piwik no script img

Ein Teil der Bäume ist schon für Tesla gefallen. Vorläufig darf aber nicht weiter gerodet werden Foto: dpa

Proteste für und gegen Tesla-FabrikUnter Strom

Grünheide ist kein Zentrum des Welthandels. Bisher. Denn der Elektroautobauer will dort eine „Gigafactory“ hinstellen, wo bisher Bäume wuchsen.

V erborgen hinter Kieferstämmen steht, wenige hundert Meter vom Berliner Autobahnring entfernt, eine Brigade von Harvestern, jene schweren, baggerähnlichen Gefährten, die mit ihren mächtigen Greifern im Minutentakt ausgewachsene Bäume zu handlichen Stämmen zerlegen. Wenige Stunden später bekommen sie ihr Hü, um mehr als neunzig Hektar Kiefernwald zu roden. Zwei Tage später kommt das erste Hott vom Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg. Umweltschützer hatten mit einem Eilantrag gegen die „Waldumwandlung“, wie die Rodung in den offiziellen Antragsunterlagen heißt, Erfolg.

Ein Pförtnerhäuschen ist am Schotterweg aufgebaut, der in den Forst hineinführt. Die Pförtnerin, eine wetterfeste Brandenburgerin, gibt sich wortkarg. Keine Auskunft, fast keine. Ja, das hinter ihr ist Tesla-Land und die Mailadresse der Tesla-Pressestelle rattert sie auch noch herunter. Ansonsten Schweigen. Die Wunderfabrik beginnt geradezu klandestin. Dabei klingt ihr Name „Giga­factory“, als wolle sich Tesla-Chef Elon Musk mit den Schöpfern der Pyramiden messen. Was den Zeitplan betrifft, ist dieses Vorhaben sowieso beispiellos und sprengt alles, was in Brandenburg je gebaut worden ist. Schon im nächsten Jahr sollen hier, vierzig Kilometer Luftlinie vom Kanzleramt, die ersten Tesla-Autos die „Gigafactory“ verlassen, die vierte weltweit.

Wenn alles fertig ist, sollen jährlich bis zu 500.000 Teslas in Grünheide vom Band rollen, jene E-Autos, die den deutschen Autobauern das Fürchten lehren. Denn ein Tesla ist geschmeidig, ausgestattet mit brillanter Software und er schießt in 3,4 Sekunden auf Tempo hundert. Das sind die technischen Parameter. Es gibt auch soziale – wer einen Tesla hat, fährt das Statussymbol der neuen, karbonfreien Zeit und kann sich als Trendsetter der Mobilitätswende fühlen. Kurzum, dieses Autowerk könnte in die deutsche Geschichte eingehen – als der Moment, in dem die Herrschaft von VW, Daimler und BMW im märkischen Sand begraben wurde. Vorausgesetzt, es kommt dazu.

Steffen Schorcht kann sich genau erinnern, als er hörte, dass Tesla die Fabrik vor seine Tür setzen will. Es war der 12. November 2019 und der 48-jährige Musk kam ins Berliner Springer-Hochhaus zum „Goldenen Lenkrad“, einer aus der Zeit gefallenen Huldigung von PS-potenten Karossen. Musk holte für seinen „Tesla 3“ einen Preis ab und verkündete, dass er „im Umland von Berlin“ die europäische „Gigafactory“ bauen will.

Bodenversiegeln im Wasserschutzgebiet

„Pass auf, die werden doch nicht Grünheide ausgesucht haben?“ Diesen Gedanken, so erzählt es Schorcht, habe er sofort seiner Frau mitgeteilt. „Das machen die nicht“, war die Antwort. Schließlich liegt das Gelände zu zwei Dritteln in einem Wasserschutzgebiet. „Und genau das machen die!“ Schorcht, kurzes Haar, Brille, hat ein freundliches, unauffälliges Wesen, ist 59 Jahre alt und arbeitet als Vertreter für ein Unternehmen aus der Schweiz. Schorcht ist einer der Köpfe des Widerstands gegen die „Gigafactory“.

Am 11. Januar gründet sich die Bürgerinitiative Grünheide, einen Tag später protestieren mehrere Dutzend Demonstranten gegen Tesla. Weitere Demos folgen. Das wiederum mobilisiert Tesla-Befürworter. Binnen Tagen werden die Straßen von Grünheide zum Kampfplatz, zumindest verbal. Ein Tesla-Gegner ruft: „Ami, go home!“ Eine Tesla-Freundin hält ein Schild: „Elon, ich will ein Auto von dir!“

Steffen Schorchts Kritik ist von anderer Qualität. Gegen Tesla habe er gar nichts, sagt er, nur der Bauplatz sei ungeeignet. „Hauptproblem ist das Wasser.“ In Brandenburg mit seiner Unzahl an Seen? „Es ist eigentlich viel Wasser da.“ Der Mann klingt wie eine Sphinx. Schorcht weiß das und holt aus. Es wird ein Vortrag über Infrastruktur und Hydrologie der Region. Seit jeher sei die Gegend dünn besiedelt, nennenswerte Industrie habe sich nicht angesiedelt. Aus gutem Grund. „Das Berliner Urstromtal fließt von Südosten nach Berlin hinein.“ Die Eiszeit hat die Region mit ihren Seen- und Naturschutzgebieten dazu bestimmt, die Zisterne der Hauptstadt zu sein.

Allerdings sprudelt es nicht mehr so wie früher. Der Klimawandel hat im Märkischen, deutschlandweit eine der trockensten Regionen, tiefe Risse hinterlassen. Der Pegel des Straussees ist um eineinhalb Meter gefallen. „Die Spree fließt rückwärts“, titelten Zeitungen im Herbst 2018. Und nun kommt Tesla, will in einem Wasserschutzgebiet bauen, versiegelt Fläche und hat einen unglaublichen Durst: Pro Stunde soll die Fabrik in Spitzenzeiten 323.000 Liter Wasser verbrauchen. Der Wasserverband Strausberg-Erkner hat im Januar Alarm geschlagen: „Gegenwärtig kann weder die Trinkwasserversorgung noch die Schmutzwasserentsorgung in dem von Tesla gewünschten Zeitrahmen gewährleistet werden.“ Derzeit dürfe der Verband pro Jahr knapp 11 Millionen Kubikmeter Wasser fördern. Wenn Tesla produziert, schnelle der Bedarf auf über 18 Millionen Kubikmeter hoch.

