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Kommentar Linkspartei und US-RückzugZynische Freunde

Kommentar von Martin Reeh

Die Linksfraktion begrüßt Trumps Rückzug aus Syrien. Die Kurden, an deren Seite sie doch angeblich steht, müssen sehen, wo sie bleiben.

Ein kurdischer Junge in Kobane Anfang 2015. Damals forderte die Linksfraktion noch Solidarität Foto: reuters

E inmal mehr überfordert die komplexe Lage in Syrien das simpel gestrickte antiimperialistische Weltbild linker Außenpolitiker. Das war schon 2014 so, als die Kurden Kobane nur deshalb aus den Händen des IS befreien konnte, weil parallel zu ihren Angriffen am Boden die amerikanische Luftwaffe IS-Stellungen in der Stadt angriff. Dennoch hielt die Bundestagsabgeordnete Christine Buchholz damals auf Facebook ein Plakat mit der Aufschrift „Solidarität mit dem Widerstand in Kobane! US-Bombardement stoppen!“ in die Kamera.

Am Freitag hat nun der linke Bundestagsabgeordnete Alexander Neu den Rückzug der Amerikaner aus Nordsyrien begrüßt. Dabei ist die Präsenz US-amerikanischer Truppen das entscheidende Hindernis, das Erdogans Einmarsch in das kurdisch dominierte Gebiet im Wege steht.

Die Linkspartei ist im Syrienkonflikt im Zweifelsfall für Assad und seine russischen Unterstützer, weil sie vor allem eine westliche Aggression hinter dem jahrelangen Krieg in Syrien sieht. Sie ist für die Kurden, gegen die Türkei. Wenn es offensichtliche Interessengegensätze wie die zwischen der USA und der Türkei gibt, ist sie nicht in der Lage, sie politisch zu nutzen, sondern fordert politische Reinheit. Der Abzug der USA ist ihr am dringlichsten. Wie sich die Kurden danach verteidigen können, müssen sie selbst sehen.

Auch Neu weiß, dass die Türkei seine kurdischen Freunde wahrscheinlich angreifen wird, befürchtet sogar „ethnische Säuberungen“. Für diesen Fall verlangt der Abgeordnete Sanktionen der EU gegen die Türkei. Das ist zynisch: Die Opfer eines türkischen Militäreinsatzes werden davon nicht wieder lebendig.

Wenn das kurdische Gebiet in Nordsyrien fällt, wird die Linksfraktion ihre Krokodilstränen weinen. Sie wird weiterhin glauben, fest an der Seite der Kurden zu stehen. Aber im Syrienkonflikt ist sie derzeit Donald Trumps neuer bester Freund in Deutschland.

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Von 2018 bis 2020 taz-Parlamentskorrespondent. Zuvor von 2013 bis 2018 Leiter der taz-Inlandsredaktion, von 2012 bis 2013 Redakteur im Meinungsressort. Studierte Politikwissenschaft in Berlin, danach Arbeit als freier Journalist für Zeitungen, Fachzeitschriften und Runkfunkanstalten, Pressesprecher eines Unternehmensverbands der Solarindustrie und Redakteur der Blätter für deutsche und internationale Politik.
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47 Kommentare

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  • Zynisch ist letztlich auch der Kommentar selbst. Denn die Situation der Kurden in Syrien interessiert den Kommentator nur insoweit, als er in ihr Material für seinen Feldzug gegen „antiimperialistische Weltbilder sieht“. So bekloppt das Statement von Alexander Neu auch ist: wer in der deutschen Politik fand denn die Politik der USA gegenüber den Kurden richtig? Gab es irgendwen, der meinte, die Bundeswehr sollte - genauso wie Frankreich und UK - vor Ort mitmischen? Gab es jemanden, der die YPG mit Waffen ausrüsten wollte, außer geschmähten Antiimperialisten mit ihrer Kampagne „Waffen für Rojava“ wohl niemand. Waffen aus Deutschland gab es nur für die mit der Türkei verbündeten Kurden im Nordirak. Gab es wenigstens jemanden, der sich für humanitäre Hilfe für die Kurden in Rojava stark gemacht hat? Von der Bundesregierung kam jedenfalls nichts. Gab es irgendwelche symbolische politische Unterstützung, zB ein Gespräch zwischen einem Minister oder einem Fraktionsvorstand mit einem Vertreter der PYD? Irgendeins, was zu einem gemeinsamen Foto gereicht hätte? Gleichfalls Fehlanzeige. Sechs Jahre Rojava, sechs Jahre Fehlanzeige. Diese breite Nichtbefassung ist aus meiner Sicht der eigentliche Skandal und nicht irgendwelche Twittermeldungen irgendwelcher Linker wie von Herrn Neu. Würde sich der Taz Kommentator wirklich für die Situation der Kurden in Nordsyrien interessieren, dann würde er sich damit auseinandersetzen. Macht er aber nicht, weil es ihm darum nicht geht. Wer in Sachen Zynismus tun sich die Herren Neu und Reeh letztlich nicht viel.

