Gipfel zu Lebensmittelpreisen bei Merkel: Dumpingwerbung verbieten
Wir brauchen ein gesetzliches Verbot der Werbung mit Dumpingpreisen für bestimmte Fleischprodukte, fordert die NRW-Grüne Mona Neubaur.
A m Montag empfängt die Kanzlerin die großen deutschen Lebensmittelhändler zum Krisengipfel. Thema: Deren Dumpingpreise zerstören das Geschäftsmodell vieler Landwirt*innen. Einen großen Wurf erwartet dabei kaum jemand. Dabei wäre der notwendiger denn je – für uns Verbraucher*innen und für die Menschen auf dem Land.
Aktuell sind die Machtverhältnisse eindeutig. Vier große Einzelhandelskonzerne beherrschen den Markt und diktieren den Bauern die Preise. Konsequenz: Seit Jahren sinkt die Zahl der bewirtschafteten Höfe. Die Alternativen heißen: Wachse oder weiche. Vergrößer deine Ställe und Äcker, produzier immer mehr, immer billiger – oder verabschiede dich vom Hof.
Alles, was der zuständigen Bundeslandwirtschaftsministerin und dem Präsidenten des Bauernverbandes dazu einfällt, ist eine Kampagne, die an die Verbraucher*innen appelliert, künftig faire Preise für Lebensmittel zu zahlen. Das ist das Gegenteil von Politik und eine Flucht aus der Verantwortung. Das System produziert Lebensmittel auf Kosten unserer Lebensgrundlagen, auf Kosten der Landwirt*innen, des Tierwohls, der Qualität unseres Grundwassers.
Wir brauchen ein gesetzliches Verbot der Werbung mit Dumpingpreisen für Putenschnitzel, Hackfleisch & Co. Wer Fleisch kaufen will, muss klar erkennen können, was drin ist. Genau das muss auf der Verpackung stehen. Wir brauchen eine Verbesserung der Haltungsbedingungen und eine Kennzeichnung dieser per Gesetz. Was bei Eiern funktioniert, klappt auch beim Nackensteak.
Wir müssen den Landwirt*innen neue – alte – Märkte eröffnen, Märkte vor der eigenen Haustür. Im Moment produzieren viele für den Weltmarkt – wie gut wäre es, wenn sie durch regionale Erzeuger-, Vermarktungs- und Vertriebszusammenschlüsse die Menschen mit regional und fair produzierten Lebensmitteln versorgen. Wenn es dann noch gelingt, die Lebensmittelverschwendung durch die Legalisierung von „Containern“ oder über Foodsharing zu verringern, dann wäre allen geholfen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Die Wahrheit
Der erste Schnee