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Systemrelevante Jobs in CoronakriseIhr beklatscht euch selbst

Kommentar von Frederic Valin

Unser Autor findet das Klatschen für Pflegekräfte verlogen. Er ist selbst Pfleger und fordert: Kümmert euch lieber um die Alten und Vulnerablen.

Nachts sitzen alle zu Hause, während Pflegekräfte schuften Foto: Maja Hitij/getty

P unkt 18 Uhr stehen sie auf den Balkonen und klatschen und jubeln und freuen sich. Zu Ehren aller Systemrelevanten, unter anderem in der Pflege. Selbst der Bundestag ist aufgestanden und hat applaudiert. Auch zu meinen Ehren. Neulich schrieb eine Kollegin auf Twitter, das sei wie jeden Tag Muttertag, wenn es immerzu Blumen gäbe, aber den Haushalt müsse die Frau dann trotzdem allein schmeißen. Sie wollen nett sein, die Klatschenden, aber nett hat eine große Schwester.

Ich arbeite in einer Wohngruppe mit Menschen mit sogenannter geistiger Behinderung. Mit Glückwünschen und warmen Worten kenne ich mich aus. Ich weiß auch, was diese Glückwünsche heißen: „Schön, dass du diese Arbeit machst, ich könnte das nicht. Zum Glück muss ich mich da nicht drum kümmern.“ In dem Lob versteckt sich immer eine satte Prise Abwehr: Ich werde gelobt, damit sich niemand mit den Bewohner*innen auseinandersetzen muss, also jenen Menschen, die im Falle der Triage dann als Erste dem Tod überlassen werden, weil die halt keinen jucken.

Den Klatschenden möchte ich drei Dinge sagen, erstens: Hört auf, den Pflegenden die Wange zu tätscheln, und kümmert euch um die alten, kranken, vulnerablen Menschen. Ja, auch die, die Europa gerade in Moria verrecken lässt; ein besonderer Platz in der Hölle ist für jene reserviert, die abends angesichts dieser Katastrophe im Ernst die Europahymne von den Balkonen singen.

Zweitens: Der Applaus schmeckt schal. Seit Jahrzehnten hat man unsere Forderungen, die der Pflegenden, ignoriert, weggedrückt, abgetan. Dass die Zustände immer schlechter werden, dass die Arbeitsbedingungen beschissen sind, ist bekannt – und das schon seit unfassbar langer Zeit. Aber wen kümmert es?

Keine Heiligen

Und nein, da geht es (nicht nur) um mein Gehalt, das lässt sich nicht mit 500 netto pro Nase einfach zuschütten. Es geht darum, wie es in den Heimen, den Krankenhäusern, den Wohngruppen aussieht. Ich kann mich an keine Reform erinnern, deren Ankündigung ohne den Zusatz „Kostenneutralität“ auskam, obwohl allen klar ist, dass die Bedarfe steigen. Und kaum eine*n hat es gejuckt.

Das kann ein bisschen klatsch-klatsch-klatsch nicht kaschieren. Nutzt die fünf Minuten und denkt an die Zeit nach der Pandemie. Was wir dann brauchen werden: Verbesserung der Selbstorganisation in den Pflegeberufen inklusive Ersetzung des sogenannten dritten Wegs, Abschaffung der Fallpauschalen in den Krankenhäusern, zusätzliches Personal, kein Outsourcing mehr aus finanziellen Überlegungen. Und kommt mit auf die Straße, wenn wir streiken (falls wir überhaupt streiken dürfen – ich zum Beispiel darf es nicht, danke, dritter Weg).

Und drittens: Nein, Pflegende sind keine Heiligen. Ich will auf keinen Sockel gehoben werden, bloß damit ihr euch besser fühlt. Unter den Pflegenden sind Arschlöcher, Ignoranten und – ja – auch Rassist*innen. Wer die Pflege jetzt in den Himmel hebt, verdeckt das. Gerade jetzt hat das die Journalistin Ferda Ataman spüren müssen, die kürzlich auf Twitter Zweifel daran geäußert hat, ob Marginalisierte in Krisenzeiten gleich gut behandelt werden würden wie Mitglieder der Mehrheitsgesellschaft.

