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Kommentar Anerkennung JerusalemsProvokation als Chance

Kommentar von Susanne Knaul

Trumps Handeln ist befremdlich, die Reaktionen sind übertrieben. Für die Palästinenser war die Lage für Verhandlungen selten besser.

Spontane Müllverbrennung als eine Form des Protests Foto: dpa

E s ist, als wolle sich US-Präsident Donald Trump selbst ein Bein stellen. Da kündigt er einerseits einen „Deal des Jahrhunderts“ an, um den Nahen Osten zu befrieden. Andererseits provoziert er den Eklat mit einer der zwei Parteien, die bei seinem Jahrhundertedeal die Hauptrollen spielen. Verstehe jemand den Chef im Weißen Haus. Trumps Anerkennung von Jerusalem als Hauptstadt Israels ist zum aktuellen Zeitpunkt so befremdlich wie überflüssig.

Nichtsdestrotrotz sind die Reaktionen übertrieben, wenn die palästinensische Führung von einer Zerstörung der Zweistaatenlösung spricht oder wenn in Gaza die radikal-islamische Hamas eine neue Intifada entzünden will. Am Tag nach Trumps Rede bleiben Massendemonstrationen, gewaltsame Ausschreitungen und gar neuer Terror aus. Die Palästinenser sind Schlimmeres gewohnt als eine provokante Erklärung des US-Präsidenten.

Trump hat keine neue Intifada angefacht und kein Ende der Zweistaatenlösung verschuldet. Es wird sich nichts ändern, weder konkret durch seine Anerkennung der umstrittenen Hauptstadt noch in der Konsequenz. De facto ist Westjerusalem längst Hauptstadt Israels. Hier sitzen Regierung und Präsident, der Oberste Gerichtshof und die Ministerien, mit Ausnahme des Verteidigungsministeriums in Tel Aviv und des Justizministeriums, das als einziges umziehen müsste, wenn die Zweistaatenlösung kommt, denn das Justizministerium liegt in Ostjerusalem.

Dass in den USA Jerusalem fortan offiziell als Hauptstadt Israels gilt, bedeutet mitnichten, dass Jerusalem nicht auch Hauptstadt Palästinas sein kann. Das Weiße Haus tritt für ein geteiltes Jerusalem ein, für eine Stadt mit zwei Regierungen für die beiden Staaten Israel und Palästina. Darauf gilt es hinzuarbeiten mit Trump als Vermittler, für den es keine Alternative gibt, und der jetzt mehr denn je in der Schuld der Palästinenser steht.

Das ist eine Chance. Palästina ist wieder in den Schlagzeilen, und die internationale Gemeinschaft macht mobil, um den Status quo zu retten und den Friedensprozess. Selten war die Ausgangslage so günstig für die Palästinenser, die gut daran täten, mit Rückenwind in neue Verhandlungen zu gehen.

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Redakteurin Meinung
1961 in Berlin geboren und seit 2021 Redakteurin der Meinungsredaktion. Von 1999 bis 2019 taz-Nahostkorrespondentin in Israel und Palästina.
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59 Kommentare

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  • 6G
    60440 (Profil gelöscht)

    Genau, wie kann man bloss etwas haben gegen den sexistischen, korrupten, dummbrutalen, brandgefährlichen., Spinner, konsequenten Lügner und Psychopathen, der sich amerikanischer Präsident schimpft ...

  • Das ist schon sehr befremdlich zu sehen, wie sich von der taz bis zur Tagesschau, vom Papst bis zum Ayatollah alles zum hysterischen Trump- und Israel-Bashing zusammenrottet.

     

    Ich empfehle, einfach mal die Rede von Trump zu lesen, da stehen nämlich sehr bedenkenswerte Sachen drin: https://www.timesofisrael.com/full-text-of-trumps-speech-recognizing-jerusalem-as-capital-of-israel/

     

    Zum Beispiel:

    "Jerusalem is not just the heart of three great religions, but it is now also the heart of one of the most successful democracies in the world. Over the past seven decades, the Israeli people have built a country where Jews, Muslims, and Christians, and people of all faiths are free to live and worship according to their conscience and according to their beliefs.

     

    Jerusalem is today, and must remain, a place where Jews pray at the Western Wall, where Christians walk the Stations of the Cross, and where Muslims worship at Al-Aqsa Mosque."

     

    Das ist, finde ich, sehr wohlwollend gegenüber denen, die jetzt mit Schaum vor dem Mund gegen Trump geifern.

