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Umweltbelastung durch DüngerVerseuchen Bauern das Wasser?

Der taz-Faktencheck zeigt: Der durchschnittliche Landwirt düngt zu viel und belastet das Grundwasser. Das ist eine Gefahr für Gesundheit und Umwelt.

Hier kommt das Nitrat: Landwirt in Niedersachsen bringt Gülle als Dünger auf einem Feld aus Foto: Philipp Schulze/dpa

Berlin taz | Viele Bauern fühlen sich von Umweltschützern, Politikern und Journalisten zu Unrecht an den Pranger gestellt. Das haben beispielsweise die Demonstrationen Tausender Landwirte in mehreren Großstädten am 22. Oktober gezeigt. Am 26. November sollen wieder Traktoren nach Berlin rollen.

Die Bewegung bestreitet unter anderem, dass Bauern für die Verseuchung von Grundwasser durch die potenziell gesundheits- und umweltschädliche Stickstoffverbindung Nitrat verantwortlich seien. So argumentieren diese Landwirte gegen die geplante Vorschrift der Bundesregierung, weniger mit Stickstoff zu düngen. Berlin will damit eine Geldstrafe der EU verhindern, weil Deutschland dem Europäischen Gerichtshof zufolge seit Jahren die Nitrat-Richtlinie verletzt. Zudem will die Deutsche Umwelthilfe wegen der Überschreitung des Nitrat-Grenzwerts im Grundwasser gegen die Landesregierungen Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen klagen. Hier die wichtigsten Behauptungen der Agrarseite im Faktencheck:

Wenn der Nitrat-Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter im Trinkwasser überschritten wird, sei das noch lange nicht gesundheitsschädlich.

Falsch. Auch wenn der Grenzwert nur gelegentlich überschritten wird, können Säuglinge Blausucht bekommen, wie das Bundesumweltministerium mitteilt. Denn das Nitrat kann durch Bakterien in Nitrit umgewandelt werden, das den Sauerstofftransport durch die roten Blutkörperchen stört. „Dies kann zu Sauerstoffmangel in den Geweben bis hin zur inneren Erstickung führen“, schreibt das Bundesinstitut für Risikobewertung.

Unser Trinkwasser sei fast immer unter dem Nitrat-Grenzwert. Es sei kein großes Problem, dass ein paar Grundwasserkörper darüber liegen. Grundwasser sei ja nicht gleich Trinkwasser.

Bei Trinkwasser wird der Grenzwert laut Umweltbundesamt tatsächlich flächendeckend eingehalten. Aber nur, weil die Wasserwerke Grundwasser aus zu stark mit Nitrat belasteten Brunnen mit sauberem Wasser aus anderen Brunnen verschneiden, belastete Brunnen schließen, tiefer bohren oder das Nitrat herausfiltern. Fast 70 Prozent des Trinkwassers werden dem Umweltbundesamt zufolge aus Grund- und Quellwasser gewonnen.

Die Landwirtschaft sei gar nicht der Hauptverursacher der Nitrat-Emissionen in Deutschland.

Doch, das meiste Nitrat im Grundwasser kommt aus der Landwirtschaft. Das belegt zum Beispiel das Umweltbundesamt in seinem Forschungsprojekt „Reaktive Stickstoffflüsse in Deutschland 2010–2014“, dessen Ergebnisse demnächst offiziell veröffentlicht werden sollen. Demnach kommen 88 Prozent des Nitrats im Grundwasser von Landwirtschaftsflächen unterhalb der Wurzelzone, wie das Umweltbundesamt der taz vorab mitteilte.

Außerdem haben Messstellen im Einzugsbereich von Ackerland bedeutend höhere Nitratkonzentrationen im Grundwasser als Messstellen, deren Einzugsgebiet vorwiegend durch Wälder geprägt ist: Unter Waldflächen wird der Schwellenwert von 50 Milligramm pro Liter laut Umweltbundesamt bei 2 Prozent der Messstellen überschritten. An Messstellen, in deren Einzugsgebiet Grünland oder Siedlungen dominieren, beträgt dieser Anteil 8 beziehungsweise 6 Prozent. In Regionen, in denen vorwiegend Ackerflächen oder Sonderkulturen sind, wird der Schwellenwert bei 33 Prozent der Messstellen überschritten.

