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Kinderimpfung gegen CoronaIhr Kinderlein, rettet uns!

Jetzt sollen auch 5- bis 11-Jährige geimpft werden. Die Politik nimmt die Kinder in eine Verantwortung, der sich Erwachsene nicht stellen.

Aua, immer auf die Kleinen! Foto: Lisa Leutner/ap

Was hat sich die Po­litik den Mund fusselig geredet! Seit Monaten appellieren, drängen, ja flehen die Volks­ver­tre­te­r:in­nen: Bitte, bitte, bitte lasst euch impfen! Sonst kollabiert das Gesundheitssystem. Sonst können wir Weihnachten nicht mit unseren Liebsten feiern. Sonst müssen doch wieder die Schulen schließen und die Jüngsten erneut die Verantwortungslosigkeit der Erwachsenen ausbaden. Auch wenn es schmerzt: Momentan scheinen sich alle Befürchtungen zu bewahrheiten.

Das Gesundheitssystem steht vor dem Kollaps, an Weihnachten wird der eine oder andere Liebste schon nicht mehr unter uns sein, und Schulschließungen sind trotz aller Beteuerungen, die Schulen bleiben offen, längst wieder an der Tagesordnung, weil den Gesundheitsämtern vor Ort zum Teil gar nichts anderes übrig bleibt. Von regio­nalen Lockdowns, nervigen Testpflichten auch für Geimpfte und Genesene oder drohendem Shutdown für alle ganz zu schweigen. Na dann frohes Fest!

Es ist gut, dass Kanzler Scholz in dieser Situation eine natio­nale Kraftanstrengung beschwört („30 Millionen Impfungen bis Weihnachten“). Leider wird sie von der Gruppe, die uns die frustrierendste Adventszeit ever eingebrockt hat, weitgehend ignoriert. Zwei von drei Ungeimpften wollen sich auf keinen Fall impfen lassen. Dass ausgerechnet eine Impfpflicht die Verweigerer zur Einsicht führt, muss man nach den bisherigen Erfahrungen bezweifeln. Und dass die wundersame Verwandlung des Fußballers Kimmich vom Impfskeptiker zum Impfbotschafter Hartgesottene umstimmt, ist wohl vor allem Karls Wunschdenken.

Kein Wunder, dass viele jetzt hoffnungsvoll auf die Kinderimpfungen blicken, die diese Woche in Deutschland anlaufen. Virologisch betrachtet macht es ja Sinn: Sind Millionen Kinder zwischen 5 und 11 Jahren erst durchgeimpft, haben wir die Impflücke wieder ein Stück weiter geschlossen. Ein wichtiger Schritt zur Drosten’schen Prophezeiung, dass wir eines Tages gut mit dem Virus werden leben können. Dafür muss halt ein Großteil der Bevölkerung immunisiert sein gegen Covid-19, also auch die Jüngsten.

Die Politik sollte den Druck von den Kindern nehmen

Die Frage ist nur: wie? Impfung oder Infektion? Das Robert Koch-Institut jedenfalls hat davor gewarnt, die Kinder einfach so zu durchseuchen. Denn ja: Mit höheren Inzidenzwerten – aktuell liegt die „Kinderinzidenz“ bei 863 – steigen auch die (an sich seltenen) schweren Krankheitsverläufe an. Und auch die Long-Covid-Fälle.

Dennoch sind die Kinderimpfungen in mehrfacher Hinsicht problematisch. Allen voran, wie die Politik sie nun für die Ziele einspannt, die sie bislang nicht auf die Reihe bekommen hat. Wenn die neue Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) die Impfung von Schulkindern zum wichtigen Beitrag erklärt, den Präsenzunterricht in Schulen zu sichern und „erneute flächendeckende Schulschließungen zu verhindern“, ist das ein komplett falsches Si­gnal. Die Kinder sollen also wieder den Karren aus dem Dreck ziehen.

Wer nicht mitmacht, nimmt baldigen Distanzunterricht in Kauf. So jedenfalls kann man die Worte von Stark-Watzinger verstehen. Damit setzt sie die Falschen unter Druck.

Noch problematischer ist jedoch, dass Kinder und deren Eltern jetzt mit einer Entscheidung allein gelassen werden, zu der es bislang wenig klare, dafür aber erstaunlich unterschiedliche Empfehlungen gibt. Die Bil­dungs­mi­nis­te­r:in­nen raten allen Kindern zur Impfung – die Stiko aktuell nur denen, die eine Vorerkrankung oder gefährdete Familienmitglieder haben. Die Befürworter verweisen auf frische Daten aus den USA, wonach bei 5 Millionen geimpften Kindern keine nennenswerten Nebenwirkungen aufgetreten sind.

Die notorisch zurückhaltende Stiko hält die bisherige Datenlage für nicht ausreichend – behält sich aber vor, ihre Empfehlung zu einem späteren Zeitpunkt anzupassen. Es sieht so aus, als laufe alles genauso chaotisch – und laaaaangsam – wie bei den Impfungen für die 12- bis 17-Jährigen. Zurückhaltung, Druck von der Politik, spätes Go. Das trägt nur zur Verunsicherung bei. Genauso ist es jetzt wieder.

Mit einem Unterschied: Omikron. In Südafrika sind wegen der Mutation aktuell auch auffällig viele Kinder im Krankenhaus. Sollte sich bestätigen, dass Omikron zu mehr schweren Fällen bei Jüngeren führt, wäre eine Stiko-Empfehlung für alle Kinder überfällig. Doch momentan sollte die Politik den Druck von den Kindern nehmen und noch stärker auf die ungeimpften Erwachsenen lenken. Nicht die Kinder müssen etwas für unseren Schutz tun – sondern wir für ihren.

