piwik no script img

Ermittlungen gegen Peng! KollektivMal 'ne coole Deutschlandkarte

Einschüchtern von Linken wird zum Event gemacht. Das zeigen Repressionen gegen die Künstler_innenkollektive Peng! und Zoff – wegen einer Online-Karte.

Ohne Protest keine Aufmerksamkeit: Rassistische „Mohrenstraße“ in Berlin wird „George-Floyd-Straße“ Foto: Andreas Friedrichs/imago

E rinnert sich noch wer an den Sommer 2020, als nach dem Mord am US-Amerikaner George Floyd global die Black-Lives-Matter-Proteste erneut aufflammten? Ich hoffe es sehr, denn damals zeigten sich auf sozialen Medien immerhin sehr viele nicht-Schwarze Personen betroffen und sogar engagiert.

Auch außerhalb der USA gingen Zehntausende auf die Straßen. Neben Demonstrationen kam es auch zu radikaleren Formen des Protests, in Minneapolis zündete jemand ein Polizeirevier an, und andernorts stolperten Kolonialdenkmäler ins Wasser. Wahrscheinlich ist es eben diesen Protestformen geschuldet, dass für rassistische Polizeigewalt plötzlich endlich eine breite Aufmerksamkeit da war.

Doch auch in Deutschland blieb die Protestwelle nicht nur beim Posten schwarzer Kacheln auf Instagram. Besonders nennenswert ist die interaktive Karte auf tearthisdown.com, eine künstlerische Intervention der Initiative Schwarze Menschen, dem Peng! Kollektiv, dem Zoff Kollektiv und Swoosh Lieu. Zu sehen gibt es auf der Website eine Deutschlandkarte, auf der koloniale Namen im öffentlichen Raum gekennzeichnet sind. Straßennamen zum Beispiel. Ein Blick auf diese Karte verdeutlicht: Deutschland hat eine Kolonialgeschichte, und sie ist vor lauter Glorifizierung schwer zu übersehen.

Gefährlichere Deutschlandkarten gäbe es

Für die Staatsanwaltschaft ist die Thematisierung dieser Verbrechen offensichtlich schlimmer als die Verbrechen selbst. So fanden am 15. Juli Razzien in Privatwohnungen und Büroräumen des Peng! Kollektivs und Zoff Kollektiv statt, als hätten sie einen Terroranschlag geplant. Was für eine Gefahr soll schon von einer Deutschlandkarte ausgehen? Schließlich handelt es sich nicht etwa um eine Auflistung von Geflüchtetenunterkünften, wie sie vor einigen Jahren von einer rechten Partei veröffentlicht wurde, oder um eine Liste mit personenbezogenen Daten linker Personen, in denen sie zum Schuss freigegeben werden.

Manche Deutschlandkarten sind antidemokratische Brandsätze, diese aber nicht. Die Staatsanwaltschaft sieht in dem Begleittext zur Aktion trotzdem eine Aufforderung zu Straftaten. Die unverhältnismäßige Repression ist zwar absurd, jedoch nicht überraschend in dem Land der Nazi-Positivität.

Das zeigte auch die Verhaftung der Antifaschistin Lina oder die Räumung der Liebig34 in den vergangenen Monaten: Die Einschüchterung von Linken wird zum Event gemacht. Dass es diesmal Aktionskünstler_innen trifft, stellt eine Zäsur da: Denn dass das Projekt von der Kunstfreiheit gedeckt ist, dürfte klar sein. Doch als Anlass, einen Einblick in linke Netzwerke zu erlangen und ein Exempel zu statuieren, reicht es allemal. Und es zeigt, dass antirassistischer Protest hier so bedrohlich zu sein scheint, dass er kriminalisiert wird. Ob der Fall weitere, explizit deutsche BLM-Proteste anschiebt und vielleicht antirassistische und weiße linke Aktivist_innen enger zusammenschweißt? Inschallah.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Hengameh Yaghoobifarah
Mitarbeiter_in
Hengameh Yaghoobifarah studierte Medienkulturwissenschaft und Skandinavistik an der Uni Freiburg und in Linköping. Heute arbeitet Yaghoobifarah als Autor_in, Redakteur_in und Referent_in zu Queerness, Feminismus, Antirassismus, Popkultur und Medienästhetik.
Mehr zum Thema

