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Kommentar Schäfer-Gümbels JobwechselEigenverantwortung, war da was?

Kommentar von Gunnar Hinck

Willy Brandt würde sich schämen: Mit Thorsten Schäfer-Gümbel bekommt ein weiterer Spitzengenosse einen lukrativen Posten zugeschanzt.

Wer in der SPD etwas werden will, muss fehlerfrei aufsagen, dass Willy Brandt sein Vorbild sei Foto: Boris Roessler/dpa

M echthild Rawert aus Berlin, Wahlkreis Tempelhof-Schöneberg, war eine unbekannte Bundestagsabgeordnete der SPD. Ende 2017 schied sie aus dem Bundestag aus, seit einem halben Jahr sucht sie über ihre Website „nach einer neuen beruflichen Gestaltung“.

Mechthild Rawert war in der Parteihierarchie nicht wichtig genug, um in hoher Position zu Gazprom, einer Krankenkasse oder zur staatlichen Entwicklungshilfeorganisation GIZ zu wechseln. Ihr Genosse Thorsten Schäfer-Gümbel war wichtig genug. Im Herbst wechselt er als Arbeitsdirektor, also Personalchef, im Vorstandsrang zur GIZ, nachdem er einsah, dass es in der Politik nach drei Wahlniederlagen keine Zukunft mehr für ihn gibt.

Natürlich hat der SPD-Fraktionsvorsitzende und Parteivorsitzende in Hessen keinerlei Erfahrung in Sachen Personalmanagement. Das erledigen in Parteien und Fraktionen die Geschäftsführer. Er bekommt den offenbar mit rund 200.000 Euro dotierten Job, weil die SPD bei den Koalitionsverhandlungen vor einem Jahr den Posten zugeschanzt bekam, wie die taz im Herbst berichtete.

Angesichts der boomenden Wirtschaft wäre es für Schäfer-Gümbel ein leichtes, auf dem freien Arbeitsmarkt den Job zu finden, der ihm gefällt. Aber die Eigenverantwortung, die der ehemalige SPD-Kanzler Gerhard Schröder in seiner Agenda-2010-Rede im Jahr 2003 im Bundestag anmahnte, gilt nicht für die eigenen Parteioberen.

Furnierholzküchentisch und Resopalfrühstücksbrettchen

Sozialdemokraten in Spitzenpositionen sind anfälliger für Patronage und Parteienfilz als Politiker bürgerlicher Parteien. Meist Sozialaufsteiger, haben sie ihren Status, den ihnen ihre Herkunft nicht bieten konnte, ihrer Parteikarriere zu verdanken. SPD-Politiker – so auch Schäfer-Gümbel, der Sohn einer Putzfrau und eines Lkw-Fahrers ist – betonen zwar gern ihre Herkunft aus sogenannten kleinen Verhältnissen, aber das ist reine PR.

In Wahrheit sind sie froh, ihr elterliches Reihenhaus mit Furnierholzküchentisch und Resopalfrühstücksbrettchen hinter sich gelassen zu haben und einem Milieu entflohen zu sein, in dem sich die Anstrengungen und Begrenzungen körperlicher Lohnarbeit überall einnisten, auch bei den Nachkommen. Der Autor dieser Zeilen – ein autobiographischer Verweis sei an dieser Stelle erlaubt – kennt dieses Milieu. Und je weiter sich die SPD-Aufsteiger von der Herkunft entfernt haben, umso größer ist der innere Triumph darüber, dass sie es geschafft haben.

Jeder, der in der SPD etwas werden will, muss fehlerfrei aufsagen, dass Willy Brandt sein Vorbild sei. Brandt, Sohn einer alleinerziehenden Verkäuferin, wurde nach seiner Kanzlerschaft durch seine Buchveröffentlichungen ein wohlhabender Mann, aber er wäre nie auf die Idee gekommen, seine politische Karriere umzumünzen in einen lukrativen Job. Vereinnahmungen von Toten lassen sich gesetzlich leider nicht verbieten.

Die SPD, diese Partei der Beamten und Hinterzimmerbürokraten, glaubt bis heute, dass sie wegen ihrer hundertseitigen Wahlprogramme gewählt wird. Ein grandioses Missverständnis: Gewählt wurde und wird sie wegen der Haltung, die ihr Personal im besten Fall verkörpert – auch nach dem Abschied aus der Politik. Politiker mit dieser Haltung sind in der Partei inzwischen so selten wie SPD-Wahlerfolge.

