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Studie zu JugendgewaltDas Problem Perspektivlosigkeit

In Niedersachsen steigen Gewaltdelikte wieder an. Eine Kriminalitätsstudie sieht den Hauptgrund in der Zuwanderung.

In jedem Land der Welt seien junge Männer bei Gewalt- und Sexualdelikten überrepräsentiert Foto: dpa

Hannover/Berlin taz | Die Reaktion der AfD kam wie erwartet. Es sei „Zeit für Heimflüge“, kommentierte deren Bundeschef Jörg Meuthen. SPD-Spitzenmann Thomas Oppermann wiederum stellte sich hinter die Forderung nach einem „milliardenschweren“ Rückkehrprogramm: ein „guter Vorschlag“.

Dabei öffnet die Studie, die der hannoversche Kriminalitätsforscher Christian Pfeiffer mit seinen Kollegen Dirk Baier und Sören Kliem am Mittwoch veröffentlichte, durchaus den Blick für Differenzierungen. Aber sie fällt in eine Zeit aufgewühlter flüchtlingspolitischer Diskussionen – nur kurz nachdem im rheinland-pfälzischen Kandel ein junger Afghane seine Ex-Freundin niedergestochen hat.

Die Wissenschaftler untersuchten die Entwicklung von Jugendgewalt in Niedersachsen, mit Fokus auf junge Flüchtlinge. Und stellten fest: Nach jahrelangem Rückgang steigen seit 2014 in dem Bundesland die Gewalttaten wieder um 10,4 Prozent an – zeitgleich mit dem starken Zuzug von Geflüchteten 2015 und 2016. 13,3 Prozent der aufgeklärten Gewalttaten sind ihnen zuzurechnen. Der Anstieg der Kriminalität ist damit zu 92,1 Prozent auf Asylbewerber zurückzuführen.

Pfeiffer und sein Team beziehen sich dabei auf Zahlen der Kriminalstatistik in Niedersachsen. Ihre Studie wurde vom Bundesfamilienministerium finanziert. Als Flüchtlinge zählen die Forscher Asylbewerber, international Schutzberechtigte, Geduldete oder auch Personen mit „unerlaubtem Aufenthalt“. Deren Zahl hat sich zwischen 2014 und 2016 mehr als verdoppelt.

Dazu kommt das Frauendefizit

Doch um wen genau geht es eigentlich? Gerade wenn die Einreise gefährlich ist, wie in den überfüllten Booten auf der Mittelmeerroute, machen sich zunächst oft nur die jungen Männer auf den Weg. „In jedem Land der Welt sind die männlichen 14- bis unter 30-Jährigen bei Gewalt- und Sexualdelikten deutlich überrepräsentiert“, heißt es in der Studie.

Unter den Geflüchteten in Niedersachsen macht diese Altersgruppe einen Anteil von 26,9 Prozent aus. In der Durchschnittsbevölkerung sind nur 9,3 Prozent der Menschen zwischen 14 und 30 Jahren alt. Es überrascht nicht, dass die Polizei bei über zwei Dritteln der aufgeklärten Gewaltdelikte von Geflüchteten ebendiese Altersgruppe als Tatverdächtige ausmachte.

Hinzu kommt ein Frauendefizit. Die jungen Geflüchteten wachsen ohne Schwestern und Mütter auf, die laut Studie „eher auf gewaltfreie Lösungen hinwirken“. Stattdessen leben die jungen Männer in den Unterkünften mit vielen anderen Männern anderer Nationalität oder Religion auf beengtem Raum und orientierten sich an gewaltlegitimierenden Männlichkeitsnormen.

Laut Studie haben einige der Männer in ihren Herkunftsländern eine „Macho-Kultur“ gelernt, in der Prinzipien wie „Der Mann ist das Oberhaupt der Familie und darf sich notfalls auch mit Gewalt durchsetzen“ gelten. Jugendliche, die in Deutschland aufgewachsen seien, akzeptierten diese Männlichkeitsnormen seltener. Ebenso wichtig erscheint jedoch die Bleibeperspektive der Geflüchteten.

