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Polizeigewalt in DeutschlandFehler im System

Vier Tote durch Polizeigewalt in einer Woche. Solange es keine neutralen Ermittlungen gibt, kann man sich nicht sicher fühlen, findet unsere Autorin.

Im Frankfurter Bahnhofsviertel wurde ein 23-Jähriger mit Kopfschuss von Polizeibeamten getötet Foto: dpa

W ir haben ein Polizeiproblem. Und das nicht erst seit ein paar Tagen. Wenn sich die Todesfälle durch Polizeigewalt so häufen wie in der letzten Woche, dann ist das ein Grund mehr, alarmiert zu sein. Im Frankfurter Bahnhofsviertel wurde ein wohnungsloser 23-Jähriger am Dienstag vergangener Woche mit einem Kopfschuss von Polizeibeamten getötet. Am Tag darauf erschoss die Polizei einen 48-jährigen Kölner, der sich gegen die Zwangsräumung seiner Mietwohnung gewehrt hatte. Beide Opfer sollen mit Messern bewaffnet gewesen sein. Am Sonntag verstarb ein 39 Jahre alter Mann im Kreis Recklinghausen nach Fixierung und Einsatz von Pfefferspray durch die Polizei – der Mann hatte in einer Wohnung randaliert.

Nicht nur in diesen drei Fällen stellt sich dringend die Frage, wie unfähig die Polizei im Umgang mit aufgebrachten, existenziell bedrohten, traumatisierten oder unter Drogeneinfluss stehenden Menschen sein muss, dass sie ein tödliches Ende nehmen. Am Montag kam es zu einem weiteren Fall: Ein suizidaler 16-Jähriger, der unbegleitet aus dem Senegal geflohen und in einer Jugendhilfeeinrichtung in Dortmund untergekommen war, wurde getötet. Ein Betreuer habe die Polizei verständigt, weil der Jugendliche mit einem Messer unterwegs gewesen sei und „bedrohlich“ gewirkt habe.

Bei einem Polizeieinsatz wurde der Junge von fünf Schüssen aus einer Maschinenpistole getroffen. Fünf Schüsse, weil er ein Messer bei sich trug, mit dem er sich offensichtlich vor allem selbst verletzte? Wie konkret kann eine Bedrohungslage sein, dass mehrmals mit einer MP5 auf einen Minderjährigen gefeuert werden muss? Was rechtfertigt so etwas?

Verhältnismäßigkeit ist keine brauchbare Kategorie mehr, wenn Polizeigewalt eskaliert

Solange diese Fragen nicht geklärt sind, solange die Polizei sich nicht unabhängigen Ermittlungen stellen und mit Konsequenzen rechnen muss, ist es schier unmöglich, sich in diesem Land sicher zu fühlen. Verhältnismäßigkeit ist keine brauchbare Kategorie mehr angesichts der Eskalation, die von der deutschen Polizei gegenüber armen, kranken oder schwarzen Menschen ausgeht. Oury ­Jalloh, der 2005 in Polizeigewahrsam in Dessau starb, dürfte der bekannteste ungeklärte Todesfall durch Polizeigewalt in der jüngeren deutschen Geschichte sein. Er ist bei Weitem nicht der einzige. Jahr für Jahr wird die Liste der Namen von bei Festnahmen oder in Gewahrsam getöteten Menschen länger. Ermittlungen finden statt, doch zu Verurteilungen von Polizisten kommt es so gut wie nie. Stattdessen wird vertuscht und abgewimmelt. Niemand weiß, wer Oury Jalloh in seiner Zelle an eine Matratze gefesselt und angezündet hat.

Die eigene Macht schützen

Erst diese Woche wurde berichtet, dass Beamte der Frankfurter Polizei von Kollegen, die zur Geheimhaltung verpflichtet waren, gezielt gewarnt wurden, dass ihre Handys möglicherweise im Rahmen verdeckter Ermittlungen auf rechtsextreme und verfassungswidrige Inhalte gefilzt würden. Sie hatten genügend Zeit, alle Beweismittel zu vernichten, die auf ihre Organisierung in rechtsextremen Chatgruppen hinweisen könnten. All diese Ereignisse, die sich in unterschiedlichen Regionen des Landes zutragen, deuten zusammengenommen nur auf eines hin: Systemversagen. Die Sicherheitsbehörden sind vor allem damit beschäftigt, sich und die eigene Macht zu schützen.