Undichte Abwasserleitungen belasteten das Grundwasser viel stärker mit Nitrat als die Landwirtschaft.

Auch das ist falsch, wie eine Studie für Nordrhein-Westfalen, das bevölkerungsstärkste Bundesland, zeigt. Das Bundesumweltministerium zitiert das Ergebnis wie folgt: „Kein Grundwasserkörper in NRW ist aufgrund einer anderen Quelle als der Landwirtschaft in einem schlechten Zustand wegen Nitrat.“ Zwar gebe es den Forschern zufolge punktuelle Belastungen aus undichten Kanälen. Aber die Einträge seien örtlich so begrenzt, dass sie nicht ins Gewicht fallen.

Deutschland habe pro Fläche weniger Grundwasser-Messstellen als andere EU-Länder. Deshalb seien die Ergebnisse verzerrt.

Tatsächlich ist das Messnetz in Deutschland laut EU-Kommission nicht so engmaschig wie in den meisten anderen Mitgliedstaaten. Aber den Behörden zufolge ändert das nichts daran, dass die deutsche Ergebnisse repräsentativ sind. Das Netz, das für Berichte an die Europäische Umweltagentur (EUA) benutzt wird, besteht laut Bundesregierung beispielsweise zu 45 Prozent aus Messstellen unter Ackerland, zu 11 Prozent unter Grünland, 30 Prozent Wald und 9 Prozent Siedlungsfläche. „Dies spiegelt die Flächenanteile der einzelnen Landnutzungen in Deutschland wider“, so die Regierung. Rund 18 Prozent der Messstellen in diesem Netz liegen laut Umweltministerium über dem Schwellenwert für Nitrat.

Die Bundesregierung wolle nun vorschreiben, dass die Bauern in besonders belasteten Gebieten 20 Prozent weniger düngen, als bislang offiziell für nötig gehalten wurde. Dann würden die Pflanzen hungern.

Das würde nur dann stimmen, wenn die Landwirte bisher lediglich so viel gedüngt hätten, wie die Pflanzen aufnehmen. Doch genau das haben sie nicht getan. Beispiel Niedersachsen, Deutschlands Agrarland Nummer 1: Dort düngten die Bauern im vergangenen Wirtschaftsjahr pro Hektar im Schnitt 19 Kilogramm Stickstoff zu viel, wie im Nährstoffbericht des von der agrarlobbyfreundlichen CDU geführten Landwirtschaftsministeriums steht. Zwar soll die Düngeverordnung die Menge so begrenzen, dass kaum Stickstoff übrig bleibt. Aber sie bietet viele Schĺupflöcher. Zudem halten sich manche Landwirte nicht an die Regeln, die oft auch nur lasch durchgesetzt werden. Manche Bauern wollen durch Überdüngung die riesigen Mengen Gülle aus Massenställen auf den Feldern entsorgen. Zuweilen irren sich Landwirte auch einfach und düngen zu viel oder zum falschen Zeitpunkt.

Die Pflanzen hungerten auch nicht, wenn sie weniger Dünger erhielten, sagt Onno Poppinga, emeritierter Agrarprofessor und Mitgründer der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, der taz. „Sie können weiter keimen, wachsen und zur Samenreife kommen.“ Aber vielleicht wäre die Ernte nicht so groß, wie die Bauern wollten. Die Düngeverordnung definiere den Bedarf einer Pflanze so, dass die Landwirte möglichst viel ernten und verdienen.

Wenn die Bauern in den besonders belasteten Gebieten 20 Prozent weniger als bisher erlaubt düngen, würde das dem Grundwasser kaum nützen.

