chats und E-Mails von ­Mathias Döpfner liest, ist die größte Überraschung die Überraschungslosigkeit. Der Springer-Chef denkt genau so, wie man es vermutet hatte – elitär und ressentimentgeladen. Alles, was anders als der freie, individualistische, neoliberale Westen ist, erscheint verachtenswert. „Fuck the intolerant muslims und all das andere Gesochs“, heißt es.

Die Ostdeutschen seien allesamt „Faschos oder Kommunisten“. Kollektive empfindet der distinguierte Großbürger als ästhetische Beleidigung. Die ostdeutsche Masse ekelt ihn. Diese Phantasmen und brodelnden Vorurteile verraten eine Herrenmenschenattitüde, die an finstere antidemokratische Traditionen erinnert. Anderes siedelt nah an der AfD wie die stumpfsinnige Beschönigung des Klimawandels.

Offenbar spülen die Kämpfe in der Ex-Führung des Springer-Verlags diese Vertraulichkeiten an die Oberfläche. Es ist zwar grenzwertig, private Chats zu veröffentlichen – hier aber dient es der Aufklärung.

Döpfner ist, dank des Wohlgefallens der Springer-Witwe, zum CEO eines global einflussreichen Medienkonzerns aufgestiegen. In manchem erinnert er an Trump: nicht so vulgär, aber ebenso beseelt von der Ideologie der rechten US-Libertären, für die das Ich alles, die Gesellschaft nichts und der Staat der Gegner ist. Mit Trump verbindet Döpfner auch, dass sein größtes Talent ist, sich selbst für absolut großartig zu halten.

Friede Springer hat ihrem Protegé 2019 Aktien im Wert von einer Milliarde Euro geschenkt – mit einem legalen Trick steuerfrei. Dass solche Gaben am Fiskus vorbei möglich bleiben, dafür sorgt der FDP-Finanzminister, dessen Partei von Bild auf Ansage des Verlegers publizistisch unterstützt werden sollte.

Das noble Selbstbild der BRD bekommt Kratzer

Würde das in einer politisch korrekten Comedyshow vorgetragen, man hielte es für ein ödes Klischee. Aber es ist eben auch – wahr. Das noble Selbstbild der Bundesrepublik als einer Vorzeigedemokratie bekommt da doch ein paar Kratzer. Wenn man sich die destruktive Machtballung im Hause Springer anschaut, erscheint die schläfrige Biederkeit der Öffentlich-Rechtlichen in recht mildem Licht.

Am Ende bleiben „nur Kunst und Liebe“, so zitiert die Zeit den Springer-Chef. Döpfner verkörpert eine Art Großbürgertum im Verfallsstadium, noch dumpfer, hässlicher und bösartiger, als es zu befürchten war. Die aggressive Verachtung des Kollektiven, das näselnd Elitäre, das enthemmte Libertäre und die Gier nach Geld ergeben ein übel riechendes Gebräu.

Gäbe es noch Restbestände von Anstand bei Springer, müsste der Verlag diesen Chef sofort vor die Tür setzen. Damit ist nicht zu rechnen. Fallen wird Döpfner nur, wenn die Gewinne ausbleiben.

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Stefan Reinecke
Korrespondent Parlamentsbüro
Stefan Reinecke arbeitet im Parlamentsbüro der taz mit den Schwerpunkten SPD und Linkspartei.
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24 Kommentare

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  • Also wer sich nach der Zeit-Lektüre wundert, war und ist naiv. Spanned finde ich die Frage, wer hat dafür gesorgt, dass die Zeit an diese Materialien gelangte. Wütende Ex-Bild-Leute, die der Öffentlichkeit zeigen wollten, dass Herr D mindestens so schäbig denkt wie sie? Eine verdeckt arbeitende innere Fronde im Konzern, die an seinem Stuhl sägt? Friede Spriinger, der der 'Ziehsohn' und Merkel-Hasser lästig wird? US-Inverstoren, die eine weitere Ausdehnung des Konzerns die Grenzen aufzeigen wollen? Moralisieren ist ein, gerade in den USA beliebtes Mittel, Druck auszuüben. Also: Qui Bono - Wem nutzt das - damit solten sich die Journalisten beschätgigen. Das andere ist was für 'Wahrheit'