Fehlende Empathie

Absolut berechtigte Zweifel, trotzdem war der Aufschrei gegen Ataman groß. Leute, die vor vier Wochen noch lieber tot vom Stuhl gefallen wären, als das Wort Solidarität in den Mund zu nehmen, griffen sie mit totalem Furor an. Alles im Namen der heldenhaften Pflege.

Wenn ihr eure sogenannte Solidarität dafür ausnutzt, um People of Color zum Schweigen zu bringen, um sie daran zu hindern, ihre Erfahrungen zu teilen, dann will ich eure Solidarität nicht. Die Augen zuzumachen vor dem, was in der Pflege alles schiefläuft, hilft niemandem.

Klatscht, wenn ihr euch besser fühlt. Es ist aber völlig klar: Ihr beklatscht euch selbst, und ihr tut das öffentlich, damit jede*r von eurer Großherzigkeit erfährt. Davon, dass ihr euch besser fühlt, wird nichts gut, es macht euch nur unempfindlicher gegenüber dem Leid der anderen.

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27 Kommentare

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  • Parasiten und Mörder

    Wer lang genug sucht, findet das Haar in der Suppe, und als echter Teutscher hat man immer, aber auch immer was zu maulen, schließlich leben wir in einem echten Polizeistaat...wer soll das alles noch ernst nehmen.

    Oma ist 90 Jahre alt und hat Kerzen ins Fenster gestellt, und - ihr müsst jetzt ganz stark sein - sie hat damals für alliierte Soldaten geklatscht, die sie von den Nazis befreiten; noch mal: für Soldaten, die ja bekanntlich alle Mörder sind, geklatscht...dabei hatte diese Frau nicht ein einziges Mal selbst eine Waffe in der Hand, welch fürchterliche Person.

    Von menschlichen Parasiten kann man in den Kommentaren auch wieder lesen...ist es also wieder so weit? Jawoll, fegt sie hinaus, zertretet sie... (kotz, brech)

    Mein Tipp:



    Denkt euch, die Klatschen für den Widerstand, für diejenigen, die aus Protest Brandstiftungen begehen, die was tun, hinterhältig mit dem Feuerzeug, aus Überzeugung, is klar, nicht aus schlechter Laune heraus oder dem Gefühl des persönlichen Gescheitert-Seins...

    Selbst eine ehrliche Geste des Dankes wird heute pauschal als ehrlos dargestellt, wie erbärmlich...

    • @Allesheuchler:

      Vielleicht geht es dem Autor darum, dass Politik, Medien und Gesellschaft die Situation in der Pflege in den letzten Jahrzehnten am A.... vorbeigegangen ist. Das Politik, Medien und Gesellschaft das System ökonomisiert hat, Ausbeutung und Unterbezahlung zugelassen hat und Kritik an der Situation bestenfalls belächelt, schlechtestenfalls niedergebügelt hat.



      Und jetzt, wo viele draufkommen, dass die Bedeutung dieses "Minderleister" vielleicht doch größer ist als angenommen und eingeredet, stellen sich die Leute hin und klatschen. Und fühlen sich gut dabei -- und das war's dann.



      Stattdessen sollte sich die Gesellschaft - allen voran die Klatscher von heute - dafür einsetzen, dass die aktuellen "Helden des Alltags" den Lohn bekommen, den sie verdienen.



      Dazu müsste man die wirtschaftshörige Politik und die abhängigen Medien dazu zwingt, sich darum zu kümmern. Als Wähler, als Bürger.



      Dann stell ich mich auf den Balkon und klatsche.

  • Nachts sitzen alle zu Hause, während Pflegekräfte schuften



    Also ich finde diesen Artikel typisch Deutsch: bierernst.



    Was soll ich denn tun?



    Ich bin 69 - also Risikogruppe.



    Mein Sohn will mich nicht besuchen, weil er mich nicht anstecken möchte. Mit seinem Töchterchen kann ich ihn nur noch über FaceTime unterstützen. Das klappt ganz gut. Die im homeoffice arbeitenden Eltern kann ich so 2x oder 3x eine halbe bis eine Stunde entlasten.



    Meine Schüler - allesamt Flüchtlinge - rufen mich an. Wir reden miteinander, auch sie sagen: Bleib zu Hause! Mach ich ja.