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ist Redakteur im taz-Ressort Meinung.
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49 Kommentare

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  • Sehr geehrter Herr Hink,



    wie Sie über Herrn Thorsten Schäfer-Gümbel schreiben (er steht hier für mich stellverstretend auch für andere Politiker, gleich welcher Partei!) ist mehr als beschämend. Sie füttern damit das Vorurteil, „alle Politiker“ streben nach persönlichen Vorteilen (und insbesondere, die der SPD).



    Ihr Zitat:



    „SPD-Politiker – so auch Schäfer-Gümbel, der Sohn einer Putzfrau und eines Lkw-Fahrers ist – betonen zwar gern ihre Herkunft aus sogenannten kleinen Verhältnissen, aber das ist reine PR. In Wahrheit sind sie froh, ihr elterliches Reihenhaus mit Furnierholzküchentisch und Resopalfrühstücksbrettchen hinter sich gelassen zu haben und einem Milieu entflohen zu sein, in dem sich die Anstrengungen und Begrenzungen körperlicher Lohnarbeit überall einnisten, auch bei den Nachkommen. Der Autor dieser Zeilen – ein autobiographischer Verweis sei an dieser Stelle erlaubt – kennt dieses Milieu. Und je weiter sich die SPD-Aufsteiger von der Herkunft entfernt haben, umso größer ist der innere Triumph darüber, dass sie es geschafft haben.“



    Sie sollten sich besser informieren und die Anatomie des Lobbyismus studieren.



    Ihre Aussage:



    „Sozialdemokraten in Spitzenpositionen sind anfälliger für Patronage und Parteienfilz als Politiker bürgerlicher Parteien. Meist Sozialaufsteiger, haben sie ihren Status, den ihnen ihre Herkunft nicht bieten konnte, ihrer Parteikarriere zu verdanken.“



    wird verständlicher, wenn man sich die Mühe macht, zu recherchieren, wes Geistig Kind Sie sind.

  • Die Bundesdeutsche Linke der 70er Jahre: Autor Gunnar Hinck Taschenbuch 2012



    «Es fällt auf, dass eine Regierung, die die Grundlagen der Sozial- und Wirtschaftspolitik am stärksten in Richtung des Marktprinzips verschoben hat, diejenige in der Geschichte der Bundesrepublik ist, in der der Anteil ehemaliger dogmatischer Marxisten am höchsten war. Weder vorher noch nachher waren ehemalige Marxisten, Marxisten-Leninisten, Maoisten und linksradikale Straßenschläger auf höchster Ebene nennenswert an einer Bundesregierung oder an der sie stützenden Parlamentsmehrheit beteiligt. Zu nennen wären [es folgen zahlreiche Namen späterer Minister]. Zahlreiche Spitzenpolitiker der Grünen wurden in maoistischen K-Gruppen sozialisiert – so etwa Winfried Kretschmann, Antje Vollmer, Jürgen Trittin, Krista Saager, Ralf Fücks oder Reinhard Bütikofer. Fast der gesamte Führungszirkel des „Revolutionären Kampfes“ (Daniel Cohn-Bendit, Joschka Fischer, Tom Koenigs u.a.) schloss sich den Grünen an, ebenso wie ehemalige Trotzkisten (Andrea Fischer, Kerstin Müller) (S. 160, 350).“



    Thorsten Schäfer-Gümbel war bei drei Wahlen nicht erfolgreich, dass er daraus Konsequenzen zieht ist verständlich und löblich… da können Sie sich ihren Spruch… „Willy Brandt würde sich schämen:“ schenken. Leider verlieren sie auch kein Wort darüber, welche Aufgabe / Amt Thorsten Schäfer-Gümbel jetzt übernimmt…



    Meine These: Bitte mit „Humor“ lesen… sie kommen aus einer intellektuellen Familie Herr Hink und fühlen sich und ihr Umfeld bedroht, weil der Sohn einer Putzfrau und eines Lkw-Fahrers Ihnen bei weiten das Wasser reichen können.

  • Das 20-jährige Nichtstun vieler SPD-Politiker*innen angesichts der sozialen Kahlschläge durch die Agendapolitik sollte nicht vergessen werden, wenn es demnächst womöglich neue Bündnisverhandlungen gegen eine nach rechts wandernde AKK-CDU geben wird.

