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Parkraum oder Verkehrsfläche, wo man sich auch bewegen kann. Das ist die Frage Foto: Miguel Ferraz

Das Ringen um den ParkraumPlatz da!

Lange galt es als selbstverständlich, dass Autos große Teile des Stadtraums besetzen dürfen. Jetzt formiert sich auch in Hamburg Widerstand.

S o richtig voran ging’s erst durch die Pandemie. In den Parkbuchten, wo früher Autos abgestellt wurden, haben Kneipen ganz offiziell ihre Tische und Wetterverschläge installiert. Sie heißen „­Gazoline“ (Ironie nicht beabsichtigt) oder auch „Laundrette“, eine Mischung aus Waschsalon und Bar. Um den Kneipen ein Überleben in der Seuchenzeit zu ermöglichen, hat der Hamburger Senat eine heilige Kuh geschlachtet: den Stellplatz fürs Auto.

Der Stadtteil Ottensen im Bezirk Altona ist ein Ort, an dem sich Konflikte um den Straßenraum buchstäblich verdichten. Ottensen war in der Mitte des 19. Jahrhunderts noch ein Dorf. In unmittelbarer Nachbarschaft zu der holsteinischen Stadt Altona entstanden im Zuge der Industrialisierung: Glashütten, Schiffschrauben- und Kranfabriken. Das geschah ungeplant, sodass ein Viertel mit engen verwinkelten Straßen entstand, in dem Gründerzeithäuser direkt neben Fabriken hochgezogen wurden. Heute ist das charmant, weil es überall in den Straßen kleine Geschäfte, Cafés und Kneipen gibt.

ln dem 2,8 Quadratkilometer großen Stadtteil wohnen 36.000 Menschen. Das ist eine Menge, aber nicht so viel wie in anderen, großzügiger geplanten Gründerzeitquartieren. 41 Prozent der Wahlberechtigten haben bei der jüngsten Bundestagswahl ihre Stimme den Grünen gegeben. Nur 27 Prozent der Einwohner besitzen ein Auto, gegenüber hamburgweit 34 Prozent. Aber schon diese 27 Prozent tun sich schwer, ihre Pkw in den engen Straßen unterzubringen. Dazu kommen die Leute, die hier einkaufen, Sport treiben, ausgehen oder ihre Kinder in den Kindergarten bringen wollen.

Es ist voll in Ottensen. Wer hier durchfahren will, muss sich auskennen. Er muss sich aufs Schritttempo beschränken wegen der Radfahrer, die ihm entgegen kommen, und wegen der Fußgänger, die von den schmalen Gehsteigen auf die Straße treten. Abends beim Feiern sitzen die Leute auf den Kantsteinen, weil sie rauchen wollen oder die Bar überfüllt ist. Es ist ein erzwungenes Miteinander, das eigentlich ganz gut funktioniert, zumindest wenn man nicht hier wohnt.

Frei Parken war gestern

Das Prinzip

Die seit 1993 geltende Gebührenobergrenze für Bewohnerparkausweise ist zum 1. Oktober 2020 aufgehoben worden. Seitdem können die Länder oder – wenn es ihnen von ihren Ländern frei gestellt wird – die Kommunen die Gebühren festlegen. Diese machen in sehr unterschiedlicher Weise davon Gebrauch.

Die großen Städte

Hamburg verlangt seit April eine Jahresgebühr von 50 Euro. Weil die Stadt einen Ruf als smart city zu verteidigen hat, gibt der Senat 5 Euro Rabatt, wenn der Ausweis online beantragt und selbst ausgedruckt wird. Berlin, immer noch nicht so reich wie Hamburg, verlangt nur 20,40 Euro und bleibt damit deutlich unter der alten Obergrenze. Ausgerechnet München differenziert nach sozialen Kriterien: Im migrantisch geprägten Bahnhofsviertel kostet der Ausweis 30 Euro, in der schicken Altstadt 102 Euro.