Gegen den Schützen von Dortmund werde nun wegen Verdachts auf Körperverletzung mit Todesfolge ermittelt, heißt es von der Staatsanwaltschaft. Aus Neutralitätsgründen übernimmt die Ermittlungen aber eine andere Polizeibehörde, und zwar Kollegen aus Recklinghausen. Den Fall in deren Landkreis wiederum – der Todesfall nach Fixierung und Pfeffersprayeinsatz – schauen sich die Kollegen aus Dortmund an. Wie neutral und unabhängig diese Ermittlungen laufen werden, lässt sich leider schon absehen.

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Fatma Aydemir
Redakteurin
ehem. Redakteurin im Ressort taz2/Medien. Autorin der Romane "Ellbogen" (Hanser, 2017) und "Dschinns" (Hanser, 2022). Mitherausgeberin der Literaturzeitschrift "Delfi" und des Essaybands "Eure Heimat ist unser Albtraum" (Ullstein, 2019).
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40 Kommentare

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    Die Moderation

  • Ich teile die Einschätzung von Fatma Aydemir und schließe mich der Forderung an:



    IOPC, Independent Office for Police Conduct (Unabhängige Stelle für polizeiliches Fehlverhalten), heißt die bei uns fehlende Institution in GB. Eine solche Institution braucht DE auch.

  • Leider darf man in De nicht offen aussprechen, dass die rechtsextremistische Gefahr hauptsächlich nicht von irgendwelchen Nazis, "Impfskeptikern" und ähnlichen Spezies ausgeht, sondern von Polizisten und dem ganz eigenen Polizeimilieu. Polizei bildet eine eigene soziale Welt, die von den anderen Gruppen der Gesellschaft kommunikativ getrennt ist und sich als "rechtschaffen" versteht und moralisch über den anderen steht. Diese anderen sind dann althergebracht bestenfalls die "Pappenheimer", die man "ja kenne", usw.



    Rechtsstaat findet in deutschen Polizeien schon lange nicht mehr statt. Die Dunkelziffer der durch Polizeigewalt Getöteten ist hoch.



    In meiner Stadt gibt es eine Polizeiwache, die selbst bei Behördenmitarbeitern dafür bekannt ist, dass dort Menschen gerne mal "die Treppe hinunterfallen".

  • IOPC, Independent Office for Police Conduct (Unabhängige Stelle für polizeiliches Fehlverhalten), heißt die bei uns fehlende Institution in GB. Eine solche Institution braucht DE auch.

  • Es liegt nicht generell an der Polizei, sondern am mangelnden Respekt unseren Ordnungshütern gegenüber und auch gegenüber unseren Rettungskräften. Die haben ähnliche Probleme bei ihren Einsätzen. Will das niemand zur Kenntnis nehmen?

    • @Levithian:

      Das ist nicht Ihr Ernst oder? Wegen mangelnden Respekts können Menschen getötet werden?

      Wenn das zum Anlaß genommen wird, können wir froh sein, dass in D nicht wie in den USA jeder mehrere Waffen Zuhause hat. Denn die wären dan ntäglich im Einsatz.

      Also völlig absurd "mangelnden Respekt" für eine scheinbar völlig, überforderte, nicht trainierte, selbst vielleicht existenziell verunsicherte Polizei als Bewegungsgrund zu nehmen, warum den Leute in Kopf oder mehrere in den Körper geschossen wird.

      Hier geht es aber vielmehr darum das die Polizei und staatsanwaltschaft nicht selbst kontrollieren soll. Das muss endlich umgesetzt werden! unabhängige Stellen zur Prüfung von jeglicher Polizeigewalt. Wer "Gewaltmonopol" laut Gesetz innehat, darf nicht auch noch die Ermittlungen gegen sich selbst führen. Sonst brauchen wir keine Gewaltenteilung mehr in D.

    • @Levithian:

      Meines Wissens nach gibt es kein Grundrecht aufgebracht, existenziell bedroht, traumatisiert oder unter Drogeneinfluss zu stehend Mensch zu sein. Der mangelnde Respekt gegenüber "Freunden und Helfern" ist aber in den letzten Jahren völlig abhanden gekommen, ich kann deren Verhalten durchaus nachvollziehen (nicht rechtfertigen, aber ohne Unterstützung in Stresssituaionen kann schon so etwas passieren..).

