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Kommunikation im BundestagEin Fax für alle Fälle

Der Bundestag will die Faxgeräte abschaffen. Diese Art der Kommunikation ist aus der Zeit gefallen. Aber ein Fax hat so manchen Vorteil.

Verabschiedet sich aus dem Bundestag: das Faxgerät Foto: imago

Das Bild kennt man fast nur noch aus dem „Tatort“: Freddy Schenk (Dietmar Bär) von der Kölner Kripo steht vor einem voluminösen Gerät, aufgebockt auf einem Bürocontainer, und schaut wie elektrisiert zu, was das Gerät ausspuckt. Die Spannung steigt mit jedem Papierzentimeter, den das – Achtung, Nostalgie! – Faxgerät zum Lesen freigibt. Hinweise auf den Täter? Eine Ansage aus dem Justizministerium, dass sämtliche Ermittlungen sofort eingestellt werden sollen? Womöglich ist der Minister selbst in die Sache verstrickt.

So ein Faxgerät ist eine praktische Sache: Man legt irgendwo auf der Welt ein Papier mit wichtigen Nachrichten und Dokumenten in das Gerät, drückt auf „Start“, es rattert, das Blatt wird eingezogen, und die andere Seite erhält alle Infos wenige Sekunden später. Was wurde nicht schon alles gefaxt: Gerichtsurteile, Wohnungsgesuche, O-Töne der Bundeskanzlerin. Auch Liebesbriefe ratterten schon durch das Gerät. Aber jetzt soll damit Schluss sein. Zumindest im Bundestag.

Das Hohe Haus will in der nächsten Legislaturperiode die Faxgeräte abschaffen, schreibt die Saarbrücker Zeitung. Über 900 dieser Teile sollen noch im regierungsamtlichen Einsatz sein. Ob sie alle in Betrieb sind, ist nicht überliefert. Jüngere Menschen werden ein Fax noch vom Hörensagen kennen, für die Allerjüngsten scheint das zu sein wie früher Opas Geschichten aus dem Krieg. Ist ja auch wahr: Ein Fax ist wie ein Anruf aus der Vergangenheit. Als die Menschen sich noch Briefe schrieben, Telegramme – und eben Faxe.

Aber jetzt ist alles digital, es wird gemailt, gezoomt, gechattet, geface­timet. Wer faxt heute noch? Die meisten Faxer*innen waren auch nicht immer glücklich, denn ein Faxgerät hat auch Macken: Ganz unerwartet ist das Papier alle, das Blatt wird nicht gesendet, es gibt Papierstau und Dauerpiepen – wegen des Papierstaus. Fuck, Mist, Scheißtechnik.

Ein Fax hat trotzdem Vorteile. Durch den Sendebericht „Übertragung OK“ weiß man sofort, dass es angekommen ist. Wichtig für Behördenschreiben. Dieses kann man unterschreiben und faxen – gilt wie ein richtiger Brief, fast immer jedenfalls. Und überhaupt: Was spricht eigentlich dagegen, ab und zu mit Freddy Schenk mitzufiebern?

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14 Kommentare

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  • Als jemand, der familiär gewisse Einblicke in die Verwaltung des Bundestages hat, kann ich berichten, dass ohne Faxgeräte kein Home Office möglich wäre. Fast der gesamte Bereich Arbeitszeit, zumindest Urlaube, Gleitzeitabbau, Home Office, wird noch über Fax abgewickelt. In den Bundesministerien und obersten Bundesbehörden wird immer über den Bundestag gestaunt. Übrigens: ohne Corona wäre Home Office im Bundestag nie möglich geworden. Selbst jetzt kann Home Office nur provisorisch als "Dienstreise" im System erfasst werden. Jahrelang hat sich die Spitze der BT-Verwaltung gegen auch nur leichte Flexibilisierungen, wie sie in den Ministerien und auch Landtagen schon seit Jahren selbstverständlich sind, mit Händen und Füßen gewehrt. Eine Verwaltung, die hauptsächlich von konservativen westdeutschen Männern 50plus geführt wird, tut sich sehr, sehr schwer mit jeder Art der Innovation. Übrigens: schon 1999 beschloss der Ältestenrat den papierlosen Bundestag. 22 Jahre später regieren immer noch Fax und Leitz-Ordner.

