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Es wäre alles so leicht ohne Mathematik:
Die Lohnkosten bei Spargel liegen zwischen 1,50-2€ pro kg. Eine Anhebung der Lohnkosten auf Aldi Niveau ergibt einen Mehrbetrag von ca 0,6€ pro kg. Das triggert entlang der Wertschöpfungskette weitere Kosten, so dass der Konsument wohl eher 1€ mehr zahlen muss.
Es ist halt gefährlich Moral und Zahlen beliebig zu vermischen.
Spargel ist ein Luxusprodukt, 10 € kostet 1 kg im Schnitt, auch deutsche Erdbeeren gibts nicht geschenkt.
Faire Löhne von 15-20 € wären überhaupt kein Problem, notfalls muss der Käufer eben 20 Cent mehr zahlen.
Wenn die Bauern diese 15-20 €/Std. anbieten würden, würden sie überrannt werden von Arbeitswilligen, aber da ist man ja zu geizig für, da lässt man lieber die Billiglöhner einfliegen und zockt die dann mit Unterkunft und Verpflegung ab.
Mehr Geld für Erntearbeiter ist ja in Ordnung. Aber warum wird dann sofort hinterhergeschoben, dass die Arbeit dann von "Inländern" gemacht werden kann.
Die Rumänen, Bulgaren etc., die auf deutschen Feldern arbeiten, sind auf dieses Einkommen auch angewiesen.
@Abid Kidoh Diesen Fokus auf dann deutsche Arbeiter hat mich am Text von Maurin auch irritiert.
Der Unterschied zu einem ALDI Mitarbeiter ist, dass ein Sasionarbeiter weder lesen und schreiben können muss, noch deutsch sprechen muss. Mal davon abgesehen werden in Deutschland viele Berufe nur mit dem Mindestlohn abgerechnet, für die man eine dreijährige Ausbildung benötigt. Meine Schwester ist Tanzlehrerin mit 3 jähriger Ausbildung und verdient knapp 10€ brutto. Vergleichen Sie die Saidonarbeit in ihrem Artikel bitte auch mit passenden Beispielen. Im Vergleich zu anderen Berufen ist Saisonarbeit in der Landwirtschaft gar nicht so schlecht bezahlt wie Sie es hier darstellen!
Ja, die Arbeit ist hart! Es wäre sinnvoll darüber nachzudenken die Produkte die dabei entstehen auch entsprechend zu bezahlen! Deutschland liegt mit sämtlichen Standards für Saisonarbeit weit über denen anderer Länder. In der Türkei werden 2€ die Stunde bezahlt und wie die Unterkünfte da aussehen will ich nicht wissen. Gleichzeitig dürfen die Produkte aber nicht mehr kosten als auf dem Weltmarkt. Jedes Jahr drücken die Kirschen aus Polen die Preise unserer Kirschen in den Keller! Ihr wollt bessere Löhne in der Landwirtschaft? Dann zählt faire Preise für Landwirtschaftliche Produkte!
Schon mal überlegt? Wer kauft in Zeiten von Corona Spargel?
@Bernhard Hellweg Oder Steckrüben!?
@Rudolf Fissner 50% des Spargels wird in Restaurants verzehrt, ein weiterer Verzehrschwerpunkt ist das Spargelessen in Gesellschaften, beides geht nicht mehr. die meisten unserer Kollegen die Spargel anbauen, haben ihre Felder auch noch gar nicht zum Ernten vorbereitet. Das Erntehelferproblem ist nur ein Problem.
"Wer in der Not einspringt, hat einen anständigen Lohn verdient"
Französische Landwirte sind sauer auf ihre deutschen Kollegen, weil die immer noch – durch Trixereien – den gesetzlichen Mindestlohn unterlaufen, der zudem in Deutschland niedriger ist als in Frankreich, Deutschland ist für Saisonarbeiter schon lange nicht mehr die erste Wahl.
www.labournet.de/b...t-kommen-sie-auch/
Auch für Saisonkräfte sind 9,35 Euro das Mindeste
Weil wegen der Corona-Pandemie Erntehelfer aus Osteuropa fehlen, sucht die Landwirtschaft händeringend nach Saisonkräften. DGB-Vorstand Stefan Körzell warnt davor, bei der Bezahlung den gesetzlichen Mindestlohn zu unterlaufen: "Der Mindestlohn ist die unterste Haltelinie, die auch in der Krise ausnahmslos für alle Beschäftigten gilt."
www.dgb.de/themen/...-b9ef-52540088cada
Konventionelle Spargelfelder sind hinsichtlich der Nitratbelastung des Grundwassers eine Katastrophe. Der Beitrag zur Kalorienversorgung der Menschheit ist lächerlich gering. Trotzdem wird Spargel in Flächenmäßig relevanten Dimensionen angebaut - weil zugegeben ziemlich lecker.