    Wir lernen am Telefon, sie schicken mir Emails von Ämtern, die sie nicht verstehen und wir klären das dann gemeinsam. Mit anderen lerne ich für die Prüfungen.



    Es heißt doch nicht, dass die, die klatschen, NICHTS anderes tun.



    Ich finde das unfair.



    Wenn ich klatsche, dann habe ich absolut nicht im Sinn, dass ich froh bin, dass ich nicht diese Arbeit tue, die da in den Krankenhäusern, Pflegeheimen und Geschäften geleistet wird. Ich habe im Sinn, diese Menschen sollen wissen, dass ich heute ganz besonders an sie denke. Es ist ein besonders Signal, dass alle hören können.

    Und das ersetzt in keiner Weise die Forderung, dass all diese Berufsgruppen mehr Anerkennung, Respekt, und Geld bekommen müssen - und das schon seit langem.

    Ich finde es eine böswillige Unterstellung, es anders zu sehen.

    • @Luise_Amy:

      Ihre ehrliche Motivation und wohlmeinenden Absichten sind ja unumstritten. Das glaube ich Ihnen auf Anhieb.



      Nur: solange das nun applaudierende Publikum auf den Balkonen daraus hinterher wieder keine Konsequenzen zieht und wieder und immer wieder bei den Wahlen erneut diejenigen wählt, die mit ihrem Sparwahn die Misere in Pflege, Pädagogik und Sozialarbeit angerichtet haben, solange wird diese Klatscherei auf die Betroffenen wie Hohn und Zynismus wirken.



      "Ave Caesar, Morituri salutant" grüßten einst die Gladiatoren aus der Arena - und wurden vom Publikum mit Applaus bedacht. Was ihnen danach geschah ist bekannt.

  • Jim Hawkins hat es schön auf den Punkt gebracht. Alleine dafür hat es der Artikel schon gebracht.

    Die gegenwärtige Krise ist eine Gelegenheit, zur Besinnung zu kommen und sich zu fragen, wie wir eigentlich leben wollen.

    Jeder Lebensbereich wurde auf Profitmaximierung getrimmt, mit super Ergebnissen für die Betreiber und schlechten für die Ausführenden. Es kann nicht funktionieren, und es ist gut so, dass das jetzt wenigstens im Gesundheitswesen offensichtlich und nicht mehr wegzulabern ist.

    Egal was man macht, wenn die Motivation und Priorität nur darin besteht, möglichst viel Kohle davonzutragen, geht es nicht mehr um die eigentliche Aufgabe. Dann ist es wurst, ob ich Würstchen verkaufe oder ÖPNV oder Versicherungen oder Autos oder Internetanbindung oder Leistungen im Gesundheitsbereich. Das ist dann alles nur Mist.

    Es ist komplizierter, denn viele nehmen ihren Beruf noch ernst, bekommen aber Vorgaben vom "Management", entweder, ihn nicht ernstzunehmen, oder sich bis zum Burnout ausbeuten zu lassen. Weil sie abhängig sind, Familie haben, Kredite usw.

    Es reicht. Sowas von. Es wäre ein Leichtes, jeden Lebensbereich gut zu organisieren, wenn nicht überall irgendwelche neoliberalen Parasiten ihr horrendes leistungsloses Einkommen daraus extrahieren.

    Der Pflegebereich wäre ein guter Anfang: Ordentliche Bezahlung, korrekte Arbeitsbedingungen. Und nicht - ja dann müssen wir leiderleider die Krankenversicherung erhöhen, denn wer soll das bezahlen? Genau. Die, die sich die letzten Jahrzehnte die Taschen vollgestopft haben auf dem Rücken von anderen. Die, die in Zukunft einer sinnvollen Arbeit nachgehen können, wenn sie Geld haben wollen.

    Wenn die aus den Rechnungen raus wären, wäre vieles bequem zu finanzieren. Abgesehen davon, dass der Finanzierungsvorbehalt eine Sache der Prioritäten ist. Die sollten wir als Gesellschaft setzen und nicht Goldmann Sachs oder McKinsey.

  • Der Autor schreibt: "Es geht darum, wie es in den Heimen, den Krankenhäusern, den Wohngruppen aussieht. Ich kann mich an keine Reform erinnern, deren Ankündigung ohne den Zusatz „Kostenneutralität“ auskam, obwohl allen klar ist, dass die Bedarfe steigen."

