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Foto: Thekla Ehling

Der Weg zum Öko-HausKleine Pumpe, großes Problem

Die Gaspreise steigen. Da ist es eine gute Idee, im Haus eine Wärmepumpe einzubauen. Wenn es so einfach wäre. Ein Besuch bei den Büttgens und Georgs.

K reisrund geschnittene Büsche in geschotterten Vorgärten, gepflasterte Garagenauffahrten, verklinkerte Eigenheime und eine Autobahn, die dicht am Ort vorbeiführt – das Dorf Buir im Rhein-Erft-Kreis, zwischen Köln und Aachen gelegen, wirkt auf den ersten Blick gepflegt, versiegelt und wie kein Hort der ökologischen Wachsamkeit. Man kann sich täuschen. Das Haus von Andreas Büttgen und seiner Frau am Ortsrand ist weiß gestrichen und hat blaue Fensterrahmen. Der Vorgarten ist begrünt, und der Garten hinter dem Haus mit Wiese und Apfelbaum gibt den Blick auf ein abgemähtes und sonnenverbranntes Weizenfeld frei. Der Geruch von frisch ausgefahrener Gülle weht herüber, und der Lärm der Autobahn. „Die haben wir nicht verhindern können“, sagt Büttgen.

Gleich hinter seinem Haus beginnt das Voreifeler Land und das Braunkohlerevier, beginnt eine vielleicht höhere Sensibilität für ökologische und insbesondere energietechnische Fragen. Wer den Kampf um fossile Energien direkt vor seiner Haustür erlebt, ist zwangsläufig mit der Frage nach der Endlichkeit der Kohle und der Zukunftsfähigkeit erneuerbarer Energien konfrontiert. 2012 fiel der Beschluss, die Autobahn A4 zu verlegen, die jetzt am Ortsrand neben den Zug- und S-Bahngleisen Richtung Aachen verläuft, um Platz zu schaffen für den Braunkohletagebau und die damit einhergehende Abholzung des Hambacher Forsts. Die Bagger rückten an, und nur ein Teil des Waldes konnte gerettet werden, der jetzt wie eine kleine grüne Insel jenseits eines gigantischen Lochs zu erahnen ist.

Büttgen ist eines der Gründungsmitglieder der Initiative „Buirer für Buir“. Eine Zeitlang hat der Manager eines großen Versicherungskonzerns in Bayern gearbeitet, doch „der Hambacher Wald hat mich nicht losgelassen“, sagt er in seinem Garten. Vor zwanzig Jahren hat er mit seiner Familie sein Haus in Buir planen und bauen lassen, es ist aus Holz, gut gedämmt und mit seinen bodentiefen Fenstern zur Südseite wärmt es durch die Sonne schnell auf. „Wir haben damals eigentlich alles richtig gemacht“, sagt Büttgen, blaues Hemd, schwarze Jeans, 55 Jahre alt. Ein bisschen Stolz klingt durch.

Auf dem Dach sind Solarpanels installiert, die keine Lücke mehr lassen. „Unsere Altersversorgung“, scherzt er, das Einspeisen des Stroms beim örtlichen Stromanbieter bringt derzeit 33 Cent pro Kilowattstunde. Wenn in acht Jahren die Förderung ausläuft, will Büttgen den solar erzeugten Strom für die Wärmepumpe verwenden.

Der Traum, sich bei Strom und Heizung unabhängig zu machen, reicht bei Familie Büttgen also viel weiter zurück als bis zur aktuellen Energiekrise. Das fing mit dem Bau des Hauses an und der Wunsch wurde mit der Klimakrise und den Auseinandersetzungen um die Kohle stärker. Doch auch Büttgens ließen sich damals eine Gastherme einbauen, „das gehörte zur Ausstattung des Hauses“. Als jetzt die elektronische Steuerung ihren Geist aufgab, fing Büttgen an, nach Alternativen zu suchen. Der Überfall Russlands auf die Ukraine, die sich zuspitzende Energie- und Klimakrise gaben dann den letzte Anstoß.

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Das Problem

2022 muss ein Energiewende-Sommer werden. Die Klima­krise verschärft sich und die Abhängigkeit vom russischen Öl und Gas zeigt nochmals, dass Veränderung hier nicht warten kann. Aber der Wandel passiert nicht nur an Berliner Ministeriums­schreib­tischen, sondern konkret in den Städten und Dörfern Deutschlands. Was bedeutet die Klimakrise und die Energiewende wirklich vor Ort?