    Für die meisten SPD-Spitzenkräfte winkte ja noch nicht einmal ein Spitzenjob in der Wirtschaft, sie haben das alles aus Gefolgstreue zur Partei oder einer protestantischen Arbeitsethik heraus mitgetragen. Was erwartet mal also von solchen Leuten?

    Bei CDU- oder FDP-Leuten stört es keine müde Sau, wenn sie sich mit Lobbyisten umgeben und nachher zur Belohnung die Spitzenjobs absahnen. Warum nur wird sich bei SPD moralisch empört, wo es doch nur das andere Standbein der neoliberalen Ideologie ist?

  • Die SPD macht die Gesetze, um Menschen zu verarmen und Gerd Schröder und Wolfgang Clement haben sehr effektiv vorgemacht, wie sie selber Millionäre geworden sind, während sie anderen Menschen Diät-Programme aufgeladen haben.

    Allerdings ist Schäfer-Gümbel in meinen Augen kein Agenda-Politiker. Er hat gar nicht gefordert, dass Menschen verarmen sollen. Bei Franz Müntefering, dessen Ehefrau im Außenministerium sitzt, klang das damals so: Man solle doch einen Malle-Urlaub sparen und das Geld für die Rentenvorsorge anlegen. Leider funktionierte diese Trick noch nie. Bis heute lässt sich nur für Manager und Großverdiener der Verlust der staatlichen Rente ausgleichen.

    Allerdings hat sich Schäfer-Gümbel nicht damit hervorgetan, diese unsoziale Politik zu rechtfertigen oder zu befördern. Das Ganze ist eben so, dass die SPD jetzt für jede Sache im Fokus ist, bei der es um Geld, Posten und Beziehungen geht.



    Inzwischen will selbst der Bundestag die Privilegien für Ex-Kanzler und Ex-Präsidenten enger fassen, mal sehen, ob sie sich wirklich trauen.

    • @Andreas_2020:

      "Allerdings hat sich Schäfer-Gümbel nicht damit hervorgetan, diese unsoziale Politik zu rechtfertigen oder zu befördern." Das mag stimmen, aber er hat nunmal auch gar nichts dagegen unternommen – wie auch, mit der Macht kann Mann nicht flirten, die Macht muss Mann heiraten. 😉 .

      • @Frau Kirschgrün:

        Sind sie verheiratet...

  • Gibt es überhaupt heute noch einen integeren Politiker, der für die Mehrheit der Wähler Politik macht, und nicht nur ein sein persönliches Fortkommen?

    Spätestens seit Schröder, ist diese Partei, vielleicht noch Neo liberaler als alle anderen? Und leider gibt es immer noch Menschen die diese Partei wählen.

    • @Illoinen:

      Ne, was das betrifft ist die CDU sehr viel schlimmer. AfD und FDP auch. Etwas anderes wird von denen aber auch kaum erwartet, im Unterschied zur SPD.

  • Das Verhalten von TSG gegenüber den 4 Abweichlern nach der Ypsilanti-Wendung ist unvergessen. Immerhin kann er als Personalvorstand zukünftig an zentraler Stelle anderen notleidenden Genossen wohldotierte Stellen zuschanzen.

  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    Hauptsache, diese Schlaftablette ist aus der Politik verschwunden. Die satte Versorgung hat er sich sicher verdient. Who cares?

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @80576 (Profil gelöscht):

      Womit wir mal wieder beim Thema Form und Inhalt wären.

      Schäfer-Gümbel mag nicht das sein, was Robbie Williams einen 'born entertainer' nennt, als aufrechter Sozialdemokrat mit akzeptablen politischen Inhalten geht er bei mir aber allemal durch.

  • vielleicht kein grund für ein fleißbildchen, aber immerhin ist es nicht ein lobby- oder aufsichtsratposten in der kohle-, gas-, pharma- oder waffenindustrie, wohin die genoss*innen ja auch gerne abwandern.... hannelore kraft(werk) und garrelt duin und sigmar gabriel und matthias machnig und und und



    lobbypedia.de/wiki..._im_%C3%9Cberblick

  • „Jeder, der in der SPD etwas werden will, muss fehlerfrei aufsagen, dass Willy Brandt sein Vorbild sei.“

    Jein! Das muss er sicherlich gegenüber der Öffentlichkeit und speziell vor Wahlen tun, wenn es darum geht, der SPD mal wieder eine soziale Fassade zu geben, aber parteiintern eckt er damit doch im Alltag eher an, oder macht sich selbst zum Sonderling.