Der Palmer-Effekt

Die Stadt Tübingen hat von sich reden gemacht, weil Enfant terrible und Oberbürgermeister Boris Palmer (noch Grüne) für die schwersten Karossen am liebsten eine Jahresgebühr von 360 Euro verlangt hätte. Beschlossen hat der Stadtrat 120 Euro als Regelsatz und 180 Euro für Autos ab 1,8 Tonnen Gewicht und 2 Tonnen bei den schwereren Elektroautos. Dabei ging unter, dass der Gemeinderat noch weiter südlich in Freiburg 360 Euro pro Jahr beschlossen hat. Die Verwaltung, die nach Dieter Salomon von den Grünen wieder von einem CDUler geführt wird, prüft jetzt, wie das umgesetzt werden kann.

Sonst so

Im fahrradfreundlichen Münster dagegen scheint die Not nicht so groß zu sein: Der Ausweis kostet 17 Euro im Jahr, gilt aber nur für eine maximale Fahrzeuglänge von 5,25 Metern. Da passen auch die meisten SUVs locker rein. Und auch Kleinstädte lassen Anwohner dafür zur Ader, dass sie privilegiert parken können. Das 26.000-Einwohner-Städtchen Ehingen in Baden-Württemberg an der Donau etwa verlangt 30 Euro im Jahr.

Vielen Anwohnern ist das zu viel. 2017 haben sie eine Bürgerinitiative für eine Verkehrswende gegründet. „Wir finden, dass unser Stadtteil extrem von Autos dominiert ist“, schreiben die Leute von Ottenser gestalten. Durchfahrende Autos, ihr Lärm und ihre Abgase gefährdeten zunehmend die Gesundheit und Sicherheit der Anwohner. „Wir wollen diesen Trend umkehren“, sagt Marit Petersen von Ottenser gestalten.

Wer hat denn nun die Vorfahrt? Klassische Situation in der Ottenser Hauptstraße Foto: Miguel Ferraz

Die Initiative fordert, den Durchgangsverkehr aus dem Viertel herauszuhalten und stattdessen die Alternativen zum Kfz-Verkehr zu stärken. Der Lieferverkehr soll umweltfreundlich werden oder auf bestimmte Zeiten und Zonen beschränkt werden. Und schließlich soll es „neue grüne Oasen geben“. Dafür sollen die Parkplätze im Straßenraum reduziert, zweiseitiges Parken und Parken auf Bürgersteigen unterbunden werden. Den Ausgleich sollen Anwohnerparkzonen, neue Carsharing-Stationen und Parkhäuser schaffen.

Den Impuls hat die Politik aufgegriffen. CDU und Grüne in der Bezirksversammlung – dem Stadtteilparlament – beschlossen, eine Experimentierklausel im Straßenverkehrsgesetz zu nutzen, und einen Verkehrsversuch zu starten.

Den öffentlichen Raum zurückgeben

Die hohe Einwohnerdichte des Stadtteils sei eigentlich ein Vorteil, sagt der Grünen-Bezirksabgeordnete Holger Sülberg, weil nachhaltig im Sinne von ressourcenschonend. Zugleich bedeute sie Stress für die Bewohner. Deshalb müsse es darum gehen, „den Menschen den öffentlichen Raum zurückzugeben“.

Mit etwas Platz fährt es sich besser. Ein Gruß noch von der Initiative Ottensen macht Platz Foto: Miguel Ferraz

Für das Projekt sperrten die Behörden im September 2019 einige belebte Straßen im Zentrum des Stadtteils für den Autoverkehr. Arbeiter malten Fahrbahnabschnitte gelb an und mit blau „Ottensen macht Platz“ auf. Die Bevölkerung war aufgefordert, sich des frei gewordenen Raums kreativ zu bemächtigen. Es wurden Sitzgelegenheiten aufgebaut. Bei einem Straßenfest rollten Anwohner Kunst­rasen aus und spielten Tischtennis auf der Straße.