  • 6G
    663803 (Profil gelöscht)

    immerhin leitet er lediglich ein Medienhaus und hat Großmachtsfantasien, deshalb muß man ihn nicht mit Trump gleichstellen. Wenn es jedoch suggerieren soll, dass der Springerchef ähnliche Methoden an den Tag legt wie Trump, dann sollte man wohl seinen Führungsstil genauer betrachten ..... evtl. hat dieser sich in den letzten Jahren drastisch verändert. War es nicht so, dass Relotius auch bei Springer arbeitete .... den Stein ins Rollen bringen müssen immer andere; bei Relotius war es ein span. Kollege.

    • @663803 (Profil gelöscht):

      Viel zu viel Aufmerksamkeit für einen Witweneroberer.

  • Mathias Döpfner Jahrgang 1963 kam veni, vidi, vici mit Nichts im Kopf noch in seiner Tasche, sich bei Axel Cäsar Springer Erbin und Witwe Friede als ein alle überragender Kopf im Lichte scheinbar reiner Tugendhaftigkeit christlicher Seefahrt Fahrensmann ein zu piepsen, der die Springer Fregatte in Gefahr und höchster Not zu steuern versteht, seinen Milliarden Nest mit fremden Friede Mitteln zum Null Tarif an allen Steuerbehörden vorbei zu errichten, seine Flurfunk Sprache im Hause Springer wirr und fahrig, einen Turmbau zu Babel zu erdichten, um sich nun nicht einmal zu fragen, wer bin ich, wenn ja wie viele, weil er nun zwar Masse in der Tasche hat aber überhaupt nichts mehr in seinem Kopf verspürt, außer Leere, die er mit Langeweile füllt in den Pausen von zu viel Kuchenfraß und Gourmetspeise, Privatjet Reise um den Globus und sonstigem, was er sich ansonsten an Dröhnung einwirft, damit der Rest der Welt seine Auspuffgase zu Lande, auf hoher See in den Lüften als das Gift einatmet, was er als den Großen Duft der weiten Welt erlebt und wenn die ganze Erde unter dem Druck seines CO2 Emissionen Fußabdruck bebt, das macht ihn in Vorkriegszeiten, ungeachtet Ukrainekrieg seit 24.2.2022, zu einer der gefährlichsten Figuren weit über Deutschland hinaus in der EU und in der Welt, die gar nicht nach dem Völker verständigenden Frieden sondern unabdinglich verstörenden Thrill um des Thrill Willen giert, damit endlich was passiert, von seiner Langweile erlöst, im nachherein sagen zu können, falls er überlebt bevor er dahin ist, wenigstens ein paar Jahre anständig gelebt. Irgendwie kenne ich diese obskure Haltung , wenn ja, nur vorher, aus den gefälschten Hitler Tagebüchern 1983 im Stern

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    Dieser Mann hat Schiss vor "Faschos"? Er verachtet "Faschos"?



    Wo kann ich mich beraten lassen?

  • taz: "Mit Trump verbindet Döpfner auch, dass sein größtes Talent ist, sich selbst für absolut großartig zu halten."

    Der Springer-Chef Döpfner ist ja auch ein großer Fan von Trump. "Mathias Döpfner hatte bei den US-Wahlen 2020 dazu aufgerufen, für den Sieg Donald Trumps zu beten. Im September 2022 berichtete die Süddeutsche Zeitung, der Ex-Präsident habe sich auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social bei Döpfner dafür bedankt. Die Washington Post deckte am 6. September 2022 eine entsprechende E-Mail Döpfners an seine engsten Führungskräfte wenige Wochen vor der US-Wahl 2020 auf. Der Verleger Döpfner hatte zuvor die Existenz dieser E-Mail geleugnet." [Quelle: Wikipedia - 'Süddeutsche Zeitung, The Washington Post']

  • @CM, @Mikeybln



    Das Problem ist doch, dass hier die Durchsetzung einer äußerst problematischen Gesinnung in der Presse belegt wird, dieses aMachtpotential alleine schon durch eine Person, die einer Partei, nämlich der FDP, explizit zu nahe steht, und deren politische Interessen intern autoritär durchsetzt. Dies widerspricht der Unbefangenheit und Pressefreiheit von Journalismus.