Der Kieler Agrarprofessor Henning Kage schreibt, weniger zu düngen reduziere die Nitratmenge im Grundwasser „in aller Regel kurz- bis mittelfristig (1–10 Jahre) nur sehr wenig“. Das bestätigt Hans-Werner Olfs, Professor für Pflanzenernährung an der Hochschule Osnabrück. Denn das nitratbelastete Regenwasser brauche lange, bis es durch die verschiedenen Bodenschichten in die Brunnen sickere. „Danach werden die Nitratwerte im Grundwasser aber sehr wohl signifikant sinken“, sagte Olfs der taz.

Die Ernten werden stark schrumpfen, wenn die Pflanzen weniger gedüngt werden dürfen. Viele Höfe müssten schließen.

„Wir schätzen, dass die Erträge der Ackerkulturen im Durchschnitt um 5 Prozent sinken, wenn sie mit 20 Prozent weniger Stickstoff gedüngt werden, als in der Düngeverordnung aus dem Jahr 2017 erlaubt ist“, sagt der auch von Umweltschützern anerkannte Wissenschaftler Bernhard Osterburg vom bundeseigenen Thünen-Agrarforschungsinstitut. Zudem würde es dann schwieriger, die am Markt geforderten Qualitäten zu erreichen, vor allem bei Backweizen und einigen Feldgemüsearten. Agrarprofessor Kage schätzt, dass die Landwirte wegen der Düngerreduktion insgesamt 150 Millionen Euro weniger pro Jahr einnähmen. Ob diese Gewinnminderung existenzgefährdend sei, könne „nur einzelbetrieblich beurteilt werden“.

Es sei nicht gerechtfertigt, die maximal erlaubte Düngung auch bei Bauern zu reduzieren, die zwar in belasteten Gebieten arbeiten, jedoch selbst nicht zu viel Stickstoff ausgebracht haben.

Das Umweltministerium bestreitet, dass es so kommt: „Betriebe, die gewässerschonend wirtschaften, sollen davon ausgenommen sein.“ Als gewässerschonend gelte ein Betrieb, wenn er weniger als 160 Kilogramm Gesamtstickstoff pro Hektar und davon maximal 80 Kilo synthetischen Stickstoff-Dünger einsetzt. Der Bauernverband dementiert das auf taz-Anfrage nicht. Diese Ausnahme sei „selbstverständlich“, sagt Generalsekretär Bernhard Krüsken.

Nitrat werde im Boden und im Grundwasser auf natürliche Weise abgebaut.

„Alle derzeit bekannten wissenschaftlichen Studien geben keinen Hinweis darauf, dass durch natürliche Denitrifikation, also durch Nitratabbau in der ungesättigten Zone und im Grundwasser in Deutschland, im großen Umfang die Nitratkonzentration vermindert werden kann“, schreibt das Umweltministerium. In einigen Regionen werde derzeit noch Nitrat abgebaut. Doch wie lange diese Kapazität noch reiche, sei unbekannt. Deshalb könne man sich darauf nicht verlassen. Dazu wollte sich der Bauernverband auf taz-Anfrage nicht äußern.

Dass die Landwirtschaft einen Stickstoff-Überschuss von etwa 100 Kilogramm pro Jahr und Hektar habe, bedeute nicht, dass die Bauern diese Menge zu viel düngen.

Das stimmt. Ein Teil des Stickstoffs gelangt nicht durchs Düngen in die Umwelt, sondern etwa, wenn Gülle unter freiem Himmel gelagert wird. Aber das ändert nichts an der Verantwortung der Landwirtschaft für diese Emissionen, die sich auch reduzieren lassen. Und auch nicht daran, dass sie oft zu viel düngen, wie zum Beispiel der Nährstoffbericht für Niedersachsen belegt.