Was ich sagen will: Möglicherweise ist es nicht Sinnvoll, einen landwirtschaftlichen Betrieb so auszurichten, dass er auf Busladungen schlecht bezahlter Erntehelfer angewiesen ist.
Monokulturen sind anfällig. Wenn sich die Betriebe in der Vergangenheit nicht diversifiziert haben sind sie ein unternehmerisches Risiko eingegangen. Dass ihnen ihr Laden jetzt um die Ohren fliegt ist nicht Pech, sondern die logische Konsequenz.
Betriebe, die in der Vergangenheit auf Vielfältige Produkte gesetzt haben haben diese Probleme nicht in diesem Ausmaß. Den Bauern, die Biokisten anbieten rennen die Menschen gerade die Türen ein.
Der Markt regelt sich in diesem Fall tatsächlich selbst.
So isses. Wir (speziell hier in Deutschland) knausern beim Essen. Zugunsten steigender Mieten.
@tomás zerolo ?
50% der Deutschen snd übergewichtig. 14% adipös. Ich glaube kaum dass in DE beim Essengenausertwird.
@Rudolf Fissner Sag' ich ja, typisch Deutsch: Sie verwechseln Quantität mit Qualität (@SVEN GÜNTHER hat's ein wenig diplomatischer ausgedrückt -- ich bin halt wieder das Trampeltier, sorry).
@Rudolf Fissner Nicht bei der Menge, aber an dem was es kostet.
Ich sag nur, "Heiße Theke" ist egal wo, Fleischkäsebrötchem für 1,10 EUR, mit dessen Fleischmenge man eine 4 köpfige Familie sattmachen könnte, wenn man nur etwas Gemüse dazu machen würde...
@Sven Günther Ungeteilte Zustimmung.
Als Tafelgänger erinnern mich manche Angebote der Jetztzeit an die 1950er Jahre, als Aspekte wie Ausgewogenheit und Gesundheit noch nicht auf der Agenda standen. Damals ging es primär um Fütterung. Die Geburtsstunde der Adipositas.
Ob Corona hier retro-bildend ist?
Das System der Erntehelfer ist ausschießlich auf ausländische Arbeitnehmer ausgerichtet und kann bei Inländern nicht funktionieren.
Das liegt am Bezahlsystem: Die Erntehelfer bekommen einen durchaus akzeptabelen Lohn - müssen aber weit überteuerte Preise für Kost und Logie bezahlen. I.d.R. sind die Arbeiter gezwungen sich beim "Unternehmensverbund" des Arbeitgebers einzumieten und auch das Speiseangebot dort wahrzunehmen. Unter'm Strich bleibt dann ein Hungerlohn (für deutsche Verhältnisse). Gemessen an den Herkunftsländern ist der Verdienst allerdings üppig. Daher funktioniert das nur mit Ausländern,
"Dabei zeigt sich auch ein Vorteil kleinerer Höfe: Große Spargelbetriebe, die auf einen Schlag für ihre riesigen Anbauflächen 1.000 Arbeiter benötigen, finden wahrscheinlich kaum genügend Leute vor Ort. Kleinere Bauernhöfe dagegen werden ihren Bedarf leichter füllen könne"
En Betrieb mit 100 Arbeitern braucht genau so viele Arbeiter wie 10 Betriebe mit 100 Arbeitern. Das Problem ist weniger die Betriebsgröße als vielmehr die Anzahl der Spargel anbauenden Betriebe bzw. die Gesamt-Spargelanbaufläche in einer Region.
@Rudolf Fissner Ja stimmt!