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Wir sprechen mit Menschen, die gegen den geplanten Solarpark im Nachbarort protestieren, genauso wie mit Obstbauern, die durch den Klimawandel aufgeben müssen. Wir begleiten den Schwerlasttransport eines Rotorblatts auf der Autobahn und besuchen Aktivist:innen, die mit ­Gewissheiten hadern. Es geht ums Ganze, im Kleinen. Wollen Sie uns auch zu sich einladen? Worum wird bei Ihnen vor Ort gestritten? Schreiben Sie uns eine E-Mail an klimaland@taz.de.

Die Gastherme ersetzen oder etwas Neues wagen?

Etwa 20 Jahre hält eine Gastherme im Durchschnitt, die alte müsste also demnächst ausgetauscht werden. Was tun? Reparieren lassen? Im Prinzip wäre das nachhaltig gedacht, erzählt Büttgen von seinen Überlegungen. Die alte Gasheizung rauswerfen und gegen eine moderne und effizientere austauschen? Damit käme man immer noch nicht von den großen Energieversorgern los. Also lieber etwas anderes einbauen lassen? Und wenn was?

„Ich war am Anfang völlig blank“, gesteht er, „ich habe alles gelesen, was das Internet zu bieten hatte.“ Er besuchte Info-Veranstaltungen, las sich durch die Seiten des Bundesumweltamts, beratschlagte mit Nachbarn und Freunden. Büttgens entscheiden sich schließlich für eine Wärmepumpe, die anstelle der Gastherme im Hauswirtschaftsraum installiert werden soll. „Das Gerät wird etwas gleich groß sein“, sagt er. Er führt in den kleinen Raum, wo außer der kühlschrankgroßen Therme noch zwei Wechselrichter für die Photovoltaik an der Wand hängen.

Zwar braucht auch eine Wärmepumpe Strom, aber in kleineren Mengen, und kommt ohne fossile Brennstoffe aus. Sie erzeugt Wärme, die sie der Erde oder Luft entzieht. „Es ist das umgekehrte Kühlschrank-Prinzip“, erklärt Büttgen. Ein Kühlschrank gibt nach außen Wärme ab, um innen zu kühlen. Eine Wärmepumpe verwandelt die kühlere Luft in wärmere und leitet sie weiter. Die Pumpe besteht aus einem zweiteiligen Kreislauf: In der Außeneinheit wird ihr durch Luft oder Erde Energie zugeführt, die sie in Wärme umwandelt und über einen Wärmetauscher im Innenbereich auf das Wasser der Rohrleitungen des Heizungssystems überträgt.

Wo wird Büttgens Wärmepumpe stehen? Er macht ein paar Schritte in seinem Vorgarten. Hier unter dem kleinen Fenster zum ebenerdigen Wirtschaftsraum, der in anderen Häusern ein Heizungskeller wäre. Einen Keller hat sein Haus nicht, auch das hat mit der Braunkohle zu tun. Weil der Energiekonzern RWE den Grundwasserspiegel wegen des Tagebaus abgesenkt hat, lässt sich leider keine Boden-Wärmepumpe installieren, erklärt er. „Wir mussten uns für den ungünstigsten Typ Wärmepumpe entscheiden“, sagt er. Eine Luftwärmepumpe, die von einem kleinen Propeller angetrieben auf einem Kasten vor seinem Haus stehen wird. „Besonders hübsch ist das nicht“, sagt er achselzuckend. Nicht schön und auch nicht billig.

Andreas Büttgen will umsteigen. Doch das ist gar nicht so einfach Foto: Thekla Ehling

Büttgen rechnet damit, dass er insgesamt um die 35.000 Euro – Förderung inklusive – investieren muss. Er weiß, „das kann sich nicht jeder leisten“. Die soziale Frage beschäftigt ihn sehr. Wenn die Energiewende funktionieren soll, sagt er, müsse man die Menschen auch in die Lage versetzen zu investieren.

Die Förderung von staatlicher Seite ist hilfreich und sicher für viele ein Anreiz, aber bei Weitem nicht ausreichend. Auch eine neue Gastherme hätte um die 20.000 Euro gekostet, rechnet Büttgen vor. Und die wäre in nächster Zeit ebenso fällig geworden. Da aber die Gaspreise auf absehbare Zeit in die Höhe schießen werden, geht er davon aus, dass sich die jetzt teurere Investition nach 13 bis 14 Jahren rentieren wird.