Gegen den US-Autobauer: Protest in Grünheide, Ende Januar. Vorne BI-Sprecher Steffen Schorcht Foto: Christian Ditsch

Tesla, so vermutet Schorcht, habe von dem Wasserproblem keine Ahnung gehabt. Die brandenburgische Landesregierung schon. Ein unbrauchbares Gelände haben sie den Amerikanern untergejubelt, und Wirtschaftsminister Jörg Steinbach von der SPD verbreite „Hurra-Meldungen“, die Schorcht an die DDR erinnern. Insofern ist seitdem doch schon etwas passiert in Brandenburg. Die Bürgerinitiative lädt zu Informationsveranstaltungen, will Einsprüche bei der Umweltverträglichkeitsprüfung anmelden und protestiert öffentlich.

„Ein Pflänzchen Basisdemokratie“ sei da entstanden, sagt Schorcht. Es scheint wie ein Hauch vom Herbst 89. Grünheide hat Geschichte. Hier wurde am 9. September 1989 das Neue Forum gegründet, die Bürgerbewegung, die der SED ein schnelles Ende bescherte. Treffpunkt war das Haus, in dem bis zu seinem Tod 1982 Robert Have­mann gelebt hatte, der berühmteste Regimegegner, der von Stasi-Spitzeln rund um die Uhr beschattet wurde.

Wer wird uns den richtigen Weg weisen: Elektroauto oder die Vernunft?

Parole unter den Tesla-Gegnern

Diesen Genius Loci wollen auch andere dienstbar machen. Am 25. Januar erklärte Schorcht die Protestkundgebungen in dem 6.000-Einwohner-Ort abrupt für beendet. „Wir kämpfen weiter gegen die Ansiedlung, aber wir werden nicht mehr demonstrieren, um der AfD keine Plattform zu geben“, erklärte er vor dem Rathaus. Zuvor hatten sich regionale AfD-Größen in den Protest eingereiht, ein Kreistagsmitglied der AfD war ebenso dabei wie der Landtagsabgeordnete Hans-Christoph Berndt, der auch Vorsitzender von „Zukunft Heimat“ ist, einem Cottbuser Verein, dessen Engagement zwischen Volksliedern, Pegida und dem „Verschwinden der Nation“ oszilliert, sein Slogan: „Unsere Heimat geben wir nicht auf!“ Ein Mitglied der Bürgerinitiative habe Informationen an die AfD weitergegeben, räumt Schorcht ein und beteuert: „Mit der AfD haben wir nichts am Hut.“

Doch so sachbezogen, wie Schorcht auftritt, ist die Initiative auch wieder nicht. Unter der Überschrift „Wer wird uns den richtigen Weg weisen: Elektroauto oder die Vernunft?“ wettert einer seiner Mitstreiter gegen die Industrialisierung einer „ökologisch intakten Besiedlung“, predigt ein Ökosystem frei von Industrie, geißelt den Götzen „Arbeitsplätze“ und die Wirtschaft allgemein mit ihrem Gewinnstreben. Eine neue „industrielle Revolution“ müsse unbedingt verhindert werden. Da ist es nicht mehr weit zum Schlachtruf „Mörder-Fabrik“, wie sie Tesla-Gegner auf Plakaten herumtrugen.

Bis zum 5. März läuft die Einwendungsfrist zur Umweltverträglichkeitsprüfung. Am 18. März wird dann im nahen Städtchen Erkner eine Anhörung stattfinden. „Wir werden uns da groß aufstellen“, verspricht Schorcht. Der promovierte Biotechnologe lebt seit 1985 in einem Ortsteil von Erkner, drei Kilometer Luftlinie von der zukünftigen „Giga­factory“ entfernt. Schorchts Mitstreiter haben akribisch protokolliert, welche Baumarten sich neben den Myriaden an Kiefern im „Tesla-Wald“ angesiedelt haben – Eichen, Birken, Linden, Buchen, Ebereschen, Robinien, Erlen, Faulbäume. Fazit: Die einstige Plantage habe sich in Mischwald verwandelt.

Martin Hildebrandt hat da ganz andere Bilder. Hildebrandt wohnt in Grünheide und pendelt zur Arbeit nach Berlin. Einen Tesla besitzt er nicht. Hildebrandt, 40 Jahre alt, Journalist, fährt täglich Rad und beteuert, dass er immer wieder froh sei, wenn er die forstwirtschaftliche Einöde, die ein schnurgerades Asphaltband nach Osten begrenzt, endlich hinter sich hat. Da komme ihm das Bild vom Maisfeld in den Sinn.

Dass da einer fit ist, nicht nur körperlich, ist auch am Telefon zu spüren. Hildebrandt gehört zu denen, die in Windeseile den Protest gegen die organisiert haben, die Tesla verhindern wollen. „Zukunft gestalten statt verhindern“, lautet der Slogan. Warum? Hildebrandt ist überzeugt, dass von Anfang an die AfD und ihr Umfeld aktiv bei der Anti-Tesla-Bewegung mitgemischt haben. Die AfD sei die einzige Partei in der Region, die gegen Tesla sei. Und eine Basis hat sie. 2019 holte sie bei der Landtagswahl in Grünheide 22 Prozent. Ihre Parolen: „Wir sind das Volk!“ und „Hol dir dein Land zurück!“ So ein Spruch wie „Ami go home!“ komme da nicht von ungefähr. „Wir hatten den Eindruck, dass Ängste geschürt wurden. Statt Flüchtlinge ist nun Tesla der Untergang des Abendlandes.“ Dagegen musste man etwas unternehmen.

Wir hatten den Eindruck, dass Ängste geschürt wurden. Statt Flüchtlinge ist nun Tesla der Untergang des Abendlandes

Martin Hildebrandt, Befürworter des Tesla-Werks

Dass Steffen Schorcht von all dem lange nichts mitbekommen haben will, nimmt Hildebrandt ihm nicht ab. Außerdem habe sich die Bürgerinitiative erst nach öffentlichem Druck von der AfD distanziert. Inzwischen fährt Martin Hildebrandt seine Aktivitäten schon wieder herunter. Die AfD-Verbindungen seien publik, die Anti-Tesla-Demos eingestellt – Erfolg auf der ganzen Linie. Allerdings wächst nun Widerstand von anderer Seite.

Am vergangenen Donnerstag weilte, wie in Grünheide zu hören ist, Jos Dings im Ort. Der Europa-Chef von Tesla habe den „Baustart“ begleitet. Was nichts anderes bedeutete, als dass die Harvester mit ihrer Arbeit begannen. Es gab weder einen offiziellen Termin noch Fotos. Ein Startschuss, bei dem dieselgetriebene Maschinen Bäume zerlegen, liefert keine schönen Bilder, schon gar nicht für Tesla. Und auch nicht für Jos Dings. Vor seinem Job bei Tesla war Dings Exekutivdirektor des NGO-Dachverbands Transport & Environment in Brüssel, deren deutsche Mitglieder der Nabu, der Verkehrsclub Deutschland (VCD) und die Deutsche Umwelthilfe sind. Dings geißelte damals regelmäßig die deutschen Autobauer wegen hoher Abgasemissionen. Jetzt lässt der ehemalige Umweltlobbyist einen Wald abholzen.