     

    Und eines ist völlig klar: Sollten irgendwann Teile Jerusalems unter arabische Kontrolle geraten, wäre es vorbei mit der jetzigen Freizügigkeit.

  • Das erste Mal in Trumps Regierungszeit eine gute Entscheidung - und alle Welt regt sich auf…

    • @Khaled Chaabouté:

      Und als Putin im April Westjerusalem als Hauptstadt Israels anerkannte, wurde überhaupt nichts berichtet. Ist schon sonderbar dieses Verhalten.

  • "Dass in den USA Jerusalem fortan offiziell als Hauptstadt Israels gilt, bedeutet mitnichten, dass Jerusalem nicht auch Hauptstadt Palästinas sein kann."

    Ich kann mit derlei betonierten Aussagen nix anfangen. In einem konföderierten Land könnte Jerusalem selbstverständlich Hauptstadt beider Partner sein.

  • Jerusalem ist die Haupstadt Israels.

    Die umstrittenen Gebiete haben die arabischen Nachbarländer im 6 Tage -Krieg verloren.Wenn wer immer noch die Rückgabe fordert ist genauso unrealistisch und geschichtslos wie unsere dt.Heimatvereine ,die die Rückgabe der sog.Ostgebiete fordern.

    Dem elenden linken und rechten völkischen Revisionismus Einhalt gebieten!

    • @m. luz:

      Umstrittene Gebiete heisst: Ostjerusalem? Oder auch Westbank plus Gaza?

  • Ich verstehe das alles nicht. Aber es verlegt doch nur die Botschaft.

  • Die Jerusalem-Frage



     

    In der allgemeinen Berichterstattung wird oft der Eindruck erweckt, in dieser Causa handele es sich um eine einsame und unerwartete Entscheidung von Präsident Trump. Dem ist keineswegs so. Bereits 1995 unter der Präsidentschaft Clintons hatte der US-Kongress bekanntlich mit den Stimmen der Demokraten ein Gesetz erlassen, das den Umzug der diplomatischen Vertretung von Tel Aviv nach Jerusalem vorsieht und damit als Hauptstadt anerkennt, ohne daß dies in den europäischen Hauptstädten zu größerer Aufregung geführt hätte. Dessen praktische Umsetzung wurde bislang lediglich alle sechs Monate aus Erwägungen politischer Opportunität per präsidialer Executive Order ausgesetzt, von keinem der Trump-Vorgänger jedoch grundsätzlich in Frage gestellt, auch nicht von Obama. Auch wird in den jetzigen Reaktionen geflissentlich darüber hinweggesehen, daß Ost-Jerusalem seit 50 Jahren völkerrechtswidrig und gegen den Willen der dortigen autochthonen Bevölkerung annektiert wird. In Bezug auf andere Annexionen in der jüngeren Zeitgeschichte ist die Reaktion des Wertewestens weniger zimperlich.

     

    

In diesem Kontext wäre es vielleicht auch angebracht, die UNO-Resolution 181 vom 29. November 1947 in Erinnerung zu rufen, die allein die Gründung des jüdischen Staates von Palästina legitimiert. Sie sah bekanntlich die Dreiteilung Palästinas in einen jüdischen und arabischen Staat sowie für Jerusalem eine „Sonderregime“ vor: „Die Stadt Jerusalem wird als corpus separatum unter einem internationalen Sonderregime errichtet und von den Vereinten Nationen verwaltet. Der Treuhandrat wird damit betraut, die Aufgaben der Verwaltungsbehörde im Namen der Vereinten Nationen wahrzunehmen... Die Stadt Jerusalem umfaßt das derzeitige Stadtgebiet von Jerusalem sowie die umliegenden Dorf- und Stadtgemeinden, von denen die östlichste Abu Dis, die südlichste Bethlehem, die westlichste 'Ein Karim (einschließlich des bebauten Gebiets von Motsa) und die nördlichste Shu'fat ist...“

  • http://www.mid.ru/en/foreign_policy/news/-/asset_publisher/cKNonkJE02Bw/content/id/2717182

     

    Putin hat schon im April d.J. West- Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkannt. Kein Aufschrei. Keine Berichterstattung. Wie kommt das?

  • Das Weiße Haus tritt für ein geteiltes Jerusalem ein, für eine Stadt mit zwei Regierungen für die beiden Staaten Israel und Palästina. Darauf gilt es hinzuarbeiten mit Trump als Vermittler, für den es keine Alternative gibt, und der jetzt mehr denn je in der Schuld der Palästinenser steht.