54 Kommentare

 / 
  • @ANACHRONIST87:

    Ich spreche ganz klar von Statuen. Nicht von Wohnungen und Zusammenschlagen. Da ist noch eine Stufe dazwischen, wenn Sie verstehen, was ich meine.

    Da lobe ich mir tatsächlich Bristols Umgang mit dem "Badeunfall" mit Colstons Statue. So etwas nenne ich souverän.

    • @tomás zerolo:

      Ja, bei dem Artikel geht es natürlich "nur" um Denkmäler.



      Ich wollte mit diesem Beispiel, das einen persönlich eher betreffen würde, nur verdeutlichen, dass man bestimmte Probleme nicht einfach für belanglos erkären sollte, bloß weil es auch größere Probleme gibt.

      Diese Art von Argument lässt sich nämlich in nahezu jede beliebige Richtung drehen, indem man zum Beispiel sagt:



      Solange Leute an Hunger sterben, brauchen wir uns nicht mit Denkmälern und Straßennamen beschäftigen.

  • @RUDOLF FISSNER: formal mögen Sie recht haben, mir fällt es jedoch schwer, mich wegen ein paar enthaupteter, beschmierter oder ins Planschbecken geworfener Statuen zu echauffieren -- angesichts ertrinkender Flüchtlinge im Mittelmeer, mit tatkräftiger Hilfe durch unsere Behörden.

    • @tomás zerolo:

      Vermutlich verstehe ich Ihr Argument falsch, aber die Idee, dass das ungerechte Sterben von Menschen andere Probleme bedeutungslos macht, kommt mir etwas fragwürdig vor.

      Würde jemand ihre Wohnung verwüsten, Sie zusammenschlagen und ausrauben, würden Sie das vermutlich auch nicht durch den Verweis relativiert sehen wollen, dass täglich Obdachlose auf der Straße sterben.

  • Schlechte Artikelrecherche.

    Laut Netzpolitik.org ( netzpolitik.org/20...egen-online-karte/ ) waren es Passagen auf der Webseite, die zu Straftaten aufriefen, Anlass der Untersuchungen.

    "Wer wird da eigentlich wofür geehrt? Verbrecher für Verbrechen, das geht nicht! Kopf ab, Runter vom Sockel, Farbe drauf, Schild drüber – die Möglichkeiten sind vielfältig. Aber markieren reicht nicht, wir suchen andere Formen. Vieles kann ein Denkmal sein und im Zweifelsfall macht es sich im Wasser treibend auch ganz gut."

  • eine künstlerische Intervention der Initiative Schwarze Menschen, dem Peng! Kollektiv, dem Zoff Kollektiv und Swoosh Lieu. AUA ! Gehnietiefinswasser oda wie ? der, des, des, des du d***_in !

  • @FRIENDLYBLOB:

    Bloss weil bei antirassistischen Protesten (in den USA, wohlgemerkt) Einzelne Straftaten begangen haben soll hier also möglichst robust "die Szene" auf den Kopf gestellt werden?

    Das ist, als ob der Staatschutz wegen eines Anschlags mit einem Filzstift gleich ermittelte. Oh, Moment [1] mal...

    Dem Herren beliebt zu trollen, scheint's.

    [1]taz.de/Aktivistinn...theke-um/!5705056/

    • @tomás zerolo:

      Nö. Umgekehrt.

      Anlass waren laut netzpolitik.org/20...egen-online-karte/ konkrete Straftaten, die selber auf die Initiative verwiesen.



      Ich glaube kaum, dass Sie diese "der Szene" in Toto zurechnen

      "Die Szene" will auch nicht für Straftaten vereinnahmt werden oder das man sich hinter ihr versteckt.

