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Söder stänkert gegen LaschetBeleidigte Bratwurst

Lukas Wallraff
Kommentar von Lukas Wallraff

CSU-Chef Markus Söder gibt sich „erleichtert“ in seinem Bayern. Gleichzeitig stichelt er gegen den Kanzlerkandidaten der Union.

Einfach abschalten würde er vermutlich am liebsten. Armin Laschet lauscht Söders Videobeitrag Foto: Federico Gambarini, reuters

N ach der Klärung der K-Fragen sah es für einen Moment so aus, als würden die Grünen jetzt vielleicht die Union als Streithanselpartei ablösen. Während Robert Habeck in der Zeit über seine großen Schmerzen nach der Nominierung von Annalena Baerbock zur grünen Kanzlerinnenkandidatin klagte, schwieg Markus Söder nach seiner Niederlage im Machtkampf gegen Armin Laschet erst mal ein paar Tage und schien sich wie ein braver Parteisoldat still in sein Schicksal als Nummer zwei zu fügen.

Wahrscheinlich war er da einfach nur erschöpft. Den Eindruck einer neuen Söder’schen Bescheidenheit hat der CSU-Chef nun jedenfalls eindrucksvoll korrigiert. Söders Wochenendinterview in der Süddeutschen Zeitung ist eine Kampfansage. Gewohnt kraftmeierisch betonte der Leider-doch-nicht-Kandidat den vermeintlichen Unterschied zum Grünen Habeck. Von Schmerz könne bei ihm, Söder, „überhaupt nicht“ die Rede sein. Er verspüre höchstens „ein wenig Enttäuschung, aber auch Erleichterung“.

Schließlich sei Bayern, wo jetzt wieder sein Platz ist, „nach wie vor das schönste Land der Welt“ und „meine Lebensaufgabe“. Wer’s glaubt, wird mit einer Online-Mitgliedschaft der CSU selig, die Söders Partei gerade mit einer neuen Werbeoffensive den Fans in ganz Deutschland anbietet, die ihn weiter unterstützen wollen. Warum sollte die CSU das tun, wenn sich Söder künftig auf Bayern beschränken möchte? Laschet jedenfalls muss sich auf weitere Querschüsse aus München einstellen.

Söder ist zu klug, um sie direkt auf den CDU-Chef abzufeuern. Er streut sie geschickt in seine Warnungen vor einem Rückfall der Union in Politik „aus den 90er-Jahren“ ein. Die Begriffe „altmodisch“ und „Old School“ platziert er so, dass auch ohne den Namen Laschet jeder weiß, wer damit gemeint ist. Aber man merkt daran halt auch, dass Söder eben doch beleidigt ist und auf Rache sinnt. Also hängt er die Messlatte für Laschet möglichst hoch.

„Deutlich über 30 Prozent“ müsse die Union erreichen, eigentlich sogar „näher an 35 Prozent“. Söders Abrechnung mit Laschet folgt nach der Wahl. Darauf kann sich Laschet verlassen. Zu hundert Prozent.

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Lukas Wallraff
taz.eins- und Seite-1-Redakteur
seit 1999 bei der taz, zunächst im Inland und im Parlamentsbüro, jetzt in der Zentrale. Besondere Interessen: Politik, Fußball und andere tragikomische Aspekte des Weltgeschehens
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23 Kommentare

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  • Das versteht der Söder Markus also unter "ohne Groll zusammenarbeiten"?



    Den Kanzlerkandidaten der Union madig machen. Aber das ist ok, denn er ist ja nicht in der gleichen Partei.



    Söder tut, was Strauß auch tat. So tun als wäre es schöner Bayernkanzler, als Bundeskanzler zu sein. In anderen Bundesländern nennt man diesen Posten übrigens "Ministerpräsident".



    Söder redet von "Oldschool" und "zurück in die 90er", von nichts ist Laschet weiter entfernt. Laschet ist ein Vertreter der Merkel CDU. Irgendwo in der Mitte, ein bisschen linker als früher weil das die letzten Jahre Wählerstimmen brachte. Ist Laschet mein Traumkandidat als Kanzler? Nein, aber lieber kalten Kaffee, als schales Weißbier.