     

    Die Idee finde ich garnicht so verkehrt. Zumal doch viele Palästinenser bei Israelis arbeiten und eher eine pragmatische denn eine politische suchen.

  • "Es wird sich nichts ändern, weder konkret durch seine Anerkennung der umstrittenen Hauptstadt noch in der Konsequenz. De facto ist Westjerusalem längst Hauptstadt Israels."

     

    Das sehe ich anders. Jerusalem ist das religiöse Symbol in dieser Region, vielleicht wichtiger als Mekka noch und wenn hier so eine einseitige Entscheidung fällt, dann hat das langfristige Konsequenzen. Die Palästinenser können es nutzen, aber die Führer sind damit gemeint, das Volk geht eventuell andere Wege, ist offenbar bereits der Fall und es wird nicht dabei bleiben. Trump zündet in meinen Augen eine Bombe und er kennt die Detonanion noch nicht, er glaubt wahrscheinlich nicht daran, aber es wird was passieren und gerade radikale Kräfte werden das nutzen und mobilisieren, aktivieren und ihren Kampf intensivieren.

  • Das was da angekündigt läuft, ist reiner Terror. Schande über diese Idioten!

  • Frau Knaul, Sie leben wohl schon zu lange in Israel. Sie wären nicht der/die einzige KorrenspondentIn, der/die sich in eine Filterblase begibt. Gleiches ist (wenn auch nicht in der Taz) bei in Madrid sitzenden KorrespondentInnen zu beobachten, die in der Katalonien-Frage 1:1 die rajoyfranquistische Lesart übernehmen, oder bei Balkan-Korrespondenten, die Albaner als Halbwilde betrachten. Frau Knaul, Chance für die Palästinenser? Mein Arsch. Das ist ein Versuchsballon. Wenn das hier mit ein wenig MiMiMi von Guterres und Mogherini glatt durchgeht, folgen die Annexion des Westjordanlands und deren Anerkennung durch Trump.

  • Jerusalem ist de jure die Hauptstadt Israels, Tel Aviv-Jaffa und Jerusalem sind es de facto.

  • Ich weiß wirklich nicht, woher der Autor seine Informationen hat. Momentan finden mehr als 16 Clashes und Demonstrationen gleichzeitig in allen Städten des Westjordanlandes statt, es wurde zum Generalstreik und zur Intifada aufgerufen. Gleichzeitig stehen Panzer in Jerusalem bereit. Guter Journalismus und Recherche geht anders...vielleicht war das der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Die Palästinenser sind schier verzweifelt und sehen keine Zukunft...man muss sich als Außenstehender überlegen, was die Zivilbevölkerung dazu bewegt nahezu unbewaffnet gegen eine der besten Armeen der Welt anzutreten...

  • Ich denke Trump weiß überhaupt nicht, dass Tel Aviv die Hauptstadt Israels ist.

    • @insLot:

      Tel Aviv-Jaffa war nie die Hauptstadt Israels, seit dem 4. Januar 1950 ist "Westjerusalem" die Hauptstadt Israels, die Unabhängigkeit wurde in Tel Aviv verkündet.

  • Sehr seltsame Sicht der Vorgänge in Palästina und Washington! Fehlt nur noch, dass der Autor Trump als Friedensengel darstellt!

  • Man muss über die Israel-Frage sprechen dürfen. Die Franzosen tun es. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron

    tut es und der Papst sowie so. Emmanuel Macron hat gestern in seiner Erklärung ganz klar zum Ausdruck gebracht, die Anerkennung von Jerusalem als Hauptstadt Israels durch Donald Trump, ist „völkerrechtswidrig, gegen die entsprechenden Resolutionen der Uno und ein Verstoß gegen die Menschenrechte“

    Dabei ist es völlig gleichgültig, aus welchen Motiven Donald Trump sein Dekret verfügt hat.

     

    Das die Israelis das Land der Palästinenser besetzen ist tägliche Gewalt und nichts anderes. Diese tägliche Besatzungsgewalt der Israelis kann nicht dadurch legitimiert werden, dass ein Außenstehender, hier Trump, dem Gewaltregime das mit Gewalt einverleibte Territorium zuschreibt.

    Donald Trump hat damit faktisch festgestellt „Das Völkerrecht zählt für uns Amerikaner nicht. Wir machen was wir wollen.“

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @Nico Frank:

      Ich glaube langsam, dass es irgendwie widersinnig ist, sich als Linke*r auf das Völkerrecht zu berufen.