    • @Levithian:

      Es ist ziemlich lächerlich, mangelnden "Respekt" für etwas verantwortlich zu machen, das nicht im Geringsten mit Respekt zu tun hat. Da bekommen wir sehr schnell US Verhältnisse, wo Menschen aus "mangelndem Respekt" einfach erschossen und/oder misshandelt werden. Es gibt zahlreiche sehr gut dokumentierte Fälle dahingehend. "Respekt" ist ein falsch verstandenes, faschistoides Relikt, ebenso wie "Autorität". Respekt kann man vor einer ausserordentlichen Leistung etc. haben, aber nicht vor einer Uniform. Die Leistung muss erst nachgewiesen werden, dann kann sie respektiert werden, niemals umgekehrt, sonst landen wir bei den seit zig Jahren in der Politik üblichen "Absichtserklärungen", die keinerlei Resultate zeitigen! Siehe Klimakatastrophe, Energie"wende", Armutsbekämpfung....yni

      • @Adnan Adana:

        Achtung ist, das deutsche Wort für Respekt. Und Achtung sollte man wohl vor jedem Menschen haben. Selbstverständlich gibt es Menschen, welche du meintes, die ob ihrer außerordentlichen Leistungen auch außerordentliche Achtung verdienen. Ärzte oder auch Feuerwehrleute gehören jetzt vielleicht nicht dazu aber sie haben wohl doch, ob ihrer Aufgabe, eine besondere Achtung verdient - und da du nie weißt welchen Menschen du vor dir hast gilt das ersteinmal allgemein.

        Polizisten sind hier ein ganz besonderer Fall. Ihre eigentlich Aufgabe ist es, ich gehe vom Ideal aus, Menschen zu helfen und sie zu beschützen, also im Grunde auch Leben zu retten. Gleichsam sind Polizisten aber Ordnungshüter, darauf ist "Respekt" bezogen. Da die Polizei als Ordnungmacht (Autorität innerhalb des gesetzten Ramens) anerkannt ist, ist jeder angehalten dies ebenfalls anzuerkennen. Wer derlei Dinge tut wie sie zu veralbern, zu beleidigen, anzuschrein oder anzuspucken untergräbt ihre Autorität. Es ist aber inhärenter Teil der Aufgabe der Polizei "autoritär" zu sein, folglich muss sie, diese (eigentlich) wiederherstellen, traditionell hat sie dazu für den Notfall den Knüppel (z.B. bei Anspucken, Messer etc.), die Waffe nur für den äußersten Notfall.

        Heutzutage dürfen Polizisten aber fast garnichts mehr machen. Sehr verkürzt führt das dazu das die Polizei ihre Aufgabe nicht mehr richtig ausführen kann, dies zu angestautem Frust der sich dann zwangläufig irgendwann entlädt.

        US-Verhälstnisse haben wir bereits in fast allen Breichen, siehe Privatisierung der Grundversorgung, also Enteignung von Gemeineigentum. Und jene Veränderungen bei der Polizei kannst du z.B. gut an den Uniformen beobachten. Wieso gibt man soviel Geld aus und wirft die gut designten Uniformen in den Müll damit die gewöhnliche Polizei jetzt plötzlich aussieht wie ein billiger Sicherheitsdienst und die Spezialeinheit wie eine faschistoide Prügeltruppe? Alleine das Aussehen macht Angst, früher führte es eher zu Achtung. Zufall?

    • @Levithian:

      Das ist definitiv ein Mißstand. Polizeiliches Fehlverhalten aber auch. Förderlich für den Respekt vor der Polizeit ist nicht die Vertuschung sondern die korrekte Ahndung von Fehlvehaltens. Ein erster Schritt wäre es, die seehofermäßige Leugnung von Fehlverhalten aufzugeben. Auch wegen der Komplizenschaft von Innenministerium und Polizei wird eine unabhängige Institution benötigt.