  • taz: "Willy Brandt würde sich schämen: Mit Thorsten Schäfer-Gümbel bekommt ein weiterer Spitzengenosse einen lukrativen Posten zugeschanzt."

    Die SPD-Spitzengenossen verlassen das sinkende Schiff, nachdem sie es mit der Agenda 2010 (Hartz IV und menschenverachtende Sanktionen; Spitzensteuersatz für Reiche gesenkt; immer mehr Kinder- und Armutsrentner; Millionen Menschen die auf Tafeln in Deutschland angewiesen sind; etc. pp.) leckgeschlagen haben.

    Politik ist nur ein Sprungbrett um an die wirklich gut bezahlten Jobs zu kommen. Siehe Lobbypedia - Seitenwechsler in Deutschland im Überblick:



    lobbypedia.de/wiki..._im_%C3%9Cberblick

    Aber schon Kurt Tucholsky wusste, was man von der SPD zu halten hat. "Tucholsky verstand sich als linker Intellektueller, der für die Arbeiterbewegung eintrat. Er engagierte sich vor dem Ersten Weltkrieg für die SPD, ging aber seit der Novemberrevolution 1918 zunehmend auf Distanz zu dieser Partei, deren Führung er Verrat an ihrer Basis vorwarf." (Quelle: Wikipedia - Kurt Tucholsky, deutscher Journalist und Schriftsteller, 1890 - 1935).

    • @Ricky-13:

      Kinderarmut in einer SPD geführten Großstadt. "Armut in Hamburg - Kinder trennen Welten"



      www.taz.de/Armut-in-Hamburg/!5573257/

      Aber Hauptsache die SPD-Alphatiere bekommen später einen lukrativen Job. So schaut soziale Gerechtigkeit für heutige SPD Politiker aus. Willy Brandt würde sich wirklich schämen für solche SPD-"Volksvertreter".

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @Ricky-13:

        So sehr ich einst Willy Brandt - besonders wegen seiner friedfertigen Ostpolitik - geschätzt habe, so wenig taugt er als Prototyp der unbeflekten Empfängnis. Ältere unter uns erinnern sich höchst ungern an den so genannten Radikalenerlass (Volksmund: Berufsverbote).

        • @76530 (Profil gelöscht):

          Willy Brandt als Prototyp der unbefleckten Empfängnis muss es ja nun nicht gleich sein. Es würde mir schon reichen, wenn Willy Brandt die heutige SPD daran erinnert, dass die SPD früher eine soziale Partei war. Die Schröder'sche Agenda 2010 Partei von heute wird aber wohl solange an ihrem Kurs festhalten bis sie untergeht.

          Robin Hood in der SPD | extra 3



          www.youtube.com/watch?v=nFshQQqsV1Y

          • 7G
            76530 (Profil gelöscht)
            @Ricky-13:

            Ich verstehe die Kritik, auch wenn mir bei diesem Sketch das Lachen im Halse steckenbleibt.

            Die SPD bietet reichhaltige Anlässe für Ärger, Zorn, Unzufriedenheit. Und dennoch ist sie mehr als nur das, was Sie als "Schröder'sche Agenda 2010 Partei" bezeichnen.

            Über deren Protagonisten werde ich mich weiterhin ärgern - auf die Anderen aber hoffen. Vielleicht naiv.

            Etwas Anderes lässt meine eigene Psychohygiene aber nicht zu.

  • Es dich völlig egal wo sich Politiker in einem neuen Job einfinden. Drauf gehauen wird immer. Das ist auch hier nichts weiter als die übliche populistische Politikerschelte.

    Isses eine irgendwie "staatliche" Stelle heißt es "zugeschanzt" und bei privaten ist es, siehe Schröder", natürlich auch Korruption. Und 200.000 ?

    Jeder kleinen Abteilungsleiter einer größeren Firma verdient bereits seine 100.000 im Jahr?. 200.00 bei der GIZ ist da doch gar nüscht!

    • @Rudolf Fissner:

      "Verdienen" Der ist gut!!!!

  • Im Grunde ist so eine post-politische Pöstchennummer doch nur eine nachvollziehbare menschliche Schwäche. Sicherlich kein Ausdruck von besonderer Charakterstärke, aber im Grunde doch das, was auch andere machen würden, wenn sie die Möglichkeit dazu bekommen hätten.