    Aha. Zumindest in der Pflegeversicherung sieht es anders aus, was die Kostenneutralität angeht. Die Beiträge steigen stetig. Ich zitiere mal aus Wikipedia: "Nach Einführung der Pflegeversicherung zum 1. Januar 1995 lag der Beitragssatz zunächst bei 1,0 %. Er erhöhte sich am 1. Juli 1996 – mit Beginn der Leistungen für stationäre Pflege – auf 1,7 % und am 1. Juli 2008 auf 1,95 %. Am 1. Januar 2013 wurde der Beitragssatz auf 2,05 % erhöht. Damit sollten die höheren Leistungsaufwendungen, die durch das Pflege-Neuausrichtungs-Gesetz eingeführt wurden, refinanziert werden. Zur Finanzierung der Leistungsausweitungen durch das Pflegestärkungsgesetz I wurde der Beitragssatz zum 1. Januar 2015 um 0,3 Prozentpunkte auf 2,35 Prozent angehoben. Mit dem Pflegestärkungsgesetz II wurde zum 1. Januar 2017 eine weitere Erhöhung um 0,2 Prozentpunkte auf 2,55 Prozent vorgenommen. Zum 1. Januar 2019 stieg der Satz um 0,5 Prozentpunkte auf 3,05 Prozent." Dazu kommt bei Kinderlosen (ab Vollendung des 23. Lebensjahres) seit 2005 noch der Beitragszuschlag von 0,25 % als Strafe dafür, dass man sich nicht fortpflanzt und keine neuen potentiellen Beitragszahler produziert.

    Rentner zahlen die Beiträge für die Pflegeversicherung übrigens seit dem 01.01.2004 allein, weil Rot-Grün zu diesem Zeitpunkt den hälftigen Beitragszuschuss der Rentenversicherung abgeschafft hat. Jede Beitragssatzerhöhung ist seitdem eine entsprechende Rentenkürzung. (Und der Arbeitgeberanteil bei Beschäftigten wurde bei Einführung der Pflegeversicherung durch Abschaffung eines Feiertages (Buß- und Bettag, der immer auf einen Mittwoch fiel) "kompensiert".)

  • 0G
    00677 (Profil gelöscht)

    Geld scheint ja genug da zu sein: Wenn von den hunderten Milliarden, die jetzt für die notleidende Wirtschaft locker gemacht werden, nur mal sagen wir ein oder zwei für die Pflege abgezwackt würden, und sei es nur für eine einmalige Bonuszahlung als Anerkennung für geleistete Dienste, dann, ja dann würde ich den Klatschern im Bundestag vielleicht abnehmen, dass ihre Dankbarkeit nicht nur die übliche bigotte Phrasendrescherei ist.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @00677 (Profil gelöscht):

      Geld war auch früher schon genug da. Der angebliche Mangel war nur ein Totschlagargument gegen Menschen mit sozialen Gedanken vom Gemeinwesen. Die NeoLiberalen verstehen 'gemein' systematisch falsch.

      Auch heute ließe sich vieles anders ausgeben. Alles eine Frage politischer Entscheidungen, nicht pekunärer.

      Als Empfänger von Grundsicherung im Alter befinde ich mich gerade im - nur mäßig freundlichen - Kontakt mit dem hiesigen Amt.

      Ändert faktisch nichts, dient aber vortrefflich der eigenen Triebabfuhr. Zorn kann sehr gesund sein. Besonders, wenn er stilvoll und unpersönlich vorgetragen wird.

  • Teil 2

    Diese Toten, die an Infektionen sterben, die sie sich im Krankenhaus zuziehen, werden hingenommen, es ist kein Thema, weder in der Politik, noch in den Medien.

    Nun, es handelt sich bei den Opfern, wie jetzt bei Corona ganz vorwiegend um alte Menschen.

    Deren 'Lobby', der 'Vulnerablen und Schwachen', ist kaum schwach, ja, da gibt es die Sozialverbände, teilweiuse die Kirchen.