  • So wie man im CDU-Establishment im Januar gerade noch das Alphaltier Friedrich Merz als Vorsitzenden verhindern konnte, hat nun die politische Kraft des CDU-Parteivorstands gerade noch gereicht, dem Asphaltier und Umfragekönig Markus Söder den Weg in das Kanzleramt zu versperren. Ob dies machtpolitisch für die CDU klug war, wird sie sich im September selbst beantworten können, nämlich genau dann, wenn ein glanzloser Armin Laschet der jungdynamischen Annalena Baerbock den Weg ins Kanzleramt überlassen muss.

  • 8G
    82286 (Profil gelöscht)

    "Söder gesht gestärkt aus dieser Auseinandersetzung mit Laschet hervor."



    Warum soll das so sein? Ich behaupte, wissen kann ich es nicht, der Söder wurde von seiner CSU-Truppe zurückgepfiffen. Wenn alle der Meinung gewesen wären: es ist der beste Zeitpunkt, Söder ist der beste Mann und wir stehen wie eine Mauer hinter unserem MP, alle Umfragen sprechen für uns, wir haben die Herzen der Wähler ... usw. usw."



    Dann den Schwanz einziehen? Ich glaubs nicht.

  • Jetzt mal völlig unabhängig von den beiden oben genannten Personen und deren jeweiliger Befähigung oder Nicht-Befähigung zum Kanzler(kandidaten):



    Wenn CDU und CSU eine Fraktionsgemeinschaft bilden , dann muss - zumindest in einer solch wichtigen Frage wie dem Kanzlerkandidaten - auch in EINER gemeinsamen Veranstaltung, bei der beide Parteien bzw. deren stimmberechtigten Parteimitglieder (Basis) anwesend sind, über die Kandidaten abgestimmt werden. Entweder tritt man wie EINE Partei auf, oder man lässt es bleiben. In zweiterem Fall ist dann aber auch klar, dass die CSU erst gar keinen Kandidaten aufzustellen braucht. Die CDU muss wieder lernen, der Basis zuzuhören, sonst geht's ihr wie der SPD. Wäre das ein erstrebenswerter Status? Wohl eher nicht!



    Als Franke müsste ich ja eigentlich pro Söder sein, weiß aber auch sehr wohl, dass er mir mit seiner Politik nicht immer so ganz sympathisch ist wie seine rhetorischen Fähigkeiten, ich denke da vor allem an den Verkauf der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft an die Privatwirtschaft zu einem Zeitpunkt als Miethöhen bereits ein Thema waren. Wäre er Kanzlerkandidat der gesamten Union würde das Thema ihm gewiss vorgehalten werden. Unter uns: Warum eigentlich nicht schon jetzt?



    Ernste Sticheleien kann ich jetzt nicht entdecken. Söder sollte aber jetzt auch Worten Taten folgen lassen und Laschet im Wahlkampf weiter unterstützen.

    • @Alfonso el Sabio:

      Der Meinung bin ich auch. Ich weiß nicht mehr in welcher Zeitung ich es gelesen habe, aber in dem Artikel wurde darauf hingewiesen, dass die CSU immer gegen den Kanzler stichelte mit der Behauptung in Bayern würde alles besser laufen. Egal ob dieser von CDU, oder SPD gestellt wurde. Wenn nun genau aus dieser Partei der Kanzler gekommen wäre, hätte die CSU auf den Nimbus der "besseren" Unionspartei verzichten müssen.

  • Also die postulierten "Sticheleien" sind schon arg konstruiert...

  • Der kluge Bauer weis: der Boden muss rechtzeitig für die nächste Saat vorbereitet werden...

    • @danny schneider:

      Söder hätte es machen sollen wie dereinst Kohl mit Strauß und Merkel mit Stoiber.



      Dem Kontrahenten von der bösen Schwester den Vortritt lassen, diesen bei der Kanzlerwahl krachend verlieren sehen um dann selbst für 16 Jahre Kanzler zu werden.

    • @danny schneider:

      Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - merkt an:

      “Shrek



      Shrek lass nach... taz.de/Soeder-stae...bb_message_4115665



      "Der kluge Bauer weis: der Boden muss rechtzeitig für die nächste Saat vorbereitet werden..."



      Wie macht er das, ja, wie macht er das? Er zögert nicht und vergiftet was. Unruhe kann er prima stiften, Klima kann er auch vergiften.Mit Bayer(n) und "Round Up ®" kommt Ackerbau auf Trab.