  • Die Durchsuchung ist Schwachsinn.



    Aber dass unter der großen Überschrift "TEAR THIS SHIT DOWN" konkret zur bundesweiten Beschädigung von öffentlichem Eigentum aufgerufen wird, dient mehr der Befriedigung einer ohnehin schon für das Thema sensiblisierten Szene, denn als Weckruf für die gesellschaftliche Mitte. Für die sind solche destruktiven Exzesse eher ein willkommener Vorwand, sich auf die Betrachtung der historischen Hintergründe gar nicht erst einlassen zu müssen.

    • @Anachronist87:

      Durch solche Aktionen wird die Aufmerksamkeit auf die sogenannte Kaiserzeit und Verbrechen gerichtet. Das wird mehr Menschen sensibilisieren. Andere wie Konservative müssen nun dazu Position beziehen - der oder zumindest Teile der neuen Thematisierung zustimmen oder schweigen, ablenken und nach rechts rücken ...



      Nazis und andere Rechte dürften sich im allgemeinen dagegen stellen. Die bilden zum Glück noch nicht die größte Gesellschaftsgruppe. An jene richten sich solche Aktionen und Überzeugungsimpulse nicht. An ihnen sollte mensch auch nicht Politik ausrichten. Als Linke*r schon gar nicht.

      • @Uranus:

        Dadurch landet gerade mal ein Bericht in die örtlichen Gazetten über Sachbeschädigungen.

        Der Rest spielt sich in Sozialen Blasen ab, die das Erscheinen von Farbtopfartikeln als großen Sieg feiern.

        Der Rest sind dann die immer gleichen langweiligen populistischen Debatten über Kapitalismus, System, böse Politiker usw. usw. usw. Und wenn Ruhe eingekehrt ist wird wieder über Fleischkonsum debattiert .

        Die eigentliche Änderungen voran treibende Aufklärung über Kolonialsmus find dort statt wo Menschen quer aus (fast) allen politischen Richtungen real und offen mit realen Menschen reden, nicht im klandestinen Kreis, der Antikolonialismus für sich gepachtet hat.

      • @Uranus:

        Wenn diese Thematisierung darin besteht, sich die Gesellschaft durch tiefergehende Informierung ein eigenes Bild und besseres Urteil darüber machen zu lassen, dann ist alles gut und ich will nichts gesagt haben.

        Wenn aber das "Aufmerksammachen auf Verbrechen" durch das eigene Begehen von Verbrechen stattfinden soll, dann liefert man den weniger interessierten Menschen eine Steilvorlage, die ganze Thematik von vornherein ablehnen zu können.

        Nur weil man das selber gerechtfertigt finden mag, bedeutet dies nicht die restliche Bevölkerung sieht das genauso.



        Man sollte immer kritisch fragen, ob das wirklich Aktivismus für die breite Masse sein soll, um diese zu informieren, oder bloß Aktivismus für andere Aktivisten, damit man sich gemeinsam freuen kann etwas getan zu haben.

    • @Anachronist87:

      Ich sehe nicht wo diese an die kommunalen Gremien gerichtetet Handlungsaufforderung irgendeine illegale Intention haben sollte.

      • @Ingo Bernable:

        Das ist einfach gesagt, wenn man seine eigene Adresse nicht für Den freien Gebrauch von Farbschmierereien herausgibt.

      • @Ingo Bernable:

        Vielleicht schaue ich mir die Seite nicht genau genug an, aber richten sich Passagen wie

        "Kopf ab, Runter vom Sockel, Farbe drauf, Schild drüber – die Möglichkeiten sind vielfältig. Aber markieren reicht nicht, wir suchen andere Formen. Vieles kann ein Denkmal sein und im Zweifelsfall macht es sich im Wasser treibend auch ganz gut."

        wirklich an kommunale Gremien?