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39 Kommentare

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  • "Doch momentan sollte die Politik den Druck von den Kindern nehmen und noch stärker auf die ungeimpften Erwachsenen lenken. "

    Woher hat der Autor, dass die Politik einen Druck auf die Kinder ausübt und keinen Druck mehr auf die ungeimpften Erwachsenen macht? Hat er nicht mitbekommen, dass es ab März für Beschäftigte im Gesundheitssektor eine Impfpflicht geben wird und eine allgemeine Impfpflicht in Vorbereitung ist?

  • 4G
    47202 (Profil gelöscht)

    "Die Politik nimmt die Kinder in eine Verantwortung, der sich Erwachsene nicht stellen."



    Das stimmt. Deshalb weiter großen Druck auf die Ungeimpften.

    Dass die Kinder eine hohe Anzahl an Infektionen aufweisen, lässt sich aber nicht wegdiskutieren!!!!!!!!

    Es geht nur gemeinsam. Wer sich weigert, stellt sich außerhalb dieser Gesellschaft und sollte auch so behandelt werden.



    Wer ungeimpft ist, sollte doppelten Krankenkassenbeitrag zahlen. Das wird schon mal 20% der Verweigerer zur Impfstation treiben. Nur so geht es offenbar - nicht mit Vernunft!

  • Wenn jetzt alle Kinder geimpft werden sollen ist dies gleichbedeutend mit einer Impfpflicht für Kinder deren Eltern fürs Impfen sind denn diese wehren sich bestimmt nicht gegen die Entscheidung ihrer Eltern. Dann soll man doch bitte gleich eine generelle Impfpflicht einführen.

  • 9G
    970 (Profil gelöscht)

    Die Entscheidung ist ganz klar Impfung vs. Infektion. Und somit eine leichte.

  • Mir wird für meinen Geschmack viel zu viel von "Druck auf die Eltern" gesprochen.



    Aus den Erfahrungen in meinem Freundes- / Bekanntenkreis bzw. aus den Gesprächen mit den Eltern der Schulfreunde meines Sohnes (6 1/2, 1. Klasse) kann ich sagen, dass viele Eltern, im Gegenteil zum angenommenen "Druck von außen", schon viel zu lange sehnlichst darauf warten ihre Kinder impfen lassen zu können.



    Mag das Risiko von schweren Verläufen bei einer Erkrankung noch so gering sein (mögliches Long Covid mal ganz außen vor gelassen), es ist niemals Null.



    Und keine der Eltern die ich eingangs erwähnte möchte, dass ausgerechnet ihr Kind das "1 aus 1 Mio" toten in der Statistik wird.



    Natürlich haben wir in der Schule auch Eltern die eine Impfung für ihr Kind ablehnen. Sei es weil sie (selber ungeimpft) grundsätzlich dagegen sind oder (selber geimpft) die Risiko / Nutzen Abwägung für sich anders bewertet haben.



    Mittlerweile hat, denke ich, jeder eine Entscheidung für sich und sein Kind getroffen und ich denke nicht, dass sich irgendwer von einer herbeifantastierten "Drohkulisse" gezwungen sehen wird seine Entscheidung sein Kind betreffend grundlegend zu ändern.

  • Obwohl ich Impfen grundsätzlich positiv sehe, nervt es mich, dass Impfen nun als Totschlagargument benutzt wird, um alles so zu lassen wie es ist. Eine "technische" Lösung (Impfen) wird als einzig sinnvolle verkauft, ohne andere Lösungen in Betracht zu ziehen. Die Politik propagiert nun Impfen als einzige Lösung, weil Deutschland durch das Missmanagement der letzten Jahrzehnte mögliche Handlungsalternativen extrem verkleinert hat. Hätten wir ein besser aufgestelltes Bildungs- und Gesundheitssystem, wäre das Impfen nicht so dringlich wie es sich darstellt. Durch die neoliberale Gesellschaftspolitik der vergangenen Jahrzehnte haben sich so viele Versäumnisse aufgestaut, dass die "gesellschaftliche Resilienz," d. h. das Vermögen auf Krisen angemessen und ohne Panik zu reagieren, extrem niedrig geworden ist. Wir müssten Kinder, die im Allgemeinen eine Coronainfektion ohne Probleme durchmachen, nicht impfen, wenn stattdessen die Klassen kleiner und mit Luftfiltern ausgestattet wären. Wäre die Digitalisierung der Schulen weiter fortgeschritten, könnten Kinder, deren Eltern es wünschen, leichter Homeschooling machen. Wäre das Gesundheitssystem besser finanziert, könnten die Gesellschaft toleranter auf die Impfskepsis reagieren und müsste nicht diesen wahnsinnigen Druck und Zwang aufbauen, der für viele nach Autoritarismus riecht. Wir sollten endlich die Corona Krise als eine soziale Krise verstehen und nicht nur als Gesundheitskrise.

    • @tiefdurchatmen Tagliacozzo:

      Könnten Sie bitte erklären, wie ein besseres Gesundheitssystem aussehen soll, dass eine Pandemie ohne Impfung bekämpfen kann und warum das überhaupt erstrebenswert sein sollte, ein System zu haben, in dem es keine Impfung gibt?