Wir haben aus Überzeugung fast immer alles ins Haus investiert. Das macht sich bezahlt

Andreas Büttgen, Hausbesitzer in Buir

„Wir haben aus Überzeugung fast immer alles in unser Haus investiert“, sagt er, „das macht sich jetzt bezahlt.“ Heute würde er, ebenfalls aus Überzeugung, kein Einfamilienhaus mehr bauen – das hält er wegen der Flächenversiegelung und des hohen CO2-Ausstoßes bei den Baumaterialien für problematisch. Technisch ist sein Haus „perfekt“, wie der Energieberater sagen wird, und es ist fast abbezahlt. Nur die Heizkörper im Erdgeschoss müssen gegen dickere ausgetauscht werden. Mehrfachverglasung, gut gedämmte Wände und ein isoliertes Dach machen sich bezahlt. Dass ältere Häuser oder Wohnungen diese modernen Standards nicht bieten, ist Büttgen klar. Mit seinem im April eingereichten und bereits bewilligten Antrag beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) wird er die 35 Prozent Förderung erhalten, die beim Austausch einer Gastherme in Bestandsbauten vom Staat derzeit gewährt wird.

Der Experte muss ran

Bei seinem Antrag und der nötigen fachlichen Beratung kommt Martin Inden ins Spiel, in Buir ansässiger Energieberater. Der 56-Jährige ist der Mann der Stunde. Er hat in Köln Kommunal- und Umwelttechnik studiert. Inden besucht an diesem Nachmittag Erhard Georg, ein Kampfgefährte von Büttgen bei „Buirer für Buir“. Anders als der Nachhaltigkeitsmanager hat sich Georg noch nicht entschieden. „Die Entwicklung lässt uns eigentlich keine Wahl“, ist er überzeugt. Dennoch hat er sich nach einer Erstberatung beim Energieberater Bedenkzeit erbeten.

Steht man vor seinem Haus aus roten Ziegeln, sieht man, dass es ein mittiges Reihenhaus ist. Georg ist unsicher wegen des Nachbarschaftsrechts. So ein kleiner Propeller ist nicht nur unschön, sondern macht auch ein bisschen Lärm. Drei Meter Abstand zu jeder Seite gelten in Nordrhein-Westfalen als Abstandsregel. Die Wärmepumpe ließe sich aber nicht mittig installieren, sondern müsste seitlich stehen, wo sie in den jetzigen Heizungskeller geführt werden könnte. „Kein Problem“ sieht Inden. „Die Autobahn ist lauter.“

Run auf Wärmepumpen

Der Wunsch 500.000 Wärmepumpen pro Jahr will Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) in den nächsten Jahren einbauen lassen. Derzeit gibt es laut Bundesregierung 1,1 Million bereits installierter Wärmepumpen. Noch werden 70 Prozent aller Wohnungen mit Gas beheizt und nur 15 Prozent durch erneuerbare Energien.

Die Alternativen Wärmepumpen sind nicht die einzige Alternative zu einer Gas- und Ölheizung und nicht für jeden Haus- oder Wohnungstyp geeignet. Es gibt technische Lösungsansätze für schwierige Altbauten oder Verbundsysteme für die Versorgung von Mietshäusern oder Straßen in Städten, die erprobt und weiterentwickelt werden müssen.

Das Prinzip Wärmepumpen erzeugen keine Wärme, sondern nutzen vorhandene aus dem Umgebungsbereich: Erde oder Luft. Standard ist die Luft-Wärmepumpe, sie ist auch in der Anschaffung kostengünstiger. Auf den Seiten des Bundesumweltamts finden sich Informationen.

Die Förderung Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) fördert mit der „Bundesförderung für effiziente Gebäude“ (BEG) den Heizungstausch, Maßnahmen zur Heizungsoptimierung, zum Einsatz erneuerbarer Energien, Anlagen zur Kraft-Wärme-Kopplung sowie Energieberatung für Wohngebäude. Die Möglichkeit einer günstigen Kreditaufnahme bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) entfällt seit 1. August. (taz)

Im Wohnzimmer des Hauses holt er seinen Computer heraus. „Ich gucke anders auf ein Haus als ein Architekt“, sagt er. „Ich berechne die Kubatur eines Hauses, das Bauvolumen, und seine bauenergetische Effizienz.“ Dazu gehören die Maße der Außenbaufenster, die er mit der äußeren Hülle des Hauses für seine Berechnungen maßgerecht per Computer nachbaut. „Die Fenster sind neu?“ fragt er Erhard Georg. „Haben sie eine Prägung?“ Der nickt, springt auf, um die Rechnung herauszusuchen. Der Energieberater ist zufrieden und wird nachrechnen, wie groß der konkrete Wärmeverlust ist, abhängig von der Bauweise des Hauses, vom Zustand der Fenster und Türen, und daraus wird sich ergeben, wie groß oder klein die Wärmepumpe ausfallen sollte. Das Haus Erhard dürfte von der Energieeffizienz „im mittleren Bereich“ liegen, vermutet er, wie bei Büttgen sollte das mittlere Modell ausreichen.