  • Ist schon Jahrzehnte her:Während einer Zugfahrt von Berlin nach Hannover mit rechten Fußballfans in den Abteilen, die neben vielen "lustigen" Sprüchen und Judenwitzen auch ein etwas "offensives" Verhalten gegenüber nicht biodeutsch aussehenden Menschen an den Tag legten - die Autorin hätte keinen Spaß gehabt- habe ich mich erst sicher gefühlt als eine Truppe Bereitschaftspolizei ab Peine dazu kam und die "gute Stimmung" spürbar nachließ. Das erste Mal seit langen, das ich froh über die Anwesenheit von Uniformierten war.



    Ich habe auch schon andere Begegnungen mit Polizisten gehabt, bspw. solche die im Spiel "Böser Bulle -noch böserer Bulle" sehr routiniert waren und mir echt Angst gemacht hatten. Um es auf den Punkt zu bringen: Es sind nicht alle Polizisten freundlich und hilfsbereit ,aber eben auch nicht alle gewalttätige, faschistische Soziopathen.

    • @Mustardmaster:

      Das sagt doch aber der Kommentar gar nicht.

  • Immer die gleiche Debatte in der Taz. Polizei per se böse, potentielle Täter immer per se unverstanden und arme Schlucker. Gibt es Fälle unrechtmäßiger Gewalt durch Polizisten? Ja. Gibt es rechte Strukturen innerhalb der Polizei, die zerschlagenen gehören? Ja. Die gibt es aber auch in den und durch die politisch extremen Lager, deutlich mehr rechts wie links. Nicht alles ist aber immer automatisch die Schuld der Polizisten. Selbstverteidigung durch Notwehr ist auch ein Recht. Die Gewalt gegen Einsatzkräfte wird auch jedes Jahr schlimmer, immer mehr Verletzungen bei Polizisten, Rettungskräften und Feuerwehrleuten. Darüber wird in der Taz aber deutlich weniger berichtet.

    • @Bluewater:

      Ist ein Kopfschuss Selbstverteidigung? Sind Schläge auf einen gefesselten Selbstverteidigung?



      Die Politik der Polizei ist es, dass sich der Polizist möglichst nicht in gefahr bringen soll- das ist gut so. Aber wenn der Polizist selbst zur Gefahr für Bürger wird, weil er sich angeblich "mit der Waffe schützt", ist die Aufgabe und die Legitimation der Polizei, den Menschen zu dienen, Sicherheit zu garantieren und die Menschen zu schützen, nicht mehr gegeben. Ja, Polizisten sind auch nur menschen- aber mit weitreichenden gesetzlichen befugnissen und Privilegien und Waffen für eine wichtige Aufgabe. Von daher gelten für die Polizei höhere Maßstäbe als für normale Jobs und Leute. Vor der Polizei- Gewalt kann man daher die Augen nicht schließen.

      • @Kama52:

        Vollkommen richtig, es gehört nicht zu den Aufgaben der Polizei eine Gefahr für die Bürger zu werden. Aber eine Diskussion führt auch zu nichts wenn du das wesentliche Argument deines Gegenübers einfach mit leichtem Sarksamus "wegbügelst" und dann gekonnt ignorierst, also übergehst.

        Das mag aus deiner Sicht vielleicht schwer zu verstehen sein und ich möchte es jetzt auch nicht haarklein erklären aber wenn wir in Deutschland nicht wieder lernen auf Argumente ernsthaft einzugehen werden wir überhaupt keine Probleme lösen.

        Das ist nämlich eine der Hauptursachen dafür das vieles immer schlimmer wird, weil keine Probleme gelöst werden, aufgrund mangelndem gegenseitigen Verständnis. Ja Polizisten sollten nicht einfach Leute mit Messer in der Hand erschießen. Polizisten sollten es sich aber auch nicht ständig vorführen oder angreifen lassen müssen, weil sie in JEDEM FALL deeskalieren sollen. Wenn dich das nicht interessessiert, weshalb sollte dein Gegenüber dein Anliegen interessieren? Wer ist der klügere von euch beiden? Spielt das eine Rolle oder ist es viel wichtiger das ihr einander versteht? Willst du dein Gegenüber verstehen und gemeinsam Lösungen finden oder Recht haben?

    • @Bluewater:

      Unrechtmäßige Polizeigewalt in Deutschland kritisieren auch eher konservative Medien.