  • Konflikte zwischen Völkern haben meist eine lange Vorgeschichte. Einmischung von außen, vor allem militärische, schafft meist mehr Probleme als sie löst - siehe Afghanistan, Irak, Libyen, Syrien... Und meist geht es dabei viel mehr um Interessen derer, die sich einmischen, als um die, die angeblich geschützt werden sollen.



    Von daher sollte es eine klare Grenzlinie geben, und Einsätze nur mit UN-Mandat.



    Die Linke hat recht, wenn die zu Zurückhaltung auffordert.

  • Wenn die B-Regierung meint, dass den Kurden gegen Erdogan oder den Afghanen gegen die Taliban geholfen werden muss, dann soll sie die Bundeswehr einsetzen und sich nicht hinter den usa verstecken.

    • @A. Müllermilch:

      Gute Idee, bin gespannt, was "die Linke" dann zu Auslandseinsätzen sagen würde?

  • Sie verdient auch deshalb Respekt, weil sie nach meiner Wahrnehmung die einzige im Bundestag vertretene Partei ist, die unsere Geschichte noch irgendwie reflektiert und Millionen Tote, die am deutschen Wesen genesen sollten, nicht ignoriert. Im Vergleich zur olivgrünen Politik der in Fragen der NATO Politik vorhandenen Einheitsfront ist das eine Wohltat.

    • @Rolf B.:

      Echt jetzt. Die Linksparie hat sich zu einem Beschluß gegen das Morden in Syrien durchgerungen? Gegen Assad und Putin? Oder in der Ukraine? Nö. Nichts Niet.

      Eine Partei die zudem als SED in AfD-Ostdeutschland 40 Jahre jede historische Reflektion unterbunden oder instrumentalisiert hat und die ihre eigene Geschichte nur noch randthematisch abgehackt betrachtet als die "einzige im Bundestag vertretene Partei ist, die unsere Geschichte noch irgendwie reflektiert" hochzujubeln, dass ist schon dumdreist. LoL

    • @Rolf B.:

      ...und deshalb schweigt "die Linke" zu Kriegsverbrechen Russlands in Syrien, der Ukraine, schweigt zu Putins Finanzierung der Faschisten Europas, seiner Wahlhilfe für Trump, seiner Schwulenfeindlichkeit, schweigt zu Ortegas Dikatur in Nicaragua? seltsame Logik für eine angeblich linke Partei.

      • @Rinaldo:

        Sollte man sich nicht fragen, warum dann der demokratieliebende Westen sich gerade mit Nordstream/NS2 an Putins Tropf anschließt?

      • @Rinaldo:

        Wer wie Sie Die linke als "Moskau- Partei " bezeichnet (s.u.), betreibt lediglich Propaganda, zumal für Sie Putin die Ursache allen Übels ist.



        Mit Propaganda beschäftige ich mich allerdings jetzt nicht mehr weiter.

        • @Rolf B.:

          Die Wahrheit des Ganzen ist meiner Meinung darin zu sehen, dass man im realen Leben keinem politischen und keinem ökonomischen System trauen darf.

          Jedes, auch die ...



          - vermeintlich gegenüber autoritären Systemen besseren demokratischen Systeme



          und auch die



          - vermeintlich gegenüber kommunistisch-sozialistischen Systeme besseren sozialmarktwirtschaftlichen Systeme



          haben ihre Schwächen und Fehler.

  • Der Kommentar zeigt, wie mutig - weil unpopulär - die Positionierung der Linken ist.

  • Zynisch ist die Logik, die Türkei zuerst mit deutschen Waffen vollzustopfen und nachher lamentieren, die könnten auch eingesetzt werden, weshalb es weitere militärische Intervention brauche.