Energieberater Inden gibt sich Mühe, wenig Technikdeutsch zu sprechen. Schon mal vom Bivalenzpunkt gehört, fragt er mit leichter Herausforderung in der Stimme, davon ausgehend, dass die Anwesenden im Raum nicht über sein Fachwissen verfügen. „Das ist der Moment, ab dem es die Wärmepumpe nicht mehr allein schafft, die benötigte Energie für die Beheizung des Hauses zur Verfügung zu stellen. Dann hilft der zweite Wärmeerzeuger mit, der aber über den Haushaltsstrom läuft.“ In kalten Tagen zum Beispiel. Deswegen sei die Jahresarbeitszahl einer Pumpe wichtig, erklärt Inden.

Familie Georg schwankt noch. Was, wenn sich Nachbarn über Lärm beschweren? Foto: Thekla Ehling

Wärmepumpen haben einen Sondertarif, der derzeit noch mit 20 Cent pro Kilowattstunde veranschlagt werde. „Wird auch dieser Preis explodieren?“ fragt Georg. Steigen wird er sicher, meint Inden, doch bei Öl und Gas sei man schon bei 1,50 Euro angelangt. Und die Wärmepumpe verbraucht an Strom nur das, was sie zum Eigenbetrieb benötigt.

Das Problem mit dem Lärm

Derweil geht die Diskussion über die mögliche Lärmbelästigung weiter. Die Hecke absorbiert Schall, „und über kurz oder lang werden sich alle solche Propellerteile hinstellen“, sagt Georg. „Überlegen Sie in Ruhe, ich will nicht, dass Sie unglücklich sind“, sagt der Energieberater. Genug zu tun hat Martin Inden ohnehin. Ohne ihn kein Antrag, ohne Antrag keine Förderung bei Sanierungsmaßnahmen.

Wie sieht es mit einem Kredit der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) aus, will Erhard ­Georg wissen. Der 69-Jährige, in Shorts, sportlich schlank, ist in Rente. Vor 28 Jahren haben er und seine Frau das Haus gebaut. Inden schüttelt den Kopf. Die Möglichkeit, neben der staatlichen Förderung für energietechnische Sanierungsmaßnahmen ein günstiges Darlehen der KfW zu bekommen, ist seit dem 1. August gestrichen. „Ein ideologischer Irrsinn“ schimpft Inden, dass Menschen, die zur Absicherung im Alter eine Immobilie erworben hätten, ab 60 nicht mehr als kreditwürdig gälten und dann auf teurere Privatkredite der Banken zurückgreifen müssten.

Gemeinsam besichtigen sie, wo vor dem Haus ausgeschachtet und die Wand aufgestemmt werden müsste, um an die alten Gasleitungen zu gelangen. Georgs Haus hat ein Einrohrsystem – die Heizkörper sind nicht getrennt regulierbar. „Besser, Sie lassen dann alle Heizkörper an“, rät Inden. Es braucht einen Mindestdurchfluss für die bei einer Wärmepumpe erzeugte, niedrigere Wassertemperatur; die Wärme muss sich ausbreiten können. Dies bedeutet Umdenken für Georg, der bislang stolz auf seine nicht sehr hohe Gasrechnung war. Die alte Gastherme steht im ersten Stock, dahin käme der neue Kompressor. Das heißt, man bräuchte einen Tiefbauer fürs Fundament, Installateur, Elektriker, Fliesenleger, überlegt Georg. „Am besten einen, der alle Gewerke vereint“, ergänzt Büttgen.

Der Betrieb von Thomas Grawe in Düren ist so einer, er soll die Wärmepumpe von Andreas Büttgen installieren. Wenn es so einfach wäre. Wenn es genügend Wärmepumpen gäbe und keine Lieferschwierigkeiten. Die Wärmepumpen, die sein Handwerksbetrieb installiert, auf der BAFA-Liste geführt und als energieeffizient zertifiziert, konnten nicht fertig montiert werden, weil mindestens ein Zwischenlieferant, wie Grawe am Telefon erklärt, „vermutlich pleitegegangen“ war.