    • @tiefdurchatmen Tagliacozzo:

      Die Beurteilung der Konsequenzen des Neoliberalismus teile ich.



      Im Übrigen kann ich in allen Ehren jedoch nicht zustimmen. Kinder können sich nicht nur in Klassenzimmern, sondern auch untereinander in anderen Settings anstecken.



      Zweifel habe ich ferner an Ihrer Formulierung, dass Kinder im Allgemeinen die Covid-Infektion ohne Probleme durchmachen würden.



      Vielmehr wird bei solch gelagerten Meinungen mE die Gefahr falsch eingeschätzt.

      • @Gerhard Krause:

        Die Zahlen sprechen für sich. Auch wenn jedes Opfer eines zu viel ist, ist ihre geringe Anzahl, so traurig es ist, besonders im Vergleich zu anderen Atemwegserkrankungen, ein Argument gegen die Notwendigkeit, Kinder zu impfen.

        Zur Zeit (für die KW 49) sind von 14 Millionen Kindern 2250 mit Covid-19 hospitalisiert. Das macht 0,01607 Prozent. Fünf Prozent, also 113, der 2250 hospitalisierten Kinder mit Covid-19 sind auf einer Intensivstation. Also nur ca. 0,00081 Prozent aller Heranwachsenden Deutschlands müssen also wegen Covid-19 auf einer Intensivstation behandelt werden.



        dgpi.de/covid-19-survey-update/

        Zitate aus der Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) und



        der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI):

        "[D]ie Krankheitslast bei Kindern [mit Covid-19 ist] vergleichbar



        mit anderen respiratorischen Erregern (wie z.B. Influenza oder RSV) [...], ), deren saisonale Häufung zu keinem Zeitpunkt zu einschneidenden, per Rechtsverordnung durchgesetzten



        Präventionsmaßnahmen bei Kindern und Jugendlichen geführt hat. Das Pediatric Inflammatory



        Multisystem Syndrome (PIMS) und Long-COVID sind bei Kindern unter 12 Jahre so selten, dass sie nicht als Argument für schwerwiegende und schädliche Eingriffe in den Alltag der Kinder herhalten können."



        dgpi.de/wp-content...ahme-DGPI-DGKH.pdf

        Hinsichtlich der Übertragung schreibt die DGPI:



        "Die Mehrzahl aller Übertragungen von SARS-CoV-2 auf nicht geimpfte Kinder und Jugendliche



        findet im privaten Umfeld und nicht in Schulen oder Kitas statt, und Erwachsene übertragen das



        Virus häufiger auf Kinder als umgekehrt."



        dgpi.de/wp-content...ahme-DGPI-DGKH.pdf

    • @tiefdurchatmen Tagliacozzo:

      Danke für Ihren Kommentar. Auf den Punkt gebracht. Die meisten sehen aber offensichtlich den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr...

  • Es geht doch nicht nur darum, die Impfquote hochzutreiben, wenn man sein Kind impfen lässt, auch wenn das natürlich gut wäre, weil es allen, auch den Kindern, viel ersparen würde, wenn es keine weiteren Lockdowns gäbe. Es geht in erster Linie darum, das Kind selbst zu schützen, denn auch wenn schwere Verläufe bei Kindern seltener sind, ist es doch immer noch sinnvoll, sie davor zu schützen. Und es geht um den Schutz von Menschen aus dem unmittelbaren Umfeld, Klassenkameraden mit Vorerkrankungen oder Großeltern, das ist doch auch im unmittelbaren Interesse des Kindes.

    Man kann doch in einer solchen Situation nicht gegen eine Maßnahme mit dem Argument kommen, eine andere sei besser. Es gibt keinen absoluten Schutz, aber jede Maßnahme - Masken, Testen, Impfen - senkt die Wahrscheinlichkeit einer Infektion, also brauchen wir von allem so viel wie möglich (und im Gegensatz zu sozialer Isolation richten diese Maßnahmen keinen Schäden an).

  • Und da alles so ist, wie es ist, bin ich nur froh, dass wir jetzt wenigstens selbst entscheiden dürfen, unsere Kinder zu schützen - und nicht mehr denen ausgeliefert sind, die es nicht tun.



    Niemand sonst soll sich gedrängt fühlen, seiner Kinder zu impfen. Aber wir dürfen es und wir haben auch schon einen Termin bekommen.



    Danke, dass nun auch Impfbefürworter eine gewisse Freiheit haben - die, sich und ihre Kinder aktiv zu schützen, solange der Weg ins Paralleluniversum der vernünftigen Erwachsenen verschlossen ist.

  • Der Vorsorgegedanke scheint hier einigen völlig fremd zu sein.

  • Die Sch… fließt immer von oben nach unten - Stromberg

  • Warum soll sich die Stko sputen? Die entscheiden nach wissenschaftlichen Kriterien und nicht nach pol. Druck.

    • @Thomas Köcher:

      Schön, wenn es so wäre. Aber mit der Handvoll (4 oder 6) hauptamtlicher wissenschaftlicher Hilfskräfte, die die STIKO hat, kann man noch nicht mal die aktuelle Literatur rechtzeitig sichten.

      Mertens' israelisches Pendant hat vor laufender Kamera einen Ausraster über die Unwissenschaftlichkeit der Arbeit der STIKO bekommen: "Es gibt haufenweise Daten, man muss sie nur mal auswerten!"

      Mehr muss man eigentlich nicht sagen.