      So zitierte der Merkur ausführlicher als andere die UN, die Deutschland nach Verdachtsfällen unverhältmäßiger Gewalt auf Anticoronamaßnahmen Demos Systemversagen attestierte.



      www.merkur.de/poli...d-zr-91490730.html

      • @Nina Janovich:

        Und das Handelsblatt sah bereits 2019 den Wirtschaftsstandort Deutschland gefährdet wegen Systemsversagens. Last but not least leiden im versagenden System auch all jene Polizist:innen, die unrechtmäßige Gewalt nicht hinnehmen und nicht bereit sind gewalttätige Kolleg:innen zu decken.



        www.handelsblatt.c...gens/24574898.html

  • Seit Bestehen der Bundesrepublik wurden schon über 450 Polizisten und Grenzbeamte gewaltsam getötet. Das sind rund 6 Beamte pro Jahr!



    2020 gab es 38.960 Fälle von Gewalt gegen Polizisten.



    Sie haben offensichtlich keine Lobby in der Presse, ihr Tod wird als Berufsrisiko einfach so hingenommen.



    Wird aber jemand erschossen, der mit dem Messer einen Polizisten angegriffen hat, kommt sofort ein Aufschrei aus der rot/grünen Ecke.



    Im konkreten Fall muss sicher geprüft werden ob der Einsatz gerechtfertigt war. Und ja, es sollte durch eine völlig unabhängige Stelle geprüft werden und nicht durch die Polizei selbst. Und ja, jedes vorsätzliche Vergehen sollte hart bestraft werden.



    Doch stört es mich, wenn man jetzt schon über mögliche Maßnahmen schwadroniert, wo die Fakten noch nicht Beweisfest sind.

    • @Rudi Hamm:

      Sie wissen aber schon das "Messer einen Polizisten angegriffen" bei mindestens einem Fall der vier hier, NUR von der Polizei so wiedergegeben wird. Nicht jedoch von Zeugen und Co. Also wenn Sie angeblich soviel "Neutralität" fordern, dann fangen am besten SIE doch damit an!

    • @Rudi Hamm:

      "Und ja, es sollte durch eine völlig unabhängige Stelle geprüft werden" und wozu haben wir dann die Staatsanwaltschaft? Und wenn die Polizei tatsächlich innerhalb ihrer Kreise Verbrechen deckt und das Problem so groß ist das selbst Beamte anderer Städte Verbrechen von Polizisten nicht verfolgen, wie hier suggeriert wird, haben wir dann nicht vielmehr ein Problem bei der Ausbildung und der Auswahl der Beamten? Und was ist wenn das Problem garnicht so groß ist und hier die vielen Fälle in denen Polizisten Verbechen von Kollegen aufgedeckt haben garnicht erwähnt wurden um den Eindruck zu erzeugen wir bräuchten eine neue Behörde, schüfen wir diese dann nicht überflüssigerweise, wo wir doch schon die Staatsanwaltschaft haben? Und wenn wir sie doch schüfen, mit welchen Leuten würde diese wohl besetzt werden, von wem, nach welchen Kriterien, wären sie wirklich unabhänig und vor allem unparteiisch, wie es ein guter Polizist sein sollte? Und wieso ist die Polizei eigentlich nicht unabhänig sondern dem Staatsministerium unterstellt, wieso können sie nicht einfach unabhänig eine Ermittlung gegen Politiker einleiten? Und wieso ist die Staatsanwaltschaft eigentlich nicht unabhägig in ihren Ermittlungen? Könnten wir, anstatt noch eine Behörde zu schaffen und ständig in Ländern wie Großbritannien in denen im Gesamtergebnis eigentlich nichts besser läuft nach Lösungen zu suchen, uns nicht auch mal selbst was ausdenken und versuchen den großen Wurf zu wagen?

    • @Rudi Hamm:

      Es sterben jährlich 8-10 Straßenwärter(die Leute in orangener Arbeitkleidung, die neben Winterdienst zb. Leitpfosten waschen, beschildern und Fahrbahnmarkierungen auftragen) in ihrer Berufsausübung.



      Deren Anzahl ist weitaus geringer als die von Polizeibeamten.

      Was es mit den Gewaltfällen gegen Polizisten auf sich hat, wissen wir doch alle unlängst, das die Zahlen aufgebauscht sind nicht der Realität entsprechen.

      Also wenn schon what about tism.. dann richtig bitte.

    • @Rudi Hamm:

      Diese angebliche Gewalt gegen die Polizei ist auch nur aufgebauscht.