    Mir scheint, dass dies allen bislang irgendwie bewusst war, aber dass sich keiner über die Einflussnahme von vereinzelten Parteien in den Journalismus aufregt. Dies bietet Parteien (hier tut sich die FDP besonders hervor) und korrupten Medienschaffenden freie Bahn.

  • Und auch hier: kein Wort zur Anweisung an Reichelt, die FDP hochzuschreiben, damit die dann die Ampel sprengt, um eine Koalition aus Union, FDP und Grünen zu bilden.

    Jamaika: Koalition des verdorbenen Bürgertums?

    • @Suryo:

      Die Vorstellung ist ja auch zu skurril! Die FDP müsste dann ja die Grünen schonen und die SPD mit Forderungen belagern, die Olaf Scholz ablehnen muss, weil er die SPD sonst sprengen würde! Welche Forderungen sollten denn das wohl sein?

      Das weiß die FDP auch selbst, dass sie sich in der Ampel mit der SPD gegen die Grünen besser durchsetzen kann als bei Jamaika. Und außerdem könnten auch Schwarz-Rot bzw. Kenia als Alternative zur FDP offenstehen.

      • @Zangler:

        Der Knackpunkt ist eher, dass die Grünen zur CDU flüchten, da diese dann die FDP zähmt.

        Ein Jahr vor der letzten Wahl waren sich grüne und cdu völlig sicher, zu koalieren. Und die Grünen hätten sicher kein Problem damit gehabt, dann auch die FDP als Mehrheitsbeschafferin ins Boot zu holen.

        Und um das Niederschreiben der SPD muss sich die BILD nicht bemühen, das erledigen schon viele andere Zeitungen.

  • >verkörpert eine Art Großbürgertum im Verfallsstadium, noch dumpfer, hässlicher und bösartiger, als es zu befürchten war.

    Aber würde dieses Bürgertum wirklich andere Leute pauschal als "Faschos" bezeichnen? Das ist doch eher die Bezeichnung von der Gegenseite für Ersteres.

    • @Bertold Trüger:

      anschließe mich. Stefan Reinecke redet sich ersichtlich ahnungslos um Kopf & Kragen & dann schlagen nach die Modderatistas zu! Woll.



      Ma glaabt’s ja nich! Gelle.



      Mit Robert Reineck -



      “Was hat er denn gesagt?



      Die Wahrheit hat er nur gesagt.



      Und die hört keiner gern.“



      (aus Kindertagen!;))

      So geht das ©️ Kurt Vonnegut



      „Darum hat Kurt Vonnegut einmal gefragt: "Was ist das für eine Presse, die wir heute haben, wenn man Bücher lesen muss, um zu wissen, was in der Welt passiert?"“ — Kurt Vonnegut Armin Wertz: Meister der geheimen Kriege, 22. März 2017 heise.de www.heise.de/tp/fe...riege-3650452.html. "And still on the subject of books: Our daily sources of news, papers and TV, are now so craven, so unvigilant on behalf of the American people, so uninformative, that only in books can we find out what is really going on. I will cite an example: House of Bush, House of Saud by Craig Unger, published near the start of this humiliating, shameful blood-soaked year." - „I Love You, Madame Librarian“. 6. August 2004 inthesetimes.com inthesetimes.com/a...u_madame_librarian

      Quelle: beruhmte-zitate.de...gefragt-was-ist-d/

      • @Lowandorder:

        ach ja, die Wahrheit....um Kopf und Kragen argumentiert...