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23 Kommentare

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  • Taz-Faktencheck klingt nach „endgültiger Wahrheit“. Die gibt es nicht, schon gar nicht, wenn man UBA, BMU und EU-Umwelt für Wahrheitsbehörden hält, was sie eher im Orwell’schen Sinn sind. Z.B. hier gut zu sehen, ZITAT taz: „Alle derzeit bekannten wissenschaftlichen Studien geben keinen Hinweis darauf, dass durch natürliche Denitrifikation, also durch Nitratabbau in der ungesättigten Zone und im Grundwasser in Deutschland, im großen Umfang die Nitratkonzentration vermindert werden kann“, schreibt das Umweltministerium. In einigen Regionen werde derzeit noch Nitrat abgebaut. ZITAT ENDE Natürlich weiß das BMU, dass die natürliche Denitrifikation die wichtigste Nitratsenke für alle Zeiten war und ist und immer bleiben wird. ZITAT Wasserverbandstag: „Etwa 50 % des Stickstoffüberschusses wird durch Denitrifikation abgebaut. Die Denitrifikation ist damit der wesentliche Prozess, der dafür sorgt, dass das zur Trinkwassergewinnung genutzte Grundwasser in gefährdeten Gebieten ohne technische Maßnahmen zur Nitrateliminierung der Trinkwasserverordnung entspricht. ZITAT ENDE, siehe www.wasserverbands.../Fax/fax_19_11.pdf ZITAT BMU (Herausgeber): „In den flachen Küstengewässern wird ein bedeutender Teil des über Flüsse eingetragenen Stickstoffs zu Luftstickstoff denitrifiziert. Modellrechnungen zeigen, dass in der Pommerschen Bucht ca. die Hälfte des über die Oder eingetragenen Stickstoffs bereits in der Nähe der Odermündung denitrifiziert wird….“ ZITAT ENDE, siehe Seite 11 in: www.io-warnemuende...e_BLANO_2014-1.pdf Es ist schon erschreckend, wie systematisch hier von den Staatsstellen, denen die taz glaubt, Faktenverdrehung geübt wird. Das hat System, leider durchgängig. Grüße: Georg Keckl

  • Das Messnetz für das Grundwasser ist nicht zu weitmaschig. Tatsächlich wurden aber bisher nur die schlechtesten Messwerte an die EU gemeldet. Alle anderen Staaten hingegen haben gleichzeitig alle Messwerte oder den Durchschnitt angegeben. Das ist auch laut Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Otte-Kienast eine Tatsache, sie könne diesen Fehler aber nicht mehr ändern. Dumm gelaufen halt. Im Endeffekt ist unser Grundwasser also nicht schlechter als das der anderen. War das nun ein dummes Versehen oder Vorsatz? Interessiert scheinbar niemanden. Ich finde es unverantwortlich, dass Politiker nach ihrer Amtszeit nicht mehr zur Verantwortung gezogen werden können. Dieser Fehler könnte die Branche viele Betriebe und Landwirte ihre Existenz kosten. Hauptsache man fühlt sich wohl in seiner Blase.

  • Dieser Faktencheck hat hinterlässt bei mir ein Gschmäckle, wie der Bayer sagt.

    Den Hinweis mit der Säuglingssterblichkeit zu bringen und dann noch ganz am Anfang finde ich extrem polemisch. Säuglinge bekommen schließlich kein Grundwasser, sondern Trinkwasser und das ist sehr gut in Deutschland, zumindest laut Umweltbundesamt.

    Auf welche Studie aus NRW wird sich in diesem Artikel berufen? Wurde dort der Ursprung des Nitrats im Wasser ermittelt?

    Wie kommt es, dass unsere Nachbarländer soviel besser bei der Wasserbewertung abschneiden? Wird in Frankreich, Polen und den Niederlanden die Landwirtschaft so anders betrieben als hier? Oder hat es doch etwas damit zu tun, dass Deutschland sehr viel weniger Messstellen hat? Denn gerade den Abschnitt finde ich in diesem Faktencheck extrem dünn belegt. Da gibt es sehr ausführlich formulierte Zweifel:



    keckl.de/texte/Volksverdummung.pdf

    Was die Unterversorgung von Pflanzen angeht, kann ich mir kein Urteil erlauben, da ich kein Experte bin. Eine auf Ackerboden stehende Pflanze genau nach Bedarf zu düngen scheint soll also möglich sein. Ich kann mir das nicht so richtig vorstellen, es muss doch auch immer Dünger an der Pflanze vorbei gehen. Und von daher würde ich ganz unbedarft vermuten, dass 19kg zu viel gedüngter Stickstoff pro Hektar (also pro 10.000 Quadratmeter) nicht wirklich viel sind. Man kann ja auch Nudelwasser nicht genau so salzen, dass nach dem Kochen kein Salz mehr im Wasser übrig ist.