91 Prozent der Opfer keine Deutschen

So wird in den Zahlen deutlich, dass Geflüchtete aus Syrien, dem Irak oder Afghanistan seltener Gewalttaten begehen als etwa Asylsuchende aus den Maghreb-Staaten. Menschen aus Bürgerkriegsländern, die gute Chancen auf ein Aufenthaltsrecht haben, wollten sich diese Perspektive nicht durch eine Straftat ruinieren, vermuten die Forscher. Die nordafrikanischen Flüchtlinge stünden dagegen vor einer „massiven Enttäuschung“. „Für sie gibt es weder ein Bleiberecht noch eine Arbeitserlaubnis.“

Die Zahlen beziehen sich indes nur auf Taten, die von den Opfern angezeigt wurden – und Geflüchtete werden laut Pfeiffer häufiger angezeigt als deutsche Täter. Zudem waren die Opfer der Gewalttaten in vielen Fällen ebenfalls Migranten. Bei den vorsätzlichen Tötungsdelikten in Niedersachsen, bei denen Flüchtlinge als Tatverdächtige ermittelt wurden, waren 91 Prozent der Opfer keine Deutschen.

Pfeiffer und sein Team schlagen nun ein Einwanderungsgesetz vor, das die Anforderungen für eine Einbürgerung aufzeigen würde. „Das schafft für sie einen starken Anreiz.“

Weil zuletzt viel mehr Anträge von Asylbewerbern abgelehnt wurden, als tatsächlich ausgereist sind oder abgeschoben wurden, plädieren die Forscher zudem für ein breit angelegtes Programm für die freiwillige Rückkehr von Flüchtlingen. Damit diese erfolgreicher werde, sei es sinnvoll, auch Geflüchteten ohne Bleibeperspektive Sprachkurse und Praktika zu ermöglichen. Damit könnten sie in ihren Heimatländern etwa in der Touristikbranche arbeiten.

Weil appelliert an Merkel

Pfeiffers Zahlen fügen sich in einen bundesweiten Trend ein. Auch hier war die Gewaltkriminalität seit 2007 rückläufig – 2016 aber wuchs sie wieder um 6,7 Prozent auf 193.542 Fälle. Die Zahl der tatverdächtigen Flüchtlinge stieg auch hier: Bei Raubdelikten machten sie 14,3 Prozent der Verdächtigen aus, bei schweren Körperverletzungen und Vergewaltigungen je 14,9 Prozent. Insgesamt waren 174.438 der Verdächtigen aller Straftaten in Deutschland Zuwanderer – 52,7 Prozent mehr als im Vorjahr.

Im ersten Halbjahr 2017 wurden dann 133.800 Straftaten Geflüchteten zugerechnet, etwas weniger als im Vorhalbjahr. Die häufigsten Taten waren Fälschungsdelikte (30 Prozent), vor allem Schwarzfahren, dann Rohheitsdelikte (24 Prozent) und Diebstahl (22 Prozent).

Und auch bundesweit kamen die meisten Verdächtigen aus den Maghreb-Staaten und Georgien – und auch die Opfer waren vielfach Zuwanderer. 81 Prozent aller Rohheitsdelikte etwa, bei denen Flüchtlinge Tatverdächtige waren, trafen auch Zuwanderer.

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) forderte am Mittwoch mehr Anstrengungen bei Rückführungen und Integration. Gerade die Abschiebungen von Nordafrikanern scheiterten häufig, da sich deren Herkunftsländer weigerten, die Asylsuchenden wieder aufzunehmen. Weil appellierte an Kanzlerin Angela Merkel (CDU), darauf hinzuwirken, dass diese Länder ihre Blockadepolitik beendeten.

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37 Kommentare

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  • Ich vermute mal, wenn man 1ne Millon Deutsche der gleichen Altersgruppe über ganz Deutschland verteilt in Flüchtlingsheimen unterbringen würde, wäre der Anstieg der Kriminalität ähnlich.