      Wie beim Fall Tibet sichtbar und beim Kosovo, wird so genanntes Völkerrecht durch Anerkennung geschaffen. Die beruht aber nicht auf einem 'Volk', weder einem tibetischen, noch einem kosovarischen, sondern auf der Anerkennung einer territorialen Herrschaft, die eine gewisse Zeit bestaneden haben muss. Aber das ist ein Politikum und es ist paradox: Anerkennung beruht auf Anerkennung. Im Fall Tibet reichte die Anerkennung durch die Mongolei nicht aus, im Fall Kosovo reichte die Anerkennung durch EU und USA für den völkerrechtlichen Unabhängigkeitsstatus.

       

      Zwischen Staaten herrscht Anarchie und ein Recht, um die Nationalstaaten zu binden, müßte von der UNO direkt kommen, unter Umgehung der Nationalstaaten durch direkte Legitimation mittels Wahlen durch alle Erdlinge.

      Das ist bei der EU ähnlich, das Recht, das die Kommission bindet, hat sie selbst ausgehandelt und die Richter*innen setzt sie selbst ein.

       

      Insofern ist leider eine eventuelle Annektion der besetzten Gebiete im Westjordanland auch nur eine Frage der internationalen Anerkennung und eben keine Sache irgendeines Rechtes oder eines Volkes, denn wer setzt denn das so genannte Völkerrecht durch? Wer bestraft denn z.B. George Bush für seine Angriffskriege? Was für ein "Recht" ist das überhaupt, ohne unabhängige Völkerrechts-Justiz, die über die Anwendung auf die konkreten Fälle urteilte und bei der dieses Recht eingeklagt werden könnte?

    • @Nico Frank:

      "Man muss über die Israel-Frage sprechen dürfen."

       

      Wer hindert Sie daran bzw. wieso tun Sie so, als sei das verboten? In Deutschland hat man vor 76 Jahren über die Juden-Frage gesprochen und eine Endlösung gefunden. Tun Sie sich also keinen Zwang an und erzählen Sie mal, wie Sie die Israel-Frage lösen möchten.

      • @Nicky Arnstein:

        wes Geistes Kind Sie sind, beweist ihre Annahme und Verknüpfung die von mir gestellte Israel-Frage zur Juden-Frage vergangener Zeiten zu verbinden. In Wirklichkeiten versuchen Sie mit der Antisemitismuskeule zu arbeiten, sprich Todschlagargumente anzubringen. Wirklich sehr tiefe Schublade.

  • Es gibt im Amerikanischen einen Ausdruck, "Between a rock and a hard place." Der wird im Deutschen gerne mit Zwickmühle übersetzt, bedeutet aber nicht ganz das gleiche. Die Palästinenser leben schon seit Jahrzehnten zwischen einem Stein und einem harten Ort, vertreten von korrupten Leuten, die die Palestinian Authority bevölkern, und ansonsten im eigenen Land als Menschen zweiter Klasse behandelt.

     

    Israel ist ein Apartheidsstaat, gegründet als Staat nur für Juden, oder besser, für weiße hassidische Juden, die fröhlich das den Palästinensern noch verbliebene Land illegal besiedeln, ihre Olivenbäume vernichten, und mit Autos in ihre Kinder fahren oder sie kidnappen und anzünden. Das ist alles dokumentiert, und der Staat Israel macht nichts dagegen. Kritisiert man als Außenstehender, insbesondere als Deutscher, den Staat Israel in irgendeiner Form, bekommt man den Antisemitismus-Maulkorb umgelegt.

     

    Normale, friedensliebende Israelis wie Breaking the Silence werden bedroht.

     

    Die Verhandlungsbasis ist also schon einmal garnicht da, denn die USA und ihre Politik gegenüber Israel werden maßgeblich von Lobbygruppen beeinflusst, u.a. von AIPAC. Nach diesem Artikel der Washington Post (https://www.washingtonpost.com/graphics/world/which-countries-get-the-most-foreign-aid/) ist Israel der zweitgrößte Empfänger von US Auslandshilfe, größtenteils auf dem Gebiet von Militär und Sicherheit.

     

    Es mag also schon sein, dass de facto Jerusalem bereits die Hauptstadt von Israel war, bevor Trumps Zündelei kam. Warum räumen wir nicht gleich noch die restlichen Palästinensergebiete, wo Israel ja auch mit Hilfe der USA und Europas seit Jahrzehnten Tatsachen schafft?