  • Es geht wohl immer auf die, die sich nicht wehren können und keine Stimme haben...



    Die wahre Zeche zahlt der ach so geliebte Nachwuchs final, wenn der Ökozid immer lauter klopft!

  • Es gibt Kinder, die ihre Eltern oder Großeltern ansteckten, die daran verstarben. Das hätte nicht sein müssen, wenn die Kinder rechtzeitig geimpft worden wären.

    Das Problem besteht darin, dass Kindern die Impfung zulange vorenthalten wurde. Dies ist nun zum Problem für alle geworden, ob Erwachsene oder Kinder.

    In der Krise zeigt sich die Reife einer Gesellschaft, nicht in den fetten Jahren. Wir sollten nun erkennen, wie sehr viele von uns doch die eigenen Gesellschaften überschätzt haben.

    Wir führen bizarre Diskussionen, anstatt alles zu unternehmen, dass weltweit aller verfügbar Mitteln eingesetzt werden, aus dieser Pandemie herauszukommen.

    An den Kinderimpfungen ist gar nichts problematisch.

    Das einzige Problem besteht darin, dass es zu viele Stimmen in den Medien und der Gesellschaft gibt, die diese problematisch finden und damit auf allen Ebenen dazu beitragen, dass Scheinprobleme diskutiert werden, anstatt die echten Probleme zu lösen.

    • @PolitDiscussion:

      Ich verstehe Ihre Behauptung nicht: «Kinder haben ihre Eltern und Großeltern angesteckt, die dann daran verstarben».

      1) Woher wissen Sie, dass es eben die Kinder waren, die jemanden angesteckt haben? Schicken Sie doch mal einen Link zu einer Statistik.



      2) Waren die erwähnten Eltern und/oder Großeltern geimpft?

      Sehr dubiose Behauptung, die an den Haaren herbeigezogen wirkt. Natürlich gibt es Kinder und Jugendliche, welche infiziert waren. Diese aber generell und ohne Belege für Todesfälle verantwortlich zu machen, ist nach fast zwei Jahren Pandemie,bziemlich absurd und banal.

    • @PolitDiscussion:

      Reduziert die Impfung bei Kindern die Wahrscheinlichkeit, schwer zu erkranken, um mindestens eine Größenordnung? Dann sollte sie empfohlen werden. Wenn nicht, dann nicht. Dreifach Geimpfte haben mit Omikron eine gerade mal um 25% reduzierte Wahrscheinlichkeit, sich zu infizieren und damit das Virus weiterzuverbreiten, und der Schutz vor schweren Verläufen ist unklar. Und sie müssen nach Kontakt zu Infizierten trotzdem nicht in Quarantäne.

      • @Luftfahrer:

        "Reduziert die Impfung bei Kindern die Wahrscheinlichkeit, schwer zu erkranken, um mindestens eine Größenordnung? Dann sollte sie empfohlen werden. Wenn nicht, dann nicht."

        Völlig falsches Kriterium - aber das liegt daran, dass die Regierung Merkel nicht müde wurde, diesen Bockmist zu unterstellen.

        Das Problem bei Covid sind die Folgeschäden. Wenn man nicht schwere Vorerkrankungen hat, übersteht man den primären Infekt meist ohne große Probleme, so unangenehm er auch ist. Der Schaden, den das Immunsystem auf der Suche nach dem Virus anrichtet - Nekrosen in so ziemlich jedem Organsystem -, ist weit gefährlicher als das Virus selbst.

        Auch und besonders bei Kindern, denn die müssen am längsten unter den Folgen leiden. Das taz-Interview mit Marina Weisband zeigt, wie das Leben für hunderttausende Kinder in Deutschland sein wird: ständige Müdigkeit, unheilbare Schmerzen, Kopf voll Watte. Therapierbarkeit fraglich. Leben ruiniert.

        Das macht nicht das Virus an sich. Das Virus an sich befällt die Blutgefäße, und weil es irgendwie da hinkommen muss, verursacht es auf dem Weg eine Atemwegserkrankung, die extrem unangenehm ist, aber in der Regel nicht lebensgefährlich. Auch für Nichtrisikogruppen potentiell lebensgefährlich wird es erst danach, weil das Blutgefäßsystem neben dem ZNS der einzige Teil des menschlichen Körpers ohne Schmerzrezeptoren ist, und man nicht merkt, dass man sozusagen von innen heraus verwest.

        Uğur Tezel und Kwabe Schulz hatten ihre Infektion gut weggesteckt - glaubten sie. Bis sie dann nach dem Training ohne Vorwarnung das Gefühl hatten, ihnen reißt jemand das Herz aus dem Brustkorb.

        Das vieldiskutierte Herzinfarktrisiko junger Männer nach Moderna-Impfung - Covid macht dasselbe, nur 100mal so stark. Aber das ist nicht das SARS-CoV-2, sondern unser eigenes Immunsystem, das im großen Stil Endothelzellen zerstört, an denen Virenreste kleben. Das führt zu Blutgerinnseln, und die wiederum haben den Effekt hunderter kleiner Schlaganfälle.

    • @PolitDiscussion:

      Selbst eine Dreifachimpfung verhindert bei Omikron mit einer Wahrscheinlichkeit von gerade einmal 25% eine Infektion. Die Impfung schützt einen selber, nicht die anderen.

    • @PolitDiscussion:

      "Es gibt Kinder, die ihre Eltern oder Großeltern ansteckten, die daran verstarben. Das hätte nicht sein müssen, wenn die Kinder rechtzeitig geimpft worden wären."