Dabei ist Tesla juristisch kaum etwas vorzuwerfen. Paragraf 8a des Bundesimmissionsschutzgesetzes lässt einen „vorzeitigen Beginn“ zu – wenn mit einer positiven Entscheidung gerechnet werden könne, ein öffentliches oder unternehmerisches Interesse bestehe und der Antragsteller sich verpflichte, bei negativem Bescheid den früheren Zustand wiederherzustellen. Axel Heinzel-Berndt hat die juristischen Tatbestände im Kopf. Es ist der Tag, an dem Jos Dings nach Grünheide fährt und die Harvester beginnen. Noch ist die Nachricht nicht in der Welt und Axel Heinzel-Berndt, Umweltreferent des brandenburgischen BUND, klingt konziliant. Natürlich kennt Heinzel-Berndt die Kritikpunkte der Tesla-Ansiedlung, und kündigt Einwendungen an. Da ein endgültiger Entscheid erst im August zu erwarten sei, gebe es aber auch ein gewisses Verständnis, dass Tesla mit dem Fällen beginnen wolle. Schließlich sei zwischen Anfang März und Ende September jede Rodung verboten.

Ob man gegen das Projekt juristisch vorgehen werde, hängt vom Ausgang des Verfahrens ab, davon, ob die Genehmigungsbehörde Tesla Auflagen erteilt. Doch allzu wohlwollend will Heinzel-Berndt dann doch nicht klingen. „Wenn ein Gericht feststellt, dass diese ganzen Genehmigungen rechtsfehlerhaft sind, dann wird das aufgehoben.“ Tesla müsste den Wald wieder aufforsten. Übrigens gebe es in Sachen Tesla eine gemeinsame Linie der fünf Landesverbände von BUND, Nabu, VCD, Naturfreunde und Grüne Liga, hatte Axel Heinzel-Berndt gesagt. Wenn es diese Linie gegeben hat, ist die Grüne Liga Stunden später ausgeschert.

Im Wald haben die Harvester gezeigt, was in ihnen steckt. Der Container für die Pförtner, eben noch kiefernumstanden, ragt aus einer Brache. Binnen zweier Tage haben die Maschinen die Hälfte der 90 Hektar gefällt, die für die erste Ausbaustufe vorgesehen ist. Die Stämme ruhen auf Stapeln. Die Harvester allerdings ruhen nun auch.

Die gespaltenen Umweltschützer und die Justiz

Am vergangenen Freitag war die Grüne Liga vor das Verwaltungsgericht Frankfurt (Oder) gezogen, um mit einem Eilantrag die Fällung zu stoppen. Ein zweiter Kläger, der Verein für Landschaftspflege und Artenschutz aus der Oberpfalz, ein Sammelbecken erbitterter Windkraftgegner, tat unabhängig das Gleiche. Beide Vereine handelten sich zwar eine Abfuhr ein, doch sie wandten sich mit Beschwerden an das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg. Dessen Richter ließen die Rodung vorerst stoppen, um die Beschwerden zu prüfen. Die Prüfung, so heißt es, könnte sich bis zum Wochenende hinziehen.

Der Wald, bis vor wenigen Wochen märkischer Kieferbestand in seiner gewöhnlichsten und langweiligsten Form, der über kurz oder lang eingeschlagen worden wäre, ohne dass in Grünheide ein Hahn danach gekräht hätte, ist zum Politikum geworden. Am Montag richteten sich zwei „Baumpiratinnen“ für einige Stunden zwischen den Stämmen ein, von denen sie glauben, dass es ein „Jahrhunderte Jahre alter Wald“ wäre. Zwei ihre vielen Parolen: „Bäume entern gegen Tesla“ und „Nieder mit dem Kapitalismus“.

Für den US-Autobauer: Protest in Grünheide, Mitte Januar Foto: Julian Stähle

Die Kapitalisten sind auch nicht untätig. Der Bundesverband der deutschen Industrie warnt vor einem „nachhaltigen Schaden für den Innovationsstandort Deutschland“, das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung kritisiert die Bürokratie, und die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald weist auf die „vergleichsweise geringe Artenvielfalt“ des Kieferforstes hin. Selbst die Bayernpartei meldet sich. Nur Tesla bleibt stumm.

Man könnte meinen, der juristische Streit ginge das Unternehmen nichts an. Vielleicht glaubt Tesla auch, die Landesregierung werde es schon richten. Wenn man Jos Dings treffen will, muss man ihn auf YouTube besuchen. Dort erzählt der Europa-Chef polnischen Zuhörern die Tesla-Story. Seit Mitte Januar gibt es im Grünheide ein Tesla-Büro, das bis Ende Februar stundenweise geöffnet hat, um Bürger zu informieren. Journalistenanfragen bügeln die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter charmant ab und reichen Zettelchen, mit der handschriftlichen Mailadresse der Tesla-Pressestelle. Doch der Mail-Account ist tot. Keine Pressemitteilungen, keine Termine, keine Mails, nichts. Mag das Unternehmen an Börsenwert von über 100 Milliarden US-Dollar VW, BMW und Daimler überflügelt haben, eine vergleichbare Konzernstruktur mit Kommunikationsabteilung fehlt offensichtlich. Die Tesla Manufacturing Brandenburg SE verfügt derzeit in Brandenburg an der Havel über eine Geschäftsadresse in einer Anwaltskanzlei. Elon Musk hat sich im Januar per Twitter schon zu Wald und Wasser gemeldet. Doch der Boss hat nicht alles auf dem Schirm, was sich in Grünheide zusammenbraut.

„Ende Gelände“ gegen Tesla. Die AfD auch

Und es braut sich was zusammen. Die Bürger­initiative Grünheide hat ihr Moratorium aufgekündigt und ruft für den Samstag zu einer Demonstration in Erkner auf. Die AfD wird sich nicht lange bitten lassen. Und es stoßen neue Kräfte hinzu. Das Anti-Kohle-Bündnis „Ende Gelände“ – oder doch Teile davon – will ebenfalls nicht abseitsstehen. „Wir solidarisieren uns mit der Besetzung der Baumpirat_nnen und rufen dazu auf, an der Kundgebung der lokalen Bürgerinitiative gegen die Gigafactory teilzunehmen“, heißt es auf der Facebook-Seite von „Ende Gelände“.

Tesla in Grünheide

Die Fabrik

Die Tesla Gigafactory Berlin soll 2021 die Produktion aufnehmen. Vorgesehen ist der Bau von bis zu 500.000 Fahrzeugen jährlich, zunächst des Typs Y, später auch der Reihe 3. Die Investitionen sollen bis zu 4 Milliarden Euro betragen, 10.000 Arbeitsplätze sind versprochen.