  • Bild und Untertitel stehen im Widerspruch, das schürt die Vermutung einer tendendiziösen Berichterstattung.

     

    Ist das gewollt?

     

    Böse Zungen könnten das ja als Rassimus gegen junge Deutsche deklarieren.

    • @Justin Teim:

      Woran kann man erkennen, dass das Deutsche sind?

    • 8G
      81331 (Profil gelöscht)
      @Justin Teim:

      ...stimmt, die Ortsangabe fehlt. Ich tippe mal auf München, im Sommer, an der Isar.

      • @81331 (Profil gelöscht):

        Das jährliche Besäufnis am "Vatertag" mit dem Untertitel: „In jedem Land der Welt seien junge Männer bei Gewalt- und Sexualdelikten überrepräsentiert“. Der Titel unter dem Bild stimmt natürlich, denn Gewalt- und Sexualdelikte gehen meistens von jungen Männern aus und nicht von Frauen oder von alten Männern. Der Satz im Artikel "Hinzu kommt ein Frauendefizit" ist aber haltlos. Nehmen wir nur einmal China. In China kommen auf 120 junge Männer mittlerweile durch die chinesische Ein-Kind-Politik nur noch 100 junge Frauen, aber trotzdem sind bei dem Frauenmangel in China die Gewalt- und Sexualdelikte durch junge Männer nicht angestiegen.

         

        Man kann natürlich weiterhin die Augen verschließen und derartige Probleme in Deutschland schönreden. Dann darf man sich aber auch nicht beschweren, wenn die AfD irgendwann über 20% Wählerstimmen bekommt. Derartige Vorfälle durch Flüchtlinge müssen endlich ohne Wenn und Aber benannt werden und es muss auch rechtsstaatlich durchgegriffen werden, sonst haben wir bald eine nichtdemokratische Partei wie die AfD auf der Regierungsbank sitzen und das möchte sicherlich kein taz Leser erleben.

        • @Ricky-13:

          'nichtdemokratische Partei wie die AfD'

           

          Ist die AfD nicht durch Wahl, sondern par ordre du mufti in den Bundestag eingezogen ? Haben Sie Angst, dass sie per Ermächtigungsgesetz eine Diktatur in Deutschland errichtet ?

  • Man sollte vielleicht keine neuen Menschen mehr in die Welt setzen, dann lösen sich die Probleme in 20 Jahren von selbst auf. Früher wurden die überzähligen jungen Männer in den Krieg und damit in den Tod geschickt. Heute wollen noch 70-jährige regieren, da ist dann kein Platz für die Jungen.

    • @Energiefuchs:

      Autsch.

      • @Gerhard Krause:

        Was denn? Genauso gelesen. Kriegszüge als Möglichkeit der Kontrolle des Bevölkerungswachstums. Baden-Würtemberg und auch die Schweiz haben in vielen Jahrhunderten junge Männer als Soldaten in die Niederlande und die USA verkauft.

  • Die interessanteste Zahl ist, dass 91% der Opfer keine Deutschen sind. Dahinter verbirgt sich, dass die Zustände in den Sammelunterkünften eine Brutstätte für Aggressionen untereinander sind. Was wäre wohl los, wenn deutsche junge Männer in Mehrbettzimmern zusammengepfercht und dort dem Nichtstun überlassen würden? Die Zustände befördern massiv das Gewaltpotential - das gilt nicht nur für Deutschland.

    • @Philippe Ressing:

      Wenn es in Flüchtlingsheimen zu Straftaten kommt, geht es meistens um Ethnische und Religiöse Differenzen, die mit Gewalt gelöst wird. Wenn sich da verschiedene Gruppen schon bekämpfen, warum soll es dann bei der Integration einfacher sein ?