      Und die Großeltern waren doppelt geimpft?? Und die Kinderimpfung hätte es verhindert?? Haben Sie auch einen Beleg für Ihre Behauptung?

      "An den Kinderimpfungen ist gar nichts problematisch."

      Woher wissen Sie das? Göttliche Eingebung?

      "dass Scheinprobleme diskutiert werden, anstatt die echten Probleme zu lösen."

      Stimmt. Impfzwang, mittels militärischer Unterstützung bei allen Erwachsenen schon vor sechs Monaten, dann müssten wir Kinder nicht impfen. Beleg: Portugal (die brauchten kein Militär, da haben es die Erwachsene gleich so eingesehen).

      Und das wissen Sie woher?

  • Die Kinder zu impfen, weil sich die Erwachsenen nicht impfen lassen wollen, halte ich als Begründung für falsch.



    Das wäre ein solidarischer Herdenschutz ausgehend von einer Gruppe, die eigentlich die Solidarität der Erwachsenen erhalten sollte. Das ist grundfalsch.



    Würden geimpfte Kinder Schulschließungen verhindern? Wohl nicht. Geimpfte Lehrer schon eher.



    Zunehmend zeigt sich jedoch, dass auch Kinder an Covid erkranken. Nicht wie Erwachsene, aber tagelanges Fieber, stärkste Bauchschmerzen, Lungenentzündung (nicht immer alles gleichzeitig) gibt es. Oft ist kein Krankenhausaufenthalt erforderlich, aber schwer ist die Erkrankung trotzdem. Davor könnte ein Impfung effektiv schützen.



    Und hier kommt dann die Stiko ins Spiel. Denn auch wenn es manchmal langsam geht, es ist fundiert. Es gibt Sicherheit. Die Aussagen sind selten in Stein gemeißelt, sie passen sich den Ergebnissen der Wissenschaft an.



    Also könnten die Empfehlungen der Stiko eigentlich eine Arbeitsgrundlage für politische Entscheidungen sein. Die Stiko ist nicht schuld an der derzeitigen Situation.

  • Ganz genau.



    Die Impfung ist ganz und gar subjektiv nützlich für die Kinder. Das tauscht ein kleines covid-Risiko gegen ein sehr winziges Impfrisiko.



    (Zu den negativen Wirkungen von covid ist auch die Quarantäne-Ausfallzeit der Schulbildung zu rechnen.)



    Das ist ganz subjektiv ein gutes Geschäft, weil jeder über kurz oder lang infiziert wird.



    Zusätzlich hat es auch einen gesellschaftlichen Nutzen. Das ist aber nur der Bonus, nicht der Haupteffekt.

  • Die Impfung ist kein Opfer, das im Sinne der Solidarität oder einer Gehorsamkeit dem Staat gegenüber erbracht werden soll, sondern ein Segen. Und zwar für alle Bevölkerungsgruppen. Ich fürchte, in nicht allzu ferner Zeit werden wir uns alle in den Arsch beißen, warum nicht ausnahmslos Kinder, Jugendliche und Erwachsene bereits zum frühestmöglichen Zeitpunkt vollständig geimpft waren. Damit meine ich diejenigen, die das dann noch können. Die Bedenken und wie auch immer gearteten Vorbehalte sowie die diesbezüglichen Diskurse werden uns angesichts der dann Einzug erhaltenen Realität absolut lächerlich erscheinen.

    Das Virus ist ein in einen vollbesetzen Bus eingedrungener Gewalttäter. Die Fahrgäste hören entweder erst mal einen halbstündigen Podcast darüber, wie man die Hände aus den Taschen nimmt (Stiko), biedern sich beim Gewalttäter an (Querdenker) oder zeigen aufeinander und weisen einander die Initiative zu (der Rest), während der Gewalttäter ganz langsam eine Bombe nach der anderen bauen darf, währenddessen sogar mehrfach den Bus verlässt, um Lunte, Streichhölzer etc. zu holen (Sommer). In Abwesenheit des Agressors sitzen alle auf ihren Plätzen und spielen Candycrush. Dass sie bis zur Wiederkehr alle problemlos aussteigen könnten, ziehen sie aufgrund ihrer Bräsigkeit nicht in Erwägung.

    Heute bin ich im Impfzentrum abgewiesen worden, weil mir zur nunmehr fünfmonatigen Boosterfrist noch zehn Tag fehlen. Ich solle mich eben am 23. boostern lassen. Es gebe da eine versicherungsrechtlich motivierte Anordnung des Senats, und die sei entscheidender als ein aufgefrischter Impfzustand an den Feiertagen. Und über Omikron reden wir dann zu Ostern.

    • @Jubelperser:

      Uff, ich drücke Ihnen alle Daumen, dass es mit dem Booster schnellstmöglich klappt. Und danke für die plakative Darstellung, sie ist einfach großartig und to the point!

      Hier in NRW hat die CDU (bzw Wüst) zur Abwechslung mal nur halbe Scheiße gebaut - es darf ab 4 Wochen nach Zweitimpfung niemand mehr beim Boostern abgewiesen werden. Wenn es jetzt noch genug Impfstoff gäbe, wäre das großartig...

      Ich bin jetzt endlich heterolog geimpft, 2mal Biontech, Booster Moderna. Hab mir extra den Wecker gestellt, um schon bei Öffnung des Impfzentrums auf der Matte zu stehen.