     

    So etwas in der taz zu lesen hat mich ganz ehrlich gesagt schon fast schockiert in seiner Ignoranz, denn wie wir ja alle mittlerweile herausgefunden haben, scheren sich Trump und seine Truppe nur um Geld und Macht. Er steht also bestenfalls bei den Koch Brüdern in der Schuld, ganz bestimmt nicht bei den Palästinensern.

    • @Sergej Prokofiev:

      "Kritisiert man als Außenstehender, insbesondere als Deutscher, den Staat Israel in irgendeiner Form, bekommt man den Antisemitismus-Maulkorb umgelegt."

       

      Ein Maulkorb bekommen bissige Hunde umgelegt. Ist ein Antisemitismus--Maulkorb also ein Maulkorb, den beißwütige Antisemiten umgelegt bekommen? Wie dem auch sei: Es ist richtig, dass Israel als Staat für Juden gegründet wurde - und zwar in einer Region, in der seit Jahrtausenden Juden lebten

      - lange bevor die Muslime ihre Eroberungskriege führten. Und das Israel 1948 als Land für Juden gegründet wurde - als jüdischer Staat -

      hat auch einen guten Grund, und zwar nämlich der, dass Juden in anderen Ländern unerwünscht waren, verfolgt und ermordet wurden. Klingelt es bei Ihnen, wenn ich den Begriff Endlösung einwerfe? Im übrigen leben in Israel nicht nur Juden, sondern auch Christen und Muslime sowie Atheisten, die einen israelischen Pass besitzen.

      • @Nicky Arnstein:

        Ihnen ist dann sicherlich auch die Balfour-Erklärung ein Begriff, nehme ich an. Die Idee eines jüdischen Staates geht doch viel weiter zurück als 1948.

         

        Und dann ist er da auch schon wieder: der Holocaust, und damit könnte dann für mich die Diskussion zu Ende sein, wenn ich mich damit zum Schweigen bringen ließe. Wie war das noch mal mit dem Maulkorb? Quod erat demonstrandum, Sie haben meinen Punkt geradezu perfekt zum Ausdruck gebracht. "Beißwütige Antisemiten" - da musste ich, ehrlich gesagt, laut lachen.

         

        Fest steht, dass Israel keine Demokratie ist, wie wir sie verstehen. Das Problem ist ja am Ende Zionismus, sagen wir es doch einmal geradeheraus. Jeder Jude kann nach Israel ziehen und bekommt sofort dort aufgrund seines *Glaubens* Rechte, die Palästinensern nicht zugestanden werden, auch wenn sie nachweislich dort Landrechte haben. //http://www.nytimes.com/2012/05/24/opinion/not-all-israeli-citizens-are-equal.html

         

        Was mich auch immer fasziniert, ist, wie Leute, denen selbst Schlimmes widerfahren ist, sich dann umdrehen können, und das genau gleiche dann anderen antun. Und kommen Sie mir jetzt bitte nicht mit der Sicherheitslage da unten - die Tatsache, dass man den Leuten nach der Gründung verweigert hat, in ihre Dörfer zurückzukehren, hat doch damit nichts zu tun. Irgendwann ist die Lage dann so verrannt, dass niemand mehr den ersten Schritt tun will, aus Angst, sein Gesicht zu verlieren. Und tut er es doch, wird er, wie damals Rabin, von seinen eigenen Leuten umgebracht.

         

        Im Grunde können wir uns, siehe oben, mal wieder bei den Imperialisten bedanken.

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @Nicky Arnstein:

        Danke, dass Sie das hier machen Normalerweise bin ich bei dem Thema auch dabei.

         

        Aber gerade bin ich etwas müde, weil man ja gegen eine Wand redet und weil das alles mit BDS usw. immer schlimmer wird.

         

        Und dann halten sich diese Leute für links und merken gar nicht die antisemitischen Muster in ihrem Denken.

         

        Egal was auch immer in Israel oder in der Region passiert, schuld ist immer und ausschließlich Israel.

         

        Man macht sich mit Terroristen und Islamisten gemein, weil der Feind derselbe ist.

         

        Und ihre Frage nach der Lösung der Israel-Frage wird von diesen Leuten ausschließlich mit der Vernichtung Israels beantwortet. Sie nennen es natürlich nicht so. Genauso wie sie sich nicht als Antisemiten bezeichnen, sondern als Antizionisten.