    Ich erinnere an Scharpings herbeiphantasierten „Hufeisenplan" im Kosovo, der mit die deutsche militärische Beteiligung begründete und damit unter rot-grün die Basis für deutsche Kriegsbeteiligungen im Ausland legte.



    Die Linke versucht, sich dieser Zwanghaftigkeit zu entziehen. Dafür hat sie meinen Respekt!

    • @Achtsamer:

      Sie haben zweifellos recht, die Logik, der Türkei zuerst massenhaft Waffen zu verkaufen, und hinterher über deren Einsatz zu lamentieren, ist krank; und richtig ist auch, dass nach diesem Modell viele kriegerische Entwicklungen abgelaufen sind, ist oft so.

      Nur, das Lamento bringt nichts, weil die Waffen nun mal da sind, und sie auch eingesetzt werden.

      D.h. die Linke kann durch eine noch so sympathische Haltung ("Frieden schaffen ohne Waffen") die Realität nicht weg diskutieren.

      Dementsprechend müsste man in der politischen Programmatik und im politischen Tun von dem ausgehen was ist (nicht: was wünschbar ist).

  • Prima!

  • Diese Analyse wird meiner Meinung nach den komplexen Realitäten nicht gerecht:

    • Erst einmal bedeutet es nicht, dass ein Übereinstimmen mit einer Position eines politischen Entscheidungsträgers zu einer allgemeinen Unterstützer dieser Person machen. Wenn grausame Akteure wie Assad oder Saudi Arabien in einer Friedensverhandlung ein wichtiges Zugeständnis machen, und ein Außenstehender diese befürworten, ist der Außenstehende dadurch nicht „Assad's“ oder „Saudi Arabien's bester Freund." Die Linke ist nicht „Donald Trumps neuer bester Freund in Deutschland.“



    • Ich weiß nicht, ob ich die Entscheidung von Trump befürworten oder ablehnen soll. Die Rolle der Türkei gibt tatsächlich zu Bedenken! Aber in den Entscheidungsfindungsprozess müssten auch folgende Faktoren integriert werden: Die enormen direkten und indirekten durch militärische Handlungen der USA und ihrer Allierten verursachten Todesopfer (nach einer Studie der Brown Universität wurden alleine an den direkten Folgen von Kampfhandlugen im „Krieg gegen den Terror“ 480,000 Menschen getötet), die Präsenz von US-Truppen als potentielles Argumentationsfutter für jihadistischen Gruppierungen und die Notwendigkeit, dass sich die USA - die sich seit der Bewaffnung der Mujaheddin in der islamischen Welt in einer Endlosschleife aus militärischer Intervention/Stellvertreterkrieg und dem beseitigen ungemein desaströser Folgen durch den Einsatz militärischer Mittel befinden – ihre Präsenz in der Region drastisch reduziert. Vielleicht ist die Rolle der USA in Syrien etwas anders – das sollte der Autor aber explizit darstellen.



    • Wir sollten im Übrigen darüber nachdenken, ob es richtig ist, die Kurden zu bewaffnen und ihnen Versprechen zu machen, wenn die kurdische Geschichte klar zu erkennen gibt, dass Großmächte die Kurden in der Vergangenheit kalt auflaufen lassen haben. Dass Deutschland sowohl die Kurden wie auch die Türkei bewaffnet, ist ein Beispiel hierfür, und es ist ganz richtig, dass die Linke die Rüstungsexporte

  • Wissentlich oder unwissentlich, auch die vom Kapitalinteresse gebeugten Redaktionen aller bürgerlichen Medien, einschließlich der Tageszeitungen, bedient im Kaputtalismus die psychologische Kriegsführung gegen die bürgerliche Linke. – Dabei muss jeder kleinste und kritische Ansatz von Antikapitalismus aus dem Massenbewusstsein getilgt werden.

    Stromlinienförmige Anpassung der deutschen 'Bild'ungs- und Medienlandschaft an die Wirtschafts- und Militärinteressen, einschließlich der nachhaltigen Einwirkung auf die Massenpsychologie, darin besteht auch eine zentrale Aufgabe des bürgerlichen Journalismus im Kaputtalismus des 21. Jh.