  • „Deutschland hat eine Kolonialgeschichte, und sie ist vor lauter Glorifizierung schwer zu übersehen“



    Dass D. eine Kolonialgeschichte hat, ist allgemein bekannt. Auch wenn diese deutlich kleiner ist als die von z. B. GB, Frankreich, Spanien, …



    Aber wo findet hierzulande die „Glorifizierung“ statt? Bei der TAZ natürlich nicht. Bei den Rechtsaußen-Medien schon eher, aber das wundert niemand. Bei ARD und ZDF und deren Ablegern ist mir noch keine Glorifizierung der Kolonialgeschichte aufgefallen, desgl. nicht bei den üblichen Print-Medien. Auch die Produktwerbung kommt ohne Bezug auf eine Herkunft z. B. aus „Deutsch Süd-Ost“ aus.



    Also, liebe Autorin, wenn Sie keine Belege für diese und andere Behauptungen geben können, schweigen Sie lieber!

    • @Pfanni:

      Eine gute Frage. Sie existiert eigentlich nicht, die Glorifizierung. Warum wird sie also von gewissen Links also herbeigeredet und somit erst erschaffen? Gibt es sonst keine Probleme im Wohlfühlkiez?

      Warum wird nun plötzlich jedem rechts vom linken Flügel der Linkspartei ein ur-oller Kaiser Willi oder andere Knalltüten ans Bein gebunden, von dem dieser sich dann in Schauprozesse zu distanzieren hat?

    • @Pfanni:

      Fällt mir sofort was ein. In Hannover in der Südstadt steht ein von den Nazis errichtetes Denkmal für Carl Peters, auch "Hänge Peters" genannt. Ein Reichsadler der den Afrikanischen Kontinent in den Krallen hält. Peters ist mit einer kleinen Privatarmee mordend und stehlend durch Ostafrika gezogen. Privat finanziert durch gierige deutsche Kaufleute weil Bismarck keine Kolonien wollte.. Also lieber Kommentator, erstmal informieren bevor man anderen den Mund verbieten will.

    • @Pfanni:

      "Aber wo findet hierzulande die „Glorifizierung“ statt?"



      Straßen und Plätze nach einer Person zu benennen wird iA als Akt der Ehrerbietung gesehen und als Hinweis darauf, dass diese Person außergewöhnliches geleistet hat und man sich deshalb an sie erinnern soll. Wenn die 'Leistung' der so geehrten Person aber darin bestand an Kolonialverbrechen beteiligt gewesen zu sein kann man nach gründlicher Überlegung schon zu der Einsicht gelangen, dass das eher nicht so besonders vorbildlich ist.

      • @Ingo Bernable:

        Wenn eine Straße umbenannt und Denkmale entfernt werden sollen, dann gibt es dafür demokratisch legetimierte Wege.



        Sonst kann ja jeder daher kommen und Marx-Denkmale einreißen wegen seiner rassistischen Äußerungen: www.deutschlandfun...:article_id=137786

      • @Ingo Bernable:

        Naja, wenn Sie es auf die Straßennamen anlegen: Ich habe von mehreren Fällen gehört, in denen sich die Anwohner umzubenennender Straßen gewehrt haben. Nicht, weil sie etwas für die „Helden“ früherer Zeiten übrighaben, sondern weil sie den Aufwand scheuen, sämtliche Verwandten, Bekannten, Geschäftspartner usw. über die Adressänderung zu informieren.



        Hier in Ostdeutschland finden sich übrigens noch viele Straßen, die zu DDR-Zeiten die Namen von Marx / Engels / Lenin / K. Liebknecht / Luxemburg / Thälmann / Pieck … erhielten und mit denen die geistigen Väter der DDR geehrt werden sollten. Die DDR wurde von ihren Bürgern abgeschafft, aber die Umbenennung dieser Straßen wurde bisher versäumt. Auch das wäre zu kritisieren!

        • @Pfanni:

          Lenin kann ich bspw. nachvollziehen. Warum aber Marx, Engels, K. Liebknecht, Luxemburg?