    Viel mehr Sorgen machen mir reine Überzeugungstäter, die also z.B. eine extrem unternehmerfreundliche Politik aus rein ideologischen Gründen oder im Zuge der protestantischen Arbeitsethik realisieren und selber trotzdem weiterhin in Askese und Bescheidenheit leben.

    Das Fleisch ist schwach, aber der Geist ist fanatisch.

  • Zitat: „Angesichts der boomenden Wirtschaft wäre es für Schäfer-Gümbel ein leichtes, auf dem freien Arbeitsmarkt den Job zu finden, der ihm gefällt.“

    Was zu beweisen wäre. Ich würde den Mann sicher nicht einstellen. Nicht, läge mir mein Unternehmen am Herzen. Eher würde ich Mechthild Rawert nehmen. Weil da eine Rest-Chance besteht, dass diese Person arbeiten kann, nicht nur einen Sessel anwärmen - und weil ich nicht Angst haben müsste, dass sie meinen Thron rauben wird.

    Chef wird man nicht aus Versehen. Nicht mal, wenn der Papa Chef ist. Chef wird man nur, wenn man die „Mühen der Ebene“ fürchtet. Mehr, als die Mühen, die auf dem Olymp warten. Weil: Auf dem Olymp bleibt ja wenigstens noch der Triumph.

    Nein, die Vereinnahmung von Toten wurde gesetzlich noch nirgends verboten. (Ob das wirklich unmöglich ist, bliebe zu diskutieren.) Vielleicht fürchten Männer ja deswegen oft, dereinst zu „verblassen“: Je unklarer das eigene Bild wird, um so leichter haben es eklige Erben, sich ähnlich zu fühlen und auch so zu wirken. Da ist es wohl besser, das Erben fällt aus.

    Meinetwegen kann die „Partei der Beamten und Hinterzimmerbürokraten“ ruhig für ihre sorgsam gepflegten Missverständnisse zahlen. Wenn es die Haltung, für die sie gewählt werden würde, gar nicht mehr gibt, ist das mit den Karrieredrehleitern vielleicht endlich vorbei.

  • "dass es in der Politik nach zwei Wahlniederlagen keine Zukunft mehr für ihn gibt."

    Kleine Anmerkung, TSG war Spitzenkandidat der SPD bei den Landtagswahlen 2009, 2013 und 2018, das waren 3 Niederlagen.

  • Der einzige Fehler in dem Artikel ist der Satz, dass Sozialdemokraten für Patronage und Parteienfilz anfälliger wären als Politiker bürgerlicher Parteien.

    Wenn Sie mal die Listen der Funktionäre von Wirtschafts- und ähnlichen Verbänden durchgehen, werden Sie auf eine Menge ehem. Bundestagsabgeordneter stossen, die das CDU- oder CSU-Parteibuch ihr eigen nennen (FDP'ler sind nur deshalb zahlenmässig weniger vertreten, weil es eben weniger FDP-Mitglieder gibt).

    • @Der Allgäuer:

      Eben.



      War es nicht der ehemalige FDP-Fallschirmjäger und Teppichschmuggler Dirk Niebel, der eigentlich das Entwicklungshilfeministerium abschaffen wollte bis er dessen Minister wurde und in dieser Funktion die GIZ 2011 zusammenschmolz und dabei noch einige gediente FDP-Parteisoldaten mit versorgte?



      Und Chefin ist seit 2012 Tanja Gönner (CDU), die über mehrere Ministerposten in BaWü unter Teufel, Oettinger und Mappus und als Stuttgart21-Befürworterin bei der Wahl 2011 von Grün-Rot abgelöst wurde. Und GIZ als Regierungsorganisation unterliegt dem Parteizugriff. Schauen Sie nur auf BV Verbaucherzentrale, ASB, DRK, AWO usw. Überall Politiker vorneweg.

    • @Der Allgäuer:

      Genau! Aber wir brauchen "Die Grünen" nicht auszunehmen. Hier winken zB Posten in der Wasserwirtschaft...



      Außerdem kann TSG theoretisch auch "stolz" auf seinen Auf(s)stieg aus seinem Milieu sein. Ist doch dies die Verheißung unserer Sozialen Marktwirtschaft. Das ganze Geld kommt bei einer Staatsquote von >60% eh wieder zum Fiskus und so zur Allgemeinheit...