„Es soll ein Flanierquartier werden“, hatte Tim Schmuckall, Fraktionsvize der CDU-Bezirksfraktion angekündigt. Ganz autofrei wurde das Quartier freilich nicht. Ausnahmen galten für Krankentransporte, Taxen und MarkthändlerInnen. Lieferanten dürfen zwischen 23 und elf Uhr einfahren, AnwohnerInnen brauchen eine Sondergenehmigung. 163 Parkplätze fielen auf fünf halben Straßen weg. Wer keinen privaten Stellplatz hatte, musste sich einen Platz in den umliegenden, wenige Gehminuten entfernten Parkhäusern suchen.

Auf Kritik stieß der Verkehrsversuch insbesondere bei Gewerbetreibenden. „Ich bin seit ewigen Zeiten in Ottensen“, sagt die Apothekerin Anette Kaiser-Villnow, die in der Bürgerinitiative Ottensen bewegt aktiv ist. Immer wieder seien in der Vergangenheit Vorschläge gemacht worden, wie sich die Verkehrssituation im Stadtteil verbessern ließe. „Ich bin nicht dagegen, dass etwas verändert wird“, versichert sie. Die Zahl der Parkplätze zu verringern, wäre sicher eine gute Sache, wenn der Raum sinnvoll genützt würde.

Als Autofahrer wurden Sie beworfen, beschimpft und angehalten

Anette Kaiser-Villnow, Apothekerin in Ottensen

Kaiser-Villnow stört sich aber an der Art der Umsetzung. Die Anwohner seien nicht „mitgenommen“ worden, was die Atmosphäre im Stadtteil vergiftet habe. „Als Autofahrer wurden Sie beworfen, beschimpft und angehalten“, erinnert sie sich. Dabei sei ja nicht zu sehen gewesen, ob jemand zu seinem privaten Parkplatz wollte.

Für die Betriebe sie eine Beschränkung der Lieferzeiten problematisch. Ein Wäscherei litt darunter, dass ihre Kunden nicht mehr einfach vor der Tür parken konnten. Und was, fragt Kaiser-Villnow, sei eigentlich mit „Leuten jenseits der 75, die darauf angewiesen sind, dass sie von ihren Kindern abgeholt werden“?

Der Modellversuch sollte ein halbes Jahr laufen. Nach fünf Monaten wurde er von zwei Anwohnern per Eilantrag beim Verwaltungsgericht gestoppt. Die temporäre Verkehrsberuhigung sei wahrscheinlich rechtswidrig gewesen, weil den damit verbundenen Eingriffen in die Rechte der gewerblichen Anlieger die gesetzliche Grundlage fehle, urteilte das Gericht. Verkehrsbeschränkungen zu Erprobungs- und Forschungszwecken dürften nur bei einer Gefahr für Personen oder Sachgüter angeordnet werden.

Irgendwie müssen alle miteinander zurechtkommen, zu Fuß und auf den Rädern Foto: Miguel Ferraz

Die fünf Monate Projektdauer reichten der Technischen Universität (TU) Hamburg, den Modellversuch auszuwerten. Vor allem die Anwohner äußerten sich bei einer Befragung positiv. Das Projekt habe mehr Verkehrssicherheit für Kinder und auch mehr Raum für Fußgänger und Radfahrer gebracht. 56 Prozent aller Befragten waren dafür, das Projekt fortzusetzen. Nur 17 Prozent wünschten sich den alten Zustand zurück.

Unter den Gewerbetreibenden bewerteten 44 Prozent das abgelaufene Modellprojekt eher positiv, 40 Prozent lehnten es eher ab, insbesondere die Gastronomen. Im Falle einer Neuauflage wünschten sich die Gewerbetreibenden eine großzügigere Lösung für den Lieferverkehr.

Angesichts der Umfrageergebnisse beschloss die Bezirksversammlung, ernst zu machen. Sie lässt jetzt prüfen, „wie ein autoarmes Quartier in Ottensen ohne ausgewiesene Parkflächen im öffentlichen Raum rechtlich so abgesichert werden kann, dass Radverkehr und Taxen, Anliegende mit privaten Stellplätzen im Projektgebiet sowie Lieferanten und Zubringerdienstleister weiterhin fahren dürfen“.