      Ich kann allen nur empfehlen, nicht aufzugeben. Moderna ist der Booster der Wahl für alle, die es noch nicht hatten, und die Moderna-Ampullen enthalten 10 Dosen und sind, einmal angebrochen, genauso schlecht lagerfähig wie Biontech. Man sollte also nach Möglichkeit alles dransetzen, sich gegen Ende der Öffnungszeit eine Off-Label-Impfung zu erschnorren. Viel Erfolg!

  • Ich weiss ja nicht, wieso die Kinder jetzt unter Druck gesetzt würden oder den Karren aus dem dreck ziehen sollten…



    5-11jährige entscheiden doch nicht über die Impfung, sondern die Eltern - wie bei anderen Impfungen auch. Dass die Impfung von Schulkindern dazu führt, dass Präsenzunterricht weiterlaufen kann ist ja auch nicht verkehrt.



    Und ja, es ist etwas chaotisch mit den verschiedenen Empfehlungen, mich ärgert besonders, dass die Politik nicht einfach die Linie der Stiko fährt. Das sind schließlich Profis - und Politiker (mit ganz wenigen Ausnahmen) absolute Laien was impfempfehlungen angeht…

  • Der Tenor des Artikels ähnelt ja dem, was auch der Chef der Stiko gesagt hatte. Er ist oder war der Meinung, zu Kinderimpfungen gegen Covid würde es nur deshalb kommen, weil die Eltern dieser Kinder den üblichen Corona-Beschränkungen des öffentlichen Lebens ausweichen wollen.

    Als Vater finde ich diese Herangehensweise völlig absurd. Mein Kind will sich impfen lassen, weil es nicht an Covid-19 erkranken möchte und insbesondere nicht die bekannten Folgen wie PIMS und Long Covid haben will. Die sind zwar nicht so häufig wie bei Erwachsenen, aber häufig genug. Das ist doch der völlig normale Grund, sich impfen zu lassen. Warum irgendwelche anderen Gründe an den Haaren herbeiziehen?

    Ich halte die Stiko für eine tolle Einrichtung, um zu beurteilen, ob und für wen man neuartige Impfungen gegen seit langem bekannte Krankheiten empfehlen soll. Für diesen Fall ist auch das Instrumentarium angemessen. Die Krankheiten sind in solchen Fällen umfassend erforscht und die Gesellschaft hat bereits gelernt, mit ihnen zu leben. Da tut man gut daran, bei dem Impfstoffen extrem gut hinzuschauen.

    Wir sind aber in einer Pandemie, und da muss man anders abwägen. Es hat keinen Sinn, Langzeitstudien für dem Impfstoff zu verlangen - bis man die haben kann, ist natürlicherweise die Bevölkerung in weiten Teilen verstorben. Es hat auch keinen Sinn, Aspekte der Krankheit erst in die Überlegungen einzubeziehen, wenn sie episch erforscht sind. Aus demselben Grund. Das Ergebnis ist eine schiefe Abwägung, in der man die Risiken der Impfung systematisch überschätzt und die Folgen der Krankheit systematisch unterschätzt. Jedenfalls so lange, bis die aus den Nachrichten bekannten Fakten auch in begutachteten Studien auftauchen. Ein paar Monate zu spät also.

    Man sollte die Stiko von dieser Qual erlösen und für die Pandemie ein anderes Gremium schaffen, das anhand von Kriterien entscheidet, die der pandemischen Situation angemessen sind.

    • @malamut:

      "Er ist oder war der Meinung, zu Kinderimpfungen gegen Covid würde es nur deshalb kommen, weil die Eltern dieser Kinder den üblichen Corona-Beschränkungen des öffentlichen Lebens ausweichen wollen."

      Das ist in der Tat eine unverschämte Unterstellung. Für mich als Erwachsenen sind die Einschränkungen durch Corona nicht schön und ehrlicherweise manchmal auch schmerzhaft. Aber als Erwachsener Mensch kann ich damit umgehen, es sind halt zwei doofe Jahre.

      Aber für mein Kind sind zwei Jahre ein beträchtlicher Teil des gesamten bisherigen Lebens, in dem wir ihm vieles was Spaß macht und wichtig ist vorenthalten müssen. Die Kinder leiden am meisten unter den Beschränkungen,und das ist es, was auch den Eltern am meisten wehtut. Wer einmal mit einem Kind in Quarantäne müsste, weiß wie sich das anfühlt.

  • Abgesehen davon, dass ich schon vom Säuglingsalter "Impfprofi" bin und so ziemlich gegen alles geimpft bin, abgesehen davon, dass gestern von einem Mann ich glaube in Neuseeland berichtet wurde, der sich als 10 unterschiedliche Personen ausgegeben und 10 Coronaschutzimpfungen an einem Tag bekommen hat, um gegen Geld Impfverweigerern den Covid-Pass zu verschaffen (übrigens ohne Nebenwirkungen), ist es ein Märchen, dass Kinder nicht auch schwere Verläufe haben.

    In Posen ist der jüngste Coronapatient 11 Tage alt. Prof. Jacek Wysocki, Leiter der Abteilung für Gesundheitsprävention an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Medizinischen Universität Karol Marcinkowski in Posen, sagt: "Im Moment haben wir immer mehr Kinder, die eine tiefere, intensivere Therapie auf Krankenhausstationen benötigen. Sie haben Kurzatmigkeit, entzündliche Veränderungen in der Lunge, benötigen eine Sauerstofftherapie und, was oft passiert - Kreuzinfektion mit zwei Krankheitserregern - Coronavirus und RSV. Das bedeutet, dass der Verlauf der vierten Welle unter den Jüngsten schlimmer ist als vor einem Jahr. Dies ist ein zusätzliches Argument für die Impfung von Kindern."