         

        Und das bedeutet, was sie selbst nicht verstehen, die Vernichtung der Juden in guter deutscher Tradition.

        • 6G
          60440 (Profil gelöscht)
          @88181 (Profil gelöscht):

          Man kann ja auch müde werden, wenn man Ihre immergleichen stereotype lesen muss. Niemand sagt, dass stets "die" Juden Schuld sind, niemand macht sich mit "Terroristen" und "Islamisten" gemein, wobei sich schon die Frage stellt, wer eigentlich wen und warum als Terroristen labeln darf.

          Und wer möchte die Vernichtung Israels als Lösung der Israel-Frage ?

          Gehts nicht ne Nummer kleiner ?

          • @60440 (Profil gelöscht):

            "Niemand sagt, dass stets "die" Juden Schuld sind, "

             

            Hawkins hat das doch gar nicht geschrieben, sondern dass Israel stets als Sündenbock für alles hingestellt wird. Allerdings ist Israel für die Antisemiten ein Synonym für Juden.

            • @Nicky Arnstein:

              Sie schon wieder ;-)

              Jetzt hören Sie doch mal mit den billigen Argumenten auf...

          • @60440 (Profil gelöscht):

            Die Hamas, die Hizbullah, der Iran und es gibt noch ein paar weitere Akteuere und deren Ziel ist die Vernichtung Israels. Können Sie z.B. sehr anschaulich im Programm der Hamas nachlesen, (Art. 6). Erst wenn alle Muslime die Juden bekämpften und töteten, werde das jüngste Gericht kommen. Dieses werde die Vernichtung aller Juden vollenden (Art. 7). Palästina sei ewiger heiliger Besitz für alle kommenden Generationen der Muslime. Sie dürften weder auf einen Teil noch auf das Ganze jemals verzichten.

            • 6G
              60440 (Profil gelöscht)
              @Sven Günther:

              Gibts die auch hier im Forum ?

              • @60440 (Profil gelöscht):

                Sympathisanten auf jedenfall.

                • 6G
                  60440 (Profil gelöscht)
                  @Sven Günther:

                  Ach so, na dann. Bibi und der Donald werdens scho richten. So ganz ohne Hass und Gewalt. Dann wird jetzt sicher alles gut, so von Syrien bis Malaysia ...

        • @88181 (Profil gelöscht):

          Ich muss auch gestehen, dass ich es schon lange aufgegeben habe die hier tätigen, üblichen Israel/Judenhasser irgendwie mit Fakten und Logik zu überzeugen.

          Die WOLLEN hassen, sonst nix. Wie schon Wassermann schrieb: "Es ist vergeblich..."

          • @Henriette Bimmelbahn:

            Das geht auch an @jim hawkins: wieso ist Kritik immer gleich Hass?

             

            Um mit diesem Argument, genauso wie mit dem Antisemitismus-Hammer, alle abweichenden Meinungen einfach kaltzustellen, denke ich. Menschenrechte sind unveräußerlich - das Grundgesetz beginnt in Artikel 1 aus einem Grund mit "Die Würde des Menschen ist unantastbar." Ich persönlich meine, Israel tut sich mit Zionismus keinen Gefallen, denn wenn man den aus der Gleichung rausnähme, wäre eine ganz anders differenzierte Diskussion möglich.

             

            Es ist auch eine Verallgemeinerung zu behaupten, alles würde immer Israel in die Schuhe geschoben, und man würde Israel immer hassen, wenn man Israel kritisiert. Die Fakten und Logik, von denen Sie sprechen, die mich davon überzeugen könnten, dass es vollkommen OK ist, 20% seiner Bevölkerung nur 7% seiner Budgets angedeihen zu lassen (siehe Antwort an @nickyarnstein, wo ich einen entsprechenden NYT Artikel eingebunden habe), oder dass illegale Siedlungen im Westjordanland kein Problem sind, die hätte ich gerne gesehen.

             

            Vermutlich halten Sie Breaking the Silence für Nestbeschmutzer?

             

            PS. Ein sehr guter Freund unsererseits lebt übrigens in einem Kibbutz im Süden Israels. Yep, haters gonna hate.

          • 8G
            88181 (Profil gelöscht)
            @Henriette Bimmelbahn:

            Schätze wir letzen Mohikaner und Mohikanerinnen müssen wohl zusammen halten :-)

             

            Geht auch an @SVEN GÜNTHER

             

            Und dann jammern die auch noch den lieben langen Tag, sie dürften Israel nicht kritisieren und sie und die versammelte Medienwelt tut es doch völlig ungestraft von morgens bis abends.