      Da wird ein Zucken ganz schnell zur Widerstands oder Angriffshandlung.

      • @Piratenpunk:

        Es ist schon Widerstand, wenn man die Anweisungen der Polizei nicht befolgt.

  • Als einzige darf die Polizei Gewalt ausüben. Nennen wir es Staatsgewalt. Tote nach einem Polizeieinsatz sind immer furchtbar aber manchmal nicht zu vermeiden. Hängt immer damit zusammen wie sich die, nennen wir es mal Verdächtigten, verhalten, welche Waffen sie dabei gaben (auch ein Messer ist eine Waffe).

    • @Der Cleo Patra:

      Normalerweise...und wenn doch, sollte gemeinhin der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit gegeben sein.

      Ich bin kletternder Baumpfleger. Werfe ich mit etwas schwerem ein Auto oder noch schlimmer, sorge für Personenschaden, muss ich mich dafür rechtfertigen, zurecht! Das wäre ein schwerer handwerklicher Fehler.

      Wenn 5 MP-Schüsse oberhalb der Gürtellinie das mildeste Mittel darstellen, würde ich meinen Wertekompass fragen ob er noch richtig geht. Oder mal wieder das Schießtraining besuchen.

      • @Fabian Gäckle:

        "Wenn 5 MP-Schüsse" und hast du dich auch schonmal gefragt weshalb Polizisten jetzt überhaupt mit MP's ausgerüstet werden? Du weißt wie eine MP funktioniert, wenn du z.B. in Angst oder Panik länger draufdrückst kömmen mehrere Schüsse innerhalb von Sekunden raus. Wie alt war eigentlich der Polizist? Und was bekommen sie als nächstes für den Einsatz gegen Leute mit Messer, vieleicht Granaten? Und wenn dann eine frisch ausgebildete Polizistin eine Granate in eine Gruppe wirft von der sie sich bedroht fühlt, weil einer ein Messer hat, sprechen wir dann auch noch von Polizeigewalt oder fragen wir irgendwann vielleicht doch mal nach den Verantwortlichen, die das ganze von der Ausbildung bis hin zur Ausrüstung vorgeben, ob die womöglich seit Jahren irgendwas falsch machen.

    • @Der Cleo Patra:

      In "Staatsgewalt" ist "-gewalt" mit "Macht" zu übersetzen. Auch der Staat darf normalerweise keine Gewalt einsetzen.

      • @Francesco:

        Macht? Nein, definitiv nicht. Der Staat hat das Gewaltmonopol und sonst absolut niemand.

        • @Der Cleo Patra:

          Der Staat hat das Gewaltmonopol. Richtig. Das ist aber kein Freibrief, Gewalt anzuwenden.

          Der Begriff "Staatsgewalt" hat aber damit nichts zu tun. Der Wortbestandteil "gewalt" hat da die gleiche Bedeutung wie bei "Gewaltenteilung", und Sie werden wohl kaum behaupten, dass die "gesetzgebende Gewalt" in dem genannten Sinn Gewalt ausübt.

          • @Francesco:

            Sie waren nicht dabei, ich war nicht dabei. Es ist deshalb müßig über etwas zu diskutieren. Aber Gewalt wird immer angewandt wenn nichts anderes mehr geht.

            • @Der Cleo Patra:

              Es ging hier nur um die falsche Verwendung bzw. das falsche Verständnis des Begriff "Staatsgewalt".

  • 1. Solange man nicht mit Messern andere bedroht und angreift, hat man nicht zu befürchten, von der Polizei erschossen zu werden. Die Autorin kann sich also sicher fühlen.

    2. " Die Sicherheitsbehörden sind vor allem damit beschäftigt, sich und die eigene Macht zu schützen." Zu 99,9% ist die Polizei mit anderen Dingen beschäftigt, nämlich unbescholtene Bürger zu schützen und Verbrechen aufzuklären.

    3. Die Autorin unterschätzt wie so viele andere die Gefahr, die von Angriffen mit Messern ausgeht und verharmlost solche Vorfälle, wenn sie die Täter nur als "aufgebrachte, existenziell bedrohte, traumatisierte oder unter Drogeneinfluss stehenden Menschen" beschreibt - und nicht als Personen, die Unschuldige angreifen und womöglich töten wollen.