Das Gelände

Auf dem Gelände nahe einer Autobahn war ursprünglich einmal der Bau einer BMW-Fabrik vorgesehen. Die bayerischen Autobauer gingen aber stattdessen im Sommer 2000 lieber nach Sachsen. Der Wald ist seitdem aber im Bebauungsplan als ein Industriegebiet ausgewiesen.

Die Nummer 4

Grünheide wäre die vierte „Gigafactory“ des US-Auto­herstellers. Bisher bestehen entsprechende Anlagen in Storey County/Nevada (für Batteriezellen), Buffalo/New York (Photovoltaik) sowie in Schanghai, wo Pkws und Batteriezellen hergestellt werden. (taz)

Dieser Aufruf sei eher als Solidarisierung mit den Baubesetzerinnen zu verstehen, sagt am Donnerstag eine Sprecherin von „Ende Gelände“. Natürlich distanziere man sich man von rechten Akteuren. Tesla sei „ein Paradebeispiel für grünen Kapitalismus“.

Und so könnten am Samstag AfD-Anhänger und Ausländerfeinde der „Zukunft Heimat“ Seite an Seite mit Einwohnern aus Grünheide, Aktivisten von „Ende Gelände“ und den BaumpiratInnen gegen den Wassermangel, die „Mörderfabrik“ und die „ganze kapitalistische Kackscheiße“ protestieren, wie die Baumkletterinnen formulierten. Vielleicht gellt es auch wieder: „Ami go home!“

Zeit, dass sich der gebürtige Südafrikaner Elon Musk zu Wort meldet.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

48 Kommentare

 / 
  • 0G
    08630 (Profil gelöscht)

    Also, wir haben genug Gebiete ohne Bäume, wo eine solche „Giga“_Fabrik gebaut werden könnte; z.B. dort wo die Braunkohleförderung flaches Land hinter läßt.



    Können wir nicht weiter denken als bis zur eigenen Tür? Ökologische Konzepte scheint es in Deutschland deutschlandweit nicht zu geben.

  • Dass er überhaupt eine Fabrik betreiben kann, soll das krass überhypte Börsenphänomen erstmal zeigen!

    Ist Tesla ein Autobauer?

    Bisher baut er nur geringe Stückzahlen in einer Qualität und Arbeitsweise, die allenfalls einer handwerklichen Produktion entspricht (und wie man hört, einen eher durchschnittlichen Werkstatt-Charakter aufweist).

    Bevor von "Gigafactory" die Rede ist - Marketingsprache! - soll der Autobauer erstmal zeigen, was er bereits leistet und wie seine Arbeitsplätze wirklich aussehen.

    Ist schon klar: Ein Ami geht geht in die Nähe von Berlin, wenn er den Marketingsprung nach Europa tun will: bekannter Name, klingt nach Metropole, aber hat sehr geringes Lohnniveau.

    • @Rosmarin:

      "Ist Tesla ein Autobauer?", "Ami" etc...

      Halten wir Fest:



      1. Ein Kiefernwald ist kein Wald.



      2. Ein Elektroauto von Tesla ist kein Auto



      3. Tesla ("Ami") ist keine Kartoffel



      4. Lohnniveaus sollten nicht steigen

  • Unerträglich finde ich das kartoffelige Bild vom Teutschen Wald, dass sich in manchen Kommentaren ausdrückt, wo der gesunden stramm stehenden deutschen Eiche die lebensunwerte standortfremde krüppelige Kiefer gegenübergestellt wird.

    Die Bewertung von Forsten als "unwert" zeugt von einem Dreierle: Der Unkenntnis der Ökosystemleistungen von Wäldern im Allgemeinen, der Unkenntnis der naturschutzfachlichen Wertigkeit von Forsten, insbesondere von älteren Forsten sowie hier im speziellen der Unkenntnis der Sachlage.



    Die Behörden haben schlicht ihre Arbeit nicht korrekt gemacht und Kartierungen nicht vorgenommen, obwohl dort im Gebiet Strukturen vorhanden sind, die auf Schützenswerte Arten hindeuten.

    • @Rudolf Fissner:

      @Rudolf Fissner: Hmm... "hindeuten". Klaro, alles klar. Auch für Dich ein Beitrag eines praktizierenden Waldbauers: imzeitreissen.blogspot.com/p/wald.html



      Gleich zu Beginn schreibt er: " Seit Beginn des 19. Jahrhunderts ist der frühere Buchen / Eichen Mischwald in den



      Typus Fichtenforst umgewandelt worden, wie er heute das Landschaftsbild in Mitteldeutschland prägt: gleichaltrige Fichten in Reih und Glied, genutzt durch großflächigen Kahlschlag (oder Stürme) und als Monokultur neu aufgeforstet, mit einzelnen, von Wild zerbissenen Laubbäumen durchsetzt."



      Offensichtlich gibt es Forst und Wald. Wald ist auch in D-Land nicht Teutsch, genausowenig wie das Valk völkisch ist. (Brecht)



      Der Artikel ist gut, informativ und, wie andere Kommentatoren schon gesagt haben, unaufgeregt. Das wirkliche Problem scheint das Grundwasser zu sein. Wer Kiefernforste, die es wert sind, Wald genannt zu werden, kennen lernen will, sollte nach Polen fahren, Tucholer Heide zum Beispiel. Dorchforstet, das heisst auch ausserhalb der Wege begehbar, mit Wacholderbüschen, Wildkirschen und Wildblumen durchsetzt. Stundenlang wandern, Fuchs, Hase und Specht begegnen... und Seen voller Frösche.

      • @Bernardo Markowsky:

        Wer denkt, das 70% der Landfläche in Deutschland platt gemacht und versiegelt werden kann, weil "unwert" hat von Natur, Artenschwund, usw. 0% verstanden. Das ist

        • 4G
          4813 (Profil gelöscht)
          @Rudolf Fissner:

          70% der Fläche Deutschlands sind plattgemacht, weil Land- und Forstwirtschaftlich genutzt.

          • @4813 (Profil gelöscht):

            Bei einem Naturbegriff der aus Eins und Null besteht wundert mich die Gleichsetzung von Beton und Wald (auch Forst ist Wald) nicht.

            Ich wünschen Ihnen viel Spaß dabei, wenn täglich die Fläche eines Fußballfeldes versiegelt wird. Sorry ich vergaß, das kann in ihrem Kategoriensystem ja nicht vorkommen.

            • 4G
              4813 (Profil gelöscht)
              @Rudolf Fissner:

              Oh, ich war unpräzise. Forstwirtschaftlich intensiv genutzt mußte es heißen.



              Auf dem Acker meines Lieblingsbauern leben weniger Arten als auf dem Schotterweg zu meinem Grundstück.