  • Ich habe genickt wie ein Wackeldackel bis: "Sozialdemokraten in Spitzenpositionen sind anfälliger für Patronage und Parteienfilz als Politiker bürgerlicher Parteien." Ist das wirklich so? Klar, "Gazprom-Gerd", das war eine Zäsur ohne Gleichen - aber sonst, wenn man fleißig nachzählt?

  • Phantastisch böser Text.



    Treffer versenkt!



    Würde ich sagen.

  • "Angesichts der boomenden Wirtschaft wäre es für Schäfer-Gümbel ein leichtes, auf dem freien Arbeitsmarkt den Job zu finden, der ihm gefällt."

    Ist das ernst gemeint? Soll er als Spargelstecher oder in der Gastronomie arbeiten?

    • @A. Müllermilch:

      "Soll er als Spargelstecher oder in der Gastronomie arbeiten?"



      Vielleicht gehört er ja dahin?! Wieso soll ihm – wie auch anderen Politikern – "nach" der Politik, in der verheerend agiert wurde, ein hochdotierter Posten zustehen?



      Oder was haben Sie gemeint?

      • @Frau Kirschgrün:

        Was mich ärgert ist nicht die Versorgung.....



        Was mich àrgert ist, dass auf diese Art und Weise Politiker,auch ExPolitiker weiterhin in den Filterblasen unterwegs sein können!



        Egal welcher Partei jmd angehört: die Anschlußverwendung ist lukrativ!

        Das Schlimme an Dt ist ja,dass jene dir putzen und realtwirtschaftlich arbeiten immer seltener auf einem grünen Zweig kommen!



        Doch es sind Politiker, die immer wieder dieses im Feudalismus entstandenen Märchen erzählen!



        "Wer etwas essen will, muss erst hart arbeiten!"

        Wenn er sich 'normal' bewerben müsste, würde er das Versagen der Politik seit Kohl und Nachfolger zu spüren bekommen: ab 50ist mensch Ausschuß! Und beim Jobcenter könte er evtl eine Fortbildung als Gabelstapler bekommen! Höchstens so wie da quersubventioniert wird!

        DAS ist m.E.das Schlimme an den Anschlußversorgungen



        Und



        Dass immer mehr solcher Eiterbeulen überall 'angelegt' wurden! VersorgerJobcenter für 'Leistungslossträger'!



        (Tanja Gönner wurde auch zur GIZ versorgt!)

        • @Maria Vorwerk:

          "Leistungslossträger" – auch schön.



          Wer bei der Ausbeutung mitspielt wird versorgt. BAH!



          Aber Schäfer-Gümbel als Kellner oder Tellerwäscher? Könnte doch lustig werden, wie er dadurch Bezug zur Lebensrealität bekommt. 😉 .

      • @Frau Kirschgrün:

        Es gibt auf dem "freien Arbeitsmarkt" für einen 50jährigen ohne ganz besondere Qualifikation und ohne besondere verwertbare Berufserfahrung ohne besondere Beziehungen keinen halbwegs gut bezahlten Job. Er wäre zu alt. Wenn er handwerklich geschickt ist, kann er vielleicht als Hausmeister arbeiten oder Zeitungen austragen. MacDonnelds ginge vielleicht auch noch.

        Ein Job mit 200.000€ Jahresgehalt ist für ihn nur im öffentlichen Dienst und aufgrund seiner Beziehungen möglich. Das ist das Modell Kongo in leicht abgeschwächter Form.

        • @A. Müllermilch:

          Naja, was ich – leicht ironisch verpackt – sagte, nur in anderer Form.

      • @Frau Kirschgrün:

        Warum sollte er da hin gehören?



        Wer behauptet, dass ihm der Job zusteht? Nach welcher - imho hässlichen - Logik müssten SPD Politiker alle Spargelstecher werden?

  • was macht eigentlich das ypps? kl. anm.: das bedingungslose grundeinkommen gibts ja für die oberen einkommen schon lange auf kosten der allgemeinheit.

    • @pjotr:

      Welche Kosten entstehen dann erst für die Allgemeinheit, wenn es sich - für alle - verhundertfacht hat?