Die Folge: Alle Liefertermine des vergangenen halben Jahres wurden storniert. Für ihn und seine Kunden, die wie Andreas Büttgen bereits ihren Förderantrag gestellt und bewilligt bekommen hatten, ein Desaster. „Jede Pumpe“, erklärt Grawe, „hatte eine Zertifizierungsnummer, die jetzt verfallen ist.“ Der deutsche Hersteller Dimplex hat inzwischen neue Maschinen bauen lassen – mit neuen Zertifizierungsnummern, die mit den alten Anträgen nicht übereinstimmen. „Das muss jetzt alles neu geprüft werden.“ Seit 1. August läuft die Produktion wieder. Doch vor Anfang des nächsten Jahres kann Büttgen nicht mit seiner Wärmepumpe rechnen. Vor ihm warten noch 60 andere Kunden auf ihre Bestellung.

Uns fehlt Fachpersonal. Es gibt keine Kältetechniker und Heizungsinstallateure

Thomas Grawe, Handwerker in Düren

Dass die neuen Wärmepumpen „mal eben 3.000 Euro teurer sind, müssen Sie der Kundschaft auch erst wiedergeben“, sagt Grawe. Es sei der totale Run auf Wärmepumpen, bei ihm gingen pro Tag drei Bestellungen ein, erzählt Grawe, der für Dürener Verhältnisse mit seinen 24 Mit­ar­bei­te­r:in­nen einen relativ großen Betrieb für Haustechnik führt. „Aber das Schlimmste ist“, sagt er, „uns fehlt Fachpersonal. Es gibt keine Kältetechniker und Heizungsinstallateure. Wärmepumpen haben eine völlig andere Technik als Öl- und Gasheizungen. Man braucht dafür einen Kälteschein.“ Ja, das umgedrehte Kühlschrankprinzip.

Grawe hat bereits vor 25 Jahren damit begonnen, Wärmepumpen zu installieren – „damals wurde ich belächelt“. Obwohl er kein Weltverbesserer sei, anfangs habe er auch noch Öl- und Gasheizungen eingebaut. Gibt es jetzt Haushalte, die eine neue Gastherme bei Grawe bestellen, weil sie zumindest in der Anschaffung günstiger sind oder das Gebäude ungeeignet ist? „In diesem Jahr: keine einzige Bestellung“, sagt er. „Gasheizungen sind aus und vorbei.“

Von Georgs Haus ist es nicht weit zum sogenannten Funktionswall, der neben der neuen Autobahnstrecke aus Bauschutt der alten aufgeschüttet wurde. Verbranntes Gras und ein paar Bäume, die in der Mittagssonne nur spärlichen Schatten spenden. „Lärmschutz gewährt dies nicht“, sagt Büttgen bei einer Führung. Oben vom Wall aus ist das riesige Baggerloch zu sehen. „Die heißen Winde aus der Grube trocknen den Wald aus“, sagt Büttgen, der zwar auf keinem Baumhaus saß, aber als Demonstrant und Unterstützer sieben Räumungen miterlebt hat. „Der Wald wird diesen thermischen Effekt substanziell nicht überleben“, sagt er.

Vor Kurzem hat er einen Erdkundekurs einer Kölner Schule durch den Hambacher Forst geführt. Die Flächenzerstörung gehe weiter, sagt er verärgert, denn um die Kanten des tiefen Baggerlochs abzuflachen, wenn nach 2029 ausgekohlt ist und in einem Zeitraum von 60 Jahren ein gigantischer Restsee entstehen soll, brauche man Kies und Sand. „Und dafür wird weiter gebaggert.“ Obwohl klar sei, dass das Wasser, das in den See gelange, durch ausgeschwemmtes Sulfat giftig sein wird.

Ohne Hilfe geht es nicht: Das Haus aus Sicht des Energieberaters Foto: Thekla Ehling

Am Rande des Walls stehen grüne Bänke aus Metall. Der Blick geht nicht auf den dürftig begrünten Wall, sondern auf den Ort mit seinem markanten Kirchturm, einem Solarfeld sowie einem großen Gemüsefeld. Ursprünglich stand eine weitere Holzbank andersherum da, erzählt Büttgen amüsiert. Doch irgendwann sei diese zerstört worden und endlich die ursprüngliche gedreht worden. Buirer für Buir. Am Wall entlang geht es zum Bahnhof, der neben der alten Malzfabrik liegt. Das Silo steht leer, hier planen sie ein „Hambi-Museum“, das vom Kampf der Buirer um ihre Region, vom Kohlekonflikt und Klimagerechtigkeitskampf erzählen wird. Die Wärmepumpe dürfte nur eine kleine Episode in einer großen Erzählung werden.