              So, nun beruhigen wir uns wieder und finden uns damit ab, dass die Kiefernplantage gerodet wird und dafür Ausgleich geleistet wird. Gerodet hätte man das früher oder später sowieso.

              Auf jeden Fall freu mich ein Tritt in den Hintern der deutschen Autoindustrie und ihrer Eigentümer. Mögen die Quandts, Porsches und Klattens ihren im zweiten Weltkrieg geraubten Reichtum verlieren. Prosit.

              • @4813 (Profil gelöscht):

                Es geht hier um Kieferforste im Vergleich zu versiegelten Industrieflächen, nicht um den Schotterweg ihres Grundstücks.

                • 4G
                  4813 (Profil gelöscht)
                  @Rudolf Fissner:

                  Ne, es geht um mehr. Es geht um einen Systemwechsel in der Mobilität. Um autonomes Fahren, um weniger Autos, um rohstoffunabhängige Mobilität.



                  Und im Wald geht es auch um einen Systemwechsel. Plantagen raus, mehr Arten rein.



                  Also eine win-win Sache.

  • Das ist doch eine große nationalistische Sch... in der sich die Tesla-Gegner da hyperventilierend von links bis rechts einträchtig zusammen finden.

    Mit der gerichtlich angeordneten Verzögerung, weil die Behörden bei den naturschutzfachlichen Untersuchungen schlicht grottig geschlampt haben, hat das alles nichts mehr zu tun.

    • @Rudolf Fissner:

      Naja, sicherlich wird auf allen Seiten auch mal hyperventiliert.



      Am meisten hyperventiliert wird aber bei Autofreaks, die die Elektromobilität als ökologisch idealisieren bis verklären.



      Bei Tesla und Co. werden sicherlich nicht recourcenschonende Kleinstwagen produziert.



      Luxuskarossen sind eben ein gutes Geschäft. Es zählt wie so oft allein der Profit, da sollte ein bisschen Wald roden doch nicht das Problem sein.



      Kennen wir doch aus allen möglichen nicht nachhaltigen anderen Wirtschaftsbereichen, oder ?



      Die Erde wir munter weiter zerstört.



      Wir rasen dann eben mit E-Rennwagen gegen die Wand.

      • @Traverso:

        Es ist doch ein Witz. Das Potato- und Autoland produziert und exportiert wie blöde Benziner und Dieselschleudern und niemand regt sich auf. Die E-Auto Initiative der deutschen Autoriesen rutsch klang und sanglos durch die Medien Und bei E-Autos von Tesla drehen alle ab. Da ist dann von "Amis" die Rede. Das ist für mich schnöder Nationalismus. Gerade auch bei jenen die ansonsten nicht den Rückbau der Autoindustrie in Deutschland fordern.

        • @Rudolf Fissner:

          Naja, Umwelt- und Klimaschützer kritisieren sehr wohl und konsequent auch die Benzin-Diesel-Dreckschleuderindustrie.



          Die AfD- Nazis bestimmt nicht, die schwafeln auf allen Gebieten eh nur dumm herum.



          Kernpunkt der Umweltverbände ist die Automassenreduzierung. Weg vom Auto, dafür Bahn, ÖPNV und Fahrrad.



          Leider hört man von allen Seiten viel zu wenig von Kleinstfahrzeugen. Derjenige, der auf`s Auto angewiesen ist kann sich auch in einem Kleinstwagen flott von A nach B befördern.



          Tesla baut Luxuslimousinen, der Jubel bleibt somit aus.

  • Es geht nicht um eine Marke!

    1. Elektromobilität ist keine "Zukunftstechnologie", sondern ist ein Zukunftsmythos und eine zusätzliche Variante von Automobilität.



    2. Sie löst kein einziges Problem, dass durch dieses Verkehrssystem in Gegenwart und Zukunft entsteht.



    3. Sie wird ressourcenbedingt niemals langfristig die globalen Mobilitätsbedürfnisse befriedigen. (Autobestand ca. 900 Mio, rd.43 Mio in DE) Weder in den Industrienationen und schon überhaupt nicht in den ärmeren Ländern. In diese werden vermutlich unsere fossilen PKW exportiert werden, damit wir unser Ziel der "Klimaneutralität" erreichen können. ("Export" von CO2-Emissionen in eine globale Atmosphäre)



    4. Sie erzeugt schon bei der Rohstoffgewinnung doppelt so große Umweltschäden, wie für die bisherigen Automobile. Diese Rohstoffe werden ebenfalls für unsere Kommunukationsinfrastruktur zwingend benötigt. (Rohstoffkonkurrenz)



    5. Sie erfordert zusätzlich Infrastrukturen, zusätzlichen Energiebedarf und zusätzliche Industrien, u.a. für noch unterentwickeltes Recycling.



    6. Sie dient dazu, den Flottenverbrauchsgrenzwert von 95g/km CO2 rechnerisch erreichen und den fossilen SUV Absatz möglich und steigern zu können.

    • 7G
      75064 (Profil gelöscht)
      @Drabiniok Dieter:

      Volle Zustimmung.

    • @Drabiniok Dieter:

      Genau, und die Innenstädte werden dann mit tonnenschweren E-Fahrzeugen genauso zugeparkt und die Staus werden auch nicht kürzer.

  • Der erste Fehler war das Tesla das ganze mit der typischen US- Unternehmer-Großkotzigkeit, als Giga-Fabrik tituliert hat. Das das in Brandenburg nach hinten los geht, ist wenig überraschend. Von wem werden die beraten? Wissen die überhaupt irgendwas?



    Der Artikel ist voll der Krimi.

    • @Andreas J:

      Gigafactory ist keine Großkotzigkeit sondern nur die Namensgebung für eine Fabrik, die im Jahr Gigawattstunden an Akkuspeichern produziert.

      Das ist eine vollkommen zutreffende und nicht übertriebene Bezeichnung.

      Leider ist das nur einer von etlichen sachlichen Fehlern, die auch dem Verfasser des Artikels unterlaufen sind.

      • 9G
        97287 (Profil gelöscht)
        @Thoralf Will:

        Dazu benötigt sie auch Gigawattstunden an Energie. Erstens für die Produktion der Akkus und 2. für die Produktion des Autos, 3. muss auch noch der Akku vor Auslieferung geladen werden. Bei 500000 Einheiten /a, bin ich gespannt wie der Energiebedarf in der Anlaufphase gedeckt wird. Eins ist klar, der Berliner wird nicht einen Pullover mehr anziehen, wie Sarrazin es empfiehlt.

  • E ist schon bemerkenswert, dass theoretisch ein einzelner Mensch juristisch die Möglichkeit hat, eine Ansiedlung von Zukunftsindustrie in Deutschland zu verhindern oder zumindest empfindlich auszubremsen.