    • @melvd:

      (Künstlich) gezielt(er) Düngen mittels GPS und Berechnungen geht theoretisch und praktisch z.B. auch so:

      www.moderne-landwi...egen-ueberduengung

      • @Hanne:

        Danke für den Link. Die Technik lässt es zu, den Dünger sehr genau zu dosieren.



        Mir ging es darum, dass jedoch auch immer Dünger an der Pflanze vorbei geht. Er landet auf dem Boden bzw. im Boden und der größte Teil wird von der Pflanze aufgenommen, aber nicht alles. Das muss bei der Düngung mit eingerechnet, also etwas mehr ausgebracht werden als der Bedarf der Pflanze.

        Hier im Artikel wird sich auf 19kg zuviel Stickstoff pro Hektar berufen und dies als kritisch dargestellt, ohne diese Zahl in ein Verhältnis zu setzen. Sind diese 19kg denn nun 200% zuviel oder vielleicht doch nur 5%? Das wird hier leider nicht erwähnt. Und somit ist es ein weiteres Indiz dafür, dass hier selektiv berichtet wird.



        Die 19kg sind übrigens nicht "viel zuviel", je nach Ackerfrucht und Boden lässt sich dazu aber keine pauschale Aussage treffen.

  • Es gibt bestimmt Regionen in denen in den letzten Jahren zuviel gedüngt wurde. Vor 2 Jahren wurde dies aber verboten und es durfte nur noch der Bedarf der Pflanzen gedüngt werden.



    In meiner Region wurde auch ein rotes Gebiet ausgewiesen. Dafür waren 2 Messtellen verantwortlich. Eine liegt im Wald, die andere neben einer Sickergrube einer Hauskläranlage.



    Die meisten Messtellen in den angrenzenden Regionen liegen unter 1mg/l Wasser. Die Böden und die Bewirtschaftung sind gleich. Warum wurden diese fehlerhaften Messtellen ausgewählt? Ich würde sagen aus rein politischen Gründen.



    Übrigens: warum wird Salat nicht für die menschliche Ernährung verboten wenn Nitrat so giftig ist? Rucola hat ungedüngt mindestens 2000 mg Nitrat pro kg, gedüngt bis fast 4000 mg/ kg.



    Wieviel Wasser trinkt man pro Tag? Einen halben Liter? Das bedeutet bei 100mg/l 50 mg pro Tag. Bei einem Verzehr von 100 Gramm Salat am Tag nimmt man mindestens 200 mg pro Tag auf.



    Es gibt keine Pflanzen ohne Nitrat. Ohne Nitrat gibt es kein Leben auf der Erde.

    • @Martin17:

      Warum sollte eigentlich bei einer bedarfsgerecht gedüngten Pflanze mehr Stickstoff übrig bleiben als bei einer unterdüngten? Das macht keinen Sinn. Die Pflanzen nehmen soviel Stickstoff wie sie brauchen. Ein höherer Ertrag verbraucht mehr Stickstoff.

  • Netter " Faktencheck " Herr Maurin, aber leider zeigen Sie nur die Seite der Medaille, die zu ihren früheren Beiträgen passt.