Erhard Georg braucht noch ein wenig Bedenkzeit. Andreas Büttgen braucht eine Portion Geduld. Thomas Grawe braucht dringend Fachkräfte. Martin Inden braucht einfach mehr Zeit.

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24 Kommentare

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    Die Moderation

  • G
    Gast

    Alle gesellschaftlichen Schichten müssen ihren Verbrauch reduzieren und bei den Nicht-Reichen erreicht man das nunmal am besten über den Preis.

    Das funktioniert aber nur wenn der Preis auch persönlich weh tut. Wenn sich alle weiterhin den selben Verbrauch finanziell leisten können wie bisher, wird es keine ausreichende Einsparung geben. Jede Ausgleichszahlung oder künstliche Preissenkung/-deckelung wirkt dem entgegen und ist klimaschädlich.

    Für Strom, Benzin, Fleisch, usw. gilt das ganz genauso. Der Preis muss so hoch sein, dass es sich eben nicht mehr jeder im gewohnten Umfang leisten kann. Das trifft notwendigerweise einen großen Teil der Bevölkerung, denn der Reiche wird sich diese Dinge immer leisten können. Eine Klimapolitik nur zulasten der Reichen wird nicht funktionieren, erhebliche Einschränkungen im Lebensstil und Lebensstandard des größten Teils der Bevölkerung sind notwenig. Dieses Opfer sollte es uns wert sein. Tun wir das nicht, wird der Klimawandel langfristig ein weiter so ohnehin unmöglich machen.

  • Die Investition in Wärmepumpentechnik ist sicher nicht günstig.



    Das geschilderte Beispiel ist aber kein gutes Beispiel wie eine Projektentwicklung Austausch der Heizung mit Energieberater laufen sollte.



    Wenn sich einige Nachbarn bei der Umrüstung ihrer Anlage zusammen tun, könnten sie z.B. viel Geld sparen, wenn sie gemeinsam einkaufen und dem Handwerker unterstützend zur Seite stehen. Das ist dann auch noch kein Eigenbau, reduziert aber die Koten. Was im übrigen auch der BAFA nur recht sein kann, damit mehr Förderzuschuss für alle übrig bleibt; wie Habeck kürzlich erst seine Zuschusskürzungen begründete!

  • Der "Alles-Macher" Thomas Grawe in Düren hat Lieferschwierigkeiten, da er sich einem Wärmepumpenhersteller verschreiben hat und dann noch 3 TEuro teurer wird, weil der Hersteller die alten registrierten Pumpen nicht mehr liefert.



    Mein Rat, den Handwerker und Pumpenhersteller wechseln. Wird sicher günstiger und ohne Probleme beim BAFA-Antrag umsetzbar.

    35 TEuro enthalten nicht nur die Wärmepumpe sondern hoffentlich auch die Kosten für die "dickeren" Heizkörper. Andernfalls wäre das alles zu teuer! die Wärmepumpe sollte ein Monoblock sein, um sich den Kältetechniker zu sparen. Dann kann das auch der Heizungsbauer, oder der Kunde selbst einbauen. Die Pumpe sollte modulierend sein, da sie mit der PV-Anlage betrieben werden soll, und bereits bei wenig Stromernte laufen muss.

    Erhard Georg braucht noch ein wenig Bedenkzeit für ein Mitbewerberangebot das sicher günstiger wird. Preisvergleich ist immer sinnvoll in dieser Branche- gerade zu diesen "goldenen Zeiten"



    Andreas Büttgen braucht eine Portion Geduld und einen Sponsor, oder bessere Beratung. Thomas Grawe braucht dringend Fachkräfte und eine Diversifizierung in seinem Produktportfolio.



    Martin Inden braucht einfach mehr Zeit, um in den Details der Energieberatung besser zu werden.