Bei dem Freiraum Ottensen genannten Projekt will die Bezirksversammlung diesmal von Anfang an die Bürger einbinden. Ein dreiwöchiger Onlinedialog erbrachte 700 Beiträge und 1.400 Kommentare. Die Anregungen sollen als Grundlage für ein neues Verkehrskonzept dienen. Ein Beirat aus Vertretern der Zivilgesellschaft einschließlich der widerstreitenden Initiativen soll für allgemeine Akzeptanz sorgen.

Bei dem umstrittenen Thema Parken haben die Behörden schon mal angefangen zu handeln. Seit dem 5. April gilt in Ottensen im Wesentlichen das „Bewohnerparken“. Gegen eine Jahresgebühr können Anwohner ihr Auto jederzeit im öffentlichen Raum abstellen. Alle anderen zahlen zwei Euro die Stunde für in der Regel maximal drei Stunden.

Bei einer Umfrage des Landesbetriebs Verkehr hatten 74 Prozent von 4.900 befragten Anwohnern das Bewohnerparken für gut befunden. Verkehrsstaatsrat Martin Bill (Grüne) zeigte sich erfreut: Das werde „den Parkplatzsuchverkehr verringern, die Lebensqualität der Menschen vor Ort erhöhen und gleichzeitig zum Erfolg der Mobilitätswende in Hamburg beitragen“.

Auch die skeptische Initiative Ottensen bewegt findet das Bewohnerparken richtig. „Wir sehen, dass der öffentliche Raum begrenzt und sehr wertvoll ist“, sagt Ina Licari von der Initiative.

2.000 Euro kostet der Quadratmeter Grund in Ottensen durchschnittlich nach Angaben des Statistikamtes Nord, macht 24.000 Euro für zwölf Quadratmeter Parkplatz. Bei einem Mietzins von drei Prozent im Jahr müsste die Parkplatzmiete 720 Euro im Jahr gleich 60 Euro im Monat betragen. Tatsächlich soll das Bewohnerparken 45 Euro kosten – im Jahr.

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32 Kommentare

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  • Das Nicht-Kontrollieren von Gehweg-Parken seitens Kommunen etc. ist mittlerweile schlicht rechtswidrig. Und zahlreiche (die meisten?) auf Gehwegen markierten Parkplätze sind es auch.

    www.mobilogisch.de...en-broschuere.html

    www.fuss-ev.de/ima...s/gehwegparken.pdf

  • Dieser Kommentar ist so zu lesen, als wäre der Text vorsichtig geflüstert, ganz leise und ohne jemanden zu bevormunden oder zu ärgern.

    Die Städte sind mit Autos voll. Wir haben es über die Zeit nicht bemerkt, aber die Fahrzeuge stehen gigantische Mengen an Zeit im Stau! Viele lassen ihr Fahrzeug weiter laufen. Dadurch verbraucht das Auto nun sogar wertvolle Energie wenn es steht. Millionen von Autos! Eine Situation, in der ein Konsumprodukt an physische Grenzen stößt, nennt man einen gesättigten Markt. Gerade in den Städten wurde schon lange die Verfolgung ordnungswidrig abgestellter Fahrzeuge mehr oder weniger aufgegeben. Sie stehen teilweise zweireihig, sie stehen auf Grünflächen, sie stehen vor Einfahrten, an Kreuzungen. Die Besitzer streiten sich mittlerweile um den physisch begrenzten Raum zum Abstellen ihrer „Fahrzeuge“ die zu 95% ihrer Lebenszeit stehen! Wir opfern unseren öffentlichen Raum für einen Gegenstand der nicht mobil macht. 95% seiner Lebenszeit ist das Auto eine platzraubende Immobilie die stört. Es wurde gesagt, dass Werbung für Fahrräder nie schlechtes Wetter oder das Fahren im Winter zeigt. Wenn ich mich recht entsinne, dann sehe ich bei Werbung für PKW in der Regel ein einziges Fahrzeug mit einem einzigen Fahrer, dass sich über gigantische leere Straßen oder durch leere Städte bewegt. Es muss ein ungeheures Gefühl von Freiheit erzeugen, sich ein Konsumprodukt zuzulegen, das ein so grenzenloses Versprechen von Freiheit suggeriert. Die Wahrheit sieht anders aus. Im nächsten Stau möge man einmal darüber meditieren, was man mit den nutzlos zugestellten Flächen alles sinnvolles anstellen könnte. Cafés… warum nicht? Orte an denen ein sicheres Spazieren möglich ist… warum nicht? Wiederbegrünung zerstörter Natur zur klimatischen Regulierung der Städte… warum nicht? Ordentliche Abstellplätze für kleine Fahrzeuge, die Mobilität garantieren und nicht nur vorgaukeln… warum nicht?