    Die ganzen Waldschützer (zu denen ich mich uneingeschränkt zähle! Aber Monokultur ist kein Wald!) führen hier einen Symbolkrieg und in Summe werden wir verlieren - zumal die Aufforstung im Verhältnis 3:1 mit Mischwald angekündigt ist.



    Unter diesem Gesichtspunkt ist der Protest ziemlich sinnbefreit.

    • RS
      Ria Sauter
      @Mitch Miller:

      Der Protest ist sinnbefreit?



      Wenn dem so ist, wie Sie schreiben, dann bieten Sie doch mal Lösungen an.



      Es wird gebaut in einem Wasserschutzgebiet. Wie soll der enorme Wasserverbrauch von Tesla aufgefangen werden? Wie soll das funktionieren?



      Der Wald dient nur als Aufhänger für diese enorme ungelöste Frage, vermute ich mal.



      Wegen der Befürchtungen um den Wasserverbrauch wäre kein Stopp möglich gewesen.



      Wer kann einen solchen Schwachsinn gut heissen, für Elektro SUVs?

    • @Mitch Miller:

      Was ist so bemerkenswert an rechtsstaatlichen Prinzipien?

    • @Mitch Miller:

      Lieber Mitch, ich würde mich sehr dafür Interessieren, wie Sie als uneigeschränkter Waldschützer, Wald für sich definieren. Inwiefern zählt ein 80 jähriger Kiefernwald/forst nicht zu Ihrem Waldbild und eine maschinell gepflanzte, 2jährige Kultur aus sagen wir mal 3 Laubbaumarten (zb Eiche/Heinbuche/Linde) auf ehemaligen Ackerland zu ihrem schützenswerten Waldbild?

      • @niko:

        @NIKO Lieber Niko, Wald ist ein extrem auslegbares Wort für alles, was Stämme und Baumkronen hat. Aber die gute alte Bestimmung von Wald meint eine Gemeinschaft von verschiedenen Baumarten, Büschen, Wildblumen und den dort lebenden Wildtieren. Monokultur- Plantagen zählen nun mal nicht dazu. Da ich mich seit nunmeht zehn Jahren in Portugal praktisch für die Umwandlung von Eukalyptus- Monokulturen in Laubwald einsetze, weiss ich, wovon ich spreche. Die kritisierte "grüne Ökonomie" mit all ihren falschen Versprechungen und krassen Lügen beginnt dort. Wenn Tesla dazu beiträgt, Monokultur in echten Mishwald umzuwandeln, nur zu. Das Grundwasserproblem allerdings ist ernst zu nehmen. Da stecken wohl die echten Probleme.

        • @Bernardo Markowsky:

          Lieber Bernado, danke für deine ungefragte Erläuterung was Du unter Wald verstehst, mich hätte konkret grad Mitchs Antwort Interessiert. Dem unterschiedlichen Waldverständnis der Menschen lokal und weltweit zu begegnen ist immer wieder Interessant. Für mich als ökologisch vielseitig interessierten dipl. Forstwirt ist eben auch ein 80 jähriger gepflanzter Kiefernwald ein Wald. Er wird hier in Deutschland auch im Rahmen der Bundeswaldinventur ganz offiziell zu den gut 11mio ha Wald dazugeschlagen. Das es ökologisch Sinnvoll ist diese Kiefernwälder in strukturreiche Mischbestände umzuwandeln streite ich nicht ab - ob das nun der Mensch zügig macht oder der liebe Eichelhäher mit der Zeit ist wieder eine andere Frage.



          Ich wünsche Dir viel Erfolg und Tatenkraft beim ökologischen Waldumbau in Portugal , mit den besten Grüßen aus NordOst

          • @niko:

            @Niko: Ach göttchen, jetzt kommt die rächende Vereinzelung gegen Verständnis erweiternde Kritik. Kommentare sind per se öffentlich und können von jedem Interessierten ohne Bitte um Erlaubnis auch kommentiert werden.



            Erlaube mir, hier einen Text zu verlinken, den ich in meinem Blog veröffentlicht habe:



            imzeitreissen.blogspot.com/p/wald.html



            "Seit Beginn des 19. Jahrhunderts ist der frühere Buchen / Eichen Mischwald in den



            Typus Fichtenforst umgewandelt worden, wie er heute das Landschaftsbild in Mitteldeutschland prägt: gleichaltrige Fichten in Reih und Glied, genutzt durch großflächigen Kahlschlag (oder Stürme) und als Monokultur neu aufgeforstet, mit einzelnen, von Wild zerbissenen Laubbäumen durchsetzt."



            Ist ein spannender Text eines Praktikers, von dem viel zu lernen ist.



            Nebenbei: 1. Die portugiesische Zelluloseindustrie, mitverantwortlich für die allbekannten verheerenden Waldbrände, die den Staat, das heisst den Steurzahlern eine Milliarde Euro jährlich kostet, bezeichnet die Eukalyptus-Monokulturen (inzwischen eine Millionen Hektar!) auch als Wald, ebenso die einschlägigen Politiker, die seit Beginn der Kolonisierung des portugiesischen Territoriums mit dieser invasiven Pflanze in den Achtziger Jahren, eng mit dieser Industrie verschwägert ist. Werden nicht auch die riesigen Palmöl-Plantagen, für die Urwald vernichtet wurde und immer noch wird, als "Wald" angesehen? Zumindest verkauft uns der WWF nachhaltige Zertifikate dieses Verbrechens.



            2. James Lovelock sagt: "Die Automaten (von denen er überzeugt ist, dass sie die Welt einst beherrschen), werden auf uns sehen, wie wir auf Bäume: als etwas, das zu einfach langsam ist.



            Danke für Deine guten Wüsche. Fakt ist, dass wir gegen die Zellulose- Mafia keine Chance haben, aber wir machen weiter. Inseln der Vielfalt im Ozean der Einfalt sind Referenzen und Hoffnungsträger.

            • @Bernardo Markowsky:

              Lieber Bernardo, natürlich durftest auch Du auf meine Frage antworten, nur kannst Du das eben nicht stellvertretend für Mitch.



              Mich stört halt bei dem Thema Tesla, wie der Wald/Forst schwarz/weiß in schützenswert/nicht schützenswert unterteilt wird. Der heutige Kommentar von Claudius Prösser bringt das ziemlich auf den Punkt. Und es ist vieleicht Haarspalterei aber in Deutschland ist der Begriff Wald für gepflanzte, bewirtschaftete, "Kiefern-Plantagen" durchaus gebräuchlich.



              Die in deinem Link propagierte Art und Weise der Waldbewirtschaftung befürworte ich im großen und ganzen. Nur muss halt für eine solche umwandlung zum strukturreichen Mischwald erst mal so ein blöder Nadelholzreinbestand vorhanden sein den man dann partiell auflockern und unterbauen kann.