    • @Sonnenhaus:

      Ihre Ausführungen erinnern mich an einen Bekannten. Lehrer, selbst ernannter Künstler und Alleskönner. Hat mal einen Untertisch WW Speicher selbst angeschlossen. 2 Std. später ist der Speicher geplatzt. Der Wssserschaden war immens und wurde von der Versicherung nicht reguliert. Wenn man bedenkt dass bei einem Anschluss einer WP auch Drehstrom eine Rolle spielt, sollte der Laie es sich dreimal überlegen solche Systeme eigenhändig zu installieren. Eine Gewährleistung ( 5 Jahre) hat er auch nicht. Selbstverständlich gibt es unter Handwerkern auch solche die ihren Beruf verfehlt haben. Da sind sie in bester Gesellschaft mit Lehrern, Erziehern,Anwälten etc.

  • Ich hab für 35.000€ nur eine Gasheizung bekommen... Musste aber auch alle Rohre rausreißen incl. Bad und Toilette ... Alles raus mit Boden.... Der Preis ist nur die Heizung... Ohne das Bad dann zu reparieren.. Und das noch mit viel Eigenleistung...



    Mehr war beim besten Willen nicht drin...

  • Und dabei reden wir hier nur von Einfamilienhäusern, wo die Angelegenheit noch relativ einfach ist, und die Bewohner relativ wohlhabend. Wie sieht's mit der Nachrüstung von Wärmepumpen in Altbau Mehrfamilienhäusern in Innenstädten aus?

  • Der Umstieg auf klimafreundliche Heiztechnik ist begrüßenswert. Aber die gesetzliche Lage mit den vorgegebenen Fristen ist so unfassbar an den Realitäten am Markt vorbei, dass außer Verdruss beim eigentlich geneigten Eigenheimbesitzer nichts rüberkommt. Seriöse Installateure schütteln verständnislos den Kopf.

  • Für Installateure scheinen die wohl ohnehin schon goldenen vergangenen 10 Jahre allmählich diamanten zu werden.



    Wenn Herr Büttgen für den Einbau einer luftwasser-wp sowie ein paar grösserer heizkörper tatsächlich 35tsd Euro trotz 35 % Förderung Bezahlen soll , d.h. der Handwerker ~50tsd ! Euro kassiert ist das Reiner Wucher.



    Ein guter monoblock , zum bsp, von Panasonic ist mit 5kw Leistung für 3600 Euro im Netz zu bekommen, 9kw für ca 5tsd. Splitanlagen sind ca. 1000 Euro teurer. Da müssen die neuen heizkörper fürs Erdgeschoss schon golden sein um den Preis zu rechtfertigen.



    Monoblock s haben den Vorteil das kein kältetechniker für die Installation benötigt wird- quasi jeder handwerkliche Depp kann diese an vor- und rücklauf der Heizung anschliessen - ich spreche hier aus eigener Erfahrung...



    Nur Mut zur Eigeninitiative!



    Ein Klasse Hilfsforum ist dieses:



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    Das alles ändert jedoch nichts an der Tatsache das das durch Wärmepumpe beheizte Haus die nächsten Winter wohl zu grossen Teil mit Braunkohlestrom anstelle von klimafreundlicheren Strom aus Gaskraftwerken mit russischen Pipeline Gas als Energie Quelle betrieben wird .

    • @niko:

      was in den 50 TEuro wirklich alles enthalten ist wissen wir bei diesem Artikel leider nicht genau. Dennoch sollte bei den Handwerkerpreisen auch bedacht werden, dass der Handwerker eine Gewährleistung auf seine Arbeit und Geräte gibt die nicht nur ein Monat lang hält wie im onlinehandel. Daher darf der Preis auch etwas höher liegen als im Onlinehandel, andernfalls fehlen dann zukünftig noch mehr Handwerker für den Einbau der WP-Anlagen, weil nichts verdient werden kann. Dabei ist aber nicht gemeint, dass es um das "goldene Nasen" Verdienen geht.



      Sicherlich gibt es in dieser Branche auch "schwarze Schafe" welche in der aktuellen Marktsituation ohne zusätzliche Leistung versuchen Übergewinne zu generieren. Aber das kann mit Angebotsvergleichen auch überwiegend geheilt werden.

    • @niko:

      "Das alles ändert... betrieben wird."



      Und mit Ökostrom wird's im Winter schon gar nicht betrieben. Davon ist nämlich für Gebäudeheizung nichts übrig, der Ökostrom wird vom Stromsektor vollständig absorbiert.

      • @sollndas:

        allerdings nicht wenn die eigene PV-Anlage mit Batteriespeicher die WP antreibt, und das Gesamtanlagenkonzept optimiert ausgelegt ist.