  • Also fassen wir mal kurz zusammen, nachdem in den letzten 70 Jahren Deutschlands gesamte Infastruktur fast ausschließlich auf das Auto abgestimmt wurde, tut man in den großen Städen wie Hamburg mal eben so, als könnte man Autos ganz einfach verbieten und alles bliebe beim alten. Da frage ich mich doch, in welchen Wolkenkuckucksheim wohnen manche Menschen eigentlich.



    Ich wohne in einer 60.000 Einwohner Stadt und nicht in Hamburg. Ohne Auto kann man hier nicht mal einkaufen. Öffentlicher Nahverkehr gibt es gerade mal einmal pro Stunde und nach 18 Uhr ist Schluß. 10 km mit dem Fahrrad zum Gartencenter oder Baumarkt dürfte schon sehr ambitioniert sein. Die gesamte Marktwirtschaft Deutschlands steht und fällt mit dem Auto.



    Und weshalb sieht man in der Presse immer nur Fahrräder bei strahlenden Sonnenschein und lauen 22 Grad? Wieso nicht mal bei Regenwetter, morgendlicher Dunkelheit und 2 Grad Außentemperatur?

  • Es sind von Hysterie geprägte Zeiten, in denen wir leben. Vor lauter Selbstkasteiung als vermeintlich Schuldige des Klimawandels berauben wir uns jeglichen Komforts. Die großen CO2 Emittenten der Welt belächeln derweil die Europäischen Irrwege. Wie schmerzhaft muss es noch werden, bis wir erkennen, dass wir uns selbst sabotieren?

    • @Reasonable Voice:

      Die Chinesen haben gerade aufgehört zu lächeln, sie können sich das Öl und die Importkohle nicht mehr leisten und müssen vorübergehend die Chipproduktion einstellen. Die Kanadier werden womöglich bald wegen ihrer vollkommen ruinieren Landschaften folgen. Es ist aus vielerlei Gründen nicht spaßig, sich der Entwicklung entgegenzusetzen.

  • Die aktuell regierenden Parteien haben bei jeder Wahl Preisreduzierungen versprochen bis hin zu kostenlosen ÖPNV

    Stattdessen kamen jährliche Preiserhöhungen.

  • Der "Palmer Effekt". Wollen die Grünen den nicht entsorgen?

  • Die Fotos zum Artikel belegen sehr gut, dass da nicht viel mit zurückholen ist, weil die Straße dann den Gewerbetreibenden zur privaten Nutzung überlassen wird.

    Zelte, Tische und Bänke vor den Restaurants, ...

    Dieses Problem erkenne ich in Berlin wieder.

    Das Prestigeprojekt Fußgängerzone Friedrichstr. war kein "Zurückholen" von Platz für Fußgänger.

    Sofort durften die anliegenden Geschäfte ihre Werbung in großen Stil rausstellen und die Cafés den frei gewordenen Platz für ihre Tische nutzen.

    Im Endeffekt haben Fußgänger so wenig Platz wie vorher.

    Besonderen Spaß machen inzwischen in Berlins Innenstadt die Mietroller die massenweise überall rumstehen und -liegen.