      Es gibt in Deutschland, Gott sei Dank, Regeln und dazu gehören Mord und Unterdrückung nicht. Also muss, wer bei uns leben möchte sich anpassen, und nicht umgekehrt.

    • @Philippe Ressing:

      Nannte sich früher Wehrdienst.

      • 8G
        81331 (Profil gelöscht)
        @Sven Günther:

        ...ja, und nach dem Wehrdienst waren gefühlt 90 % der jungen Männer Alkoholiker.

  • Ich weiß nicht, was mir diese Häufungen eines Kommentators hier sagen sollen. Ist eine schöne Fleißarbeit, versucht sie doch eine umfassende Begründung zu geben, aber wofür?

     

    Da wäre in erster Linie doch einmal dieses Hannoveraner Nachttopf-Institut zu hinterfragen. Wir erinnern uns, derselbe Herr Pfeiffer, der uns nun noch aus seinem Rentnerdasein mit seiner Selbstdarstellungsmanie beglückt, hatte damals einen eindeutigen Zusammenhang zu dem Aufkommen des Neonazismus unter Jugendlichen in den neuen Bundesländern damit begründet, dass die Täter als Kinder im DDR-Einheitskindergarten immer gemeinsam auf den Nachtopf gesetzt wurden. Das war sein wissenschaftliches Debüt in der breiten Öffentlichkeit und wenn man einmal Leute befragt, die die Arbeitsweise in diesem ominösen Institut kennen gelernt haben, dann gibt es sehr interessante Ergebnisse.

     

    Die Forschung wird von vielen Hiwis (wissenschaftliche Hilfsangestellte, also Studenten) am PC betrieben und aus Excel - Tabellen Zusammenhänge mittels linearer Korrelation ermittelt.

     

    Aber, vielleicht würde die Kriminalitätsrate sinken, wenn die jugendlichen Flüchtlinge auch eine Waldorf-Schule besuchen dürften, wie die Kinder von Herrn Pfeiffer und seiner Landsfrau Uschi vom Leiden (CDU) geb. Albrecht. Dann sind die tatverdächtigen Jugendlichen mit Eurhythmie beschäftigt, können ihren Namen tanzen und Rudolf Steiner hatte ja bereits vor über 100 Jahren seine Bewertungen zu den Völkerrassen abgeben.

     

    Doch das dürfte dem Herrn Pfeiffer wohl auch nicht gefallen, wenn Krehtie und Plehtie auf die angesagten Waldorfschulen Hannovers gehen würden. Wo bleibt denn da der gewisse Unterschied?

     

    Vive la difference - das gilt auch für die Qualität wissenschaftlicher Forschungsergebnisse.

    • @achterhoeker:

      Die Hiwis machen gute Arbeit. Am Ende steht aber die Entscheidung der Studienverantwortlichen, bestimmte Zahlen und Aussagen in den Mittelpunkt zu rücken. So stimm zwar folgendes: Im Jahr 2016 gab es in Niedersachsen 1606 aufgeklärte Fälle von Gewaltkriminalität mehr als 2014. Die entsprechende Zunahme von Fällen mit geflüchteten Tatverdächtigen war 1479. Der Anteil der einen Zunahme an der anderen Zunahme war somit 92%. Aber: Die Öffentlichkeit versteht solche prozentualen Aussagen oft falsch. Das wissen wir aus der Forschung zum Umgang mit Risiken. Eine 100% Zunahme eines Risikos klingt dramatisch, dabei handelt es sich vielleicht um ein Ereignis, dass statt einmal im Jahr jetzt zweimal im Jahr aufgetreten ist. Hochprozentige Aussagen zum Thema Geflüchtete sind natürlich ein gutes Mittel, um den politischen Forderungen der Autoren („Ausreise fördern“) Nachdruck zu verleihen.