  • Ärzte benutzen auch Fax, wenn Du denen einen Bericht weiterleitest. Denn wird das Mailkonto vom Arzt geknackt dann war’s das mit der Vertraulichkeit. Finde ich richtig so.

  • Ich habe früher Faxe installiert und repariert. Ein "Übertragung OK" beweißt eigentlich gar nichts, da durch Defekte auch schon mal weiße Blätter ausgedruckt werden können. Selten aber technisch möglich. Man muss auch mal alte Zöpfe abschneiden.

    • @Schängel:

      Liegt oft daran dass der Bediener das Papier verkehrt herum auf den Einzug legt. 🙈

    • @Schängel:

      Nicht zu vergessen, dass man die Seite verkehrt herum draufgelegt haben kann.

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Ach waren das noch Zeiten, als der Lochstreifen durch den Fernschreiber ratterte. Mit einer Klingel konnte man den Empfänger aus dem Mittagsschlaf aufwecken. Antworten, sofort!!!

  • Bei VoIP macht Faxen ja eigentlich keinen Sinn, weil man dann meistens ein faxtoMail-Gateway verwendet wird. Im privaten Bereich ist WhattsApp das neue Fax. Tools zur Zusammenarbeit bzw. Austausch gibt es aber auch genug für Firmen. Hier zeigt sich wieder, wie weit Deutschland im digitalen Bereich hinterherhinkt.

  • Ein Faxgerät habe ich -- lang ist's her -- meiner damals vierjährigen Tochter geschenkt. Schon damals war mir nicht klar, was Leute, die lesen und schreiben können, mit sowas sollen. Natürlich kann ich immer noch welche empfangen und habe früher auch viele verschickt -- wenn's der Empfänger eben unbedingt so will --, aber immer per Software und Modem.



    Und unterschreiben kann man sie natürlich *nicht*. Die Photokopie einer Unterschrift ist eine Kopie und wertlos. Wann immer jemand das von mir verlangte, habe ich es getan, meine Unterschrift von ihm selbst und von seinem Vorgesetzten beglaubigen lassen (hübsch, was mit gespeicherten Graphiken so alles geht) und das Fax zudem nicht von mir aus sondern aus dessen eigenem Büro abgeschickt. Nichts anderes ist so mühelos und so perfekt fälschbar wie gerade ein Fax.

    • @Axel Berger:

      "Und unterschreiben kann man sie natürlich *nicht*."

      Das stimmt nur zum Teil. Ist vom Gesetz her ausdrücklich Schriftform gefordert (z.B. § 126 BGB), dann gilt die Unterschrift per Fax tatsächlich nicht. Aber bei sehr vielen anderen Dokumenten reicht sie aus. Das ist einer der Gründe, weshalb die Gerichte und (die am elektronischen Anwaltspostfach verzweifelnden) Anwälte bis heute das Fax als Kommunikationsmittel Nr. 1 schätzen.

      Und ein Fax kann nicht gehackt werden, ich muss nicht, wie vor dem email-Versand, den Mandanten nach DSVGO ständig nach Zustimmung fragen und Pannen sind (im Gegensatz zur email) eher selten. Ich mag das Gerät...

      • @Cerberus:

        Sie sagen es, wenn die Schriftform und die Originalunterschrift nicht gefordert sind, dann geht auch Fax. Aber dann geht eben auch vieles andere, technisch überlegene, ebensogut. Als Beweismittel ist die eMail sehr viel geeigneter, ihre umfangreichen Headerdaten sind vom Absender nicht oder nur mit sehr viel höherem Aufwand manipulierbar.

  • Eine berühmte Faxpanne im Fußball-Business verhinderte vor nahezu genau zehn Jahren, dass der heutige Bayern-Spieler Eric Maxim Choupo-Moting und der 1. FC Köln zueinander fanden: 11freunde.de/artik...ax-es-nicht/489000



    Et hätt no imer Fax jejange?

  • "Übertragung OK" ... Das war doch der Beginn vom WWW?

  • Als backup kann es nicht schaden.

  • "Wer faxt heute noch?"

    Relativ viele Unternehmen, man schätzt 2/3, vor allem kleinere und mittlere Betriebe faxen noch viel.

    Die Meldungen der Gesundheitsämter werden ans RKI auch größtenteils gefaxt...

    Ich hab mal Leute von Retarus kennengelernt, die hauen ein paar Tausend Faxe pro Minute durch ihre Leitungen, ist zwar eine Nische, aber da verdient man immer noch gut daran.