  • zu Rolf B. und DER ALLGÄUER: Bei der TAZ muss man eben genau hinschauen, wer was schreibt. Manche Autoren wie Martin Reeh könnten ihre Artikel auch gut beim Spiegel oder beim Focus veröffentlichen. Martin Reeh dreht jede Äußerung aus den Reihen der LINKEN ins Negative. Deshalb verlieren seine Kommentare und Berichte deutlich an Seriosität. Guter Journalismus ist das in meinen AUgen nicht mehr.

    • @Reinhard Muth:

      Nicht so weinerlich: "der mag die Linke nicht, Mama". Gegenargumente!

    • @Reinhard Muth:

      Ah, also wenn mal einer nicht „Links“ schreibt ist das pauschal nicht seriös, jawoll, voraussehbar.

    • @Reinhard Muth:

      Dann auf geht's, was ist am Kommentar falsch?

      Klären Sie uns bitte auf, wie man das Verhalten von Teilen der Linken sonst erklären kann.

  • "Die Linkspartei ist im Syrienkonflikt im Zweifelsfall für Assad und seine russischen Unterstützer".

    Nö. Die Linkspartei beklatscht im Zweifel jeden, der sich - ungeachtet der Folgen - aus einem militärischen Konflikt zurückzieht. Fundamentalpazifismus halt - die Welt wird ja bekanntlich viel friedlicher, wenn man das Recht des Stärkeren prinzipientreu akzeptiert.

    Für viele, die die Linke durchaus wählen könnten, ein absolutes KO-Kriterium.

  • Ich frage mich, wie man als taz-LeserIN zu solchen Aussagen kommen kann. Oder anders gefragt: Was ist los in Deutschland?

    Erstarken im Windschatten der AfD die Neokons?



    "Der Artikel zeigt sehr genau auf, welchen Salto Mortale Teile der Moskau- Partei "die Linke“ hinlegen…“



    (@RINALDO)

    oder Verschwörungstheorien?

    "Trump ist in der Hand des Kreml, deshalb befiehlt der Kreml durch ihn den Abzug der USA aus Syrien.“



    (@TAGTEST)

    oder Kriegslüstern mangels Geschichtsbewusstsein?

    "Für die deutsche Außenpolitik wird es eine weitere brutale Lektion werden: wer nicht bereit ist, sich militärisch zu engagieren, ist in einem derartigen Szenario schlicht irrelevant….“



    (@DUCKJIBE)

    • @Rolf B.:

      Hängt vielleicht damit zusammen, dass man auch durch die taz-Lektüre gelernt hat, genau hinzuschauen, kritisch zu hinterfragen und auszusprechen was ist.

      • @Der Allgäuer:

        Meinen Sie wirklich, dass durch die taz-Lektüre der Eindruck entsteht, dass Die LINKE eine "Moskau-Partei" ist, "Trump ... in der Hand des Kreml" ist und die Bundeswehr in Nordsyrien zum Schutz der Kurden gegen die Türkei Krieg führen soll?

        Hoffentlich haben Sie nicht auch noch Recht. Dann wäre ja die BLÖDZEITUNG überflüssig.

        • @Rolf B.:

          In der Form, wi Sie die Positionen darstellen (Wiedergabe polemischer Kommentare) haben Sie vielleicht recht.

          Aber warum halten sich manche Linke dann bloß mit Kritik an Venezuela, Kuba oder Russland zurück? www.spiegel.de/pol...-co-a-1162200.html



          Merke: Nicht jede Polemik ist blöd.

  • In Laufe des kürzlich von Trump mit Erdogan geführten Telefonats hat es wahrscheinlich die Abstimmung zwischen beiden gegeben.

    US zieht ihre Special Forces ab, Türkei ordert Waffen in den USA nach, deren Verkäufe Trump wie bei dem 150 Mrd Dollar Deal mit den Saudis im letzten Jahr prompt als Teil seiner "America First-Strategie" von seinen Kultanhängern bejubeln lässt.

    Kommentator Sven Günther hat unten korrekterweise den militär-strategischen "Sinn" der Maßnahme herausgearbeitet: Die US Truppen würden schlichtweg im Weg stehen und Erdogan will sich da keine unschönen Szenen oder Diskussionen einhandeln wie nach dem "versehentlichen" Abschuss des russischen Kampfflugzeuges an der Grenze zwischen Syrien und der Türkei vor geraumer Zeit.

    Das alles ist wie wir wissen ein hochgradig zynisches Spiel, Putin natürlich inbegriffen, dessen Daumen im Kreml wahrscheinlich nach oben gegangen ist.