    Vor mehreren Jahrzehnten wurde von neoliberalen Politikern begonnen, die Solidarität zwischen den Alten und den Jungen zu zerstören - und die Alten nur noch als (letztlich untragbare) Belastung des Renten- und des Gesundheitssystems darzustellen. Divide et impera.

    Leider muß man feststellen, daß diese Desolidarisierung - gewollt oder ungewollt - heute auch betrieben wird, von den Anhängern der Identitätspolitik, die seit Jahren ein Zerrbild vom 'alten, weißen Mannes' als des Übels schlechthin entwerfen.

    'Solidarität' mit dem Teufel? Gott bewahre!

  • danke!!!!



    für diesen kommentar!

    in meiner strasse:



    eine:r macht



    klatsch-klatsch keine:r macht mit ....und flugs kein klatschen mehr und fenster wieder zu.



    für wen genau ist/war denn das klatschen?



    klatscht eine:r um den sytemrelevanten menschen anerkennung zu geben, die vielleicht auch in meiner strasse wohnen?



    warum hört eine:r dann auf?



    oder will eine:r party machen? sich über die strasse zuprosten? wie doll wir doch sind und solidarisch?

    dieses solidaritäts-geschwätz geht mir auf die nerven.



    geht keine:r einkaufen?



    und schaut sich auf der strasse, im geschäft um?



    solidarität?

    und tut mir leid, dieses



    .... promi-gedanke ...



    .... selber-masken-machen gelaaber ...



    klick, klick, like, like, geld, geld ....

    wenn priviligierte sich aufmachen und zeigen wie doll man in 250qm workouten ... sport ...und und und machen kann ... woooow ...

    ...was zu vor - covid-19 hat sich geändert?

    ... die einen hamstern klopapier,



    ... die andern machen sich lustig darüber und spielen fußball mit klopapier



    ... und die andern die keins mehr haben ... pech

    solidarität? ... arroganz ... ignoranz ...

    was genau hat sich jetzt geändert?

    die, die schon immer unterbezahlt geschufftet haben, schufften weiter ...



    und "nach" covid-19 ... werden die unterbezahlt weiterschufften.



    .... hat doch alles prima funktioniert ... prima krisenmanagement ...



    ...."... deutschland ist gut aufgestellt..." (olaf scholz)



    tja, warum und auf welchem rücken wohl ....



    ... auf dem rücken derer, die voher - jetzt - und nachher - unterbezahlt und ausbeuterisch schufften.

    ... die solidarität, der akademischen so kreativen kinder-besitzer:innen ...



    so hilfreich wie eine kaputte fahrradklingel ... ist halt nur fake ...

    .... das krisenmanagement in deutschland ist, tut mir leid, gruselig!

    .... dieses geschwätz ... wer hat aus menschenleben-gesundheit-krankheit ein wirtschaftsunterfangen gemacht?.... die dokumentation des unsinns ....

    ... es macht mich wütend ...



    ...unsäglich ist das geschwätz ...

  • Teil 1

    Ich erlebe es zur Zeit so, daß die meisten KassiererInnen an den Kassen sich freuen, wenn man Ihnen ein 'Danke für Ihre Arbeit' zuspricht - das ist ganz offensichtlich und unmittelbar spürbar.

    Und vielleicht es ja auch so, daß das 'Danke' von Angehörigen in den Pflegeheimen, das 'Danke' an die Pflegekräfte, nicht einfach so über einen Kamm zu scheren ist: Könnte es nicht mehrere 'Dimensionen' haben?

    'Abwehr' mag bei einigen eine Rolle spielen, mehr oder minder; trotzdem kann ernstgemeinter Dank ebenfalls - bei der gleichen Person - beteiligt sein. Formale, eingeübte Höflichkeit mag ebenfalls beteiligt sein.

    Die jeweilige tiefere Motivlage des Lobenden dürfte sich außerdem von Mensch zu Mensch unterscheiden. Wir sind nicht eindimensional - und auch nicht wirklich uniform.

    Die Unterbezahlung der Pflegekräfte und ihre Überlastung, das gilt für die Heime, als auch für die Pflegenden in der Krankenhäusern, ist in der Tat eine Schande für Deutschland! Wir könnten von Skandinavien lernen! Es geht auch ganz anders.