    Wenn bei über 50mg Nitrat je Liter Wasser Babys sterben können, WARUM ist dann der Grenzwert für Nitrat in Babynahrung bei 200 mg/kg ? WARUM darf der Grenzwert in Gemüse für Nitrat 80x ( in Worten: Achtzigfach ) so hoch sein wie im Wasser ?



    www.ages.at/themen...taminanten/nitrat/



    Das Deutsche Nitratmessnetz ist nach dem Belastungsstandpunkten ausgelegt, d.h. es wird ausdrücklich nur der Eintrag aus der Landwirtschaft gemessen.



    www.umweltbundesam...rwachung-bewertung



    Wenn also nur ca. 50% der Fläche in Deutschland auf Nitrat untersucht wird, ist es genauso, als ob wir eine Kriminal Statistik nur über Männer machen würden, weil Frauen kein Verbrechen begehen.

  • Abschließend in Ergänzung:

    Das Resümee aus der Aneinanderreihung Ihres Faktenchecks also: Sorgen Sie dafür, dass Nitrat verboten wird, Herr Maurin. Kommunizieren Sie parallel dazu aber bitte insbesondere ehrlich, dass auf unserem Planeten ein Leben ohne Nitrat nicht möglich ist; oder blenden Sie ein solches Grundwissen bewusst aus?

    Wer wie Sie gebetsmühlenartig ein äußerst scharfes Schwert gegen die Bauern zu zücken weiß, kann im Besonderen seiner wohlgeneigten Leserschaft vielleicht aber auch schon vorbildliche Alternativen präsentieren, zum Wohle von Mensch, Tier und Natur!

    Gruß eines konventionellen Bauern, der kein DBV-Mitglied ist.

  • Alle Kommentatoren loben Sie sprichwörtlich „über den grünen Klee“; auch bauernseits ein dickes Lob an dieser Stelle, eine journalistische Überzeugungsarbeit ganz in Ihrem Sinne, in Reihen des taz-Leserklientels.

    Wer nimmt wiederum Platz auf Ihrer gesellschaftlichen Anklagebank, selbstverständlich kann und darf man natürlich jene Protagonisten keineswegs in eine entsprechende Verantwortlichkeit stellen, die das von Ihnen massiv attackierte System einer jahrzehntelang bewusst forcierten Entwicklung in der Landwirtschaft in ihren Elfenbeintürmen entwickelt und hernach strukturiert in der Praxis umgesetzt haben, unhinterfragt von Politik und verstärkt durch eine Administration; dieses Hand-in-Hand perfektionierte, die Bauern ausbeutende System. Leider entwickeln auch Sie sich dabei, werter Herr Maurin, zu einer beispielhaften Leuchtfigur: So selektiv, wie Sie die Bauern unter Ihrem Knüppel tanzen lassen, einseitiger geht das ganze kaum mehr!

    Es ist auch Ihnen nicht neu, dass man sich heutzutage auch im journalistischen Umfeld gezielt plakativ bildlicher Attitüde gezielter Angst- u. Schockmomente bedient, um eine grundsätzliche Authentizität zu erlangen. Dieses Schwert zücken Sie bewusst mit der Aussage der infolge der Nitratproblematik mit dem Leben massiv bedrohten Säuglinge. Wie viele an Blausucht hierzulande verstorbene Säuglinge lassen sich evaluieren? Haben Sie dahingehend Ihre journalistische Recherche in einer entsprechenden Sorgfalt erfüllt? Ist die hohe Sterblichkeitsrate von Säuglingen in Deutschland in erster Linie diesem Problem geschuldet? - Und bitte, ich möchte in dieser Thematik keinesfalls falsch verstanden werden, es gibt dahingehend nichts schönzureden; aber grundehrlich in der Bewertung sollte man sein.

  • Guter Faktencheck. Vielen Dank dafür.

    • @Martin74:

      Ich schließe mich dem Dank an!

  • auch wenn das hier ein bisschen dünn belegt ist, daß der Bauernverband diese haltlosen Thesen zu verantworten hat, so ist doch die Regel, daß dieser Verband seine Bauern mit so einem Blödsinn gegen das öffentlichen Interesse laufen lässt.

    Irgendwie also, dieselbe Fürsorge, die der Bauer mit seinen Schweinen pflegt.

  • Auch danke für den Artikel aber noch drei Anmerkungen zu diesem sehr komplexen Thema:



    20% weniger N düngen und 5 % weniger ernten deuten schon an, dass der finanzielle Verlust nicht so gross wäre.