  • Nun setzt das TSG-bashing ein. Zu unrecht. Der Mann hat sich redlich bemüht und schließlich eingesehen, daß er als Politiker kein Bein mehr auf die Erde bekommt. Er zieht die Konsequenz daraus - fast 50 wie er ist



    Nun hat er sich um den Personalposten bei der GiZ bewoben und wird ihn aller Voraussicht auch bekommen. 200.000 € pro Jahr ist ein gutes Gehalt, aber doch gewiss nicht zu vergleichen mit z.B. den Herren Schröder, Merz, Profalla .....



    Bei der GiZ findet er ein Posten wo er zum Gemeinwohl beitragen kann. Das finde ich für einen aufrechten SPDler passender als in der Wirtschaft Millionen zu schäffeln.



    Es gibt da den Ex-MP von Hessen, der erst einer großen Baufirma Millionenaufträge (Flughafen) verschaffte und sich dann hinterher trotz erwiesener Unfähigkeit als Manager in der freien Wirtschaft zu wesentlichen höheren Einkünften in der selben Firma anstellen ließ.

    • 9G
      93649 (Profil gelöscht)
      @rugero:

      Für 200.000 im Jahr würde ich auch gern zum Gemeinwohl beitragen.

      Wie viele Brunnen oder effiziente Holzöfen man mit dem Geld, das hier zuviel ausgegeben wird, wohl in Dritte-Welt-Ländern bauen bzw. kaufen könnte?

    • @rugero:

      "Nun hat er sich um den Personalposten bei der GiZ bewoben und wird ihn aller Voraussicht auch bekommen."

      Er hat sich also beworben? Dann konnter er sich in dem mehrstufigen Assessmentcenter sicher gegen hunderte andere Kandidaten aufgrund seiner fachlichen Eignung durchsetzen. Als Landtagsabgeordneter zeichnen ihn da zwei Bereiche besonders aus : seine langjährige Erfahrung in der Entwicklungszusammenarbeit und seine Kompetenz in Human Ressources.

      • 8G
        80576 (Profil gelöscht)
        @Clara Kreuzer:

        So wird es gewesen sein, lol...

    • @rugero:

      Also was jetzt? Eine Runde Mitleid für einen gescheiterten Politiker?! 🙄 Das ist 'ne Reißleine, sonst gar nichts.



      Sind gescheiterte Politiker über allen anderen stehende Menschen? Wäre mir neu…

  • Das ganze erinnert mich an ein Zitat, Urheber habe ich leider vergessen.



    "Unterdrückte wollen nicht frei sein, sie wollen Unterdrücker werden."



    Selbst von denen erzogen die Lohnsklaven sind, tun SPDler alles um genau das nicht zu werden.



    Früher vielleicht Arbeiterpartei, heute "Alles! Bloß keine körperliche Arbeit!" Partei.

    Aber das Posten nach Parteibuch vergeben werden, ich dachte immer das wäre mit Nazideutschland und der DDR verschwunden.

    • 7G
      75064 (Profil gelöscht)
      @derSchreiber:

      Das ist von Gabriel Laub und heißt ursprünglich:



      Der Sklave will nicht frei werden. Er will Sklavenaufseher werden.

      • @75064 (Profil gelöscht):

        Gut zu wissen! Dankeschön.

  • Am besten finde ich das er ohne jede Beruferfahrung diesen Posten bekommt. Wenn es nur für die sog. einfachen Leute, so leicht wäre Stellen in Jobs zu bekommen, für die es eigentlich eine Qualifikation bedürfte. Dann hätten wir wohl richtige Vollbeschäftigung.

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Ist das nicht das Versprechen, dass man als Politiker in Führungsposition bekommt?

    "Wenn Du fertig bist mit der ganzen Arbeit in unserem Interesse, bekommst Du einen schönen Aufsichtsratposten. Oder Du wirst eben Arbeitsdirektor. Und dann kannst Du richtig Geld verdienen."

    Beispiele aus jeder Partei gibt es ja zur Genüge.

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Nu. Willy aber hat - wie frauman weiß -

      Erst in späten Jahren “Hömma Willy…“



      Auf Anzugsordung was gegeben.



      Aber diese kurzbehosten ewigen Obersekundaner - Vergiss es. •

      (unterm—- & —



      Das Verseebacherbrandt‘en - deckemer



      Schamhaft mit dem altersmilden Mantel des Schweigens. Newahr.



      Normal.)

  • Das alles stimmt. Die Häme trifft hier allerdings den Falschen. TSG hat nie das reflexartige NAch-Unten-Treten gezeigt, die von den anderen SPD-Aufsteigern so gut verinnerlicht wurde.