              • @niko:

                @Niko. Ok, aber er ist ja vorhanden, der Unterbau sozusagen, auf dem ein Rückbau (historisch gesehen) und Vorwärtsbau, praktisch gesehen, mit möglichen Zukunftsanpassungen an den wie ein Damoklesschwert über allem hängenden Klimawandel. Auch für Dich mein Verweis auf einen Kiefernforst/Wald, den ich liebe: Tucholer Heide in Polen. Aufgelockerter Kiefernbestand, der Raum für andere Arten lässt, Wacholderbüsche, Wildkirschen an den Wasserläufen, Fuchs, Hase, Spechte... Sie ist eine Reise wert. Kann man das nachbauen? Klar, es braucht nur Zeit und wie bei allem liegt dem eine Entscheidung zugrunde. Und das setzt meiner Ansicht nach voraus, dass die Forstwirte/Ingenieure zwischen Industrie- und naturnahem Forst unterscheiden können/wollen.

                • @Bernardo Markowsky:

                  Wir sind zwar mittlerweile sehr "off Topic" aber trotzdem nochmal dein Zitat: "Ok, aber er ist ja vorhanden, der Unterbau sozusagen, auf dem ein Rückbau (historisch gesehen) und Vorwärtsbau, praktisch gesehen, mit möglichen Zukunftsanpassungen" . da verstehe ich leider nicht was Du meinst.



                  In der Tucholer Heide war ich noch nie, vieleicht findet meine Zukunft mal ein weg dahin. Bis dahin erfreue ich mich, dank des gesetzlichen Waldbetretungsrechtes, an den Streifzügen durch die Kiefernaltbestände der Mecklenburger Seenplatte und des direkten berliner Umlandes. Auch diese haben vielerorts einen schönen, spontan und natürlichgewachsenen Laubbaumunterwuchs, an der Seenplatte mehr die Eichen und Buchen hier um Berlin herum dominieren Spitz- und Bergahorn mit den sich sehr wohlfühlenden "Freunden aus Übersee" der Robinie und der spätblühenden Traubenkirsche . Mir gefallen beide Waldbilder und ich halte beides für "ökologisch Wertvoll".



                  Des weiteren gehe ich davon aus das der grossteil der praktizierenden Forstwirte/Ingenieure (zumindest in staatl./komunalen Betrieben) Ideen/Vorstellungen zum naturnahen Wald und dessen Bewirtschaftung haben und auch seid Jahren dementsprechend handeln.

                  • @niko:

                    Stimmt, in D-Land und auch in Brandenburg gibt es artenreiche und schützenswerte Forste, die langsam Wald werden. Was die Fotos vom Forst um Grünheide vermitteln und was ich aus der Gegend südlich von Berlin kenne, sieht aber doch sehr anders aus. Öder Industrieforst. Umbau möglich? Vielleicht nach den nächsten Katastrophen, die wie Rauch in der Luft liegen.

      • @niko:

        Der Unterschied ist wie der zwischen einem Maisfeld und einer extensiv gepflegten Feuchtwiese.



        Die Kiefernplantage ist artenarm, monokulturell, nicht klimawandelfest und im übrigen unter natürlichen Bedingungen nicht einmal heimisch hierzulande.

        • @Suryo:

          "Die Kiefernplantage ist artenarm, monokulturell, nicht klimawandelfest und im übrigen unter natürlichen Bedingungen nicht einmal heimisch hierzulande."



          Das könnte sich ja auf lange Sicht durch einen nachhaltige Forstwirtschaft nach und nach einiges ändern.

          Ich sehe aber eher, dass mitten in einem noch großflächig unversiegelten Gebiet ein riesiges Industriearreal erschlossen werden soll, wo es in Berlin oder im Ruhrgebiet ohne Ende Konversionsflächen gäbe.

          Das ist halt Politik und Kapitalismus, aber ob sowas letztlich in der Form dem Planeten nutzt?

          Selbst wenn ich ein kaufkräftiger Fan von zweitonnigen, vollelektrischen SUV's und Sportstern mit irrwitzigem Drehmoment wäre, die sicher technisch innovativ aber ganz bestimmt nicht ökologisch sind, würde mir zumindest der Widerspruch auffallen.

  • Vielen Dank von meiner Seite an Thomas Gerlach für diesen unaufgeregten Überblick bezüglich der "unter Strom" stehenden Gemengelage am ostrand von Berlin. Ich wünsche mir sehr das dieser Bericht der Beginn einer vielschichtigen Beleuchtung des Geschehens rund um Tesla in Grünheide von Ihnen und unserer TAZ ist. Bleiben Sie am Ball, der begonnene Tesla-Fabrikbau ist ein Paradebespiel für die komplexen Zielkonflikte der Umwelt und Naturschutz interessierten/bewegten. Vielen Sind diese Konflikte nicht hinreichend Bekannt oder verdrängen diese. Um diesen Zustand zu ändern bzw. in Errinerung zu bringen braucht die Geselchaft diese Art von unpopulistischen Jonalismus!

  • Was mir in dem Artikel fehlt ist, das Tesla von Anfang an angekündigt hat das dreifache des gerodeten Waldes an anderer Stelle wieder aufzuforsten.

    Also von wegen "Zeit, dass sich der gebürtige Südafrikaner Elon Musk zu Wort meldet"

    • @Scarface:

      Ich denke, ich werde gegen die Anlage dieses Mischwaldes klagen.Rein aus Prinzip. Irgendetwas minimal Schützenswertes wird sich schon auf der vorgesehenen Fläche finden. Ich denke, 10 bis 15 Jahre Verzögerung sollten locker drin sein, eventuell sogar eine komplette Untersagung dieses unverantwortlichen Eingriffs in natürlich gewachsene Ökosysteme.

  • Es geht um die Verhinderung einer zusätzlichen Autofabrik nebst zusätzlicher Infrastrukturen, nicht um die am Protest schmarotzenden Antidemokraten fD. So leicht sollte der Protest gegen dieses "Weiter so!" und größer, schneller, breiter Autodogma nicht diskreditiert werden können.

    Hier liegt das Problem:

    "Deutsche Autofahrer stellen PS-Rekord bei Neuzulassungen auf"

    www.spiegel.de/aut...-8a96-9918b23ccf57

  • Wenn man sich intensiver mit den notwendigen Schritten hin zu einer ökologisch vertretbareren und weniger umweltschädlichen, bestenfalls sogar umweltfreundlichen Mobilität befasst, also dem, was mit dem Begriff "Verkehrswende" gemeint ist, dann wird klar, dass diese Tesla-"Gigafactory" weder ein zukunftsweisendes noch ein wirklich nachhaltiges Projekt ist.