    Ich tummele mich ja ab und zu in Online-Foren größerer Nachrichtenportale, um den an Einfalt und Unwissenheit oft kaum zu unterbietenden AfD-nahen Foristen etwas demokratische Gegenrede zuzumuten.

    Die haben natürlich sofort nach Trumps Abzugsankündigung für ihn den Friedensnobelpreis als Mindestes verlangt.

    Mit etwas Querfrontvokabular beigemischt wurden natürlich auch einige Kommentare gesichtet, die ganz auf Anti-Imp-Schiene lagen, nach der die USA ja sowieso dort völkerrechtsmäßig betrachtet gar nicht sein dürfe. Dieses Umfeld lässt sich so schön triggern, der Völkerrechtsbruch Russlands in der Ukraine verlangt halt von ihnen billige Retourkutschen.

    Anyway, wenn Leute von "Die Linke" immer noch eine Affinität zu Putin verspüren, der alles andere als "linke" Politik betreibt, dann ist denen sowieso nicht mehr zu helfen.

    Dass politisches Urteilsvermögen arg auf den Hund gekommen sein kann, sehen wir eben nicht nur auf der extremen Rechten in diesem Land, sondern leider, leider auch bei einigen (zum Glück zahlenmäßig wenigen) Linken.

  • Alexander Neu beschreibt sehr gut worum es ihm in Sysien an allerletzter Stelle geht. Um die syrische Bevölkerung, die er mit keinem Wort erwähnt.

  • 7G
    74450 (Profil gelöscht)

    "Wenn das kurdische Gebiet in Nordsyrien fällt, wird die Linksfraktion ihre Krokodilstränen weinen. Sie wird weiterhin glauben, fest an der Seite der Kurden zu stehen."

    Mal gucken, wann die letzten Erwachsenen die Linkspartei verlassen. Wenn Rojava solche Freunde hat, braucht es keine Feinde fürchten. Die verraten eine*n wenigstens nicht.

  • Das macht mich wütend! Das Gleichungssystem



    USA=schlecht



    PUTIN=gut



    ist doch zu platt.



    Die Zeiten als Russland noch rot war, falls es so was jemals gab, sind längst vorbei.



    Kleine Korrektur zu einem Kommentar: die Linkspartei ist nicht Putins Partei. Putins Partei ist allein die AfD, daran hat Putin nie Zweifel aufkommen lassen.

  • Der Artikel zeigt sehr genau auf, welchen Salto Mortale Teile der Moskau- Partei "die Linke" hinlegen: beim Thema Migration und in außenpolitischen Fragen zu Syrien und der Ukraine nähern sie sich in der AFD an, während Putin die Faschisten Europas finanziert, imperialistische Kriege führt und Trump ins Amt hievt. Sie sind sich auch nicht zu schade vom deutschen Schreibtisch aus, die Kurden ihrer antiwestlichen und Pro-Putin und nun auch Pro-Trump Ideologie zu opfern. Diese Partei wird einfach mehr und mehr zur Farce und ist von Linken sicherlich nicht wählbar.

  • Der Artikel zeigt sehr genau auf, welchen Salto Mortale Teile der Moskau- Partei "die Linke" hinlegen: beim Thema Migration und in außenpolitischen Fragen zu Syrien und der Ukraine nähern sie sich in der AFD an, während Putin die Faschisten Europas finanziert, imperialistische Kriege führt und Trump ins Amt hievt. Sie sind sich auch nicht zu schade vom deutschen Schreibtisch aus, die Kurden ihrer antiwestlichen und Pro-Putin und nun auch Pro-Trump Ideologie zu opfern. Diese Partei wird einfach mehr und mehr zur Farce und ist von Linken sicherlich nicht wählbar.

  • Öhm, versucht der Autor, mich zu verarschen?

    Das türkische Militär ist in den letzten Jahren mindestens vier Mal in Nordsyrien eingefallen:



    en.wikipedia.org/w...ion_Shah_Euphrates



    en.wikipedia.org/w...n_Euphrates_Shield



    en.wikipedia.org/w..._Idlib_Governorate



    en.wikipedia.org/w...ation_Olive_Branch

    und besetzt Teile Nordsyriens seit 2016



    en.wikipedia.org/w..._of_northern_Syria

    Die Präsenz US-amerikanischer Truppen hat daran genau nix geändert. Insofern verstünde ich, wenn man die US-Regierung dafür kritisierte, dass sie die Kurden der türkischen Armee ausliefern, aber jetzt den Abzug zum Problem hoch zu stilisieren, ist bestenfalls heuchlerisch.