  • Wie viel Einfluss hat denn ein Vorstandsvorsitzender, der seit zwanzig Jahren nicht mehr der Redaktion angehört und solche vulgären, aggressiven und zugleich fehlerstrotzenden Mails verschickt, überhaupt auf die redaktionelle Arbeit? Ist da nicht eher ein abgedrifteter Chef, der vor allem als Feindbild taugt?

    Und was für abgedrehte Verleger gibt es sonst noch in der Medienbranche? Oder rüpelhafte Hausanwälte, die viel Einfluss auf die Redaktion haben?

  • Was? Döpfner ist Hesse, echt? Kann ich als erklärter Faschoossi ( hat der Döpfner ja so gesagt) auch mal polemisieren..."Alle Hesse sinn Vabrääscher denn se glaue Aaschebäscher " .Liebe Hessen...lasst mich im Sommer trotzdem in euren Odenwald, bin Nichtraucher, hab kein Aktienpaket von Tante Friede und will keine Partei hochputschen....lach...

  • Ich hatte näselnd zuerst als nässelnd gelesen.

    Was macht's -- hätt' auch gepasst.

    Man wüschte inständig, das sei ein Auslaufmodell. Dem ist wahrscheinlich -- leider! -- nicht so.

    @LOWANDORDER

    Die frage ist... Grossneubürger oder Neugrossbürger? Oder BigMäcDoppelWhopper?

    ;-)

    • @tomás zerolo:

      Danke fürs Schreddern. Entlarvender geht wohl kaum - wa!

  • 6G
    653903 (Profil gelöscht)

    Herr Reinecke, Sie äußern sich in Ihren privaten Nachrichten sicher immer sehr ausgewogen, nie empört oder wütend, sondern immer voller abgeklärter Empathie mit jeder und jedem.

    Dumm, dass die meisten Menschen Ihren Stand nicht erreichen werden.

    • @653903 (Profil gelöscht):

      War das jetzt ein Outing?

      Also ich schreibe privat nicht sehr viel schlimmer als hier.

    • @653903 (Profil gelöscht):

      Erstens: ja, denn es macht einfach keinen Sinn, wenn man "im Privaten" ein jämmerlicher, hasserfüllter und überheblicher Mensch ist, während man offiziell auf "Kunst und Liebe" macht.



      Zweitens: "Privat?" Sind Mails zwischen Vorstandsvorsitzendem und Chefredakteur privat? Mails mit eindeutigem Bezug auf journalistische Inhalte und mit unverhohlener Einflussnahme? Ne, das ist nicht privat.

  • Jetzt regen sich alle auf. Aber so ganz falsch liegt er nicht z.B. mit seiner Kritik an den Ostdeutschen, wo man so gerne Putin anhimmelt. Immerhin nennt er die Dinge beim Namen.

    • 6G
      655170 (Profil gelöscht)
      @MikeyBln:

      Sind Sie's selbst, Döpfner?



      Muss so sein.



      Denn kein auch nur halbwegs vernünftiger Mensch würde diese wirklich ekelhaften Äußerungen verteidigen.



      Und schon garnicht die bewusste Meinungsmanipulation für eine Partei, die milliardenschwere steuerfrei Geschenke unterstützt hat.

      • @655170 (Profil gelöscht):

        Ja wieso? Man sollte sich doch freuen, über die Erkenntnis eines Konservativen, dass es in Ostdeutschland ein Extremismusproblem gibt, nachdem aus diesen Kreisen bisher gebetsmühlenhaft die "Sorgen und Nöte der Menschen" beschworen wurden, wannimmer der Faschismus zum Vorschein kam. Nein, in Städten wie Chemnitz sind es nicht "Sorgen und Nöte", die die Menschen auf die Straße treiben, sondern die pure autoritäre Gesinnung.

    • @MikeyBln:

      Ja, so ein bisschen verheuchelt wirkt es schon, wenn sich jetzt Leute empören, die sonst gerne „Das wird man wohl noch sagen dürfen!“ im Munde führen und vor einer „Meinungsdiktatur“ warnen.