    Der Hinweis, dass die "Qualität" leiden würde, hier gemeint Feuchtklebergehalt (das is das Zeugs das die die Luft ins Brötchen bringt) stimmt. Nur: dann sollen die Bäcker (bzw. die Backstrassen...) mal zu den Kollegen in den Biobäckereien gehen und fragen wie die leckeres Brot und Brötchen hinkriegen, denn dort wird schon längst mit diesen niedrigeren Gehalten gearbeitet. Und mir ist nicht bekannt, dass Biobrot ekelig, nicht schmackhaft oder nicht schön ist...

    N-Bilanzüberschuss: es darf nicht der Eindruck erweckt werden, dass dieser gen Null gefahren werden kann. Aber so grob würde ich vermuten, dass Biobetriebe den halben Überschuss haben.



    Aber wenn wir Humusgehalte erhöhen wollen, dann gehört da dummerweise N dazu. Grob gesehen hat Humus ein C/N Verhältnis 10-15 zu 1. Oder anders: wenn ich 1 kg Humus speichern will, brauche ich 70-100 gr N aus dem Bodenvorrat.... Manche Dinge sind einfach vertrackt!

    Ach ja und aus der Luft kommen nur noch wenige kg. Vielleicht bei einem Gewitter mal ein bisschen extra ;-)

    • @Heiner Petersen:

      Mehr Humus wird natürlich bei höherem Ertrag gebildet, da hier auch z.B. mehr Wurzelmasse und Stroh gebildet wird. Dadurch wird mehr CO2 gebunden. Dies funktioniert aber nur bei einer bedarfsgerechten Düngung. Also weniger bei einer Düngung von 20 % unter Bedarf.

  • Danke schön, guter Artikel.

  • Damit kann man den „Argumentationshilfen“ der Bauernverbände auch mal ein paar Zahlen entgegenhalten.



    Super Artikel!

  • Leider wird in dem verlinkten taz Artikel nicht gesagt, was die Bauern fördern. Von Stickstoffdünger ist da nicht die Rede.

    Aber ich vermute wir haben hier zwei Probleme, zum einen die Art der Landwirtschaft im "schweinegürtel" der unglaubliche Mengen an gülle profuziert. Ausserdem sollten die Agrarbetriebe im osten eher als industrieunternehmen betrachtet werden. Da sind geht es millioneninvestitionen.

    Auf der anderen Seite ist es natürlich kaum zu verstehen, wenn deutsche Bauern ihren Ertrag senken müssen, während alle anderen die auch hier ihre waren verkaufen dürfen das nicht tun müssen.

    Aber diese Art der "Globalisierung" kennen wir schon. Gut bezahlte und mit umweltauflagen belastete Arbeitsplätze wurden nach Asien verlagert, wo man bis heute mit Ausbeutung und Umweltverschmutzung viel Geld verdient.

    Oder Kurz, aus den Augen aus dem Sinn.

  • Gute journalistische Arbeit, Herr Maurin! Danke!

    • @Drabiniok Dieter:

      In der Tat! Auch von mir ein dickes Dankeschön.

  • Wenn das Nitrat ca. 10 Jahre braucht, bis es ins Grundwasser gelangt, dann würde mich noch interessieren, ob sich das Düngeverhalten der Bauern in den letzten 10 Jahren geändert hat (jährliche Menge stagniert, verringert oder gesteigert?).

    • @Lesenundschreiben:

      Eine sehr interessante und wichtige Frage, zumal das Düngen zuletzt 2018 eingeschränkt wurde. Das soll es jetzt ja schon wieder, obwohl man noch gar nicht wissen kann, was für Auswirkungen es hatte.

  • Nicht zu vergessen, dass beim Nitratabbau im Boden auch Lachgas entsteht. Dieses ist



    bezogen auf den Treibhauseffekt 298-mal wirksamer als CO2.



    (www.stickstoffauss...rat_und_Boden.pdf)