      Ein sinnvollerer Vergleich wäre der Anteil von geflüchteten Tatverdächtigen 2014 (4%) und 2016 (13%), was eine Zunahme von 9% bedeutet, die zur Hälfte dadurch erklärt werden kann, dass sich die Anzahl der registrierten Geflüchteten im gleichen Zeitraum etwa verdoppelt hat (bei gleichbleibender Grösse der Bevölkerung mit deutscher Staatsangehörigkeit). Über die verbleibende geringe Zunahme der Repräsentation von Geflüchteten in der Kriminalitätsstatistik lassen sich aus sozialpsychologischer Sicht Hypothesen anstellen. Sehr weit kommt man schon, wenn man berücksichtigt, dass in Asylzentren auf engstem Raum Menschen aus oftmals verfeindeten ethnischen Gruppen untergebracht werden. Die Unsicherheit über den Ausgang eines Asylverfahrens dauerte 2016 im Schnitt 7 Monate. Solche sachlichen Überlegungen treten in der öffentlichen Diskussion jedoch in den Hintergrund, wenn man hochprozentigen Schlagzeilen (92%) die Medien und Bevölkerung in die Irre führt.

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @achterhoeker:

      "wenn man einmal Leute befragt, die die Arbeitsweise in diesem ominösen Institut kennen gelernt haben, dann gibt es sehr interessante Ergebnisse.

       

      Die Forschung wird von vielen Hiwis (wissenschaftliche Hilfsangestellte, also Studenten) am PC betrieben und aus Excel - Tabellen Zusammenhänge mittels linearer Korrelation ermittelt."

       

      Inwiefern unterscheidet sich die Arbeit des Instituts damit von der Arbeit anderer wissenschaftlicher Institute, die statistische Auswertungen machen?

      • @74450 (Profil gelöscht):

        Seien Sie mal ganz sicher, dass Allianz und Iduna nur ausgebildete Versicherungsmathematiker am Ende an die Auswertung lassen.

        • 7G
          74450 (Profil gelöscht)
          @Age Krüger:

          Das sind auch Unternehmen und keine wissenschaftlichen Institute.

  • '13,3 Prozent der aufgeklärten Gewalttaten sind ihnen zuzurechnen. Der Anstieg der Kriminalität ist damit zu 92,1 Prozent auf Asylbewerber zurückzuführen.'

     

    Das von Ihnen oben gezeigte Foto ist nicht repräsentativ für die im Mittelpunkt der Kriminalitätsstudie stehenden Tätergruppe.

    • @Nikolai Nikitin:

      Ich frage mich auch, ob die abgebildeten Jugendlichen begeistert darüber sein werden, mit Gewalt- und Sexualdelikten in Verbindung gebracht werden.

    • 8G
      80576 (Profil gelöscht)
      @Nikolai Nikitin:

      Es bedient aber das Feinbild Mann ;-)

      • @80576 (Profil gelöscht):

        ... und dieses Feinbild Mann ist wohl erwünscht ?

        • @Nikolai Nikitin:

          Wenn dies tatsächlich so sein sollte, dann frage ich mich, was ich hier noch soll.

        • @Nikolai Nikitin:

          Nur wenn es weiß, hetero und irgendwie zur "Mehrheit" gehört.

           

          Sonst ist es Rassismus :)

  • Jugendpolitik muss EU weit verbessert werden und mehr leisten!

     

    Die Zunahme von Armut bzw. der in Armut aufwachsenden Kindern und Jugendlichen sowie die aus den neuen sozialen und kulturellen Ungleichheiten resultierenden Probleme der Segregation und Ausgrenzung bestimmter Gruppen (z.B. bei Langzeitarbeitslosen, alleinerziehenden Müttern, Migrant/ -innen, Flüchtlingen, etc.) aus dem Arbeitsmarkt, dem Konsum und dem sozialen Leben, stellt den Zusammenhalt einiger europäischer Gesellschaften in Frage. Eine Situation, auf die auch die Jugendpolitik der einzelnen Mitgliedstaaten eine angemessene Antwort geben müsste.