    Die fehlen auf den Fotos noch. :-)

  • Laut einer Umfrage der Universität Köln, steht jedes Auto in Deutschland täglich rund 23 Stunden ungenutzt herum, laut Umweltbundesamt entfallen 40-50 % der Autofahrten auf kurze Strecken von weniger als 5 km - hinter dem ganzen Gerede von „ich bin auf das Auto angewiesen“ steckt meistens nur pure Bequemlickeit.

    • @Phineas:

      Wenn Sie auf alle Gebrauchsgegenstände verzichten, die Sie täglich im Schnitt nicht länger als eine Stunde nutzen, bleibt nicht mehr viel übrig. Wenn diese Nutzungsdauer ein Kriterium dafür sein soll, worauf man angewiesen ist, kann man auch wieder Wohnungen ohne WC bauen. Oder ganz ohne Wasserversorgung; bei mir läuft das Wasser jedenfalls nicht länger als eine Stunde täglich.

      • @Budzylein:

        In unserer Stadt sind die WCs und Wasserhähne aber in den Wohnungen, nicht im öffentlichen Raum. In Ihrer Wohnung können Sie so viele Autos abstellen, wie Sie möchten, da hat kaum einer was dagegen.

  • Für meine Arbeit bin ich leider auf ein Auto angewiesen - ich würde gerne darauf verzichten und das Geld anders ausgeben. Aber manche U- Bahnlinien sind Nachts sehr gefährlich.



    Am Wochenende brauche ich mit der BVG und S-Bahn für einen Weg zu meiner Arbeit 1,5 bis 2 Stunden, dagegen mit dem Auto 20min.



    Da ich Nachts 12 Std arbeiten muss, bleibt mir kaum Zeit zum schlafen wenn ich mit den Öffentlichen fahren muss.



    Es könnte sinnvoll sein die Autofahrer zu befragen und die öffentlichen Verkehrsmittel an den tatsächlichen Bedarf anzupassen.



    Dann würde sicher bald ein guter Teil aufs Auto verzichten.



    Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich mir bewachte Frauenabteile in den U + S Bahnen wünschen.



    Ich bin Krankenschwester im Schichtdienst, und schon zwei mal auf den Nachhauseweg überfallen worden.



    Ohne Auto könnte ich nicht mehr arbeiten.

    • @wertzuiopü:

      In Berlin braucht man nun wirklich kein eigenes Auto. Es gibt 1000 Möglichkeiten auch ohne den BVG. Heult nicht so rum.

      • @t-mos:

        In dieser Absolutheit ist das sachlich falsch.

        Vieles hängt davon ab, wo man wohnt und wo man beispielsweise arbeitet.

      • @t-mos:

        (Elektro)Roller? Ihr Argument macht Sinn bezüglich der Unzulänglichkeiten von Öffis. Ein Zwang zur Autobenutzung ergibt sich dadurch aber nicht.

  • "Berlin, immer noch nicht so reich wie Hamburg, verlangt nur 20,40 Euro und bleibt damit deutlich unter der alten Obergrenze."

    Schlimmer! Die 20.40 € in Berlin gelten für ZWEI Jahre, der Preis pro Jahr beträgt umgerechnet also nur lächerliche 10.20 €.

  • Der neu gewonnene Raum wird zum größten Teil durch Erweiterung der Gastronomie eingenommen. Wo ist da der öffentliche Raum? Bezahlen diese etwa die 720€ im Jahr? Nicht vergessen, Autofahrer sind auch Bürger.

    • @Thomas Fluhr:

      Ich weiß nicht was die Gastronomie in Hamburg zahlt, aber in Berlin sind es je nach Lage und Größe der Nutzfläche ca. 200€ für die Nutzung von straßenraum der Größe eines normalen Parkplatzes zur durch die Gastronomie. Nicht ganz ihre 720€, aber doch noch deutlich mehr als Autofahrer zahlen. Und hat darüber hinaus noch positive Nebeneffekte für sehr viele Menschen, während Autos nur für den jeweiligen Besitzer einen Nutzen haben.