          • @Uranus:

            Ich gehe davon aus, dass Sie die rassistischen Sprüche von Marx kennen: www.deutschlandfun...:article_id=137786 , Warum wollen Sie also dort ei e Ausnahme machen?

            • @Rudolf Fissner:

              danke für den link. Ich empfehle die gut lesbare Marx-Biographie von Francis Wheen, die solche fürchterlichen Passagen nicht ausspart (dabei wurde Marx selber immer der "Mohr" genannt). Marx u Engels haben sich gerne mit großem Vergnügen geärgert, Marx erscheint mir aber trotz großer Rückschläge (der frühe Tod seiner Kinder) nicht so sauertöpfig, wie man sich das vorstellt. Mit Loyalität unter Genossen hatte er es nicht so, SPD und Linkspartei haben diese Tradition dann später richtig zelebriert.



              Engels erscheint mir hingegen die Güte in Person. Der ältere Heinrich Heine hatte sich aus Politik und Organisation ganz rausgehalten, also weniger Frust.



              Den Hinweis auf eine heimliche Bedeutung der 'Mohren'straße lasse ich jetzt, gibt ja schon genug Karl-Marx-Alleen bzw. Straßen in the capital.

        • @Pfanni:

          Sollen die 10 Minuten Aufwand die es es mit sich bringt den Verwandten und Freunden eine Rundmail mit der neuen Adresse zu schreiben tatsächlich ein Argument dafür sein weiterhin kolonialistische Schlächter und Verbrecher zu ehren?

          • @Ingo Bernable:

            Der Aufwand ist schon etwas mehr als nur "eine Rundmail mit der neuen Adresse zu schreiben". Neben dem Einwohnermeldeamt sind da noch viele andere Behörden - z.B. Finanzamt,Jobcenter- zu informieren,dann auch noch Bank,Versicherung, diverse Onlinekonten,usw.Wenn man auch noch ein Geschäft unter der Adresse hat ,ist der Aufwand noch erheblicher.



            Und das wegen eines Namens,der für die meisten heute einfach ein Straßenname ist.Über 100 Jahre später ist doch die Person dahinter kaum jemanden bekannt. Womit auch der größte Teil der Ehrung für "kolonialistische Schlächter und Verbrecher " wegfällt.

      • 1G
        14390 (Profil gelöscht)
        @Ingo Bernable:

        Der Verdienst bestand darin, seine - sehr viel seltener ihre - Kraft für das Wohl des deutschen Volkes eingesetzt und den Nutzen des deutschen Volkes gemehrt zu haben. Daß das dazu gewählte Vorgehen zwar den Gesetzen und Gepflogenheiten der damaligen Zeit entsprach, heute aber von einer lautstarken Minderheit als angeblich verwerflich angeprangert wird, führt dazu, daß zu Recht Geehrte ihren Platz mit den aberwitzigsten Begründungen räumen müssen. Sehr bedauerlich, denn diese Männer und Frauen haben damals zum Teil die Grundlagen für unseren heutigen Wohlstand gelegt. Und zumeist nicht vom bequemen Schreibtisch aus, sondern unter Einsatz ihres Lebens in Frontsituationen.



        Von Menschen, die zum großen Teil nicht in Deutschland geboren sind, kann man allerdings wahrscheinlich kein Verständnis für die Geschichte unseres Landes im Kontext der europäischen Geschichte erwarten. Und die Weltgeschichte der letzten 600 Jahre ist nun einmal zum überwiegenden Teil erweiterte europäische, zu einem geringen Teil auf Grund von Handelsbeziehungen und kulturellen Einflüssen auch asiatische (chinesische) Geschichte. Afrika aber spielt seit dem Untergang des Pharaonenreiches gegen Ende des 1. Jahrtausends vor Christus bzw. der Niederlage Karthagos gegen Rom im 2. Jahrhundert vor Christus als eigenständige kulturelle, wirtschaftliche oder politische Macht schlicht keine Rolle mehr.