     

    Diese Phänomene, zusammen mit einer zunehmenden Alterung

    der einheimischen Bevölkerung und die durch den Prozess der Globalisierung sich verstärkenden Binnen- und transnationalen Wanderungsprozessen, sind dabei, die soziale und kulturelle Struktur der meisten Gesellschaften Europas in Richtung einer zunehmenden kulturellen Heterogenität zu verändern. Dies ist eine Entwicklung, auf die manche Personen und Gruppen innerhalb der „Mehrheitsbevölkerungen“ nicht vorbereitet sind. Als Ergebnis solcher Entwicklungen, entstehen oder verstärken sich in vielen Mitgliedstaaten und insbesondre bei unterprivilegierten Jugendlichen, problematische Einstellungen und Verhaltensweisen wie Ethnozentrismus, Fremdenfeindlichkeit, Rechtsextremismus und Rassismus. Auch hierzu müssen die nationalen Jugendpolitiken sowie die europäische, angemessene Antworten finden, die über einzelne Programme und Maßnahmen hinausgehen

     

    //http://www.ajs-bw.de/media/files/ajs-info/Bendit_teil1.pdf

    • @Stefan Mustermann:

      Die Jugendpolitik de Herkunftsländer muss vor allem verbessert werden.

  • Prof. Dr. HELMUT KURY meint:

     

    „Obwohl die Berichte sich in aller Regel auf meist schlimme Einzelfälle beziehen, die es zu allen Zeiten gegeben hat, verbreiten die Medien nicht selten den Eindruck, dass etwa „die“ Jugendkriminalität zunehme, wofür der Einzelfall dann als „Beweis“ herangezogen wird. Das trägt zu einem völlig verzerrten Bild in der Öffentlichkeit bei. „Gewaltkriminalität scheint in besonders hohem Maße einem Wahrnehmungs- und Bewertungswandel zu unterliegen“. Albrecht u. Lamnek116 wiesen bereits vor Jahrzehnten darauf hin, dass auch die offiziellen Statistiken ein „Zerrbild“ der Jugendkriminalität bieten.“

     

    Dazu kommen noch die im politischen Kontext und eigennützig motivierten Hysterie erzeugenden öffentlichen Aussagen von Parteien wie AfD und CSU bei Einzelfällen als Straftaten.

     

    „… einseitige, dem Täter jedoch keineswegs gerecht werdende Sichtweise, fördert punitive Einstellungen und damit die Forderung nach härteren Sanktionen für die Täter. Diese vielfach einfachsten, die Hintergründe von Kriminalität nicht berücksichtigenden, populistischen politischen Entscheidungen tragen in aller Regel keineswegs zur Lösung der „Kriminalitätsproblematik“ bei, verursachen letztlich nur mehr Kosten. Hinsichtlich einer wirksamen Kriminalprävention wären jedoch Programme, die auf der Ebene Familie und Schule ansetzen, langfristig gesehen nicht nur billiger, sondern auch effektiver. Strafen, vor allem lange und wenn es bei bloßen Sanktionen bleibt, tragen, wie auch neuere große Studien zeigen, wenig zur Wiedereingliederung von Rechtsbrechern, vor allem schweren, bei.“,

     

    so Prof. Kury abschließend mit Lösungsvorschlägen.

    https://www.uni-heidelberg.de/institute/fak2/krimi/DVJJ/Aufsaetze/Kury2010.pdf

  • Bundeszentrale für politische Bildung zu Jugendkriminalität

     

    Welche der verschiedenen Messinstrumente auch immer gewählt werden – sie zeigen, dass Jugendkriminalität in ihren leichten Formen ubiquitär ist, dass sie bagatellhaft und vor allem episodenhaft ist. Einen empirischen Beleg gibt es weder für eine zunehmende Brutalisierung noch für eine Zunahme des Anteils der Mehrfachtäter. Vor allem zeigen die vorliegenden Zahlen, dass für eine Dramatisierung der Jugendkriminalität und für eine Verschärfung des Strafrechts kein Anlass besteht. Die sich nicht nur im Hellfeld, sondern auch bei selbstberichteter Delinquenz abzeichnende Höherbelastung einiger ethnischer Gruppen im Gewaltbereich deutet freilich auf Integrationsprobleme hin, insbesondere im Bildungsbereich. Die bereits vor 100 Jahren aufgestellte These "Sozialpolitik (stellt) zugleich die beste und wirksamste Kriminalpolitik dar", ist deshalb immer noch und unverändert gültig.