    • @BigRed:

      Die YPG hielt oder hält 3 sogenannte Kantone Afrin, Kobane und Herêma Cizîrê.

      Kobane und Herêma Cizîrê liegen rechts des Euphrats und Afrin links davon. Amerikanische Stützpunkte gibt es nur rechts des Euphrats.

      Hier mal als Karte, wo es Basen gibt.



      www.globalsecurity...acility/syria.html

      Alle türkischen Operationen die Sie verlinkt haben, waren links des Euphrat, dazu muss man nur mal einen Blick auf die Karte in den Wikiartikeln werfen.

      Die Türkei will und kann bei Operationen keine amerikanischen Soldaten im Gebiet gebrauchen. Tote Amerikaner durch türkische Streitkräfte wären ein worst case Szenario für die Türkei.

      Da die Amerikaner jetzt abziehen, können Sie sich selbst denken wo der nächste Stoß hingehen wird. Und darum ist das ein gewaltiges Problem für die YPG.

      • @Sven Günther:

        Alles akzeptiert und vielen Dank für die detaillierte Beschreibung. Allerdings ändert das nix daran, dass die türkische Armee bereits kurdische Gebiete und kurdische Truppen angegriffen hat, trotz der Präsenz der US-Truppen. Den USA ist das Schicksal der Kurden recht egal, ist es immer gewesen.

        Insofern wäre es korrekter, zu schreiben, dass die türkische Regierung nun *noch mehr* Kurden angreifen und umbringen kann, aber dann fällt das schöne Gut-Böse-Schema zusammen.

        • @BigRed:

          Das der Zusammenhang nicht erklärt wird, ist ganz sicher eine Schwäche des Kommentars.

        • @BigRed:

          Was meinen Sie mit Gut-Böse-Schema? Ich kann am Kommentar nicht erkennen, dass hier mit solchen moralischen Kategorien gearbeitet wird, schon gar nicht, dass die Amerikaner als die Guten bezeichnet werden. Allerdings geht der Artikel - meiner Meinung nach völlig zu Recht - davon aus, dass die Präsenz der USA in Syrien Erdogan bisher gezügelt hat. Ihrer Anmerkung "Alles akzeptiert..." entnehme ich, dass Sie das durchaus anerkennen. ...

    • @BigRed:

      na dann fragen Sie doch mal die YPG , wie die das alles sieht...Sie wollen doch nur ihrer Putin-Trump Connection retten...

      • @Rinaldo:

        Sicher ist das beschissen für die YPG, ich hoffe, dass die die Geschichte US-amerikanischer Nutzung kurdischer Bodentruppen im Hinterkopf hatte, genauso wie die türkischen Aktionen der letzten Jahre, und nicht auf US-Schutz gebaut haben.

        Ich vermute auch stark, dass es den Herren Trump und Putin völlig egal ist, was ich von ihren Aktionen halte und ich sie dementsprechend nicht zu einer Zusammenarbeit bewegen kann, ob ich das nun wollte oder nicht. :)

  • Christine Buchholz ist die Reinkarnation von Ghandi. Sie ist für Frieden und das Selbstbestimmungsrecht der Kurden, aber bitte ohne Gewalt und ohne Waffen, am besten alle vertragen sich so, auch der IS oder Bashar Assad.

    Ich glaube es gab selten so einen Bruch zwischen linken Kurden und der Linkspartei wie damals 2014, danach wurde es nicht besser, aber einige schwiegen, andere schrieben Bücher, die mehr oder wenige Assad lobten ... Die Linkspartei hat ein echtes Syrien-Problem, weil sie sich hoher Werte bedienen will.

    Aber man sollte nicht vergeßen, dass die anderen Parteien Assad stürzen wollten und genauso rumgeiert sind. Mal waren sie für Frieden, für die UN, mal für denen mal für jenen, aber irgendwie gegen den IS und irgendwie für die Kurden, dann doch nicht so recht, weil die ja eigentlich PKK sind und man ist mit der Türkei verbündet , zwar auch nicht mehr so recht, aber dann doch. Insofern ist die Linkspartei kein echter Gewinn, wenn es um Syrien geht, aber andere sind nicht besser.