Aber aus der Sicht von einem Kleinbauer, der eher 100% eher retten kann, ist es doch ein kleiner Trost. Normalerweise spricht ökonomisch gesehen immer alles für den Großbetrieb? In diesen Zeiten wo alles anders ist.
@Doktor No Auch das wird dann nicht so stimmen. Während bei den 1000 Arbeiter Betrieb 75% gerettet werden kann wird es beiden 100 Abeiter-Betrieb unterschiedlicher ausgehen.
Auch diese konkurrieren um Arbeitskräfte. Manche schaffen vielleicht 100%, manche auch 75% und andere wiederum 50% weil sie keine Arbeiter mehr gefunden haben oder diese nicht zu höheren Löhnen bezahlen konnten. Manche werden auch eingehen.
Eine Diskussion über ein Paritätsgesetz im Bundestag ist jetzt genau richtig. Denn zukünftig könnte der Bundestag noch männerdominierter sein.
Arbeitsbedingungen von Saisonarbeitern: Mehr Geld für Erntehelfer!
Um den Spargel zu retten, müssten Agrarbetriebe Aushilfen mehr zahlen. Dann finden sie auch hierzulande welche.
Saisonarbeiter stechen auf einem Feld unweit von Kremmen den ersten Spargel Foto: Paul Zinken/dpa
Das wegen der Corona-Pandemie verhängte Einreiseverbot für osteuropäische Erntehelfer rückt einen gravierenden Missstand in den Fokus: Die Arbeitsbedingungen für die Aushilfen auf deutschen Feldern sind meist miserabel.
Die große Mehrheit dieser knapp 300.000 Beschäftigten bekommt nur den gesetzlichen Mindestlohn: 9,35 Euro brutto pro Stunde. Davon zieht der Arbeitgeber Geld etwa für die Unterkunft ab. Immer wieder wird durch betrügerische Berechnungen von Akkordlöhnen sogar das vorgeschriebene Minimum unterschritten. Viele Unterkünfte sind schlecht: enge Mehrbettzimmer in Containern, heruntergekommene Toiletten. Dafür müssen die Menschen harte Arbeit leisten: bei Wind und Wetter Spargel stechen oder Erdbeeren pflücken.
Die Arbeitsbedingungen in der Landwirtschaft sind einfach nicht konkurrenzfähig. Aldi Nord zum Beispiel sucht auch gerade Aushilfen. Der Discounter verspricht mindestens 12,50 Euro brutto pro Stunde für einen Job im Verkauf oder in der Logistik. Das ist körperlich meist weniger anspruchsvoll und sauberer, als ständig gebückt und in praller Sonne auf einem Feld zu arbeiten. Das sind Gründe, weshalb nur wenige Menschen aus dem Inland in der Agrarbranche aushelfen.
Wenn die Landwirte ihren Aushilfen mehr zahlen würden, würden sie mehr Arbeitskräfte in ihrer Nähe finden. Es gibt auch in Deutschland viele Menschen, deren Ausbildungsstand eher niedrig ist und die deshalb an Aushilfstätigkeiten in der Landwirtschaft Interesse hätten. Dabei zeigt sich auch ein Vorteil kleinerer Höfe: Große Spargelbetriebe, die auf einen Schlag für ihre riesigen Anbauflächen 1.000 Arbeiter benötigen, finden wahrscheinlich kaum genügend Leute vor Ort. Kleinere Bauernhöfe dagegen werden ihren Bedarf leichter füllen können.
Übrigens: Die Verbraucher müssen keine Angst davor haben, dass Erntehelfer fairer bezahlt werden. Spargel beispielsweise würde sich nur um wenige Cent verteuern.
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Kommentar von
Jost Maurin
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1974. Er schreibt vor allem zu Ernährungsfragen – etwa über Agrarpolitik, Gentechnik, Pestizide, Verbraucherschutz und die Lebensmittelindustrie. 2022 nominiert für den Deutschen Reporter:innen-Preis 2022 in der Kategorie Essay, 2018, 2017 und 2014 Journalistenpreis "Grüne Reportage". 2015 "Bester Zweiter" beim Deutschen Journalistenpreis. 2013 nominiert für den "Langen Atem". Bevor er zur taz kam, war er Redakteur bei der Nachrichtenagentur Reuters und Volontär bei der Süddeutschen Zeitung.
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