      Dank Bayer(n) und "Round Up ®" macht jedes Grünzeug schlapp



      Mit Bayer(n) und "Round Up ®" gräbt mensch sich selbst ein Grab.



      *"Round Up ®" ist ein Glyphosat-Herbizid von Bayer/Monsanto de.m.wikipedia.org/wiki/Roundup

  • Söder ist leider ein kleiner Wadlbeisser. Er kanns nun mal nicht lassen. Aber zu einem großen Politiker gehört nun mal ein gewisses Maß an Souveränität. Vielleicht entwickelt sich Söder ja noch.

  • Söder gönnt Laschet weder die Kandidatur noch das Kanzleramt.

    Laschet müsste eigentlich gar nicht mehr mit den Grünen koalieren.

    Er hat ja Söder, und der ist schön grün vor Neid.

  • Und was war nun die Stichelei? Das Bayern das schönste Land derWelt sei?

    • @Rudolf Fissner:

      Naja, wer (auch geistig) nie aus seinem Land rauskommt, muss es ja automatisch für das schönste Land der Welt halten...

  • Söder hat in allem völlig recht. Aber die CDU-Granden, diese Verlierertruppe aus Laschet, Merz, Spahn, Bouffier, Klöckner, Strobl und Kramp-Karrenbauer wollten lieber Annalena Baerbock als Markus Söder als Kanzler. Söder hätte gewonnen, Laschet witd verlieren. Die bayrischen CSU-Wähler wählen ihre CSU im Bund nur wenn die Distanz zu CDU und Laschet hält.

    • @Balder :

      CSU-Wähler wählen nur in Bayern - und das ist verdammt gut so!!



      "Die CSU und ihre Schwesterpartei, die Christlich Demokratische Union (CDU), werden als Unionsparteien oder kurz Union bezeichnet. Die CDU tritt nicht in Bayern an, die CSU verzichtet auf Wahlteilnahmen im übrigen Deutschland. Beide Parteien bilden im Bundestag eine Fraktionsgemeinschaft, die CDU/CSU-Bundestagsfraktion."

      • @MahNaMahNa:

        Es gibt aber durchaus eine große Anzahl von CDU-Wählern, die nur deswegen CDU wählen, weil sie in ihrem Bundesland die CSU nicht wählen können.

  • 8G
    82286 (Profil gelöscht)

    Der Herr Söder ist (ißt, weiß ich nicht) keine Bratwurst. Er scheint vielmehr ein Schweinauer Brat-Würstchen zu sein. Wobei ich immer ein bißchen schlechtes Gewissen habe, wenn's über einen Franken geh t;-)

  • 8G
    82286 (Profil gelöscht)

    Was ich schon immer sagte: Der Lautsprecher aus München hat kein Format. Charakterlich vollkommen ungeeignet ein Amt wie das des Bundeskanzlers in der BRD auszufüllen. Nur sein Ego und absolute Gehässigkeit treibt ihn um.

    • @82286 (Profil gelöscht):

      Ich stimme Ihnen zu und möchte ergänzen…



      Söder-Offensive…



      CSU wirbt jetzt deutschlandweit um Mitglieder …



      Es folgte eine regelrechte Eintrittswelle, allein am Donnerstag gingen in der Münchner CSU-Landesleitung mehr als 1000 Anträge auf Online-Mitgliedschaft ein, wie CSU-Generalsekretär Markus Blume auf Anfrage bestätigte.



      Nach dem verlorenen Machtkampf um die Kanzlerkandidatur von Bayern-Chef Markus Söder sicherte die CSU dem Unionskandidaten Armin Laschet die volle Unterstützung zu.



      Jetzt rechnet Söder mit Laschet ab „Keiner will die alte Union aus den 90er-Jahren zurück“. In Richtung Laschet sagte der CSU-Chef: „Es reicht nicht, Umwelt nur als Deko zu verstehen.“



      So sieht Söders harmonische Zusammenarbeit zwischen CDU und CSU!



      Warum wundert mich Söders verhalten nicht?

  • Söder ist vor allem eine Lebensaufgabe für Bayern - nicht umgekehrt. Dort mag man ja seinen Holzkreuzhandel immer noch für ein innovatives Start-Up halten. Sorry, mein Flugtaxi kommt gerade - später mehr.

    • @Rainer B.:

      Wo geht's denn hie mit dem Flugtaxi, nach Schönbrunn?