        • @14390 (Profil gelöscht):

          "Der Verdienst bestand darin, seine - sehr viel seltener ihre - Kraft für das Wohl des deutschen Volkes eingesetzt und den Nutzen des deutschen Volkes gemehrt zu haben."



          Hörrrr ich da ein rrrrollendes 'RRRR' herrrraus?



          "Sehr bedauerlich, denn diese Männer und Frauen haben damals zum Teil die Grundlagen für unseren heutigen Wohlstand gelegt."



          So sieht dann eine nationalistisch-kapitalistische Rechtfertigung von Verbrechen wie Imperialismus und Kolonialismus aus. Glückwunsch!



          "Und zumeist nicht vom bequemen Schreibtisch aus, sondern unter Einsatz ihres Lebens in Frontsituationen."



          Das sollte konsequenterweise auch auf die Nazi-Politik samt Kriegsführung ausgeweitet werden. Schließlich sollte "Lebensraum im Osten" für das doitsche Volk gewonnen werden. Wie wäre es also mit Hitler, Göring ... Straßen? Sarkasmus

          • 1G
            14390 (Profil gelöscht)
            @Uranus:

            „So sieht dann eine nationalistisch-kapitalistische Rechtfertigung von Verbrechen wie Imperialismus und Kolonialismus aus. Glückwunsch!“

            Da wir nach wie vor in Nationalstaaten organisiert sind - der Nationalstaat sichert nämlich unsere sozialen Sicherungsmechanismen - und die Bundesrepublik Deutschland mit dem kapitalistisch orientierten System der sozialen Marktwirtschaft deutlich erfolgreicher war als die DDR, nehme ich „nationalistisch-kapitalistisch“ als Kompliment.

            • @14390 (Profil gelöscht):

              Hinsichtlich der Machtverhältnisse ist der tendenzielle Privatkapitalismus gegenüber dem Staatskapitalismus erfolgreicher gewesen. In ökosozialer Hinsicht hat er vielen Menschen Tod, Krankheit, Ausbeutung ... gebracht. In unbequeme, gefährliche, ungesunde Arbeit werden Menschen "anderswo" hinein gezwungen. Wie der Foxconn-Arbeiter Xu Lihzi, der mit 24 Jahren Suizid beging. RIP.

              • @Uranus:

                „Sie nennen es eine Schraube



                Ich schluckte die Fabrikabwässer



                Die Arbeitslosenpapiere



                Die Jugend, vor die Maschinen gebückt



                Stirbt vor ihrer Zeit



                Ich schluckte die Schufterei



                Ich schluckte das verrostete Leben



                Jetzt kriege ich nichts mehr runter



                Alles, was ich geschluckt habe



                Quillt aus meinem Rachen hervor



                Ergießt sich über dem Land meiner Vorfahren



                In ein schändliches Gedicht“



                --- Xu Lizhi (1990-2014)

        • @14390 (Profil gelöscht):

          "Afrika aber spielt seit dem Untergang des Pharaonenreiches gegen Ende des 1. Jahrtausends vor Christus bzw. der Niederlage Karthagos gegen Rom im 2. Jahrhundert vor Christus als eigenständige kulturelle, wirtschaftliche oder politische Macht schlicht keine Rolle mehr".



          Ignoranter und dümmer geht es echt nicht mehr. Das Reich von Mali, das Reich der Ashanti oder Chaka Zulu in Südafrika sind nur einige Beispiele. Und überhaupt Afrika eine eigenständige Kultur abzusprechen zeigt nur ihre eigene Überheblichkeit und Unwissenheit. Genau das haben auch die Kolonialmächte in Afrika gemacht.

        • @14390 (Profil gelöscht):

          Sie halten also beispielsweise die Beteiligung an Sklavenhandel und Genoziden ist also für eine bewundernswerte Leistung die unproblematisch ist weil sie "den Gesetzen und Gepflogenheiten der damaligen Zeit entsprach"???