  • 6G
    6120 (Profil gelöscht)

    Dass viele Vertreter der "Linken" Trump und seine Aussenpolitik toll finden, ist wenig verwunderlich.

    Trump ist in der Hand des Kreml, deshalb befiehlt der Kreml durch ihn den Abzug der USA aus Syrien.

    Bei vielen "Linken" herrscht nach wie vor eine starke Pro-Putin-Weltsicht.



    Der Rest erklärt sich dann natürlich von selbst, insbesondere der Verrat dieser sogenannten "Linken" an den Kurden, den sie gleichfalls mit Donald Trump gemein haben.

  • Ein bisschen faul von mir, aber hier fasst Guy Verhofstadt, der als Liberaldemokrat den Brexit fürs EU-Parlament verhandelt hat, im Guardian die Kritik vieler zusammen:



    "Ein Sieg für Russland, den Iran, die Türkei, für die Türkei eingesetzte Vertreter und das syrische Regime. Wenig überraschend macht es die Europäer verwundbarer und zeigt, wie falsch es ist, dass wir keine Verteidigungskräfte besitzen, die dazu fähig wären, für stabile Verhältnisse in unserer unmittelbaren Nachbarschaft zu sorgen."



    Zu dieser Schwächung der letzten Kräfte der Demokratie haben auch einige (beileibe nicht alle) deutsche Linke, Sozialdemokraten und Grüne beigetragen, da sie ihre internen Spielplätze und nicht die wirklichen Konflikte dieser Welt als Maßstab gesetzt haben.



    Die Kurden haben Frauenrechte verwirklicht, lokale, direkte Demokratie eingeführt und ihr Leben im Kampf gegen den IS geopfert. Das alles ist jetzt gefährdet. Deutschland muss Mittel zum Schutz der Kurden zur Verfügung stellen.

  • Traurig und wahr. Aber wen interessiert eigentlich die Außenpolitik der Linken? Und dass das eigene Weltbild gerne erst als letztes geopfert wird ist leider überall weit vertreitet.

  • Sehr treffend beschrieben, dieser ideologische Dünnpfiff, den die linke genüsslich pflegt.

  • "Einmal mehr überfordert die komplexe Lage in Syrien das simpel gestrickte antiimperialistische Weltbild linker Außenpolitiker. "

    Da sind aber nicht nur simpel gestrickte Linke überfordert. Was stellt der Autor sich denn vor? Ein US-Schutzgebiet für Kurden? Deutschen Beistand für Kurden gegen Erdogan? Den Endsieg der Westlichewerte-Menschenrechtler?

    Natürlich wissen wir in d was für Syrien die beste Lösung ist: Friede, Demokratie, Schwulen-, Frauen-, Menschenrechte. Wir sind nur nicht bereit, dafür den Preis - nämlich tote Soldaten - zu bezahlen. Alles andere ist dort unten nichts wert.

    Bleibt nur zu hoffen, dass die Mullahs und Putin Erdogan Grenzen setzen.

    Von denen kommt jedenfalls nicht so viel Geschwafel wie z.B. von vdl. Dafür sollten wir alle dankbar sein.

  • Hurra es gibt Krieg! Hurra es gibt Tote! Das ist kein Problem, solange Russland "Kolateralschäden" verursacht und keine bösen Imperialisten, aber wenn der Erdogan tötet, dann doch bitte EU-Sanktionen.

    Das ist nicht mal mehr zynisch, liebe Linke, das ist hirnverbrannt.

    • 8G
      86970 (Profil gelöscht)
      @Dorian Müller:

      tja, Außenpolitik ist wirklich nix, wo man die LINKE dranlassen dürfte. Ich musste schon beim Lesen der ersten Zeile des Artikels an das Bild auf Facebook denken, auf dem Chr. Buchholz etwas dümmlich in die Kamera grinst und ihr selbstgebasteltes Papp-Plakat präsentiert. Wirklich übel.

      Noch deutlich übler wird aber das werden, was jetzt auf die Kurden in Nordsyrien zukommt. Vermutlich wird Erdowahn dort alles plattmachen, sobald die Amis abgezogen sind. Für die deutsche Außenpolitik wird es eine weitere brutale Lektion werden: wer nicht bereit ist, sich militärisch zu engagieren, ist in einem derartigen Szenario schlicht irrelevant und darf allenfalls ein bisschen Gejammer aus dem Off beisteuern.