    Eine ebensolche Schande sind die Zigtausend Toten in den deutschen Krankenhäusern, die an (in hohem Maße vermeidbaren) Krankenhausinfektionen sterben, Infektionen, die z.B. in Holland offenbar weitgehend vermieden werden.

    Als Ursachen wären zu nennen: völlige Überlastung der Arbeitskräfte, der Krankenschwestern und der Krankenpfleger, aber auch der Ärzte; das 'Outsourcen' von Tätigkeitsfeldern an wenig professionelle Billigfirmen, das Fehlen von Hygienebeauftragten - ein System, das seit Jahren kaputtgespart wird.

  • 9G
    97287 (Profil gelöscht)

    Natürlich geht es um Wertschätzung und Gehalt(Geld). Es würde schon reichen, dass Wochenenddienst sowie Feiertagsdienst mit 100% zusätzlich vergütet wird sowie die Nachtdienstzuschläge erhöht und steuerbefreit würden. Das gab es alles schon mal in der Republik. Das Klatschen und der Gesang mögen das schlechte Gewissen der Gesellschaft entlasten aber ein 13 Monatsgehalt und Weihnachtsgeld wären schon mal eine Ansage .

  • Sicher kann man über die Situation in der Pflege viel Kritik üben, das hier ließt sich aber mehr wie eine verbitterte Generalabrechnung mit der Gesellschaft und nicht wie konstruktive Kritik.

    "Unter den Pflegenden sind Arschlöcher, Ignoranten und – ja – auch Rassist*innen. Wer die Pflege jetzt in den Himmel hebt, verdeckt das."

    Jo. Die gibts wahrscheinlich auch unter Ärzten, in der Feuerwehr in jeder Berufs- und Bevölkerungsgruppe. Und was soll das jetzt genau heißen? Dass man niemandem mehr Dankbarkeit und Respekt zollen soll? Es wird niemand "zum Heiligen" erklärt.

    Ein sehr gute Freundin, im Paketdienst tätig, hat mir erst gestern geschrieben, wie gerührt sie ist über die momentane Dankbarkeit und Wertschätung ist, die sie momentan von vielen Leuten erfährt.

    Es geht hier nur um eine Geste. Das die keine grundlegenden Probleme lößt und nicht per se vollumfängliche Solidarität darstellt, ist sicherlich allen klar.

    • @Deep South:

      "(...) das hier ließt sich aber mehr wie eine verbitterte Generalabrechnung mit der Gesellschaft und nicht wie konstruktive Kritik." (Deep South)



      Das ist durchaus richtig und es erinnert an die bittere "Rede an den kleinen Mann" von Wilhelm Reich.



      Nur: An konstruktiver Kritik an den Zuständen im Sozialen Bereich, der Alten-und Krankenpflege und der Pädagogik hat es in den vergangenen 20 - 30 Jahren wahrlich nicht gemangelt. Interessiert hat sich Politik und Gesellschaft dafür aber arg wenig.



      Da war hin und wieder ein mehr oder weniger lauter Aufschrei. Der aber wurde immer recht schnell mit ein paar läppischen Euros mehr erstickt. Da hatte man sich immer wieder billig freigekauft und abgespeist die, die die Speisen verteilen.



      An den untragbaren Grundstrukturen dieser System wurde nicht nur nichts geändert, stattdessen wurden dann die Stellschrauben angezogen, um das wieder rauszupressen was man eben noch reingesteckt hatte.



      Nein, einen Mangel an konstruktiver Kritik kann man den Betroffenen nicht vorwerfen. Zum Vorwurf kann man ihnen vielmehr machen, dass sie sich immer wieder haben einwickeln lassen - dass sie nicht Willens oder fähig waren sich zu solidarisieren und geeint dagegen zu aufzustehen.

      • @LittleRedRooster:

        Ja natürlich, da ist Vieles richtig dran. Ich kann da Verärgerung an sich schon nachvollziehen. Mir gehts hier im Artikel zu pauschal und zu quer durch verschiedene Themen, noch dazu, dass es bei dieser "Soli-Aktion" nicht speziell um Pflegekräfte ging. Die Kritik ist absolut richtig, der Aufhänger eher nicht.