     

    "Kriminalität" – und zwar sowohl im Hell- als auch im Dunkelfeld – ist kein naturalistisch gegebener und einfach zu messender Sachverhalt. Was als "Kriminalität" wahrgenommen wird, ist sowohl das Ergebnis gesellschaftlicher Festlegungen als auch von (zumeist) mehrstufig erfolgenden Prozessen der Wahrnehmung von Sachverhalten, deren Interpretation und Bewertung. Es gibt deshalb auch nicht "das" eine Messinstrument. Dementsprechend gibt es mehrere, sich zumeist nur teilweise überlappende "Bilder" von "Kriminalität". Eine rationale Kriminalpolitik wird sich nicht nur auf ein "Bild" verlassen, wird Ursachen statt Symptome angehen, wird vor allem Prävention statt Repression betreiben und die begrenzte Leistungskraft eines Strafrechts in Betracht ziehen, das immer zu spät kommt und bestenfalls begrenzt wirkt.

  • Jugendgewaltproblem oder Gesellschaftsproblem?

     

    Was für Theoretiker nur die Sammlung an Risikofaktoren ist, ist für viele Heranwachsende in

    Deutschland die Realität. Die UNICEF berichtet, dass Jugendliche in Deutschland ihre beruflichen

    Perspektiven düsterer sehen als ihre Altersgenossen in allen anderen Industrienationen.21 Sie berichten häufiger davon, sich allein gelassen und als Außenseiter zu fühlen.22 Die deutschen Jugendlichen liegen mit ihrer Lebenszufriedenheit insgesamt auf dem viertletzten Platz von 21 Ländern. Diese Befunde entstammen einer Untersuchung zur allgemeinen Lage von Kindern in Industrieländern. Doch Begriffe wie mangelnde berufliche Perspektive, Isolation und Außenseitertum treten immer wieder auch im Kontext der Jugendgewalt auf. Nicht alle Jugendlichen werden unter diesen Umständen gewalttätig. Dennoch könnten Feststellungen wie diese zum Anlass genommen werden, die allgemeine Lebenslage der Heranwachsenden zu verbessern, statt sich dem Problem über den Umweg der Jugendgewalt zu nähern.

     

    Ursachenforschung – welche Faktoren werden als Ursachen „angeboten“?

     

    … Armut, ein niedriger Bildungsabschluss, Arbeitslosigkeit14 beziehungsweise eine unbefriedigende Arbeitssituation, gekennzeichnet durch mangelnde Entwicklungsmöglichkeiten und Anerkennung15, werden als Risikofaktoren der Gewaltentstehung genannt. Daneben werden ethnische Faktoren als Hintergründe der Gewalt diskutiert…

     

    Quelle: Hintergründe der Jugendgewalt in Deutschland, Zwischen Emotionen und Fakten, Jana Caroline Gäde. Auszeichnung: 2. Preis beim Nachwuchsförderpreis für politische Publizistik 2010/11 der Hanns-Seidel-Stiftung zum Thema "Hintergründe

    der Jugendgewalt in Deutschland"

  • Jugendliche werden viel häufiger kriminell auffällig als irgendeine andere Altersgruppe, insbesondere bei Gewaltdelikten. Dass Jugendliche Grenzen übertreten, ist normal: Es gehört zum Erwachsenwerden dazu. Dass die Täter immer jünger und immer brutaler werden, ist jedoch ein Problem. Nicht nur für die Opfer - meist ebenfalls Jugendliche - sondern für die gesamte Gesellschaft. Weil Jugendliche besonders sensibel auf Veränderungen reagieren, gilt Jugendgewalt als Indikator für gesellschaftliche Krisen.