    Gut, bei Säuglingen sind vermutlich ungeimpfte Eltern die Schuldigen, es können aber ebenso ungeimpfte Geschwister, Schulfreunde usw. sein. Gerade Schul- und Kindergartenkinder haben sehr viele Kontakte und sind oft unvorsichtig.

    Bei uns im Ort hat ein Mädchen sich in der Schule infiziert und anschließend 8 Personen in 3 Familien angesteckt. Alle ungeimpft, die Verläufe nicht unbedingt das, was man als Wellnessurlaub bezeichnet.

    Die Folgen werden wir noch lange spüren, in Form von Kosten für Rehabilitation, verminderte Erwerbsfähigkeit, Kosten für bei verminderten Einzahlungen in das Sozialsystem.

    Was aber wesentlich schwerwiegender ist: Allen ungeimpften Kindern, die an einer Post-Coviderkrankung leiden, wird ihr Leben versaut, noch ehe es recht begonnen hat. Was braucht man also noch, um auch Kinder zu impfen?

    • @Arnulf MAINZER:

      Komisch, man bekommt in Sachen Impfung für Kinder in der polnischen Presse bessere Infos als in der deutschen.

      Der Vakzionologe Dr. Łukasz Durajski, antwortet immer auf die Frage, ob er seine eigenen Kinder impfen würde, "dass ich meine Neffen – den zweijährigen Leo und den vierjährigen Johnny – bereits mit zwei Dosen geimpft habe. Wir haben an einer globalen klinischen Studie an der Medizinischen Universität Posen teilgenommen. Die Jungs bekamen beide Dosen im August."

      Zum Thema PIMS sagt er: "Es wird geschätzt, dass es in 10-20% der Fälle auftritt. Interessanterweise tritt es normalerweise bei Kindern auf, die die Infektion asymptomatisch überstanden haben, daher wird eine große Anzahl von Patienten unterdiagnostiziert. Einer meiner Patienten, ein Siebenjähriger, hustete nur vier Wochen lang. In der Zwischenzeit zeigte ein Bluttest das Vorhandensein von Antikörpern, und eine Röntgenaufnahme des Brustkorbs zeigte eine zu 75 Prozent betroffene Lunge. Diese Veränderungen sind oft irreversibel, und es ist heute schwer zu sagen, wie der Junge in Zukunft funktionieren wird. Aber PIMS kann auch dauerhafte Veränderungen im Herzmuskel, Probleme mit den Nieren oder dem Verdauungssystem, übermäßige Schläfrigkeit, Apathie verursachen."



      (Quelle: www.rp.pl/zdrowie/...zy-od-szczepionki)

      Youssef Sleiman, Direktor des Woiwodschaft-Fachklinikums Świętego Rafała in Czerwona Góra, sagt: "Derzeit stirbt fast jeder, der mit Covid auf die Intensivstation geht, weil die Krankheit aggressiv verläuft, Fibrose verursacht, Pneumothorax und mediastinaler Pneumothorax häufig aufgrund einer erheblichen Schädigung des Lungengewebes auftreten und diese Patienten nicht einmal auf Beatmung ansprechen. Fazit: Jung, gesund, aber ungeimpft kann aufgrund des aggressiven Krankheitsverlaufs tragisch enden" (Quelle: wiadomosci.gazeta....czepieni-nie.html)

      • @Arnulf MAINZER:

        Eigentlich nicht sehr verwunderlich. Eine "gespaltene Gesellschaft" ist halt nicht zwangsläufig ein Nachteil.

        In Polen muss sich nämlich kein realitätsverhafteter Mensch in Selbstzensur kasteien, weil "man" irgendwelche Spinner nicht vor den Kopf stoßen "darf". Dort kann man Tacheles reden, denn die Schwurbler rekrutieren sich dort vorwiegend aus dem nationalistisch-klerikalfaschistischen Spektrum, dass sich von den verständigen Menschen im Land schon vor der Pandemie auf Nimmerwiedersehen verabschiedet hat. Das führt dazu, dass "beide Seiten" klare und eindeutige Positionen beziehen, und nicht nur die Virenfreunde, denen weichgespülte Wehrlosdemokraten vergeblich hinterherhecheln. Würde es um Meinungsverschiedenheiten gehen, wäre das schlecht. Da hier aber empirische Fakten und ein Paralleluniversum gegeneinanderstehen, ist es gut, wenn die Trennlinien klar sind.

        Außerdem sind die Menschen in Polen - Spinner oder nicht - nach meiner Erfahrung im Durchschnitt "realitätsverhafteter" in einem rein pragmatischen Sinne (also ungeachtet dessen, was sie so kamellen wenn der Tag lang ist - da kriegt man auch von PolInnen das wüsteste Zeug zu hören): so völlig überzogene Wahnhandlungen wie einen Tankwart abzuknallen statt elementare Hygienemaßnahmen zu befolgen, oder Gattin und Kinder zu massakrieren weil das Impfpassfälschungs-Business aufgeflogen ist, ist "mal wieder typisch deutsch", in dem Sinne dass es selbst für einen Realitätsflüchtling eine erschreckende Tat ist. Die deutschen Schwurbler, pro toto gesehen, sind quasi Realitätsverlust hoch zwei. Und der fast 2 Jahre lang von ganz hoch oben monstranzartig paradierte Unwille, sich von ihnen klar abzugrenzen, befeuert solche Unersättlichen nur noch weiter.