             

            Mit den jüdischen Medien kenne ich mich nicht aus, aber ansonsten fällt mir außer der Jungle World und der Konkret und noch Mena Watch kein Medium ein, dass sich nicht im Einheitston Israel gern mal zu Brust nimmt.

             

            Wohlmeinend natürlich. Würde Israel auf die Ratschläge dieser ganzen Leute hören, es würde nicht mehr existieren.

             

            Und darum geht es ja.

            • @88181 (Profil gelöscht):

              Nicht nur Herr Gabriel als Experte für schwierige Weltlagen im allgemeinen und im besonderen, auch sonst wimmelt es in Deutschland vor NO-Experten, die übertreffen noch die Zahl der Nationaltrainer.

              Oberschlaumeier wo man hinliest ;-)

              • 8G
                88181 (Profil gelöscht)
                @Henriette Bimmelbahn:

                Im Grunde ist es ja recht offensichtlich.

                Selbst wenn Israel beispielsweise eine homosexuellenfreundliche Politik fährt, dann heißt das bei den Antisemiten/Antizionisten eben "Pink Washing"

                 

                Es ist schlicht und ergreifend völlig egal. Alles was Israel tut, außer sich selbst als Staat und sicheren Hafen für alle Juden aufzulösen, ist falsch, verbrecherisch, was weiß ich.

                 

                Der Antisemitismus funktioniert eben nur durch seine eigene Logik. Die menschliche, zivilisierte, richtige Logik, die ist ihm wesensfremd.

          • @Henriette Bimmelbahn:

            Seltsamerweise haben die arabischen Israelis die gleichen Bürgerrechte, sind die drittgrößte Partei in der Knesset, aber Israel ist ein Apartheidsstaat, na sicher.

            • @Sven Günther:

              „arabische Israelis hätten die gleichen Bürgerrechte wie die jüdischen Israeli, deshalb könne Israel kein Apartheidsstaat sein“ Solche oder ähnliche Legenden werden dann aufgetischt, um Israel als einen Hort der Freiheit, Demokratie und Menschenrechte darzustellen.

               

              Ich selbst kenne Israel, weil ich mich dort einige Monate aufgehalten habe. „Arabische Israelis“ sagen weder die Israeli noch die Palästinenser, man nennt diese Bürger des Staates Israel „Araber in Israel“, weil die Israeli das Wort „Palästinenser“ ablehnen und die Palästinenser das Wort „Israel“.

               

              Die systematische Diskriminierung der Palästinenser mit israelischer Staatsbürgerschaft ist umfangreich dokumentiert und liegt bereits in der Natur des Staates Israel.

              Einbürgerung und Einreise nach Israel ist gesetzlich zugunsten der jüdischen Israeli festgelegt. Das UNO-Komitee zur Beseitigung von Rassendiskriminierung hat einstimmig in seiner Resolution vom 15.08.2003 verabschiedet, dass das israelische Gesetz zur Einbürgerung und Einreise den internationalen Menschenrechtsvertrag gegen Rassismus verletzt.

              Auch das israelische Eherechte ist Lichtjahre von westlichen US-Europäischen Standards entfernt. Ich könnte Ihnen hier seitenweise konkrete israelische Gesetze benennen, die darauf ausgerichtet sind, systematisch den Bevölkerungsteil der nicht dem jüdischem Glauben angehört, zu diskriminieren.

               

              Auch kann man den Rassismus in Israel als Ausländer/Tourist ohne Probleme jederzeit an sog. Checkpoints selbst beobachten. Da werden die Kontrollen zur reinen Schikane, sobald man nicht jüdischer Israeli ist.

               

              Um all diese Fakten zu benennen und Israel als einen faktischen Apartheidsstaat zu beschreiben, muss man nicht ein Antisemit sein. Der gesunde Menschenverstand und ein gesundes Gerechtigkeitsverständnis reichen vollkommen.

  • 6G
    60440 (Profil gelöscht)

    Die Achse Netanjahu-Trump stellt eine der größten Gefahren für den Weltfrieden dar. Aber ansonsten hat die Autorin mit ihrem verharmlosenden Text natürlich völlig Recht ...

  • "Darauf gilt es hinzuarbeiten mit Trump als Vermittler, für den es keine Alternative gibt, und der jetzt mehr denn je in der Schuld der Palästinenser steht."

     

    Ob Trump das auch so sieht? Hier ist wohl Wunschdenken Mutter des Gedankens.