    https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/psychologie/jugendgewalt_in_deutschland/index.html

    • @Stefan Mustermann:

      Erklärungsansätze für Jugendgewalt

       

      Sozialstrukturelle Faktoren

       

      Festzustellen ist eine verstärkte Diskrepanz zwischen den finanziellen Möglichkeiten und den verringerten Zugangschancen auf gesellschaftliche Teilhabe (Neue Armut, Jugendarbeitslosigkeit, fehlende Ausbildungsplätze, fehlende Perspektiven) einerseits und den

      zunehmenden materiellen Bedürfnissen (Konsumartikel, kostspielige Trendsportarten) andererseits.

       

      Der erhöhte Leistungsdruck führt auch vermehrt zu „Ausfällen“ nicht ganz so leistungsfähiger junger Menschen mit der Folge einer Marginalisierung mit spezifischem Gefährdungspotenzial. Zu nennen ist auch die zunehmende Urbanisierung, häufig verbunden mit Ghettoisierung bestimmter Subpopulationen, die delinquente Subkulturen und Bandenbildung fördern kann.

       

      Quelle: Günther Gugel: Handbuch Gewaltprävention II.

  • Studie zu Jugendgewalt

    Das Problem Perspektivlosigkeit

     

    Ganz genau!

     

    Rund 1,2 Millionen junge Menschen im Alter von 20 bis 29 Jahren haben in Deutschland keine abgeschlossene Ausbildung, befinden sich nicht in Ausbildung, in einem Studium oder einem Freiwilligendienst. Die Ausbildungslosigkeit in dieser Gruppe liegt bei 13 Prozent.

    http://jugend.dgb.de/meldungen/ausbildung/++co++13ad2736-6bb5-11e2-a7e1-5254004678b5

    https://statistik.arbeitsagentur.de/Navigation/Statistik/Statistik-nach-Themen/Ausbildungsstellenmarkt/Ausbildungsstellenmarkt-Nav.html

     

    DGB Jugend fordert: "Diese Zahlen zeigen mehr als deutlich: Junge Menschen brauchen ein Recht auf Ausbildung. Die Betriebe dürfen nicht nur über den vermeintlichen Fachkräftemangel und Akademisierungswahn klagen, sie müssen endlich mehr und qualitativ besser ausbilden. Wir brauchen dringend eine gesetzliche Ausbildungsplatzgarantie, damit sichergestellt ist, dass alle ausbildungsinteressierten Jugendlichen auch einen Ausbildungsplatz bekommen."

     

    Jugendgewalt ist kein herkunftspezifisches Problem. Probleme liegen im Sozialen. Es geht also wieder um Soziale Gerechtigkeit.

  • Nein Abschiebungen bringen nichts!

    Konfrontieren und Auseinandersetzung ist mit denen erforderlich, die gewalttätig etc. werden.

    Gemeinsame Lernprozesse statt DeMaizieres Erziehungslager in Marokko.

    Und auch richtige Bürgerrechte im Maghreb sind notwendig, also alles Entwicklungen statt abschieben.

    • @nzuli sana:

      "Rund 1,2 Millionen junge Menschen im Alter von 20 bis 29 Jahren haben in Deutschland keine abgeschlossene Ausbildung."

       

      Ein gutes Argument, weitere junge Menschen ohne abgeschlossene Ausbildung nach d zu holen.

  • Demnach ist es für eine Migranten wahrscheinlicher Opfer eines anderen Migranten zu werden als eines Deutschen. Das wird aber nicht jedem hier gefallen.

    • @TazTiz:

      Manche Opfer zählen halt nur wenn der Täter der richtige ist.

      Zur Not kann man das auch noch damit relativieren: "die Chance in der Badewanne zu sterben ist größer als in Deutschland (oder Afghanistan) Opfer eines Terroranschlages zu werden."