        Auch sieht es anders aus, wenn der bezogene Strom aus regenerativen Quellen stammt.

        • @Sonnenhaus:

          "...wenn die eigene PV-Anlage mit Batteriespeicher die WP antreibt..."



          Rechnen Sie bitte aus, wie groß der Batteriespeicher sein müsste, damit's über den Winter reicht. Und was der kostet.



          "...wenn der bezogene Strom aus regenerativen Quellen stammt."



          Ablasshandel. Ökostrom wird mit Vorrang ins Netz eingespeist, ist also (besonders im Winter, wenn PV zu 90 % ausfällt) voll ausgelastet. Wenn Sie "Ökostrom" beziehen, weht der Wind nicht stärker und auch die Sonne scheint nicht heller. Was passiert, ist, dass Sie Ihren Nachbarn den Ökostrom aus dem Kühlschrank und der Waschmaschine klauen und ihnen dafür Braunkohlestrom reindrücken.

    • @niko:

      "Wenn Herr Büttgen für den Einbau einer luftwasser-wp sowie ein paar grösserer heizkörper tatsächlich 35tsd Euro trotz 35 % Förderung Bezahlen soll , d.h. der Handwerker ~50tsd ! Euro kassiert ist das Reiner Wucher."

      Und der Handwerker zaubert die Anlage aus dem Hut oder wieso kann er die 50.000 selbst einstreichen?

      • @Jan Berger:

        Der Lärm und das Vibrieren von Wärmepumpen sind nicht zu verachten. Man sollte die Maschine auf keinen Fall vor dem Schlafzimmerfenster installieren und auch bitte auf Nachbarn Rücksicht nehmen.

      • @Jan Berger:

        Manche Leute haben eben Vorstellungen, dass Handwerker für ein Apfel und ein Ei arbeiten sollen, und die Industrie, die Anlagen produziert, billig zu sein haben. Man steht ja irgendwie drüber.

      • @Jan Berger:

        Wenn er zaubern kann, dann ja -



        Ansonsten bestellt er das Material für deutlich unter 10000 Euro im Handel und moniert es an maximal ein bis zwei Arbeitstagen mit einer Hilfskraft....

        Schon hart das bafa und KfW hier als selbstbedienungsladen für Klempner und windige Energieberater herhalten müssen...

  • Also wenn die kwh Gas bei 1,50€ liegen würde, wären vermutlich einige schon in der Privatinsolvenz.

  • Gas Brennwert Heizung 20 Tsd. Euro ??? Im Tausch mit der bestehenden nicht mehr wie 10 Tsd. Euro. Der Preis für eine Luft Wasser Wärmepumpe mit 35 Tsd. Euro ist auch sehr hoch angesetzt.

  • Da es noch immer kein gesetz zur Lärmminderung, Lautstärke und Aufstellort gibt, sind Wärmepumpen sehr oft Ursache für Infraschall, der empfindlichen Menshen das Leben zur Hölle macht. Da ihn nicht jeder hört, wird auch nur wenig getan gleichwohl das Problem lange bekannt ist

    • @Lena Hochstädter:

      Gibt es denn für die "lange bekannte" Infraschallbehauptung eine fundierte Quelle bzw. Studie?



      Wir hatten so eine Infraschallluftnummer ja bereits bei den Windrädern.

      • @Nansen:

        Die Studien können Sie bei der QAnon & Trump Wissenschaftsakademie einsehen :-)

    • @Lena Hochstädter:

      Naja, da gibt es sehr wohl Gesetzte und Verordnungen die einzuhalten sind. Luft-Wärmepumpen müssen in der Nacht im Wohngebiet einen Schallpegel in 3 m Entfernung von 35 dB(A) einhalten. Andernfalls ist es Lärmbelästigung und kann zu einer Anzeige führen. Daher auch häufig die Vorgabe in den Baugesetzgebungen der Hinweis auf 3m Abstand zum Nachbarn; was aber bei "billigen" Luftwärmepumpen häufig nicht eingehalten werden kann. Zu diesem Thema gibt es schon tausende von Gerichtsverhandlungen.



      Daher besser keine Luftwärmepumpe bei beengten Grundstücksverhältnissen. Aber auch wegen des schlechten Wirkungsgrades besser eine Absorber-Wärmepumpe wählen, mit Wärmequelle Erdreich oder Luft mit Absorber-Wärmetauscher (da gibt es keinen Ventilator der Lärm machen kann).