  • Wie war das doch gleich? Qui asinum non potest stratum caedit. Sind die, die ihren Dank zum Ausdruck bringen, tatsächlich diejenigen, die die widrigen und oft prekären Umstände in Pflege und Versorgung verursacht haben? Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht. Die Prügel bekommen sie dennoch ab.

    Aus psychologischer Sicht ist es erklärbar, nachvollziehbar, ja geradezu 'gesund', alle Arten von Emotionen rauszulassen, egal, ob es Glück, Freude oder Begeisterung ist oder Trauer, Verzweiflung, Ärger oder Zorn. Und selbstverständlich ist es das Recht des Schreibenden, die Dankesbezeugungen zu interpretieren: "Schön, dass du diese Arbeit machst, ich könnte das nicht. Zum Glück muss ich mich da nicht drum kümmern." Angenommen, die Interpretation ist/wäre richtig; ist/wäre die Anerkennung, der Dank tatsächlich anzuprangern?

    Wir alle sind doch froh, dass wir nicht in der Kanalisation herumkriechen, nicht bei der Armee, auf dem Bau, bei der Müllabfuhr, im Stahlwerk, im Schlachthof arbeiten (müssen). Ist gleichermaßen erklärbar und nachvollziehbar. Aber anzuprangern?

    Ich frage mich, was der Autor wohl geschrieben hätte oder schreiben würde, wenn die Grundhaltung wäre: 'Sollen sich mal nich' einscheißen, die Pflegekräfte, is' schließlich ihr Job.' D-a-n-n wäre er zu Recht empört. Aber so?

    Wieder aus psychologischer Sicht: Emotionen können eine positive Sicht auf Dinge oder wenigstens eine abgewogene Sicht verunmöglichen. Bleibt zu hoffen, das dem Autoren nach dem Artikel leichter ist.

  • Ich gebe zu, ich habe auch geklatscht.

    Jetzt bleibt mir die Freude darüber allerdings im Halse stecken und ich komme mir dumm vor.

    Natürlich weiß ich, wie es in Pflege und Gesundheitssystem aussieht, aber die Zustände kann man selbstredend nicht durch Klatschen verbessern.

    Es hat auch etwas paternalistisches und markiert den Unterschied zwischen den Balkon-Privilegierten und denen die keine Wahl haben, harte Jobs machen müssen und sich dabei jeden Tag großen Krankheitsrisiken aussetzen müssen.

  • Klatschen kost nix - Applaus und hohle Ehren, dass kennt man aus den Kriegen der Welt. Die die ihre Haut zu Markte klagen werden mit Lametta und bungen Plaketten 'belohnt' früher hieß der Sogan: Süß und rumhvol ist's für das Vaterland zu sterben - heute wird die soziale Solidarität aus der Mottenkiste geholt. Die hatte man mit dem Neoliberalisums Jahrzehnte zuvor kommerzialisiert. Jetzt gerieren sich die Politiker in volksnahen Gesten und Platitüden - um von den Fehlern abzulenken: Sozial- und Gesundheitskürzungen durch Privatisierung, zu spätes Eingreifen bie VCorona. Empfehle "Die Anstalt" vom ZDF-Mediathek letzten Dienstag, da werden die Söders, Spahn's und Kurz's in Punkto Corona als das bloßgestellt, was sie sind - politische Hasardeure.

  • Das Virus ist für ALLE gefährlich, ob arm oder reich, weiß oder schwarz.



    Deshalb, und nur deshalb wird jetzt der Begriff "Solidarität" populär.

    Bei der nächsten BT Wahl werden wieder diejenigen gewählt, die bisher die schwarze Null mehr verehrten als Solidarität.

    Momentan beginnt seitens der Union ein Angriff auf die Grundrente, weil die Bekämpfung der Pandemie vermeintlich alle Kräfte beansprucht. Nach der Pandemie wird wieder kein Geld da sein für eine Entprivatisierung des Gesundheits- und Pflegesystems und für die Besserbezahlung der dort arbeitenden Menschen auch im Sinne einer deutlichen Erhöhung des Personalbestandes.

