Corona und die Börse: Shutdown für Spekulanten – jetzt!
Es ist nicht nachvollziehbar: Fast alles wird geschlossen, nur die Aktienmärkte bleiben offen.
E s ist typisch, aber trotzdem erstaunlich: Fast alles wird geschlossen, nur die Börsen bleiben offen. Ein Schließen hätte nichts gebracht, heißt es lakonisch auf Anfrage. Umgekehrt wird ein Schuh draus: Dass sie nicht geschlossen wurden, hat große Probleme gebracht. Auch für jene, die glauben, sie hätten damit nichts zu tun.
Denn an den Börsen sind nicht nur Spekulanten tätig. Die meisten BürgerInnen sind über Beteiligungsfonds, Lebensversicherungen, Riester-Renten oder andere Formen der privaten Altersvorsorge von den Börsen abhängig. Durch den Absturz der Börsenkurse haben sie inzwischen viel Wohlstand verloren. Bis Mitte März waren es rund 20.000 Milliarden Dollar weltweit.
Doch damit nicht genug. Die Börsen wären im Kapitalismus nicht das, was sie sind, wenn nicht die Verluste der einen die Gewinne anderer wären. Längst spekulieren vor allem US-amerikanische Hedgefonds mit sogenannten Leerverkäufen auf sinkende Kurse: Sie leihen sich heute für Milliardensummen Aktien oder andere Wertpapiere und verkaufen diese sofort wieder zum aktuellen Kurs.
Aufgrund der großen Menge an Wertpapiere fallen sofort die Kurse der Wertpapiere. Dann kaufen die Spekulanten sie morgen zu einem sehr viel geringeren Kurs, als sie diese einige Tage zuvor verkauft haben. Einige Hedgefonds strichen damit zweistellige Milliardengewinne ein. Frankreich, Spanien, Italien und Belgien haben solche Leerverkäufe längst verboten, Deutschland, Großbritannien und USA allerdings nicht.
Fazit: In Zeiten einer tiefen Krise können hohe Wohlstandsverluste und Spekulationsgewinne an Börsen nur verhindert werden, wenn sie genauso geschlossen werden wie andere Handelshäuser und Geschäfte. Was nach dem 11. September 2001 richtig und möglich war, muss auch in der Corona-Krise möglich sein.
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