          Die "Grundlagen für unseren heutigen Wohlstand" wurden auf Basis von Verbrechen, Ausbeutung und Greueltaten gelegt, ändern kann man das nicht mehr, aber abfeiern muss man es eben auch nicht.

          • 1G
            14390 (Profil gelöscht)
            @Ingo Bernable:

            1761 wurde die Sklaverei in Portugal per Gesetz, in den portugiesischen Kolonien 1854 per Dekret abgeschafft. Großbritannien verbot den Sklavenhandel 1807, 1815 wurde der Sklavenhandel in Europa schließlich auf dem Wiener Kongreß verboten.

            Es wird Sie übrigens interessieren, daß die Strafexpedition gegen das Königreich Benin 1897 nicht nur eine Reaktion auf das Benin Massaker vom 4. Januar 1897 war, sondern auch der Abschaffung der - im Britischen Empire seit 1833 (Slavery Abolition Act) verbotenen - Sklaverei im Königreich Benin dienen sollte.

      • @Ingo Bernable:

        Im zeitlichen Kontext hat diese Person auch bedeutendes für Deutschland gemacht.



        Es gibt in Deutschland Straßen mit dem namen Marx und Dutschke. Für mich ebenfalls nicht ganz unproblematisch, aber ich muss es akzeptieren und würde nie auf die Idee kommen, diese umbenennen zu wollen.



        Wahrscheinlich kann man bei jedem Namensgeber einer Straße, je nach politischer Einstellung Fehler finden. Sollen wir nun gefühlt jedes Jahr die Straßennamen ändern?

        • @Hennes:

          Stimmt - im Vergleich zu Hermann von Wissmann, Otto Friedrich von der Groebe, Karl Wilhelm von Eine, Adolf Lüderitz usw. waren Dutschke und Marx üble Typen! Sarkasmus



          Um welche Straßennamen und Personen geht es? Zum nachlesen hier ein Link zu einem Dossier von AfricAvenir >>Dossier kolonialistische strassennamen 03.pdf



          www.africavenir.or...ons/downloads.html

        • @Hennes:

          Es geht nicht um Bagatellen und politische Einstellungen sondern um Taten die heute in jedem Fall eine Anklage in Den Haag rechtfertigen würden. Leute etwa, wie Carl Peters, dessen exzessive Grausamkeiten ihm in den von ihm kolonisierten Gebieten den Namen mkono wa damu („blutige Hand“) und in Deutschland "Hänge-Peters" einbrachten.



          Marx oder Dutschke wird man hingegen kaum vorwerfen können willkürliche Exekutionen, Folter und Kriegsverbrechen befohlen zu haben.

          • @Ingo Bernable:

            Ich bin ebenfalls dafür, sich mit solchen Themen kritisch zu befassen. Und die Allgemeinheit umfassend über solche historischen Schattenseiten zu informieren ist prinzipiell ein bewundernswertes Unterfangen. Aber wachsen wir als Gesellschaft im Verlauf der Geschichte wirklich, wenn wir solche negativen Aspekte immer gleich tilgen wollen?



            Wollen wir auch das Kolosseum abreißen, weil sich dort Menschen zur Unterhaltung anderer getötet haben? Beseitigen wir die chinesische Mauer und die Verbotene Stadt wegen der starken Beteiligung von Sklaven beim Bau? Verdammen wir die Maya-Kultur wegen ihrer brutalen Menschenopfer-Praktiken? Reißen wir alle christlich-sakralen Bauten ab, wegen dem ganzen Mist der in und im Namen der Kirche passiert ist?



            Richtig Einordnen? Ja. Rekontextualisieren? Gerne. Durch Beiträge von Opfern ergänzen? Absolut. Aber wir sollten auch lernen mit der Ambivalenz zu leben, dass kaum irgendein Teil der menschlichen Geschichte nur schwarz oder weiß ist.