  • 8G
    81622 (Profil gelöscht)

    Zu sagen," selten war die Ausgangslage so günstig für die Palästinenser..." ist ja wohl ein Witz, wenn man sieht, wie Trump derzeit überall auf der Welt zündelt und was das nun für Auswirkungen zeigt: Die Hamas hat gerade für den Gazastreifen eine neue Intifada ausgerufen und die arabische Welt steht Kopf. Wie soll denn wohl eine Zweistaatenlösung aussehen, wenn Trump sagt "wenn beide Seiten dies wollen" und Israel explizit diese nicht will? Wie soll denn bei der Konstellation jetzt Ostjerusalem Hauptstaat eines unabhängigen Palästina werden, wenn sich die Hardliner und Extremisten in Israel nun durch Trump gestärkt sehen? der Artikel ist pures Wunschdenken und fernab der Realität.

    • @81622 (Profil gelöscht):

      Sehe ich auch so. Gewaltsamer Landraub durch die Israelis und deren Anerkennung als Chance für die ausgeraubten Palästinenser zu interpretieren, ist wirklich ein schlechter Witz.

       

      Für mich hat Donald Trump die Anerkennung von Jerusalem als Hauptstadt Israels deshalb ausgesprochen, um seine große Steuerreform erfolgreich durch die Abtimmungen zu bringen. Wir erinnern uns, dass die Abstimmung wegen zu vieler Abweichler in den eigenen Reihen verschoben wurde. Wer sagt, dass Trump kein Deal gemacht hat.

      „Ich bekomme meine Steuerreform und ihr euer Jerusalem als Hauptstadt“

      • @Nico Frank:

        Genau, denn an den paar Millionen Juden in den USA hängt Sieg oder Niederlage von Trump ab. Westjerusalem ist sowieso schon immer Hauptstadt Israels gewesen, auch nach Teilungsplan der UN.

  • "Das Weiße Haus tritt für ein geteiltes Jerusalem ein, für eine Stadt mit zwei Regierungen für die beiden Staaten Israel und Palästina. "

    Wenn das so wäre, warum wurde in den letzten 20 Jahren nie ernsthaft danach gehandelt?

    Ansonsten ein guter Artikel, der die Aktion Trumps sinnvoll einordnet.

    • @undnix:

      Weil eine Lösung des Konflikts der Fatah und der Hamas auf Dauer die Macht und den Einfluß kosten würde, von dem finanziellen Einbußen ganz zu schweigen. Außerdem würden sich die Palästinenser dann fragen, warum man das nicht schon vor 20 Jahren abgeschlossen hat. Man hätte sich viele Tote, viele Siedlungen, etc gespart.

      • @Vladimir Z.:

        vor allem die vielen palästinensischen siedlungen in Israel proper, wa.

        • @christine rölke-sommer:

          Meinen sie nicht, dass die meisten Israelis gerne auf die Siedlungen verzichten würden, wenn die Palästinenser Israel anerkennen würden und die Anschläge ein für alle Mal aufhören würden?

          • 8G
            81622 (Profil gelöscht)
            @Vladimir Z.:

            Unglaublich Ihr Zynismus. Zuerst stehlen die Siedler und damit der israelische Staat den Palestinensern durch illegale Bestzungen das Land und empören sich dann, wenn einige in ihrer Ausweglosi.gkeit und Verzweiflung zum Terror greifen. Ursache und Wirkung sollte schon auseinandergehalten werden.

            • @81622 (Profil gelöscht):

              Und wie begründen Sie den Terror in Europa, z.B. den am Breitscheidplatz vor einem Jahr, der 19 unschuldigen Menschen das Leben kostete? Auch eine Verzweiflungstat?

            • @81622 (Profil gelöscht):

              Da in Gaza ja kein Land von Siedlern gestohlen wird, da Israel alle Siedlungen geräumt hat. Müsste es ja da super laufen... Tut es ja auch nicht und selbst die Ägypter haben eine 3 m hohe Mauer zu Gaza gebaut und das als arabischer Bruderstaat...

          • @Vladimir Z.:

            fragen Sie die siedler - nicht mich!

            • @christine rölke-sommer:

              Wie soll er das machen? Er hat Sie um Ihre Meinung gebeten. Aber leider weichen Sie immer Fragen, die die Mitschuld der Palästinenser an der Lage entlarven, immer aus. Jede Medaille hat zwei Seiten. Auch die des Nahostkonflikts.