    • @Rolf B.:

      Es steht Ihnen und dem Autor doch frei, nach der Pandemie auf die Straße zu gehen und mehr Gehalt und bessere Arbeitsbedingungen zu erstreiken. Wenn nicht jetzt wann dann? Jetzt sollte es jeder noch so (sonst) verängstigten Krankenschwester und Pfleger klar sein, wie sehr eine Gesellschaft auf sie angewiesen ist. Jetzt hätte so eine Streikaktion den größten Zuspruch aus der Bevölkerung, was wiederum Druck auf den Gesetzgeber ausüben könnte. Wenn nicht JETZT, wann dann?

      • @Lara Crofti:

        Ich soll mit dem Autor nach der Pandemie auf die Straße gehen? Und Sie? Sie bleiben zu Hause und klatschen?

  • Noch etwas: Ist es denn den Alten und Kranken erlaubt zu klatschen? Ich habe nämlich eine Vorerkrankung und daher nicht den Mut zu helfen, aber ich drücke gerne meine Dankbarkeit aus.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Danke für die klaren Worte des Autors, der auch auf praktische Erfahrungen zurückgreifen kann, von denen er - nicht nur - schreibt.

    Mir geht es ähnlich wie Frédéric Valin. Ich habe Jahrzehnte lang ehrenamtlich und beruflich im sozialen Bereich gearbeitet.

    Frühzeitig ausgebrannt, mit einer entsprechend kümmerlichen Rente ausgestattet, werden mir jetzt 'Schutz' und 'Fürsorge' dieses Staates zuteil.

    Dass zur Versorgung mehr gehört als das tägliche Essen und Trinken, scheint auf Entscheiderebene nicht angekommen (oder nicht gewollt) zu sein.

    Die derzeit hemmungslose und massive Einschränkung persönlicher Kontakte wundert mich nicht. Telefonkontakte lassen sich nun mal besser überwachen als Spaziergänge in Wald und Wiesen. So viele Jäger, Rancher und Forstarbeiter gibt es nicht.

    Ich sehe der ersten Corona-Statistik mit großer Spannung entgegen. Einer Statistik, die unterscheidet, wer an dem Virus und dessen unmittelbaren Folgen gestorben ist. Und wer an den Folgeschäden von Vereinzelung und Einsperren.

    Das Dumme: diese Statistik wird nicht kommen. Weil die Ergebnisse sehr eindeutig wären. ZU eindeutig.

  • Trefflicher Kommentar.

    "Ich könnte das nicht." bedeutet oft nur " Die Scheisse 'tue ich mir nicht an'- solange es noch welche gibt die sich ja drum kümmern"

    Die "klatsch-Solidarität" ist so herrlich kostenlos. Spannend wird es, wenn die Solidarität einen was kostet, vorher ist es wirklich all zu oft Selbstbeweihräucherung!

  • Ich kann den Autor verstehen, die Wut, die auf die fehlenden Reformen zurückzuführen sind und dem Umstand, dass dies mehr oder weniger von allen toleriert wird.

    Ich denke aber, Dankbarkeit auszudrücken in einer Zeit, in der gewisse Berufe mehr machen müssen als andere, ist durchaus angebracht. Andernfalls können wir das "Danke" gleich abschaffen, wenn es ja nur dem Dankenden dient, sich besser zu fühlen.

    Zudem vergisst der Autor, dass gerade auch Mitarbeitern in den Supermärkten



    gedankt wird, die sich anpöbeln lassen müssen (von wenigen vielleicht, aber trotzdem von mehr als normal), die kaum mit dem Auffüllen von Regalen zu Recht kommen müssen neben dem kassieren, etc.

    • @Strolch:

      ja, aber dann muss dem was folgen. Dann will auch ich alle klatschenden auf der nächsten Demo sehen - wann auch immer sie wieder statt finden darf. Dann will ich, dass es eine politische Debatte gibt, bei der nicht alle möglichen einknicken weil man ja jetzt den Gürtel enger schnallen müsse.

      • @RosaLux:

        Absolutamente! Was würde denn selbst eine 50%-Gehaltserhöhung für alle Berufe in Pflege-, Gesundheit- und Polizei/Feuerwehren denn bedeuten? 1-2% mehr Krankenversicherung für jeden von uns? Etwas Steuergelder vom Bund? Aber auch mehr Einkommenssteuer wiederum für den Staat! Und definitiv kein Personalmangel mehr, den unser Außen-Tourismusminister Maas mit Anwerbung aus den Philippinen zu beheben versucht.