            Und wenn Leute wie Carl Peters damit noch posthum mehr von der Verachtung bekommen, die sie zu Lebzeiten schon verdient hätten, um so besser.

            • @Anachronist87:

              "Wollen wir auch das Kolosseum abreißen,"



              Hat das irgendjemand gefordert? Ein Straßenname ist anders als zB das Kolosseum eben, zumindest in den allermeisten Fällen, kein historisches Zeitzeugnis, sondern eine nachträgliche und idR realtiv junge Würdigung. Ebenfalls dürfte es wohl kaum Menschen geben für die der Anblick solcher antiken Stätten eine unmittelbare Verbindung zu persönlich erlebeter Diskriminerung hat, anders als bei den kolonialistischen Verbrechen deren Folgen sich bis heute fortwirken.

              • @Ingo Bernable:

                Hier geht es um mehr als nur Straßennamen. Hier geht es auch um die Beschädigung und potentielle Zerstörung von Denkmälern und Bauten aufgrund ihres historischen Bezuges.

                Ihr Argument der zeitlichen Nähe kann ich bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen, aber das würde auch bedeuten dass die "Zumutung", die solche Zeitzeugnisse darstellen, dann ebenfalls mit jeder weiteren Generation nachlässt. Ich möchte damit nicht die Betroffenheit in Abrede stellen, die Personen durch deren Existenz empfinden mögen, aber Sie selber sagen



                "dürfte es wohl KAUM Menschen geben für die der Anblick solcher antiken Stätten eine unmittelbare Verbindung zu persönlich erlebeter Diskriminerung hat"



                , womit auch sie eine Relativierung betreiben, weil sie bestenfalls eine kleine Minderheit betroffen sehen. Aber früher waren es bestimmt mal mehr Betroffene, doch trotzdem haben wir heute immer noch so viele verschiedene historische Zeugnisse, und zwar weil diese nicht immer gleich getilgt worden sind.



                Wie bereits erwähnt bin auch ich dafür, sich mit Geschichte kritisch auseinander zu setzen. Aber dafür muss man auch bereit sein diese anzuerkennen und auch mal stehen zu lassen.

              • @Ingo Bernable:

                Ich fordere es hiermit. Im Namen aller die dort zur Be­spa­ßung Roms tausendfach abgeschlachtet wurden.

                Reicht ihnen das für einen Abriß?

  • Schwere Brandstiftung und Sachbeschädigung werden hier also als "Engagement" glorifiziert.

    Nice.

    Und übrigens, die Räumung der "Liebig 34" (Durchsetzung eines Räumungstitels) und die Verhaftung der Lina (Verdacht auf schwere Körperverletzung) haben nichts mit Einschüchterung zu tun.

    • @DiMa:

      Wie ging der Slogan noch gleich? "Scheiben klirren und Ihr schreit, Menschen sterben und Ihr schweigt!"



      In hiesiger Debatte durchaus auf der einen Seite Kontinuitäten von Imperialismus, Kolonialismus, Nationalismus, Geschichtsklitterung, Ignoranz von Rassismus und auf der anderen Seite Farbbeutel.

      • @Uranus:

        Wenn und soweit hier Menschen sterben sollten, dann schweige ich ebensowenig wie wenn Menschen hier andere Straftaten begehen oder diese glorifizieren.

        Das hat mit Imperialismus, Kolonialismus, Nationalismus, Geschichtsklitterung, Ignoranz von Rassismus nix zu tun.

        Über "Farbbeutel" rege ich ich dagegen schon lange nicht mehr auf.

    • @DiMa:

      Doch der Zusammenhang besteht. Es geht um die Legitimierung politisch motivierter linksextremer Gewalt gg. Dinge und Menschen.

  • Na, hier wird ja alles und jedes miteinander vermischt! Fehlt nur noch der Bezug zum Klimawandel. Man hat schon gar keine Lust mehr, solch pauschalen Unsinn durch Falten, Argumente und Richtigstellungen zu entkräften.