    • @gyakusou:

      Warum "Angriff"? Der junge Mann hat sich doch in erster Linie selbst gefährdet. Deshalb wurde die Polizei gerufen.

  • Das Sicherheitsgefühl könnte schon geringfügig steigen, wenn man davon Abstand nimmt, mit einem Messer auf Polizisten zuzurennen...

    Bei mir zumindest wirkt das. Aber das ist natürlich nur anekdotische Evidenz.

    • @Schnurringer:

      Ähm im mindestens einem der Fälle, die hier geschildert wurden, konnte diese von der Polizei "benannte" Situation nicht, NICHT BELEGT werden. Also bleibt die frage warum die Polizei womöglich Lügen benötigt um Ihren Einsatz zu rechtfertigen?

      Somit nicht überall wo jemand, ähm die Polizei, schreit wir werden angegriffen ist auch solch ein Angriff immer da. Aber ähnlich wie bei Southpark "sie kommen auf uns zu", scheint dies bei manchen es auszureichen um der Polizei einen töglichen Einsatz zu legitimieren!

  • Sicher mag gibt es bei der Polizei Probleme und diese müssen angegangen werden. Was mich aber an Kommentaren wie diesem hier ärgert sind Aussagen wie: "...ist es schier unmöglich, sich in diesem Land sicher zu fühlen."

    Schließlich leben wir in einem der sichersten Länder der Welt auch Dank unserer Polizei. Geht es nicht auch eine Nummer kleiner? Eine pauschale Verurteilung der Polizei ist genauso falsch wie das Unter-den-Teppich-kehren von Fehlverhalten.

    In Teilen der Gesellschaft gehört es zum guten Ton pauschal über die Polizei zu schimpfen, in ihr nur faschistoide Bullenschweine zu sehen und das ist einfach nicht korrekt. Ich möchte nicht mit den oft sehr jungen Polizisten tauschen, die für relativ kleines Geld ihrer Arbeit in Problemvierteln nachgehen und nicht selten beim ausführen ihrer Tätigkeit dann gerne aggressiv angegangen und beschimpft werden (Ich wohne am Görlitzer Park und weiß wovon ich rede). Fast täglich kann man lesen über wachsende Aggressivität gegenüber Polizisten, Rettungssanitätern, Bahnbediensteten etc.

    Es sind nicht zuletzt pauschale Verurteilung der Polizei und Unterstellungen wie oben im Kommentar zu lesen, die das Klima dafür schaffen und die Stimmung weiter anheizen.

    (...)

    Dieser Kommentar wurde gekürzt. Bitte halten Sie sich an die Netiquette. Die Moderation

  • " In Dortmund trafen fünf Kugeln einen 16-jährigen Geflüchteten in Kiefer, Bauch, Schulter und Unterarm. Er lebte in einer Jugendhilfeeinrichtung und soll mit einem langen Messer auf die Beamten losgegangen sein."



    (www.zeit.de/politi...ngleichheit-5vor8)



    Die Einen sagen so, die Anderen so.



    Dampft man die emotionsgeladenen Kommentare etwas ein, so bleibt die Gefährdung von Menschen durch einen, mit einem Messer bewaffneten jungen Mann, welche durch die Polizei neutralisiert wurde.



    Ob Flüchtling, schwarz oder weiß, in einer Jugendeinrichtung lebend, ohne Kenntnis der Polizei suizidal oder psychisch gestört, ist erst einmal völlig nebensächlich.



    Eine Untersuchung läuft. Sie wird die Angemessenheit des Handelns zeigen oder widerlegen.

    • @Trabantus:

      Nur weil ein Mann ein Messer in der Hand hält (in einem Hinterhof!) besteht noch keine Gefährdung von Mitmenschen. Die Polizei wurde einzig deswegen geholt, weil der junge Mann psychisch labil und suizidal war. Und natürlich wusste das die Polizei.

      • @Francesco:

        Schlimme noch: der junge Mensch war in einer sozialen Einrichtung, und der Betreuer hat die Polizisten gerufen.



        Als ausgebildeter Sozialpädago*in sollte man doch in der Lage sein einem potentiellen Selbstmörder dazu zu überreden das Messer fallen zu lassen, statt die Polizei zu rufen und die Sache eskalieren zu lassen.

    • @Trabantus:

      Genau so sehe ich das auch.