    • @Thomas Fluhr:

      Ach, die armen, armen Autofahrenden. Mir kommen die Tränen.

      Sie könnten ja ihre Autos als Sitzfläche für Autos freigeben, die ihnen ein Getränk abkaufen.

      • @DaW:

        Autos als Sitzfläche für Autos???

  • Ich war ziemlich angetan von Ottensen in der Zeit als dort das Modellprojekt "Ottensen macht Platz" lief. Die Stimmung war viel entspannter, die Luft war besser...

    Umso enttäuschter und auch ein wenig fassungslos war ich als es einige wenige PKW-Nutzer und Gewerbetreibende auf dem Klageweg zu Fall brachten. Insofern ist es gut,wenn jetzt schon im Vorfeld alle Bewohner mit einbezogen werden.

    Dennoch werfen die Ereignisse Fragen auf:

    -wie kann es sein dass eine (egoistische) Minderheit sich gegen die Interessen der Mehrheit durchsetzen kann?....Und setzt sich etwa in StVO fort was Autofahrende als Realität erleben-nämlich eine Ignoranz gegenüber allem was außerhalb ihrer Windschutzscheibe liegt? (wenn man aufmerksam beobachtet wie sich Autofahrende verhalten und mit welcher Kaltschnäuzigkeit Fahrzeuge abgestellt werden (scheiß auf den Rest der Welt..), dann kann man schon auf diesen Gedanken kommen...

    Ich denke es wird Zeit auch mal die soziale Interaktion zu thematisieren, die von Autofahrenden in den Stadtraum getragen wird.

    Dem neuerlichen Anlauf Ottensen für Alle lebenswerter zu gestalten wünsche ich jedenfalls sehr viel Glück.

    • @Wunderwelt:

      Möglicherweise unterliegen Sie einem weit verbreiteten Irrtum.

      Autonutzer sind keine Minderheit:

      www.destatis.de/DE...PD20_N055_461.html

      Wenn Sie dann noch einrechnen, dass berstimmt die Hälfte der Autos auch für oder durch den Ehepartner genutzt wird und in Familien auch Kinder damit transportiert werden, sind Sie schnell bei einer deutlichen Mehrheit.

      Wenn es anders wäre, würde es nämlich die Diskusssion nicht mehr geben.

      Sie ist derzeit nur recht leise.

      Ignoranz finden Sie auch bei Radfahrern, motorisierten Zweiradfahrern und Fußgängern, und zwar geschlechtsunabhängig.

      Wenn Sie mal richtig Spaß haben wollen, überqueren Sie mal als Fußgänger in Berlin die Linienstraße.

      Das ist eine Fahrradstraße.

      Anschließend glauben Sie nie wieder an das Märchen von der Interessenkongruenz von Radfahrern und Fußgängern.

      Und flanieren wollen Sie dort auch nicht. :-)

  • Auch eine Form von Gentrifizierung. Alle Arbeiter, die auf ihr Auto angewiesen



    sind, weil sie als Pendler eine Arbeit haben, die sie nur mit dem Auto



    erreichen können (zB. Hafen,Gewerbegebiette, Schichtdienst) sollen gefälligst



    nach Harburg oder Neuwulmsdorf ziehen. Und der Vergleich mit dem Preis



    für Anwohner Parken (45 €) und einer eigentlich zu verlangenden Parkplatz-



    Miete ( 720 € ) hinkt ein bisschen sehr, denn bei der Anwohner Parkberechtigung



    Gibt es leider keinen garantierten Parkplatz

    • @Hubertus Behr:

      Es gibt doch Parkplätze. Aber woher der Anspruch, dass die gefälligst kostenlos und sich direkt vor der eigenen Haustür zu befinden haben? Ein/e Arbeiter/in, der oder die öffentlich zur Arbeit fährt, muss i.d.R. auch ein Stück zur Haltestelle gehen.