    Kernpunkte der Verkehrswende sind ein Ausbau und eine Stärkung des ÖPNV, nicht nur in den Ballungsräumen, sondern auch in der Fläche und vor allem des Fahrradverkehrs - wie es geradezu vorbildlich z.B. in Kopenhagen gemacht wurde und wird.



    Der Automobilverkehr wird in diesen Konzepten zur Verkehrswende ein immer kleiner werdendes Segment der Mobilitätsabwicklung, und die Autos sollen dabei kleiner und sparsamer werden. Das gilt vor allem für E-Autos, die vor allem wegen der Akku-Problematik allenfalls als kleine, leichte Fahrzeuge mit eher geringen Reichweiten als einigermaßen Ressourcen-schonend und sparsam im Energieverbrauch durchgehen können (von CO2-Neutralität ganz zu schweigen).

    Die "Teslas"" sind gewiss in technischer Hinsicht sehr innovativ und in dem Sinne "modern". Als Beitrag zur Verkehrswende in dem oben skizzierten Sinne taugen sie vorne und hinten nicht. Technisch fortschrittlich bedienen sie absolut traditionelle und rückwärtsgewandte Vorstellungen von "Auto".



    In dem Sinne sehe ich sie als "hochmodernen Schrott".

    Die abgeholzte und noch abzuholzende Kiefer-Monokultur mag ökologisch kaum von Wert sein und sie steht gewiss seinerseits für ein völlig überholtes Industrie-Wald-Konzept.



    Aber diesen artenarmen, reinen Nutzforst durch ein ebenfalls schon jetzt überholtes Industrie-Projekt zu ersetzen halte ich auch nicht für sinnvoll.



    Immerhin produzieren auch Kiefern Sauerstoff und wandeln somit CO2 um und eine Filterwirkung für das Grundwasser hat er auch.

    Wie wäre es, die Flächen mit artenreicherem und ökologisch insgesamt wertvollerem Mischwald aufzuforsten? Für mit mehr zukunftsorientiert.

    • 7G
      75064 (Profil gelöscht)
      @jlMG:

      Ich verstehe die Hoffnungen der Menschen in Brandenburg auf ziemlich hoch dotierte Arbeitsplätze, stimme Ihnen aber bei der Frage wie Verkehrswende geht, vollumfänglich zu. Tesla wird auch nicht 500.000 Taxis o.ä. (wie unten angemerkt) bauen, sondern durch den Wechsel der Antriebsart bei unsinnig großen PKW, nichts zum Klimaschutz (gemeint ist hier der Schutz unserer Lebensgrundlagen) beitragen.

    • @jlMG:

      Tesla hatte, noch vor Beginn der Proteste, angekündigt den gerodeten Wald an anderer Stelle im Verhältnis 3:1 wieder aufzuforsten.



      Würde hier aber irgendwie nicht erwähnt...

      • @Scarface:

        Lieber @Scarface, leider kann man einen einmal gerodeten Wald nicht an anderer Stelle, in was für ein Verhältnis auch immer, "wieder Aufforsten". Dem stehen das Vorhandensein von Raum und Zeit entgegen. Wiederaufforsten könnte man die gerade gerodete Fläche, mit neuen jungen Bäumen, es entsteht in den nächsten Jahrzenten dann wieder ein in der alterstruktur homogener Wald. Als "ausgleich" von Tesla ist vorgesehen, irgendwo in Brandenburg, vermutlich auf Ackerland die dreifache Fläche aufzuforsten. Auch hier entsteht dann wieder in den nächsten Jahrzenten ein in der alterstruktur homogener Wald/Forst- Bestand. Mit ökologischen Waldumbau hat das nichts zu Tun. Dieser wird in diesem Kommentar zu Frau Pops getwitter angerissen.



        taz.de/Ramona-Pops...2757&s=pop+ramona/

      • @Scarface:

        Wenn es denn so geschieht, immerhin ein Lichtblick.



        Dennoch sind die Teslas kein auch nur ansatzweise vernünftiger Beitrag zur Verkehrswende.

        Wie wäre es mit Wald aufforsten und der Produktion halbwegs ökologisch vertretbarer Fahrzeuge?



        Warum baut Musk eigentlich keine Bahnen/Straßenbahnen?

        • @jlMG:

          Doch. Teslas sind ein Beitrag wenn man sie Als Taxis u. Ä. benutzt.



          Bzgl Bahn: Musk forscht am Hyperloop. Das zählt wohl zur Kategorie Schienenfahrzeuge.

  • So eine Sh**show. Ich bin in Nordsachsen geboren und aufgewachsen. An der Grenze zu Brandenburg. Fahrt mal hin. Kein Mensch hat sich um diese Landstriche gekümmert.

    Weißte was es da ohne Ende gibt? In Reihe und Glied gepflanzte Kiefern. Weißte was fehlt? Arbeit.

    Ich bin vollumfänglich dafür, dass man natürlich gewachsene Wälder erhält. Auch nach dem was da die letzten Jahrzehnte erst mit Tiefanstich und dann durch Tagebaue und damit verbundene Grundwasserabsenkung ablief war das Gegenteil von schön und witzig. Da muss man sicherlich ein Auge drauf werfen.

    Aber jetzt den Zampano zu machen wegen einem Wald, den IKEA nicht besser hätte entwerfen können? Donnerlitchen

    • @Reyde Lanada:

      @Reyde Lanada: gefällt mir, gut gesprochen, weiter so.

    • @Reyde Lanada:

      Als einer der 20 Jahre in Brandenburg gelebt hat, in Produktion und Naturschutz tätig gewesen ist, kann ich deinen Zeilen voll zustimmen.

      Aber du wirst hier im Forum in der Minderheit bleiben, weil die meisten Foristen mal eben die Gegenwart überspringen und sich mit Zukunftsmodellen beschäftigen, für die es keine Mehrheiten gibt, für die meisten Menschen auch nicht das "mind set" haben.



      Transformation und Vision zu vereinen ist aber auch ein verdammt langer steiniger Weg.

      Für Pendler auf dem Land (ich meine keine Rentner!) Handwerker, Fahrdienste, junge Familien usw. ist der Einstieg in die e-Mobilität unter den gegebenen Bedingungen ein Schritt nach vorne.

      Aber altlinke Visionäre mit ihrem Blickwinkel müssen wir hier einfach ertragen.

      Wünsche dir ein schönes Leben!

      • @Heiner Petersen:

        @Heiner Petersen. Soweit Zustimmung meinerseits. Nur, um ehrlich zu bleiben, Tesla produziert nicht für die von Dir ausgewiesenen Zielgruppe. Da ist wohl ein altdeutscher Autobauer mit e-up eher am Ball.