        • @Ajuga:

          Naaajaaa. Ich lebe in Masuren, dicht bei Jrenze zu Väterchen Zar. Aber die Diskussionen und Verhaltensweisen in Bevölkerung und Politik unterscheiden sich nicht nennenswert von denen in Deutschland. etwas geringere Impfquote, etwas lockerere Handhabung der Maskenpflicht (Nase oft frei), aber ebenso feige Politiker.

          Schönes aktuelles Beispiel ist die 3G-Regelung am Arbeitsplatz. Natürlich muss der Arbeitgeber dazu den Impfstatus des Arbeitnehmers wissen. Will die Regierung per Gesetz ermöglichen, die Regierungskoalition will da aber nicht ran und verweigert die Zustimmung. Heute lese ich, dass Morawiecki (also nicht mein Kater, den ich scherzhalber so nenne, obwohl er klug und lieb ist) das jetzt einfach mit Unterstützung der Opposition gesetzlich regeln will (was nicht ganz unklug ist).

          Der Minister für Erziehung und Bildung z.B. ist ganz klar gegen eine Impfpflicht für Lehrer. Er sagt, zwar sind 80 % der Lehrer geimpft und eine Impfpflicht brächte weiterte 10 % geimpfte Lehrer, aber die restlichen 10 % würden kündigen. Ich nenne das mal "Feigheit vor dem Feind".

          Gespalten ist die Gesellschaft durchaus, und die Spinnereien sind dieselben wie überall auf der Welt. Nur geht man bei rund 50/50 und einer eher dörflich geprägten Gesellschaft (bei uns gibt es rund 100 Einwohner im Dorf) etwas höflicher miteinander um und spricht den Klartext, wenn die Tür geschlossen ist. Meine impfverweigernde Nachbarsippe ist schon aus Schaden klug geworden und fragen uns jetzt Löcher in den Bauch in Sachen Impfung. Aber bis zu ihrer Covid-Durchseuchung hieß es entweder "Angst vor der Spritze" (jeder Mückenstich schmerzt mehr und länger) oder "Krankheit der Medien und PiSowskis". Und das, obwohl bekannt war, dass u.a. unser Lebensmittelhändler auf Rädern an Covid gestorben ist.

          Es sind die Ärzte, die verzweifeln, und die vernünftigen Medien, die ihnen ein Podium verleihen. Und es ist fast schon ein Wunder, was die Ärzte mit dem Wenigen, das sie haben, alles zu leisten vermögen.

  • Ich habe als Kind, schon in frühesten Kindheitstagen, viele Impfungen bekommen - das war und ist (hoffentlich nach wie vor!) doch völlig normal, ich finde in meinem Impfausweis diverse Impfungen gegen Kinderlähmung, Diphtherie, Keuchhusten, Starrkrampf, Masern, Mumps, Tuberkulose (BCG-Impfung)... meinen Eltern wäre es sicher nie in den Sinn gekommen, die Nützlichkeit dieser Impfungen anzuzweifeln, und für mich selber, als ich etwas älter war, waren diese Impfungen und Auffrischungen dann auch eine Selbstverständlichkeit. Die COVID-19-Impfung ist nur eine weitere sinnvolle Impfung in dieser Reihe und ich verstehe nicht, warum Kinderimpfungen nun plötzlich "problematisch" sein sollen. Bei den Impfungen, die ich damals bekommen habe, waren Nebenwirkungen wahrscheinlich sogar noch häufiger und schwerwiegender als nun bei den bereits millionenfach bewährten COVID-19-Impfungen - so ist ja die BCG-Impfung keineswegs unumstritten. Ich kann also überhaupt nicht verstehen, was für ein (neuartiger) "Druck auf die Kinder" das sein soll, von dem der Autor hier schreibt.

    • @Herumreisender:

      Ja, aber Ihre Eltern haben Ihnen die empfohlenen Impfungen zum richtigen Alter gegeben. Sie sind sicher nicht gegen Hepatitis geimpft worden. Diese Impfung ist heute auch nur notwendig, wenn man in ein Land mit erhöhtem Risiko reist. Die Zeckenimpfung (FSME) ist auch nicht flächendeckend in D empfohlen. Die StiKo empfiehlt die Corona Impfung (derzeit) nicht.

      Ich empfinde es als Elternteil durchaus als Druck, was mittlerweile geschrieben wird. Es ist ein Druck eine nicht empfohlene Impfung seinem Kind zu geben, damit die Großeltern nicht sterben (Argument von Guido F.)...

      Und auch Schnurzelpu stößt in das gleiche Horn: "Die verstehen schon, dass sie andere infizieren können" und fasselt etwas von angeborenem Altruismus. Es geht also nicht um die Sicherheit und den Schutz des Kindes, sondern es wird verlangt die Kinder GEGEN eine Empfehlung impfen zu lassen... Wenn das kein Druck sein soll, weiß ich auch nicht.

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @Herumreisender:

      Schließe mich an.



      Kinder haben auch den Wunsch, das ihnen Impfungen nicht vorenthalten werden.



      Die verstehen schon, dass sie andere infizieren können.



      Das kann man nicht von ihnen fernhalten. Nennt man angeborenen Altruismus.

  • Danke