      • @DaW:

        Der "Anspruch" stammt von den fehlenden Alternativen.

        Wenn man sich auf etwas angewiesen fühlt und das einem nun genommen werden soll, findet man das nicht witzig.

        Kostenlos ist nicht der Punkt, für das Auto zahlt man ja auch nicht zu knapp.

        Und zum geparkten Wagen findet man im Innenstadtbereich auch typischerweise nicht vor der Haustür.

  • "Den Raum zurückholen".

    Nu, er war nie anders gedacht, als ein Verkehrsraum zwischen Häusern.



    Und auch die Parkplätze wurden ja nicht von Aliens erstellt, sondern sind aufgrund des Bedarfs von Bürgern geschaffen worden, also nicht für Autos, von denen der Platz zurückgeholt werden soll, sondern für Bürger.

    Selbst in Ottensen haben 27% der Einwohner, also weit über 50% der Haushalte ein Auto.

    Nichts desto Trotz kann man den Raum neu aufteilen, wenn die Mehrheit das so wünscht. Ob Flaniermeilen dabei das Allheilmittel sind, sei dahin gestellt.

    Wie überhaupt auch die Fotos gestellt sind? Jedenfalls scheinen es Einbahnstrassen zu sein, in denen manche gegen die Richtung fahren...

    • @fly:

      Ein Parkplatz ist allerdings kein Verkehrsraum, sondern eine Lagerfläche.

    • @fly:

      "Und auch die Parkplätze wurden ja nicht von Aliens erstellt, sondern sind aufgrund des Bedarfs von Bürgern geschaffen worden, also nicht für Autos, von denen der Platz zurückgeholt werden soll, sondern für Bürger."

      Ich empfehle dringend eine Beschäftigung mit der Geschichte des Automobils, der Parkplätze und Gesetzestexten wie der RStVO von 1934 oder der Reichsgaragenverordnung von 1939. Die Vorherrschaft des Automobils auf Betreiben der Automobillobby rabiat gegen die damalige große Mehrheit der Bürger/innen ohne Auto durchgesetzt.

    • @fly:

      Liebe/Lieber/Liebs Fly,

      ein Durchaus sinnvoller Kommentar, der mir gefällt, aber...

      ...wenn Klugscheißen, dann richtig:

      Einbahnstraßen sind normalerweise auch für Radfahrer in die vorgegebene Richtung zu befahren. Allerdings können Kommunen Einbahnstraßen für den Fahrradverkehr freigeben. Dann wird das blaue Einbahnstraßenschild durch ein kleines Fahrradsymbol mit zwei Pfeilen ergänzt. Am Ende hängt unter dem roten Verbotsschild für Autos das Symbol „Radfahrer frei“.

      Ich hoffe, dass das mit dem Googlemaps-Link klappt. Ansonsten mal nach der "Großen Brunnenstraße 78" in Hamburg suchen, Streetview anschmeißen und den Blick gen Osten wenden.

      www.google.com/map...2e0!7i13312!8i6656

      Dort ist eindeutig ein "Radfahrer frei"-Schild zu erkennen... das ist zwar noch aus Zeiten in denen Streetview aktualisiert wurde, aber wahrscheinlich wurde es nicht wieder abgeschafft. Für mich heißt das auch, dass das Bild nicht gestellt sein MUSS.

      Im Sinne von verlässlichen Informationen für alle und möglichst wenig ungerechtfertigten Unterstellungen würde ich es gut finden, wenn jeder, der einen solchen Claim macht selbigen vielleicht auch nochmal überprüft.

      • @spinmearound:

        Guter Hinweis. Ich habe die konkrete Stelle nicht im Kopf, kann aber aus persönlicher Erfahrung sagen, dass in der Gegend so gut wie jede Einbahnstraße für Radfahrer:innen in beide Richtungen freigegeben ist.

  • Als Besitzer eines TiefgaragenPlatzes in der Innenstadt würde ich mich auch für die Verbannung des Autos aus dem öffentlichen Raum einsetzen.